Vom tiefen Meer Vom tiefen Meer

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blick
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STEUERN
&
RECHT
Franz X. Priester
Priester & Baumschlager GmbH
in Kirchdorf a. d. Krems und
F. X. Priester GmbH in Steyr
Warum einfach, wenn‘s auch kompliziert geht?
Bei der Verkündigung des Reformpaketes 2012 machte Finanzministerin Fekter deutlich: „Mir war wichtig, im Steuerrecht
Schlupflöcher zu schließen und vor allem den Mittelstand zu schützen. Das bedeutet: Keine jährliche Vermögenssteuer auf die Substanz, keine Wiedereinführung der Erb- und Schenkungssteuer und
keine Erhöhung des Spitzensteuersatzes, die Hälfte ist genug.“
Wirkliche Struktur- bzw. Verwaltungsreformen kann ich leider in dem
vorliegenden Regierungsübereinkommen wenige finden, denn wir
haben nach wie vor 28 Sozialversicherungsanstalten, 84 Bezirkshauptmannschaften und 15 Städte mit eigenem Statut, sowie
2.357 Gemeinden. In einem Punkt war man sich jedoch einig – bei
den Steuererhöhungen. Auch hier ist die Verwaltungsökonomie auf
der Strecke geblieben. Anstatt klare, wenn auch schmerzliche Einschnitte durch Änderung von Steuersätzen zu machen, wurden
kaum nachvollziehbare Lösungen „erfunden“. Vor allem im Bereich
der Liegenschaftsbesteuerung und der damit verbunden Vorsteuerberichtigungen sind durch unterschiedliche Fristen und Gestaltungsmöglichkeiten in Zukunft Checklisten anzulegen, um diese Bestimmung überhaupt vollziehen zu können. Für mich sehr überraschend
ist die Begünstigung von wirklichen Spekulanten. Bisher hatten
Grundstücksspekulanten bei Verkäufen innerhalb von 10 Jahren einen Steuersatz bis zu 50 % – jetzt nur mehr 25 %? Eine sehr einfache Verlängerung der Spekulationsfrist von 10 auf 20 Jahre und die
Verdoppelung der Grunderwerbsteuer würde zum selben Steueraufkommen führen und wäre ohne Verwaltungsaufwand nur durch Änderung eines %-Satzes in der EDV möglich gewesen.
Bei der Solidarabgabe handelt es sich um einen „ReichensteuerKompromiss“. Dem Otto-Normalverdiener mit einem Durchschnittseinkommen von etwa 30.000 Euro/Jahr ist schwer erklärbar, dass
man in Österreich erst ab 175.000 Euro als Spitzenverdiener gilt.
Oder hat man hier einfach das Maß am Ministereinkommen genommen? Zur Berechnung der neuen Solidarabgabe braucht man
in Zukunft eine Spezialsoftware – eine einfache Berechnung sieht
anders aus. Eine befristete Erhöhung des Spitzensteuersatzes um
5% ab 70.000 Euro in der EDV der Finanz hätte keinen Verwaltungsaufwand ausgelöst und wäre mehr Solidarität. Auch die ewige Diskussion um Verlustverwertung aus dem Ausland für Konzerngesellschaften im Rahmen der Gruppenbesteuerung in Österreich
hat man nicht gelöst. Keine Konzerngesellschaft würde wegen
Wegfall dieser Bestimmung Österreich verlassen.
Warum nur die halbe Bausparprämie wegfällt und die ganze Förderstruktur des Vertriebsnetzes der Bausparkassen erhalten
bleibt? Sie haben richtig gelesen – Bausparkassen zahlen satte
Prämien an ihre Vertreter oder Banken für den Vertrieb des Produktes „Bausparvertrag“. Banken könnten im Wettbewerb ähnliche Sparformen ohne Vertriebskosten anbieten.
Ob die Rechnung mit der Finanztransaktionsteuer und der Abgeltungssteuer mit der Schweiz aufgeht, steht noch in den Sternen!
Warum einfach, wenn‘s auch kompliziert geht …
Kirchdorf 07582/60611
Steyr
07252/581
Nummer 4, 16. März 2012
Vom tiefen Meer
Siegmund Prey war Chefgeologe der Geologischen Bundesanstalt in Wien. In den
Bergen rund um den
Perneckerkogel hat er vor
sechzig Jahren begonnen, die
Gesteine der Flyschzone zu
erforschen. Am 3. April vor
hundert Jahren ist Siegmund
Prey geboren.
Gleich nach dem Krieg, in den
Jahren 1947 und 1948, ist der
Geologe Siegmund Prey viele
Monate zwischen Kremstal und
Almtal unterwegs – am Kaibling,
am Perneckerkogel, am Hochsalm, am Ziehberg.
Heute sind das unscheinbare,
sanfte Waldhügel, in die Bäche
manchmal tiefe Schluchten gegraben haben. Diese Berge der
Flyschzone bestehen aus Gesteinen, die in der Kreidezeit entstanden sind – vor achtzig, hundert, hundertzwanzig Millionen
Jahren. Und das oft in der Tiefsee – als Mergel, Tonsteine,
Sandsteine.
