Pressemitteilungen 2016 - Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover

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Pressemitteilungen 2016
17.02.2016
Die schwierige Suche nach dem Ursprung der Tiere
Wissenschaftler bringen Ordnung ins evolutionsbiologische Chaos
Molekulargenetische Methoden ermöglichen es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, viele
Daten über Lebewesen zu sammeln. Weltweit sequenzieren sie, inzwischen von der Öffentlichkeit
weitestgehend unbeachtet, komplette Genome einzelner Tierarten und analysieren den Bauplan
des Lebens . Evolutionsbiologen eröffneten sich damit völlig neue Möglichkeiten: Die
Informationen, die das Erbgut liefert, sollten unter anderem helfen, dem Ursprung der Tiere auf die
Spur zu kommen.
Dieser einseitige Weg hat sich als nicht erfolgreich herausgestellt , sagt Professor Dr. Bernd
Schierwater, Leiter des Instituts für Tierökologie und Zellbiologie der Stiftung Tierärztliche
Hochschule Hannover. Gemeinsam mit sieben renommierten Evolutionsbiologen aus den USA,
Australien, England und Deutschland plädiert er in dem Fachmagazin Frontiers für ein Umdenken in
der modernen Evolutionsforschung. In den vergangenen Jahren machten mal die Schwämme, mal
die Plattentiere und mal die Rippenquallen Schlagzeilen als Mutter der Vielzelligen Tiere , erklärt
Schierwater, eine neue jagte die nächste kurzlebige Hypothese.
Den Urahn der Vielzelligen Tiere bezeichnen Wissenschaftler auch als Urmetazoon. Bis heute
Den Urahn der Vielzelligen Tiere bezeichnen Wissenschaftler auch als Urmetazoon. Bis heute
konnte keine der Theorien zum ersten Vielzelligen Tier restlos überzeugen. Die modernen
Analysen beruhen alle auf Dateninterpretationen und mathematischen Annahmen , so Schierwater.
Das führt zwangsläufig zu ungewünschten Willkürlichkeiten. Für belastbare Aussagen lassen die
Dateninterpretationen offensichtlich zu viel Spielraum. Die Analyse desselben Datensatzes führt bei
verschiedenen Wissenschaftlern zu verschiedenen Ergebnissen.
Gemeinsam erläutern die Wissenschaftler in ihrer Veröffentlichung, dass genetische Daten allein die
Fragen nach dem Ursprung Vielzelliger Lebewesen nicht werden beantworten können. Sie plädieren
ausdrücklich für eine ganzheitliche Betrachtung. Wir müssen einen Schritt zurückgehen, um zwei
voranzukommen , so Schierwater. Um solide Aussagen treffen zu können, müssen wir uns wieder
stärker auf die Biologie im Ganzen konzentrieren so wie es unsere Vorgänger von Darwin bis
Ernst Mayr gemacht haben. Das bedeutet, dass zusätzlich zu den genetischen Daten auch die
Informationen aus der Morphologie, der Physiologie, der Ökologie und der Entwicklungsbiologie
berücksichtigt und genutzt werden sollten.
Bisher gab es drei Kandidaten, die als nächster Verwandter des Urahns aller Vielzelligen Tiere in
Frage kamen: Schwämme (Porifera), Plattentiere (Placozoa) oder Rippenquallen (Ctenophora).
Nach der neuen Veröffentlichung bleiben noch die Plattentiere oder Schwämme als Kandidaten übrig. Viele Studien haben die
Story, dass die Rippenquallen an der Basis der Vielzeller stehen sollen, als Analyse-Artefakt und wissenschaftlich unhaltbar
nachgewiesen , sagt Schierwater. Eigentlich naheliegend und traditionell nie angezweifelt, dass die komplex gebauten und mit
mehreren Sinnesorganen ausgestatteten Rippenquallen, nicht einfach aus dem Nichts entstanden sein können. Für ihre
Veröffentlichung analysierten die Wissenschaftler für alle drei genannten Tiergruppen alle vorhandenen Informationen, inklusive
Fossilfunde, Morphologie, Genstrukturen, Genverluste oder Gensequenzen.
Vom Gesamtbild her sind die Plattentiere gegenwärtig der Favorit für das Urmetazoon. Für die
Schwämme sprechen verschiedene molekulare Stammbäume, wobei das traditionelle
Lehrbuch-Merkmal Kragengeißelzellen, die aussehen wie gewisse Einzeller vermutlich überholt
ist. Wir brauchen dringend ganzheitliche Ansätze, um zu einer abschließenden Aussage zu
kommen , sagt Schierwater. Zum Glück für die Evolutionsbiologie kehrt bewährte Tradition zurück
und bereitet eine neue Neue Synthese vor.
Kontakt
Professor Dr. Bernd Schierwater
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Institut für Tierökologie und Zellbiologie
Tel.: +49 511 953-8880
E-Mail senden
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Letzte Aktualisierung dieses Dokumentes:11. Februar 2016
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