Was tun, wenn...? 187 © 2006 Was tun, wenn... ...die Hüfte schmerzt? Schmerzen in der Hüfte schränken nicht nur lokal die Möglichkeit der Bewegung ein, sondern führen – aufgrund der tragenden Funktion der Hüfte – auch zu einer Minderung der Mobilität insgesamt. Eine solche Abnahme der Leistungsfähigkeit wird vom Patienten stärker bewertet als die Schmerzen selbst. Ihren Ursprung können die Schmerzen im Hüftgelenk, im Becken und der Lendenwirbelsäule haben. Eine falsche Einschätzung der Ursache bedingt eine frustrane Therapie, für beide, für Arzt und Patient! Die Kardinalsymptomatik einzelner anatomischer Strukturen gilt es zu trennen, um eine gezielte Therapie einzusetzen. Was ist sinnvoll und was nicht? E ine beliebte Anmoderation von Patienten lautet: „Heute komme ich mit meiner Hüfte!“ Sie weisen dabei mit ihrer Hand von der unteren Lendenwirbelsäule über den Beckenkamm, den Trochanter bis über den Gluteus. Gehört der Leistenschmerz denn zur Hüfte? Warum klagen Kinder über Knieschmerzen bei Hüftbeschwerden? Lumbalsyndrom L3/4 Ist durch irgendeinen Umstand die Bandscheibe L3/4 verändert (Trauma, Wachstum, Infekt) so meldet sich das umgebende Gewebe nach Jahren der Toleranz oft mit Beschwerden aus diesem Segment. Ein Drehgleiten der Wirbel gegeneinander führt zu Spannungen an den Wirbelgelenkkapseln, den Insertionen der segmentalen Muskulatur, den Ligamenten und nicht zuletzt an der dorsolateralen Zirkumferenz der Bandscheibe. Die Innervation über den Nervus sinuvertebralis, den Ramus articularis superior und inferior, den Ramus muscularis für die autochtone tiefe Stellmuskulatur sammelt alle überreizten Afferenzen und leitet sie zum Hinterhorn. Schon nach kurzer Zeit vergrößert sich das rezeptive Feld und es kommt sogar zu einer Aktivierung der Zona intermedia im Rückenmark auf der Kontralateralseite, später auch der angrenzenden Segmente. Die Schmerzausstrahlung in das Dermatom L3 zieht bekanntlich in die Leiste und das Dermatom L4 auf die Vorder-Innenseite des Oberschenkels. Ist der Patella- Sehnen-Reflex abgeschwächt? Hat die Kraft des Musculus quadrizeps bei gleichzeitiger Prüfung auf der betroffenen Seite nachgelassen? Dann können Sie die Diagnostik an der LWS vertiefen! Vielleicht ist es doch ein lateraler Prolaps, der die Schmerzen in der Hüfte bewirkt. Neben der LWS beteiligt sich der Iliopsoas am Leistenschmerz mit einer Verstär- NEUE SERIE FÜR DIE PRAXIS Was tun, wenn...? Was tun, wenn...ein Patient mit Rückenschmerzen in Ihre Praxis kommt? Oder über „Ischias“ klagt? Wenn die Schulter schmerzt oder das Knie? Welche Kardinalsymptome Sie möglichst schnell auf den richtigen diagnostischen Pfad führen und welche Befunde Sie ausschließen können, möchte Ihnen unsere neue praxisorientierte Serie „Was tun, Betreut die neue Rubrik „Was tun, wenn...?: Dr. Michael Steinhaus, Düsseldorf, Facharzt für Orthopädie und Ehrensenator der IGOST Schattauer GmbH kung des Schmerzes bei Flexion, Außenrotation und Adduktion der Hüfte. Der typische Schmerz lässt sich über dem Trochanter minor lokalisieren und provozieren. Die Schmerzgeneration ist meist Folge einer Überdehnung der Insertion und reagiert gut auf einen probatorischen Test mit einem Lokalanästhetikum. Der krampfartige wellenförmige Leistenschmerz bei Nephrolithiais lässt sich dagegen über dem Psoasbauch im Abdomen provozieren. Nur wenige Zentimeter daneben imponiert der Insertionsschmerz des M. gracilis, der ebenfalls einen Leistenschmerz, allerdings mit einer Abduktionseinschränkung der Hüfte bewirkt. Das „Punctum maximum“ ist in der Regel nicht größer als ein Fingernagel und reagiert ebenfalls gut auf ein Lokalanästhetikum plus Kortikoidzusatz. Alle anderen Aufhängungen wie die des M. gluteus maximus, des M. gluteus medius, des M. tensor fasciae latae, die am äußeren Rand der Crista iliaca liegen, bereiten eine aktive schmerzbedingte Einschränwenn...?