Physik PHB3/4 (Schwingungen, Wellen, Optik) Seite 29_Wellen_Dipol_Wellenleiter_a_BA.doc - 1/16 3.5 Ausbreitung von elektromagnetischen Wellen 3.5.1 Dipolstrahlung Ein elektrischer LC-Schwingkreis kann kontinuierlich in eine lineare Anordnung überführt werden, die man als Hertzschen Dipol bezeichnet. Die Induktivität der Spule geht über in die Induktivität der Leiterschleife (b). Durch Ausbiegen der Schleife wird die Kapazität immer kleiner und geht über in die eines geraden Leiters mit zwei Endplatten (c). Lässt man diese auch noch weg, gelangt man zum einfachen geraden Draht. Der LC-Kreis ist zu einem Dipol verkümmert. C L C+L L und C werden zunehmend kleiner 1 0 wird zunehmend größer LC Schwingkreis Dipol Kapazität und Induktivität räumlich getrennt L und C nicht mehr räumlich getrennt E-Feld und B-Feld räumlich getrennt E-Feld und B-Feld lokalisiert E-Feld und B-Feld nicht räumlich getrennt E-Feld und B-Feld nicht lokalisiert Energie nur im Feldbereich (kaum Streufelder) Felder breiten sich im Raum aus. => keine Abstrahlung, kein Energieverlust geschlossener Schwingkreis => Abstrahlung, Energieverlust offener Schwingkreis Physik PHB3/4 (Schwingungen, Wellen, Optik) Seite 29_Wellen_Dipol_Wellenleiter_a_BA.doc - 2/16 Entstehung und Ausbreitung der Feldlinien beim Dipol (Feldlinienbilder) Für das Modell eines periodisch bewegten Ladungspaares (= Strom) ändern sich die elektrischen und magnetischen Felder. Diese Felder breiten sich mit Lichtgeschwindigkeit im Raum aus und führen zur Abstrahlung von Energie in Form von elektromagnetischen Wellen. E-Feld + t1 T/8 Ladungspaar fließt durch den Dipol und erzeugt ein elektrisches Feld und ein ringförmiges Magnetfeld. t2 = T/4 Dipolenden sind maximal aufgeladen. Die Feldlinien verlaufen im Außenraum von + nach - . kein Strom => keine neuen Magnetfeldringe bei t2 t3 3T/8 Stromfluss in umgekehrter Richtung. E-Feldlinien schnüren sich zusammen. B-Feld + - + Ringförmiges B-Feld entsteht nun mit anderem Richtungssinn in Ebenen zur Dipolachse. - t4 = T/2 Ladungsausgleich am Dipol ist erfolgt. Strom und Magnetfeld sind maximal. Ablösung des E-Feldes vom Dipol. (geschlossener Ring von Feldlinien) t5 = 5T/8 Dipolenden laden sich umgekehrt auf. Feld analog zu t1 , nur umgekehrt. + - + Abgelöster E-Feldlinienring und mit ihm verkoppelter B-Feldring wandert in den Raum hinaus; liegt in einer Ebene, die die Dipolachse enthält. usw. Ergebnis: Felder können der schnellen Ladungsbewegung nicht gänzlich folgen und werden deshalb nicht gänzlich abgebaut werden abgeschnürt und lösen sich ab. Die elektrischen Feldlinien sind in sich geschlossen, sie umgeben (nieren)ringförmig ein zeitlich veränderliches, ringförmiges Magnetfeld. Die verketteten E- und B-Feldlinienringe breiten sich mit c in den Raum hinaus aus. Physik PHB3/4 (Schwingungen, Wellen, Optik) Seite 29_Wellen_Dipol_Wellenleiter_a_BA.doc - 3/16 Eigenschaften der Dipolstrahlung a) Nahbereich: Phasenverschiebung zwischen E-Feld und B-Feld: /2. Grund: Nahfeld wird vom Schwingkreis geprägt und hat ähnliche Feldverteilung wie