Pyelonephritis und Interstitielle Neph- ritis - biomed

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wissenschaft & praxis
Harnwegsobstruktionen, Intoxikationen durch Analgetika und Schwermetalle, metabolische Störungen, vaskuläre Auslöser, und angeborene Dispositionen. Im Kindesalter daher immer an angeborene Missbildungen als
Sowohl die Pyelonephritis als auch die Interstitielle Nephritis
Ursache denken! Mit 1-2% haben auch
Schwangere ein relativ hohes Infektizeigen sich gelegentlich mit verschleierten Symptomen –
onsrisiko. Im Fall rezidivierender Zyseine rechtzeitige Abklärung und Therapie sollen die
titiden sollte an die Möglichkeit einer
Entstehung einer Niereninsuffizienz verhindern.
bereits bestehenden chronischen Pyelonephritis gedacht werden. Aber auch
infolge von allergischen Reaktionen
Das Spektrum der akuten Pyelonephritis ist weit auf Sulfonamide und Penicillin, Bestrahlungen, Kollagenosen,
gefächert und reicht von einer milden Verlaufs- Leukämien, Myelomen und Transplantatabstoßungen kann
form bis hin zur Sepsis. Fieber als Begleitsymp- es zu einer entzündlichen Nierenmitbeteiligung kommen.
wissenschaft
tom ist nicht obligatorisch, was immer wieder
& praxis
zu Fehldiagnosen verleitet. Bei 20% der älteDifferenzierung
ren PatientInnen stehen pulmonale und gastrointestinale Symptome im Vordergrund!
Tab. 1:
Differenzierung
Renale oder paranephritische Abszesse, entzündliche Darmerkrankungen, Harnstau
Symptome
Diagnostik
(mit oder ohne Urolithiasis), Lumbago,
•Dysurie
•Bakteriurie (mit über
Pankreatitis, basale Pneumonie und Tumo•Pollakisurie
100.000 Keimen pro ml)
rerkrankungen müssen als Differentialdia•Pyurie
•Leukozyturie
gnosen abgeklärt werden.
Pyelonephritis und Interstitielle Nephritis – rasches Handeln erforderlich
#
Ätiologie
Akute
Pyelonephritis
•Schmerzen in der
Lendengegend
•Fieber, Schüttelfrost
•eventuell Subileus
•Erbrechen
•Leukozystose
•geringe Proteinurie
•Blutsenkung beschleunigt
•Nierenfunktion
unterschiedlich stark
eingeschränkt
Die Pyelonephritis ist eine interstitielle,
herdförmige, bakterielle Infektion der Niere, mit fakultativer Beteiligung der HarnNeben den Symptomen
wege, wobei es sich meist um eine aszender Pyelonephritis oft un•Wiederholt nachweisbare
dierende Infektion handelt. Ist die Infektion
klare Symptomatik:
pathologische Bakteriurie
bei PatientInnen mit normaler Anatomie
Chronische
•Kopfschmerzen
•Leukozytenzylinder im
des Urogenitaltraktes und normaler Nieinterstitielle
•Vermehrtes Durstgefühl
Sediment
Nephritis
renfunktion durch einen der dafür typischen
•Müdigkeit, Inappetenz,
•Proteinurie
Keime ausgelöst, kann sie als unkompliÜbelkeit
•Eingeschränkte
ziert erachtet werden. Zu 80% heißt der
•Abdominelle Schmerzen
Kreatinin-Clearance
Auslöser: Escherichia coli. Zu den weite•Nykturie
ren Erregern zählen folgende Gruppen:
Akute interstitielle
Chlamydien, Klebsiellen, Mykoplasmen,
Akutes Nierenversagen
Nephritis
Proteus, Pseudomonas, seltener Enterobakterien oder Staphylokokken. Bei älteren PatientInnen sinkt die Infektionsrate
durch E.coli auf 60% und im Gegenzug steigt – verursacht Höheres Risiko bei Diabetes mellitus
PatientInnen mit Diabetes mellitus haben ein wesentlich
durch den gehäuften Einsatz von Kathetern und anderen notwendigen iatrogenen Eingriffen – die Infektionsrate durch höheres Risiko, an Harnwegsinfektionen zu erkranken: nämgramnegative Keime (s.o.). Mehr als 50% der für die Dauer lich fünf- bis achtmal häufiger als NichtdiabetikerInnen. Die
von fünf Tagen kathetrisierten PatientInnen und praktisch je- Wahrscheinlichkeit einer Komplikation durch Pyelonephritis
de/r PatientIn mit Dauerkatheter (Liegezeit mehr als ein Mo- sowie einer Papillennekrose oder eines paranephritischen
nat) entwickelt eine Bakteriurie. Bei immunsupprimierten Pa- Abszesses ist sogar fünf- bis zehnmal höher, wobei intermittientInnen muss die Neigung zu einem subklinischen Verlauf tierende Hyper- oder Hypoglykämien, Harnblasenentleebedacht werden, ebenso eine Infektion durch aerobe, gram- rungsstörungen und urologische sowie chirurgische Interventionen die Infektion begünstigen. Der Behandlungszeitnegative Stäbchen oder Candida-Arten.
