Untersuchung eines neuartigen elektromagnetischen Ionenkäfigs für Ion/Elektronreaktionen in der Gasphase mit FT-ICR-Massenspektrometrie Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Naturwissenschaften – Dr. rer. nat. – dem Fachbereich 2 (Biologie/Chemie) der Universität Bremen vorgelegt von Niels Tobias Bremen 2005 erster Gutachter: Prof. Dr. Karl Peter Wanczek zweiter Gutachter: Prof. Dr. Wolfram Schröer PhD Tag des öffentlichen Kolloquiums: 21. Oktober 2005 Inhalt Inhalt 1. Einleitung 1 2. ICR-Theorie 5 2.1 Das elektrische Potential und das elektrische Feld in einer geschlossenen zylindrischen ICR-Zelle 5 2.2 Ionenbewegung im quadrupolaren Potential 11 2.3 Bahnradius und obere Massengrenze 19 3. Ion/Ionreaktionen 23 4. Die Multisektionszelle 34 4.1 ICR-Zellen für die simultane Speicherung positiver und negativer Ionen 34 4.2 Die Multisektionszelle 36 4.3 Simulationen mit SIMION 38 4.4 Das Trappingpotential im Betriebsmodus als Einsektionszelle 4.4.1 Berechnung von elektrischem Potential und elektrischem Feld durch Reihenentwicklung 4.4.2 43 Das elektrische Feld: Vergleich von Reihenentwicklung und SIMION-Simulation 4.5 41 Das elektrische Potential: Vergleich von Reihenentwicklung und SIMION-Simulation 4.4.3 41 54 Plusminuspotentiale im Betriebsmodus als Multisektionszelle 73 4.6 Speicherpotentiale für Ion/Ionreaktionen 77 4.7 Vom tiefen zum flachen Einfachmuldenpotential: nichtadiabatische und adiabatische Kühlung 88 Inhalt 5. Experimenteller Teil 103 5.1. Multisektionszelle 103 5.2 Vakuumsystem 104 5.3 Spektrometer 105 6. Ergebnisse 107 6.1 Charakterisierung der Multisektionszelle 107 6.1.1 Betriebsmodus als Einsektionszelle 107 6.1.1.1 Abhängigkeit der effektiven Cyclotronfrequenz von der Trappingspannung 6.1.1.2 Abhängigkeit der Trappingeffektivität und der Detektionsempfindlichkeit von der Trappingspannung 6.1.1.3 125 Speichereffektivität und Detektionsempfindlichkeit der Einfachmuldenpotentiale 6.1.2 125 Nachweis der Speicherung in verschiedenen räumlichen Bereichen der Zelle 6.1.1.3.2 114 Einfachmuldenpotentiale mit verschiedenen räumlichen Speicherbereichen 6.1.1.3.1 107 131 Betriebsmodus als Multisektionszelle: Speichereffektivität und Detektionsempfindlichkeit von Plusminuspotentialen 137 6.2 Ion/Elektronreaktionen 144 7. Zusammenfassung 160 8. Ausblick 163 Anhang 164 Koeffizienten für die Reihenentwicklung 164 A.1 Inhalt A.2 Programme zur zeitlichen Potentialänderung in SIMION 165 A.3 Potentialsteuerung über DACs 175 A.4 Literaturverzeichnis 177 1. Einleitung 1 1. Einleitung Die Massenspektrometrie ist eine Analysenmethode mit zunehmender Verbreitung. Dazu haben in letzter Zeit besonders die Fortschritte in der Bioanalytik beigetragen. Durch den Einsatz der Ionisierungstechniken Matrix Assisted Laser Desorption Ionization (MALDI) [1] und Electrospray Ionization (ESI) [2], für die im Jahre 2002 neben NMR-Spektroskopie der Nobelpreis für Chemie vergeben wurde, sind auch Moleküle mit Massen über einer Million u für die Untersuchung mit Massenspektrometern zugänglich geworden. Die ICR-Spektrometrie [3, 4, 5] ist eine Massenspektrometriemethode, die auf der Messung der masseabhängigen Cyclotronfrequenz von Ionen basiert, die im Ultrahochvakuum (UHV, p < 10-7 mbar) mit Hilfe eines starken homogenen Magnetfeldes und eines schwachen statischen elektrischen Feldes in einem passiven Ionenkäfig (Penning-Käfig) gespeichert werden. Das elektrische Feld wird über zwei Elektrodenplatten (Trappingplatten) erzeugt, die senkrecht zu den Magnetfeldlinien angeordnet sind. Durch das Magnetfeld werden die Ionen aufgrund der Lorentz-Kraft auf Kreisbahnen in einer Ebene senkrecht zum Verlauf der Magnetfeldlinien gezwungen (Cyclotronbewegung). Das elektrische Feld verhindert ein Hinausdriften der Ionen entlang der Magnetfeldlinien aus dem Ionenkäfig: Die Ionen führen eine harmonische Schwingung parallel zum Magnetfeld aus (Trappingbewegung). Das elektrische Feld bewirkt außerdem, daß die Cyclotronbewegung durch eine weitere Rotation in der Ebene der Cyclotronbewegung überlagert wird (Magnetronbewegung). Ein großer Vorteil der ICR-Technik ist die Fähigkeit zur Speicherung von Ionen. Ebenfalls zur Speicherung von Ionen geeignet sind auch rein elektrische Ionenkäfige (Paul-Käfige), die dazu ein hochfrequentes elektrisches Wechselfeld verwenden. Mit Penning-Käfigen und mit Paul-Käfigen ist es möglich, Ion/Molekülreaktionen [6, 7] und Ion/Ionreaktionen [8, 9, 10, 11, 12] zu untersuchen. Voraussetzung für die Untersuchung von Ion/Ionreaktionen ist die Möglichkeit, positive und negative Ionen gleichzeitig zu speichern. 1. Einleitung 2 Paul-Käfige sind dazu grundsätzlich fähig: Durch entsprechende Einstellung der Parameter a und q lassen sich im Mathieu-Stabilitätsdiagramm stabile Bereiche für positive und negative Ionen erzeugen. Die meisten bisher untersuchten Ion/Ionreaktionen fanden in Paul-Käfigen statt. Die derzeit elaborierteste Apparatur zur Untersuchung von Ion/Ionreaktionen in einem Paul-Käfig stammt von McLuckey [13, 14, 15] und besteht aus einem Quadrupol Ion Trap-Massenspektrometer, das mit zwei sich gegenüberliegenden Electrospray-Ionenquellen für positive und negative Ionen ausgestattet ist. Zwischen diesen beiden ESI-Quellen befindet sich ein Turning Quadrupol, über das nacheinander die Ionenstrahlen aus den beiden Quellen um 90° abgelenkt und in den Ion Trap-Analysator eingeleitet werden. In ICR-Zellen sind bisher nur wenige Ion/Ionreaktionen untersucht worden. Für die gleichzeitige Speicherung beider Ionenpolaritäten sind in einer ICR-Zelle zwei Potentialextrema notwendig. Gewöhnliche ICR-Zellen können nur eine Polarität speichern, weil sie nur ein Potentialextremum erzeugen. Für die gleichzeitige Speicherung beider Polaritäten bedarf es ICR-Zellen mit besonderer Elektrodenkonfiguration. Wang und Wanczek [16] haben 1993 in einer zylindrischen Zelle mit Drahtnetzen vor den Trappingelektroden ein Doppelmuldenpotential erzeugt und damit positive und negative Ionen gleichzeitig gespeichert. In solch einem Doppelmuldenpotential existieren ein Potentialtopf für die eine Polarität im Zentrum der Zelle (zentral gespeicherte Ionen) und zwei Potentialtöpfe für die andere Polarität in der Nähe der Trappingelektroden (marginal gespeicherte Ionen). Vartanian und Laude [17] haben 1994 in einer offenen zylindrischen Zelle mit vier Trappingringelektroden ein Doppelmuldenpotential erzeugt und darin positive und negative Ionen von Dichlormethan gemeinsam gespeichert und den zeitlichen Verlauf der Signalintensitäten untersucht. Malek [18] hat 1999 in einer geschlossenen zylindrischen Zelle mit geteilten Trappingplatten ein Doppelmuldenpotential erzeugt und darin positive 1. Einleitung 3 Ionen von Argon und Schwefelhexafluorid und negative Ionen von Schwefelhexafluorid gemeinsam gespeichert. Durch rf-Anregung der Trappingschwingung wurden die negativen Ionen dazu gebracht, den Speicherbereich der positiven Ionen zu durchqueren, wodurch es zu Ladungsaustauschreaktionen kam. Leider sind mit dieser Technik auch starke nichtlineare Effekte verbunden, die zu Ionenverlust führen. Neben der ICR-Spektrometrie finden Doppelmuldenpotentiale auch Anwendung in der Kernphysik zur Speicherung von Plasmen [19, 20, 21, 22], und dabei speziell bei der Erzeugung von Antiwasserstoff aus Antiprotonen und Positronen [23, 24, 25, 26]. Abgebremste Antiprotonen und Positronen werden gleichzeitig in ein Doppelmuldenpotential eingleitet; die Positronen werden zentral gespeichert, die Antiprotonen marginal. Die Antiprotonen sind noch energiereich genug, den Potentialtopf der Positronen, der für die Antiprotonen einen Potentialwall darstellt, zu durchfliegen. Duch Stöße mit den Positronen kühlen sie sich immer mehr ab, bis es zu reaktiven Stößen kommt, die aus Antiprotonen und Positronen Antiwasserstoff erzeugen. Gegenstand dieser Arbeit ist die Entwicklung einer zylindrischen Multisektionszelle für die Untersuchung von Ion/Elektronreaktionen mit der ICRSpektrometrie. Mit dieser Multisektionszelle kommt man bei der Durchführung von Ion/Elektronreaktionen ohne Anregung der Trappingschwingung aus, da mit zeitlich veränderlichen Speicherpotentialen gearbeitet wird. Die Zelle verfügt über sechs Trappingelektroden, so daß neben einfachen Speicherpotentialen für Ionen einer Polarität und Doppelmuldenpotentialen auch wesentlich kompliziertere Speicherpotentiale erzeugt werden können. Für Ion/Elektronreaktionen wird ein Plusminuspotential mit zwei Potentialextremwerten erzeugt, mit dem positive und negative Ionen gleichzeitig gespeichert werden können. Es wird ein gepulster Elektronenstrahl durch die Zelle geleitet, und durch Elektronenstoßionisation (EI) werden einfach und mehrfach geladene positive Ionen gebildet und in dem Plusminuspo- 1. Einleitung 4 tential gespeichert. Außerdem werden Elektronen aus dem Elektronenstrahl in dem Plusminuspotential gespeichert. Die positiven Ionen und die Elektronen sind in dem Plusminuspotential räumlich voneinander getrennt gespeichert. Während eines ICR-Experiments wird das Trappingpotential derart verändert, daß ein anderes Plusminuspotential entsteht, in dem die Speicherbereiche von positiven Ionen und Elektronen vertauscht sind. Für die positiven Ionen und die Elektronen existieren während der Umwandlung des Start-Plusminuspotentials in das End-Plusminuspotential gemeinsame Speicherbereiche in der Zelle, so daß es zu Ion/Elektronreaktionen kommen kann. Damit die Umwandlung des Start-Plusminuspotentials in das End-Plusminuspotential nicht zum Verlust der gespeicherten Ionen und Elektronen führt, muß diese Umwandlung über ein Trappingpotential erfolgen, das vier Potentialextremwerte besitzt. Die besondere Elektrodenkonfiguration der Multisektionszelle ermöglicht es, solch ein Trappingpotential mit vier Potentialextremwerten zu erzeugen. 2. ICR-Theorie 5 2. ICR-Theorie 2.1 Das elektrische Potential und das elektrische Feld in einer geschlossenen zylindrischen ICR-Zelle Das elektrische Potential V(x ,y, z) bzw. V(ρ, ϕ, z) bzw. V(r, ϑ, ϕ) (in kartesischen bzw. Zylinder- bzw. Kugelkoordinaten) innerhalb einer (von geladenen Teilchen freien) ICR-Zelle muß, unter den gegebenen Randbedingungen (Form, Anordnung und Potential aller leitenden Oberflächen der Zelle), die Laplace-Gleichung erfüllen: ∂2 ∂2 ∂2 ∇ 2V ( x, y , z ) = 2 + 2 + 2 V ( x, y , z ) = 0 ∂y ∂z ∂x ∇ 2V (ρ , φ , z ) = ∇ 2V (r ,ϑ , ϕ ) = 1 ∂ 2 ∂V r r 2 ∂r ∂r 1 ∂ ρ ∂ρ (2.1) ∂V 1 ∂ 2V ∂ 2V + 2 =0 ρ + 2 2 ∂z ∂ρ ρ ∂φ (2.2) 1 ∂ ∂V 1 ∂ 2V + sin + =0 ϑ 2 ∂ϑ r 2 sin 2 ϑ ∂ϕ r sin ϑ ∂ϑ (2.3). Das Trappingpotential innerhalb einer ICR-Zelle läßt sich durch eine Reihenentwicklung berechnen [27, 28]. Für eine geschlossene zylindrische Zelle mit der Länge L, dem Radius r0 und dem Potential VT der Zylinderdeckel und dem Potential Null des Zylindermantels ist das Potential V(r, ϑ) in der Zelle gegeben durch: k ∞ r V (r ,ϑ ) = VT 1 + ∑ C k Pk (cos ϑ ) k gerade =0 r0 (2.4). Die Koeffizienten Ck der Legendre-Polynome Pk berechnen sich nach: 2. ICR-Theorie 6 4 r C k = (− 1) 0 k ! L k 2 k ∞ ∑ − (nπ ) k −1 n =1 sin(nπ 2 ) I 0 (iγ n r0 ) (2.5) mit γn = n π (2.6) L und den modifizierten Bessel-Funktionen ∞ 1 x 2 j =1 ( j!) 2 I 0 (ix ) = ∑ 2j (2.7). Mit den allgemeinen Lösungen der Legendre-Polynome [29] P0 ( x ) = 1 (2.8) P2 ( x ) = 1 (3x 2 −1) 2 (2.9) P4 ( x ) = 1 (35 x 4 − 30 x 2 + 3) 8 (2.10) P6 ( x ) = 1 (231x 6 − 315 x 4 + 105 x 2 − 5) 16 (2.11) (6435x 8 − 1201x 6 + 6930 x 4 − 1260 x 2 + 35) P8 ( x ) = 1 128 (2.12) ... erhält man aus Gl.2.4 2 C2 r C (3 cos 2 ϑ − 1) + 4 V ( r, ϑ ) = VT 1 + C0 + 2 r0 8 6 4 r (35 cos 4 ϑ − 30 cos 2 ϑ + 3) r0 C r + 6 (231 cos 6 ϑ − 315 cos 4 ϑ + 105 cos 2 ϑ − 5) 16 r0 2. ICR-Theorie 7 8 C8 r (6435 cos8 ϑ − 1201 cos 6 ϑ + 6930 cos 4 ϑ − 1260 cos 2 ϑ + 35) + ... + 128 r0 (2.13) bzw. umgeformt C C V ( r, ϑ ) = VT 1 + C0 + 22 (3r 2 cos 2 ϑ − r 2 ) + 44 (35r 4 cos 4 ϑ − 30r 4 cos 2 ϑ + 3r 4 ) 2r0 8r0 + + C6 (231r 6 cos6 ϑ − 315r 6 cos 4 ϑ + 105r 6 cos 2 ϑ − r 6 5) 6 16r0 C8 (6435r 8 cos8 ϑ − 1201r 8 cos6 ϑ + 6930r 8 cos4 ϑ − 1260r 8 cos2 ϑ + 35r 8 ) + ... 8 128r0 (2.14). Unter Berücksichtigung von z = r cos ϑ r2 = ρ 2 + z2 (2.15) (2.16) erhält man daraus das Potential in Zylinderkoordinaten: C C V ( ρ , z ) = VT 1 + C0 + 22 (2 z 2 − ρ 2 ) + 42 (8 z 4 − 24 z 2 ρ 2 + 3ρ 4 ) 2r0 8r0 + + C6 (16 z 6 − 120 z 4 ρ 2 + 90 z 2 ρ 4 − 5ρ 6 ) 2 16r0 C8 (128z 2 − 1792 z 6 ρ 6 + 3360 z 4 ρ 4 − 1120 z 2 ρ 6 + 35ρ 8 ) + ... 2 128r0 (2.17). 2. ICR-Theorie 8 Mit r2 = x2 + y 2 + z2 ρ 2 = x2 + y2 (2.18) (2.19) erhält man aus Gl.2.14 bzw. Gl.2.17 das Potential in kartesischen Koordinaten: C C V ( x, y , z ) = 1 + C0 + 22 (2 z 2 − x 2 − y 2 ) + 44 (8(z 4 − 3x 2 z 2 − 3 y 2 z 2 ) 2 r0 8r0 + 3(x 4 + 2 x 2 y 2 + y 4 )) + C6 (2(4(2 z 6 − 15x 2 z 4 − 15 y 2 z 4 ) + 45(x 4 z 2 + 2 x 2 y 2 z 2 + y 4 z 2 )) 6 16r0 − 5(x 6 − 3x 4 y 2 − 3x 2 y 4 − y 6 )) + C8 (32(4(z 8 − 14 x 2 z 6 − 14 y 2 z 6 ) 8 128r0 + 35(3(x 4 z 4 + 2 x 2 y 2 z 4 + y 2 z 4 − x 4 y 2 z 2 − x 2 y 4 z 2 ) − x 6 z 2 − y 6 z 2 )) + 35(x 8 + 4 x 6 y 2 + 6 x 4 y 4 + 4 x 2 y 6 + y 8 )) + ... (2.20). Der C0-Term ist nicht von den Koordinaten, sondern nur von r0 und L abhängig; im Zentrum der Zelle (r = ϑ = 0 bzw. ρ = z = 0 bzw. x = y = z = 0) fallen alle weiteren Glieder der Reihe weg, so daß für das Potential dort gilt: VZentrum = VT (1 + C0 ) (2.21). Je größer das Aspect-Verhältnis L/2r0 ist, desto näher kommt das Potential im Zentrum dem Wert Null. Der C2-Term beschreibt das quadrupolare Potential. Für Betrachtungen der Potentials in der Nähe des Zentrums der Zelle kann man die Reihe nach diesem Term abbrechen. Je weiter man sich von dort wegbewegt, desto schlechter wird die Näherung, das Potential allein durch den quadrupolaren Anteil zu beschreiben und die Terme höherer Ordnung zu vernachlässigen. 2. ICR-Theorie 9 Die Terme höherer Ordnung beschreiben Anharmonizitäten der Zelle, die für ortsabhängige Verschiebungen der Frequenzen von Cyclotron-, Magnetron- und Trappingschwingung verantwortlich sind. Für die prinzipielle Beschreibung der Ionenbewegung in einer ICR-Zelle ist es nützlich, diese Anharmonizitäten als Störung des quadrupolaren Potentials anzusehen und zu vernachlässigen. Ein rein quadrupolares Potential anzunehmen bietet den Vorteil, daß sich dieses in einen radialen Anteil V(ρ), der nur von ρ und nicht von z abhängt, und in einen axialen Anteil V(z), der nur von z und nicht von ρ abhängt, separieren läßt, wie man leicht anhand von Gl.2.17 sieht. In den Gliedern höherer Ordnung treten gemischte Terme von ρ und z auf; werden diese berücksichtigt, ist eine Separation nicht möglich. Der Separationsansatz liefert für das quadrupolare Potential: C V (ρ ) = VT 1 + C0 − 22 ρ 2 2 r0 C V (z ) = VT 1 + C0 + 22 z 2 r0 (2.22) (2.23). Für das elektrische Feld erhält man: E(ρ ) = − E(z) = − C ∂V = VT 22 ρ = E0 ρ ∂ρ r0 C ∂V = −2VT 22 z = −2 E 0 z ∂z r0 E0 = VT C2 2 r0 (2.26). (2.24) (2.25) 2. ICR-Theorie 10 Für die Betrachtungen im nächsten Abschnitt ist es vorteilhaft, zu schreiben: εr = εz = ∂E ( ρ ) = E0 ∂ρ (2.27) ∂E ( z ) = −2 E 0 ∂z (2.28). Der Zusammenhang εz = -2εr ist gleichbedeutend mit der Gültigkeit der Laplace-Gleichung ∆V = 0. Damit läßt sich das elektrische Feld allgemein ausdrücken als: Er = ε r ρ (2.29) Ez = ε z z (2.30). 2. ICR-Theorie 11 2.2 Ionenbewegung im quadrupolaren Potential In der ICR-Zelle sind die Ionen dem Einfluß eines schwachen elektrischen Feldes E und eines starken Magnetfeldes B ausgesetzt; die magnetischen Feldlinien verlaufen parallel zur Längsachse der Zelle (z-Richtung). Durch die Lorentz-Kraft, die senkrecht zur Richtung des Magnetfeldes wirkt, wird den Ionen eine Kreisbewegung in der xy-Ebene (ρ -Ebene) aufgezwungen. Ein Ion der Ladung Q und der Masse m bewegt sich mit einer für sein Masse/Ladung-Verhältnis charakteristischen Kreisfrequenz, der (idealen) Cyclotronfrequenz ωc = QB m (2.31). Das Magnetfeld allein reicht zur Speicherung der Ionen nicht aus, da diese entlang des Magnetfeldes aus der Zelle entweichen können. Deshalb wird über zwei sich gegenüberliegende, senkrecht zum Verlauf der Magnetfeldlinien angeordnete Trappingelektroden ein schwaches elektrisches Speicherfeld angelegt, das die Ionenbewegung in z-Richtung einschränkt. Die Kraft, die auf ein Teilchen der Masse m und der Ladung Q in einem statischen elektromagnetischen Feld mit elektrischer Feldstärke E und magnetischer Flußdichte B wirkt, setzt sich aus der elektrischen Kraft und der Lorentz-Kraft zusammen: v v v dv v v F =m = QE + Q (v × B ) dt (2.32). Betrachtet wird idealerweise ein homogenes Magnetfeld mit konstantem magnetischen Fluß (konventionsgemäß parallel zur z-Achse): 2. ICR-Theorie 12 B 0 v x B = By = 0 B B z (2.33). Damit lautet das Vektorprodukt: x& 0 y& B yB d v v v × B = y& × 0 = − x&B = − xB z& B 0 dt 0 (2.34), und Gl.2.32 geht über in: d2 dt 2 x E yB Q x Q d y = Ey + − xB z m E m dt 0 z (2.35). Mit dem bereits erwähnten Separationsansatz für das quadrupolare Potential werden daraus die beiden Gleichungen: d2 dt 2 x Q E x Q d yB = + y m E y m dt − xB x Q d yB Q E x − − = 0 y m dt − xB m E y ⇔ d2 dt 2 ⇔ d 2 z QE z − =0 dt 2 m (2.36) und d 2 z QE z = dt 2 m (2.37). Man kann nun eine Koordinatentransformation durchführen, bei der man die xy-Ebene in die komplexe Zahlenebene legt (r = ξ + iη = ρ eiφ): x ζ = ≡ r y iη (2.38). 2. ICR-Theorie 13 Daraus folgen die Differentiale dx dξ = dt dt (2.39) dy dη =i dt dt (2.40). und Durch die Substitution wird Gl.2.37 nicht verändert, aus Gl.2.36 hingegen wird, unter Berücksichtigung der Zeitunabhängigkeit von B: d2 dt 2 ζ QB d η Q Eξ = 0 ; − − iη m dt − iξ m iEη d 2ξ d 2η QB dη dξ Q + i − −i − (Eξ + iEη ) = 0 2 2 dt dt m dt dt m (2.41). Ausklammern von -i aus dem ersten Klammerausdruck unter Berücksichtigung von i = -(i)-1 ergibt: d 2ξ d 2η QB dξ dη Q + i +i +i − (Eξ + iEη ) = 0 ; 2 2 dt dt m dt dt m d2 dt 2 ξ QB d ξ Q Eξ + i − = 0 i η m dt iη m Eη (2.42). Einsetzen von Gl.2.38 in Gl.2.42 liefert: d 2r QB dr QE r +i − =0 2 dt m dt m (2.43) 2. ICR-Theorie 14 Gl.2.43 läßt sich durch Einsetzen von Gl.2.31 auch schreiben als: d 2r dr QE r + iω c − =0 2 dt dt m (2.44). Für das elektrische Feld wird Zylindersymmetrie angenommen, dann gilt Er(ρ, z) = Er(| ρ |, z). Durch Einsetzen von Gl.2.29 in Gl.2.44 erhält man: d 2ρ dρ Qε r | ρ | + iω c − =0 2 dt dt m (2.45). Für die axiale Bewegungsgleichung (Gl.2.37) erhält man analog dazu durch Einsetzen von Gl.2.30 in Gl.2.37: d 2 z Qε z z − =0 dt 2 m (2.46). Die Lösungen dieser linearen Differentialgleichungen sind jeweils eine Superposition von Exponentialfunktionen. Mit dem Lösungsansatz ρ = Aeλt mit λ = -iω für Gl.2.45 erhält man die Eigenwertgleichung λ2 + iω c λ − Qε r =0 m (2.47) mit den Eigenwerten λ1, 2 = − iω c i 2ω c2 Qε r ± + 2 4 m (2.48) bzw. umgeformt i 4Qε r λ1, 2 = − ω c ± ω c2 − 2 m (2.49) 2. ICR-Theorie 15 mit den Eigenfrequenzen 1 4Qε r ω eff = ω c + ω c2 − 2 m (2.50) 1 4Qε r ω c − ω c2 − 2 m (2.51). und ωm = Die durch das radiale Feld auftretende elektrische Kraft wirkt der LorentzKraft entgegen. Als Folge davon wird die ideale Cyclotronfrequenz ωc verringert, so daß man stattdessen die effektive Cyclotronfrequenz ωeff mißt. Außerdem tritt noch eine weitere Kreisbewegung in der Ebene der Cyclotronbewegung auf, die Magnetronbewegung mit der Magnetronfrequenz ωm. a 2 + x ≈ a + x 2a lassen sich Gl.2.50 und Mit Hilfe der Näherungsformel 2.51 vereinfachen zu: ω eff ≈ ω c − Qε r mω c (2.52) und ωm ≈ Qε r mω c (2.53). Durch Einsetzen von Gl.2.31 läßt sich auch schreiben: ω eff ≈ QB ε r − m B (2.54) und ωm ≈ εr B (2.55). 2. ICR-Theorie 16 Wie man leicht sieht, ist die effektive Cyclotronfrequenz ωeff gerade die um die Magnetronfrequenz ωm reduzierte ideale Cyclotronfrequenz ωc. Bemerkenswert ist, daß die Magnetronfrequenz unabhängig von der Masse und der Ladung eines Ions ist, und bei gegebener Magnetfeldstärke nur vom radialen elektrischen Feld abhängt. Die Näherung gilt für kleine Massen; mit zunehmender Masse wächst die Magnetronfrequenz und sinkt die effektive Cyclotronfrequenz. Wenn die Masse eines Ions hinreichend groß ist, so daß nicht mehr ωm << ωeff ist, kann die Näherung nicht mehr angewendet werden, und die Masseabhängigkeit von ωm muß berücksichtigt werden. Der vollständige Lösungsansatz für die Differentialgleichungen, der noch eine Phase ϕ berücksichtigt, lautet ρ (t) = Ae − iωt +ϕ . Mit Hilfe der Eulerschen Formel e ± iy = cos( y ) ± i sin( y ) läßt sich auch ρ (t ) = A(cos(ωt + ϕ ) − i sin(ωt + ϕ )) schreiben. Der Realteil beschreibt eine harmonische Schwingung bzw. eine Kreisbewegung. Die Gesamtbewegung in der Ebene sekrecht zu den Magnetfeldlinien ist eine Überlagerung zweier Kreisbewegungen, nämlich die Überlagerung von Cyclotron- und Magnetronbewegung: ρ (t ) = A cos(ω eff t + ϕ ) + B cos(ω m t + ϕ ) . Dazu kommt die Trappingbewegung senkrecht zu dieser Ebene. Gl.2.46 lautet umgeformt: m d 2z = Qε z z dt 2 (2.56). Dies ist eine abgewandelte Form des Hookschen Gesetzes F = -kz. Es handelt sich bei Gl.2.56 also um die Gleichung eines harmonischen Oszillators; dieser hat die Frequenz ω = k / m . Die Trappingfrequenz lautet damit: ωz = − Qε z m (2.57). 2. ICR-Theorie 17 Mit Gl.2.19 und Gl.2.21 läßt sich auch schreiben: ωz = 2QE0 = m 2QVT C 2 2 mr0 (2.58). Die Gesamtbewegung ist eine Überlagerung der drei Einzelbewegungen: eine Kreisbahn um einen Punkt P mit der Frequenz ωeff und dem Radius rc. P bewegt sich um die Längsachse der ICR-Zelle auf einer Kreisbahn mit der Frequenz ωm und dem Radius rm und schwingt entlang dieser Achse mit der Frequenz ωz . Zur Veranschaulichung sind die drei Bewegungen in Abb.2.1 graphisch dargestellt. Abb.2.1: Schematische Darstellung von Cyclotron-, Magnetron- und Trappingbewegung eines in einer ICR-Zelle gespeicherten Ions; (nach [30]; in dieser Darstellung ist ωc ≡ ωeff) 2. ICR-Theorie 18 Für die grundlegende Betrachtung und das Verständnis der Ionenbewegungen − Cyclotron-, Magnetron- und Trappingbewegung − ist die Näherung des quadrupolaren Potentials ein durchaus wertvoller Ansatz, auch wenn sich die Ionen aufgrund ihrer kinetischen Energie nicht exakt im Zentrum der Zelle aufhalten. Im günstigsten Fall schwingen sie mit nur kleiner Auslenkung um das Zentrum herum. Sie können aber auch sehr große Bereiche der Zelle durchqueren, und da das Potential ortsabhängig ist, kann dies starken Einfluß auf die Bewegung der Ionen haben: Da alle drei Bewegungen miteinander gekoppelt sind, ändern sich die Frequenzen von Cyclotron- Magnetron- und Trappingschwingung. Am stärksten macht sich eine Kopplung von Cyclotron- und Magnetronbewegung bemerkbar: je stärker das radiale elektrische Feld, desto größer die Magnetronfrequenz, und desto kleiner die Cyclotronfrequenz. Je näher die Werte von Cyclotronfrequenz und Magnetronfrequenz beieinanderliegen, desto stärker koppeln beide Bewegungen miteinander. 2. ICR-Theorie 19 2.3. Bahnradius und obere Massengrenze Die Bewegungsenergie eines Ions in der xy-Ebene ist gegeben durch: E rot = 1 2 2 mr ω 2 (2.59) Dabei wird zunächst einmal der Fall betrachtet, daß sich das Ion mit der Energie E rot = kT und ohne den Einfluß eines elektrischen Feldes bewegt; somit gilt: ω = ω c = QB m . Setzt man dies in Gl.2.59 ein und löst nach dem Cyclotronradius rc auf, erhält man: rc = 1 2mkT QB (2.60). Der Cyclotronradius wächst mit der Wurzel aus der Masse des Ions. Es ist leicht einzusehen, daß die Masse eines gespeicherten Ions nicht beliebig groß sein kann, da rc zumindest kleiner als der Zellradius r0 sein muß. Andernfalls wird das Ion mit der Zellwand kollidieren. Es existiert also eine kritische Masse mcrit , ab der Ionen nicht mehr gespeichert werden können. Auflösen von Gl.2.60 nach m liefert: 2 m= rc Q 2 B 2 2kT (2.61). Der maximal mögliche Wert für rc hängt von r0 ab, und außerdem auch vom Startpunkt des Ions. Die Elektronenstoßionisierung (EI) erfolgt auf der Längsachse der Zelle. Ein Ion das dort gebildet wird, nimmt eine Flugbahn mit dem Radius rc ein, wobei der Schwerpunkt P der Kreisbewegung nicht auf der z-Achse liegt, sondern im Abstand rc zur z-Achse. Für eine stabile Flugbahn muß also 2rc < r0 gelten. Für rc = r0 /2 gibt es demnach keine 2. ICR-Theorie 20 stabile Flugbahn mehr. Setzt man dies in Gl.2.61 ein, erhält man als kritische Masse 2 mcrit = r0 Q 2 B 2 8kT (2.62). Nimmt man den Zellradius und die Magnetfeldstärke einmal als gegeben an, und geht man von einfach geladenen Ionen aus, so ist diese obere Massengrenze rein energieabhängig. Für thermische Ionen (T = 298 K) in einem Magnetfeld von 7 T in einer Zelle mit dem Radius 1 cm ergibt sich eine obere Massengrenze von 2,3 Mu. Dieser Wert kann allerdings nur als grober weil zu großer Richtwert dienen, denn in einem ICR-Experiment wird die Cyclotronbewegung der Ionen für die nachfolgende Detektion angeregt und somit rc vergrößert. Bei Anwesenheit eines elektrischen Trappingfeldes tritt eine weitere − energieunabhängige − obere Massengrenze auf, weil Cyclotron- und Magnetronbewegung bei großen Massen instabil werden können, wie sich anhand der Bewegungsgleichungen zeigen läßt. Gl.2.50 läßt sich durch Umformen auch schreiben als: ω eff = ω c 2 1+ 1− 4Qε r 2 mω C (2.63). Einsetzen von ωc = QB m (2.31) liefert ω eff = ωc 4ε m 1 + 1 − 2r 2 B Q (2.64) bzw. ω eff = ω c 2 1+ 1− (m Q ) (m Q )crit (2.65) 2. ICR-Theorie 21 mit m B2 = Q crit 4ε r (2.66). Ein Ion, dessen Masse/Ladung-Verhältnis über einem kritischen Wert liegt, besitzt eine mathematisch komplexe Cyclotronfrequenz, da der Radikand negativ ist. Physikalisch bedeutet dies, daß die Cyclotronbewegung instabil ist und das Ion nicht gespeichert werden kann: Der Cyclotronradius nimmt exponentiell zu, bis das Ion auf die Zellwand trifft und entladen wird. Unter Berücksichtigung von Gl.2.26-27 läßt sich als obere Massengrenze angeben: 2 mcrit QB 2 r0 = 4C 2VT (2.67) Man kann mcrit mit der gleichen Vorgehensweise auch aus Gl.2.51 ableiten, da sich Gl.2.50 und Gl.2.51 nur im Vorzeichen der Wurzel unterscheiden. Für m = mcrit verschwindet in beiden Gleichungen die Wurzel, und man erhält: ω eff = ω m = ωc 2 (2.68) Mit zunehmender Masse nähern sich ωeff und ωm einander an und sind bei Koaleszenz jeweils gerade halb so groß wie die ideale Cyclotronfrequenz ωc. Für das obige Rechenbeispiel ergibt sich in einer zylindrischen Zelle mit dem Aspect-Verhältnis 1 (C2 = 0,7101) bei 1 V Trappingspannung und einem ideal quadrupolaren Potential als obere energieunabhängige Massengrenze 166 ku. Durch das Trappingfeld wird die obere Massengrenze in diesem Fall stark herabgesetzt. Man erkennt anhand von Gl.2.67, daß sich hohe Trappingspannungen nachteilig auf die energieunabhängige obere Massengrenze auswirken. 2. ICR-Theorie 22 Veränderung der Zellgeometrie zugunsten eines größeren Aspect-Verhältnisses läßt C2 kleiner werden, was die obere Massengrenze erhöht. Anschaulich ist dies dadurch zu erklären, daß das Potential entlang der Längsachse der Zelle flacher verläuft, wodurch das radiale Feld im Zentrum der Zelle veringert wird. Wählt man ein Aspect-Verhältnis von 3 (C2 = 0,0068), so ergibt sich als energieunabhängige obere Massengrenze 17,3 Mu. Dieser Wert ist weitaus größer als der Wert für die energieabhängige obere Massengrenze. Für die Praxis relevant ist immer der jeweils kleinere Wert von beiden Massengrenzen, denn ab welcher Masse ein Ion nicht mehr gespeichert werden kann, hängt davon ab, welches Ereignis zuerst eintritt: Entweder die Flugbahn wird instabil und das Ion gerät auf Kollisionskurs mit der Zelle, oder der Bahnradius des Ions wird zu groß und das Ion gerät auf Kollisionskurs mit der Zelle. 3. Ion/Ionreaktionen 23 3. Ion/Ionreaktionen Als einfachsten Fall einer Ion/Ionreaktion läßt sich die Reaktion zwischen einfach geladenen positiven und einfach geladenen negativen Ionen betrachten: A+ + B- → AB A+ + B- → A + B (3.1) (3.2). Dabei können Anlagerung (3.1) und Elektronentransfer (3.2) auftreten. Ein Sonderfall der Rekombination ist die Reaktion von einfach geladenen positiven Ionen A+ mit Elektronen e-, welche die Umkehr der Ionisierung von A darstellt: A+ + e- → A (3.3). Nachteil der Reaktionen (3.1) bis (3.3) ist, daß als Reaktionsprodukte keine geladenen Teilchen entstehen. Die massenspektrometrische Untersuchung der Reaktionsprodukte ist ohne deren Reionisierung nicht möglich. Für die massenspektrometrische Untersuchung geeignet sind Reaktionen, an denen mehrfach geladene positive oder negative Ionen beteiligt sind. Der überwiegende Teil aller untersuchten Ion/Ionreaktionen in der Gasphase sind Protonentransferreaktionen zwischen durch Electrospray Ionization (ESI) erzeugten mehrfach protonierten Biopolymer-Kationen und einfach negativ geladenen Anionen (z.B Perfluorkohlenwasserstoff-Anionen) in elektrischen Käfigen [31]: (M + n H)n+ + Y- → (M + (n-1) H)(n-1)+ + HY (3.4). Ein Spezialfall des Protonentransfers ist die Übertragung von zwei Protonen auf das Anion: 3. Ion/Ionreaktionen 24 (M + n H)n+ + Y- → (M + (n-2) H)(n-2)+ + H2Y+ (3.5). Protonentransfer ist ein Spezialfall des Kationentransfers: (M + n X)n+ + Y- → (M + (n-1) X)(n-1)+ + XY (3.6). Seltener beobachtet (z.B. bei Kationen mit konjugierten Doppelbindungen bzw. Aromaten) wird als Konkurrenzreaktion zum Kationentransfer der Elektronentransfer: (M + n X)n+ + Y- → (M + n X)(n-1)+ + Y (3.7). Einige Anionen reagieren unter Anlagerung an das Kation: (M + n X)n+ + Y- → (M + n X + Y)(n-1)+ (3.8). Dabei ist das Produktion (X = H; Y = I) nur ein Zwischenprodukt einer Protonentransferreaktion, welches aber durch Kühlung mit einem Stoßgas (He) stabilisiert werden kann. Wenn keine Protonentransferreaktion möglich ist (X ≠ H), läßt sich in einer Anionentransferreaktion Fluorid übertragen (Z = F): (M + n X)n+ + ZY- → (M + n X + Z)(n-1)+ + Y (3.9) Mehrfach negativ geladene Ionen (die sich durch Deprotonierung erhalten lassen) reagieren mit protonierten Molekülen unter Protonentransfer: (M – n H)n- + HY+ → (M – (n-1) H)(n-1)- + Y (3.10) Mit bestimmten Kationen, die nicht unter Protonenabspaltung reagieren, 3. Ion/Ionreaktionen 25 ist Anlagerung möglich: (M – n H)n- + Y+ → (M – n H + Y)(n-1)- (3.11). Mit Kationen, die nicht unter Protonen- bzw. Kationenanlagerung reagieren (z.B. Edelgasionen) sind Elektronentransferreaktionen möglich: (M – n H)n- + Y+ → (M – (n-1) H)(n-1)- + Y (3.12). Die theoretische Beschreibung von Ion/Ionreaktionen als Zwei-TeilchenProblem ist bisher wenig elaboriert (vgl. hierzu die Beschreibung kollektiver Eigenschaften von Plasmen [32]). Von Stephenson und McLuckey. [33] existiert ein Ansatz, der auf der Beschreibung der Ion/induzierter Dipol-Wechselwirkung nach Langevin [34] beruht. Nähern sich ein Ion und ein Neutralteilchen mit der Relativgeschwindigkeit v und dem Stoßparameter b, so ist die Energie des Systems gegeben durch: E= 1 2 µv = E pot + E kin = E pot + E rot + Etrans 2 (3.13). Dabei ist µ die reduzierte Masse und Epot die potentielle Energie; die Summe aus der Rotationsenergie Erot und der Translationsenergie Etrans repräsentiert die kinetische Energie Ekin. Der Anteil der potentiellen Energie ist gegeben durch das Potential aufgrund der Ion/induzierter Dipol-Wechselwirkung: U (r ) = − αQ 2 2 2(4πε 0 ) r 4 (3.14). Dabei ist r der Abstand der Teilchen, α die Polarisierbarkeit des Neutralteilchens, Q die Ladung des Ions und ε0 die elektrische Feldkonstante. 3. Ion/Ionreaktionen 26 Der attraktiven Kraft zwischen den beiden Teilchen aufgrund der Ion/induzierter Dipol-Wechselwirkung ist die Zentrifugalkraft entgegengesetzt. Bezieht man die Rotationsenergie (zentrifugale Barriere) in das Potential U(r) mit ein, erhält man das effektive Potential U eff ( r ) = − αQ 2 µv 2 b 2 + 2 2r 2 2(4πε 0 ) r 4 (3.15). In unendlich großem Abstand r der beiden Teilchen ist das effektive Potential Null. Bei Annäherung der beiden Teilchen nimmt das effektive Potential zu, durchläuft ein Maximum und wird bei sehr kleinen Werten von r negativ. Für den kritischen Stoßparameter bc ist der Abstand r an der Stelle des Maximums der kritische Abstand rc. Für Stoßparameter b > bc werden die Teilchen aneinander vorbeifliegen. Für b = bc wird das stoßende Teilchen das Stoßzentrum mit konstantem Abstand rc umkreisen. Für b < bc werden sich die Teilchen immer weiter annähern, bis es zum Kontakt kommt (r = 0). Im Fall b = bc ist Etrans = 0, und es gilt: E= 1 2 αQ 2 µv 2 b 2 + µv = − 2 2 2r 2 2(4πε 0 ) r 4 (3.16). Für die Berechnung von bc wird die partielle Ableitung ∂U eff ( r ) ∂r = 2αQ 2 µv 2 b 2 − =0 r3 (4πε 0 )2 r 5 (3.17) gebildet und gleich Null gesetzt. Auflösen von Gl.3.17 nach r und Einsetzen in Gl.3.16 liefert bc = 2rc und (3.18) 3. Ion/Ionreaktionen 27 2 bc = 2α 2Q α = (4πε 0 )v µ E Q 4πε 0 (3.19). Mit dem Reaktionsquerschnitt σ = πb 2 (3.20) erhält man den Langevin-Reaktionsquerschnit σL = πQ α 2α 2πQ = (4πε 0 ) E (4πε 0 )v µ (3.21) und die Langevin-Geschwindigkeitskonstante ∞ kL = ∫ v 0 α 2πQ 2πQ α f ( v )dv = σ L v = (4πε 0 )v µ (4πε 0 ) µ (3.22). Stephenson und McLuckey ersetzen das Langevin-Potential für die Ion/induzierter Dipol-Wechselwirkung durch das Coulomb-Potential für die Ion/ Ion-Wechselwirkung: U eff ( r ) = − ∂U eff ( r ) ∂r = Q1Q2 µv 2 b 2 + (4πε 0 )r 2r 2 Q1Q2 µv 2 b 2 − =0 (4πε 0 )r 2 r3 (3.23) (3.24) mit den Ladungen Q1 und Q2 von Anion und Kation. Daraus erhält man 3. Ion/Ionreaktionen 28 rc = (4πε 0 )µv 2bc 2 (3.25). Q1Q2 Stephenson und McLuckey berechnen entsprechend der Langevin-Theorie mit Gl.3.18 rc = Q1Q2 2(4πε 0 )µv 2 (3.26) bc = 2Q1Q2 2(4πε 0 )µv 2 (3.27) π σ c = 2 2 (4πε 0 )µv Q1Q2 π 2 (3.28) 2 (3.29). k c = vσ c = v 2 2 (4πε 0 )µv Q1Q2 Stephenson und McLuckey konnten den linearen Zusammenhang zwischen der Reaktionsgeschwindigkeit und dem Quadrat der Ladung experimentell bestätigen (Protonentransferreaktion von mehrfach protoniertem Ubiquitin mit negativen Ionen von Perfluordimethylcyclohexan). Der theoretische Ansatz von Stephenson und McLuckey wurde von Turulski et al. [35] stark kritisiert. Sie wenden ein, daß das zugrundeliegende effektive Potential im Fall der Ion/Ion-Wechselwirkung einen anderen Verlauf hat als im Fall der Ion/induzierter Dipol-Wechselwirkung: Das Potential ist bei unendlich großem Abstand der Ionen Null und nimmt mit abnehmendem Abstand der Ionen ab, durchläuft ein Minimum und wird bei sehr kleinen Abständen der Ionen positiv. Die Differentiation von Ueff(r) nach dem Ionenabstand r liefert deshalb einen kritischen Abstand rc, bei dem ein Potentialminimum durchlaufen wird und kein Potentialmaximum 3. Ion/Ionreaktionen 29 (zentrifugale Barriere) wie beim Langevin-Potential. Eine konsequente Vorgehensweise bei der Berechnung von bc analog zur Ion/induzierter Dipol-Wechselwirkung liefert den sinnlosen Zusammenhang bc2 = -rc2. Stephenson und McLuckey nehmen deshalb ohne Angabe von Gründen den Zusammenhang bc2 = 2rc2 aus der Langevin-Theorie als gültig an. Aufgrund dieser Inkonsistenz schließen Turulski et al., daß für die Anion/ Kation-Wechselwirkung (als Punktladungen) keine Bedingung für einen Stoß existiert, bei dem sich die beiden Ionen mit konstantem Abstand umkreisen (entspricht dem Fall bc = rc beim Ion/Molekülstoß) oder Einfang auftritt, d.h. Umkreisen der beiden Ionen unter Verringerung des Abstandes bis r = 0 (entspricht dem Fall bc < rc beim Ion/Molekülstoß). Stattdessen können die Ionen, unter der Annahme von Punktladungen, nur zentral stoßen (b = 0); für b > 0 fliegen die Ionen aneinander vorbei. Turulski et al. entwickeln ein Modell, das ebenfalls mit dem experimentellen Ergebnis der von Stephenson und McLuckey untersuchten Protonentransferreaktion in Einklang ist und einen linearen Zusammenhang zwischen der Reaktionsgeschwindigkeit und dem Quadrat der Kationenladung liefert. Die unrealistische Annahme der Ionen als Punktladungen wird nicht gemacht. Reaktionsbedingung ist nicht ein Kontakt der beiden Ionen (r = 0), sondern die Reaktion findet statt, wenn sich die Ionen so nahe kommen, daß ihr Abstand innerhalb eines kritischen Abstandes rc ist, welcher durch eine energetische Betrachtung der Reaktion bestimmt wird. Turulski et al. legen die Protonentransferreaktion (MHz)z+ + A- → (MHz-1)(z-1)+ + AH (3.30) zugrunde. Es wird die Bedingung aufgestellt, daß die Energie der Edukte gleich der Energie der Produkte ist, wobei die Bindungsenergien und die Coulombenergie berücksichtigt werden: 3. Ion/Ionreaktionen 30 zE M − ze 2 (4πε 0 )rc = (z − 1)E M + E A (3.31). Dabei sind EM und EA die (mittleren) Bindungsenergien M-H bzw. A-H, z die Zahl der Ladungen des Kations und e die Elementarladung. Umgeformt ergibt sich rc = ze 2 (4πε 0 )C (3.32) mit C = EM – EA = PA[A-] – PA[(MHz-1)(z −1)+] (3.33). Hierbei werden die Konzentrationen der Teilchen jeweils mit ihren Protonenaffinitäten PA multipliziert. Die Konstante C entspricht der negativen Reaktionsenthalpie. Aus der Energie des Stoßsystems E= µv 2 bc 2 2rc 2 ze 2 − rc (3.34) ze 2 rc E (3.35). erhält man 2 2 bc = rc + Mit Gl.3.32 wird daraus ze 2 bc = C 2 2 C 1 + E (3.36). Damit ergibt sich der Stoßquerschnitt 2 ze 2 C 1 + σ c = πbc = π E C 2 (3.37) 3. Ion/Ionreaktionen 31 und die Geschwindigkeitskonstante 2 ze 2 C 2 E 1 + k c = σ c v = π E µ C (3.38). Die Reaktionsgeschwindigkeit zeigt also die lineare Abhängigkeit vom Quadrat der Ladung des Kations. Der Ansatz von Turulski et al. läßt sich interpretieren als ein Rettungsversuch der Langevin-Theorie bei der Beschreibung von Ion/Ionreaktionen, obwohl diese Theorie auf Ion/Ionreaktionen nicht angewandt werden kann. Der Ansatz, chemische Größen (Protonenaffinitäten) zur Berechnung eines kritischen Abstandes zwischen den reagierenden Teilchen heranzuziehen, wirkt befremdlich und ist kritikwürdig. Wenn EM und EA gleich groß sind, ist zwar eine Reaktion zu erwarten, es ist dann aber C = 0. In diesem Fall sind die kritischen Parameter bc, σc und kc nicht definiert. Auch wenn sich eine Übereinstimmung der mit der Theorie von Turulski et al. berechneten Reaktionsgeschwindigkeiten mit den experimentellen Ergebnissen von Stephenson und McLuckey ergibt, so ist damit nicht die Allgemeingültigkeit der Theorie von Turulski et al. gezeigt. Für andere Reaktionen mit anderen Werten von C mag die Reaktionsgeschwindigkeit durchaus von der Theorie von Turulski et al. abweichen. Von Garbade [36] stammt ein Ansatz, Reaktionen vom Typ A2+ + B- → A+ + B (3.39) zu beschreiben. Diesem Modell liegt ein geschaltetes Potential zugrunde, d.h. Ladungsübertragung findet im Abstand r = rc statt; für r > rc gilt das Coulomb-Potential, und für r ≤ rc gilt das Langevin-Potential. rc und bc sind die gleichen Parameter wie diejenigen aus der Langevin-Theorie. Der 3. Ion/Ionreaktionen 32 Sprung der potentiellen Energie bei der Ladungsübertragung bewirkt eine entsprechende Änderung der kinetischen Energie der Stoßsystems. Damit die Langevin-Theorie nach der Ladungsübertragung anwendbar ist, wird nach passenden Startbedingungen (Anfangsgeschwindigkeiten) gesucht, die nach der Ladungsübertragung zu einer stabilen Kreisbahn der Teilchen führen. Dabei treten Probleme derart auf, daß bei den Berechnungen nichtreelle Geschwindigkeiten auftreten, oder Startgeschwindigkeiten, die größer sind als die Geschwindigkeiten im Abstand rc, was eine Abbremsung der Teilchen und nicht eine Aufeinanderzubeschleunigung der Teilchen bedeutet. Die Untersuchung von Ion/Elektronreaktionen im Rahmen dieser Arbeit wurde mit Ionen durchgeführt, die durch Elektronenstoßionisation (EI) erzeugt wurden. Der Vorteil dieser Ionisationstechnik ist, daß der Elektronenstrahl, der zur Ionisierung von Gasteilchen dient, auch die Elektronen für die Ion/Elektronreaktionen liefert. Mit EI lassen sich Ionen von Gasen oder leicht verdampfbare Stoffen erzeugen. Bei manchen Stoffen (z.B. Edelgase) ist auch die Bildung von mehrfach geladenen Ionen durch EI leicht möglich. Elektronenstoßionisation hat den Nachteil, daß Fragmentierungsreaktionen auftreten können, die durch mehrfache Ionisierung begünstigt werden. Z.B. durch Electrospray-Ionisierung lassen sich auch von großen Molekülen wie Polypeptiden leicht mehrfach geladene Ionen bilden. Polypeptide besitzen viele funktionelle Gruppen, die protoniert werden können. Es lassen sich an Biomolekülen mit Massen von einigen ku problemlos zehn und mehr Protonen anbringen. Die positiven Ladungen verteilen sich räumlich so weit über das Ion, daß die gegenseitige Abstoßung der positiven Ladungen möglichst gering ist. Die Ladungsabstoßung bei mehrfach geladenen Ionen stellt häufig ein Problem für deren Stabilität dar. Bei mehrfach geladenen Ionen kleiner Moleküle kann die Abstoßung der gleichnamigen Ladungen zur Coulomb-Explosion [37] führen, dem Zerfall eines Ions in kleinere geladene Fragmente: 3. Ion/Ionreaktionen 33 ABn+ → A(n-1)+ + B+ ABn- → A(n-1)- + B- (3.40) (3.41) Man kann sich diesen Prozeß veranschaulichen, wenn man die Rückreaktion betrachtet: Bringt man zwei positive oder negative Ionen von unendlich großer Entfernung zusammen, so nimmt die Abstoßung zwischen beiden Ionen zunächst zu aufgrund der Abstoßung der beiden Ladungen. Wird der Abstand der beiden Ionen so klein, daß sich eine chemische Bindung ausbildet, verringert sich die Abstoßung bei weiterer Annäherung der Ionen aufgrund der zunehmenden Stärke der chemischen Bindung. Wenn der Energiegewinn durch die Knüpfung einer chemischen Bindung den Energieverlust aufgrund der Annäherung der beiden Ladungen aufwiegt, ist das Ion ABn+ bzw. ABn- stabil. Andernfalls wird das Ion ABn+ bzw. ABndurch Coulomb-Explosion zerfallen. Während mehrfach positiv geladene atomare Ionen gegen Coulomb-Explosion gefeit sind, weil sie keine kleineren Ionen abspalten können, sind mehrfach negativ geladene atomare Ionen nicht stabil und bisher nicht beobachtet worden [38, 39]. Bereits ein hypothetisches „nur“ zweifach negativ geladenes atomares Ion würde sich unter Abspaltung eines Elektrons stabilisieren: Y2- → Y- + e- (3.42). 4. Die Multisektionszelle 34 4. Die Multisektionszelle 4.1 ICR-Zellen für die simultane Speicherung positiver und negativer Ionen Wang und Marshall [40] haben 1989 eine kubische Zelle („screened trap“) vorgestellt, die mit geerdeten Netzen vor den Trappingelektroden ausgestattet ist um das Trappingpotential im Inneren der Zelle zu eliminieren. Mit dieser Zelle läßt sich näherungsweise ein axiales Kastenpotential erzeugen. Daran anknüpfend haben Wang und Wanczek [16] 1993 eine zylindrische Zelle mit Drahtnetzen vor den Trappingelektroden vorgestellt und gezeigt, daß damit die simultane Speicherung positiver und negativer Ionen möglich ist. Daran angeschlossen hat sich die Entwicklung einer zylindrischen Zelle mit geteilten Trappingelektroden (je zwei konzentrische Ringe) mit verbessertem simultanem Speicherverhalten, die 1996 von Malek und Wanczek [41] vorgestellt wurde. Vartanian und Laude [17] haben 1994 eine offene zylindrische Zelle mit zwei zusätzlichen Ringelektroden (Korrekturelektroden zur Eliminierung des radialen elektrischen Feldes in der xy-Ebene bei z = 0) zwischen dem mittleren und den beiden äußeren Ringelektroden vorgestellt. Diese Zelle erlaubt ebenfalls die simultane Speicherung von positiv und negativ geladenen Ionen. All diesen Zellen ist gemeinsam, daß mit ihnen ein Doppelmuldenpotential erzeugt werden kann. In dieser Konfiguration bestehen die Zellen aus drei Sektionen, entsprechend gibt es in den Potentialverläufen entlang der Längsachsen der Zellen je drei Potentialextremwerte. Für beide Polaritäten von Ionen steht mindestens ein Potentialtopf zur Verfügung. Zentral existiert ein Potentialtopf für positive bzw. negative Ionen, und zwischen dem Zentrum der Zelle und den Trappingelektroden (marginal) existiert je ein Potentialtopf für die entgegengesetzt geladenen Ionen. 4. Die Multisektionszelle 35 Mit weiteren Trappingelektroden lassen sich auch Potentialverläufe erzeugen, in denen es viele Potentialtöpfe gibt. Smith et al. [42] haben 2000 eine relativ große (Länge 38 cm, Durchmesser 13 cm) zylindrische Zelle vorgestellt, bei der der Zylindermantel in 15 gleich lange Ringelektroden (Trappingelektroden) unterteilt ist. Die Anregung und Detektion der Ionen erfolgt über 32 zylindrische Elektrodenstäbe, die parallel zur Längsachse der Zelle ringförmig angeordnet sind und sich dicht vor den Innenflächen der Trappingringe befinden. 4. Die Multisektionszelle 36 4.2 Die Multisektionszelle Gegenstand dieser Arbeit ist eine zylindrische ICR-Zelle, die einerseits durch ihre geschlosssene Bauweise in der Tradition der Zellen von Wang und Wanczek [40] sowie Malek und Wanczek [16] steht, und anderseits mit dem unterteilten Zylindermantel ein Charakteristikum der Zelle von Vartanian und Laude [17] aufweist. In Abb.4.2 ist diese Zelle schematisch gezeigt. Abb.4.1: Schematische Darstellung der Multisektionszelle; Innenmaße: Länge 60 mm, Radius 10 mm; Elektroden E1 bis E9 Die Zelle besitzt einen Innenradius r0 = 10 mm und eine Innenlänge L = 60 mm. In den beiden Trappingplatten (E1 und E9) befinden sich jeweils im Zentrum Löcher mit dem Radius r0/2, die mit Drahtnetzen verschlossen sind. Dadurch wird das Durchleiten eines Elektronenstrahls zur Ionisierung ermöglicht. Der Zylindermantel besteht aus sieben Ringelektroden (E2 bis E8) der Länge 8,3 mm, von denen vier zur Erzeugung eines Trappingpotentials genutzt werden (E3, E4, E6, E7). Drei Ringelektroden (E2, E5, E8) sind jeweils, bei Ansicht der Zelle entlang der Längsachse, entsprechend vier Viertelkreissegmenten unterteilt und dienen als Anregungs- und Detektionselektroden. Ihr Potential (DC) beträgt immer 0 Volt. 4. Die Multisektionszelle 37 Werden die Trappingringe ebenfalls auf das Potential 0 Volt gelegt, läßt sich die Multisektionszelle als Einsektionszelle betreiben. Aufgrund ihres großen Aspect-Verhältnisses von 3 läßt sie sich in diesem Betriebsmodus auch als „elongated cell“ [43] auffassen. Unterschiede der Zelle in diesem Betriebsmodus zu einer Standardzelle mit dem Aspect-Verhältnis 1 werden in Kap.4.4 beschrieben. In Kap.4.5 werden die Besonderheiten der Betriebsweise als Multisektionszelle behandelt. Für die Beschreibung des Trappingpotentials in der Zelle wird im folgenden Text die Notation {φ1/φ2/φ3/φ4/φ5/φ6/φ7/φ8/φ9} verwendet, in der φ1 bis φ9 die elektrischen Potentiale (in Volt) der Elektroden E1 bis E9 in Abb.4.1 bedeuten. Im Betriebsmodus als standardmäßige Einsektionszelle sind φ2 = φ3 = φ4 = φ5 = φ6 = φ7 = φ8 = 0 und φ1 = φ9 = VT. In diesem Fall kann die Angabe des Trappingpotentials {VT/0/0/0/0/0/0/0/VT} effizienterweise auch durch die Angabe von VT allein erfolgen. 4. Die Multisektionszelle 38 4.3 Simulationen mit SIMION SIMION [44] ist ein Simulationsprogramm für den PC, mit dem elektrostatische und/oder magnetische Ionenoptik-Probleme (in Analogie zur Lichtoptik) modelliert und Ionentrajektorien berechnet werden können. SIMION unterteilt ein (vom Anwender zu definierendes) Volumen in viele kleine dreidimensionale Untereinheiten („grid units“). Daraus lassen sich nach dem Baukastenprinzip elektrische bzw. magnetische Bauteile und daraus ganze Apparaturen (z. B. Massenspektrometer) aufbauen. SIMION berechnet elektrostatische Potentiale, wie z.B. das in einer ICRZelle, auf numerische Weise durch Lösung der Laplace-Gleichung, indem das Potential eines (Nichtelektroden-) Punktes durch Mittelung des Potentials seiner nächsten umgebenden Nachbarpunkte bestimmt wird. Ausgehend von den Punkten der Elektrodenoberflächen wird zunächst das Potential der benachbarten Nichtelektrodenpunkte bestimmt, dann das der nächstbenachbarten usw., bis das Potential aller Nichtelektrodenpunkte der Zelle bestimmt ist. Danach beginnt dieser Prozeß von vorne. Nach und nach dringt das Potential der Elektroden mit jedem Iterationsschritt weiter in die Zelle vor, bis sich bei einem Iterationsschritt das Potential keines der Nichtelektodenpunkte um mehr als einen bestimmten (wählbaren) Betrag ändert. In gleicher Weise wird mit Magnetfeldern verfahren, wobei der Umweg über ein „magnetisches Potential“ gewählt wird, das später durch Multiplikation mit der Anzahl der grid units zwischen den Polen das Magnetfeld ergibt. SIMION erlaubt das Simulieren von Ionentrajektorien unter dem Einfluß von elektrischen oder magnetischen oder beiden Feldern gemeinsam. Die Elektrodenpotentiale lassen sich durch vom Benutzer geschriebene Programme (s. Anhang) zeitlich verändern, ohne daß der Ionenflug dabei unterbrochen werden muß. Dabei lassen sich eine Vielzahl von Startbedin- 4. Die Multisektionszelle 39 gungen wählen und eine Vielzahl von Daten während des Fluges der Ionen aufzeichnen. Mit diesen Fähigkeiten lassen sich Ion/Ionreaktionen durch SIMION insoweit simulieren, daß der ungestörte Flug der Ionen beider Polaritäten beobachtet werden kann, wenn die Elektrodenpotentiale der ICR-Zelle während eines Experimentes verändert werden und sich daraufhin die Speicherbereiche der Ionen ändern. Die Wechselwirkungen der Ionen untereinander lassen sich dagegen nicht simulieren. Es ist lediglich möglich, Raumladungseffekte und Ion/Molekülstöße durch Addition eines Kontinuums dieser Störungen zu den Bewegungsgleichungen eines Ions, d.h. eine gleichmäßige Änderung der elektrischen Feldstärke in der Umgebung eines Ions und eine gleichmäßige Dämpfung der kinetischen Energie eines Ions, bei der Berechnung der Trajektorie miteinzubeziehen. Die Ionen selbst werden als Punkte berechnet, und auch bei noch so großer Auflösung (in grid units) läßt sich kein Zwei-Teilchen-Problem simulieren, das den Einfluß von sich einander nähernden Ionen auf deren Trajektorien, oder gar einen Ladungsaustausch beschreibt. Für Ion/Ionreaktionen ist eine Pulsfolge von Potentialänderungen (Rampen) der Trappingelektroden erforderlich. Experimentell wird dazu eine Software benötigt, mit der die Parameter Pulsbeginn, Pulsende, Startpotential und Endpotential auf einer Zeitachse definiert werden können, und mit der dann die Hardware entsprechend gesteuert wird. SIMION verfügt nicht direkt über solch eine Zeitachse, so daß die Simulation der Potentialrampen indirekt über den Parameter Flugzeit erfolgen muß. In den Programmen zur Potentialsteuerung lassen sich Startpotential und Endpotential einfach definieren. Daneben lassen sich Zeitpunkte definieren, die, wenn die Flugzeit eines Ions einen solchen Zeitpunkt erreicht, eine Potentialänderung auslösen und wieder stoppen. Dabei wird das Potential mathematisch als Funktion der verstreichenden Flugzeit nach dem Erreichen eines Zeitpunktes verändert. Sobald die Flugzeit einen definier- 4. Die Multisektionszelle 40 te Zeitpunkt t1 erreicht, wird zu dem Startpotential φ1 ein weiteres (positives oder negatives) Potential addiert, dessen Betrag linear, d.h. proportional zu einem definiertem Faktor ∆φ /( Flugzeit − t1 ) , mit der Flugzeit wächst. Wenn die Flugzeit den Zeitpunkt t2 erreicht, wird das Endpotential φ2 installiert. Es muß darauf geachtet werden, daß die auf diese Weise programmierte Potentialänderung bei Erreichen von t2 zu dem Wert φ2 führt, damit keine Potentialsprünge auftreten. Es ist auch möglich, die Zeitpunkte t1 und t2 variabel zu gestalten, so daß sie vor jedem Start eines Ions auf der SIMION-Benutzeroberfläche eingestellt werden können, ohne daß jedes mal, wenn t1 oder t2 verändert werden sollen, ein neues Programm geschrieben werden muß. Dabei bleiben die Start- und Endpotentiale weiterhin vom Benutzer vor jedem Ionenflug veränderbar, und die Steilheiten der Potentialrampen (∆φ /∆t) werden automatisch angepaßt. Pulsdauern und Pausen zwischen den Pulsen lassen sich so leichter optimieren. Details zu den Möglichkeiten der Gestaltung von Potentialrampen in SIMION befinden sich im Anhang. 4. Die Multisektionszelle 41 4.4 Das Trappingpotential im Betriebsmodus als Einsektionszelle 4.4.1 Berechnung von elektrischem Potential und elektrischem Feld durch Reihenentwicklung Die Multisektionszelle läßt sich als Einsektionszelle betreiben, wenn man ein Trappingpotential der Gestalt {φ1/0/0/0/0/0/0/0/φ9} verwendet, bei dem der Zylindermantel komplett auf das Potential 0 Volt gelegt wird, und nur die beiden Trappingplatten zur Erzeugung eines Trappingpotentials dienen. Sie unterscheidet sich dann, abgesehen von der Konfiguration der Anregungs- und Detektionselektroden, von einer gewöhnlichen geschlossenen zylindrischen ICR-Zelle nur durch das wesentlich größere AspectVerhältnis. Üblicherweise ist φ1 = φ9 = VT, wodurch man ein einfaches symmetrisches Trappingpotential für die Speicherung von Ionen einer Polarität erhält, das sich nach Gl.2.4 berechnen läßt. Wie bereits gezeigt wurde, läßt sich bei einer Entwicklung der Reihe bis zu C2 das Potential in einen axialen und einen radialen Anteil separieren. Rechtfertigung für diesen frühen Abbruch der Reihenentwicklung ist die Annahme, daß die Ionen sich stets in der Nähe des Zentrums der Zelle befinden, in dem ein solches quadrupolares Potential vorherrscht. Allerdings ist diese Annahme nicht immer gerechtfertigt. Sie ist es dann nicht mehr, wenn die Ionen auf Bahnen mit großem Cyclotronradius angeregt werden. Und sie ist es dann nicht mehr, wenn das Trappingpotential in axialer Richtung sehr flach verläuft, so daß die Ionen sehr große Trappingamplituden haben. Auch ohne Berechnung des Trappingpotentials läßt sich leicht einsehen, daß der axiale Potentialverlauf um so flacher ist, je größer das Aspect-Verhältnis ist. Es stellt sich die Frage nach der Qualität der quadrupolaren Näherung für Punkte in der Zelle, die relativ weit vom Zentrum entfernt sind bzw. wie weit die Reihe entwickelt werden muß, um für solche Punkte gute Näherungswerte des Potentials zu erhalten. Da für Glieder der Reihe ab C4 die 4. Die Multisektionszelle 42 Separation in ein axiales und ein radiales Potential nicht mehr möglich ist, kann man zur Vereinfachung zwei Sonderfälle betrachten: V ( ρ ) z =0 , ein radialer Potentialverlauf in der ρ -Ebene bei z = 0, und V ( z ) ρ =0 , ein Potentialverlauf entlang der z-Achse. Aus Gl.2.17 werden dann die Gleichungen C ρ 2 3C ρ 4 15C6 ρ 6 35C8 ρ 8 V ( ρ ) = VT 1 + C0 − 2 2 + 4 4 − + − +... 6 8 2 r0 8r0 16r0 128r0 ∞ Ck ρ k k! (k 2 ) = VT 1 + C0 + ∑ (− 1) k 2 2 k (( k 2)!) r0 k gerade = 2 ∞ C zk C z 2 C z 4 C z 6 C z8 V ( z ) = VT 1 + C0 + 2 2 + 4 4 + 6 6 + 8 8 + ... = VT 1 + ∑ k k r0 r0 r0 r0 k gerade =0 r0 (4.1) (4.2) für das radiale und axiale Potential. Man erhält daraus für das radiale und axiale Feld C ρ 3C ρ 3 15C6 ρ 5 35C8 ρ 7 E ( ρ ) = VT 22 − 4 4 + − + −... 6 8 2 r0 8r0 16r0 r0 ∞ = −VT ∑ (− 1)(k 2 ) k gerade = 2 k (k!) C k ρ k −1 2 k 2 k (( k 2)!) r0 ∞ 2C z 4C z 3 6C z 5 8C z 7 kC k z k −1 E ( z ) = −VT 22 + 44 + 66 + 88 + ... = −VT ∑ k r0 r0 r0 r0 k gerade = 2 r0 Die Werte der Koeffizienten Ck sind im Anhang aufgeführt. (4.4). (4.3) 4. Die Multisektionszelle 43 4.4.2 Das elektrische Potential: Vergleich von Reihenentwicklung und SIMION-Simulation Die Abb.4.2 und 4.3 zeigen die Potentialverläufe für die Multisektionszelle mit dem Trappingpotential {1/0/0/0/0/0/0/0/1} bzw. VT = 1 V in axialer und in radialer Richtung, jeweils berechnet mit der Näherung des quadrupolaren Potentials und simuliert mit SIMION. 1,0 0,9 0,8 Potential [V] 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 -30 -20 -10 0 10 20 30 z [mm] Abb.4.2: Axialer Potentialverlauf in Multisektionszelle; simuliert mit SIMION (◊) und berechnet durch Reihenentwicklung bis C2 (―) Das Potential ist in der Nähe des Zentrums nahe Null und steigt in axialer Richtung in der Nähe der Trappingelektroden steil an. Die quadrupolare Näherung folgt diesem Anstieg nur sehr wenig, so daß die Abweichung vom tatsächlichen Potential rasch wächst. Auf den Trappingelektroden bei z = ± 30 mm berechnet sich das Potential zu 63,7 mV anstatt des zu erwartenden Wertes von 1 V. 4. Die Multisektionszelle 44 0,0030 0,0025 0,0020 Potential [V] 0,0015 0,0010 0,0005 0,0000 -0,0005 -0,0010 -0,0015 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 r [mm] Abb.4.3: Radialer Potentialverlauf in Multisektionszelle; simuliert mit SIMION (◊) und berechnet durch Reihenentwicklung bis C2 (―) Das simulierte radiale Potential fällt von 2,58 mV im Zentrum ab auf 0 V auf dem Zylindermantel (r = 10 mm). Aufgrund der größeren Auflösung der Ordinate lassen sich Simulation und Berechnung im Zentrum besser vergleichen als in Abb.4.2. Mit der quadrupolaren Näherung berechnet sich das Potential im Zentrum zu 2,36 mV und wird damit etwas unterschätzt. Diese Unterschätzung setzt sich bei größeren Radien fort. Bis zu einem Radius von etwa 2 ⁄3 des maximalen Radius ändert sich die Ab- weichung vom simulierten Potential kaum, und sie wächst dann für größere Radien. Für das Potential auf dem Zylindermantel erhält man schließlich das physikalisch unsinnige Ergebnis von -1,05 mV. Das durch Reihenentwicklung bis C2 berechnete Potential im Zentrum der Zelle liegt 8,7% unter dem mit SIMION simulierten Wert. Auch durch Reihenentwicklung unter Berücksichtigung weiterer Glieder bleibt diese 4. Die Multisektionszelle 45 Abweichung konstant, da das Potential im Zentrum allein durch C0 bestimmt wird: Das C0-Glied der Reihe ist von den Koordinaten unabhängig, alle weiteren Glieder werden für die Koordinaten r = z = 0 automatisch Null. Zum Vergleich mit der Multisektionszelle zeigen die Abb.4.4 und 4.5 die entsprechenden Potentialverläufe in axialer und in radialer Richtung für eine Standardzelle mit dem Aspect-Verhältnis 1, jeweils berechnet mit der Näherung des quadrupolaren Potentials und simuliert mit SIMION. Im Unterschied zur Multisektionszelle hat das Trappingpotential keine kastenförmige, sondern eine parabolische Gestalt. Das Potential im Zentrum der Zelle ist mit 278 mV deutlich größer als Null, so daß die Potentialtiefe in der Standardzelle geringer ist als in der Multisektionszelle. Verglichen mit dem Aspect-Verhältnis 3 beschreibt die quadrupolare Näherung den axialen Potentialverlauf für das Aspect-Verhältnis 1 außerordentlich gut. Beim radialen Potentialverlauf bietet sich in der Standardzelle ein ähnli- 1,0 0,9 0,8 Potential [V] 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 -10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10 z [mm] Abb.4.4: Axialer Potentialverlauf in Standardzelle; simuliert mit SIMION (◊) und berechnet durch Reihenentwicklung bis C2 (―) 4. Die Multisektionszelle 46 0,30 0,25 Potential [V] 0,20 0,15 0,10 0,05 0,00 -0,05 -0,10 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 r [m m ] Abb.4.5: Radialer Potentialverlauf in Standardzelle; simuliert mit SIMION (◊) und berechnet durch Reihenentwicklung bis C2 (―) liches Bild wie in der Multisektionszelle, jedoch in einem um zwei Größenordnungen größeren Maßstab, weshalb die Diskrepanz zwischen berechnetem und tatsächlichem Potential im Zentrum in der Graphik nicht auffällt. Sie ist mit 1 mV entsprechend 0,35% sowohl absolut als auch relativ kleiner als die Diskrepanz in der Multisektionszelle. Anders als in der Multisektionszelle liegt das berechnete Potential aber über dem SIMION-Potential. Die Entwicklung der Reihe zu Gliedern höherer Ordnung liefert erwartungsgemäß bessere Ergebnisse für die Bereiche in der Nähe der Elektroden. Die Abb.4.6 und 4.7 zeigen die Konvergenz der Reihe für das axiale und radiale Potential in der Multisektionszelle. Für das radiale Potential konvergiert die Reihe recht schnell. Die Berücksichtigung von Gliedern jenseits von C6 liefert keine wesentliche Verbesserung. Für das axiale Potential konvergiert die Reihe äußerst langsam. Erst bei Entwicklung der Reihe bis 4. Die Multisektionszelle 47 1,5 1,4 1,3 1,2 1,1 Potential [V] 1 0,9 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 k Abb.4.6: Axiales Potential in Multisektionszelle bei z = ± 30 mm durch Reihenentwicklung bis Ck 0,0025 0,0020 Potential [V] 0,0015 0,0010 0,0005 0,0000 -0,0005 -0,0010 -0,0015 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 k Abb.4.7: Radiales Potential in Multisektionszelle bei r = 10 mm durch Reihenentwicklung bis Ck 28 4. Die Multisektionszelle 48 C26 erhält man einen brauchbaren Wert für das Potential. Allerdings befindet man sich damit noch nicht auf dem Niveau der Konvergenz, auf dem weitere Glieder keinen nennenswerten Beitrag mehr liefern, denn eine Entwicklung der Reihe bis C28 führt zu einer Abweichung, die sogar größer ist als diejenige, die man durch Abbruch der Reihe nach C16 erhält. Zum Vergleich ist in den Abb.4.8 und 4.9 das axiale und radiale Konvergenzverhalten für eine Zelle mit dem Aspect-Verhältnis 1 dargestellt. Das axiale Potential konvergiert deutlich schneller: Bereits ab C10 befindet man sich auf einem guten Konvergenzniveau. Das radiale Potential konvergiert etwas langsamer als bei der Multisektionszelle, ein gutes Konvergenzniveau wird erst bei C10 erreicht. 1,5 1,4 1,3 1,2 1,1 Potential [V] 1 0,9 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 k Abb.4.8: Axiales Potential in Standardzelle bei z = ± 10 mm durch Reihenentwicklung bis Ck Dabei muß aber berücksichtigt werden, daß sich die Einteilung in gut/ schlecht auf den jeweiligen Maßstab bezieht, der in den Abb. für das axiale 4. Die Multisektionszelle 49 Potential für die beiden Zellen jeweils der gleiche ist, sich aber für das radiale Potential um zwei Größenordnungen unterscheidet. 0 ,3 0 0 ,2 5 Potential [V] 0 ,2 0 0 ,1 5 0 ,1 0 0 ,0 5 0 ,0 0 - 0 ,0 5 - 0 ,1 0 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 k Abb.4.9: Radiales Potential in Standardzelle bei r = 10 mm durch Reihenentwicklung bis Ck In der Standardzelle mit dem Aspect-Verhältnis 1 beträgt das berechnete Potential im Zentrum 278,7 mV. Vergleicht man das radiale Potential in beiden Zellen absolut, so zeigt sich, daß man für eine Abweichung, die ähnlich klein ist wie bei Entwicklung der Reihe bis C6 in der Multisektionszelle (0,02 mV), man für die Standardzelle die Reihe bis C22 entwicklen muß. Man sieht deutlich, daß im Fall des radialen Potentials die Reihe für die Multisektionszelle schneller konvergiert als für die Standardzelle, wenn man den Betrag der Abweichung vom angestrebten Wert 0 V, jeweils normiert auf das Potential im Zentrum der Zellen, gegen k aufträgt (s. Abb.4.10). 4. Die Multisektionszelle 50 1,0 0,9 0,8 relatives Potential 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 k Abb.4.10: Relatives radiales Potential bei r = 10 mm (Betrag; normiert auf Potential bei r = 0) für Aspect-Verhältnisse 1 (◊) und 3 () In der Multisektionszelle ist bei C6 die Abweichung des berechneten Wertes vom tatsächlichen Wert 0 V des Potentials auf dem Zylindermantel kleiner als 1% des berechneten Potentials im Zentrum. In der Standardzelle ist erst bei C10 die entsprechende Abweichung kleiner als 1%. Unter 0,1% gelangt man in der Multisektionszelle bei C8, in der Standardzelle erst bei C16. Auch wenn es gelingt, durch die Berücksichtigung vieler Glieder der Reihe das Potential auf den Elektroden den tatsächlichen Werten sehr gut anzunähern, so wird doch der Potentialverlauf bestenfalls so aussehen, daß im Zentrum eine Diskrepanz zwischen berechnetem und mit SIMION simulierten Potential auftritt, die dann in Richtung der Elektroden immer kleiner und auf den Elektroden schließlich Null wird. Abb.4.11 zeigt diesen Sachverhalt für das bis C26 berechnete radiale Potential in der Multisektionszelle. 4. Die Multisektionszelle 51 0,0030 0,0025 Potential [V] 0,0020 0,0015 0,0010 0,0005 0,0000 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 r [mm] Abb.4.11: Radialer Potentialverlauf in Multisektionszelle; simuliert mit SIMION (◊) und berechnet durch Reihenentwicklung bis C26 (―) Das bedeutet, daß die Reihe sinnvollerweise höchstens so weit entwickelt zu werden braucht bzw. wenigstens soweit entwickelt werden sollte, bis die Diskrepanz zwischen berechnetem und tatsächlichem Potential auf den Elektroden kleiner geworden ist als die Diskrepanz zwischen berechnetem und tatsächlichem Potential im Zentrum, sofern letzere nicht vernachlässigbar gering und der interessierende Bereich der Zelle nicht das Gebiet in der Nähe der Elektroden ist. In der Multisektionszelle liegt das berechnete Potential im Zentrum mit 2,36 mV um 0,22 mV unter dem mit SIMION simulierten Potential von 2,58 mV. Angesichts des Potentials auf den Trappingplatten von 1 V fällt diese Diskrepanz nicht ins Gewicht. Die Reihenentwicklung bis C26 gibt auf den Trappingplatten ein Potential, das um 1,46 mV unter dem angestrebten Wert von 1 V liegt. Wenn man dies bereits als gute Näherung akzeptiert, sind demgegenüber die 0,22 mV vernachlässigbar. 4. Die Multisektionszelle 52 Im Zentrum der Standardzelle ist das berechnete Potential mit 278,67 mV um 0,98 mV größer als das mit SIMION simulierte. Bereits mit der quadrupolaren Näherung erhält man für das Potential auf den Trappingplatten eine Abweichung von den angestrebten 1 V von 1,12 mV, so daß die Reihe ohne großen Fehler nach C2 abgebrochen werden kann. Für das radiale Potential in der Standardzelle empfielt sich die Entwicklung des Potentials bis C12. Damit liegt das berechnete Potential auf dem Zylindermantel um 0,72 mV unter den angestrebten 0 V. In der Multisektionszelle ist die Diskrepanz des Potentials im Zentrum zwar nur etwa 1⁄4 so groß wie in der Standardzelle, sie hat aber mit 8,7% in der Multisektionszelle einen deutlich größeren Anteil am tatsächlichen Wert des Potentials als in der Standardzelle mit 0,4%. In der Multisektionszelle ist deshalb auch eine relativ große Abweichung des Potentials auf dem Zylindermantel vom angestrebten Wert 0 V tolerabel. Bei Entwicklung des Potentials bis C4 beträgt diese Abweichung 0,18 mV, bei Entwicklung bis zu C6 beträgt sie 0,02 mV. Verglichen mit der bereits erwähnten Diskrepanz von 0,22 mV im Zentrum kann man aber, wie Abb. 4.12 zeigt, bereits nach C4 die Reihe ohne großen Fehler abbrechen. Da sich die beiden Kurven bei einem Radius von etwa 8 mm schneiden und sich nicht erst wie in Abb.4.11 beim maximalen Radius von 10 mm treffen, verringert sich, ausgehend vom Zentrum der Zelle, bei zunehmendem Radius die Diskrepanz zwischen tatsächlichem und berechnetem Potential stärker als im Fall einer Reihenentwicklung unter Berücksichtigung weiterer Glieder über C4 hinaus. Solange nicht der Bereich der Zelle in unmittelbarer Nähe der Elektroden von Interesse ist, kann es also von Vorteil sein, die Reihenentwicklung des Potentials an einer anscheinend unvorteilhaften Stelle abzubrechen, an der eine weniger gute Konvergenz erreicht wird. Allerdings ist der Einfluß auf kleine Werte von r und z nur marginal. Hier ist hauptsächlich der quadrupolare Anteil bestimmend für das Potential, denn der Einfluß der Glieder höherer Ordnung ist auf sehr große Werte von r und z beschränkt. 4. Die Multisektionszelle 53 0,0030 0,0025 Potential [V] 0,0020 0,0015 0,0010 0,0005 0,0000 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 r [m m ] Abb.4.12: Radialer Potentialverlauf in Multisektionszelle; simuliert mit SIMION (◊) und berechnet durch Reihenentwicklung bis C4 (―) 10 4. Die Multisektionszelle 54 4.4.3 Das elektrische Feld: Vergleich von Reihenentwicklung und SIMION-Simulation Der wesentliche Unterschied zwischen den Verläufen von axialem und radialem Feld und denen des Potentials ist der, daß im Zentrum der Zelle keine Diskrepanz zwischen simuliertem und berechnetem Wert auftritt, da das C0-Glied der Reihe bei der Berechnung des Feldes nicht mehr auftritt und das Feld bei r = z = 0 immer Null ist. Somit ist dort die quadrupolare Näherung (wie auch jede beliebig weiter entwickelte Reihe) exakt. Die Reihenentwicklung des Feldes krankt nicht wie die Reihenentwicklung des Potentials daran, daß auch für noch so viele berücksichtigte Glieder ein bestimmtes Maß an Ungenauigkeit (im Sinne von: Abweichung von der Simulation) nicht unterschritten werden kann. Abb.4.13 zeigt den Verlauf des axialen elektrischen Feldes für die Multisektionszelle für das Trappingpotential {1/0/0/0/0/0/0/0/1} bzw. VT = 1 V, simuliert mit SIMION und berechnet mit der quadrupolaren Näherung. Diese Darstellung kann verwirren, weil sie der Spiegelbildlichkeit des Trappingpotentials in den beiden Halbräumen der Zelle mit positivem z und mit negativem z, getrennt durch die xy-Ebene bei z = 0, zu widersprechen scheint. Anschaulicher ist die Darstellung des Betrages des elektrischen Feldes (Abb.4.14), wobei man aber immer im Gedächtnis haben muß, daß das Feld stets von den Trappingplatten zum Zentrum hin gerichtet ist (es sei denn die Trappingplatten liegen auf negativem Potential) und deshalb in positiver z-Richtung negativ, und in negativer z-Richtung positiv ist. In dieser Darstellung hat die Feldkurve eine ähnliche Form wie die Potentialkurve in Abb.4.2, mit dem Unterschied, daß die Feldkurve in der Nähe der Trappingplatten von einem steilen Anstieg zu einem sehr flachen Anstieg übergeht. Wie auch beim Potential ist die quadrupolare Näherung beim Feld lediglich anwendbar auf ca. das innere Drittel der Zelle innerhalb z = ± 10 mm, in dem das Potential und das Feld nahe Null sind. Auf 4. Die Multisektionszelle 55 0,15 0,10 Feld [V/mm] 0,05 0,00 -0,05 -0,10 -0,15 -30 -20 -10 0 10 20 30 z [m m ] Abb.4.13: Axiales Feld in Multisektionszelle; simuliert mit SIMION (◊) und berechnet durch Reihenentwicklung bis C2 (―) 0,14 0,13 0,12 Feld (Betrag) [V/mm] 0,11 0,10 0,09 0,08 0,07 0,06 0,05 0,04 0,03 0,02 0,01 0,00 -30 -20 -10 0 10 20 z [m m ] Abb.4.14: Axiales Feld (Betrag) in Multisektionszelle; simuliert mit SIMION (◊) und berechnet durch Reihenentwicklung bis C2 (―) 30 4. Die Multisektionszelle 56 den Trappingplatten ist der Betrag des (simulierten) Feldes 131 mV/mm. Die Konvergenz der Reihe ist in Abb.4.15 gezeigt. Vergleicht man diese mit Abb.4.6, fällt auf, daß die Reihe für das elektrische Feld langsamer konvergiert als für das Potential. Die Werte für k = 10 und k = 20 zeigen in den Abb. jeweils die größten Abweichungen von den Grenzwerten, in Abb. 4.15 sind diese jedoch relativ größer als in Abb.4.6. Beim Betrachten von Abb.4.15 könnte man annehmen, daß die Reihe bereits bei C6 in sehr guter Näherung abgebrochen werden könnte. 0,35 0,30 Feld [V/mm] 0,25 0,20 0,15 0,10 0,05 0,00 -0,05 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 k Abb.4.15: Axiales Feld in Multisektionszelle bei z = -30 mm durch Reihenentwicklung bis Ck Allerdings zeigen die berechneten Feldverläufe bis C6, C16 und C26 in den Abb.4.16 und 4.17, daß der Feldverlauf nicht deshalb automatisch gut angenähert ist, bloß weil der berechnete Randwert bei z = ± 30 mm gut mit dem tatsächlichen Wert übereinstimmt. Der flache Anstieg des Feldes in der Nähe der Trappingplatten wird erst durch Glieder höherer Ordnung 4. Die Multisektionszelle 57 0,1 4 0,1 2 Feld [V/mm] 0,1 0 0,0 8 0,0 6 0,0 4 0,0 2 0,0 0 -30 -25 -2 0 -15 -10 -5 0 z [m m ] Abb.4.16: Axiales Feld in Multisektionszelle; simuliert mit SIMION (◊) und berechnet durch Reihenentwicklung bis C6, C16 und C26 (s. Abb.4.17) 0,15 Feld [V/mm] 0,14 0,13 0,12 0,11 0,10 -3 0 -29 -28 -27 -26 z [m m ] Abb.4.17: Axiales Feld in Multisektionszelle (Ausschnitt); simuliert mit SIMION (―); Reihenentwicklung bis C6 (), C16 (○) und C26 () 4. Die Multisektionszelle 58 gut angenähert. Leider zeigt sich, daß dies mit der Entwicklung der Reihe bis C26 nicht erreicht wird. Zwar wird der steile Anstieg zu den Trappingplatten hin gut wiedergegeben, der flache Anstieg im Bereich von den Elektroden bis etwa 1,5 mm davor jedoch nicht. Das axiale Feld in der Standardzelle und der Betrag des Feldes sind in den Abb.4.18 und 4.19 dargestellt, simuliert mit SIMION und berechnet durch Reihenentwicklung bis C2. Die quadrupolare Näherung beschreibt das Potential quadratisch in z, was beim Feld zu einer linearen Abhängigkeit von z führt. Wie zu erwarten beschreibt die quadrupolare Näherung das axiale Feld in der Standardzelle wesentlich besser als in der Multisektionszelle. Dennoch ist die Näherung, wie auch in der Multisektionszelle, in der Standardzelle nur brauchbar für ca. das innere Drittel der Zelle, bezogen auf die Position entlang der zAchse. Während in der Multisektionszelle bei größerer Entfernung vom 0,15 0,10 Feld [V/mm] 0,05 0,00 -0,05 -0,10 -0,15 -10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 z [m m ] Abb.4.18: Axiales Feld in Standardzelle; simuliert mit SIMION (◊) und berechnet durch Reihenentwicklung bis C2 (―) 10 4. Die Multisektionszelle 59 Feld (Betrag) [V/mm] 0,15 0,10 0,05 0,00 -10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10 z [m m ] Abb.4.19: Axiales Feld (Betrag) in Standardzelle; simuliert mit SIMION (◊) und berechnet durch Reihenentwicklung bis C2 (―) Zentrum zu den Trappingplatten hin das Feld mit der quadrupolaren Näherung immer unterschätzt wird und diese Unterschätzung immer beträchtlicher wird, so fällt sie in der Standardzelle nur gering aus und wird nahe den Trappingplatten in ihrem Ausmaß wieder geringer und wird dann sogar zu einer Überschätzung des Feldes, weil der Verlauf der Feldkurve, wie in der Multisektionszelle, von einem steilen Anstieg in einen flachen Anstieg übergeht. Die Reihe des axialen Feldes konvergiert bei der Standardzelle ebenfalls etwas langsamer als die des Potentials. Abb.4.20 kann man entnehmen, daß der Randwert des axialen Feldes von 126,66 mV/mm bei z = -10 mm durch Reihenentwicklung bis C10 recht gut getroffen wird. Wie Abb.4.21 zeigt, wird mit C10 auch der Verlauf der Kurve gut wiedergeben. Das axiale Feld ist in beiden Zellen an den Trappingplatten ähnlich groß, und ein Vergleich mit Abb.4.17 zeigt, daß die Abweichungen vom Randwert viel kleiner sind als in der Multisektionszelle. Es fällt aber auf, daß in 4. Die Multisektionszelle 60 0,2 0 Feld [V/mm] 0,1 5 0,1 0 0,0 5 0,0 0 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 k Abb.4.20: Axiales Feld in Standardzelle bei z = -10 mm berechnet durch Reihenentwicklung bis Ck Feld [V/mm] 0,1 30 0,1 25 0,1 20 -10 -9,5 -9 z [m m ] Abb.4.21: Axiales Feld in Standardzelle (Ausschnitt); simuliert mit SIMION (―); Reihenentwicklung bis C10 (), C20 (○) und C28 () -8,5 4. Die Multisektionszelle 61 der Kurvenschar in Abb.4.21 immer eine kleine Unterschätzung des Feldes auftritt, die nur verschwindet, wenn der berechnete Randwert über dem tatsächlichen Randwert liegt, bei hinreichend weiter Entwicklung der Reihe aber immer bestehen bleibt. Die Reihe für das radiale Feld in der Multisektionszelle konvergiert recht schnell (s. Abb.4.22), allerdings weicht der Grenzwert um 9,2% nach unten von dem mit SIMION simulierten Randwert ab. Die Reihe für das radiale Feld in der Standardzelle konvergiert dagegen etwas langsamer (s. Abb.4.23). Es tritt ebenfalls eine Abweichung des Grenzwertes vom simulierten Randwert nach unten auf, allerdings ist diese mit 2,75% nicht ganz so stark ausgeprägt. 0,0008 0,0007 Feld [V/mm] 0,0006 0,0005 0,0004 0,0003 0,0002 0,0001 0,0000 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 k Abb.4.22: Radiales Feld in Multisektionszelle bei r = 10 mm; simuliert mit SIMION (---) und berechnet durch Reihenentwicklung bis Ck Den Einfluß dieser Abweichungen auf die Feldkurven zeigen die Abb.4.24 und 4.25 für die Multisektionszelle und die Abb.4.26 und 4.27 für die Standardzelle. 4. Die Multisektionszelle 62 0,0 8 0,0 7 Feld [V/mm] 0,0 6 0,0 5 0,0 4 0,0 3 0,0 2 0,0 1 0,0 0 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 k Abb.4.23: Radiales Feld in Standardzelle bei r = 10 mm; simuliert mit SIMION (---) und berechnet durch Reihenentwicklung bis Ck 0,0008 0,0007 Feld [V/mm] 0,0006 0,0005 0,0004 0,0003 0,0002 0,0001 0,0000 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 r [mm] Abb.4.24: Radiales Feld in Multisektionszelle; simuliert mit SIMION (◊) und berechnet durch Reihenentwicklung bis C2 (―) 10 4. Die Multisektionszelle 63 Das radiale Feld in der Multisektionszelle nimmt zunächst mit dem Radius zu und nimmt dann in der Nähe des Zylindermantels wieder leicht ab. Mit der quadrupolaren Näherung nimmt das radiale Feld linear mit dem Radius zu. Bei kleinen Radien wird das Feld etwas unterschätzt, bei etwa 1⁄3 des Zellradius schneiden sich beide Kurven, und bei größeren Radien wird das Feld dann überschätzt. Diese Überschätzung wird in der Nähe des Zylindermantels sehr groß, auf dem Zylindermantel etwa so groß wie das Feld dort. Wird die Reihe so weit entwickelt, bis sie ein gutes Konvergenzniveau erreicht, so wird der Kurvenverlauf zwar über den gesamten Zellradius gesehen besser angenähert, allerdings wird das radiale Feld bei allen Radien größer Null unterschätzt. Diese Unterschätzung nimmt mit wachsendem Radius zu. Für das Gebiet in der Nähe des Zylindermantels ist damit diese Näherung besser als die Entwicklung der Reihe nur bis C2, doch in der 0,00040 0,00035 Feld [V/mm] 0,00030 0,00025 0,00020 0,00015 0,00010 0,00005 0,00000 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 r [m m ] Abb.4.25: Radiales Feld in der Multisektionszelle; simuliert mit SIMION (◊) und berechnet durch Reihenentwicklung bis C28 (―) 10 4. Die Multisektionszelle 64 0,08 0,07 Feld [V/mm] 0,06 0,05 0,04 0,03 0,02 0,01 0,00 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 r [m m ] Abb.4.26: Radiales Feld in der Standardszelle; simuliert mit SIMION (◊) und berechnet durch Reihenentwicklung bis C2 (―) Nähe des Zentrums liefert die quadrupolare Näherung eine ähnlich gute oder bessere Näherung für das tatsächliche radiale Feld. In der Standardzelle sind die auftretenden radialen Felder um zwei Größenordnungen größer, der Kurvenverlauf ist ähnlich. Kleine Unterschiede zur Multisektionszelle bestehen darin, daß die quadrupolare Näherung stets eine Überschätzung des Feldes liefert, und daß der abfallende Verlauf der Kurve unmittelbar vor dem Zylindermantel etwas abflacht. Auch mit Berücksichtigung Glieder höherer Ordnung läßt sich dieses Abflachen durch die Reihenentwicklung nicht nachvollziehen. Das Feld auf dem Zylindermantel und in seiner Nähe wird bei hinreichend weiter Entwicklung der Reihe stets unterschätzt, bei kleineren Radien aber stets überschätzt. Bricht man die Reihe nach C12 ab, trifft man zwar den Randwert des Feldes auf dem Zylindermantel und das Feld in einem kleinen Bereich davor besser, der Kurvenverlauf bei kleineren Radien wird dadurch aber schlechter angenähert. 4. Die Multisektionszelle 65 0,042 0,041 Feld [V/mm] 0,040 0,039 0,038 0,037 0,036 6,0 6,5 7,0 7,5 8,0 8,5 9,0 9,5 10,0 r [m m ] Abb.4.27: Radiales Feld in der Standardzelle (Ausschnitt); simuliert mit SIMION (―) und berechnet durch Reihenentwicklung bis C12 (○) und C28 () Ganz allgemein ist die quadrupolare Näherung gut für kleine Werte von r und z, und sie wird immer schlechter, je größer r und z werden. Um das elektrische Potential und das elektrische Feld auch für große Werte von r und z in guter Näherung berechnen zu können, benötigt man Glieder der Reihe, deren Einfluß bei kleinen Werten von r und z sehr gering ist, um dort die quadrupolare Näherung nicht zu verschlechtern, und der groß ist für große Werte von r und z, um dort die quadrupolare Näherung zu verbessern. Es ist leicht einzusehen, daß diese gewünschte Eigenschaft der Glieder, im Zentrum geringen, nahe den Elektroden jedoch großen Einfluß zu haben, mit wachsender Ordnung immer stärker ausgeprägt ist. Abb. 4.28 veranschaulicht dies anhand der Beiträge von C2 bis C8 zum axialen Potential in der Multisektionszelle. 4. Die Multisektionszelle 66 0,150 0,125 Potential [V] 0,100 0,075 0,050 0,025 0,000 0 5 10 15 20 25 30 z [m m ] Abb.4.28: Beiträge der Glieder C2 (―), C4 (), C6 (○) und C8 () zum axialen Potential in der Multisektionszelle (Ausschnitt) Besonders bei den Verläufen des radialen Feldes zeigt sich, daß eine schnelle Konvergenz der Reihe schlecht für die Annäherung der sich ergebenden Kurve an die mit SIMION simulierte Kurve ist. Wenn die Reihe schnell konvergiert bedeutet das, daß die Beiträge der einzelnen Glieder schnell sehr klein werden. Den Gliedern höherer Ordnung, die erst für große Werte von r und z merklich zu Buche schlagen, kommt dann nur wenig oder verschwindend geringer Einfluß zu: Wenn die Reihe früh konvergiert und mit den Beiträgen niederer Ordnung nur eine schlechte Näherung erzielt wird, kann man mit einer auch noch so weiten Entwicklung der Reihe keine Verbesserung erreichen, weil der korrigierende Einfluß der Glieder höherer Ordnung nur marginal ist. Abschließend zeigen die Abb.4.29-34 für beide Zellen die mit SIMION simulierten Verläufe von Potential, axialem und radialem Feld für jeweils eine Schar von Parallelen zur z-Achse von r = 0 mm bis r = 9 mm. 4. Die Multisektionszelle 67 1,0 0,9 0,8 Potential [V] 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 -30 -20 -10 0 10 20 30 z [m m ] Abb.4.29: Potential in der Multisektionszelle parallel zur z-Achse bei r = 0 mm, r = 1 mm,..., r = 9 mm 1,0 0,9 0,8 Potential [V] 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 -10 -5 0 5 10 z [m m ] Abb.4.30: Potential in der Standardzelle parallel zur z-Achse bei r = 0 mm, r = 1 mm,..., r = 9 mm 4. Die Multisektionszelle 68 0,6 Feld (Betrag) [V/mm] 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 -30 -20 -10 0 10 20 30 z [m m ] Abb.4.31: Axiales Feld (Betrag) in der Multisektionszelle parallel zur z-Achse bei r = 0 mm, r = 1 mm,..., r = 9 mm 0,7 Feld (Betrag) [V/mm] 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 -10 -5 0 5 10 z [m m ] Abb.4.32: Axiales Feld (Betrag) in der Standardzelle parallel zur z-Achse bei r = 0 mm, r = 1 mm,..., r = 9 mm 4. Die Multisektionszelle 69 0,30 0,25 Feld [V/mm] 0,20 0,15 0,10 0,05 0,00 -30 -20 -10 0 10 20 30 z [m m ] Abb.4.33: Radiales Feld in der Multisektionszelle parallel zur z-Achse bei r = 0 mm, r = 1 mm,..., r = 9 mm 0,30 0,25 Feld [V/mm] 0,20 0,15 0,10 0,05 0,00 -10 -5 0 5 z [m m ] Abb.4.34: Radiales Feld in der Standardzelle parallel zur z-Achse bei r = 0 mm, r = 1 mm,..., r = 9 mm 10 4. Die Multisektionszelle 70 In der Nähe der Trappingplatten ist in beiden Zellen das Potential ähnlich groß, für große Radien nimmt der Potentialverlauf in z-Richtung immer mehr eine Kastenform an. Dies wird besonders in der Standardzelle deutlich, da in der Multisektionszelle die Kastenform auch bei einem Radius von Null bereits sehr ausgeprägt ist. Man erkennt auch besser die Sattelform des Potentials: vom Zentrum aus gesehen ein Potentialanstieg zu den Trappingplatten hin und von der z-Achse aus gesehen ein Potentialabfall zum Zylindermantel hin. Das axiale Feld ist in beiden Zellen in der Nähe der Trappingplatten bei jeweils gleichen Radien ähnlich groß, es nimmt dort mit dem Radius zu. Im inneren Bereich der Zelle nimmt es jedoch mit dem Radius ab. Besonderes Merkmal der quadrupolaren Näherung ist die Unabhängigkeit von r und z, woraus folgt, daß die quadrupolare Näherung für das axiale Feld für alle Werte von r, und für das radiale Feld für alle werte von z gilt. Abb.4.32 zeigt, daß in der Standardzelle zwar innerhalb ca. z = ± 6 mm die quadrupolare Näherung bei r = 0 gut erfüllt ist, was man am linearen Verlauf der Kurve sieht. Allerdings wird durch den Abfall des axialen Feldes mit dem Radius in diesem Bereich der Zelle die quadrupolare Näherung mit dem Radius schnell unbrauchbar. Für große Radien wird das radiale Feld in der Standardzelle stark überschätzt. Abgesehen vom Bereich nahe der Trappingplatten bleibt diese Überschätzung über alle z-Positionen betrachtet weitgehend konstant, was man am parallelen Verlauf der Kurven zur Abszisse in Abb.4.34 sieht. Je kleiner der Radius ist, desto kleiner ist die Unterschätzung des radialen Feldes im Zentrum der Zelle, aber in ± z-Richtung wird das radiale Feld stärker. Damit wird bei mittelgroßeren Radien und mittelgroßen z-Amplituden die quadrupolare Näherung wieder besser. Für größere Radien wird das Feld dann aber stark unterschätzt. Für größere z-Amplituden wird das radiale Feld kleiner, und ist auf den Trappingplatten für alle Radien Null. Prinzipiell sind die Feldverläufe in beiden Zellen qualitativ gleich. 4. Die Multisektionszelle 71 Allerdings sind die auftretenden Felder im Zentrum der Multisektionszelle im Vergleich zu den auftretenden Maximalwerten, und auch im Vergleich zu den Feldern im Zentrum der Standardzelle, so klein, daß in der Nähe des Zentrums in der Multisektionszelle praktisch ein nahezu feldfreies Gebiet vorliegt. Man muß aber bedenken, daß in der Multisektionszelle aufgrund des axialen Potentialverlaufes die gespeicherten Ionen relativ große z-Amplituden besitzen, und damit in Bereiche der Zelle hineinschwingen, in denen die auftretenden Felder nicht gering sind. Ein Ion, das im Zentrum gebildet wird und eine kinetische Energie von 25 meV (thermische Energie) innehat, besitzt in der Standardzelle eine z-Amplitude von weniger als ± 1 mm und in der Multisektionszelle von etwa ± 13 mm. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß sich Standardzelle und Multisektionszelle aufgrund der verschiedenen Aspect-Verhältnisse stark in der Geometrie der Trappingpotentiale unterscheiden. Durch Vergleich der SIMION-Simulation mit der quadrupolaren Näherung hat sich gezeigt, daß die quadrupolare Näherung für die Standardzelle gut ist im Zentrum der Zelle, und auch darüber hinaus bis hin in die Nähe der Elektroden, abgesehen von Potential und radialem Feld bei großen Radien. Bei Entwicklung der Reihe zu Gliedern höherer Ordnung läßt sich der radiale Potentialverlauf besser annähern, beim radialen Feld ist dies nur bedingt möglich. Das Trappingpotential in der Multisektionszelle weicht stark vom quadrupolaren Potential ab. Die quadrupolare Näherung ist im Zentrum brauchbar, aber kaum darüber hinaus. Das Potential im Zentrum der Multisektionszelle ist sehr klein verglichen mit der Standardzelle. Deshalb machen sich Abweichungen von der quadrupolaren Näherung beim radialen Potentialverlauf (Abnahme des Potentials) kaum bemerkbar, abgesehen von der Nähe der Trappingplatten. Dies gilt auch für das radiale Feld: Auch wenn die quadrupolare Näherung schlecht ist, fällt diese Abweichung bei den verglichen mit der Standardzelle ohnehin nur sehr geringen radialen Feld- 4. Die Multisektionszelle 72 stärken kaum ins Gewicht, abgesehen vom Gebiet nahe den Trappingplatten. Die Abweichung der SIMION-Simulation von der quadrupolaren Näherung ist besonders groß bei axialem Potential und axialem Feld. Hier läßt sich durch Entwicklung der Reihe zu Gliedern höherer Ordnung leicht Abhilfe schaffen, solange nicht das Gebiet nahe den Trappingplatten von Interesse ist. Die Berechnungen von Potential und elektrischem Feld durch Reihenentwicklung haben gezeigt, daß die Reihen nicht immer schnell konvergieren, wenn ein Trappingpotential berechnet wird, das stark vom quadrupolaren Potential abweicht. Aber auch eine schnelle Konvergenz der Reihe kann, auch wenn sie Rechenaufwand spart, ungünstig sein. Sie kann dazu führen, daß sich durch Beiträge niederer Ordnung Abweichungen manifestieren, die durch die geringen Beiträge Glieder höherer Ordnung nicht korrigiert werden können. Konvergiert die Reihe langsam, kann die Entwicklung nur bis zu einer Ordnung k = n besser sein als bis zu einer Ordnung größer als k > n. Desweiteren ist eine Entwicklung der Reihe bis zu einer bestimmten Ordnung nicht für alle Punkte der Zelle gleich gut. Wird eine Näherung durch Hinzunahme von Gliedern höherer Ordnung besser im Bereich nahe den Elektroden, kann das eine Verschlechterung der Näherung im Bereich weniger nahe den Elektroden bedeuten. Der wesentliche Nutzen der Reihenentwicklung gegenüber den Simulationen mit SIMION liegt darin, in einem Trappingpotential die Abweichungen von der quadrupolaren Näherung aufzuzeigen. 4. Die Multisektionszelle 73 4.5 Plusminuspotentiale im Betriebsmodus als Multisektionszelle Die Abb.4.35 zeigt ein typisches Doppelmuldenpotential, welches durch das Trappingpotential {0/0/1/0/0/0/1/0/0} erzeugt wird. Im Zentrum der Zelle existiert ein Potentialtopf für positive Ionen (zentral gespeicherte Ionen), zwischen dem Zentrum und den Trappingplatten jeweils ein Potentialtopf für negative Ionen (marginal gespeicherte Ionen). 1 ,0 0 ,8 Potential [V] 0 ,6 0 ,4 0 ,2 0 ,0 - 0 ,2 - 0 ,4 - 0 ,6 - 0 ,8 - 1 ,0 -3 0 -20 -1 0 0 10 20 30 z [m m ] Abb.4.35: {0/0/1/0/0/0/1/0/0} Mit dem Trappingpotential {0/0/-1/0/0/0/-1/0/0} läßt sich das entsprechende Doppelmuldenpotential erzeugen, in dem die negativen Ionen zentral und die positiven Ionen marginal gespeichert werden. Auch durch das Trappingpotential {0/0/0/1/0/1/0/0/0} wird ein Doppelmuldenpotential erzeugt, das aber aufgrund der geringen Potentialtiefe des zentralen Potentialtopfes für die Praxis ohne Bedeutung ist (s. Abb.4.36). Ändert man das Vorzeichen eines der beiden Elektrodenpotentiale in den Abb.4.35 und 4.36, so verschwinden die zentralen Potentialtöpfe, und man erhält je einen Potentialtopf für positive und negative Ionen (s. Abb. 4.37 und 4.38). Auffällig ist, daß die Trappingringe ihr elektrisches Potential schlechter in Potentialtiefe umsetzen als die Trappingplatten. 4. Die Multisektionszelle 74 1 ,0 0 ,8 Potential [V] 0 ,6 0 ,4 0 ,2 0 ,0 - 0 ,2 - 0 ,4 - 0 ,6 - 0 ,8 - 1 ,0 -3 0 -20 -1 0 0 10 20 30 10 20 30 10 20 30 z [m m ] Abb.4.36: {0/0/0/1/0/1/0/0/0} 1 ,0 0 ,8 Potential [V] 0 ,6 0 ,4 0 ,2 0 ,0 - 0 ,2 - 0 ,4 - 0 ,6 - 0 ,8 - 1 ,0 -3 0 -20 -1 0 0 z [m m ] Abb.4.37: {0/0/-1/0/0/0/1/0/0} 1 ,0 0 ,8 Potential [V] 0 ,6 0 ,4 0 ,2 0 ,0 - 0 ,2 - 0 ,4 - 0 ,6 - 0 ,8 - 1 ,0 -3 0 -20 -1 0 0 z [m m ] Abb.4.38: {0/0/0/-1/0/1/0/0/0} 4. Die Multisektionszelle 75 Um dies zu kompensieren kann man die Elektrodenpotentiale verdoppeln, oder die beiden jeweils benachbarten Trappingringe zu einem zusammenschalten. Die Potentialtiefe wird in den Abb.4.37 und 4.38 duch das Potential der Trappingplatten bestimmt. Mehr Tiefe wird erreicht, wenn, zusätzlich zu den zusammengeschalteten Trappingringen, auch die Trappingplatten auf von Null verschiedene Potentiale gelegt werden (s. Abb.4.39). 1 ,0 0 ,8 Potential [V] 0 ,6 0 ,4 0 ,2 0 ,0 - 0 ,2 - 0 ,4 - 0 ,6 - 0 ,8 - 1 ,0 -3 0 -20 -1 0 0 10 20 30 z [m m ] Abb.4.39: {1/0/-1/-1/0/1/1/0/-1} Die Zelle besteht in diesem Betriebsmodus aus zwei Sektionen, gewissermaßen zwei Zellen „in Serie geschaltet“, wobei statt einer Elektrode zwischen beiden Zellen in der Mitte der Zelle ein gemeinsamer Potentialwall existiert. Der Potentialverlauf in der Nähe von z = 0 besitzt keine unendlich große Steigung, d.h. zwischen den beiden Potentialextremwerten liegt ein Gebiet, das zu beiden Potentialtöpfen gehört. Die Steigung ist aber dennoch groß genug, daß, trotz des überlappenden Speicherbereiches für beide Polaritäten, die positiven und negativen Ionen räumlich voneinander getrennt gespeichert werden. Eine Annäherung der unterschiedlich geladenen Ionen für Ion/Ionreaktionen ist möglich, indem der Potentialverlauf zwischen beiden Potentialtöpfen weniger steil gestaltet wird. Dies geht aber zu Lasten der Potential- 4. Die Multisektionszelle 76 tiefe. Je flacher der Potentialverlauf ist und je näher sich deshalb die Ionen aus beiden Potentialtöpfen an den Umkehrpunkten ihrer Trappingschwingung kommen, desto weniger speicherfähig ist das Trappingpotential, denn die Potentialextremwerte stellen jeweils einen Potentialwall für die im gegenüberliegenden Potentialtopf gespeicherten Ionen dar. Je flacher der Potentialverlauf ist, desto leichter überwinden die Ionen diese Potentialwälle und quenchen dann, weil sie, entsperechend dem Potentialgradienten, in Richtung Trappingplatten fliegen und dort entladen werden. Die Multisektionszelle bietet einen Ausweg aus diesem Dilemma, weil sie sich mit einem Trappingpotential der Gestalt {1/0/-2/2/0/-2/2/0/-1} in eine Viersektionszelle umwandeln läßt. Dadurch entstehen weitere Potentialextremwerte, die das Quenchen der Ionen verhindern (s. Abb.4.40). 1 ,0 0 ,8 Potential [V] 0 ,6 0 ,4 0 ,2 0 ,0 - 0 ,2 - 0 ,4 - 0 ,6 - 0 ,8 - 1 ,0 -3 0 -20 -1 0 0 10 20 30 z [m m ] Abb.4.40: {1/0/-2/2/0/-2/2/0/-1} Eine Reaktionssequenz von zeitlich veränderlichen Trappingelektrodenpotentialen für Ion/Ionreaktionen, die sich diesen Vorteil zu Nutze macht, wird im nächsten Abschnitt gezeigt. 4. Die Multisektionszelle 77 4.6 Speicherpotentiale für Ion/Ionreaktionen Die Abb.3.41-49 zeigen eine Abfolge von Trappingpotentialen, mit denen es möglich ist, Ion/Ionreaktionen durchzuführen. Die einzelnen Trappingpotentiale werden während eines ICR-Experimentes ineinander überführt. In Abb.4.50 ist der zeitliche Ablauf eines ICR-Experimentes schematisch dargestellt und wie sich die beschriebene Reaktionssequenz der Trappingpotentiale darin einfügen läßt. 10 8 Potential [V] 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -3 0 -2 0 -1 0 0 10 20 30 20 30 z [m m ] Abb.4.41: {5,5/0/0/0/0/0/0/0/-5,5} 10 8 Potential [V] 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -3 0 -2 0 -1 0 0 10 z [m m ] Abb.4.42: {5,5/0/-6/-6/0/6/6/0/-5,5} 4. Die Multisektionszelle 78 10 8 Potential [V] 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -3 0 -2 0 -1 0 0 10 20 30 20 30 20 30 z [m m ] Abb.4.43: {5,5/0/-6/-6/0/6/6/0/8,5} 10 8 Potential [V] 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -3 0 -2 0 -1 0 0 10 z [m m ] Abb.4.44: {5,5/0/6/-6/0/6/-6/0/-5,5} 10 8 Potential [V] 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -3 0 -2 0 -1 0 0 10 z [m m ] Abb.4.45: {-8,5/0/6/-6/0/6/-6/0/8,5} 4. Die Multisektionszelle 79 10 8 Potential [V] 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -3 0 -2 0 -1 0 0 10 20 30 20 30 20 30 z [m m ] Abb.4.46: {-8,5/0/6/6/0/-6/-6/0/8,5} 10 8 Potential [V] 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -3 0 -2 0 -1 0 0 10 z [m m ] Abb.4.47: {8,5/0/6/6/0/-6/-6/0/8,5} 10 8 Potential [V] 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -3 0 -2 0 -1 0 0 z [m m ] Abb.4.48: {8,5/0/0/0/0/0/0/0/8,5} 10 4. Die Multisektionszelle 80 10 8 Potential [V] 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -3 0 -2 0 -1 0 0 10 20 30 z [m m ] Abb.4.49: {1,5/0/0/0/0/0/0/0/1,5} Zu den Abb.4.41-49: • Abb.4.41: {5,5/0/0/0/0/0/0/0/-5,5} Einrichtung eines nicht speicherfähigen Trappingpotentials zum Entfernen (Quenchen) aller Ionen aus der Zelle • Abb.4.42: {5,5/0/-6/-6/0/6/6/0/-5,5} Einrichtung eines tiefen und räumlich weit ausgedehnten Plusminuspotentials zur Ionenakkumulation während des nachfolgenden Ionisierungspulses. • Abb.4.43: {5,5/0/-6/-6/0/6/6/0/8,5} Löschen negativer Ionen nach dem Ionisierungspuls zur Aufzeichnung von Referenzspektren positiver Ionen nach dem Reaktionspuls, ohne daß negative Ionen anwesend waren. Das Löschen entfällt, wenn Ion/Ionreaktionen durchgeführt werden. Der Löschpuls kann mit dem Trappingpotential {-8,5/0/-6/-6/0/6/6/0/-5,5} auch für positive Ionen durchgeführt werden, wenn nach dem Reaktionspuls negative Ionen ausgewählt werden. Der Potentialtopf der zu löschenden Ionen verschwindet nicht vollständig, es reicht aber aus um den Groß- 4. Die Multisektionszelle 81 teil an Ionen zu löschen und die Zahl der verbleibenden Ionen vernachlässigbar klein gegenüber der Zahl der entgegengesetzt geladenen Ionen zu machen. • Abb.4.44: {5,5/0/6/-6/0/6/-6/0/-5,5} Die Potentialtöpfe werden räumlich verkleinert. • Abb.4.45: {-8,5/0/6/-6/0/6/-6/0/8,5} Erzeugung von zwei weiteren Potentialtöpfen. Für positive und negative Ionen existieren nun je zwei Potentialtöpfe, von denen aber nur die beiden in der Nähe des Zentrums besetzt sind. Die beiden Potentialtöpfe in der Nähe der Trappingplatten dienen nicht der Speicherung, sondern dazu, Potentialwälle aufzubauen, um im nächsten Schritt axialen Verlust der Ionen zu verhindern. • Abb.4.46: {-8,5/0/6/6/0/-6/-6/0/8,5} Zurück zu zwei Potentialtöpfen. Die zu Beginn der Reaktionssequenz im linken Halbraum der Zelle gespeicherten positiven Ionen befinden sich nun im rechten Halbraum der Zelle, und die vormals im rechten Halbraum gespeicherten negativen Ionen befinden sich nun im linken. Dies ist der kritische Schritt in der Reaktionssequenz, denn die entgegengesetzt geladenen Ionen müssen beim Wechsel ihrer Speicherbereiche aneinander vorbeifliegen, was Ion/Ionreaktionen ermöglichen kann. Abb.4.47: {8,5/0/6/6/0/-6/-6/0/8,5} Auswahl einer Ionenpolarität für die spätere Detektion. Der Löschpuls für negative Ionen kann an dieser Stelle mit dem entsprechenden Trappingpotential {-8,5/0/6/6/0/-6/-6/0/-8,5} Löschpuls für positive Ionen ersetzt werden. durch einen 4. Die Multisektionszelle • 82 Abb.4.48: {8,5/0/0/0/0/0/0/0/8,5} Erzeugung eines symmetrischen Einfachmuldenpotentials für positive Ionen. Für negative Ionen kann hier das entsprechende Trappingpotential {-8,5/0/0/0/0/0/0/0/-8,5} verwendet werden. • Abb.4.49: {1,5/0/0/0/0/0/0/0/1,5} Verringerung der Elektrodenpotentiale für bessere Detektionseigenschaften. Dieser Schritt wird im nächsten Abschnitt näher erläutert. Für negative Ionen kann hier das entsprechende Trappingpotential {-1,5/0/0/0/0/0/0/0/-1,5} verwendet werden. Abb.4.50: Schematische Darstellung (Pulsfolge) eines ICR-Experimentes mit Ion/Ionreaktionssequenz Zu Abb.4.50: • Pulsfolge des Massenspektrometers (Aspect 3000): P1: Quenchpuls (wird nur als Triggersignal für DAC-Potentialsteuerung genutzt) D1: Post-Quench Delay 4. Die Multisektionszelle 83 P2: Ionisierungspuls D2, D3: variable Delays (Zeit für Reaktionen) P4: optionaler Puls für Ionenanregung oder radiale Ionenlöschung (nicht aktiv) P3: Anregungspuls für anschließende Detektion DE: Pre-Excitation Delay (verhindert Übersprechen der rf-Anregung in den Detektor) AQ: Acquisition: Aufnahme des Transienten der angeregten Ionen • Pulsfolge der externen Potentialsteuerung über DACs: 1: Quenchpuls: Einstellen von {5,5/0/0/0/0/0/0/0/-5,5} (Abb3.41) 2: Einstellen des Speicherpotentials {5,5/0/-6/-6/0/6/6/0/-5,5} (Abb.4.42) 3: Potentialrampe (optional) zum Löschen negativer Ionen nach {5,5/0/-6/-6/0/6/6/0/8,5} (Abb.4.43) 4: Potentialrampe (optional) zurück zum Speicherpotential {5,5/0/-6/-6/0/6/6/0/-5,5} (Abb.4.42) 5: Potentialrampe nach {5,5/0/6/-6/0/6/-6/0/-5,5} (Abb.4.44) 6: Potentialrampe nach {-8,5/0/6/-6/0/6/-6/0/8,5} (Abb.4.45) 7: Potentialrampe nach {-8,5/0/6/6/0/-6/-6/0/8,5} (Abb.4.46) 8: Potentialrampe nach {8,5/0/6/6/0/-6/-6/0/8,5} (Abb.4.47) 9: Potentialrampe nach {8,5/0/0/0/0/0/0/0/8,5} (Abb.4.48) 10: Potentialrampe nach {1,5/0/0/0/0/0/0/0/1,5} (Abb.4.49) Die Simulation der Potentialrampen mit SIMION ist in den Abb.4.51 und 4.52 beispielhaft für doppelt positiv und negativ geladene Ionen der Masse 100 u dargestellt. Dabei ist die z-Positionen der Ionen als Funktion der Flugzeit aufgetragen. Die Abb.4.51 bzw. 4.52 zeigen die Fälle des Löschens negativer Ionen vor bzw. nach dem Ion/Ionreaktionspuls. Für das Löschen positiver Ionen und Auswahl der negativen Ionen ergeben sich 4. Die Multisektionszelle 84 30 20 z [mm] 10 0 -10 -20 -30 0 500 1000 1500 2000 2500 3000 Flugzeit [µs] Abb.4.51: SIMION-Simulation der Ion/Ionreaktionssequenz; Löschen negativer Ionen vor dem Reaktionspuls spiegelbildliche Abbildungen. Man erkennt in Abb.4.51, daß zunächst mit wachsender Flugzeit der Schwerpunkt der Trappingschwingung der positiven Ionen näher zum Zentrum der Zelle hinrückt. Die Ionen treten dann über in den gegenüberliegenden Halbraum der Zelle, wobei sich ihre Trappingamplitude vergößert, da das Plusminuspotential nach dem Ion/Ionreaktionspuls etwas flacher ist als das Start-Plusminuspotential. Sobald das Plusminuspotential in ein reines Pluspotential umgewandelt wird, vergrößert sich die Trappingamplitude sehr stark und umfaßt schließlich beide Halbräume der Zelle in gleichem Ausmaß. In dem Pluspotential ist das axiale Feld (summiert über alle axialen Positionen eines Ions) deutlich geringer als in den zuvorigen Speicherpotentialen, was man daran erkennt, das sich die Periode der Trappingschwingung stark vergrößert, gleichbedeutend mit einer Verringerung der Trappingfrequenz ωz (von 188 kHz auf 53 kHz). 4. Die Multisektionszelle 85 Durch die Verringerung der Trappingelektrodenpotentiale wird das axiale Feld noch einmal geringer, und demzufolge auch die Trappingfrequenz (39 kHz). Entsprechend einem flacheren Potentialtopf vergrößert sich die Trappingamplitude. Bei der eigentlichen Ion/Ionreaktionssequenz (Abb.4.52), bei der das Löschen der negativen Ionen nach dem Ion/Ionreaktionspuls stattfindet, sieht man, wie sich die Trajektorien der positiven und negativen Ionen kreuzen. 30 20 z [mm] 10 0 -10 -20 -30 0 500 1000 1500 2000 2500 Flugzeit [µs] Abb.4.52: SIMION-Simulation der Ion/Ionreaktionssequenz; Löschen negativer Ionen nach dem Reaktionspuls Das unterschiedliche Vorzeichen der Ladung der Ionen bewirkt, daß die Lorentz-Kraft in entgegengesetze Richtungen wirkt und die Ionen sich in der xy-Ebene mit unterschiedlichem Drehsinn um die Magnetfeldlinien bewegen: Mit Blickrichtung in Richtung des Magnetfeldes bewegen sich negative Ionen im Uhrzeigersinn und positive Ionen entgegen dem Uhrzeigersinn. Dies erscheint ungünstig, da zwischen den unterschiedlich gela- 4. Die Multisektionszelle 86 denen Ionen auch an den Umkehrpunkten der Trappingbewegung hohe Relativgeschwindigkeiten (im Vergleich zum hypothetischen Fall gleichen Drehsinns) auftreten, wenn die Reaktionssequenz durchgeführt wird, was die Rekombinationskoeffizienten, d.h die Geschwindigkeitskonstanten der Rekombinationsreaktionen, verringert [45]. Allerdings befinden sich die Ionen auf Kreisbahnen auf einer Spur entlang der z-Achse innerhalb eines Volumens von wenigen mm3, so daß dennoch eine hohe Kollisionswahrscheinlichkeit besteht. Die Trappingbewegung kann experimentell beeinflußt werden: Hält man die räumlichen Speicherbereiche getrennt, wird ein reaktiver Stoß natürlich nicht eintreten. Wird das zeitliche Umschalten der Trappingpotentiale im Puls 7 der Reaktionssequenz zu schnell durchgeführt, d.h. ist die Pulsdauer klein verglichen mit den Perioden der Trappingschwingungen der verschiedenen Ionen, werden nur mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit reaktive Stöße auftreten, weil sich die Ionenwolken nur einmal rasch durchdringen, wobei wiederum hohe Relativgeschwindigkeiten auftreten. Die entgegengesetzt geladenen Ionen werden nämlich bei dieser Art des Umschaltens des Trappingpotentials aufeinander zu beschleunigt. Ionen, deren momentane Flugrichtung während der Trappingbewegung vom Zentrum der Zelle weg weist, werden dabei zunächst abgebremst dann zur gegenüberliegenden Ionenwolke hin beschleunigt. Wird die Pulsdauer länger gewählt, so daß die Ionen zwischen Start und Ende des Pulses mehrere Schwingungen in ± z-Richtung durchführen können, so bewegt sich jedes einzelne Ion während des Pulses mehrmals auf die räumlich gegenüberliegende Ionenwolke zu und wieder von ihr weg. Die Schwerpunkte der Trappingschwingungen der entgegengesetzt geladenen Ionen bewegen sich dabei langsam aufeinander zu. Die Ionen werden also nicht plötzlich in eine Richtung beschleunigt unter Gewinn an kinetischer Energie, die erst nach dem Puls dem Wechselspiel der Umwandlung von kinetischer Energie und potentieller Energie ineinander unterworfen ist, sondern führen während des Pulses stets diese Um- 4. Die Multisektionszelle 87 wandlung aus. Dabei wird während des Pulses aus Sicht beider Ionenpolaritäten jeweils ein Potentialwall des jeweiligen Topfes steiler und ein Potentialwall flacher gemacht. Dies führt, abhängig von den jeweiligen momentanen Positionen der Ionen während der Trappingbewegung, zu einer Anhebung oder Absenkung deren potentieller Energie. Wenn der Puls zu Ende ist haben aber alle Ionen an Energie gewonnen aufgrund der tieferen Potentialtöpfe, die am Ende des Pulses vorliegen. Entscheidend ist, daß die Ionen während des Pulses genug Zeit zum Hinund Herschwingen haben, denn an den Umkehrpunkten der Trappingschwingung ist die z-Geschwindigkeit Null, und so wie sich während des Pulses die Schwerpunkte der Trappingschwingungen der entgegengesetzt geladenen Ionen einander annähern, so nähern sich auch die Umkehrpunkte der Trappingschwingungen der entgegengesetzt geladenen Ionen einander an. Da die Reaktionswahrscheinlichkeit an den Umkehrpunkten der Trappingschwingungen der Ionen groß ist, bedeutet dies für das experimentelle Vorgehen, daß während des Reaktionspulses möglichst lange bei einem Trappingpotential verharrt werden sollte, bei dem sich die Umkehrpunkte aller Ionen bei einer gemeinsamen z-Koordinate befinden. Da nicht alle Ionen die gleiche Energie besitzen, kann es aber solch ein ausgezeichnetes Trappingpotential nicht geben. Es bietet sich daher an, eine möglichst langsame Potentialrampe zu fahren und damit eine möglichst lange Pulsdauer zu wählen, um damit während des Pulses alle verschiedenen Umkehrpunkte zu berücksichtigen und möglichst viele Trappingschwingungen zuzulassen. Die Pulsdauer muß dabei jedoch kurz genug sein, daß während des Pulses nur vernachlässigbar geringer Ionenverlust durch Stöße mit Neutralgasteilchen auftritt. 4. Die Multisektionszelle 88 4.7 Vom tiefen zum flachen Einfachmuldenpotential: nichtadiabatische und adiabatische Kühlung Hohe Trappingspannungen sind schädlich für die Signaldetektion, weil sie zu Verschiebungen der effektiven Cyclotronfrequenz νeff = ωeff /2π und zu Peakverbreiterung führen, und sie sind bereits vor der Signaldetektion schädlich für die Stabilität der Ionentrajektorien, weil diese durch große radiale elektrische Feldstärke instabil werden können. Dies kommt besonders dann zum Tragen, wenn die Cyclotronbewegung der Ionen angeregt wird, denn die Ionen dringen mit zunehmendem Cyclotronradius in Bereiche der Zelle mit großer radialer elektrischer Feldstärke vor. Die Multisektionszelle verfügt über drei segmentierte Ringelektroden zur Anregung und Detektion der Ionen, d.h. es steht dafür nicht der gesamte Zylindermantel als Elektrodenfläche zur Verfügung. Das hat zur Folge, daß sich die Ionen während ihrer Trappingschwingung in einem Einfachmuldenpotential nach Anregung ihrer Cyclotronfrequenz nicht ständig in der Nähe der Detektionselektroden befinden, was nachteilig für die Signalintensität ist. Während alle Ionen im Laufe einer Trappingschwingung an der zentralen Ringelektrode für Anregung und Detektion vorbeifliegen, kommen die Ionen nur bei genügend großen z-Amplituden in die Nähe der marginalen Ringelektroden für Anregung und Detektion. Die Ionen besitzen in der Nähe der zentralen Ringelektrode relativ große z-Geschwindigkeiten, in der Nähe ihrer Umkehrpunkte der Trappingschwingung jedoch nur relativ kleine. Es ist daher für die Signalintensität günstig, wenn die Umkehrpunkte in der Nähe der marginalen Elektrodenringe liegen, denn dort sind die Verweilzeiten in Elektrodennähe größer als bei der zentralen Ringelektrode. Dies ist ein weiterer Grund, in der Multisektionszelle bei der Signaldetektion hohe Trappingspannungen zu vermeiden, denn in einem flachen Potentialtopf wird, bei gleicher Energie eines Ions, eine größere z-Amplitude erreicht als in einem steilen Potentialtopf. 4. Die Multisektionszelle 89 Am Ende der beschriebenen Ion/Ionreaktionssequenz (mit Auswahl negativer Ionen) steht eine Potentialrampe, mit der das Trappingpotential {-8,5/0/0/0/0/0/0/0/-8,5} bzw. VT = -8,5 V umgewandelt wird in das Trappingpotential {-1,5/0/0/0/0/0/0/0/-1,5} bzw. VT′ = -1,5 V. Für das Verhalten der Ionen ist entscheidend, wie schnell oder langsam die Potentialänderung mit der Zeit t erfolgt. Dabei kann es sich um eine adiabatische oder eine nichtadiabatische Änderung handeln. Im adiabatischen Fall stellt der Quotient 〈E〉/νz aus der mittlerer Energie 〈E〉 der Ionen und der Trappingfrequenz ν z = ω z 2π eine Konstante (adiabatische Invariante [46]) dar, für die sich die Bedingung dVT < ν zVT dt (4.5) angeben läßt [47]. Im nichtadiabatischen Fall ist der Quotient 〈E〉/νz nicht konstant. Dies folgt aus der allgemeinen Forderung für eine adiabatische Änderung eines mechanischen Systems, daß der Erhalt, d.h. die Konstanz des Wirkungsintegrals J = pidqi mit den generalisierten, zueinander kanonisch konjugierten Impulsen pi und Koordinaten qi gegeben sein muß [48]. Bei negativen Trappingelektrodenpotentialen ist in Gl.4.5 der Betrag von VT einzusetzen. Da die Änderung des Trappingelektrodenpotentials mit der Zeit dVT /dt im adiabatischen Fall stets kleiner sein muß als alle während der Rampe auftretenden Werte von νzVT, ist bei Rampen von flachen zu tiefen Potentialtöpfen νzVT bei Beginn der Rampe, und bei Rampen von tiefen zu flachen Potentialtöpfen νz′VT′ am Ende der Rampe in Gl.4.5 einzusetzen. Da nach Gl.2.58 die Tappingfrequenz eines Iones von seiner Masse abhängt, ist auch dVT /dt von der Ionenmasse abhängig. Mit SIMION wurde die Potentialrampe von VT = -8,5 V nach VT′ = -1,5 V für SF6--Ionen mit thermischer Energie (25 meV) in der Multisektionszelle 4. Die Multisektionszelle 90 simuliert. Zur Unterscheidung von adiabatischen und nichtadiabatischen Potentialänderungen wurden zeitlich verschieden lange Potentialrampen simuliert. SIMION erlaubt die Eingabe der Startenergie eines Ions nur als kinetische Energie, die potentielle Energie ergibt sich durch die Startposition des Ions. Zur Vereinfachung wurde nicht die Startposition bei Beginn der Potentialrampe variiert, sondern der Startpunkt des Ions wurde konstant gehalten (Zentrum der Zelle) und die Startzeit der Potentialrampe wurde variiert. Auf diese Weise setzt die Rampe zu verschiedenen Stadien der Trappingschwingung ein, und damit bei unterschiedlichen z-Positionen des Ions. Ebenfalls zur Vereinfachung wurde nicht eine große Population von SF6-Ionen simuliert, sondern ein einziges Ion, das in seiner Geschwindigkeit die quadratisch gemittelten Geschwindigkeiten von Ionen einer großen Population repräsentiert, die sich alle mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten bewegen. Für das simulierte SF6--Ion gilt vx = vy = vz und damit auch vx2 = vy2 = vz2. Dies entspricht der Gleichung 〈vx2〉 = 〈vy2〉 = 〈vz2〉, wie sie, entsprechend der kinetischen Gastheorie für die ungeordnete Bewegung von Teilchen, für eine große Population von Ionen gilt. Daraus ergibt sich, daß die kinetische Energie des Ions gleichmäßig auf die Bewegung in allen drei Raumrichtungen verteilt ist, d.h. jeweils 8,33 meV. Ist die Potentialänderung langsam genug, gemessen an der Periode Tz der Trappingschwingung der Ionen, daß sich die Ionen während der Trappingschwingung auf die Veränderung des Trappingpotentials in der Weise einstellen können, daß der Quotient 〈E〉/νz konstant bleibt, so handelt es sich um eine adiabatische Potentialrampe. Andernfalls handelt es sich um eine nichtadiabatische Potentialrampe. Im adiabatischen Fall muß also gelten: E νz = E ' νz' (4.6). 4. Die Multisektionszelle 91 Dabei stellen 〈E〉 und νz die mittlere Energie und die Trappingfrequenz vor der Potentialrampe und 〈E〉′ und νz′ die mittlere Energie und die Trappingfrequenz nach der Potentialrampe dar. Unter Berücksichtigung von ν z = ω z 2π und Gl.2.58 läßt sich auch schreiben: E VT = E ' VT ' (4.7) Dabei stellen VT und VT′ die Trappingelektrodenpotentiale zu Beginn und am Ende der Rampe dar. Zur Berechnung der mittleren Energie der Ionen nach der Potentialrampe ergibt Gl.4.7 umgeformt: E '= E VT ' VT (4.8) Zur Unterscheidung zwischen adiabatischer und nichtadiabatischer Potentialrampe läßt sich die mittlere Energie nach der Rampe mit dem theoretischen Wert vergleichen. Ebensogut läßt sich der mittlere prozentuale Energieverlust ∆E,% mit dem Erwartungswert vergleichen. V ' ∆ E ,% = 1001 − T VT (4.9) Für die oben beschriebene Potentialrampe ergibt sich daraus im adiabatischen Fall ein mittlerer prozentualer Energieverlust von 58,0 %. Die Abb.4.53-56 zeigen die maximale kinetische Energie in z-Richtung, und damit die Gesamtenergie der Trappingschwingung, nach den Potentialrampen mit den Dauern 1 µs, 1 ms, 10 ms und 100 ms in Abhängigkeit von der Startzeit der Potentialrampe, die jeweils in Schritten von 10 µs variiert wurde. 4. Die Multisektionszelle 92 Vor der Potentialrampe ist die maximale Geschwindigkeit in z-Richtung vz,max = 105 m/s, die Schwingungsperiode Tz = 210 µs und die Trappingfrequenz νz = 4761 Hz. Läßt man das SF6--Ion unter sonst gleichen Bedingungen nicht bei VT = -8,5 V, sondern bei VT = -1,5 V starten, so ist die Trappingfrequenz νz = 2316 Hz. Aus Gl.4.5 ergibt sich, daß die Potentialrampe mindestens 2 ms lang sein muß, damit die Potentialänderung adiabatisch ist. Die Energie der Ionen ist die Summe aus kinetischer Energie und potentieller Energie. Die Potentialänderung beeinflußt die potentielle Energie der Ionen. Da das Trappingpotential (aus Sicht negativer Ionen) erniedrigt wird, wird die potentielle Energie der Ionen erniedrigt. Dieser Verlust an potentieller Energie muß um so größer sein, je größer die momentane potentielle Energie ist. Befindet sich ein Ion in der Nähe des Zentrums, so ist seine kinetische Energie groß und seine potentielle Energie klein, und ein Verlust an potentieller Energie um einen bestimmten Anteil wirkt sich wenig auf die Gesamtenergie dieses Ions aus. Befindet sich ein Ion in der Nähe seines Umkehrpunktes der Trappingschwingung so ist seine potentielle Energie groß und seine kinetische Energie klein, und ein Verlust an potentieller Energie um den gleichen Anteil wirkt sich stark auf die Gesamtenergie dieses Ions aus. Da die verschieden langen Potentialrampen jeweils zu verschiedenen Zeitpunkten starten, kann, durch den unterschiedlichen Anteil von potentieller und kinetischer Energie an der Gesamtenergie jeweils zu Beginn der Potentialrampe, auch eine Energieverteilung vieler Ionen simuliert werden. Erfolgt die Potentialrampe mit einer Dauer von 1 µs (s. Abb.4.53), so ist dies, gemessen an der Schwingungsperiode, eine sprunghafte Umschaltung des Trappingpotentials, die als nichtadiabatisch zu bewerten ist. Wenn sich das Ion beim Umschalten im Zentrum der Zelle befindet, wird die Energie der Trappingschwingung praktisch nicht beeinflußt, zu sehen an den Maxima in Abb.4.53. 4. Die Multisektionszelle 93 9 8 7 E kin,z,max [meV] 6 5 4 3 2 1 0 1000 1100 1200 1300 1400 1500 1600 1700 1800 1900 2000 Startzeit der Potentialrampe [µs] Abb.4.53: Maximale kinetische Energie von SF6- in z-Richtung nach Potentialrampe (Dauer 1 µs) von VT = -8,5 V nach VT′ = -1,5 V Wenn sich das Ion beim Umschalten an den Umkehrpunkten befindet, tritt maximaler Energieverlust auf; und zwar verringert sich die Energie um den Anteil, um den sich die Potentialtiefe verringert, zu sehen an den Minima in Abb.4.53. Wird die Potentialrampe innerhalb 1 ms durchgeführt (s. Abb.4.54), so handelt es sich nicht mehr um ein sprunghaftes Umschalten, denn das SF6--Ion führt in dieser Zeitspanne fast fünf Trappingschwingungen aus. Die Abhängigkeit der Energie von der Startzeit ist, auch wenn sich die Differenz zwischen den Energiemaxima und -minima der Kurve stark verringert hat, immer noch deutlich erkennbar, so daß man noch nicht von einer adiabatischen Potentialänderung sprechen kann. Immerhin ändert sich das Trappingelektrodenpotential während 1,47 V, was nicht unerheblich ist. einer Trappingschwingung um 4. Die Multisektionszelle 94 9 8 7 E kin,z,max [meV] 6 5 4 3 2 1 0 1000 1100 1200 1300 1400 1500 1600 1700 1800 1900 2000 Startzeit der Potentialrampe [µs] Abb.4.54: Maximale kinetische Energie von SF6- in z-Richtung nach Potentialrampe (Dauer 1 ms) von VT = -8,5 V nach VT′ = -1,5 V 9 8 7 E kin,z,max [meV] 6 5 4 3 2 1 0 1000 1100 1200 1300 1400 1500 1600 1700 1800 1900 Startzeit der Potentialram pe [µs] Abb.4.55: Maximale kinetische Energie von SF6- in z-Richtung nach Potentialrampe (Dauer 10 ms) von VT = -8,5 V nach VT′ = -1,5 V 2000 4. Die Multisektionszelle 95 Es ist bemerkenswert, daß die mittlere Energie nach der Potentialrampe mit der Dauer 1 ms geringer ist als nach der Potentialrampe mit der Dauer 1 µs. Diese mittlere Energie nach der Potentialrampe ändert sich bei längeren Dauern der Potentialrampen nur marginal. Bei einer Dauer der Potentialrampe von 10 ms kann man von einer adiabatischen Potentialänderung sprechen. Die Streuung der Energiewerte um den Mittelwert ist in Abb.4.55 gerade noch erkennbar, aber für die Praxis vernachlässigbar gering. Bei einer Dauer der Potentialrampe von 100 ms kann man diese Streuung nur noch bei entsprechender Auflösung der Ordinate erkennen (Abb.4.56). 3,607 3,606 3,605 E kin,z,max [meV] 3,604 3,603 3,602 3,601 3,600 3,599 3,598 1000 1050 1100 1150 1200 1250 Startzeit der Potentialram pe [µ s] Abb.4.56: Maximale kinetische Energie von SF6- in z-Richtung nach Potentialrampe (Dauer 0,1 s) von VT = -8,5 V nach VT′ = -1,5 V Die auftretenden Energieverluste für die verschieden langen Potentialrampen sind in Tab.4.1 zusammengefaßt. Abgesehen von der sprunghaften Potentialänderung (Dauer der Rampe 1 µs) verliert das SF6--Ion in allen Fällen bei alle Startzeiten mehr als die Hälfte seiner Energie der Trap- 4. Die Multisektionszelle 96 pingschwingung. Durch Veringerung der Potentialtiefe lassen sich Ionen sehr effizient axial kühlen. Tab.4.1: Energieverluste bei verschieden langen Potentialrampen Dauer der Minimaler Maximaler Mittlerer Potential- auftretender auftretender Energieverlust Energieverlust rampe Energieverlust Energieverlust (Median) (Median) [ms] [meV] [meV] [meV] [%] 0,001 0,010 6,856 3,423 41,21 1 4,420 5,017 4,718 56,64 10 4,695 4,761 4,728 56,76 100 4,725 4,731 4,728 56,76 Mittlerer Die Ionen besitzen, je nach Entstehungsort entlang der z-Achse und dem dort vorherrschenden Potential, zusätzlich zu ihrer thermischen Energie (kinetische Energie) auch potentielle Energie. SF6--Ionen, die im StartTrappingpotential VT = -8,5 V innerhalb des kleinen Bereiches z = ± 4 mm gebildet werden, besitzen dadurch zusätzlich zur thermischen Energie so wenig an potentieller Energie, daß diese Ionen wegen des Energieverlustes, der durch die Potentialrampe auftritt, nach der Potentialrampe subthermisch sind. Durch die Schwarzkörperstrahlung der Umgebung (Zelle) und durch Stöße mit Neutralgasteilchen und anderen Ionen werden die subthermischen Ionen rasch wieder thermalisiert. Für den mittleren Energieverlust ist es theoretisch egal, ob das arithmetische Mittel oder der Median verwendet wird, wenn die Zahl der zugrundeliegenden Datenpunkte unendlich groß ist. Die Qualität der Mittelwertbildung durch den Median hängt nur davon ab, wie gut die beste Übereinstimmung eines Datenpunktes mit einem Minimum und die eines Datenpunktes mit einem Maximum ist. Der Median ist von der Anzahl der Datenpunkte unabhängig. Das arithmetische Mittel ist eine schlechte Wahl, 4. Die Multisektionszelle 97 da es von der Zahl der Datenpunkte abhängig ist. Besonders bei großer Differenz zwischen Minima und Maxima, und wenn nur wenige Datenpunkte vorliegen, kann sich ein Mittelwert über n Datenpunkte stark von dem entsprechenden Mittelwert über n+1 Datenpunkte unterscheiden. Simuliert man solche Potentialrampen, die für adiabatische Kühlung geeignet sind (Dauer 10 ms), für verschiedene Start-Trappingpotentiale, die alle bei dem Trappingpotential VT′ = -1,5 V enden, findet man, daß der Energieverlust nicht linear von der Differenz der Trappingelektrodenpotentiale vor und nach der Potentialrampe abhängt (s. Abb.4.57). Dies verwundert nicht, denn wie man durch Ableiten von Gl.4.8 zeigen kann, ist ∂ E ' E =− ∂VT 2 VT ' 3 VT (4.10). 9 8 7 E kin,z,max [meV] 6 5 4 3 2 1 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Trappingelektrodenpotential φ [V] Abb.4.57: Maximale kinetische Energie von SF6- in z-Richtung nach Potentialrampe (Dauer 10 ms) von VT = -φ nach VT′ = -1,5 V 10 4. Die Multisektionszelle 98 Wie Tab.4.1 zu entnehmen ist, muß sich für einen Energieverlust von etwa 57% die Potentialrampe über eine Differenz der Trappingelektrodenpotentiale von 7 V erstrecken, während man beispielsweise mit einer Differenz von 2 V bereits 32% Energieverlust errreicht. Daß der mittlere Energieverlust im adiabatischen Fall mit 56,8% etwas kleiner ist, als der Erwartungswert 58,0%, liegt an der Geometrie (Aspect-Verhältnis) der Multisektionszelle. Simulationen in einer Standardzelle liefern für ein SF6--Ion unter gleichen Startbedingungen nach einer adiabatischen Potentialrampe von VT = -8,5 V nach VT′ = -1,5 V einen mittleren Energieverlust von 57,9%. Es ist klar, daß derartige Potentialrampen, bei denen die Ionen in ihrer Trappingbewegung gekühlt werden, Einfluß auf deren Trappingamplituden haben müssen. Würde keine Kühlung auftreten, so würde sich die Trappingamplitude vergrößern, da sich die Ionen nach der Rampe in einem flacheren Potentialtopf befinden. Würde sich der Potentialtopf gar nicht ändern, und es gelänge, den Ionen auf andere Weise Energie der Trappingschwingung zu entziehen, so würde sich die Trappingamplitude verringern. Wie man anhand von Abb.4.58 sieht, tritt bei den verschiedenen StartTrappingpotentialen durch die Potentialrampen stets eine Vergrößerung der Trappingamplitude auf. Aber aufgrund der Energieverluste, die die Potentialrampen mit sich bringen, werden die Amplituden im End-Trappingpotential (VT′ = -1,5 V) nicht so groß wie die Amplitude eines SF6--Ions, das sich von vornherein ohne Potentialrampe in dem Trappingpotential VT = -1,5 V befindet. Nach der quadrupolaren Näherung sollte die Trappingamplitude keinen Einfluß auf die Trappingfrequenz haben, welche proportional zu der Quadratwurzel aus dem Trappingelektrodenpotential ist. Abb.4.59 zeigt die Trappingfrequenzen eines SF6--Ions in verschiedenen Trappingpotentialen und die Trappingfrequenzen, die ein SF6--Ions besitzt, nachdem von den jeweiligen Trappingpotentialen eine Potentialrampe innerhalb 10 ms nach 4. Die Multisektionszelle 99 10 9 8 z -Amplitude [mm] 7 6 5 4 3 2 1 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Trappingelektrodenpotential φ [V ] Abb.4.58: z-Amplitude von SF6- bei VT = -φ (◊); nach Potentialrampe (Dauer 10 ms) von VT = -φ nach VT′ = -1,5 V (○); hypothetische Amplitude nach Potentialrampe ohne Energieverlust (―) VT′ = -1,5 V durchgeführt wurde. Obwohl nach der Potentialrampe stets das gleiche End-Trappingpotential vorliegt, ist die Trappingfrequenz nicht konstant, sondern ist umso kleiner, je tiefer der Potentialtopf des StartTrappingpotentials ist. Die Trappingamplitude verkürzt sich durch die Potentialrampe, und je weniger ein Ion aus dem Zentrum der Zelle ausgelenkt wird, desto besser ist für sein durchflogenes Gebiet die quadrupolare Näherung erfüllt. Je weiter man sich entlang der z-Achse vom Zentrum der Zelle entfernt, desto mehr wird durch die quadrupolare Näherung das axiale elektrische Feld unterschätzt. Die Trappingfrequenz ist ein Mittelwert über alle von zmin bis zmax auftretenden axialen elektrischen Feldstärken. Je größer die Trappingamplitude ist, 4. Die Multisektionszelle 100 5000 4000 ν z [Hz] 3000 2000 1000 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Trappingelektrodenpotential φ [V] Abb.4.59: Trappingfrequenz von SF6- bei VT = -φ (◊) und nach Potentialrampe (Dauer 10 ms) von VT = -φ nach VT′ = -1,5 V (○) desto größer ist die Trappingfrequenz − aufgrund der zunehmenden Abweichung von der quadrupolaren Näherung zu höherer axialer elektrischer Feldstärke hin in den durchflogenen Bereichen der Zelle. Wenn ein Ion nach der Potentialrampe weniger weit in Bereiche hoher axialer elektrische Feldstärke hineinschwingt, so verringert sich demzufolge die Trappingfrequenz. Vergleicht man in der Multisektionszelle und in der Standardzelle die Trappingfrequenzen (ohne Potentialrampe bei VT = -1,5 V) und Frequenzverschiebungen (nach Potentialrampe von VT = -8,5 V nach VT′ = -1,5 V), zeigt sich, daß in der Standardzelle einerseits größere Frequenzen auftreten, andererseits aber kleinere Frequenzverschiebungen: In der Multisektionszelle sind νz = 2 316 Hz und νz′ = 2 110 Hz, in der Standardzelle sind νz = 18 908 Hz und νz′ = 18 896 Hz. Da Ionen nicht nur im Zentrum der Zelle gebildet werden, sondern entlang des Elektronenstrahls und somit entlang der z-Achse, besitzen die Ionen, 4. Die Multisektionszelle 101 abhängig vom Potential an ihrem Entstehungsort, auch unterschiedliche Gesamtenergien. Näherungsweise wird einmal angenommen, daß SF6-Ionen, die durch Anlagerung thermischer Elektronen an SF6 entstehen, ebenfalls nur entlang der gesamten z-Achse entstehen, obwohl die Elektronen erst durch Stöße thermalisiert werden und deshalb auch Entstehungsorte von SF6--Ionen auftreten, die neben der z-Achse liegen. Für SF6--Ionen, die im Zentrum der Zelle starten, wurde bereits in Abb. 4.58 gezeigt, daß sich durch die Potentialrampe zwar die Trappingamplitude vergrößert, daß aber durch den Energieverlust die Vergrößerung nicht vollständig verläuft, wenn man die Trappingamplitude im End-Trappingpotential ohne vorherige Potentialrampe als Maßstab nimmt. Abb.4.60 zeigt die Trappingamplituden nach der Potentialrampe für verschiedene Startpositionen entlang der z-Achse (nur positiver Ast der z-Achse). Man erkennt, daß der Einfluß des Energieverlustes auf die Trappingamplitude geringer, und der Einfluß der verringerten Potentialtiefe größer 30 z -Amplitude [mm] 25 20 15 10 5 0 0 5 10 15 20 25 30 z -Startposition [m m ] Abb.4.60: z-Amplitude von SF6- bei VT = -φ (◊) und nach Potentialrampe (Dauer 10 ms) von VT = -φ nach VT′ = -1,5 V (○) 4. Die Multisektionszelle 102 wird, wenn sich die Startposition des Ions entlang der z-Achse vom Zentrum der Zelle entfernt. Bei der Startposition z = 5 mm (und aus Symmetriegründen auch bei z = -5 mm) heben sich Verkürzung und Aufweitung der Trappingamplitude gerade auf. Bei größerer Entfernung der Startposition vom Zentrum der Zelle überwiegt die Aufweitung der Trappingamplitude. Ionen, die bei z > 23 mm oder z < -23 mm starten, erfahren eine derart starke Aufweitung der Trappingamplitude, daß diese Ionen im Verlauf der Potentialrampe gegen die Trappingplatten prallen und gelöscht werden. 5. Experimenteller Teil 103 5. Experimenteller Teil 5.1. Multisektionszelle Die Multisektionszelle wurde bereits in Kap.4.2 vorgestellt. Es folgt daher an dieser Stelle eine kurze Wiederholung. Abb.5.1 zeigt die aus Abb.4.1 bekannte schematische Darstellung der Zelle. Abb.5.1: Schematische Darstellung der Multisektionszelle; Innenmaße: Länge 60 mm, Radius 10 mm; Elektroden E1 bis E9 Für die Beschreibung des Trappingpotentials in der Zelle wird die Notation {φ1/φ2/φ3/φ4/φ5/φ6/φ7/φ8/φ9} verwendet, in der φ1 bis φ9 die elektrischen Potentiale (in Volt) der Elektroden E1 bis E9 in Abb.5.1. bedeuten. Im Betriebsmodus als standardmäßige Einsektionszelle sind φ2 = φ3 = φ4 = φ5 = φ6 = φ7 = φ8 = 0 und φ1 = φ9 = VT. In diesem Fall kann die Angabe des Trappingpotentials {VT/0/0/0/0/0/0/0/VT} effizienterweise auch über die Angabe von VT allein erfolgen. Die Elektroden wurden aus Edelstahl gefertigt und sind eingebettet in Formteile aus dem Polyimid-Kunststoff Vespel®. Diese Formteile sind miteinander verschraubt und auf einem Vakuumflansch mit elektrischen Durchführungen montiert. 5. Experimenteller Teil 104 5.2 Vakuumsystem Die ICR-Zelle wird in einem Ultrahochvakuumsystem betrieben, für dessen Evakuierung ein System aus mehreren Pumpen zur Verfügung steht. Zur Erzeugung des Ultrahochvakuums (UHV) dient eine Ionengetterpumpe (Triode Vacion Pump, Saugleistung 4 ⋅ 30 L/s, Varian Vacuum Division). Mit der Trioden-Ionengetterpumpe wird ein Basisdruck von ca. 10-10 mbar erreicht. Die Vorevakuierung geschieht mit einer Öldiffusionspumpe mit thermoelektrischer Kühlfalle (Speedivac E02, Edwards High Vacuum International), mit der ein Enddruck von ca. 10-6 mbar erreicht wird. Vorgeschaltet ist dieser eine Drehschieberpumpe (E2M12, Edwards High Vacuum International, Saugleistung 12 m3/h, Enddruck 2 ⋅ 10-2 mbar). Nach Vorevakuierung wird das Vorpumpensystem vom Rezipienten mittels eines Ventils abgetrennt. Es steht ein weiteres UHV-System zur Verfügung, das mit einer TurboMolekularpumpe (Pfeiffer-Turbo TPU 200, Saugleistung 200 L/s) auf einen Enddruck von ca. 10-10 mbar evakuiert wird. Vorgeschaltet ist eine Drehschieberpumpe (E2M12, Edwards High Vacuum International, Saugleistung 12 m3/h, Enddruck 2 ⋅ 10-2 mbar) Gase können über mehrere Leckventile direkt in das Vakuumsystem eingelassen werden, Flüssigkeiten werden in einem beheizbaren Einlaßsystem verdampft und ebenfalls über ein Leckventil eingelassen. 5. Experimenteller Teil 105 5.3 Spektrometer Für die Experimente steht ein umgebauter Prototyp eines Bruker Spektrospin CMS-47 Ionen-Cyclotron-Resonanz-Massenspektrometers mit einem supraleitenden Magneten (B = 7 T) zur Verfügung. Die Steuerung des Systems wird von einem Aspect 3000 Mikrocomputer übernommen (Software Version 6-1989). In der ursprünglichen Version des Spektrometers steuert die Software die Ionisierung, die Speicherung, die Anregung und Detektion der Ionen sowie einige weitere Parameter wie z.B. eine Zellheizung. Darüberhinaus stehen zusätzlich einige TTL-Steuerpulse zur Verfügung, die zur Kommunikation mit anderen Geräten genutzt werden können. U.a. für Experimente mit ICR-Zellen mit mehreren Trappingelektroden wurden am Spektrometer Veränderungen vorgenommen [18]. Da das Trappingpotential nicht wie üblich mit zwei, sondern bis zu sechs Elektroden erzeugt wird, sind zusätzliche Versorgungsspannungen erforderlich, die zeitlich gesteuert werden müssen. Deshalb wird die Ionenspeicherung von einem PC und Digital-Analog-Wandlern (DACs) gesteuert. Die Komponenten im einzelnen sind: ein IBM-kompatibler PC mit Intel 386-Prozessor, zwei 2-Kanal DAC-Karten für den PC sowie eine Multifunktionskarte mit DAC und TTL Ein-/Ausgängen (Kolter-Elektronik) und vier Low-Pass-Filter zum Herausfiltern von PC-typischen hochfrequenten Störungen. Die Steuerungssoftware wurde von Malek [18] in der Programmiersprache C++ entwickelt und läuft unter dem Betriebssystem MS-DOS. Das Programm stellt eine Anwenderschnittstelle zur Verfügung, an der mit einer Scriptsprache die Steuerbefehle für das Experiment eingegeben werden können. Neben den programmtechnischen Grundfunktionalitäten wie Laden von Scripten, Starten und Anhalten von Steuersequenzen, Kommentaren in Scripten und beliebig tief verschachtelbaren Programmschleifen bestehen die Grundfunktionen der Experimentsteuerung aus: Warten auf 5. Experimenteller Teil 106 ein Synchronisationssignal vom Aspect 3000 auf einer TTL-Leitung, Variation der Trappingpotentiale (sprunghaft oder als Rampe, Genauigkeit ca. 1 mV, Zeitauflösung 1 ms und Zeitabweichung <1 ms auch nach einigen Minuten eigenständiger Laufzeit), Definition der Ereigniszeitpunkte relativ zu den beiden Grundereignissen „Programmstart“ und „Synchronisationssignal“. Die beiden 2-Kanal-DAC-Karten stellen insgesamt vier Kanäle zur Potentialversorgung der Elektroden zur Verfügung. Um alle sechs Trappingelektroden versorgen zu können, besteht die Möglichkeit, zwei weitere Trappingspannungen vom Spektrometer zu nutzen, oder mehrere Trappingelektroden zusammenzuschalten, oder das Ausgangssignal zweier beliebiger DACs abzuzweigen und daraus über einen zweikanaligen Spannungsinverter zwei weitere Trappingspannungen (mit umgekehrten Vorzeichen) zu erzeugen. Die Ausgangsspannung am Inverter kann dabei im Bereich ± 50% der Eingansspannung eingestellt werden. 6. Ergebnisse 107 6. Ergebnisse 6.1 Charakterisierung der Multisektionszelle 6.1.1 Betriebsmodus als Einsektionszelle 6.1.1.1 Abhängigkeit der effektiven Cyclotronfrequenz von der Trappingspannung Mit dem Zusammenhang νeff = ωeff /2π sowie den Gl.2.26, 2.27 und 2.54 läßt sich die Verschiebung der gemessenen effektiven Cyclotronfrequenz νeff bei Veränderung des Trappingelektrodenpotentials VT berechnen: ∂ν eff ∂VT =− C2 2 2πBr0 (6.1) Dabei ist die quadrupolare Näherung zugrunde gelegt; in diesem Fall ist die Änderung von νeff mit VT konstant, d.h. die effektive Cyclotronfrequenz nimmt linear mit zunehmendem Trappingelektrodenpotential ab. Dies läßt sich experimentell dazu nutzen, die Gültigkeit der quadrupolaren Näherung zu untersuchen. Die Frequenzverschiebung ist (betragsmäßig) um so größer, je größer der Koeffizient C2 ist. Für die Multisektionszelle (C2 = 0,00682) ist demnach eine wesentlich kleinere Frequenzverschiebung zu erwarten als für die Standardzelle (C2 = 0,71009): Bei einer magnetischen Flußdichte B = 7 T ergibt sich sich eine berechnete Frequenzverschiebung von -1,55 Hz/V in der Multisektionszelle und von -161,5 Hz/V in der Standardzelle. Für die Experimente stand eine Standardzelle mit r0 = 2,1 cm zur Verfügung, für die sich eine Frequenzverschiebung von -36,6 Hz/V berechnen läßt. 6. Ergebnisse 108 Die effektive Cyclotronfrequenz ist ortsabhängig, da das elektrische Potential in der Zelle ortsabhängig ist. Die gemessene effektive Cyclotronfrequenz νeff ist ein Mittelwert über alle entlang der Trappingamplitude auftretenden Werte von νeff. Ionen, die mit kleiner Trappingamplitude durch die ICR-Zelle schwingen, sind im zeitlichen Mittel in einer Umgebung, die der durch Berechnung angenäherten quadrupolaren Umgebung entspricht. Je größer die Trappingamplitude ist, desto stärker ist die Abweichung der Frequenzverschiebung ∂νeff /∂VT von der für das quadrupolare Potential berechneten Frequenzverschiebung. Abb.6.1 zeigt die Abhängigkeit der effektiven Cyclotronfrequenz νeff von 132 Xe+-Ionen vom Trappingelektrodenpotential VT in der Multisektionszelle und in einer Standardzelle mit r0 = 2,1 cm. Außerdem ist νeff für das Doppelmuldenpotential {0/0/φ/0/0/0/φ/0/0} in Abhängigkeit vom Trappingelektrodenpotential VT = φ in der Multisektionszelle dargestellt. 820800 820700 ν eff [Hz] 820600 820500 820400 820300 820200 820100 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Trappingelektrodenpotential φ [V ] Abb.6.1: νeff von 132 Xe+;Trappingpotential {φ/0/0/0/0/0/0/0/φ} (□) und {0/0/φ/0/0/0/φ/0/0} () in Multisektionszelle; VT = φ (●) in Standardzelle 6. Ergebnisse 109 Das Einfachmuldenpotential in der Multisektionszelle zeigt über einen weiten Bereich des Trappingelektrodenpotentials einen linearen Zusammenhang zwischen νeff und VT. Die Frequenzverschiebung ist jedoch (betragsmäßig) sehr viel größer als mit der quadrupolaren Näherung berechnet. Lineare Regression ergibt eine Frequenzverschiebung von -72 Hz/V. Das bedeutet, daß die Ionen im zeitlichen Mittel einem radialen elektrischen Feld ausgesetzt sind, das stark von der quadrupolaren Näherung abweicht. Dies ist ein Ergebnis, das aufgrund der Berechnungen und Simulationen in Kap.4.4.2 und 4.4.3 zu erwarten ist: Bewegt man sich parallel zur z-Achse in positive oder negative z-Richtung, wird das Potential von der quadrupolaren Näherung immer stärker unterschätzt, und ebenso (betragsmäßig) das axiale und radiale Feld. Demzufolge ist experimentell eine (betragsmäßig) größere Frequenzverschiebung zu erwarten als durch die quadrupolare Näherung vorausgesagt wird. Außerdem sind die Ionen im zeitlichen Mittel einem radialen elektrischen Feld ausgesetzt, das linear mit dem Trappingelektrodenpotential wächst. Dieses Ergebnis ist erfreulich und war nicht unbedingt zu erwarten. Die radiale (und auch die axiale) elektrische Feldstärke ist an jedem Punkt der Zelle proportional zu VT. Auch wenn das Trappingpotential vom ideal quadrupolaren Potential abweicht, ist die radiale elektrische Feldstärke proportional zu VT. Der lineare Zusammenhang von νeff und VT über den gesamten Bereich der Datenpunkte wäre demnach nur zu erwarten gewesen unter der Annahme, daß die Trappingamplitude der Ionen konstant, also unabhängig von der Potentialtiefe und damit unabhängig von VT ist, was aber nicht der Fall ist. In allen untersuchten Trappingelektrodenpotentialen ist die Trappingamplitude der Ionen gerade so groß, daß die zeitlich gemittelte radiale Feldstärke proportional zu VT ist. Sofern eine experimentelle Kurve von νeff aufgetragen gegen VT Abweichungen von der Linearität zeigt, sind diese Abweichungen bei kleinen Werten von VT zu erwarten. Diese Erwartung beruht darauf, daß mit abnehmendem Trappingelektrodenpotential die Trappingamplitude zunimmt 6. Ergebnisse 110 und deshalb die Ionen weiter in Bereiche hineinschwingen, in denen das radiale elektrische Feld weniger gut durch die quadrupolare Näherung beschrieben wird. In der Standardzelle ist der Bereich der Trappingelektrodenpotentiale, mit denen sich ein Signal erhalten läßt, deutlich kleiner als in der Multisektionszelle. Die lineare Regression liefert eine Frequenzverschiebung von -28 Hz/V. Die Frequenzverschiebung fällt damit (betragsmäßig) um 23% geringer aus als mit der quadrupolaren Näherung berechnet, was darauf hindeutet, daß die Ionen in der Standardzelle im zeitlichen Mittel eine geringere radiale elektrische Feldstärke erfahren, als durch die quadrupolare Näherung berechnet. Betrachtet man das radiale Feld in der Standardzelle, so gibt es einen entscheidenden Unterschied zur Multisektionszelle: Bewegt man sich in der Standardzelle parallel zur z-Achse in ± z-Richtung, und zwar auf einer Parallelen, die nahe dem Zylindermantel verläuft, nimmt das radiale Feld kaum zu, wenn die z-Auslenkung zunimmt. Bei angeregter Cyclotronbewegung kann daher die Trappingamplitude groß oder klein sein − das radiale Feld wird, entlang der Trappingamplitude, durch die quadrupolare Näherung stets unterschätzt, wobei sich die Abweichung des approximierten Radialfeldes vom tatsächlichen Radialfeld in Abhängigkeit von der z-Koordinate nur wenig ändert. Im Doppelmuldenpotential zeigt sich ein linearer Zusammenhang von νeff und VT nur bei hohen Werten von VT. Bewegt man sich von hohen zu niedrigen Trappingelektrodenpotentialen, so steigt νeff stärker an als bei Linearität zwischen νeff und VT. In Abb.6.2 ist der Verlauf des radialen elektrischen Feldes in der Multisektionszelle parallel zur z-Achse bei r = 7,5 mm = 3/4 r0 (ein realistischer Wert bei angeregter Cyclotronbewegung) dargestellt für das Trappingpotential {0/0/1/0/0/0/1/0/0}. 