ein stat. Dipol. Radiale Abhängigkeit: mehrere Anteile E ~ 1/r ~ 1/r2 ~ 1/r3 (stat. Dipolfeld ~ 1/r3) Das Magnetfeld entsteht hier durch das Wirken von j (wie beim LC-Schwingkreis) und dD/dt. Im Fernfeld entsteht das Magnetfeld nur durch dD/dt. (1. Maxwellgleichung) Elektrische Feldenergie wird z.T. wieder in magnetische Feldenergie umgewandelt, ähnlich wie beim LC-Schwingkreis. b) Fernbereich: Elektrische und magnetische Feldlinienverteilung eines strahlenden Dipols im Fernfeld1 Phasenverschiebung: = 0. (E-Feld und B-Feld in Phase): Radiale Abhängigkeit: E 1/r Energiestromdichte: S ~ 1/r2 Energie durch Kugel um Dipol: W = SA = S4r2 = const. 1 Plausible Berechnung von E und B: q t p q p qd d t t BWirbel i a) 1. Maxwell (rot B j): (mit b) 2. Maxwell ( rot E p 2 E B t ). p pˆ sin t q dˆ0 sin t EWirbel E q a BWirbel p t Dipolmoment) B p 2 pˆ 2 sin t q dˆ0 2 sin t q aˆ sin t t t 2 E Beschleunigung der Ladung Physik PHB3/4 (Schwingungen, Wellen, Optik) Seite 29_Wellen_Dipol_Wellenleiter_a_BA.doc - 4/16 Das Fernfeld E(r,t) des Dipols erhält man durch Lösung der Maxwellgleichungen. E (r , t ) pˆ 0 2 4 0c 2 sin sin(t kr ) r z E S~EB mit dem schwingenden Dipolmoment p(t) = q d(t) p(t ) qd sin t r B d(t) p 0 p(t ) p 0 sin t d (t ) d sin t y x 0 Richtungssinn von E, B, S: Rechtsschraube Man beachte: Die Amplitude d̂ 0 der schwingenden Elektronen, die in der Summe ein bestimmtes Dipolmoment ergeben, ist wesentlich kleiner als die Stablänge des Dipols l. Intensität und Winkelabhängigkeit der Abstrahlung z I S 0c E 2 I p02 4 32 2c 3 0 sin 2 x p r2 In Richtung seiner Achse sendet (oder empfängt ) ein Dipol nichts. Die Strahlung ist in Richtung der Dipolachse linear polarisiert. Gesamtleistung der Abstrahlung P z IdA Kugel P I 0 P sin 2 r 2 r sin d (r 2 sin dd ) dW p 0 dt 120c 3 P 4 2 r 4 abgestrahlte Leistung ~ 4 x rd y (r 2 sin dd ) Oberflächenelement Multipolstrahlungsfelder* (Abstrahlung oszillierender Ladungs- und Stromverteilungen) Der Hertzsche Dipol ist der Grundtypus eines Strahlungsfeldes. Bei komplizierteren Strahlungsfeldern gibt es die Möglichkeit, sie als Summe von bestimmten elementaren Strahlungstypen zusammenzusetzen. Diese Darstellung eines Strahlungsfeldes heißt "Multipolentwicklung". Der Dipol ist der einfachste Multipol, während das nächste Glied der Entwicklung, der Quadrupol, bereits aus vier schwingenden Ladungen besteht. Daher ist der Dipol immer die "erste Näherung" für die elektromagnetische Abstrahlung einer komplizierter oszillierenden Ladungsverteilung. Neben elektrischen Dipol- bzw. Multipolstrahlern gibt es auch magnetische Multipole. Magnetische Multipole entstehen durch oszillierende Stromverteilungen. Der oszillierende Strom einer Leiterschleife bildet z.B. einen magnetischen Dipolstrahler. Physik PHB3/4 (Schwingungen, Wellen, Optik) Seite 29_Wellen_Dipol_Wellenleiter_a_BA.doc - 5/16 Beispiel: Himmelsblau: Sonnenstrahlung verursacht erzwungene Schwingungen der Elektronen in den Molekülen der Erdatmosphäre. Schwingendes Elektron verhält sich wie ein schwingendes Dipolmoment. Abstrahlung