Fehldiagnosen können zu schwer wiegenden Komplika- raum ist hier grundsätzlich länger anzusetzen als bei nicht
tionen (z.B. Sepsis) führen. Zwar erkranken fünf Mal mehr diabetischen PatientInnen, wobei für die Dauer der VerlänFrauen als Männer an Pyelonephritis, jedoch sterben zweimal gerung bis jetzt keine einheitlichen Daten vorliegen.
so viele Männer wie Frauen an den Folgen, nämlich 7,3‰ versus 16,3‰. Nur durch das rechtzeitige Einleiten einer gezielInitiale Therapie wird von den klinischen
ten Therapie können in den meisten Fällen Komplikationen
Symptomen bestimmt
und bleibende Schäden vermieden werden.
Die allgemeinen Maßnahmen bei akuter Pyelonephritis
Neben den bakteriellen Infektionen gibt es zahlreiche andere
Ursachen für die mögliche Entstehung einer Pyelonephritis: sind die Beseitigung anatomischer oder funktioneller Harn-
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abflusshemmnisse bzw. eventueller Noxen (chemische, physikalische, Allergene), Bettruhe, Spasmoanalgesie, reichlich
Flüssigkeit, um einen „wash-out-effect“ zu erzielen und angepasste Kostdarreichung. Nachdem mit der medikamentösen Therapie rasch begonnen werden muss, d.h. in der Regel
vor der Auswertung des Antibiogramms, und kein Antibiotikum alle Erreger erfassen kann, erfolgt die Wahl des Medikaments zunächst nach klinischen Gesichtspunkten und Erfahrungswerten. Nach der Bestimmung des Erregers ist die
weitere Medikation durch das Antibiogramm vorgegeben.
Das ideale Antibiotikum zur Behandlung von Infektionen der Nieren und der ableitenden Harnwege sollte möglichst
unverändert und überwiegend renal ausgeschieden werden
und das Wirkungsspektrum die Erreger urogenitaler Infektionen umfassen.
Nachdem die Harnkonzentration der Wirkstoffe in der
Regel die Serumkonzentration um ein Vielfaches übersteigt,
sollte idealer Weise nach dem Abklingen der Symptome wie
Übelkeit und Erbrechen der Wechsel von einer parenteralen
auf eine orale Gabe erfolgen. Zur initialen parenteralen Therapie eignen sich zum Beispiel Cephalosporine der Gruppe 2
oder 3a mit einem Fluorchinolon. Ein Aminopenicillin, kombiniert mit einem Beta-Lactamase-Inhibitor oder einem Aminoglykosid, ist beim Vorliegen schwerer Allgemeinsymptome
mit Erbrechen und Übelkeit indiziert. Tritt nach zwei bis drei
Behandlungstagen keine deutliche Besserung ein, sollte auf ein
pseudomonaswirksames Medikament umgestellt werden und
in jedem Fall eine Klinikeinweisung erfolgen, die auch bei
Schwangeren obligatorisch ist. Bei einem akuten, unkomplizierten Verlauf beträgt die Medikationsdauer sieben bis 14 Tage; bei einem komplizierten Verlauf empfiehlt es sich die Therapie nach der Abfieberung für sieben bis zehn Tage fortzusetzen. Eine Kurztherapie (ein bis drei Tage) – das probate
Mittel zur Behandlung einer Cystitis – führt bei Pyelonephritis
in 50 % der Fälle zu einem Rückfall!
