Kennen Sie schon den Synaptor?

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aufgefallen
Diabetisches Zehenulkus vernetzt dokumentiert
Kennen Sie schon den Synaptor?
Ein 68-jähriger Mann hat seit 13 Jahren einen Diabetes mellitus Typ 2 und ist seit 5 Jahren mit einer intensivierten Insulintherapie, zuletzt mit einem HbA1c um 6,7%, gut eingestellt. Vom
Urlaub im heißen Spanien kommt er mit einem Zehenulkus zurück, da der Fuß im engen Schuh sehr gelitten hat. Weil der
Knochen freiliegt und eine Infektion und Ischämie besteht, handelt es sich um ein Wundstadium Wagner 3 D (▶ Abb. 1). Die
Infektion konnte mit dem Nachweis eines CRP-Werts von 34 U/l
und einer Leukozytose von 17 000 bestätigt werden. Auch der
Blutzucker ist mit 200 mg/dl bereits morgens entgleist.
Das weitere Vorgehen gestaltete sich wie folgt: Abstrich, Röntgen, Perfusionsprüfung, Entlastung, Antibiose, optimale Diabeteseinstellung. Der Abstrich ergab auf Clarithrimycin sensible Pseudomonaden (bei Knochenbeteiligung beginne ich gerne
mit 3×500 mg/d). Aufgrund der guten Vernetzung unserer Praxis konnte rasch ein Röntgenbild erstellt werden (▶ Abb. 2). Dies
© A. Grünerbel
Ein langjähriger Diabetiker hat seinen Zehen im Urlaub deutlich zu viel zugemutet. Das ist kein
besonderer Fall. Jedoch wurde bei ihm ein neues Programm zur Wunddokumentation und besseren Vernetzung verschiedener Behandler erfolgreich eingesetzt. Das ist noch etwas Besonderes, aber vielleicht bald nicht mehr.
3 Mit dem Synaptor lässt sich die Wunde ganz einfach erfassen.
© A. Grünerbel
© A. Grünerbel
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Wundstadium
Wagner 3D: Der
Knochen liegt
frei und es liegen
eine Infektion
und eine Ischämie vor.
4 Auch das Wundstadium lässt sich damit problemlos ermitteln.
zeigte eine Osteomyelitis. Die A. tibialis posterior war mit 70 mmHg minderperfundiert. Bekanntlich ist ein minimaler Knöcheldruck von 80 mmHg nötig, damit die Wunde abheilen kann.
Daher war die Indikation für einen stationären Aufenthalt gegeben.
Mit dem neuen WunddokumentationsProgramm immer auf dem Laufenden
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© A. Grünerbel
Das Röntgenbild vom Fuß zeigt
eine Osteomyelitis
in der Zehe.
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IN|Fo|Diabetologie . 2014; 8 (1)
Die Dokumentation ließ sich mithilfe des neuen Wunddokumentations-Programmes Synaptor verwirklichen (siehe Kasten).
Somit waren alle behandelnden Ärzte den Befund betreffend
auf dem neuesten Stand. ▶ Abb. 3 u. 4 zeigen anhand eines anderen Beispiels, wie einfach die Wunde erfasst, vermessen und
später verglichen werden kann. Während es dreitägigen statio-
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Zustand nach Amputation des infizierten
Zehenendgliedes.
© A. Grünerbel
© A. Grünerbel
© A. Grünerbel
aufgefallen
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Ein Verbandsschuh mit vollflächiger,
leicht gewölbter Sohle und Bettung mit
Ulkusaussparung entlastet den Fuß.
nären Aufenthalts bekam der Patient eine periphere transluminale Angioplastie (PTA) im Femoralisbereich und sein infiziertes Zehenenendglied wurde amputiert (▶ Abb. 5). Die Insulindosen mussten um fast 30% auf ca. 28-14-22 gesteigert werden.
Für eine Entlastung des Fußes sorgte eine dreitägige Bettruhe und die anschließende Verwendung eines Verbandsschuhs
mit vollflächiger, leicht gewölbter Sohle und Bettung mit Ulkusaussparung (▶ Abb. 6). Nach 14 Tagen konnten die Insulindosen wieder reduziert werden.
Als sich der Patient kürzlich wieder in unserer Praxis vorstellte, waren der HbA1c sowie die Durchblutung des Fußes gut und
die Wunde fast verheilt (▶ Abb. 7).
