Von universalen Harmoniegesetzen inspiriert: die Kathedrale von Reims (1211–1233) Bauen NATUR Harmonikales Bauen: eingefrorene Musik «Die Welt ist Klang.» Diese Feststellung des Musikers und Schriftstellers Joachim-Ernst Berendt trifft zu. Im Idealfall ist diese Welt sogar Wohlklang. Überall gibt es Harmonien – und auch das Gegenteil davon. Auch die Architektur müsste die Harmoniegesetze befolgen, damit sie als materialisierte, «eingefrorene» Musik zum Klingen käme und wieder menschlicher würde. Text: Paul W. Schriber Foto: gettyimages D ie alten Baumeister richteten ihre Tätigkeit nach den kosmischen Ordnungsprinzipien aus. In ihren Werken stimmten die Zahlenverhältnisse genauso wie im musikalischen Intervall und in den Gesetzen, welche alle exakten Naturwissenschaften wie Physik, Chemie, Astronomie, Geologie und die biologischen Naturwissenschaften von der Ökologie und Biochemie bis zur Molekularbiologie durchziehen. Diese Häuser waren voller Harmonie und von wohltuenden, fliessenden Energien erfüllt. Die Gebäude fügten sich in die Landschaft ein, boten einen angenehmen Anblick, bewahrten die Gesundheit der Bewohner oder unterstützten sogar Heilungsprozesse, wenn die Menschen erkrankt waren. Sie vermittelten Kraft; die Lebenskräfte konnten sich entfalten. Ein Abbild der Harmonie des Kosmos hatte sich hier unten auf der Erde manifestiert, wobei auch die vorhandenen Umgebungseinflüsse beachtet und einbezogen wurden. Man wollte nicht gegen die Natur handeln – und handelte prinzipiell richtig. Insbesondere die Pythagoräer bauten im 5. Jahrhundert v.u.Z. die Verbindung von Natur und Kosmos zu einem umfassenden Weltbild aus 1 . Sie entdeckten in den Prinzipien der Mathematik die Grundlagen allen Seins; für sie war alles Zahl. Dabei verstanden sie die Zahlen aber nicht nur als mathematische Objekte, sondern zugleich als selbständige Wesenheiten mit ihnen zugeschriebenen Kräften und Eigenschaften, die auf eine höhere Weisheit hinweisen. Diese Zahlen nahmen dadurch eine messbare Gestalt und Form an, konnten sich u.a. in geometrischen Formen und in der Musik ausdrücken. Das äusserte sich im Alltag in Ordnung und in der Einhaltung der Gesetze des Schönen. Diese Auswirkung lässt sich daraus erklären, dass Harmonien, die auf ganzzahligen Teilungsverhältnissen (z. B. 1 ⁄ 2, 1 ⁄ 4, 1 ⁄ 8, 1 ⁄ 16) basieren, die Grundlage von allen Naturerscheinungen bilden, also zum Beispiel von Planeten, Mineralien, Pflanzen, Tieren, dem menschlichen Körper usw. Nicht nur die Musik, alles hat mit Proportionen zu tun und kann durch ganze Zahlen ausgedrückt werden, auch die Architektur, die kosmischen Rhythmen. So stand die Zahl 8 für Gerechtigkeit und Fülle, weil sie in 4 gleiche Zahlen geteilt werden kann (2 + 2 + 2 + 2 = 8). Die Zahl 5 ist die Zahl der Gestaltung: Der Mensch mit dem Kopf, den gespreizten Beinen und ausgestreckten Armen innerhalb eines Kreises, der Welt. Die Zahlen besassen also auch eine symbolische Bedeutung und verhalfen zu kosmischen Einsichten. 1 Pythagoras beschäftigte sich mit der Faszination der einfachen Zahlenverhältnisse, z. B. 1: 2 = die Oktave, 2 : 3 = die Quinte, 3 : 4 = die Quarte usw. Er hat damit die Basis für das abendländische Musiksystem gelegt. Erkenntnisse über uralte Tonsysteme sind u.a. auch durch die Autoren Narada und Bharata im Sanskrit überliefert. Von früheren Baumeistern wurden Musikkenntnisse verlangt, um die Harmonie der Proportionen wahren zu können, um Symmetrie und Eurhythmie (Gleichmass) zu kennen. Einer von ihnen war der Florentiner Andrea Palladio, der das Bezugssystem seiner weltberühmten Renaissance-Villen aus der Musiktheorie der Zeit