Vortrag zum Hegeringabend am 09.06.2016 Der Waschbärspulwurm Frau Dr. Uta Mand Der Waschbärspulwurm Baylisascaris procyonis Waschbärpopulationen in Deutschland • Wilhelm Sittich Freiherr von Berlepsch (Leiter des Forstamts von Vöhl am Edersee) beantragte beim Landesjägermeister das Aussetzen von 2 Waschbärpaaren aus einer Pelztierzucht. Grund: „reine Freude, unsere Fauna bereichern zu können“. Am 12.04.1934 brachte er die vier Tiere zusammen mit Revierförster Dreusicke und drei Waldarbeitern an die Südseite des Edersees. • 1945 entwichen dann rund 25 weitere Exemplare aus einer Pelztierfarm nahe Berlin. Sie gründeten das östliche Standbein der deutschen Gesamtpopulation, die spätestens mit dem Fall der Grenzanlagen 1990 zusammenwuchs, bis heute aber zwei deutliche Schwerpunkte erkennen lässt. • Offenbar hat der deutsche Waschbär aber doch eine breitere Basis. Die genetische Analyse im Jahr 2015 von 407 Gewebeproben aus ganz Deutschland zeigte, dass die heutige Population auf mindestens vier größere Gründertrupps plus einzelner, vermutlich aus Haltungen entwichener Individuen zurückgeht. Prävalenz von Baylisascaris procyonis bei Waschbären aus Niedersachsen, aufgeschlüsselt nach Landkreisen und der Region Hannover Bildrechte: LAVES / Dr. Anheyer-Behmenburg Übersicht über die Häufigkeit der mit dem Waschbärspulwurm infizierten Waschbären in Niedersachsen, aufgeschlüsselt nach Landkreisen und der Region Hannover Bildrechte: LAVES / Dr. Anheyer-Behmenburg Die voll entwickelten, adulten Würmer leben im Dünndarm der Waschbären. • Weibliche Würmer • Männliche Würmer ca. 20-22 cm lang ca. 9-11 cm lang Eröffneter Dünndarmabschnitt eines Waschbären mit Baylisascaris procyonis-Befall Mit jedem Gramm Kot werden täglich 20000-26000 Spulwurmeier ausgeschieden. Mikroskopische Präsentation von Baylisascaris procyonis-Eiern bei 100facher Vergrößerung Bildrechte: LAVES / Dr. Anheyer-Behmenburg Die Eier bleiben jahrelang infektiös. Überstehen 6 monatiges Einfrieren bei -15 °C und auch mehrmaliges Einfrieren und wieder Auftauen. Überleben der Eier bei 47 °C 57 °C 62 °C alle die Hälfte alle Eier inaktiviert. Ansteckungsmöglichkeit der Waschbären über gemeinsam genutzte Kotstellen (Latrinen) oder durch Fressen von infizierten Beutetieren (Zwischenwirte) wie Nagetiere und Vögel. Waschbär (Endwirt) Im Allgemeinen symptomlos Manchmal Verstopfung/Abmagerung Fehlwirt/Zwischenwirt Wanderlarven verkapseln sich in verschiedenen Organen Besonders der Befall im ZNS führt zu Schwächung oder Tod (Mortalität bis zu 100% bei Sumpfbibern und Wachteln) • Mensch Neurale-NLM schwerste Form, Meningoencephalitis, Koma, Tod Okuläre-OLM Verlust der Sehfähigkeit Viszerale-VLM Hautausschlag, Lungenentzündung, Leberschwellung Asymptomatische Infektion am weitest verbreitesten Gefahren beim jagdlichen Umgang mit Waschbären • Infektion beim Hantieren mit erlegten Waschbären durch im Fell anhaftende Eier. • Verschleppung von Eiern durch Auto, Jagdkleidung, Hunde etc. insbesondere beim offenen Transport der Tierkörper. • Entwicklung von infektiösen Larven aus Eiern im Waschbärkot, der in Fangeinrichtungen (z.B. Kastenfallen) zurückbleibt. Präventionsmaßnahmen • Reduktion der Waschbärpopulation • Fernhalten der Waschbären von menschlichen Siedlungen • Beim Kontakt mit Tieren/Tierkörpern/Latrinen: Schutzkleidung tragen, mind. Handschuhe und Mundschutz • Die Desinfektion z. B. von Kastenfallen ist äußerst aufwendig. Askarideneier haben eine doppelschichtige, widerstandsfähige Hülle, die durch die meisten Desinfektionsmittel unberührt bleibt und dem Parasiten einen idealen Schutz bietet. Durch Hitzeeinwirkung von mind. 62 °C (Dampfstrahler, kochendes Wasser,Autoklav, Gasbrenner) können die Eier zerstört werden. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit