Pressemitteilung CIVIS Medienkonferenz | Akademie der Künste Berlin – 13. Januar 2016 Flüchtlings-Bundesbeauftragte Aydan Özoguz fordert eigenständiges Ministerium: "Aufgaben müssen unter einem Dach gebündelt werden" Die CIVIS Medienstiftung für Integration und kulturelle Vielfalt in Europa veranstaltet gemeinsam mit der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration am 13. Januar 2016 in der Akademie der Künste in Berlin die eintägige Medienkonferenz „ Das neue WIR. Deutschland verändert sich“ – mit aktuellen Vorträgen und Diskussionen. Hunderttausende Flüchtlinge und deren Integration werden Deutschland und Europa verändern. Die Angst vor importierten Konflikten, innenpolitischen Auseinandersetzungen und Terroranschlägen wächst. Sexuelle Übergriffe in der Silvesternacht verschärfen die Debatte in Deutschland. Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte zeigen: rechtsextreme Gruppierungen radikalisieren sich. Europaweite Wahlerfolge und Bestwerte in Umfragen für fremdenfeindliche und rechtspopulistische Parteien sind besorgniserregend. Was kommt auf uns zu, womit müssen wir rechnen? Migration, Integration und Medien – die kritische Bestandsaufnahme der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen stellt die Frage nach dem neuen deutschen WIR: In welcher Gesellschaft wollen wir künftig leben, wie soll sie aussehen und wie weit wollen wir dabei gemeinsam gehen? Was können, was müssen die Medien leisten? Aydan Özoguz, Staatsministerin und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, hat eine Aufwertung der Zuwanderungspolitik und angesichts der aktuellen Herausforderungen ein eigenständiges Ministerium gefordert. "Es braucht eine Bündelung der zentralen Aufgaben unter einem Dach und ein Ministerium für Einwanderer, Migranten, Integration, Asyl und Flüchtlingsfragen", erklärte die SPD-Politikerin auf einer Konferenz der CIVIS Medienstiftung am Mittwoch in Berlin. Nur dann gelinge es auch, auf Augenhöhe im politischen und gesellschaftlichen Diskurs in Deutschland zu agieren. "Es muss eine echte politische Zuständigkeit da sein, die dann auch ernst genommen wird", betonte Özoguz die Querschnittaufgabe, die ein solches Ministerium habe. "Wir haben es bei Umweltfragen schon geschafft und wir sollten das auch bei Einwanderungsfragen schaffen", so die Sozialdemokratin zu der ihrer Meinung nach bestehenden Notwendigkeit, ein Ministerium zu schaffen. Özoguz kündigte an, das gesamte Regelwerk in Fragen der Zuwanderung überarbeiten und transparenter machen zu wollen. "Und natürlich brauchen wir endlich ein Einwanderungsgesetz." Skeptisch äußerte sich die Staatsministerin gegenüber Versuchen von CDU/CSU, alle Flüchtlinge eine Integrationsvereinbarung unterschreiben zu lassen. "Wer Menschen unbedingt etwas unterschreiben lassen will, was ihre Verpflichtungen in diesem Land angeht, der muss auch dafür sorgen, dass ausreichend Angebote vorhanden sind", so Özoguz. Zwar seien die Mittel für Integrations- und Sprachkurse verdoppelt worden, "aber das wird nicht für alle reichen". Schließlich fehle auch eine Definition völlig, auf was sich Flüchtlinge und Migranten überhaupt verpflichten sollten. "Es ist nämlich ungeklärt, was ein deutsches Leitbild ausmacht", erklärte die SPD-Politikerin, die auch stellvertretende Bundesvorsitzende ihrer Partei ist. Die Flüchtlingsbeauftragte warnte schließlich davor, sich nach den Übergriffen von Köln von Populisten indirekt bestimmte Handlungsmuster vorschreiben zu lassen. "Wir dürfen Flüchtlinge jetzt nicht unter Generalverdacht stellen. In diesem Land ist niemand Freiwild und wir müssen sehr aufpassen, dass aus Flüchtlingen jetzt nicht Terroristen gemacht werden." Pressekontakt: CIVIS Medienstiftung für Integration und kulturelle Vielfalt in Europa Minoritenstrasse 7 | 50667 Köln Telefon +49 (0)221 277 587-0 [email protected] / www.civismedia.eu