“ vermitteln. Ein Lehrbuch will und kann diese von Dr. Michael Steinhaus betreute Rubrik nicht ersetzen, vielmehr möchten wir Ihnen einen kleinen Leitfaden für die Diagnostik (und Therapie) gängiger Beschwerdebilder in Ihrer täglichen Praxis an die Hand geben, der durchaus auch zu Diskussionen anregen will. Ihre Meinung ist gefragt! In den Ausgaben 1 und 2/2006 haben Sie bereits erfahren, dass „nicht alles, was ins Bein zieht, auch gleich 'Ischias' ist“ und warum die Schulter schmerzt. Im vorliegenden Heft „behandelt“ Dr. Steinhaus die schmerzende Hüfte. Sind Sie mit dem vorgestellten diagnostischen Vorgehen einverstanden? Oder sehen Sie bei einigen Punkten Diskussionsbedarf? Dann schreiben Sie uns! Über Ihre Kritik, Ihre Anregungen, Ihre Ideen (bitte direkt an die Redaktion gerichtet – Adresse im Impressum) freuen wir uns! Downloaded from www.arthritis-und-rheuma-online.de on 2017-05-19 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Claudia Stein, Redaktion arthritis + rheuma 3/2006 188 Steinhaus kung der Hüftbewegung; das passive Bewegungsmuster dagegen ist frei! Diese Beschwerdebilder mit hypertonen Insertionen und verkürzten Muskeln gehören zur Domäne der Physiotherapie. Sakroiliakalgelenk Der bohrende Schmerz im Liegen, beim Gehen oder gar beim Sitzen kommt doch aus der Hüfte? Vorsicht! Diese Vermutung gilt nur, wenn Sie die Kreuz-Darmbein-Fuge auschließen können (Abb. 1). Legen Sie den Patienten auf den Rücken, beugen Sie die nicht betroffene Hüfte maximal, so dass unter der aufliegenden LWS kein Spalt mehr besteht, fixieren Sie die gebeugte Hüfte indem Sie das gleichseitige Knie mit Ihrem Thorax an dieser Stelle halten. Dann halten Sie die gegenüber liegende Spina iliaca anterior superior mit ihrer oberen Hand fest. Jetzt ist das Becken flach auf der Unterlage fixiert. Jede kompensatorische Ausweichbewegung würden Sie über ihre fixierende Hand erkennen. Die LWS ist ebenfalls auf der Unterlage fixiert und kann Ihnen keine kompensatorische Bewegung vortäuschen. Nun fassen Sie mit der unteren Hand das Knie der betroffenen Seite und bringen die Hüfte zunächst in die Beugung, dann in die Streckung, um zu erkennen, ob das „Ende der Bewegung“ hart (knöchern) oder federnd (Kapsel oder verkürzte Muskulatur) ist. Im Anschluss drehen Sie den Oberschenkel nach innen, wobei der Unterschenkel als „Zeiger“ nach außen wandert, dann umgekehrt, den Oberschenkel nach außen drehen. Bleibt dabei das Becken bzw. die von Ihnen fixierte Beckenschaufel fest in Ihrer Hand so sind die geäußerten Schmerzqualitäten tatsächlich auf das Hüftgelenk zu beziehen, denn Sie haben das Iliosakralgelenk durch die besondere Lagerung und Fixierung ja ausgeschaltet. Geben Sie mit gekreuzten Armen einen leichten Stoß auf die vorderen oberen Beckenstachel, eine Schmerzprovokation spricht dann für eine Lockerung des Beckenrings. Oder legen Sie Ihre Fingerspitzen unter die Bänder (Ligamentum sacroiliacale) des Patienten in Rückenlage, bringen den betreffenden Oberschenkel in maximale Adduktion und federn einige Male den Oberschenkel auf und ab. Äußert der Patient unter Ihren Fingerspitzen seinen Schmerz, so ist dies ein Hinweis auf die ISG-Fuge. Die Ursache muss kein funktioneller Block sein, Abb. 1 Der Untersucher fixiert mit seinem Thorax das rechte Knie des Patienten in maximaler Beugung. Seine linke Hand fixiert den linken Beckenkamm des Patienten. Mit seiner rechten Hand führt er den linken Oberschenkel und prüft die passive Beweglichkeit sowie den aktiven Widerstand arthritis + rheuma 3/2006 sondern ist meistens eine Bandinsuffizienz