Fabula docet
Mit dem Synaptor kann sich u. a. die Zusammenarbeit mit weiterbehandelnden Kliniken verbessern. Wie auch bei unserem Patienten
kann der Link einfach weitergegeben werden, sodass die Kollegen auf
die ambulanten Daten einschließlich Abstrichbefunde zugreifen können. Dies spart Zeit und Kosten.
Die Wundverhältnisse und -verläufe werden über den Touchscreen
optimal durch wenige Berührungen dokumentiert und das entsprechend den Anforderungen der DDG und der S3-Leitlinie. Schmerzskalen und Wundstadien zur Einordnung des Schweregrades sind mit ihrer Legende im Programm hinterlegt.
Dr. med. Arthur Grünerbel
Internist, Diabetologe DDG/BLÄK
Sportmedizin, Ernährungsmedizin DAEM/
DGEM, Leiter AK Diabetischer Fuß
Fachkommission Diabetes Bayern
Mitglied AG eletron. Wunddokumentation der
AG Fuss der DDG, Vorstand Fußnetz Bayern
(www.fussnetz-bayern.de)
Diabetologische und Ernährungsmedizinische
Schwerpunktpraxis
Stockmannstr. 47, 81477 München
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Bei Wiedervorstellung des Patienten waren
HbA1c und Durchblutung des Fußes gut und die
Wunde fast verheilt.
Evaluation „auf Knopfdruck“
Wunddokumentations-Programm Synaptor
Alle 19 Minuten kommt es zu einer diabetesbedingten Amputation. Wesentliche Voraussetzungen, um die hohen Amputationsraten bei Diabetikern in Deutschland verringern zu können, sind – wie in der CODE2-Studie (Liebl A et al. Costs of long-term complications in type 2 diabetes patients in Germany. Results of the CODE-2 Study. Med Klin (Munich). 2002;97(12):713–9) erläutert – eine flächendeckende Versorgung
über regionale Fußnetze sowie eine valide Wunddokumentation. Regio­
nale Fußnetze sind inzwischen ausreichend vorhanden. Nach langer
Vorarbeit verfügen wir nun auch über ein Wunddokumentations-Programm, welches auf der Synaptor-Technologie basiert. Es wurde in einer Pilotphase geprüft und ist einsatzbereit. Mit ihm kann die Behandlung dokumentiert, statistisch aufgearbeitet und präsentiert werden. So
ist eine Evaluation „auf Knopfdruck“ möglich.
Eine sachgerechte Versorgung chronischer Wunden kommt den Betroffenen und den Kostenträgern zugute. Allerdings gibt es hier noch
erhebliches Verbesserungspotenzial. Dies zeigte auch die „EURODIALE“Studie: Deutschland lag hier trotz hervorragender Möglichkeiten bei
der Amputationsvermeidung im europaweiten Vergleich weit hinten.
Dies lag daran, dass eine spezialisierte Behandlung oft zu spät begonnen hatte (van Battum P, Schaper N, Prompers L et al. Differences in minor amputation rate in diabetic foot disease throughout Europe are in
part explained by differences in disease severity at presentation.
Diabet Med.2011;28(2):199–205.)
Das neue Wunddookumentations-Programm ermöglicht es, die
Wundbefunde und Behandlungsdaten online zu verarbeiten. Das von
uns mitgestaltete Programm ist angelehnt an die Dokumentationssoftware der AG Fuß der Deutschen Diabetesgesellschaft. Es speichert alle
nötigen Informationen, inklusive Fotos, zentral in einem Server. Berücksichtigt werden dabei auch die Empfehlungen der neuen S3-Leitlinie
„Chronische Wunden“. Der Nutzer benötigt nur einen Internetzugang,
idealerweise über einen Tablet-PC mit eingebauter Kamera. Die darauf
installierte Software wird für jeden Nutzer individuell kodiert und freigeschaltet. Wird ein Patient von einem Pflegedienst weiter versorgt
oder muss in eine Klinik, können seine Dateien für die weiteren Behandler freigegeben werden und die Dokumentation wird fortgeführt. Der
ursprüngliche Behandler kann jederzeit überwachen, wie sich die Wunde entwickelt und notfalls eingreifen. Somit sind erstmals saubere
Longi­tudinalverläufe von Patienten interdisziplinär dokumentier- und
auswertbar und geld- und zeitintensive Mehrfachuntersuchungen werden damit vermieden. Das Projekt wird durch das Bayrische Gesundheitsministerium gefördert.
A. Grünerbel
IN|Fo|Diabetologie . 2014; 8 (1)
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