T i e r h a lt u n g Pferdeherpes in Bestand in Hessen ausgebrochen Schutzmaßnahmen eingeleitet – Impfungen sind möglich In einem Pferdebestand im Landkreis Limburg-Weilburg sind mehrere Pferde an einer equinen Herpesvirus-1 (EHV-1)-Infektion erkrankt. Zehn Pferde seien verendet oder mussten eingeschläfert werden, teilt das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUKLV) auf Anfrage mit. Zwölf weitere Tiere seien erkrankt und würden tierärztlich überwacht. Equine Herpesvirusinfektionen sind zwar nicht anzeige- oder meldepflichtig, weshalb von Seiten der Behörden keine Sperr- und Quarantänemaßnahmen angeordnet werden können. In dem Betrieb wurden jedoch Maßnahmen eingeleitet, um andere Betriebe vor der Einschleppung zu schützen. Die Hessischen Meisterschaften der Dressur- und Springreiter, die vergangenes Wochenende stattfinden sollten, hatte der Pferdesportverband Hessen aus Gründen der Vorsicht abgesagt. onsstörungen, die in der Hinterhand beginnen. Dies kann von Harn- und Kotabsatzschwierigkeiten begleitet werden und auch die Vordergliedmaßen betreffen. Schlimmstenfalls kämen die Pferde zum Festliegen und sie könnten sich bei Aufstehversuchen verletzen. Diese neurologische Form der EHV-1 Infektion treffe dann oft mehrere Pferde in einem Bestand. Dauere das Festliegen an, hätten die Pferde eine schlechte Prognose und müssten in der Regel eingeschläfert werden. Ausnahmegenehmigungen für Impfstoffe in RLP und Hessen Pferde tragen den Erreger des Pferdeherpes oft in sich. Der Ausbruch der Krankheit kann schwere Verläufe nehmen, bis hin zum Tod des Tieres. Foto: agrarpress EHV-1 sei in der Pferdepopulation weit verbreitet und häufig verlaufe die Infektion symptomlos. „Einmal infizierte Pferde tragen das Virus aber quasi unsichtbar weiter in sich, und es besteht keine Möglichkeit, diese Pferde wieder ganz EHV-1 frei zu bekommen“, erläutert Prof. Kerstin Fey, Leiterin der Klinik für Pferde an der Universität Gießen in einer Presse­ mitteilung. Das EHV-1 könne aber auch zu schwerwiegenden Erkrankungen führen. Häufig zeigen die Pferde dann zu Beginn Fieber, wie es allerdings auch bei vielen anderen Krankheiten auftritt. Besonders bei Fohlen oder jungen Pferden könne EHV-1 Entzündungen der Atemwege entwickeln, deren Symptome in der Regel nach einigen Tagen wieder abklingen. Leider komme es bei schweren Verläufen vor allem bei erwachsenen Pferden aber auch zu neurologischen Ausfällen wie KoordinatiLW 2 9 / 2 0 16 Eine Impfung ist möglich. Einen in Deutschland zugelassenen Impfstoff gibt es derzeit zwar nicht, allerdings können Tierärzte für ihre Tierhalter eine Ausnahmegenehmigung für den Einsatz von in anderen EU-Ländern zugelassenen Impfstoffen stellen, informiert die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken in einer Pressemitteilung. Dies gilt auch für Hessen. Anträge können in Rheinland-Pfalz an das Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten (MUEEF), Mainz, und in Hessen das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUKLV), Wiesbaden, gestellt werden. Höfken rät zur Impfung gegen das Herpesvirus und zwar flächendeckend. Es sei wichtig, dass alle Pferde eines Stalles geimpft sind und nicht nur einzelne Tiere. Nur so könne die Gefahr der Infektion deutlich gesenkt werden. Dr. Thomas Fröhlich vom HMUKLV warnt allerdings vor zu viel Euphorie in Bezug auf eine schnelle Wirksamkeit einer Impfung in der aktuellen Situation. „Bis ein belastbarer Impfschutz vorhanden ist, dauert es bis zu zwei Monate, da zwei Impfungen im Abstand von vier bis sechs Wochen für eine Grundimmuni- sierung nötig sind.“ Der Impfstoffhersteller empfehle die halbjährliche Nachimpfung. Das Mindestlebensalter für Pferde sollte drei Monate betragen. Da viele Pferde das Virus in sich tragen, ohne zu erkranken, also bereits infiziert seien, könne die Impfung außerdem nicht zuverlässig vor der Infektion an sich schützen, so die Universität Gießen in ihrer Pressemitteilung. Sie vermindere aber sowohl den Schweregrad der Erkrankung sowie die Virusausscheidung ganz erheblich – und damit reduziere sie die Viruslast im Bestand. Die Gefährlichkeit der EHV-1-Infektion liegt laut der Universität Gießen darin, dass aus oft nicht ersichtlichem Grund die Infektion bei einzelnen Pferden reaktiviert werde. Dies führe zur Virusausscheidung und es könnten plötzlich schwere Verläufe auftreten. Die Herpesviren würden also meist nicht von außen eingeschleppt und man könne sie auch nicht dauerhaft eliminieren. Sehr oft werde aber die Virusausscheidung von Fieber begleitet. Eine einfache Möglichkeit, um solche Pferde früh entdecken zu können, bestehe in der täglichen Temperaturkontrolle, so die Universität Gießen LW weiter. SchutzmaSSnahmen ergreifen Die Virusausscheidung bei Pferdeherpes erfolgt über Sekrete aus den Nüstern. Übertragen wird das Virus durch direkten Kontakt als Schmieroder Tröpfcheninfektion von infizierten auf gesunde Pferde. Auch indirekte Übertragungen durch verunreinigte Gegenstände und Personen (Hände, Schuhe, Kleidung), sind möglich. Der Zeitraum von der Ansteckung bis zu ersten Krankheitserscheinungen (in der Regel Fieber), beträgt meist drei bis zehn Tage, in Einzelfällen wird aber von ängeren Inkubationszeiten berichtet, fasst die Pferdeklinik der Universität Gießen die Mechanismen der Übertragung in einer Pressemeldung zusammen. Wie bei vielen Viruserkrankungen sei eine ursächliche Therapie nicht möglich; Behandlungen sind auf die Symptome abzustimmen. Da infizierte Pferde das Virus bereits ausscheiden können, bevor Symptome auftreten, sei es extrem wichtig, auch gesund erscheinende Pferde aus betroffenen Ställen (mit gleichem Luftraum) beim ersten Verdacht nicht mehr in andere Bestände zu verbringen. Verdächtige Tiere sollten separat und möglichst entfernt von anderen Pferden und entfernt von Plätzen mit hohen Menschenaufkommen und Tierverkehr aufgestallt werden. Das Virus könne unter feucht-kühlen Bedingungen zwar wenige Wochen infektiös bleiben, sei aber gut durch Desinfektionsmittel, Trockenheit und Sonnenlicht zu inaktivieren. 13