bei hohen Frequenzen ist intensiver. Himmel ist blau - (Dieses Streulicht ist in Richtung der Dipolachse linear polarisiert.) Abstrahlung beschleunigter Ladungen (allgemein) E N hf p qd0 sin t p 0 sin t E p qdˆ0 2 sin t pˆ 0 2 sin t qaˆ sin t E qa p 2 a q v << c Theorie ergibt: (theoretische Elektrodynamik)2 1 q r E (r , t ) 2 a(t ) sin 4 0 c r c S 0cE 2 a,v I S 0c( 1 2 1 qaˆ 4 0 c r 2 sin ) 2 v/c = 0,5 Gesamte Abstrahlung (mittl. Leistung): P q 2 aˆ I (r , , )dA 12 Kugel 2 0c v 3 v c v c : Abstrahlung in einen schmalen Winkelbereich um v . Jede beschleunigte Ladung strahlt Energie in Form elektromagnetischer Wellen ab. Für die abgestrahlte Leistung gilt: P q 2 aˆ 2 pˆ 02 4 Bedeutung: Synchrotron-Strahlung Elektronen oder Protonen in starken Magnetfeldern beschreiben Kreisbahnen; Kreisbahn bedeutet Radialbeschleunigung. Für GeV-Elektronen im DORIS Speicherring (Hamburg) liegt das Maximum der Strahlungsemission bei einer Wellenlänge von 10-2 nm bis 10 nm. Anwendung: Grundlagenforschung, Medizin a B Kreis Strahlungsbild der kreisenden Ladung 2 Die Beschleunigung ist zur sogenannten retardierten Zeit t' = t - r/c zu nehmen, da die Welle die Zeit r/c braucht, um bis zum Ort r zu kommen. Physik PHB3/4 (Schwingungen, Wellen, Optik) Seite 29_Wellen_Dipol_Wellenleiter_a_BA.doc - 6/16 3.5.2 Elektromagnetische Wellen auf Leitungen (leitungsgeführte elektromagnetische Wellen) 3.5.2.1 Stehende Wellen Dipol: Strom- und Spannungsverteilung der stehenden Welle am Dipol (Resonanzschwingung). Dipol der Länge l wirkt wie /2 -Resonator. (l = 30 cm => = 60 cm => f = 500 MHz) Spannungsverteilung: (bei maximaler Ladungstrennung) U Eds E ~ In der Mitte Spannungsknoten Nachweis z.B. mit Glimmlampen Stromverteilung: (bei maximalem Strom - T/4 später) An den Dipolenden fließt kein Strom. Stromknoten an den Enden3 Strom Nachweis mit Glühlampen in der Dipolleitung 2) Lecherleitung: Umbiegen des Dipols und Verlängerung der Leitung um jeweils /2 t = t0 U; (E) t = t0 + T/4 Spannungsverteilung zwischen gegenüberliegenden Orten der Leitung i; (B) Stromverteilung auf der Leitung Anregung f = 100 - 500 MHz Bemerkungen: Strom- und Spannungsknoten sind räumlich um /4 und zeitlich um T/4 verschoben. Jede weitere Verlängerung der Leitung um /2 ergibt wieder stehende Wellen. Durch die Parallelführung der Drähte wird Abstrahlung verhindert: Einzelne Leiterabschnitte der Länge /2 wirken zwar wie Dipole, d.h. strahlen ab. Die vom gegenüberliegenden Leiterstück abgestrahlte Welle ist jedoch um phasenverschoben, so dass sie sich zwischen den Leitern verstärken und im Außenraum durch destruktive Interferenz auslöschen. 