6. Ergebnisse 111 0,10 0,08 0,06 Feld [V/mm] 0,04 0,02 0,00 -0,02 -0,04 -0,06 -0,08 -0,10 -30 -20 -10 0 10 20 30 z [m m ] Abb.6.2: Radiales Feld im Doppelmuldenpotential {0/0/1/0/0/0/1/0/0} parallel zur z-Achse bei r = 7,5 mm Schwingt ein positives Ion innerhalb des zentralen Potentialtopfes zwischen den beiden Potentialmaxima, die sich im Trappingpotential {0/0/1/0/0/0/1/0/0} bei z = ± 17 mm befinden (vgl. Abb.4.35), mit kleiner Amplitude, so nimmt das radiale Feld mit zunehmender Auslenkung aus der Ruhelage der Trappingschwingung bei z = 0 zu. Schwingt es mit großer Amplitude, so nimmt das radiale Feld mit zunehmender z-Auslenkung zunächst zu, nimmt dann aber in der Nähe der Umkehrpunkte der Trappingschwingung stark ab. Es existieren sogar Bereiche in der Zelle, in denen das radiale Feld negativ ist. In diesen Bereichen ist die effektive Cyclotronfrequenz größer als die ideale Cyclotronfrequenz. Mit abnehmendem Trappingelektrodenpotential nimmt das radiale Feld ab und die effektive Cyclotronfrequenz vergrößert sich. Dazu kommt eine Zunahme der Trappingamplitude, die dazu führt, daß die Ionen dann im zeitlichen Mittel kleinere (positive) radiale elektrische Feldstärken spüren als allein durch die Abnahme des Radialfeldes mit Abnahme des Trapping- 6. Ergebnisse 112 elektrodenpotentials bewirkt wird. Dies führt zu einer stärkeren als linearen Zunahme der effektiven Cyclotronfrequenz mit abnehmendem Trappingelektrodenpotential. Durch Extrapolation auf das Trappingelektrodenpotential VT = 0 erhält man die ideale Cyclotronfrequenz νc = 820 660 Hz in der Multisektionszelle und νc = 820 567 Hz in der Standardzelle. Nimmt man für diese Werte einen realistischen Fehler von 10 Hz an, so ist die Diskrepanz der beiden Werte der idealen Cyclotronfrequenz von 93 Hz um eine Größenordnung größer als der Fehler von νc. Dies läßt sich auf unterschiedliche Positionen der Zellen im Magneten zurückführen: Kuhnen [27] hat durch Messung der effektiven Cyclotronfrequenz von SF5+-Ionen in einer offenen zylindrischen ICR-Zelle bei Veränderung der Position der Zelle im Magneten in einem Bereich von 6 cm einen unsymmetrischen Verlauf der Magnetfeldstärke um das Zentrum des homogenen Bereiches des Magnetfeldes festgestellt. Dabei traten Frequenzverschiebungen im Bereich von einigen 10 Hz auf. In Kap.4.7 wurde anhand von SIMION-Simulationen gezeigt, wie sich die Trappingfrequenzen von in Einfachmuldenpotentialen gespeicherten Ionen durch adiabatische Potentialrampen verändern. Zwischen idealer Cyclotronfrequenz, effektiver Cyclotronfrequenz, Magnetronfrequenz und Trappingfrequenz besteht der Zusammenhang ω c 2 = ω eff 2 + ω m 2 + ω z 2 (6.2) bzw. ν c 2 = ν eff 2 + ν m 2 + ν z 2 (6.3). Demzufolge bewirkt eine Veränderung der Trappingfrequenz eine Veränderung von effektiver Cyclotronfrequenz und Magnetronfrequenz. Die zu erwartenden experimentellen Cyclotronfrequenzverschiebungen bei Durch- 6. Ergebnisse 113 führung der simulierten Potentialrampen sind jedoch sehr gering und betragen nur wenige Zehntel Hz. Es wurden mit gespeicherten 132 Xe+-Ionen in der Multisektionszelle und in der Standardzelle adiabatische Potentialrampen von 9,5 V ≥ VT > 1,5 V nach VT′ = 1,5 V durchgeführt und jeweils die effektiven Cyclotronfrequenzen nach den Potentialrampen mit der effektiven Cyclotronfrequenz ohne Potentialrampen bei VT = 1,5 V verglichen. Im Rahmen der experimentellen Unsicherheiten waren keine Verschiebungen von νeff durch die Potentialrampen nachweisbar. 6. Ergebnisse 114 6.1.1.2 Abhängigkeit der Trappingeffektivität und der Detektionsempfindlichkeit von der Trappingspannung In Kap.4.7 wurde bereits gesagt, daß SF6--Ionen durch die Anlagerung thermischer Elektronen an SF6-Moleküle entstehen. Die in der ICR-Zelle gespeicherten Elektronen aus dem Elektronenstrahl verlieren durch Stöße mit Neutralgasteilchen an kinetischer Energie. Experimente mit SF6--Ionen erfordern deshalb zwischen Ionisierungspuls und Anregungspuls eine Reaktionszeit t, während der die Elektronen thermalisiert und dann SF6-Ionen gebildet werden können. Positive Ionen entstehen durch Herausschlagen eines Elektrons aus der Elektronenhülle eines Teilchens durch Stoß mit einem energiereichen Elektron. Die Anzahl positiver Ionen in der ICR-Zelle ist maximal nach dem Ionisierungspuls. Danach nimmt die Zahl der positiven Ionen hauptsächlich aufgrund von Stößen mit Neutralgasteilchen ab. Die Zahl der SF6--Ionen in der Zelle nimmt nach dem Ionisierungspuls zu. Nach der Bildung von SF6--Ionen können diese durch Stöße mit Neutralgasteilchen verloren gehen. Während der Reaktionszeit nimmt deshalb die Anzahl der SF6--Ionen zunächst zu, durchläuft ein Maximum, und nimmt dann wieder ab. Dies ist in Abb.6.3 dargestellt. Bei höherem SF6-Partialdruck nimmt die Stoßrate zwischen Elektronen und SF6-Molekülen zu, und die maximale Signalintensität von SF6- wird nach kürzerer Reaktionszeit erreicht. Außerdem wird mehr Signalintensität als bei kleinerem SF6-Partialdruck erreicht. Würden keine Ionenverluste während der Reaktionszeit auftreten, wäre zu erwarten, daß die maximale Signalintensität nicht vom SF6-Partialdruck abhängt, da die Zahl der gespeicherten Elektronen über die maximale Intensität entscheidet. Der Partialdruck bestimmt lediglich die Geschwindigkeit der SF6--Bildung. Abb.6.4 zeigt die Abhängigkeit der Signalintensität von SF6- von der Reaktionszeit bei verschiedenen Potentialtiefen. Je tiefer der Potentialtopf ist, 6. Ergebnisse 115 25 Intensität 20 15 10 5 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 t [s] Abb.6.3: Signalintensität von SF6-; Reaktionszeit t; VT = -1,5 V; p = 1,4 ⋅ 10-8 mbar (○) und p = 1,5 ⋅ 10-9 mbar (◊) 80 70 60 Intensität 50 40 30 20 10 0 0 5 10 15 20 25 t [s] Abb.6.4: Signalintensität von SF6-; Reaktionszeit t; VT = -1,5 V (○); VT = -5,5 V (◊); VT = -8,5 V (□); p = 1,5 ⋅ 10-9 mbar 30 6. Ergebnisse 116 desto mehr Elektronen können eingefangen werden, was günstig für die Signalintensität ist. Für die Stabilität der Trajektorien der Ionen sind sehr tiefe Potentialtöpfe jedoch schädlich. Für maximale Signalintensität von SF6- muß deshalb ein geeigneter Kompromiß der Potentialtiefe angestrebt werden. Nach Abb.6.4 liegt dieser Kompromiß in der Nähe von VT = -5,5 V. Man sieht den Einfluß sehr tiefer Potentialtöpfe auf die Signalintensität deutlich bei hohem SF6-Partialdruck, da hier in kurzer Reaktionszeit sehr viel SF6- entsteht (s. Abb.6.5). Bei kurzen Reaktionszeiten kann dann der positive Einfluß eines tiefen Potentialtopfes auf die Zahl der Elektronen und damit die Zahl der SF6--Ionen genutzt werden. Ionenverluste machen sich bei der kurzen Reaktionszeit wegen der großen Zahl an Ionen wenig bemerkbar. Wenn man die Reaktionszeit verlängert, geht die Zahl der Ionen in einem tiefen Potentialtopf stark zurück. 225 200 175 Intensität 150 125 100 75 50 25 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 Trappingelektrodenpotential φ [V] Abb.6.5: Signalintensität von SF6-; VT = -φ; Reaktionszeit 1 s (○) und 10 s (◊); p = 1,4 ⋅ 10-8 mbar 9 6. Ergebnisse 117 Mit Hilfe einer adiabatischen Potentialrampe läßt sich ein tiefer StartPotentialtopf zum Einfang und zur Kühlung von Elektronen und ein flacher End-Potentialtopf zur Bildung und Speicherung der SF6--Ionen für die anschließende Anregung und Detektion nutzen. Die Abb.6.6 zeigt die Intensität des Signals von SF6- in Abhängigkeit von der Reaktionszeit nach einer Potentialrampe (Startzeitpunkt 200 ms, Dauer 100 ms) mit dem Start-Trappingpotential VT = -8,5 V und den End-Trappingpotentialen VT′ = -0,5 V, VT′ = -1 V und VT′ = -1,5 V bei einem SF6-Partialdruck p = 1,5 ⋅ 10-9 mbar. Abb.6.5 zufolge stellen die End-Trappingpotentiale keine Gefahr für die Stabilität der Signalintensität bei langen Reaktionszeiten dar. Auftretende Ionenverluste während der Reaktionszeit sind auf Stöße mit Neutralgasteilchen zurückzuführen. 160 140 120 Intensität 100 80 60 40 20 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 t [s] Abb.6.6: Signalintensität von SF6- nach Potentialrampen von VT = -8,5 V nach VT′ = -0,5 V (○), VT′ = -1 V (◊) und VT′ = -1,5 V (□); Reaktionszeit t; p = 1,5 ⋅ 10-9 mbar 6. Ergebnisse 118 Ein Vergleich mit Abb.6.4 zeigt, daß sich mit der adiabatischen Potentialrampe Elektronen und SF6--Ionen effizient und, gemessen an der Reaktionszeit, rasch kühlen lassen. Bei t = 1 s ist nach der Potentialrampe im End-Trappingpotential VT′ = -1,5 V die Signalintensität deutlich größer als im Fall ohne Potentialrampe bei VT = -1,5 V. Bei längerer Reaktionszeit nimmt nach der Potentialrampe die Signalintensität noch zu. Es tritt weitere Kühlung der Elektronen durch Stöße nach der Vorkühlung durch die adiabatische Potentialrampe auf. Die maximale Intensität, die durch die Potentialrampe zum End-Trappingpotential VT′ = -1,5 V erzielt wird, liegt deutlich über derjenigen, die ohne Potentialrampe im tiefen Trappingpotential VT = -8,5 V und weit über derjenigen, die im flachen Trappingpotential VT = -1,5 V erzielt wird. Bei den wenig tiefen End-Trappingpotentialen VT′ = -1 V und VT′ = -0,5 V fallen die Signalintensitäten geringer aus, denn wenn durch die Potentialrampe die Potentialtiefe zu sehr verringert wird, treten Verluste an Ionen und Elektronen auf. Auch die Anstiege der Intensität nach t = 1 s bis zum Maximum fallen weniger steil aus im Vergleich zum End-Trappingpotential VT′ = -1,5 V. Abb.6.7 ist das Pendant zu Abb.6.6. Bei dem gegenüber Abb.6.6 höheren SF6-Partialdruck p = 1,4 ⋅ 10-8 mbar fällt die Stoßkühlung der Elektronen während der ersten Sekunde der Reaktionszeit stärker ins Gewicht als bei p = 1,5 ⋅ 10-9 mbar. Das Zusammenwirken von Stoßkühlung und adiabatischer Kühlung sorgt, betrachtet über die Gesamtheit der Reaktionszeiten, für größere Signalintensitäten. Die Intensitäten bei t = 1 s sind bereits der Maximalwert (End-Trappingpotential VT′ = -0,5 V) oder fast die Maximalwerte (End-Trappingpotentiale VT′ = -1 V und VT′ = -1,5 V). Die Intensitätsverläufe zeigen mehr den Charakter eines Abfalls mit der Reaktionszeit, anstatt eines starken Anstiegs mit nachfolgendem Abfall wie in Abb.6.6. 6. Ergebnisse 119 160 140 120 Intensität 100 80 60 40 20 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 t [s] Abb.6.7: Signalintensität von SF6- nach Potentialrampen von VT = -8,5 V nach VT′ = -0,5 V (○), VT′ = -1 V (◊) und VT′ = -1,5 V (□); Reaktionszeit t; p = 1,4 ⋅ 10-8 mbar Je weniger tief der End-Potentialtopf ist, desto stärker ist die Kühlung von Elektronen und SF6--Ionen. Es stellt sich dabei die Frage, wann der EndPotentialtopf so wenig tief ist, daß seine Speicherfähigkeit darunter leidet, d.h. wann ein Gewinn an Signalintensität durch die adiabatische Kühlung durch Ionenverlust verringert wird. Abb.6.8 gibt auf diese Frage eine Antwort. Aufgetragen ist die Signalintensität von SF6- nach einer Reaktionszeit von 1 s bei einem SF6-Partialdruck p = 1,4 ⋅ 10-8 mbar gegen die Potentialtiefe ohne Potentialrampe und gegen die Potentialtiefe des End-Potentialtopfes nach einer adiabatischen Potentialrampe wie bisher beschrieben (Start-Trappingpotential VT = -8,5 V, Startzeitpunkt 200 ms, Dauer 100 ms). Die Signalintensität ohne Potentialrampe zeigt den gewohnten Verlauf wie in Abb.6.5. Bei Durchführung der Potentialrampe zeigt sich, daß bei Ver- 6. Ergebnisse 120 250 Intensität 200 150 100 50 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Trappingelektrodenpotential φ [V] Abb.6.8: Signalintensität von SF6-; VT = -φ (○) und nach Potentialrampe von VT = -8,5 V nach VT′ = -φ (◊); Reaktionszeit 1 s; p = 1,4 ⋅ 10-8 mbar ringerung der Tiefe des End-Potentialtopfes und damit verbundener Verschlechterung der Trappingeigenschaft der Verlust an Signalintensität nicht fließend ist, sondern daß ein scharfer Übergang bei einem End-Trappingpotential VT′ = -2,5 V auftritt: Die Potentialtiefe läßt sich von 8,5 V bis auf 2,5 V verringern, ohne daß ein Verlust an Signalintensität auftritt. Tatsächlich wird dabei ein leichter Anstieg beobachtet. Wird die Potentialtiefe durch die Potentialrampe weiter verringert als 2,5 V, geht die Signalintensität stark zurück. Dieser Rückgang ist auf den Ionenverlust aufgrund nicht ausreichender Potentialtiefe zur Speicherung nach der Potentialrampe zurückzuführen. Der Anstieg der Signalintensität bis zur Verringerung der Potentialtiefe bis 2,5 V kann auf die bessere Detektion der Ionen nach der Kühlung zurückgeführt werden, was an der Vergrößerung der Trappingamplituden bei Verringerung der Potentialtiefe liegt. Dieser Schluß kann aber allein anhand von Abb.6.8 nicht zweifelsfrei gemacht werden, denn auch wenn bei 6. Ergebnisse 121 dem relativ hohen SF6-Partialdruck p = 1,4 ⋅ 10-8 mbar die Stoßkühlung relativ schnell erfolgt (s. Abb.6.3), ist eine Reaktionszeit von 1 s etwas zu kurz, um eindeutig sagen zu können, daß zum Zeitpunkt der Detektion die maximal mögliche Zahl von SF6--Ionen erreicht wurde. Die Vorkühlung der Elektronen durch die adiabatische Potentialrampe verkürzt die benötigte Zeit, bis alle Elektronen thermalisiert sind. Dadurch wird die benötigte Reaktionszeit bis zur maximalen SF6--Intensität verkürzt. Um den Anstieg der Signalintensität zu weniger tiefen End-Potentialtöpfen hin zweifelsfrei der besseren Detektionseigenschaft der Zelle für Ionen mit großen Trappingamplituden zuschreiben zu können, muß die Reaktionszeit so lang gewählt werden, daß man sichergehen kann, daß zum Zeitpunkt der Detektion alle gespeicherten Elektronen von SF6-Molekülen verbraucht wurden. In dem Fall kann die Zahl der SF6--Ionen als konstant angesehen werden, und die beobachtete Signalintensität hängt, wegen der Unterteilung der Detektionselektroden, nur davon ab, wie flach das Trappingpotential ist. Abb.6.9 ist das Pendant zu Abb.6.8 bei geringerem Druck (p = 1,5 ⋅ 10-9 mbar) und längerer Reaktionszeit (t = 10 s). Ionenverlust durch Stöße macht sich durch geringere maximale Intensitäten bemerkbar. Der Intensitätsverlauf ohne Potentialrampe zeigt den bereits bekannten Sachverhalt, daß tiefe Potentialtöpfe für lange Speicherzeiten ungeeignet sind. Der Anstieg der Signalintensität von tiefen zu weniger tiefen End-Potentialtöpfen ist in Abb.6.9 viel stärker ausgeprägt als in Abb.6.8, das Maximum der Kurve ist gegenüber Abb.6.8 um 1 V zu geringerer Potentialtiefe hin verschoben. Nach Abb.6.3 und 6.6 sind bei diesem relativ niedrigen SF6-Partialdruck nach der Reaktionszeit 10 s alle gespeicherten Elektronen thermalisiert und von SF6-Molekülen angelagert worden. Deshalb ist die Zunahme der Signalintensität nach der Potentialrampe mit abnehmender Potentialtiefe des End-Trappingpotentials auf die besondere Geometrie der Detektionselektroden in der Multisektionszelle zurückzuführen. 6. Ergebnisse 122 100 Intensität 80 60 40 20 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Trappingelektrodenpotential φ [V] Abb.6.9: Signalintensität von SF6-; VT = -φ (○) und Potentialrampe von VT = -8,5 V nach VT′ = -φ (◊); Reaktionszeit 10 s; p = 1,5 ⋅ 10-9 mbar Dieser Effekt tritt noch stärker hervor, wenn die Konfiguration der Detektionselektroden so geändert wird, daß nur die marginalen Elektrodenringe für Anregung und Detektion aktiv sind. Dazu wird der zentrale Elektrodenring für Anregung und Detektion von den entsprechenden Schaltkreisen des Vorverstärkers getrennt und auf das Potential Null gelegt. Das Ergebnis für die gleichen Reaktionsbedingungen wie in Abb.6.9 ist in Abb.6.10 zu sehen, und für die Reaktionsbedingungen wie in Abb.6.8, abgesehen von einer mit 2 s etwas längeren Reaktionszeit, ist das Ergebnis in Abb.6.11 gezeigt. Abgesehen von den etwas unterschiedlichen Lagen der Intensitätsmaxima der Kurven für die Potentialrampen zeigen Abb.6.10 und Abb.6.11 qualitativ das gleiche Bild. Ohne Potentialrampe nimmt mit zunehmender Potentialtiefe die Signalintensität nur relativ wenig zu. Daß sich in einem 8,5 V tiefen Potentialtopf trotz nur geringer Signalintensität sehr viele Ionen befinden, zeigt sich nach der Potentialrampe. 6. Ergebnisse 123 120 100 Intensität 80 60 40 20 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Trappingelektrodenpotential φ [V] Abb.6.10: Signalintensität von SF6-; VT = -φ (○) und Potentialrampe von VT = -8,5 V nach VT′ = -φ (◊); Reaktionszeit 10 s; p = 1,4 ⋅ 10-9 mbar 250 Intensität 200 150 100 50 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 Trappingelektrodenpotential φ [V] Abb.6.11: Signalintensität von SF6-; VT = -φ (○) und Potentialrampe von VT = -8,5 V nach VT′ = -φ (◊); Reaktionszeit 2 s; p = 1,1 ⋅ 10-8 mbar 9 6. Ergebnisse 124 Im End-Trappingpotential VT′ = -1,5 V bzw. VT′ = 2 V ist die detektierte Signalintensität der Ionen um ein Vielfaches größer als im Trappingpotential VT = -8,5 V. Dies ist in Abb.6.12 verdeutlicht: Die nach der Potentialrampe im End-Trappingpotential VT′ = -1,5 V gemessene Signalintensität steigt mit der Potentialtiefe im Start-Trappingpotential. 180 160 140 Intensität 120 100 80 60 40 20 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 Trappingelektrodenpotential φ [V ] Abb.6.12: Signalintensität von SF6-; Potentialrampe von VT = -φ nach VT′ = -1,5 V; Reaktionszeit 2 s; p = 1,1 ⋅ 10-8 mbar 9 6. Ergebnisse 125 6.1.1.3 Einfachmuldenpotentiale mit verschiedenen räumlichen Speicherbereichen 6.1.1.3.1 Nachweis der Speicherung in verschiedenen räumlichen Bereichen der Zelle In der Multisektionszelle lassen sich Ionen in verschiedenen räumlichen Bereichen speichern. Legt man jeweils einen Trappingring auf das Potential -1 V und alle anderen Elektroden auf das Potential Null, wird an der Position dieses Trappingrings ein Potentialtopf für positive Ionen erzeugt. Entsprechend den vier Trappingringen sind vier verschiedene Potentialtöpfe möglich. Jedem der vier Trappingringe ist je eine Ringelektrode zur Anregung und Detektion benachbart, so daß es möglich ist, in allen vier Potentialtöpfen die gespeicherten Ionen anzuregen und zu detektieren. Der Nachweis der Speicherung der Ionen in verschiedenen Bereichen der Zelle erfolgt über die effektive Cyclotronfrequenz. Die effektive Cyclotronfrequenz ist von der Position der Ionen im Magnetfeld abhängig [27]. Das Magnetfeld ist nur näherungsweise homogen. Der für ICR-Experimente brauchbare Bereich innerhalb des verwendeten Kryomagneten um den Punkt maximaler Feldstärke herum beträgt ca. ± 3 cm. Die detektierte effektive Cyclotronfrequenz ist ein Mittelwert über alle auftretenden Feldstärken entlang der Trappingamplitude. Bei Verschiebung der ICR-Zelle im Magnetfeld läßt sich eine Verschiebung der effektiven Cyclotronfrequenz feststellen, da sich die mittlere Feldstärke ändert. Solch einer Verschiebung der Zelle im Magnetfeld enspricht die Speicherung in Potentialtöpfen mit verschiedenen z-Positionen der Potentialminima. In den Abb.6.13, 6.15, 6.17 und 6.19 sind die Trappingpotentiale {0/0/-1/0/0/0/0/0/0}, {0/0/0/-1/0/0/0/0/0}, {0/0/0/0/0/-1/0/0/0} und {0/0/0/0/0/0/-1/0/0} gezeigt. Die Abb.6.14, 6.16, 6.18 und 6.20 zeigen die damit erhaltenen Hochauflösungsspektren von Argonionen. 6. Ergebnisse 126 0,0 -0,1 Potential [V] -0,2 -0,3 -0,4 -0,5 -0,6 -30 -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20 25 30 z [m m ] Abb.6.13: {0/0/-1/0/0/0/0/0/0}; Potentialminimum bei z = 16,7 mm Abb.6.14: {0/0/-1/0/0/0/0/0/0}; Hochauflösung von Ar+; m/z = 39,96838; νeff = 2 708 425,4 Hz; m/∆m = 378 068; p = 3 ⋅ 10-10 mbar; 6. Ergebnisse 127 0,0 -0,1 Potential [V] -0,2 -0,3 -0,4 -0,5 -0,6 -30 -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20 25 30 z [m m ] Abb.6.15: {0/0/0/-1/0/0/0/0/0}; Potentialminimum bei z = -8,3 mm Abb.6.16: {0/0/0/-1/0/0/0/0/0}; Hochauflösung von Ar+; m/z = 39,96582; νeff = 2 708 598,9 Hz; m/∆m = 62 877; p = 3 ⋅ 10-10 mbar; 6. Ergebnisse 128 0,0 -0,1 Potential [V] -0,2 -0,3 -0,4 -0,5 -0,6 -30 -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20 25 30 z [m m ] Abb.6.17: {0/0/0/0/0/-1/0/0/0}; Potentialminimum bei z = 8,3 mm Abb.6.18: {0/0/0/0/0/-1/0/0/0}; Hochauflösung von Ar+; m/z = 39,96127; νeff = 2 708 907,5 Hz; m/∆m = 96 658; p = 3 ⋅ 10-10 mbar; 6. Ergebnisse 129 0,0 -0,1 Potential [V] -0,2 -0,3 -0,4 -0,5 -0,6 -30 -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20 25 30 z [m m ] Abb.6.19: {0/0/0/0/0/0/-1/0/0}; Potentialminimum bei z = 16,7 mm Abb.6.20: {0/0/0/0/0/0/-1/0/0}; Hochauflösung von Ar+; m/z = 39,95416; νeff = 2 709 389,6 Hz; m/∆m = 76 583; p = 3 ⋅ 10-10 mbar; 6. Ergebnisse 130 Die Potentialtöpfe sind nur von geringer Tiefe und sowohl Signal/RauschVerhältnis als auch Signalform leiden deshalb stark unter den experimentellen Unsicherheiten der eingestellten Elektrodenpotentiale. Schon wenige mV können das Trappingpotential stark verzerren, besonders im Bereich zwischen einem Trappingring und dem ihm benachbarten Ring für Anregung und Detektion, denn auch zwischen den Anregungs- und den Detektionselektroden können kleine Potentialunterschiede (DC) auftreten. 6. Ergebnisse 131 6.1.1.3.2 Speichereffektivität und Detektionsempfindlichkeit der Einfachmuldenpotentiale Die in Kap.6.1.1.3.1 beschriebenen vier Einfachmuldenpotentiale mit verschiedenen räumlichen Speicherbereichen in der Multisektionszelle sind für die Detektion der gespeicherten Ionen nur schlecht geeignet. Mit zunehmender Potentialtiefe steigt zwar die Speichereffektivität, aber die Detektionsempfindlichkeit leidet darunter, daß die Ionen weniger nahe an den Detektionselektroden vorbeifliegen. Die Abb.6.21-24 zeigen die Signalintensität von Ar+ in Abhängigkeit von der Potentialtiefe für die Trappingpotentiale {0/0/-φ/0/0/0/0/0/0}, {0/0/0/-φ/0/0/0/0/0}, {0/0/0/0/0/-φ/0/0/0} und {0/0/0/0/0/0/-φ/0/0} ohne Potentialrampe und die Signalintensität nach einer Potentialrampe im End-Trappingpotential {3/0/0/0/0/0/0/0/3} bzw. VT′ = 3 V in Abhängigkeit von der Potentialtiefe des Start-Trappingpotentials. Die Ionisierungs- 60 50 Intensität 40 30 20 10 0 0 1 2 3 4 5 Trappingelektrodenpotential φ [V] Abb.6.21: Signalintensität von Ar+; {0/0/-φ/0/0/0/0/0/0} (○) und Potentialrampe von {0/0/-φ/0/0/0/0/0/0} nach {3/0/0/0/0/0/0/0/3} (◊) 6. Ergebnisse 132 energie betrug 70 eV bei einem Argon-Partialdruck p = 10-9 mbar. Die Potentialrampen bestanden aus zwei direkt aufeinanderfolgenden Schritten: Anhebung der Potentiale der Trappingplatten (E1, E9) auf 3 V gefolgt von Anhebung des Potentials des jeweiligen Trappingringes (E3 bzw. E4 bzw. E6 bzw. E7) auf 0 V. Beide Schritte erfolgten mit einer Dauer von jeweils 50 ms. Die Potentialrampen waren 30 ms vor Ende der Reaktionszeit von 0,2 s beendet. Die vier verschiedenen Einfachmuldenpotentiale zeigen alle ein Maximum der Signalintensität bei einem Potential der Trappingringe von -1V. Die Potentialtiefe ist dabei nur ca. 0,5 V, und die Trappingeffektivität ist gering. Bis zu dieser Potentialtiefe der Start-Trappingpotentiale werden auch nach der Potentialrampe ähnlich große Signalintensitäten detektiert wie im Fall gleicher Potentialtiefe ohne Potentialrampe. 