ableitete. Selbstverständlich stimmen die Proportionen auch in Le Corbusiers Werken. Er war laut dem Schweizer Architekten André Studer, der bei Le Corbusier (1910–1965) arbeitete, zwar ein Meister des Goldenen Schnitts, hat sich aber nie mit den Gesetzmässigkeiten harmonikaler Baukunst beschäftigt. Natürlich | 5-2003 7 In allen Organismen (Kosmos, Erde, Lebewesen) geht es um Harmonik, um Harmonien. Sind diese in einem Menschen gestört, äussert sich dies in Krankheiten. Selbstverständlich spielen dabei auch äussere Einwirkungen eine Rolle, zumal alles vernetzt ist. Die Einflüsse von Schwingungseffekten und Wellenphänomenen sind altbekannt, in der alternativen Wissenschaft an der Tagesordnung, im schulwissenschaftlichen Bereich aber noch kaum zur Kenntnis genommen, woraus sich ein grosser Teil der sichtbaren und spürbaren Verirrungen erklärt, die das Zeitalter der Zivilisation begleiten. Ein moderner Vertreter des harmonikalen Bauens ist Paul von Naredi-Rainer, Dozent der Kunstgeschichte in Bonn; er hat sich intensiv mit den musikalischen Proportionen in der Baukunst beschäftigt. Die Zusammenhänge zwischen Musik und bauliche Harmonien beschreibt er wie folgt: «Die Griechen benutzten das Monochord, um diese Gesetzmässigkeiten zu untersuchen. Das Monochord ist ein Kasten aus Holz, der als Resonanzkörper dient. Darauf sind Saiten gespannt, die mit Hilfe eines verschiebbaren Steges unterteilt werden. Die Griechen verschoben diese Stege so lange, bis die angeschlagenen Töne links und rechts des Steges nach ihrem Empfinden harmonisch klangen. Sie entdeckten, dass Akkorde dann harmonisch sind, wenn die Saitenlängen in kleinen ganzzahligen Verhältnissen zueinander stehen – eine Empfindung, die allen Menschen, unabhängig von Kultur und geografischem Lebensraum, gemeinsam ist. Bereits kleine Abweichungen werden als Verstimmtheit des Instruments wahrgenommen». In vielen, ja den meisten alten weltberühmten Baudenkmälern spiegeln sich harmonikale Erkenntnisse, gewissermassen musikalische Proportionen: In Angkor Wat in Kambodscha, das zum kulturellen Welterbe gehört, in den Gebäuden, die sich auf die chinesische Harmonielehre Feng Shui ausrichten, in den ägyptischen Pyramiden, den alten griechischen Tempeln, römischen Bauwerken, in gotischen Kathedralen, ja sogar in Schlössern und Städten usf. So stellte auch der Architekt und Forscher Hans Kayser (1891–1964) beim Untersuchen der Tempel von Paestum, Italien, fest, dass deren Masse und Proportionen musikalischen Intervallen entsprechen. Die Stile änderten; doch die Harmoniegesetze blieben bestehen. Foto: gettyimages NATUR Bauen Foto: gettyimages Harmonikal vom Sockel bis zum Dach: der Neptuntempel in Paestum bei Neapel. Bauen NATUR Weltweit bewunderte Proportionen: Hagia Sophia (erbaut 532–537) in Istanbul. Reduktion aufs Wesentliche Seit je hat der Mensch versucht, die Natur zu verstehen und – genau zu diesem Zweck – auf das Wesentliche zu reduzieren. Auf der Suche nach dem Wesentlichem wandte sich im frühen 20. Jahrhundert auch die Architektur zunehmend von den tradierten Vorstellungen über Mass, Proportion und Harmonie ab und entwickelte eine neue Formensprache, die als Kubismus bezeichnet wurde, ein sprachlicher Anklang an die Würfelform. Auch Rechtecke und andere geometrische Grundformen bestimmten diesen Stil, der frei von Bezügen zum organisch Gewachsenen in der Natur war. Zwar ist das Kubische, das mit der Zahl 4 verknüpft ist, ein Naturprinzip, das von Naturvölkern wie den Puebloindianern und Religionen verwendet wird (etwa in der Kultstätte des Islams in Mekka, der Kaaba = arabisch: Würfel) und sich auch in Kristallstrukturen findet. Doch wenn