3 Die Vorstellung einer Schwingung wie beim LC-Schwingkreis ist für den Dipol nicht ganz exakt. Phasenunterschiede von 90° zwischen Strom und Spannung würden bedeuten, dass keine Wirkleistung abgestrahlt wird. Die Vorstellung ist jedoch nützlich für die Erklärung der Lecherleitung, da hier die Verhältnisse genau so sind, d.h. 90° zwischen U und I und keine Abstrahlung. Physik PHB3/4 (Schwingungen, Wellen, Optik) Seite 29_Wellen_Dipol_Wellenleiter_a_BA.doc - 7/16 3.5.2.2 Laufende Wellen Die Abbildung zeigt eine unendlich lange Paralleldrahtleitung als Wellenleiter. Ein Leitungselement der Länge x verhält sich wie eine Induktivität L’ und wie eine Kapazität C’. Außerdem besitzt das Leitungselement einen Widerstand R’ und bei Vorhandensein eines Dielektrikums einen Querleitwert G’. I(x+ x) I(x) -I dQ/dt U(x) 2r U(x+ x) x d r L' 0 ln r Selbstinduktion pro m d r 1 ] Kapazität pro m r R' = Widerstand der Leitung pro m G' = Querleitwert pro m C ' 0 [ln Paralleldrahtleitung U I + I I(x) R’ L’ U(x) Das orts- und zeitabhängige Verhalten von Spannung und Strom auf dem homogenen Wellenleiter lässt sich mit Hilfe des Ersatzschaltbildes bestimmen. C’ G’ U+ U x Ersatzschaltbild des Leitungselementes x Schleifenregel: Die Spannungsänderung U entlang des Leitungselements x ergibt sich nach dem Ohmschen Gesetz und dem Induktionsgesetz zu: U U U ( x x) U ( x) x R' x I ( x) L' x I ( x) x t Knotenregel: Die Stromänderung I entspricht dem quer abgeflossenen Anteil über die Kapazität C’ mit dem Leitwert G’. I (U U ) I I ( x x) I ( x) x G ' x(U U ) C ' x t x Die Anteile aufgrund von I bzw.von U können vernachlässigt werden. Vernachlässigt man zunächst auch den Widerstand R’ und den Querleitwert G’, erhält man U I L' x t I U C ' x t Die beiden gekoppelten Differentialgleichungen lassen sich durch nochmaliges Differenzieren nach x und nach t separieren. 2U x 2 2I x 2 L' C ' L' C ' 2U t 2 2I t 2 0 Telegraphengleichungen 0 Physik PHB3/4 (Schwingungen, Wellen, Optik) Seite 29_Wellen_Dipol_Wellenleiter_a_BA.doc - 8/16 Die Lösungen dieser sog. Telegraphengleichungen sind harmonische ein- bzw. rücklaufende Wellen für Strom und Spannung. U ( x, t ) U 0 exp{ j (t kx)} I ( x, t ) I 0 exp{ j (t kx)} mit k L'C ' Aufgabe: Zeigen Sie, dass Spannungs- und I, U (B, E) schwingende Ladungen Stromwelle in Phase sind. Phasengeschwindigkeit 1 1 c c0 k L' C ' 0 0 => keine Dispersion im Vakuum. Mit verlustlosen Dielektrikum erhält man c0 c c 0 r r r Wellenwiderstand Das Verhältnis von (Wellen)spannung zu (Wellen)strom der ein- oder rücklaufenden Welle an einer beliebigen Stelle der Leitung nennt man Wellenwiderstand Z0 (characteristic impedance). Für die einlaufende Welle Ue ergibt sich z.B.: Z0 Z0 Ue Ue U 0 exp{ j (t kx} k L' U 1 Ie C' C ' C' t e dx C ' j jk U 0 exp{ j (t kx)} L' C' Z parallel Wellenwiderstand der verlustlosen Leitung L' 1 C' 0 d r d r ln 120 ln Wellenwiderstand der Paralleldrahtleitung 0 r r Technik: a) 300 Paralleldraht-Antennenleitung (veraltetes Fernsehkabel) b) "verdrillte" abgeschirmte Paralleldrahtleitungen für Busse: ISDN (100 ); Ethernet, Thin Ethernet (50 ) ; LAN (150 ) Beispiel: Koaxialkabel RG58C/U Durchmesser des Innenleiters: 2a = 0.9 mm Durchmesser des Außenleiters: 2b = 2,95 mm Kapazität C ' (0r 2 ) / ln(b / a ) ; (C ' = 100 pF/m ) Induktivität L' ( 0 r / 2 ) ln(b / a ) (L' = 0,25 µH/m ) Z Koax ( 0 r / 2 ) ln(b / a) 1 L' ( 0 r 2 ) / ln(b / a ) 2 0c C' Z Koax 0,25 H/m L' 50 100 pF/m C' r b 60 b ln ln r a r a Physik PHB3/4 (Schwingungen, Wellen, Optik) Seite 29_Wellen_Dipol_Wellenleiter_a_BA.doc - 9/16 cKoax 2 c 2 1 1 [( 0 r / 2 ) ln(b / a )]1[( 0 r 2 ) / ln(b / a )]1 0 0 r 0 r r r L' C ' cKoax c0 für ein Kabel ohne Dielektrikum Die Phasengeschwindigkeit in einem Kabel ohne Dielektrikum ist c = c0, unabhängig von der Frequenz. Die Fourierkomponenten eines beliebigen Signals bewahren dann ihre Phasenlage zueinander, so dass die Form eines Signals über lange Strecken erhalten bleibt (dispersionsfreie Ausbreitung). Mit Dielektrikum ist die Phasengeschwindigkeit nicht von der Geometrie, sondern nur von den elektrischen Eigenschaften des Dielektrikums (rr) abhängig. Weitere Wellenleiter: Koaxialkabel (GHz), Hohlleiter (1-100 GHz) - keine Abstrahlungsverluste Streifenleiter (GHz); Lichtwellenleiter (1015 Hz). Technisch bedeutsam für alle Wellenleiter im Vergleich zu freien Wellen ist die Eigenschaft, dass die Wellenenergie im Wellenleiter eingeschlossen ist und nur geringe Streuverluste auftreten. Abschluss von Wellenleitern Wir schließen nun das Ende des idealen Wellenleiters mit einem beliebigen Lastwidertand ZLast ab und betrachten das Ende, an dem eine ein- und eine rücklaufende Welle auftritt. Die Gesamtspannung am Abschlusswiderstand Zlast (x = 0) ist die Vektorsumme der Spannungen einer nach rechts (einlaufende) und einer nach links (reflektierte) laufenden Welle. U Last U e U r einlauf. Welle reflekt. Welle ZL Z0 Quelle Da die Ströme zu Ue und Ur in entgegengesetzter Richtung laufen, ist der Gesamtstrom die Differenz aus einlaufendem Ie und reflektiertem Strom Ir . I Last I e I r Für die Lastimpedanz muss somit gelten: U U Ur Z Last Last e I Last Ie Ir Da für die einlaufende und rücklaufende Welle jeweils gilt Z0 = Ue/Ie = Ur/Ir , erhält man U 1 r Ue U U Z Last U e U r Z 0 U e r 1 r Z Z 0 0 Ue U Mit dem (Spannungs)Reflexionsfaktors r r erhält man schließlich: Ue r Z Last Z 0 Z Last Z 0 (Spannungs)Reflexionsfaktor Für den (Strom)Reflexionsfaktor ergibt sich wegen der Vorzeichenkonvention ri ri Z Last Z 0 Z Last Z 0 (Strom)Reflexionsfaktor ir : ie Physik PHB3/4 (Schwingungen, Wellen, Optik) Seite 29_Wellen_Dipol_Wellenleiter_a_BA.doc - 10/16 Kurzgeschlossene Leitung: Ur = -Ue, Zlast = 0 r = -1 ; ri = +1 stehende Welle mit steh. Welle Quelle Spannungsknoten und Strombauch ZL =0 am Ende. Offene Leitung: Ur = Ue; Zlast = r = +1 ; ri = -1 stehende Welle mit steh. Welle ZL = Quelle Spannungsbauch und Stromknoten am Ende. Abb.: kurzgeschlossene und offene Leitung In einer kurzgeschlossenen oder offenen Leitung sind Spannungs- und Strombäuche räumlich um /4 und zeitlich um T/4 phasenverschoben (siehe auch Lecherleitung). Angepasste Leitung: Ur = 0 ; Zlast = Z0 => r = 0 keine reflektierte Welle ! Strom und Spannung in Phase ! Am Abschlusswiderstand wird die ankommende Leistung vollständig in Arbeit umgesetzt. Quelle ZL = Z0 Abb.: angepasste Leitung Wird ein Wellenleiter mit seinem Wellenwiderstand abgeschlossen, tritt keine Reflexion auf 4. Eine nicht mit ihrem Wellenwiderstand abgeschlossene Leitung bezeichnet man als fehlangepasst. Beliebiger Abschluss Für beliebige Werte von ZLast wird nur ein Teil der Welle reflektiert 0< |r| < 1 Die Einhüllende der maximalen Summenspannung bildet aber immer noch eine stationäre "stehende Welle", sie geht nur nicht auf Null. Umax = (1+|r|)Ue Umin = (1+|r|)Ue Umax Umin Quelle Am Abschlusswiderstand wird nur ein Teil der ankommenden Leistung in Arbeit umgesetzt. 