Wasser, ein paar
tausend Meter tief
Diese Gesteine der Flyschzone
verwittern fast alle sehr gut und
tiefgründig – drum sind hier die
Waldböden auch so fruchtbar.
Dafür ist an den sanften Hängen
Anno
dazumal
Franz X. Wimmer
oft nicht zu ahnen, welches Gestein da drunter steckt.
Heute wissen wir durch Tiefbohrungen der OMV in Steinfelden und am Ziehberg, wie es da
drunten aussieht – bis in fast
viertausend Meter reichen die
Flyschschichten.
Dem Siegmund Prey ist in den
1940er Jahren ein heftiges Unwetter zu Hilfe gekommen – die
starken Niederschläge haben an
vielen Stellen den Boden aufgerissen. Eine bunte, eine verwirrende Vielfalt an Gesteinen
steckt hier unter den Sonnbergen: zum Beispiel eine Abfolge
von tonig feinen Steinen über
feine Sandsteine bis zu ganz groben. Alle zwanzig, dreißig Meter
kann sich so eine Serie wiederholen – an manchen Forststraßen
ist das gut zu sehen.
Solche Schichten entstehen
auch heute noch – zum Beispiel,
wenn an einem steilen Abhang
im Meer etwas ins Rutschen
kommt und das Material dabei je
nach Größe sortiert wird.
Vor vierhunderttausend Jahren lag am Ziehberg eine
Gletscherzunge. Was das Schmelzwasser an Schotter ins
Tal geschwemmt hat, steht heut als harte Konglomeratwand in der Gegend von Siebenbrünn.
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Nummer 4, 16. März 2012
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in unseren Waldbergen
Damals, zur Kreidezeit, dürften
diese Trübeströme bis in eine
Wassertiefe von mehr als dreitausend Metern geführt haben. Von
oben wurde ständig neues Material nach geliefert – in die Tiefe
gerüttelt durch Erdbeben. Denn
damals war die Bildung der Alpen grad voll im Gang.
An größeren Fossilien ist in den
Flyschgesteinen wenig zu finden
– manchmal Kriechspuren von
Tieren, die man kaum kennt.
Dafür gibt es Kalk- oder Sandschalen von mikroskopisch kleinen Lebewesen – von Wurzelfüßern – durch die sich die Gesteine auch zeitlich einordnen
lassen. Und Siegmund Prey hat
das als einer der ersten sehr
gründlich getan.
Das Wesentliche aus
dem Kleinen schließen
Behutsam und genau beobachten, dabei die großen Zusammenhänge nicht aus dem Auge
verlieren – so schildern Preys
Kollegen seine Arbeitsweise. An
die zweihundert wissenschaftliche Arbeiten entstanden noch
nach seiner Veröffentlichung
über den Flysch des Perneckerkogels. Einige seiner Lieblingsgebiete waren der Gschliefgraben am Traunsee, Rogatsboden
in Niederösterreich und das Gebiet um Windischgarsten. Eine
Monographie über die Garstnertaler Flyschgesteine, die wie in
einem Fenster aus dem Untergrund auftauchen, war 1992 seine letzte Veröffentlichung.
Geologischer Lehrpfad
In Windischgarsten hat Siegmund Prey auch wesentlich am
Geologischen Lehrpfad im Naturpark mitgearbeitet – jetzt nach
der Schneeschmelze wieder jederzeit zu besichtigen.
Viele von Siegmund Preys Arbeiten finden Sie im Internet: auf
www.geologie.ac.at stellt die Geologische Bundesanstalt geologische Literatur bereit. Dort können Sie auch die Geologische
Karte bestellen, die einen Großteil des Perneckerkogels abdeckt
– Blatt 67 (Grünau im Almtal),
dazu eine Broschüre mit Erläuterungen.
Eben erschienen sind die Erläuterungen zur Geologischen Karte
von Oberösterreich – ein Buch
mit vielen Tipps zum Natur erleben – von den ältesten Graniten
des Sauwalds, die bald sechshundert Millionen Jahre am Buckel
haben, bis zu unseren Mooren,
die erst etliche tausend Jahre alt
sind. Infos: www.geologie.ac.at
Blick von den Steinbacher Flyschbergen zu den Kalkalpen –
die Grenze zieht über den Ziehberg: im Vordergrund
Schlag, dahinter in den Kalkalpen Schabenreithner Stein,
Herrentisch, Pfannstein, ganz hinten die Kremsmauer.
Siegmund Prey hat
seine Arbeit als Geologe bei uns begonnen – 1941
beim geplanten Autobahnbau am
Pyhrn, dann im Alpenvorland, in den
Flyschbergen um
Steinbach am Ziehberg und in Windischgarsten. Am
Geologischen Lehrpfad in Windischgarsten erinnert
eine Tafel an ihn.
Steil aufgefaltet wurde dieser feine Sandstein am Eiskogel. Kaum ist er der Witterung ausgesetzt, zerfällt er.
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