60 50 Intensität 40 30 20 10 0 0 1 2 3 4 5 Trappingelektro denpotential φ [V] Abb.6.22: Signalintensität von Ar+; {0/0/0/-φ/0/0/0/0/0} (○) und Potentialrampe von {0/0/0/-φ/0/0/0/0/0} nach {3/0/0/0/0/0/0/0/3} (◊) 6. Ergebnisse 133 60 50 Intensität 40 30 20 10 0 0 1 2 3 4 5 Trappingelektro denpotential φ [V] Abb.6.23: Signalintensität von Ar+; {0/0/0/0/0/-φ/0/0/0} (○) und Potentialrampe von {0/0/0/0/0/-φ/0/0/0} nach {3/0/0/0/0/0/0/0/3} (◊) Bei tieferen Potentialtöpfen der Start-Trappingpotentiale nimmt die Signalintensität stark zu; bei sehr tiefen Potentialtöpfen der Start-Trappingpotentiale geht die Signalintensität wieder zurück, weil hohe Trappingspannungen die Stabilität der Ionentrajektorien beeinträchtigen. Bei einem Start-Trappingelektrodenpotential von -5 V beträgt die Potentialtiefe ca. 2,5 V und ist damit ca. 0,5 V geringer als im End-Trappingpotential. Die Abnahme der Signalintensität nach der Potentialrampe bei sehr tiefen Potentialtöpfen im Start-Trappingpotential ist deshalb nicht auf die Potentialrampe, d.h. auf eventuelle Störungen der Ionentrajektorien aufgrund des sich ändernden Trappingpotentials, zurückzuführen, sondern auf die Speicherfähigkeit der Start-Trappingpotentiale, die bei tiefen Potentialtöpfen mit zunehmender Potentialtiefe zurückgeht. Die Trappingpotentiale, die sich durch Zusammenschalten der jeweils benachbarten Trappingringe (E3, E4 und E6, E7) zu Paaren erzeugen lassen, 6. Ergebnisse 134 60 50 Intensität 40 30 20 10 0 0 1 2 3 4 5 Trappingelektro denpotential φ [V] Abb.6.24: Signalintensität von Ar+; {0/0/0/0/0/0/-φ/0/0} (○) und Potentialrampe von {0/0/0/0/0/0/-φ/0/0} nach {3/0/0/0/0/0/0/0/3} (◊) {0/0/-φ/-φ/0/0/0/0/0} bzw. {0/0/0/0/0/-φ/-φ/0/0}, besitzen bei gleichem Trappingelektrodenpotential potentiale φ mehr Potentialtiefe als die Trapping- {0/0/-φ/0/0/0/0/0/0} und {0/0/0/-φ/0/0/0/0/0} bzw. {0/0/0/0/0/0/-φ/0/0} und {0/0/0/0/0/-φ/0/0/0}, die jeweils nur durch zwei der vier Trappingringe erzeugt werden. In den letzteren vier Trappingpotentialen ist dem jeweiligen Trappingring, durch den der Potentialtopf erzeugt wird, nur ein Elektrodenring zur Detektion benachbart, in den ersteren beiden Trappingpotentialen sind dies jeweils zwei benachbarte Elektrodenringe zur Detektion. Dadurch haben die ersteren beiden Trappingpotentiale neben der besseren Umsetzung der Trappingelektrodenpotentiale in Potentialtiefe den Vorteil besserer Detektionsempfindlichkeit. Dies verdeutlichen die Abb.6.25 und 6.26. Gezeigt ist die Signalintensität von Ar+ in Abhängigkeit von der Potentialtiefe für die Trappingpotentiale {0/0/-φ/-φ/0/0/0/0/0} und {0/0/0/0/0/-φ/-φ/0/0} ohne Potentialrampe 6. Ergebnisse 135 und die Signalintensität nach einer Potentialrampe im End-Trappingpotential {3/0/0/0/0/0/0/0/3} bzw. VT = 3 V in Abhängigkeit von der Potentialtiefe des Start-Trappingpotentials. Die Daten stammen nicht aus derselben Meßreihe wie die Daten der Abb. 6.21-24, sondern sind nach Unterbrechung mit erneut eingestellten Parametern wie in Abb.6.21-24 aufgezeichnet worden. Wegen der Ungenauigkeiten des Argon-Partialdruckes und des Elektronenstromes für die Ionisierung sind die Signalintensitäten der Abb.6.25 und 6.26 nur grob mit denen der Abb.6.21-24 vergleichbar. Abgesehen von Lage der Signalintensitätsmaxima zeigen die Abb.6.25 und 6.26 qualitativ das gleiche Bild wie die Abb.6.21-24. Bei einer quantitativen Betrachtung der Signalintensitäten ohne Potentialrampen im Vergleich mit denen nach den Potentialrampen fällt auf, daß die Diskrepanz 50 Intensität 40 30 20 10 0 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 4,5 5 Trappingelektrodenpotential φ [V] Abb.6.25: Signalintensität von Ar+; {0/0/-φ/-φ/0/0/0/0/0} (○) und Potentialrampe von {0/0/-φ/-φ/0/0/0/0/0} nach {3/0/0/0/0/0/0/0/3} (◊) 6. Ergebnisse 136 50 Intensität 40 30 20 10 0 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 4,5 5 Trappingelektrodenpotential φ [V] Abb.6.26: Signalintensität von Ar+; {0/0/0/0/0/-φ/-φ/0/0} (○) und Potentialrampe von {0/0/0/0/0/-φ/-φ/0/0} nach {3/0/0/0/0/0/0/0/3} (◊) zwischen maximaler Signalintensität ohne Potentialrampe und maximaler Signalintensität nach einer Potentialrampe kleiner ist, wenn zwei Trappingringe statt nur eines Trappingringes zur Erzeugung eines Potentialtopfes dienen. Dies ist zurückzuführen auf die bessere Detektionsempfindlichkeit, wenn den Trappingringen, welche den Potentialtopf erzeugen, zwei Elektrodenringe zur Detektion benachbart sind. 6. Ergebnisse 137 6.1.2 Betriebsmodus als Multisektionszelle: Speichereffektivität und Detektionsempfindlichkeit von Plusminuspotentialen Mit der Multisektionszelle lassen sich auf verschiedene Arten Plusminuspotentiale erzeugen, wobei mindestens zwei Trappingringe benötigt werden. Letztere werden dazu auf Potentiale gleichen Betrages, aber unterschiedlichen Vorzeichens gelegt. Die Plusminuspotentiale lassen sich nach verschiedenen Kriterien unterscheiden: • Man kann Plusminuspotentiale nur durch die Trappingringe (E3, E4, E6, E7) erzeugen, wobei die Trappingplatten (E1, E9) auf das Potential Null gelegt werden, • oder man kann die Trappingplatten auf von Null verschiedene Potentiale legen. • Man kann nur die beiden Trappingringe (E4, E6), die dem zentralen Elektrodenring (E5) für Anregung und Detektion benachbart sind, nutzen, • oder nur die beiden Trappingringe (E3, E7), die je einem der marginalen Elektrodenringe (E2, E8) für Anregung und Detektion benachbart sind. • Man kann die benachbarten Trappingringe (E3, E4 und E6, E7) zusammenschalten und zwei große Sektionen in der Zelle erzeugen. • Man kann die nicht benachbarten Trappingringe (E3, E6 und E4, E7) zusammenschalten und damit vier Sektionen in der Zelle erzeugen. All diesen Plusminuspotentialen ist gemeinsam, daß die Geometrie des Trappingpotentials in den beiden Halbräumen der Zelle, von E1 bis zur xyEbene bei z = 0 und von dort bis E9, so ist, daß in dem einen Halbraum die eine, und in dem anderen Halbraum die andere Ionenpolarität gespeichert wird, und daß aus Sicht der jeweiligen Ionenpolarität die Geometrie des Trappingpotentials in den beiden Halbräumen gleich ist. 6. Ergebnisse 138 Daneben lassen sich auch Plusminuspotentiale erzeugen, bei denen diese beschriebene Gleichheit der Potentialgeometrie in den beiden Halbräumen nicht gegeben ist, entweder aufgrund der Elektrodenpotentiale, oder durch entsprechende Kombination von zur Speicherung verwendeten Trappingelektroden, oder beides. Die Bedeutung letzterer Plusminuspotentiale liegt in den Löschpulsen in der Ion/Ionreaktionssequenz; sie werden im folgenden für die Charakterisierung der Zelle nicht weiter untersucht. Plusminuspotentiale haben den Vorteil, daß die Potentialtöpfe nicht durch Elektroden voneinander räumlich getrennt sind; die Potentialbarriere zwischen einem Potentialtopf für positive Ionen und einem Potentialtopf für negative Ionen ist Teil beider Potentialtöpfe. Werden auch die Trappingplatten (E1, E9) mit geeigneten Potentialen zur Erzeugung eines Plusminuspotentials herangezogen, kann die Potentialtiefe auf einfache Weise vergrößert werden (vgl. Abb.4.38 und 4.39). Im Vergleich mit der Potentialtiefe im Betriebsmodus als Einsektionszelle, wo die Potentialtiefe durch die Potentiale der Trappingplatten erzeugt wird, wird durch die Potentiale der Trappingringe nur geringe Potentialtiefe erzeugt. Wenn die Multisektionszelle als Zweisektionszelle betrieben wird, ohne daß die benachbarten Trappingringe (E3, E4 und E6, E7) zusammengeschaltet werden, sind die entstehenden Potentialtöpfe relativ wenig tief. In diesem Fall empfiehlt sich die Nutzung der Trappingplatten (E1, E9) zur Erzeugung tieferer Potentialtöpfe. Die Abb.6.27 und 6.29 zeigen die Signalintensität von Ar+ in Abhängigkeit vom Trappingelektrodenpotential φ und der dadurch erzeugten Potentialtiefe in den Plusminuspotentialen {2/0/0/-φ/0/φ/0/0/-2} und {2/0/-φ/0/0/0/φ/0/-2} ohne Potentialrampe und die Signalintensität nach einer Potentialrampe im End-Trappingpotential {2/0/0/0/0/0/0/0/2} bzw. VT′ = 2 V in Abhängigkeit von der Potentialtiefe des Start-Trappingpotentials. Die Abb.6.28 und 6.30 zeigen je zwei ausgewählte Plusminuspotentiale mit tiefen und wenig tiefen Potentialtöpfen zu den Abb.6.27 und 6.29. 6. Ergebnisse 139 60 50 Intensität 40 30 20 10 0 0 1 2 3 4 5 Trap p ing e lektro de np oten tial φ [V ] Abb.6.27: Signalintensität von Ar+; {2/0/0/-φ/0/φ/0/0/-2} (○) und Potentialrampe von {2/0/0/-φ/0/φ/0/0/-2} nach {2/0/0/0/0/0/0/0/2} (◊) 2 ,5 2 ,0 1 ,5 Potential [V] 1 ,0 0 ,5 0 ,0 -0 ,5 -1 ,0 -1 ,5 -2 ,0 -2 ,5 -3 0 -2 0 -1 0 0 z 10 2 0 [m m ] Abb.6.28: {2/0/0/-1,5/0/1,5/0/0/-2} () und {2/0/0/-4/0/4/0/0/-2} (---) 30 6. Ergebnisse 140 60 50 Intensität 40 30 20 10 0 0 1 2 3 4 5 Trap p ing e lektro de np oten tial φ [V ] Abb.6.29: Signalintensität von Ar+; {2/0/-φ/0/0/0/φ/0/-2} (○) und Potentialrampe von {2/0/-φ/0/0/0/φ/0/-2} nach {2/0/0/0/0/0/0/0/2} (◊) 2,5 2,0 1,5 Potential [V] 1,0 0,5 0,0 -0,5 -1,0 -1,5 -2,0 -2,5 -30 -20 -10 0 10 20 z [m m ] Abb.6.30: {2/0/-1,5/0/0/0/1,5/0/-2} () und {2/0/-4/0/0/0/4/0/-2} (---) 30 6. Ergebnisse 141 Die Reaktionsbedingungen sind die gleichen wie in Kap.6.1.1.3.2. Die Potentialrampen bestanden aus drei direkt aufeinanderfolgenden Schritten: Anhebung des Potentials der Trappingplatte E9 auf 2 V (Dauer 50 ms) gefolgt von Absenkung des Potentials des Trappingringes E6 auf 0 V (Dauer 25 ms) gefolgt von Anhebung des Potentials des Trappingringes E4 auf 0 V (Dauer 25 ms). Die Potentialrampen waren 30 ms vor Ende der Reaktionszeit von 0,2 s beendet. Die beiden Plusminuspotentiale {2/0/0/-φ/0/φ/0/0/-2} (s. Abb.6.27) und {2/0/-φ/0/0/0/φ/0/-2} (s. Abb.6.29) haben die erwartete, von Einfachmuldenpotentialen bekannte Eigenschaft, daß die Signalintensität zunächst mit der Potentialtiefe wächst, dann aber wieder zurückgeht, weil sich hohe Trappingspannungen negativ auf die Stabilität der Ionentrajektorien auswirken und zu Ionenverlust führen. Der Rückgang der Signalintensität ist die Folge abnehmender Speichereffektivität. Die Unterteilung der Detektionselektroden in der Multisektionszelle ist dafür verantwortlich, daß die räumliche Ausdehnung der Potentialtöpfe ebenfalls die detektierte Signalintensität beeinflußt. Dies macht sich besonders bei Plusminuspotentialen bemerkbar, weil die Ionen nur an den Umkehrpunkten der Trappingschwingung in die Nähe der Detektionselektroden kommen, während die Ionen in den Einfachmuldenpotentialen VT = φ bzw. VT = -φ auch zwischen den Umkehrpunkten in die Nähe von Detektionselektroden kommen, wenn sie sich im Bereich des Potentialextremums bei z = 0 befinden. Tiefe Potentialtöpfe in den Plusminuspotentialen können deshalb einen Rückgang der Signalintensität wegen abnehmender Detektionsempfindlichkeit verursachen. In Abb.6.27 sieht man, daß die Signalintensität bis φ = 1,5 V zunimmt und bei φ > 1,5 V wieder zurückgeht. Führt man eine Potentialrampe nach VT′ = 2 V durch, so läßt sich dadurch ein großer Gewinn an Signalintensität erzielen. Die maximale Signalintensität nach der Potentialrampe tritt beim Start-Trappingpotential {2/0/0/-3/0/3/0/0/-2} auf. Der Abfall der Signal- 6. Ergebnisse 142 intensität ohne Potentialrampe bei 1,5 V < φ < 3 V beruht auf abnehmender Detektionsempfindlichkeit. Erst bei φ > 3 V macht sich Ionenverlust wegen hoher Trappingspannungen und die damit abnehmende Speichereffektivität bemerkbar. Das Trappingpotential {2/0/-φ/0/0/0/φ/0/-2} zeigt, verglichen mit dem Trappingpotential {2/0/0/-φ/0/φ/0/0/-2} bei kleinen Trappingelektrodenpotentialen φ relativ große Signalintensitäten. Der Maximalwert tritt ebenfalls bei φ = 1,5 V auf. Bis dahin ist die Detektionsempfindlichkeit ähnlich groß wie im Einfachmuldenpotential VT′ = 2 V, da durch die Potentialrampe die Signalintensität kaum verändert wird. Die maximale Signalintensität ohne Potentialrampe ist im Trappingpotential {2/0/-1,5/0/0/0/1,5/0/-2} etwa doppelt so groß wie im Trappingpotential {2/0/0/-1,5/0/1,5/0/0/-2}. Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens ist im Trappingpotential {2/0/-φ/0/0/0/φ/0/-2} der Potentialverlauf in der Nähe des Zentrums der Zelle flacher als im Trappingpotential {2/0/0/-φ/0/φ/0/0/-2}, wie man anhand der Abb.6.28 und 6.30 sieht. Die Ionen schwingen deshalb im Trappingpotential {2/0/-φ/0/0/0/φ/0/-2} weiter in den Bereich des zentralen Elektrodenrings für die Detektion hinein als im Trappingpotential {2/0/0/-φ/0/φ/0/0/-2}, was bei gleicher Potentialtiefe zu mehr Signalintensität aufgrund der besseren Detektionsempfindlichkeit führt. Zweitens besitzt das Trappingpotential {2/0/-φ/0/0/0/φ/0/-2} bei gleicher Potentialtiefe ein größeres Speichervolumen als das Trappingpotential {2/0/0/-φ/0/φ/0/0/-2}, was die Speicherung größerer Ionenpopulationen ermöglicht. In Abb.6.30 erkennt man, daß die bessere Detektionsempfindlichkeit des Trappingpotentials {2/0/-φ/0/0/0/φ/0/-2} gegenüber dem Trappingpotential {2/0/0/-φ/0/φ/0/0/-2} stark vom Trappingelektrodenpotential φ abhängt. Bei tiefen Potentialtöpfen schwingen Ionen, die nur kleine Trappingamplituden besitzen, im Trappingpotential {2/0/-φ/0/0/0/φ/0/-2} we- 6. Ergebnisse 143 niger weit in den Bereich der zentralen Ringelektrode hinein als im Trappingpotential {2/0/0/-φ/0/φ/0/0/-2}. Demzufolge ist die gemessene maximale Signalintensität (ohne Potentialrampe jeweils bei φ = 1,5 V) im Trappingpotential {2/0/-φ/0/0/0/φ/0/-2} zwar viel größer als im Trappingpotential {2/0/0/-φ/0/φ/0/0/-2}, bei großen Werten von φ sind dann aber die auftretenden Signalintensitäten in beiden Trappingpotentialen ähnlich groß. 6. Ergebnisse 144 6.2 Ion/Elektronreaktionen Für die Erzeugung mehrfach positiv geladener Ionen mit Elektronenstoßionisation sind die Edelgase gut geeignet. Für die Experimente wurde Xenon gewählt, da es von allen Edelgasen die kleinsten Ionisierungsenergien [49] und die größten partiellen Ionisierungsquerschnitte [34] für die Erzeugung von mehrfach positiv geladenen Ionen besitzt. Die Bildung der Xenonionen erfolgt nach der Gleichung Xe + e- → Xen+ + (n+1) e- (6.4) Die mehrfach geladenen Xenonionen (n>1) wandeln sich durch Stöße mit Xenonatomen in einfach geladene Xenonionen um: Xe2+ + Xe → 2 Xe+ Xe3+ + Xe → Xe2+ + Xe+ Xe4+ + Xe → 2 Xe2+ Xe4+ + Xe → Xe3+ + Xe+ (6.5) (6.6) (6.7) (6.8) Alle Reaktionen sind exotherm. Ein vierfach geladenes Xenonion kann sich entweder durch einfache Ladungsübertragung mit einem Xenonatom in ein dreifach und in ein einfach geladenes Xenonion umwandeln, oder durch doppelte Ladungsübertragung in zwei zweifach geladene Xenonionen. Die bei exothermen Reaktionen freiwerdende Energie kann sich prinzipiell auf die Freiheitsgrade Translation, Rotation, Vibration und auf elektronische Anregung verteilen. Dies gilt allgemein für Ion/Ionreaktionen wie auch für Ion/Molekülreaktionen. Sind die beteiligten Teilchen wie im Falle der obigen Reaktionen Gl.6.5-8 alle monoatomar, so kommen nur Trans- 6. Ergebnisse 145 lation und elektronische Anregung in Frage. Elektronisch angeregte Zustände relaxieren durch Emission von Strahlung. Abb.6.31 zeigt ein Massenspektrum von Xenon, das in einem Einfachmuldenpotential (VT = 1,5 V) ohne Reaktionszeit zwischen Ionisierung und Anregung für die anschließende Detektion aufgezeichnet wurde. Für eine möglicht große Ausbeute an mehrfach geladenen Xenonionen wurden ein möglicht niedriger Basisdruck (p0 = 1,0 ⋅ 10-10 mbar) und Xenonpartialdruck (p = 1,5 ⋅ 10-10 mbar) und eine möglichst große Ionisierungsenergie (95,5 eV) verwendet. Unter diesen Bedingungen ließen sich neben den einfach geladenen Xenonionen auch zweifach, dreifach und vierfach geladene Xenonionen (Ausschnitt vergrößert) erzeugen. Tab.6.1 zeigt die experimentellen Isotopenmuster (m/z-Verhältnisse und Signalintensitäten). In Tab.6.2 sind zum Vergleich die theoretischen Werte [49] aufgelistet. Man erhält etwa zu gleichen Teilen einfach und mehrfach 20 18 16 14 12 Intensität 32 32,5 33 33,5 34 10 8 6 4 2 0 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100 105 110 115 120 m/z Abb.6.31: Massenspektrum von Xenon; Xe+n (n = 1-4) 125 130 135 140 145 6. Ergebnisse 146 Tab.6.1: Experimentelle relative Intensitäten und m/z-Verhältnisse Isotop rel. Int. [%] m/z (Xe+) rel. Int. [%] m/z (Xe2+) 128 Xe 6,1 127,94224 6,7 63,95636 129 Xe 77,0 128,95904 81,3 64,45894 130 Xe 17,8 129,96375 17,0 64,96195 131 Xe 68,1 130,96352 76,0 65,46349 132 Xe 100,0 131,94459 100,0 65,96288 134 Xe 30,4 133,94644 47,5 66,96288 136 Xe 25,9 135,94857 36,9 67,96171 m/z (Xe3+) rel. Int. [%] m/z (Xe4+) 65,8 32,22546 Isotop rel. Int. [%] 128 Xe 6,1 42,63762 129 Xe 73,5 42,96884 130 Xe 12,5 43,30380 131 Xe 55,6 43,63787 66,5 32,72736 132 Xe 100,0 43,96926 100,0 32,97719 134 Xe 33,1 44,63835 43,8 33,47563 136 Xe 33,8 45,30585 22,9 33,97695 Tab.6.2: Theoretische relative Intensitäten und m/z-Verhältnisse Isotop rel. Int. [%] m/z (Xe+) m/z (Xe2+) m/z (Xe3+) m/z (Xe4+) 124 Xe 0,33 123,905345 61,952398 41,301416 30,975925 126 Xe 0,33 125,903702 62,951577 41,967535 31,475514 128 Xe 7,14 127,902982 63,951217 42,633962 31,975334 129 Xe 98,33 128,904231 64,451841 42,967711 32,225646 130 Xe 15,17 129,902960 64,951206 43,300621 32,475329 131 Xe 78,77 130,904523 65,451987 43,634475 32,725719 132 Xe 100,00 131,903595 65,951523 43,967499 32,975487 134 Xe 38,82 133,904846 66,952149 44,634583 33,475800 136 Xe 32,99 135,906665 67,953058 45,301856 33,976255 6. Ergebnisse 147 geladene Ionen: Das Verhältnis der Signalintensitäten Xe+:Xe2+:Xe3+:Xe4+ beträgt 100:59:37:8. Die Massengenauigkeit hängt von der Kalibration des Spektrometers, der digitalen Auflösung, der Position der ICR-Zelle im Magneten und der Trappingspannung VT ab, was zu Abweichungen von den theoretischen Werten führt. Da die Zuordnung der Signale eindeutig möglich ist, sind die Massenabweichungen praktisch nicht von Bedeutung. Für quantitative Aussagen über Ion/Elektronreaktionen mit Xenonionen sind die Signalintensitäten von Interesse. Es treten ICR-typische Abweichungen der relativen Intensitäten der Xenonisotope von den theoretischen Werten auf. Diese sind bei quantitativen Aussagen vernachlässigbar, wenn die Signalintensitäten der verschieden geladenen Xenonionen über die Signalintensitäten der Isotope summiert werden. Ionen von 124 Xe und 126 Xe treten im Spektrum wegen der geringen natürlichen Häufigkeit dieser Isotope und des begrenzten dynamischen Bereiches des Spektrometers nicht auf. Erhöhung des Xenon-Partialdruckes um eine Zehnerpotenz führt dazu, daß wegen der zunehmenden Stoßzahl zwischen Xenonionen und Neutralgasteilchen bereits während eines Ionisierungspulses von nur 0,1 s Dauer vierfach und dreifach geladene Xenonionen durch Stöße ihren Ladungszustand so weit verringern, daß nur zweifach und einfach geladene Xenonionen detektiert werden können. Es wurden Experimente mit der Reaktionssequenz mit Xenon in einem Partialdruckbereich von 2,5 ⋅ 10-10 mbar bis 1,4 ⋅ 10-9 mbar bei einem Basisdruck p0 = 1,0 ⋅ 10-10 mbar durchgeführt. Dabei wurde die Rekombination von Xenonionen (Xe2+ und Xe+) mit gespeicherten Elektronen, die aus dem Elektronenstrahl zur Ionisierung stammen, untersucht: Xe2+ + e- → Xe+ Xe+ + e- → Xe (6.9) (6.10). 6. Ergebnisse 148 Abb.6.32 zeigt die Abhängigkeit der Signalintensität von Xe2+ vom XenonPartialdruck mit und ohne Löschen der Elektronen vor der Ion/Ionreaktionssequenz. 70 60 Intensität 50 40 30 20 10 0 0 2 4 6 8 10 12 14 16 p [1 0 -10 m bar] Abb.6.32: Signalintensität von Xe2+ mit (○) und ohne (◊) Löschen von Elektronen in Abhängigkeit vom Xe-Partialdruck Werden die Elektronen vor der Reaktionssequenz gelöscht, so nimmt die Signalintensität von Xe2+ zunächst mit dem Xenon-Partialdruck zu. Bei hohem Druck wird die Ausbeute an Xe2+-Ionen durch Verluste durch Stöße mit Xenonatomen stark vermindert, so daß sich ein annähernd konstantes Niveau an Signalintensität einstellt. Werden die Elektronen nicht gelöscht, so geht die Signalintensität von Xe2+ wegen der Rekombination mit Elektronen zurück. Für die Abnahme der Signalintensität von Xe2+ stehen also zwei Reaktionskanäle zur Verfügung. Bei niedrigem Druck treten wenig Stöße mit Neutralgasteilchen auf; die Signalintensität von Xe2+ läßt sich durch Reaktion mit Elektronen stark verringern. Bei hohem Druck läßt sich durch die Ion/Ionreaktionssequenz 6. Ergebnisse 149 kein Effekt mehr registrieren, weil die Stöße von Xe2+-Ionen mit Xenonatomen viel wahrscheinlicher sind als Stöße mit Elektronen. Dies liegt zum einen an der zunehmenden Teilchendichte von Xenonatomen, zum anderen an der abnehmenden Zahl der Elektronen. Mit zunehmendem XenonPartialdruck nimmt auch die Zahl der Xe+-Ionen zu. Für diese steht kein Reaktionskanal durch Stöße mit Neutralgasteilchen zur Verfügung (eine Reaktion Xe+ + Xe → Xe + Xe+ führt in der Bilanz zu keiner Änderung der Zahl der Xe+-Ionen), sondern allein der Reaktionskanal der Rekombination mit Elektronen. Mit zunehmendem Xenon-Partialdruck werden, wegen der zunehmenden Zahl von Xe+-Ionen, Stöße der Elektronen mit Xe+-Ionen wahrscheinlicher als Stöße mit Xe2+-Ionen. Die Abb.6.33 verdeutlicht diesen Zusammenhang. Gezeigt ist die Signalintensität von Xe+ in Abhängigkeit vom Xenon-Partialdruck, mit und ohne Löschen der Elektronen vor der Reaktionssequenz. Die Zahl der Xe+-Ionen wächst bei Löschen von Elektronen linear mit dem Xenon-Partialdruck. Etwa die Häfte der Xe+-Ionen läßt sich, wenn die Elektronen nicht gelöscht werden, durch Rekombination verbrauchen. Die Reaktion von Xe2+-Ionen mit Elektronen gerät dadurch ins Hintertreffen gegenüber der Reaktion mit neutralen Xenonatomen. Die Zunahme an Xe+-Ionen, die aus der Reaktion von Xe2+-Ionen mit Elektronen oder Xenon stammen, spielt bei hohem Druck nur eine untergeordnete Rolle. Wie ein Vergleich von Abb.6.33 mit Abb.6.34, in der die Gesamtintensität von Xe2+ und Xe+ in Abhängigkeit vom Xenon-Partialdruck mit und ohne Löschen der Elektronen vor der Reaktionssequenz dargestellt ist, zeigt, wird das Reaktionsgeschehen bei hohem Druck in quantitativer Hinsicht praktisch nur durch die Reaktionen von Xe+-Ionen bestimmt. Einen interessanten Einblick in das Reaktionsgeschehen bei niedrigem Druck erhält man, wenn man das Intensitätsverhältnis Xe+:Xe2+ mit und ohne Rekombinationsreaktionen über den beobachteten Druckbereich bildet (s. Abb.6.35). 6. Ergebnisse 150 140 0 120 0 Intensität 100 0 80 0 60 0 40 0 20 0 0 0 2 4 6 8 p [1 0 -1 0 10 12 14 16 m b ar] Abb.6.33: Signalintensität von Xe+ mit (○) und ohne (◊) Löschen von Elektronen in Abhängigkeit vom Xe-Partialdruck 140 0 120 0 Intensität 100 0 80 0 60 0 40 0 20 0 0 0 2 4 6 8 10 12 14 p [1 0 -1 0 m b ar] Abb.6.34: Gesamtintensität von Xe2+ und Xe+ mit (○) und ohne (◊) Löschen von Elektronen in Abhängigkeit vom Xe-Partialdruck 16 6. Ergebnisse 151 25 Xe+:Xe2+ 20 15 10 5 0 0 2 4 6 8 -10 p [10 10 12 14 16 mbar] Abb.6.35: Intensitätsverhältnis Xe+:Xe2+ mit (○) und ohne (◊) Löschen von Elektronen in Abhängigkeit vom Xe-Partialdruck Werden die Elektronen gelöscht, nimmt das Verhältnis Xe+:Xe2+ mit dem Druck zu, wegen der zunehmenden Umwandlung von Xe2+ zu Xe+ durch Stöße mit neutralen Xenonatomen (Gl.6.5). Werden die Elektronen nicht gelöscht, so daß es zu Rekombinationsreaktionen kommt, bleibt das Verhältnis Xe+:Xe2+ annähernd konstant. Bei niedrigem Druck erhöht, im Vergleich zum Fall des Löschens der Elektronen, die Rekombination von Xe2+-Ionen mit Elektronen (Gl.6.9) das Verhältnis Xe+:Xe2+, weil die Konzentration von Xe2+ abnimmt und die von Xe+ zunimmt. Die Abnahme des Verhältnisses Xe+:Xe2+ aufgrund der Rekombination von Xe+-Ionen mit Elektronen (Gl.6.10) fällt nicht ins Gewicht. Das liegt daran, daß zum einen die Rekombination von Xe2+ schneller verläuft als die Rekombination von Xe+, weil Xe2+ einen größeren Elektroneneinfangquerschnitt als Xe+ besitzt und die Reaktionsgeschwindigkeit für Xe2+ um so mehr begünstigt wird, je größer die Xe2+-Konzentration gegenüber der Xe+-Konzentration (im Fall des Löschens der Elektronen) 6. Ergebnisse 152 ist, d.h. je kleiner das Verhältnis Xe2+:Xe+ ist. Zum anderen begünstigt die Stöchiometrie beider Rekombinationsreaktionen die Zunahme des Verhältnisses Xe2+:Xe+, da bei der Rekombination von Xe+ ein Xe+-Ion verloren geht, bei der Rekombination von Xe2+ dagegen zwei Xe+-Ionen gebildet werden. Bei hohem Druck gibt es, wenn die Elektronen gelöscht werden, einen großen Überschuß an Xe+-Ionen. Dies führt dazu, daß, wenn die Elektronen nicht gelöscht werden, die Rekombination von Xe+ schneller verläuft als die Rekombination von Xe2+, wegen der hohen Konzentration an Xe+Ionen. Der größere Elektroneneinfangquerschnitt von Xe2+ fällt dabei nicht ins Gewicht. Veränderungen der Dauer der Pulssequenz, insbesondere die Veränderung der Dauer des Pulses, der positive und negative Ionen zur Reaktion zusammenbringt, bringen keine Veränderungen in den beobachteten Signalintensitäten. Während Ion/Molekülreaktionen Geschwindigkeitskonstanten im Bereich 10-11 bis 10-9 cm3s-1 besitzen [7], verlaufen Rekombinationen mit Elektronen deutlich schneller. Mit Afterglow-Experimenten läßt sich die Abnahme von Elektronendichte (ne) durch Rekombination mit positiven Ionen (Ionendichte na) bestimmen, -dne/dt = αnena [50]. Dabei treten Rekombinationskoeffizienten α im Bereich 10-8 bis 10-6 cm3s-1 auf. Mit einem Gemisch aus Schwefelhexafluorid (SF6) und Hexafluorbenzol (C6F6) wurde die Reaktion von positiven Ionen mit Elektronen näher untersucht. Von Hexafluorbenzol ist die Bildung negativer Ionen (C6F6-) bekannt, aber auch bei separatem Einlaß von C6F6, ohne SF6, bis zu einem Partialdruck von 10-8 mbar und Reaktionszeiten von mehreren Sekunden wurden keine negativen Ionen beobachtet. Schwefelhexafluorid, das eine größere Elektronenaffinität besitzt (1,05 ± 0,10 eV, [47]) als Hexafluorbenzol (0,52 ± 0,10 eV, [47]), bildet auch bei den für Ion/Ionreaktionen notwendigen niedrigen Drücken (p < 10-9 mbar) in guter Ausbeute negative Ionen (SF6-), die Ion/Ionreaktionen eingehen können. 6. Ergebnisse 153 Schwefelhexafluorid bildet an positiven Ionen hauptsächlich SF5+; positive Ionen SFn+ mit n < 5 treten nur mit geringer relativer Intensität auf, SF6+ ist nicht bekannt. Hexafluorbenzol bildet an positiven Ionen hauptsächlich C6F6+ und C5F3+. Daneben treten auch eine Vielzahl von Ionen mit unterschiedlichem Gehalt an C und F auf. In dem untersuchten Gasgemisch, das positive Ionen von Schwefelhexafluorid und Hexafluorbenzol im Verhältnis ca. 1:1,7 ergibt, machen die Ionen SF5+, C5F3+ und C6F6+ einen Anteil von 80% an der Gesamtintensität aller positiven Ionen aus. Mit diesem Gasgemisch wurde die Effizienz des Löschpulses innerhalb der Reaktionssequenz für Ion/Ionreaktionen getestet. Bei einem Basisdruck p0 = 1,0 ⋅ 10-10 mbar und einem Partialdruck p = 2,4 ⋅ 10-10 mbar wurde die Reaktionssequenz ohne Löschen negativer Ionen durchgeführt, und mit Löschen negativer Ionen, wobei das Potential der Trappingplatte E9 während des Löschpulses verschieden stark erhöht und wieder auf den Ausgangswert von -5,5 V abgesenkt wurde. Die Abb.6.36 zeigt die Intensität der Ionen SF5+, C5F3+ und C6F6+ nach der Reaktionssequenz in Abhängigkeit vom Potential, auf das die Trappingplatte E9 während des Löschpulses angehoben wird. Zum Vergleich ist ebenfalls die Intensität dieser Ionen ohne Löschen negativer Ionen eingezeichnet. Mit zunehmendem Potential von E9 während des Löschpulses nimmt die Tiefe des Potentialtopfes für negative Ionen und damit dessen Speicherfähigkeit ab. Demzufolge nimmt die Zahl der restlichen gespeicherten negativen Ionen nach dem Löschpuls ab. Diese verbleibenden negativen Ionen können im weiteren Verlauf der Reaktionssequenz Reaktionen mit den positiven Ionen eingehen, wodurch die Zahl und damit die Signalintensität der positiven Ionen nach der Reaktionssequenz vermindert wird. Mit zunehmendem Potential von E9 wird der Löschpuls für negative Ionen effizienter, was sich in der zunehmenden Signalintensität der positiven Ionen bemerkbar macht. 6. Ergebnisse 154 90 80 70 Intensität 60 50 40 30 20 10 0 5 5,5 6 6,5 7 7,5 8 8,5 9 9,5 10 Trappingelektrodenpotential φ [V] Abb.6.36: Signalintensität von C5F3+ (◊), C6F6+ () und SF5+ (○) in Abhängigkeit vom Potential von E9 zum Löschen negativer Ionen, und ohne Löschen: C5F3+ (♦), C6F6+ (▲) und SF5+ (•) Die Reaktionssequenz wurde bei einem Basisdruck p0 = 2,4 ⋅ 10-10 mbar und einem Partialdruck p = 2,6 ⋅ 10-10 mbar mit Selektion positiver und negativer Ionen jeweils mit und ohne Löschen der jeweils entgegengesetzt geladenen Ionen durchgeführt. Bei Selektion negativer Ionen wurde zudem die Reaktionszeit variiert (s. Abb.6.37). Bei allen Reaktionszeiten wird die Signalintensität von SF6- durch die Reaktionssequenz verringert, wenn die positiven Ionen nicht gelöscht werden. Die Signalintensität nimmt außerdem durch die Anlagerung von gespeicherten und thermalisierten Elektronen aus dem Elektronenstrahl an SF6 mit der Reaktionszeit zu. Es läßt sich aus den Intensitätsverläufen von SF6- leider keine eindeutige Aussage treffen, inwieweit neben der Rekombination zwischen positiven Ionen (AB+) und Elektronen 6. Ergebnisse 155 AB+ + e- → AB (6.11) auch Ladungsaustauschreaktionen mit Beteiligung von SF6--Ionen auftreten: SF6 + e- → SF6- (6.12) AB+ + SF6- → AB + SF6 (6.13). 