Rechtzeitige Nachkontrolle reduziert das
Risiko
Drei Tage nach Absetzen der Medikamente ist eine Urinkontrolle angezeigt, da der verlässlichste Indikator für einen
Behandlungsmisserfolg eine positive Harnkultur ist. Eine Abklärung der Ursache sollte in jedem Fall erfolgen um das Entstehen von rezidivierenden und chronischen Pyelonephritiden
mit der Möglichkeit einer Hinentwicklung zur Niereninsuffizienz zu verhindern.
n
Prof. Helene Breitschopf
Zentrum für Hirnforschung
E-Mail: [email protected]
Dr. Peter Traxler
Arzt für Allgemeinmedizin
Betriebsarzt im Hanuschkrankenhaus
E-Mail: [email protected]
www.tropenmedizin.at
Quellen:
www.aafp.org/afp/20050301/933.html
www.akh-consilium.at/daten/pyelonephritis.htm
www.infektionsnetz.at/view.php?name=InfektionenPyelonephritis
gen“ – das tagebuchähnliche
Konstrukt eines Arztes, der unversehens selbst zu einem neurologischen Patienten wurde.
Dieser Arzt, der Geschichtenerzähler, bestimmt den Beginn
des „Zopfes“. Seine Person
zieht sich stetig, aber eher unDie persönliche Identität ist kein Besitz mit Daueranspruch,
auffällig, wie ein dünner roter
denn unser Gehirn kann seine Funktion verändern und uns
Faden durch das Buch, um sich
binnen kürzester Zeit in einen anderen Menschen verwandeln.
am Ende nochmals zu zeigen,
offen legend, zu welch bedeutsamer Veränderung es durch
„Der Nerventurm“ ist das nunmehr dritte die Krankheit, durch die Nähe zu anderen PatientInnen und
Buch des Neurologen Doz. Dr. Manfred durch die Begegnung mit dem „Professor“ kam.
Damit sind auch die beiden anderen Strähnen des Zopfes
Schmidbauer, der als Primar eines Wiener
wissenschaft
Krankenhauses mitten im medizinischen und benannt, nämlich die Fallbeschreibungen seiner Mitpatient& praxis
wissenschaftlichen Geschehen steht. Kunst- Innen und der Professor mit seinem umfassenden Wissen.
voll hat er das Erleben des Erzählers, historische Rückblicke
und aktualisiertes Wissen mit Krankengeschichten wie zu ei- Die Angst sitzt im Mandelkern
nem Zopf verflochten. Wer es verabsäumt, Vorwort und EpiFallbeschreibung, Krankengeschichte – der unpersönlilog genau zu lesen, könnte sich leicht in der Zuordnung der che, fachlich korrekte Name für persönliche Geschichten mit
Personen irren, was aber letztlich irrelevant ist.
und ohne „Happy End“. Geschichten rund um Krankheiten
– Anrisse von persönlichen Lebensgeschichten –, in die sich
Der Geschichtenerzähler, die PatientInnen
neurologische Erkrankungen drängen, schleichend oder mit
Paukenschlag, je nach Natur der Pathologie. In diese „Geund der Professor
In der Einleitung nennt Schmidbauer sein Buch selbst ei- schichten“ verwebt der Autor gekonnt die Beschreibung der
ne „Gegenwartsgeschichte der Neurologie mit Rückbezü- „ersten“ Symptome mit der Ätiologie und Pathogenese der Er-
„Der Nerventurm“ –
eine neurologische Zeitreise
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