ihm alles untergeordnet wird, resultieren Normung und Gleichheit. Die Entwicklung in der Malerei, welche sich an den vereinfachten (wenn vorerst auch meist organischen) Formen der Kunst der Naturvölker zu begeistern begann, inspirierte die Architektur in Richtung Geometrie. Malerische Pionierleistungen erbrachten diesbezüglich neben Paul Cézanne, der als einer der Ersten die Natur auf Würfelförmiges zurückführte, Georges Braque, Robert Delaunay, Pablo Picasso und viele andere. Der Architektur kamen diese Vereinfachungen gerade recht; denn sie wollte sich in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts endlich vom überlieferten Stil abnabeln. Sie wandte sich zunehmend dem Geradlinigen und Rechtwinkligen zu, orientierte sich vor allem an der Rechteckform des Reissbrettes, das die Planer ständig vor Augen hatten. Formen sind zwar neutral, aber wenn eine einzelne zur fast ausschliesslichen Quelle der Inspiration wird, ist das eine dramatische Einschränkung. Die Baukörper mit den streng geometrischen Formen wachsen nicht mehr aus der Natur heraus, sondern sind als Fremdkörper in sie hineingestellt. Zu einvernehmlichen Dialogen mit den Elementen, der Landschaft, der Kultur und den Bewohnern oder Nutzern kommt es kaum noch. Die Bauten suchen jetzt die Harmonie fast ausschliesslich in der Symmetrie, das heisst die geometrischen Formen werden berechnend ausbalanciert. Oberflächlicher Zierrat und das Gefühl von Heimat fanden hier keinen Platz mehr. Die Bauten scheinen universell gültig und entwurzelt zu sein; und beim Fortgang dieses Trends in Richtung Abstraktion stellt sich das Gefühl, die Bodenhaftung verloren zu haben, auch bei den Bewohnern ein. Auch andere Resultate sind bekannt: Künstliche Formen, vor allem auf die Normmasse der Vorfabrikation ausgerichtet, künstliche Materialien, künstliche Belüftung und Beleuchtung usw. tragen dazu bei, dass moderne Bauten oft krankmachend sind und darin kaum noch ein konzentriertes Arbeiten möglich ist; die Bewohner fühlen sich müde, gereizt, abgespannt. Das ist der Preis für das Fehlen menschlicher Dimensionen und für die Missachtung der subtilen Wirkung von Formen, Farben und Materialien. Die Erfahrungen mit den Bauten aus dem 20. Jahrhundert, die teilweise als Sondermüll entsorgt werden müssen, leiteten die Gegenbewegung ein. Sie führten zum Bestreben nach einer Annäherung an die zur Natur, zu einem «Zurück zur Natur» wie bei Jean-Jacques Rousseau: Baubiologie und Bauharmonie erobern ihren Stellenwert zurück. Die Wirkungen von Formen, Materialien und Farben auf den Menschen werden wieder in die Planung einbezogen. Und man nähert sich wie damals in der frühen Geschichte wieder den Elementen an: Feuer, Luft, Wasser und Erde, die nicht als materielle Grundeinheiten wie in der heutigen Chemie zu verstehen sind, sondern als Grundkräfte erkannt werden, die auf einer abstrakteren Ebene den Kosmos aufbauen. Die Bedeutung der Form Ein Musikinstrument muss nicht nur aus dem richtigen Material bestehen, sondern auch eine ganz bestimmte Form aufNatürlich | 5-2003 9 Das Haus als Massanzug: Dieses Wohnhaus in Hombrechtikon ZH verbindet die vier Elemente ErdeWasser-Feuer-Luft und hat auf seine Bewohner eine erdende, stabilisierende Wirkung. (Architekt: André Studer) NATUR Bauen Naturmaterialien und kosmische Rhythmen Das Wohlbefinden hängt nicht allein mit der Form, sondern ebensosehr mit den Umgebungsmaterialien zusammen. Ein Korkboden wirkt anders als ein Nadelfilzbelag, ein Holzgestell anders als ein Metallgestell, Chromstahl anders als Kunststein. Es erweist sich immer wieder, dass Naturmaterialien nicht nur die besten Eigenschaften