der ISG. Nebenbei klagen einige Patienten mit einer ISG-Hypermobilität über suprasymphysäre Schmerzen mit einem Harndrang, obwohl der Urologe keine Zystitis belegen kann. Die kleinen Bewegungen der Symphyse übertragen ihren Reiz auf die dahinter liegende Blasenvorderwand. Oft gibt Ihnen schon das Röntgenbild Hinweise: Achten Sie auf eine Stufe am Symphysenoberrand. Sind die Foramina obturatoria gleich groß? Oder erscheinen Ihnen die Beckenschaufeln unterschiedlich breit? Voraussetzung ist natürlich immer die exakte Lagerung bei der Aufnahme! Gelenkkapsel und Schleimbeutel Traumatische Hüftgelenkkapselverletzungen kommen selten alleine vor. Meist ist die umgebende und schützende Muskulatur mit betroffen. Dennoch kann man die Kapsel prüfen, indem man die Bewegung der Verletzung noch einmal kontrolliert durchführt. Der Patient soll dabei seine Muskelspannung so gut wie möglich ausschalten. Bei der vorsichtigen Führung des Oberschenkels kommt man an das schmerzhafte Ende und kann gleichzeitig in der gebeugten Leiste die ventrale Kapsel tasten, um den Schmerzpunkt zu verifizieren. Die Gegenbewegung muss eine deutliche Entlastung bringen. Die Bursitis trochanterica zwischen dem Tractus iliotibialis und dem darunter liegenden Trochanter major bereitet ebenfalls „Hüftschmerzen“. Der deutliche Tastbefund mit seinem „Punctum maximum“, meist über der hinteren seitlichen Zirkumferenz des Trochanter major ist der Zielort für eine probatorische Infiltration mit einem Lokalanästhetikum. Im zweiten Schritt kann ein Kortikoid hinzu gegeben werden. Koxarthrose Sei es aus Gründen einer schlechten Knorpelqualität, einer Bindegewebsschwäche, Downloaded from www.arthritis-und-rheuma-online.de on 2017-05-19 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. 190 Steinhaus einer Überlastung oder einer postinfektiösen Knorpeldestruktion, der laterokraniale Teil des Hüftgelenks leidet zuerst. Im Röntgenbild zeigen sich kleine Erkerausziehungen und subchondrale Verdichtungen. Wenn eine Gelenkspaltverschmälerung erkennbar ist und Resorptionszysten im Erker zu sehen sind, ist die Arthrose bereits fortgeschritten. Der degenerative Prozess ist nicht mehr aufzuhalten. Die Degeneration erhält eine progrediente Eigendynamik. Der unterschwellige Hüftgelenkschmerz führt über Jahre zu einem hypertonen Muskelschutz mit Verkürzung der Adduktoren und Flexoren. Typisches Laufbild ist der Patient mit einseitig betonter Hyperlordose, Hüftbeugekontraktur und Adduktionskontraktur – oft ohne quälende Schmerzen! Der intraartikuläre Zelldetritus stimuliert die Entzündungskaskade, die zunehmende Reizung der Tunica synovialis arrodiert, ähnlich wie bei der rheumatoiden Arthritis, den verbliebenen Knorpel. Am Ende steht eine deutliche Knorpelglatze im Zentrum der Belastung mit einem „Arthrophyt-Kragen“. Stößt dieser Randwulst gegen den Pfannenrand, ist die Gelenkmobilität knöchern limitiert. Alle Mühen der Physiotherapie, eine verbesserte Funktion zu erlangen, sind dann frustran. Viele Patienten können mit einer solchen Koxarthrose leben – sie leiden nicht darunter! Hier ist der ärztliche Rat gefragt: Die Risiken des Leidens und die Risiken einer Therapie müssen einander gegenübergestellt und dem Patienten nahe gebracht werden. Dies gilt für den Einsatz von nichtsteroidalen Antirheumatika und Analgetika und für eine Operation. Dysplasiekoxarthrose Die Dysplasiekoxarthrose als Folge einer infantilen Hüfterkrankung mit mangelhafter Ausbildung der Pfanne und des Hüftkopfes führt im Laufe des Lebens zu einem Einrollungskopf. Der Kopf ist flach, nach medial wie ein Pilzhut verbreitert, es besteht keine Kongruenz der Gelenkflächen zwischen Kopf und Pfanne. Im Vergleich zu einem normalen Hüftgelenk besteht eine konzentrisch federnde (Verkürzung) Bewegungseinschränkung. Bei der Beugung erinnert arthritis + rheuma 3/2006 das Ausweichen des Oberschenkels nach lateral an das Drehmann-Zeichen, welches wir von der Epiphysenlösung (s.u.) her kennen. Protrusio Die Protrusio als Sonderform der Koxarthrose imponiert durch eine konzentrische knöcherne Bewegungslimitierung mit festem Anschlag und Mitbewegen des Beckens. Bei entsprechender Einschränkung der Lebensqualität und einem dominanten Schmerz bleibt nur die endoprothetische Versorgung als Problemlösung. Hüftkopfnekrose Bei der Hüftkopfnekrose alarmiert uns oft die Anamnese mit Alkoholabusus, Nikotinabusus und Hypercholesterinämie. Klinisch finden wir eine konzentrische schmerzhafte Bewegungseinschränkung und einen deutlichen Belastungsschmerz. Selbst wenn noch keine nekrotischen Verformungen des Hüftkopfes vorliegen, geben das MRT und das 3-Phasen-Szintigramm der Hüften einen klaren Hinweis für die vitale Situation der Hüftköpfe. Die Punktion unter sonographischer Kontrolle zeigt oft einen chylusähnlichen Erguss (1). Ob eine autologe Spongiosaplastik oder doch eine endoprothetische Versorgung erforderlich ist, hängt vom Stadium der Nekrose und der Destruktion ab. Hüftprobleme bei Kindern und Jugendlichen Morbus Perthes Beim kindlichen Morbus Perthes (temporärer Untergang der Knochenkerne in der Femurepiphyse) wird oft über Schmerzen „im Knie“ geklagt! Jeder Knieschmerz bei Kindern sollte Sie daher veranlassen, auch die Hüfte zu untersuchen. Dies gilt auch für die Epiphysenlösung bei Kindern. Das deutliche Auswandern des Oberschenkels nach laterokranial bei zunehmender Beugung der Hüfte ist als „Kardinalsymptom“ bekannt und als „Drehmann-Zeichen“ in die Literatur eingegangen. Coxitis fugax Ebenfalls bei Kindern und Jugendlichen zu beobachten ist die Coxitis fugax, oft nach einem Infekt. Die schmerzhafte Bewegungseinschränkung bei der endgradigen Beugung, Streckung und Abduktion zwingt zu einer vertiefenden Diagnostik mittels Sonographie, MRT und Labor. Die Punktion der Hüfte unter sonographischer Konrolle zeigt in der Regel einen Reizerguss und eine negative Serologie (2). Vergessen Sie dennoch nicht, ebenfalls das HLA-B27 zu prüfen! Weitere Ursachen für Schmerzen in der Hüfte Chondromatose Ossäre Ursachen Plötzlich einschießende Schmerzen in der Hüfte, bei denen „das Bein wegsackt“, sprechen entweder für eine Gelenkchondromatose oder eine Osteochondrosis dissecans mit einem Corpus liberum. Sind die Korpuskel knorpelig, zeigt das Nativ-Röntgenbild nichts! Erst eine Doppel-Kontrastmitteldarstellung (mit Luft) lässt die Knorpelelemente, die „Gelenkmäuse“ erscheinen. Eine operative Entfernung ist notwendig – endoskopisch nicht immer einfach! Für ein Osteoidosteom im proximalen Femur typisch ist der unablässige Dauerschmerz in Ruhe. Lediglich das Röntgenbild, das MRT und das Szintigramm geben diagnostische Hilfen. Osteoporotische Schambein- und Sitzbeinfrakturen quälen in der Leiste, besonders im Stehen und Gehen. Hier muss ein besonderes Augenmerk auf eventuelle osteolytische Metastasen gerichtet werden. Der dumpfe, drückende Schmerz in der Tiefe, ohne Rüttelschmerz, ohne Schwellung Downloaded from www.arthritis-und-rheuma-online.de on 2017-05-19 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. 