350 300 Intensität 250 200 150 100 50 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 t [s] Abb.6.37: Signalintensität von SF6- mit (○) und ohne (◊) Löschen positiver Ionen; Gesamtintensität positiver Ionen mit (•) und ohne (♦) Löschen negativer Ionen; Ende der Reaktionssequenz (---) Die Abnahme der SF6--Intensität bei Durchführung der Reaktionssequenz ohne Löschen der positiven Ionen beruht zum einen darauf, daß durch Rekombinationsreaktionen Elektronen verbraucht werden (Gl.6.11). Wegen dieser Konkurrenzreaktion wird ohne Löschen positiver Ionen weniger SF6- gebildet als mit Löschen positiver Ionen. Die Abnahme der SF6-- 6. Ergebnisse 156 Intensität kann daneben auch auf Reaktion der SF6--Ionen mit positiven Ionen beruhen (Gl.6.13). Der Unterschied der Signalintensität von SF6- bei hinreichend langer Reaktionszeit, d.h. wenn alle restlichen Elektronen von SF6 angelagert wurden, gibt an, wie viele negative Ladungen durch Reaktion mit den positiven Ionen verbraucht wurden. Wenn die im Laufe der Reaktionssequenz gebildeten SF6--Ionen ebenfalls mit den positiven Ionen reagieren, führt dies zu der gleichen Differenz der SF6--Intensität nach langer Reaktionszeit wie wenn die SF6--Ionen nicht reagieren. Quantitative Aussagen, d.h. wie viele negative Teilchen reagieren, sind deshalb auch ohne Kenntnis über die Beteiligung von SF6- am Reaktionsgeschehen möglich. Wie ein Vergleich der maximalen Signalintensitäten von SF6- mit und ohne Löschen der positiven Ionen mit den Gesamtintensitäten der positiven Ionen mit und ohne Löschen der negativen Ionen zeigt, nimmt bei Zulassung von Ion/Ionreaktionen bzw. Ion/Elektronreaktionen die Zahl der negativen Ionen stärker ab als die Zahl der positiven Ionen. Dies läßt darauf schließen, daß neben reaktiven Stößen auch unreaktive Stöße zwischen den Teilchen auftreten, bei denen die leichten Elektronen verloren gehen. Es ist bekannt, daß sich in Doppelmuldenpotentialen positive Ionen durch Stöße mit Elektronen kühlen lassen [51]. Dies ist bei Durchführung der Reaktionssequenz auch möglich. Dabei können die im Vergleich zu den positiven Ionen relativ leichten Elektronen verloren gehen, indem sie mit der Zelle kollidieren. Von vier negativen Ionen bzw. Elektronen werden bei den gewählten Reaktionsbedingungen ca. drei von positiven Ionen eingefangen, eines stößt mit einem positiven Ion und geht dabei verloren ohne eingefangen zu werden. Betrachtet man die positiven Ionen im einzelnen, fällt auf, daß die Abnahme der Signalintensitäten von SF5+, C5F3+ und C6F6+ durch die Reaktion mit negativen Ionen bzw. Elektronen unterschiedlich ist: SF5+ (Abnahme um ca. 20-60 % ), C5F3+ (Abnahme um ca. 45-65 %) und C6F6+ (Ab- 6. Ergebnisse 157 nahme um ca. 55-75 %). Dennoch wurde bei den Experimenten stets die Reihenfolge C5F3+ < SF5+ < C6F6+ der Abnahme der Signalintensität eingehalten. Die Reihenfolge geht zwar einher mit den Massen der Ionen, allerdings wird die Abnahme der Intensität nicht durch die Massen der Ionen, sondern durch die Reaktionsquerschnitte und die Reaktivitäten der Ionen bestimmt. Eine Ladungsaustauschreaktion A+ + B- → A + B verläuft nach einem Geschwindigkeitsgesetz zweiter Ordnung [52]: kt = [ B ]t [ A]0 1 ln [ B ]0 − [ A]0 [ B ]0 [ A]t (6.14) mit der Geschwindigkeitskonstante k, der Zeit t, den Anfangskonzentrationen [A]0 und [B]0 und den Konzentrationen [A]t und [B]t zum Zeitpunkt t, sowie der Halbwertszeit t1 2 = 1 k [ B ]0 (6.15). Über die absoluten Konzentrationen der Teilchen läßt sich ohne weiteres keine Aussage treffen. Man kann aber die Signalintensitäten verwenden, die den Konzentrationen proportional sind. Damit hat die Geschwindigkeitskonstante k zwar nicht die bei Reaktionen zweiter Ordnung übliche Einheit cm3s-1 und ist somit nicht mit tabellierten Werten anderer Reaktionen vergleichbar. Es läßt sich aber über die Halbwertszeit eine grobe Abschätzung der Reaktionsgeschwindigkeit machen, um sie mit der ICRZeitskala vergleichen zu können. Betrachtet man als A alle positiven und als B alle negativen Teilchen, so kann man für [A]0 die Gesamtintensität positiver Ionen mit Löschen der negativen Ionen und [A]t Gesamtintensität positiver Ionen ohne Löschen 6. Ergebnisse 158 der negativen Ionen einsetzen; [B]0 ist die maximale SF6--Intensität mit Post-Reaktions-Delay mit Löschen positiver Ionen und [B]t die maximale SF6--Intensität mit Post-Reaktions-Delay ohne Löschen positiver Ionen. Für t wird die Pulsdauer 250 ms eingesetzt. Damit erhält man eine Halbwertszeit t1/2 ≈ 0,3 s. Church und Smith [53] haben mit Flowing Afterglow die Rekombination zwischen SF5+ und SF6- bei 300 K untersucht und den Rekombinationskoeffizienten dieser Reaktion bestimmt: α = (3,9 ± 0,5) ⋅ 10-8 cm3s-1. Mit der experimentellen Halbwertszeit und dem Rekombinationskoeffizienten lassen sich Rückschlüsse auf die Teilchendichten von SF5+ und SF6- vor dem Reaktionspuls ziehen. Diese müßten in der Größenordnung 108 cm-3 liegen, was aber unrealistisch groß erscheint. Realistisch sind Teilchendichten von Ionen und Elektronen in der Größenordnung 107 cm-3. Geht man davon aus, daß die Rekombinationskoeffizienten der Reaktionen von SF6- und den Ionen des Hexafluorbenzols (C5F3+ und C6F6+) von der Größenordnung her nicht größer sind als der Rekombinationskoeffizient von SF6- und SF5+, kann man daraus schließen, daß das Reaktionsgeschehen in Abb.6.37 nicht oder nur in untergeordneter Weise durch Ion/ Ionreaktionen mit Beteiligung von SF6- bestimmt wird, sondern durch schneller verlaufende Ion/Elektronreaktionen. Die beobachteten Ion/Elektronreaktionen müssen demzufolge Rekombinationskoeffizienten in der Größenordnung 10-7 cm3s-1 besitzen. Dieses Ergebnis ist realistisch; Rekombinationskoeffizienten von Ion/Elektronrekombinationen sind häufig von der Größenordnung 10-7 cm3s-1 (O2+, N2+ [50, 54]; Ne2+ [55], oder sogar 10-6 cm3s-1 (H3O+ ⋅ (H2O)n, n = 0-6 [56]). Eine genauere Bestimmung der Rekombinationskoeffizienten ist nicht möglich, da die Pulsdauer des Reaktionspulses nur einen ungefähren Wert für die Reaktionszeit darstellt. Während des Pulses wird das Trappingpotential kontinuierlich geändert und so den Ionen und Elektronen nach und nach, entsprechend ihrer Energie, die Rekombination ermöglicht. 6. Ergebnisse 159 Vergleichsmessungen zeigen, daß sich auch bei Verlängerung des Reaktionspulses um bis zu 1 s im Rahmen der Unsicherheiten der Messungen die Signalintensitäten nicht ändern. Um die Kinetik der Ion/Ionreaktionen mit der ICR-Methode verfolgen und so die Halbwertszeit realistisch abschätzen zu können, muß die Pulsdauer zumindest ähnlich groß, oder besser kleiner als die tatsächliche Halbwertszeit sein können. Die Pulsdauer kann aber nicht beliebig kurz gewählt werden. Die Grenze des technisch machbaren ist durch die verwendeten DACs gegeben, mit denen die Trappingpotentiale nicht schneller als im ms-Bereich umgeschaltet werden können. Daneben muß darauf geachtet werden, daß die Potentialänderungen adiabatisch erfolgen, da sonst die Trajektorien der Ionen gestört werden können, was zum Verlust der Ionen führt. Bei der Trappingschwingung konnte in Kap.4.7 gezeigt werden, daß die Pulse wenige ms dauern müssen, damit sie adiabatisch sind. Kritisch für die Stabilität der Ionentrajektorien ist aber vielmehr die Magnetronbewegung. Die Magnetronbewegung ist gegenüber der Trappingbewegung relativ langsam. Die Trappingfrequenzen liegen im Bereich weniger kHz in der Mulisektionszelle, die Magnetronfrequenz ist um zwei Größenordnungen kleiner. Damit die Potentialänderungen aus Sicht der Magnetronbewegung so langsam sind, daß keine Störungen der Magnetronbewegung auftreten, müssen die Pulsdauern deshalb im Bereich weniger hundert ms liegen. Vergleichsmessungen mit auf bis zu 140 ms verkürzten Pulsen zeigen, bei gleichbleibenden relativen Signalintensitäten der positiven und negativen Ionen, einen allgemeinen Rückgang der Signalintensitäten um bis zu 30%. 7. Zusammenfassung 160 7. Zusammenfassung Im Rahmen dieser Dissertation wurden SIMION-Simulationen mit geschlossenen zylindrischen Zellen verschiedener Längen, Aspect-Verhältnisse und Elektrodenkonfigurationen durchgeführt zur Optimierung eines Trappingpotentials mit vier Potentialextremwerten. Für solch ein Trappingpotential muß der Zylindermantel, der bei herkömmlichen geschlossenen zylindrischen Zellen als einzelner Anregungs-/Detektionsring verwendet wird, unterteilt werden: In dem Zylindermantel müssen mehrere Trappingringe untergebracht werden. Bei den Ringelektroden mußte ein Kompromiß gefunden werden zwischen maximaler Fläche der Anregungs-/Detektionselektroden für maximales Signal/Rausch-Verhältnis und maximaler Fläche der Trappingelektroden für maximale räumliche Ausdehnung der einzelnen Speicherbereiche in den Plusminuspotentialen mit vier Potentialextremwerten. Die optimierte Zelle zeichnet sich durch ein großes Aspect-Verhältnis von 3 aus. Deshalb wurden SIMION-Simulationen im Vergleich mit einer Standardzelle mit dem Aspect-Verhältnis 1 für den Normalbetrieb als Einsektionszelle durchgeführt. Außerdem wurden Potential- und Feldberechnungen durch Reihenentwicklung durchgeführt. Dabei hat sich gezeigt, daß das Trappingpotential in der Multisektionszelle, im Unterschied zu einer Standardzelle, stark vom ideal quadrupolaren Potential abweicht und durch Reihenentwicklung nur mit viel Rechenaufwand, d.h. durch Einbeziehung vieler Glieder höherer Ordnung, genähert werden kann. Die SIMION-Simulationen haben ergeben, daß in der Multisektionszelle das Potential und die auftretenden axialen und radialen Felder in der Nähe des Zentrums sehr viel geringer sind als im Vergleich mit einer Standardzelle. Deshalb sind Unterschiede zwischen Reihenentwicklung SIMION-Simulation in diesem Bereich der Zelle von geringer Relevanz. und 7. Zusammenfassung 161 Die optimierte Multisektionszelle wurde konstruiert und experimentell auf ihr Speicherverhalten mit verschiedenen Trappingpotentialen untersucht. Im Betriebsmodus als Einsektionszelle mit einem Potentialtopf, der sich über die gesamte Länge der Zelle erstreckt, erwies sich die Unterteilung der Anregungs-/Detektionselektroden in drei Ringe, zwischen denen sich Trappingringe befinden, nicht als nachteilig. Für alle Trappingpotentiale, bei denen die gespeicherten Ionen nur an den Umkehrpunkten ihrer Trappingbewegung in die Nähe der Anregungs-/Detektionselektroden gelangen, wirkt sich die Unterteilung der Anregungs-/ Detektionselektroden nachteilig auf die beobachteten Signalintensitäten aus. Mit SIMION wurde eine Abfolge von verschiedenen Trappingpotentialen simuliert, die es ermöglicht, Ion/Ionreaktionen durchzuführen. Dazu wurden Programme für SIMION geschrieben, mit denen die Flugbewegungen von simultan gespeicherten positiven und negativen Ionen simuliert werden können, während sich die Trappingpotentiale durch Potentialrampen der einzelnen Elektroden verändern. Damit wurde eine Reaktionssequenz optimiert und eine entsprechende Reaktionssequenz für die DACs programmiert, mit denen die Potentiale der Trappingelektroden im Experiment gesteuert werden. Die Reaktionssequenz wurde dazu benutzt, mit der Multisektionszelle Ion/ Elektronreaktionen zu untersuchen. Es konnte gezeigt werden, daß mit der Multisektionszelle und der entwickelten Reaktionssequenz Ion/Elektronreaktionen durchgeführt werden können. Zweifach geladene Xenonionen wurden durch Anlagerung von Elektronen in einfach geladene Xenonionen umgewandelt. Einfach geladene positive Ionen (SF5+, C5F3+ und C6F6+) eines Gasgemisches von Schwefelhexafluorid und Perfluorbenzol wurden durch Rekombination in neutrale Teilchen umgewandelt. Eine Beteiligung von SF6--Ionen an Ladungsaustauschreaktionen mit positiven Ionen ließ sich dabei nicht nachweisen. 7. Zusammenfassung 162 Die Ion/Elektronreaktionen verlaufen zu schnell, als daß die Reaktionskinetik mit der entwickelten Methode der zeitlich veränderlichen Plusminuspotentiale zur Generierung gemeinsamer Speicherbereiche positiver und negativer Ionen verfolgt werden kann. 8. Ausblick 163 8. Ausblick Die entwickelte Reaktionssequenz für Ion/Ionreaktionen konnte im Rahmen dieser Arbeit wegen der Beschränkung auf Elektronenstoßionisierung nur zur Untersuchung von Ion/Elektronreaktionen benutzt werden. Die Fähigkeit der Multisektionszelle, in ihr Ion/Elektronreaktionen zu untersuchen läßt erwarten, daß bei Kopplung der Zelle mit geeigneten Ionenquellen (z.B. Electrospray) einer Untersuchung von Ion/Ionreaktionen nichts im Wege steht. Die ICR-Massenspektrometrie kann so bei der grundlegenden Erforschung von Reaktionen zwischen geladenen Teilchen, als auch in der Bioanalytik, die in bezug auf Ion/Ionreaktionen bisher eine Domäne der Ion Trap-Massenspektrometrie ist, in ihrem Anwendunsspektrum erweitert werden. Überlegenswert für die Kopplung mit externen Ionenquellen ist eine Weiterentwicklung der Zelle zu einer offenen Bauweise, bei der die beiden Trappingplatten (E1 und E9) durch Ringe ersetzt sind. Anhang 164 Anhang A.1 Koeffizienten für die Reihenentwicklung Tab.A.1 Koeffizienten C0 bis C28 für zylindrische Zellen (r0 = 1 cm) Aspect-Verhältnis 3 Aspect-Verhältnis 1 C0 -9,97642494107 x 10-1 -7,21325632778 x 10-1 C2 6,81525849869 x 10-3 7,10090628799 x 10-1 C4 3,28020433674 x 10-3 1,31166849822 x 10-1 C6 6,27981979641 x 10-4 -1,20239153988 x 10-1 C8 6,24880200841 x 10-5 -2,31281386313 x 10-2 C10 3,21801717557 x 10-6 2,37413361338 x 10-2 C12 -4,12510736514 x 10-8 4,66629834292 x 10-3 C14 -3,10775439324 x 10-8 -5,06275863262 x 10-3 C16 -4,29730402116 x 10-9 -1,00779860227 x 10-3 C18 -3,78727800985 x 10-10 1,12193477996 x 10-3 C20 -1,88554557909 x 10-11 2,25068836099 x 10-4 C22 5,73944213890 x 10-13 -2,54520785252 x 10-4 C24 2,60027988699 x 10-13 -5,13263300919 x 10-5 C26 3,45888795213 x 10-14 5,86601426061 x 10-5 C28 2,93073253527 x 10-15 1,18738923711 x 10-5 Anhang 165 A.2 Programme zur zeitlichen Potentialänderung in SIMION Mögliche Potentialrampen: 2 Potential [V] 1 ,5 1 0 ,5 Abb.A1: 0 - 0 ,5 Potentialänderung während t1 bis t2 -1 - 1 ,5 von positivem Potential φ1 nach -2 0 100 200 300 400 Z e it [ µ s ] positivem Potential φ2 > φ1 2 Potential [V] 1,5 1 0,5 Abb.A2: 0 -0,5 Potentialänderung während t1 bis t2 -1 -1,5 von positivem Potential φ1 nach -2 0 100 200 300 400 positivem Potential 0 < φ2 < φ1 Zeit [µs] 2 Potential [V] 1 ,5 1 0 ,5 Abb.A3: 0 - 0 ,5 Potentialänderung während t1 bis t2 -1 - 1 ,5 -2 0 100 200 300 400 von positivem Potential φ1 nach Potential φ2 = 0 Z e it [ µ s ] 2 Potential [V] 1 ,5 1 0 ,5 0 Abb.A4: - 0 ,5 -1 Potentialänderung während t1 bis t2 - 1 ,5 -2 0 100 200 Z e it [ µ s ] 300 400 von positivem Potential φ1 nach negativem Potential -φ1 < φ2 < 0 Anhang 166 2 Potential [V] 1 ,5 1 0 ,5 Abb.A5: 0 - 0 ,5 Potentialänderung während t1 bis t2 -1 - 1 ,5 von positivem Potential φ1 nach -2 0 100 200 300 400 Z e it [ µ s ] negativem Potential φ2 = -φ1 2 Potential [V] 1 ,5 1 0 ,5 Abb.A6: 0 - 0 ,5 Potentialänderung während t1 bis t2 -1 - 1 ,5 von positivem Potential φ1 nach -2 0 100 200 300 400 negativem Potential φ2 < -φ1 Z e it [ µ s ] 2 Potential [V] 1 ,5 1 0 ,5 Abb.A7: 0 - 0 ,5 Potentialänderung während t1 bis t2 -1 - 1 ,5 -2 0 100 200 300 400 von negativem Potential φ1 nach negativem Potential φ2 < φ1 Z e it [ µ s ] 2 Potential [V] 1 ,5 1 0 ,5 Abb.A8: 0 - 0 ,5 Potentialänderung während t1 bis t2 -1 - 1 ,5 von negativem Potential φ1 nach -2 0 100 200 Z e it [ µ s ] 300 400 negativem Potential φ1 < φ2 < 0 Anhang 167 2 Potential [V] 1,5 1 0,5 Abb.A9: 0 -0,5 Potentialänderung während t1 bis t2 -1 -1,5 von negativem Potential φ1 nach -2 0 100 200 300 400 Zeit [µs] Potential φ2 = 0 2 Potential [V] 1 ,5 1 0 ,5 Abb.A10: 0 - 0 ,5 Potentialänderung während t1 bis t2 -1 - 1 ,5 von negativem Potential φ1 nach -2 0 100 200 300 400 positivem Potential 0 < φ2 < -φ1 Z e it [ µ s ] 2 Potential [V] 1 ,5 1 0 ,5 Abb.A11: 0 - 0 ,5 Potentialänderung während t1 bis t2 -1 - 1 ,5 -2 0 100 200 300 400 von negativem Potential φ1 nach positivem Potential φ2 = -φ1 Z e it [ µ s ] 2 Potential [V] 1 ,5 1 Abb.A12: 0 ,5 0 Potentialänderung während t1 bis t2 - 0 ,5 -1 von negativem Potential φ1 nach - 1 ,5 -2 0 100 200 Z e it [ µ s ] 300 400 positivem Potential φ2 > -φ1 Anhang 168 Die Schaltzeiten t1 und t2 können in SIMION als Variablen programmiert werden, entweder static, d.h. sie werden im Programm festgelegt und bleiben unverändert, oder adjustable, d.h. sie können vor jedem Ionenflug vom Anwender geändert werden. Wenn t < t1 ist das Potential φ (t) = φ1, wenn t > t2 ist das Potential φ (t) = φ2. Während der Potentialrampe (t1 ≤ t ≤ t2) läßt sich das Potential für alle oben aufgeführten Potentialrampen ausdrücken als: φ (t ) = φ1 + (φ 2 − φ1 ) t − t1 t 2 − t1 (A.1). Für den Fall φ2 = 0 läßt sich auch φ (t ) = φ1 1 − t − t1 t 2 − t1 (A.2), und für den Fall φ2 = -φ1 auch φ (t ) = φ1 1 − 2 t − t1 t 2 − t1 (A.3) schreiben. Mit diesen Formeln ist die Flugzeit t sowohl als static als auch als adjustable programmierbar. Im Fall static lassen sich die gewünschten Werte von φ1, φ2, t1 und t2 zu einem Faktor zusammenfassen, der dann nicht als Variable, sondern als Zahlwert programmiert wird. Dadurch werden die Programme stark vereinfacht, was sich besonders nach dem Compilieren bemerkbar macht. φ (t ) = φ1 + φ 2 − φ1 t 2 − t1 (t − t1 ) (A.4). Anhang 169 Einige Variablen sind frei definierbar und deren Name frei wählbar, z.B. die Schaltzeiten t1,...,tn, andere sind von SIMION vorgegeben. Die Flugzeit t heißt in SIMION „ion_time_of_flight“ und die Elektrodenpotentiale φ (t) heißen „adj_elect01“, „adj_elect02“ usw. SIMION versteht die Werte der Elektrodenpotentiale in der Einheit Volt und die Flugzeit in der Einheit Microsekunde. Die im Prinzip als dimensionslos definierten Schaltzeiten werden in den programmierten Formeln durch Verknüpfung mit der Flugzeit von SIMION auch als Variablen mit der Einheit Microsekunde verstanden. SIMION verwendet für verschiedene Parameter verschiedene Subroutinen. Die Elektrodenpotentiale werden in der Subroutine „Fast_Adjust“ programmiert. Die Variablen wie z.B. die Schaltzeiten werden außerhalb der Subroutinen programmiert. Ein Beispiel: Beim Start des Ionenfluges soll Elektrode 1 das Potential -5 V besitzen, nach 200 µs soll das Elektrodenpotential innerhalb 400 µs hochgefahren werden auf +5 V und dann konstant bleiben. Die dafür notwendigen Bestandteile eines Programms lauten: static switch_time1 = 200 static switch_time2 = 600 Sub Fast_Adjust if ion_time_of_flight > 1 adj_elect01 = -5 endif if ion_time_of_flight > switch_time1 adj_elect01 = -5 + 0.025 * ( ion_time_of_flight - switch_time1 ) endif if ion_time_of_flight > switch_time2 adj_elect01 = 5 endif endsub Anhang 170 Die Schaltzeiten können auch als adjustable programmiert werden. Der Faktor 0,025 gibt die Steigung der Potentialrampe an, d.h. die Änderung des Potentials mit der Zeit. Wenn die Schaltzeiten verändert werden und dabei die Pulsdauer geändert wird, ist der Faktor nicht mehr brauchbar. Prinzipiell läßt sich auch der Faktor als Variable definieren und kann dann genau so wie die Schaltzeiten vor jedem Start der Ionen angepaßt werden. Handlicher ist es aber, die Formel anzupassen: adjustable switch_time1 = 200 adjustable switch_time2 = 600 Sub Fast_Adjust if ion_time_of_flight > 1 adj_elect01 = -5 endif if ion_time_of_flight > switch_time1 adj_elect01 = -5 * ( 1 - 2 * ( ion_time_of_flight - switch_time1 ) / (switch_time2 switch_time1 ) ) endif if ion_time_of_flight > switch_time2 adj_elect01 = 5 endif endsub Damit können vor jedem Ionenflug φ1, φ2, t1 und t2 angepaßt werden. Es folgt ein (uncompiliertes) Beispielprogramm für die Ion/Ionreaktionssequenz mit Löschen der negativen Ionen und Auswahl der positiven Ionen für die Detektion. Anhang #for reaction sequence: quench negative, select positive #cell-nt2-1 electrodes e1-e10 #e1 ground can #e3,e6,e9 exitation/detection rings (ground potential) #e2,e10 trapping plates #e4,e5,e7,e8 trapping rings #trapping potential (e2/e4/e5/e7/e8/e10) #trapping potential (start) (-5.5/6/6/-6/-6/5.5) #to (8.5/6/6/-6/-6/5.5) at switch_time1 within (time from st1 to st2) #to (-5.5/6/6/-6/-6/5.5) at switch_time3 within (time from st3 to st4) #to (-5.5/-6/6/-6/6/5.5) at switch_time5 within (time from st5 to st6) #to (8.5/-6/6/-6/6/-8.5) at switch_time7 within (time from st7 to st8) #to (8.5/-6/-6/6/6/-8.5) at switch_time9 within (time from st9 to st10) #to (8.5/-6/-6/6/6/8.5) at switch_time11 within (time from st11 to st12) #to (8.5/0/0/0/0/8.5) at switch_time13 within (time from st13 to st14) #to (1.5/0/0/0/0/1.5) at switch_time15 within (time from st15 to st16) adjustable switch_time1 = 1e2 adjustable switch_time2 = 1.1e2 adjustable switch_time3 = 2e2 adjustable switch_time4 = 2.1e2 adjustable switch_time5 = 3e2 adjustable switch_time6 = 3.1e2 adjustable switch_time7 = 4e2 adjustable switch_time8 = 4.1e2 adjustable switch_time9 = 5e2 adjustable switch_time10 = 5.1e2 adjustable switch_time11 = 6e2 adjustable switch_time12 = 6.1e2 adjustable switch_time13 = 7e2 adjustable switch_time14 = 7.1e2 adjustable switch_time15 = 8e2 adjustable switch_time16 = 8.1e2 static factor1 = 1 static factor2 = 1 static factor3 = 1 static factor4 = 1 static factor5 = 1 static factor6 = 1 static factor7 = 1 static factor8 = 1 static factor9 = 1 static factor10 = 1 static factor11 = 1 static factor12 = 1 sub tstep_adjust if ion_time_of_flight < switch_time1 ion_time_step = min(ion_time_step,switch_time1 - ion_time_of_flight) endif if ion_time_of_flight < switch_time2 ion_time_step = min(ion_time_step,switch_time2 - ion_time_of_flight) endif if ion_time_of_flight < switch_time3 171 Anhang ion_time_step = min(ion_time_step,switch_time3 - ion_time_of_flight) endif if ion_time_of_flight < switch_time4 ion_time_step = min(ion_time_step,switch_time4 - ion_time_of_flight) endif if ion_time_of_flight < switch_time5 ion_time_step = min(ion_time_step,switch_time5 - ion_time_of_flight) endif if ion_time_of_flight < switch_time6 ion_time_step = min(ion_time_step,switch_time6 - ion_time_of_flight) endif if ion_time_of_flight < switch_time7 ion_time_step = min(ion_time_step,switch_time7 - ion_time_of_flight) endif if ion_time_of_flight < switch_time8 ion_time_step = min(ion_time_step,switch_time8 - ion_time_of_flight) endif if ion_time_of_flight < switch_time9 ion_time_step = min(ion_time_step,switch_time9 - ion_time_of_flight) endif if ion_time_of_flight < switch_time10 ion_time_step = min(ion_time_step,switch_time10 - ion_time_of_flight) endif if ion_time_of_flight < switch_time11 ion_time_step = min(ion_time_step,switch_time11 - ion_time_of_flight) endif if ion_time_of_flight < switch_time12 ion_time_step = min(ion_time_step,switch_time12 - ion_time_of_flight) endif if ion_time_of_flight < switch_time13 ion_time_step = min(ion_time_step,switch_time13 - ion_time_of_flight) endif if ion_time_of_flight < switch_time14 ion_time_step = min(ion_time_step,switch_time14 - ion_time_of_flight) endif if ion_time_of_flight < switch_time15 ion_time_step = min(ion_time_step,switch_time15 - ion_time_of_flight) endif if ion_time_of_flight < switch_time16 ion_time_step = min(ion_time_step,switch_time16 - ion_time_of_flight) endif endsub Sub Fast_Adjust 172 Anhang if ion_time_of_flight > 2 #install starting trapping potential adj_elect02 = -5.5 adj_elect04 = 6 adj_elect05 = 6 adj_elect07 = -6 adj_elect08 = -6 adj_elect10 = 5.5 endif factor1 = 1 - 2 * ( ( ion_time_of_flight - switch_time1 ) / ( switch_time2 - switch_time1 ) ) factor2 = ( ion_time_of_flight - switch_time1 ) / ( switch_time2 - switch_time1 ) factor3 = 1 - 2 * ( ( ion_time_of_flight - switch_time3 ) / ( switch_time4 - switch_time3 ) ) factor4 = ( ion_time_of_flight - switch_time3 ) / ( switch_time4 - switch_time3 ) factor5 = 1 - 2 * ( ( ion_time_of_flight - switch_time5 ) / ( switch_time6 - switch_time5 ) ) factor6 = 1 - 2 * ( ( ion_time_of_flight - switch_time7 ) / ( switch_time8 - switch_time7 ) ) factor7 = ( ion_time_of_flight - switch_time7 ) / ( switch_time8 - switch_time7 ) factor8 = 1 - 2 * ( ( ion_time_of_flight - switch_time9 ) / ( switch_time10 - switch_time9 ) ) factor9 = 1 - 2 * ( ( ion_time_of_flight - switch_time11 ) / ( switch_time12 - switch_time11 ) ) factor10 = 1 - ( ( ion_time_of_flight - switch_time13 ) / ( switch_time14 - switch_time13 ) ) factor11 = 1 - ( ( ion_time_of_flight - switch_time15 ) / ( switch_time16 - switch_time15 ) ) factor12 = ( ion_time_of_flight - switch_time15 ) / ( switch_time16 - switch_time15 ) if ion_time_of_flight > switch_time1 adj_elect02 = -5.5 * factor1 + 3 * factor2 endif if ion_time_of_flight > switch_time2 adj_elect02 = 8.5 endif if ion_time_of_flight > switch_time3 adj_elect02 = 8.5 * factor3 - 3 * factor4 endif if ion_time_of_flight > switch_time4 adj_elect02 = -5.5 endif if ion_time_of_flight > switch_time5 adj_elect04 = 6 * factor5 adj_elect08 = -6 * factor5 endif if ion_time_of_flight > switch_time6 adj_elect04 = -6 adj_elect08 = 6 endif if ion_time_of_flight > switch_time7 adj_elect02 = -5.5 * factor6 + 3 * factor7 adj_elect10 = 5.5 * factor6 - 3 * factor7 endif if ion_time_of_flight > switch_time8 adj_elect02 = 8.5 adj_elect10 = -8.5 endif 173 Anhang if ion_time_of_flight > switch_time9 adj_elect05 = 6 * factor8 adj_elect07 = -6 * factor8 endif if ion_time_of_flight > switch_time10 adj_elect05 = -6 adj_elect07 = 6 endif if ion_time_of_flight > switch_time11 adj_elect10 = -8.5 * factor9 endif if ion_time_of_flight > switch_time12 adj_elect10 = 8.5 endif if ion_time_of_flight > switch_time13 adj_elect04 = -6 * factor10 adj_elect05 = -6 * factor10 adj_elect07 = 6 * factor10 adj_elect08 = 6 * factor10 endif if ion_time_of_flight > switch_time14 adj_elect04 = 0 adj_elect05 = 0 adj_elect07 = 0 adj_elect08 = 0 endif if ion_time_of_flight > switch_time15 adj_elect02 = 8.5 * factor11 + 7 * factor12 adj_elect10 = 8.5 * factor11 + 7 * factor12 endif if ion_time_of_flight > switch_time16 adj_elect02 = 1.5 adj_elect10 = 1.5 endif endsub sub other_actions update_pe_surface = 1 endsub 174 Anhang 175 A.3 Potentialsteuerung über DACs Beispielprogramm für Ion/Ionreaktionssequenz mit Selektion positiver Ionen vor der Detektion: rem Trappingplatten E1, E9; Trappingringe E3, E4, E6, E7 rem Anregungs-/Detektionsringe E2, E5, E8 über Aspect rem Trappingelektrodenpotentiale über DAC 1 bis 4 rem DAC 1 an E1; DAC 2 an E3 und über Inverter an E7 rem DAC 3 an E4 und über Inverter an E6; DAC 4 an E9 rem invertierte Potentiale über Aspect-Konsole (PV1 und PV2Q) einspeisen rem Quenchpuls über DAC 1 und 4; Aspect: P1=10ms und D1=20ms setzen rem DAC 2 und 3 während P1 und D1 auf 0 Volt setzen rem Setzen einer ttl-Leitung: sttl 1 b1 rem Einstellen von Standardwerten zur Potentialkontrolle: const [1] (1.1) 1 const [2] (1.2) 2 const [3] (1.3) 3 const [4] (1.4) 4 rem Beginn einer Schleife für mehrere Scans: loop rem Warten auf Trigger-Signal vom Aspect: trig rem Quenchpuls: const [1] (5.0) 1 const [2] (0.0) 2 const [3] (0.0) 3 const [4] (-5.0) 4 rem Startpotential für simultane Speicherung: const [25] (5.5) 1 const [26] (-6.0) 2 const [27] (-6.0) 3 const [28] (-5.5) 4 rem Löschpuls für neg. Ionen, durch Entfernen von „rem“ aktivierbar: rem ramp [2100,2350] (-5.5,8,5) 4 rem ramp [2400,2650] (8.5,-5,5) 4 rem Generieren von 4 Sektionen: ramp [2700,2950] (-6.0,6.0) 2 ramp [3000,3250] (5.5,-8.5) 1 ramp [3000,3250] (-5.5,8.5) 4 rem Reaktionspuls: zurück zu 2 Sektionen mit vertauschten Speicherbereichen: ramp [3300,3550] (-6.0,6.0) 3 rem Löschen neg. Ionen: ramp [3600,3850] (-8.5,8,5) 1 Anhang rem Generieren von Einfachmuldenpotential für pos. Ionen: ramp [3900,4150] (6.0,0.0) 2 ramp [3900,4150] (6.0,0.0) 3 rem Verringerung der Trappingelektrodenpotentiale für bessere Detektion: ramp [4200,4450] (8.5,1.5) 1 ramp [4200,4450] (8.5,1.5) 4 rem nächster Scan: zurück zu „trig“, sonst Ende der Schleife: endl 176 Anhang 177 A.4 Literaturverzeichnis [1] K. Tanaka, H. Waki, Y. Ido, S. Akita, Y. Yoshida, T. Yoshida, Rapid Commun. Mass Spectrom., 1988, 2, 151 [2] M. Yamashita, J. B. Fenn, J. Chem. Phys., 1984, 80, 4451 [ 3] K.-P. Wanczek, Int. J. Mass Spectrom. 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