aufweisen, sondern auch Gefühle von Wohlbefinden vermitteln. Das könnte unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass die Menschheit bis zur jüngsten Etappe ihrer Geschichte immer mit Naturmaterialien und -produkten zusammenlebte, dass ihr Leben darauf abgestützt war. Dasselbe trifft auf den Strahlenbereich zu: Das natürliche Strahlenumfeld erhält uns am Leben, der künstlich erzeugte Wechselspiel zwischen Bauwerk und Psyche: Dieses Einfamilienhaus in Feusisberg SZ wurde so gebaut, dass es die emotional-spielerische Seite seiner Bewohner anregt. (Architekt: André Studer) Elektrosmog aber verzehrt unsere Abwehrkräfte. Kosmische Rhythmen haben nachweislich einen Einfluss auf die Pflanzen, Tiere und Menschen, weshalb die «Mondkalender» heute wieder hoch im Foto: André Studer weisen, damit die gewünschten Klänge erzeugt werden können; eine Geige, ein Alphorn und eine Pauke haben ein vollkommen unterschiedliches Aussehen. Die abstrakte Geometrie wird bei solchen Konstruktionen zur Georhythmie; sie beginnt zu klingen, zu leben, sich zu bewegen. Auch Gebäude und Räume sind solche Resonanzkörper, welche die entsprechenden Schwingungen erzeugen, verstärken oder reduzieren; sie müssen also einen Bezug zu den Umgebungsverhältnissen haben. Giebeldächer etwa bringen das Dreieck ins Spiel, welches zum Himmel zeigt und damit das Prinzip des Geistigen anklingen lässt. Runde Formen wiederum fördern die Bewegung, das Fliessen, das Organische und das Prozesshafte. Sie vermögen aber niemals soviel Halt und Struktur zu geben wie auf der Vierzahl beruhende Gebäude. Bauen NATUR Kurs sind. Tatsächlich bringen Rüebli, die vor dem Vollmond ausgesät werden, besonders gute Erträge, und sie sind auch besser lagerfähig. Wer Kartoffeln bei abnehmendem Mond in den Boden bringt, wird später eine üppige Ernte haben. Das muss selbstverständlich auch bei der Gewinnung von Baumaterialien wie dem Holz berücksichtigt werden. Das Mondholz, das bei abnehmendem Mond und anderen günstigen Pflanzenkonstellationen geschlagen wird und in Ruhe austrocknen kann, ist stabiler, sogar widerstandsfähiger gegen Holzwurmbefall und Fäulnis: Altes Wissen, das soeben wieder belebt wird. Die Bedeutung der Farben Auch Farben können auf Zahlen zurückgeführt werden; denn die 7 Farben des Regenbogens lassen sich mit den 7 Noten einer Oktave vergleichen. Der Autor von «Music of the Spheres», Guy Murchie, hat diese Zusammenhänge bewiesen und beschrieben. Doch es geht auch ohne wissenschaftliche Messungen: Jedermann weiss aus eigener Anschauung, dass Farben Schwingungsträger sind und unsere Empfindungen und Stimmungen beeinflussen: Rottöne wirken belebend, Blautöne beruhigen, das Grün entspannt und aktiviert in einem. Grün wird deshalb gern in Arbeitsräumen eingesetzt, und dort kann es für Stressbewältigungen und zur Verbesserung der Atemluft denn auch nicht genug grüne Pflanzen geben. Der vielen Pflanzen wegen geht man schliesslich auch gern «ins Grüne», oder aber mit Zimmerpflanzen kann man etwas Natur und damit Grün ins Haus holen. Foto: Linus Maeder Unterstützt die Aufschliessung von Heilpflanzen: Betriebsgebäude der Ceres Heilmittel AG (Architekt: Linus Maeder). Bestehende harmonikale Bauten Ein gutes Beispiel für harmonikale Baukunst sind die Werke des Schweizer Architekten André Studer, der als junger Praktikant im Pariser Atelier von Le Corbusier entdeckte, dass es in der Natur und in antiken Bauwerken neben dem Goldenen Schnitt noch umfassendere, eben harmonikale Baugesetze gibt. Von da an verschrieb sich Studer mit Haut und Haaren der harmonikalen Baukunst; er vermass zahlreiche Kunstwerke und Naturformen und schuf über 30 