WISSENSCHAFT Volle Konzentration! Wie Mikronährstoffe Ihre Geisteskraft unterstützen b im Beruf, Studium oder Alltag – unser Gehirn ist permanent im Einsatz. Voraussetzung für die verschiedenen Aufgaben, die es tagtäglich erfüllt, sind Milliarden von Nervenzellen, auch Neuronen genannt. Sie sind darauf spezialisiert, Signale zu leiten und auf andere Zellen zu übertragen. Die Kommunikation zwischen den Zellen erfolgt über bestimmte Botenstoffe, die Neurotransmitter. Mikronährstoffe sind für die Leistung des Gehirns unerlässlich. Sie helfen bei der Bildung von Botenstoffen und sind entscheidend an der Bereitstellung von Bioenergie beteiligt, die das Gehirn für seine Leistung benötigt. O Nahrung für das Gehirn Die Ernährung kann das Gedächtnis und die Konzentrationsfähigkeit wesentlich beeinflussen. Eine falsche Ernährung führt beispielsweise dazu, dass die Arbeitsleistung sinkt oder Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis auftreten. Umgekehrt wirkt eine gesunde, vitaminreiche Ernährungsweise nicht nur vorbeugend gegen psychische und neurologische Krankheiten, sondern erhöht auch die geistige Leistungsfähigkeit. Kohlenhydrat- Prudentia, die Tugend der Klugheit, kommt zu den Menschen, wie von Luca Giordano in seinen Fresken in der Galerie des Palazzo Medici-Riccardi in Florenz dargestellt. Bild: Wikimedia 8 R A T H I N T E R N A T I O N A L 0 3 - 2 0 1 6 WISSENSCHAFT reiches Getreide, sekundäre Pflanzenstoffe aus Beeren oder Trauben, Omega-3-Fettsäuren, die in Fisch, Nüssen sowie in manchen Pflanzenölen zu finden sind, und natürlich Vitamine aus Obst und Gemüse sind wichtige Bestandteile einer gesunden Gehirnnahrung. Wir haben ein paar Beispiele zusammengetragen, in denen Vitamine und andere Zell-Vitalstoffe maßgeblich zur Leistungsfähigkeit des Gehirns beitragen. ● Energiestoffwechsel ● Steroidhormone und Neurotransmitter Hormone gehören wie Neurotransmitter zu den Botenstoffen, d.h. beide dienen der Übertragung von Signalen bzw. Informationen. Während Neurotransmitter Informationen über Synapsen von einer Nervenzelle zur anderen weitergeben, werden Hormone über den Blutkreislauf verteilt. Insbesondere Steroidhormone, zu denen auch die Sexualhormone zählen, sind für eine gute mentale Leistungsfähigkeit von hoher Bedeutung. Obwohl es nur etwa zwei Prozent des Körpergewichts ausmacht, hat das Gehirn von allen Organen den höchsten Energiebedarf. So beansprucht es etwa gut die Hälfte der täglich mit der Nahrung aufgenommenen energieliefernden Kohlenhydrate. In Phasen hoher Konzentration ist die dem Körper zur Verfügung stehende Energie besonders schnell aufgebraucht. Ein wichtiger Neurotransmitter für Gedächtnisleistungen ist Acetylcholin, dessen Aufgabe darin besteht, Nervenimpulse zwischen den Gehirnzellen zu übertragen. Man geht außerdem davon aus, dass Acetylcholin die Speicherung von Informationen im Gehirn erleichtert und die Aufmerksamkeit erhöht. Ein ausgeglichener Energiestoffstoffwechsel ist eine entscheidende Voraussetzung für eine hohe geistige Leistungsfähigkeit. Vitamin B5 trägt zur normalen Synthese und zum normalen Stoffwechsel von Steroidhormonen und Neurotransmittern (z. B. Acetylcholin) bei. Zell-Vitalstoffe wie Vitamin B2, B3, B5, B6, B12, C und Magnesium sind wichtige Faktoren zur Unterstützung des Energiestoffwechsels und liefern uns die nötige Energie, um bei geistigen Tätigkeiten aufmerksam und konzentriert zu bleiben. ● Müdigkeit Nach Phasen intensiver geistiger Arbeit lässt für gewöhnlich unsere Konzentrationsfähigkeit nach. In den meisten Fällen ist dieser Konzentrationsverlust eine kurzzeitige Erscheinung, doch kann zusätzlich auftretende Müdigkeit die Denkleistung weiter und länger einschränken. Eine anhaltend hohe Konzentration sorgt gleichzeitig dafür, dass wir uns schnell müde und erschöpft fühlen, was sich wiederum nachträglich auf unsere Denkfähigkeit auswirkt. Mikronährstoffe wie Vitamin C, B2, B3, B5, B6, B12 sowie Magnesium tragen nachweislich zur Reduzierung von Müdigkeit und Erschöpfung bei. 0 3 - 2 0 1 6 Geistig fit mit Zell-Vitalstoffen Die aufgeführten Beispiele machen deutlich, wie eng unsere Gehirnleistung an die Versorgung mit Zell-Vitalstoffen geknüpft ist. Vor allem die Gruppe der B-Vitamine nimmt bei der Unterstützung der Gedächtnisleistung eine Schlüsselrolle ein. Aber auch andere Vitamine sind als Bestandteile einer ausgewogenen „Gehirnnahrung“ nicht wegzudenken. Vitamin D etwa wird eine Schutzfunktion für die Nervenzellen des Gehirns nachgesagt. Nachgewiesen wurde auch, dass ein Mangel dieses Vitamins mit kognitiven Beeinträchtigungen in Verbindung steht. Ebenfalls zu beachten sind antioxidativ wirkende Mikronährstoffe wie die Vitamine A, C und E sowie das Provitamin Beta-Carotin. Antioxidantien bieten Schutz vor aggressiven, sauerstoffhaltigen Verbindungen, den freien Radikalen. Wenn der Körper freie Radikale nicht ausreichend abbauen kann, spricht man von oxidativem Stress. Da das Gehirn viel Sauerstoff verbraucht, ist es besonders anfällig für oxidativen Stress. Eine ausreichende Versorgung mit antioxidativen Mikronährstoffen sollte bei geistig anspruchsvollen Tätigkeiten also stets im Auge behalten werden. ■ R A T H I N T E R N A T I O N A L 9