4 Schneidet man einen unendlichen langen Wellenleiter irgendwo auf und schließt ihn mit Z = Z ab, A L ändert sich auf dem übrigen Leiter nichts ! Die Energie fließt an dieser Stelle voll in den Abschlußwiderstand . Der Wellenleiter "merkt" nichts davon, ob an der Grenzfläche Energie in den Widerstand ZL fließt oder bis ins Unendliche weiterläuft. ZL Z0 Physik PHB3/4 (Schwingungen, Wellen, Optik) Seite 29_Wellen_Dipol_Wellenleiter_a_BA.doc - 11/16 Das Stehwellenverhältnis SWR ist das Verhältnis der maximalen Spannung der Einhüllenden Umax zur minimalen Spannung der Einhüllenden Umin .5 SWR U max | U e | | U r | U min | U e | | U r | oder: SWR 1 | r | 1 | r | Beispiel: SWRmin = 1 für Zlast = Z0 (Leitung angepasst) (offene oder kurzgeschlossene Leitung) SWRmax = für Zlast = , 0 Je näher der SWR -Wert bei 1 liegt, um so idealer ist die Leitungsanpassung. Bei Hochfrequenzbauteilen wird daher der SWR-Wert immer spezifiziert z.B. Koaxialstecker: ZL = 50 Ohm ; SWR = 1,5 von DC bis 1 GHz Zusammenfassung Reflexion und Transmission von mechanischen Wellen (Schall) und elektromagnetischen Wellen an Grenzflächen: 1 2 Wellengröße Reflexion Transmission Schall: elmag. Welle: Amplitude, Schnelle B-Feld bzw. Strom I r Z1 Z2 Z1 Z2 t 2 Z1 Z1 Z2 Schall: elmag. Welle: Druck E-Feld bzw. Spannung U r Z 2 Z1 Z1 Z 2 t 2 Z2 Z1 Z2 Beispiel: Stehende Welle in einem Laserresonator Energiedichte ~ E2. E-Feld Frage: Beim Nulldurchgang ist die Energie der stehenden Welle Null, da E 0. Wo ist die Energie geblieben ? Energiedichte Der Wellenwidertand des Vakuums Z0 Z 0 : E Feld E 0c H Feld B / 0 Z 0 377 Wellenwiderstand im Dielektrikum: Z 0 r Z Z r Z0 0 0 0 r r n r 5 auch VSWR (Voltage Standing Wave Ratio) 0 0 Herleitung mit Analogiebetrachtung: Wellenwiderstand eines Stromkreises: ZStrom = U/I Da U ~ E (wegen U Eds ) und I ~ H (wegen I Hds ) ist der Wellenwiderstand: Z0 E E 0c H B / 0 0 0 Physik PHB3/4 (Schwingungen, Wellen, Optik) Seite 29_Wellen_Dipol_Wellenleiter_a_BA.doc - 12/16 Telegraphengleichungen (allgemeiner Fall)* Der Widerstand R’ und der Querleitwert G’ der Leitung sollen nun nicht mehr vernachlässigt werden. U Die weiter oben mit Hilfe des Ersatzschaltbildes entwickelten Gleichungen für die Strom- und Spannungsänderungen entlang des Leiterstückes lauteten: U U x R' x I ( x) L' x I ( x) x t I (U U ) I x G ' x(U U ) C ' x t x I + I I(x) R’ L’ U(x) C’ G’ U+ U x Ersatzschaltbild des Leitungselementes x Die Spannungsänderung U entlang des Leitungselements x und die Stromänderung I schreiben wir nun gleich in komplexer Form. Für das ortsabhängige Verhalten der Wechselspannung und des Wechselstroms auf dem homogenen Wellenleiter schreiben wir also U = U(x)exp{jt} I = I(x)exp{jt}. Mit