Gebäude nach harmonikalen Gesetzen, darunter Wohnhäuser, Kirchen und eine Schule. Studers Bauten berücksichtigen nicht nur die Wunschvorstellungen seiner Auftraggeber, sie sind auch auf den Charakter und das Temperament der Hausbewohner abgestimmt. Zu diesem Zweck pflegt der in Gockhausen bei Zürich lebende Architekt Psychogramme seiner Auftraggeber und deren Familie anzufertigen, bevor er sich an die Planung macht. Beispiele hierfür sind die beiden Wohnhäuser in Feusisberg und Hombrechtikon. Auch der St. Galler Architekt Linus Maeder, 35, verwendet in seinen Bauten musikalische sowie aus der alten Zahlenmythologie abgeleitete Massverhältnisse. Wie André Studer ist Linus Maeder überzeugt, dass man «die Proportionen, Materialien und Farben von Räumen und Gebäuden so gestalten kann, dass sie harmonisierend wirken und ganz bestimmte Eigenschaften erfüllen, zum Beispiel die Gesundheit fördern, Gefühlszustände positiv beeinflussen und Materie beeinflussen.» Ein typisches Beispiel seiner harmonikalen Architektur ist der Gebäudekomplex der Firma Ceres, Heilmittel AG, an der Bachtobelstrasse 6 im thurgauischen Kesswil, die homöopathische und phytotherapeutische Präparate herstellt und ihren Bezug zur Natur auch in den firmeneigenen Produktions-Bauten zum Ausdruck bringt. Denn Funktionen wie die erwähnte Anregung der Selbstheilungskräfte und die Unterstützung der Lebenskraft können auch Bauwerke wahrnehmen. Die drei Bauten der Ceres AG sind genau nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet. Die eingesetzten Materialien erfüllen strenge baubiologische Kriterien, die elektrobiologische Installation schützt vor elektrischen und der Pyramideneffekt vor terrestrischen Strahlungen. Sämtliche Räume sind nach Proportionen gestaltet, deren Prinzipien mit den Arbeitsabläufen übereinstimmen. Natürlich | 5-2003 11 Das Betriebsgebäude und das Wohnhaus bestehen aus Backsteinmauerwerk mit Zwischendecken aus Holz, während die Dächer und das Lagergebäude vollständig aus Holz konstruiert sind. Dächer und Wege wurden mit roten Tonziegeln bedeckt. Aluminiumsilikate und Ton: Sie sind als Erde auch im Boden die Grundlage, auf welcher Pflanzen erst wachsen können. Ohne Aluminium könnte keine Pflanze keimen. Das Mineralische ist die Voraussetzung für das Organische. Gerade weil im Betrieb die organischen Pflanzenkräfte allgegenwärtig sind, wurde versucht, mit der mineralischen Materialwahl einen Gegenpol zu schaffen, welcher Ruhe und Erdhaftigkeit mit sich bringt. In St. Gallen an der Oberstrasse 251 errichtete Linus Maeder vor 2 Jahren ei- Normierte Plattenbauweise in Sibirien: 08-15-Architektur in Krasnojarsk. nen 3,10 Meter hohen Kuppelbau nach harmonikalen Erkenntnissen. Das Ziel dieses Experiments ist es, die Wirkung der Formen auf den Menschen zu testen; auf Anmeldung beim Architekten (Linus Maeder, Schöntalstrasse 2, 9032 Engelburg. Tel. 071 278 70 10, [email protected], www.harmonikal.ch) ist es möglich, die Wirkung selber zu erleben. Der iglu-ähnliche Kuppelbau besteht aus Chromstahlrohren sowie Eschenholzkugeln und ist mit einem ultraleichten, sehr pflegeleichten Spezialstoff gedeckt. Die halbkugelartige Form beruht auf 81 Eckpunkten, welche sich durch 4 Zwanzigecke und der Spitze ergeben. Der Goldene Schnitt, die Kreiszahl Pi und die Euler’sche Konstante sind darin auf einfachste Weise miteinander verknüpft. Auf der Erde existieren genau 81 stabile che- Foto: Paul W. Schriber NATUR Bauen Foto: Ernst K. Wyss Hauptsache funktional: Das Haus Casanova wurde 1975 bei Stuttgart an einem einzigen Tag errichtet und setzt sich aus 23 vorgefertigten Plastikbauzellen zusammen. 