191 Patient mit schmerzender Hüfte oder Überwärmung und oft auch ohne Funktionseinschränkung lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die Knochenstruktur. Schon im nativen Röntgenbild erkennt man beim Morbus Paget die kortikale Unschärfe und die wolkige Sklerosierung der Spongiosa. Auch Filiae in der Beckenschaufel, den Schambeinen oder den Sitzbeinen wachsen unbemerkt; erst beim periostalen Durchbruch oder spontanen Frakturen verspürt der Patient Schmerzen. Der heimtückische Verdrängungsprozess durch das Tumorgewebe wird leider zu spät offenbar. Regionale Osteoporosen oder auch das an der Hüfte seltene CRPS (chronic regional pain syndrome, Morbus Sudeck) imponieren wenig durch dominante Schmerzen. Die seltenen Bewegungsdefizite werden durch die hypertone Muskelschutzfunktion und die sympathische Reflexaktivierung bestimmt. Trophische Veränderungen der Gelenkumgebung geben mehr diagnostische Hinweise. Nerven und Gefäße PAVK Arterielle Verschlüsse in der Arteria iliaca mit gleichzeitigem Verschluss der A. circumflexa femoris bereiten dynamische Schmerzen in der Hüfte (4). Je schneller der Patient geht, umso stärker werden seine krampfartigen Hüft- und Oberschenkelschmerzen, bei freier Motilität der Hüfte – sofern er keine Koxarthrose hat! Engpass-Syndrome Die Durchtrittstellen der Nerven, die aus dem Becken in das Bein ziehen, können ver- engt sein und den Nerven bedrängen. Die klassische Symptomatik als neuropatischer Schmerz ist die Missempfindung und der Brennschmerz. Das betroffene Areal entspricht meist genau dem zugehörigen kutanen Versorgungsgebiet wie z. B. dem Nervus cutaneus femoralis lateralis als Meralgia paraesthetica. Ähnliche Beschwerden vermittelt der N. iliohypogastricus und der N. ilio-inguinalis mit Unterleibs- und Leistenschmerzen. Infekt als Ursache Koxitis Der entzündliche Befall des Hüftgelenks mit Bakterien oder die Reaktion auf einen seltenen viralen oder mykotischen Infekt können sehr dramatisch werden und sind daher sehr ernst zu nehmen (3). Jeder auch noch so geringe Verdacht auf eine septische Arthritis verlangt sofortiges diagnostisches und therapeutisches Handeln. Die Anamne- Fazit Schmerzen in der Hüfte haben vielfältige Ursachen und kommen nicht immer nur vom Hüftgelenk. Der summarische therapeutische Ansatz mit nichtsteroidalen Antirheumatika ist oft wirkungslos, weil er den Schmerzgenerator nicht „trifft“. Die differenzierende Untersuchung erlaubt den Schmerzgenerator zu identifizieren und möglichst lokal zu behandeln. Eine systemische Therapie ist als „Remedium adjuvans“ für eine begrenzte Zeit hilfreich. se gibt erste Hinweise für einen vorausgegangenen Infekt (Tonsillitis, Bronchitis etc.), Injektionen oder hämatogen bis lymphogen verschleppte Keime. Sollte sich im Sonogramm ein Erguss zeigen, empfiehlt es sich, diesen zu punktieren und mikrobiologisch untersuchen zu lassen, dann erst das beste Antibiotikum auszuwählen. Wegen der heute häufigen Resistenz auf viele gängige Antibiotika ist daher eine genaue Typisierung erforderlich.. Die stationäre Einweisung und Behandlung in eine Klinik mit ausreichender Erfahrung ist in aller Interesse. Im Nebenbefund lässt sich durch die Punktion auch erkennen, ob Uratkristalle, Detritus oder eine Chondrokalzinose dieArthritis verursacht. Ohne Punktion und Analyse geht es also nicht, denn von außen lässt sich die Qualität der Koxitis nicht beurteilen und gezielt behandeln Spezifische Koxitiden wie z. B. die tuberkulöse oder gonorrhoische Koxitis verlangen eine spezifische Antibiose und Lokalbehandlung. Literatur 1. Huth F, Klein W. Punktionsdiagnostik von Gelenken. Stuttgart: Enke 1977; 89. 2. Mathies H, Stotz S. Lexikon rheumatischer Erkrankungen. Basel: EULAR 1990. 3. Gräfenstein K et al. Klinische Rheumatologie. Landsberg: ecomed 1994; 183. 4. Mörl H. Gefäßkrankheiten in der Praxis. Weinheim: edition medizin; 143. Korrespondenzadresse: Dr. med. Michael Steinhaus Am Alten Rhein 15 40593 Düsseldorf Tel.: 02 11/71 42 54 E-Mail: [email protected] Downloaded from www.arthritis-und-rheuma-online.de on 2017-05-19 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. arthritis + rheuma 3/2006