diesem Ansatz ergibt sich U U x ( R' x jL' x) I x I I x (G ' x jC ' x)(U U ) x Vernachlässigt man wieder die Anteile aufgrund von U erhält man durch Differenzieren und Einsetzen die allgemeinen Telegraphengleichungen. U ( R' jL' ) I x I (G ' jC ' )U x 2U I ( R' jL' ) 2 x x 2 I U (G ' jC ' ) 2 x x 2U ( R' jL' )(G ' jC ' )U x 2 2I ( R' jL' )(G ' jC ' ) I x 2 6 Differenzieren nach x liefert Einsetzen liefert die Telegraphengleichungen6 Anmerkung: Die übliche Methode Differentialgleichungen zu entkoppeln ergibt z.B. für U(x,t) 2U ( x, t ) x 2 R' G 'U ( x, t ) ( R' C ' L' G ' ) U 2U ( x, t ) L' C ' t t 2 Physik PHB3/4 (Schwingungen, Wellen, Optik) Seite 29_Wellen_Dipol_Wellenleiter_a_BA.doc - 13/16 Die Lösungen dieser Differential-Gleichungen sind gedämpfte hin- bzw. rücklaufende Wellen für Strom und Spannung U ( x) U 0 exp{ ' x U } I ( x) I 0 exp{ ' x I } U ( x, t ) U 0 exp{ jt ' x U } I ( x, t ) I 0 exp{ jt ' x I } mit der Ausbreitungskonstanten (= Dispersionsrelation) ' ( R' jL' )(G ' jC ' ) jk Der Realteil von ' ergibt die Dämpfungskonstante , der Imaginärteil die Wellenzahl k. Wellenwiderstand für den allgemeinen Fall Der Wellenwiderstand Z0 (characteristic impedance) errechnet sich nun zu: Z0 Z0 Ue Ue U 0 exp{ jt ' x U } ' I e (G ' jC ' ) U e dx (G ' jC ' ) U 0 exp{ jt ' x } (G ' jC ' ) U ' ( R' jL' ) (G ' jC ' ) Der Wellenwiderstand ist i.a. komplex und frequenzabhängig. Strom und Spannung sind nicht mehr in Phase! 1. Fall: Gleichstrom (f = 0) Die beiden frequenzabhängigen Terme verschwinden R' G' Da der Leitungswiderstand R' sehr klein ist und der Querleitwert G' in der Regel noch viel kleiner, ergeben sich typische Werte im k- bis M-Bereich. Z0 2. Fall: Niedrige Frequenzen Für niedrige Frequenzen können L' und G' vernachlässigt werden. Z0 R' j C ' Bei niedrigen Frequenzen muss die Leitung also mit einem Widerstand und einer Kapazität der richtigen Wahl abgeschlossen werden, um Reflexionen zu vermeiden. 3. Fall: Hohe Frequenzen (oder R' = G' = 0) Für hohe Frequenzen nähert sich der Wellenwiderstand einem frequenzunabhängigen, reellen Wert. L' Z0 C' Strom und Spannung sind in Phase. In der Praxis rechnet man mit diesem Fall ab ca. 20 kHz. Physik PHB3/4 (Schwingungen, Wellen, Optik) Seite 29_Wellen_Dipol_Wellenleiter_a_BA.doc - 14/16 Der komplexe Reflexionskoeffizient Weiter oben ist der Reflexionsfaktor r am Abschluss des Wellenleiters definiert: r = Ur/Ue . An einer beliebigen Stelle auf der Leitung sind nur die Amplituden oder Beträge von einlaufender und reflektierter Welle konstant, so dass hier gilt: |r| = |Ur|/|Ue| Wenn wir den Beobachtungspunkt vom Abschluss (x = 0) verschieben, ändert sich die Phasenlage von Ur und Ue . Eine Verschiebung x = /4 (90°) bedeutet eine Phasendifferenz von 180°. Allgemein schreibt man deshalb den Reflexionsfaktor an einer Stelle x, gemessen vom Ende der Leitung: r U r e j r ( x ) U ee j e ( x ) | U r | j ( x ) e | r | e j ( x ) |Ue | ( x) 2kx( ) ( bei Phasensprung) Damit wird die Impedanz an diesem Punkt: Z Z0 1 | r | e j 1 | r | e j Z gibt nun speziell an, wie