12 Natürlich | 5-2003 Bauen NATUR Die Pyramiden-Geheimnisse Kaum ein anderes menschliches Werk ist so gründlich erforscht worden wie die ägyptischen Pyramiden, die sich bisher standhaft geweigert haben, ihre letzten Geheimnisse preiszugeben, vor allem die grösste von ihnen, die Cheops-Pyramide. Sie ruhen auf einem ausgedehnten Fundament und haben alle Zeiten überdauert. Die ägyptischen Pyramiden sind geografisch so platziert, dass man Beziehungen zu bestimmten Sternen zeitabhängig bestimmen kann; die Lichtschächte der Cheops-Pyramide zeigen zu bestimmten Zeiten auf bestimmte Sterne, so dass das platonische Jahr – eine Kreiselbewegung der Erdachse in fast 26 000 Jahren – daran erkennbar wird. Auch die an und in den Pyramiden festgestellten Abmessungen, Proportionen und Anordnung der Gänge haben zu vielfältigen Spekulationen Anlass gegeben, z. B. die Ägypter hätten, wie auch andere frühe Völker, ein mythisch-intuitives Wissen um kosmische Zusammenhänge und Grössenordnungen gehabt, das in ihren Bauten zum Ausdruck gebracht wurde. Das war wohl so. Die Informationen stecken in den Formen oder Anordnungen, wie das auch bei Molekülen der Fall ist, auch beim Wasser, dessen Moleküle mische Elemente. Die Zahl 81 dient der Regeneration, löst Verkrampfungen und Verspannungen und dient allgemein dazu, seine Batterien wieder aufladen zu können und sich wieder als eins (1) mit der Schöpfung (8) zu fühlen. Ein weiteres Bauwerk, das nach harmonikalen Grundsätzen erstellt worden ist, befindet sich in Oberschlatt ZH. Es handelt sich um das Einfamilienhaus Hux, ein im Holzelementbau erstelltes «Minergie»-Haus. Solche Gebäude vermitteln Anregungen über das reine Wirtschaftlichkeits-, Normierungs- und Isolationsdenken hinaus. Sie lehren, dass auch andere Aspekte in die Architektur einbezogen werden müssen, jene eben, welche durch einen Naturbezug vor allem Harmonie, Behaglichkeit und Gesundheit der Benützer gewährleisten und somit an erster Stelle stehen müssten. ■ sich zu Haufen verbinden und damit das «Gedächtnis» des Wassers mit seinen unendlichen Geheimnissen bilden. Pyramiden ihrerseits erzeugen eigene und eigenartige Strahlungsmuster, die alle geomantischen Vorbedingungen zu überlagern vermögen. Sie bewirken eine Aufwärtsbewegung der Energie, das heisst die Energie wird von allen Seiten zur Spitze hinauf gezogen. Durch die Sogwirkung können sich Kleinlebewesen wie Abbauorganismus im unteren Bereich der Pyramide nur schwer vermehren. Andererseits wird die Energie auch nach unten in die Erde geführt. Auf diese Weise wird gleichsam der Geist in die Erde gebracht und das Irdische ins Geistige gehoben. Pyramidenförmige Konstruktionen wurden deshalb früher von den Ägyptern, Chinesen, Inkas und Azteken dazu verwendet, die Lebensmittel, vor allem Fleisch, zu konservieren – ebenso die sterblichen Überreste der Mitglieder von Königsfamilien. Die konservierenden Eigenschaften stellen sich allerdings nur bei einer exakten Ausrichtung auf die 4 Himmelsrichtungen ein. Ihre Erbauer besassen metaphysische Baukenntnisse: ägyptische Pyramiden, hier die 143,5 Meter hohe Chephrenpyramide in Gise. Fachliteratur zum Thema: – Studer, André: Vernimm das Lied des Alls in Dir. Einführung in die Harmonik, Bern 1990. Herausgeber: Biderstrasse 31, 3006 Bern Telefon 031 931 12 78. – Naredi-Rainer, Paul: Architektur und Harmonie. Zahl, Mass und Proportion in der abendländischen Baukunst. DuMont Verlag 2001. ISBN 3-7701-4999-8. – Doczi, György: «Die Kraft der Grenzen.» Verlag Engel & Co. ISBN 3-927118-12-5. Foto: Samir Salama – Stössel, Rudolf: Harmonikale Faszination, Bern 1986. Herausgeber: Biderstrasse 31, 3006 Bern, Telefon 031 931 12 78.