sich die Leitung an der Stelle x verhält. Man nennt Z auch Eingangswiderstand ZE . Der Eingangswiderstand ZE ist das Verhältnis von (Gesamt)Strom und (Gesamt)Spannung an dieser Stelle. Z ist im allgemeinen komplex. Die Eingangsimpedanz Z eines Wellenleiters hängt nicht nur vom Wellenwiderstand Z0 und vom Lastwiderstand ZLast am Ende der Leitung ab¸ sondern auch von der Entfernung zum Leitungsende. Beispiel: Eingangsimpedanz einer kurzgeschlossene Leitung an der Stelle x = /4 vor dem Abschluss (Ur und Ue am Ende der Leitung gegenphasig, = ) r | r | e j ( x ) 1e j ( kx ) 1e j ( k 2 x ) 1e j ( ) 1 ZE = An der Stelle x = /4 “sieht“ die Leitung wie an einem offenen Ende aus Ur und Ue sind in Phase und es ergibt sich ein Wellenbauch. Physik PHB3/4 (Schwingungen, Wellen, Optik) Seite 29_Wellen_Dipol_Wellenleiter_a_BA.doc - 15/16 3.6 Strahlungsdruck Eine elektromagnetische Welle transportiert Energie und Impuls. Als Teichen betrachtet, besitzen die Photonen auch noch einen Drehimpuls der Größe . Wenn alle Photonen den gleichen Drehimpuls haben ist die Strahlung zirkular rechts oder links polarisiert. Die Quantenmechanik liefert für den Impuls der Photonen: p k h Das ist Ausdruck des Welle-Teilchen-Dualismus, da mit dieser Gleichung die Wellengröße Wellenlänge mit der Teilchengröße Impuls verknüpft wird. Energie eines Photons Photonentheorie von Einstein E hf Herleitung des Strahlungsdrucks7 a) E N hf Gesamtenergie von N Photonen N hf n hf V h a) P N (e ) P N h n hf w p V V c c w Energiedichte der Photonen Impuls von N Photonen8 Impulsdichte (Volumendichte des Impulses) Mit S wc erhält man für die Volumendichte des elektromagnetischen Impulses w S p 2 c c Der Druck ergibt aus der Impulsänderung bei der Absorption oder Reflexion der Photonen. Impulsänderung auf der Fläche A in der Zeit dt P p ct A S F P / t pc pStr . A A c A S pStr . Strahlungsdruck bei Absorption c pStr . 2 S c Strahlungsdruck bei Reflexion c dt 7 Klassische Erklärung des Strahlungsdruckes: E a) E-Feld verschiebt Ladungen in der Oberfläche induzierter Oberflächenstrom j b) Dieser Strom wechselwirkt mit dem B-Feld der Welle. jB ergibt Kraft in Ausbreitungsrichtung der Welle = Welle überträgt Impuls Kraftwirkung auf die Platte 8 In den folgenden Gleichungen wird der Einheitsvektor weggelassen. j j S F B B Physik PHB3/4 (Schwingungen, Wellen, Optik) Seite 29_Wellen_Dipol_Wellenleiter_a_BA.doc - 16/16 Beispiel: Strahlungsdruck der Sonne auf die Erde Solarkonstante: s = 1350 W/m² = <S> pStr . S s 1,35 103 Ws 4,5 106 Pa 8 2 c c 3 10 m m (= 4,5 10-11 bar ) FErde pStr . A 4,5 10 6 Pa ( (6 106 ) 2 m 2 = 0,5 109 N (= 50000 to) keine Auswirkungen des Strahlungsdruckes ! Feldstärke des Sonnenlichtes S c E y 2 Ey2 S 1350 W / m2 0c 8,85 10-12 As / Vm 3 108 m / s E yeff 713 V/m Bzeff E yeff / c 2,38 106 Tesla Beispiel: Die Raumsonde IKARUS 2010 (japanischer Satellit) hat eine Masse von m = 300 kg. Er besitzt ein Sonnensegel mit einer Fläche A = 14x14 m2. Welchen Geschwindigkeitszuwachs erfährt der Satellit innerhalb eines Jahres aufgrund des Strahlungsdruckes ?