22.04.2013 19. Frühe Atommodelle 19.1 Plancksche Wirkungsquant Ausgang: Strahlung eines schwarzen Körpers oder Hohlraumstrahlung. Maxwell: Strahlung ist eine elektromagnetische Welle verursacht durch die Oszillation der elektrischen Ladungen der Moleküle (Atome). Kontinuierliche Energieverteilung Gemessene spektrale Verteilungsfunktion der Energiedichte = Energie pro Volumen und Wellenlängenintervall d Theoretische Beschreibung: Rayleigh-Jeans-Gesetz: u , T 8 k T 4 für 0 : u 1. Widerspruch zur gemessenen Funktion: 0 : u 0 2. Ultraviolettkatastrophe: Gesamte Energiedichte des schwarzen Strahlers: W u , T d unmöglich! 0 Rayleigh-Jeans-Gesetz ist falsch 19-1 22.04.2013 Lösung: Plancksche Quantenhypothese (1900): Die Energie wird quantisiert (in diskreten Paketen) emitiert und absorbiert. hc Minimales Energiepacket der Oszillationen: Wmin h f Plancksche Wirkungsquant h 6,626 10 34 J s 4,137 10 15 eV s Definition: nur ganzzahlige Vielfache n möglich W nh f h 2 „h quer“ n = 1,2,3… Kontinuierlich Quantisiert (diskret) W pot m g Höhe W nh f Beispiel: Geige, Masse, Länge Klavier, Flöte, elektr. Ladung Damit: Plancksches Strahlungsgesetz: u , T 8 h c 5 1 hc exp 1 kT Energie pro Volumen pro Wellenlängenbereich d Beschreibt Experimente sehr gut: 0 : u 0 Planck: „Akt der Verzweiflung“, nur mathematischer Trick. Er täuschte sich ! 19-2 22.04.2013 19.2 Der Photoelektrische Effekt 1887 1905 1915 1921 Heinrich Hertz Albert Einstein R.A. Millikan Albert Einstein Experiment Theorie Experiment Nobelpreis Aufbau: Austrittsarbeit = Energie um ein Elektron aus dem Festkörper zu lösen (Materialgröße) Einheit: 1 eV = 1,6· 10-19 J ( W e U ) WL Energie des Lichts; PL Leistung Energierhaltung für U = 0: WL Wkin 1 2 mv 2 für WL I = 0 für WL I>0 Emission von „Photoelektronen“ Versuch #37: Photoeffekt Geladene Zinkplatte (Messung über Elektrometer). Bestrahlung mit Hg- und NeDampflampe. Hg-Lampe hoher Blauanteil, Ne-Lampe hoher Rotanteil. Tab19.1: Photoelektrische Austrittsarbeiten: Element (eV) Na C Cd Al Ag Pt Ni Pb 2,28 4,81 4,07 4,08 4,73 6,35 5,01 4,14 Widersprüche der experimentellen Ergebnisse mit der klassische Wellentheorie: 1.) WL PL t d.h. selbst für kleine PL (geringe Intensitäten oder Helligkeit) müsste nach längerer Zeit WL > sein, d.h. ein Elektron müsste emittiert werden. Vgl. Heizen wird nicht beobachtet! UB f (Bestrahlungsdauer) 19-3 22.04.2013 2.) Anlegen einer Gegenspannung UB = -U bis I = 0 (Emission, aber Bremsen auf v = 0) UB Bremsspannung oder Stoppspannung (Elektr. Gegenfeld ist eine bremsende Kraft) für I 0 : e U B Wkin 1 2 mv WL 2 d.h. für steigende Intensität oder Leistung PL sollte UB zunehmen. wird nicht beobachtet: UB f (Intensität, Leistung) 3.) Verändern der Lichtfrequenz: Versuch von R.A. Millikan (1915) Quelle: Halliday: Physik, Wiley Verlag fmin Grenzfrequenz: für f < fmin keine Emission: keine klassische Erklärung Beweis von Einstein mit Planckscher Quantenhypothese: Quantisierung der Lichtenergie (Photonen oder Lichtquanten) hc Planck: Energie des Photons: WPh h f Einstein: photoelektrische Gleichung: 1 h f mv 2 2 UB = f (Lichtfrequenz) ! 19-4 22.04.2013 Erklärung zu 1.): UB f (Bestrahlungsdauer) für f < fmin: Jedes Photon muss mindestens die Energie h f haben, sonst gibt es keine Emission, d.h. v = 0 oder UB = 0. Viele Photonen mit kleinerer Energie nützen nichts. Immer wieder nur eine halbe Stufenhöhe zu steigen nützt nichts: Quantisierung der Stufenhöhe = Energie. kein „Sammeleffekt“. Beispiel: sichtbares Licht hc 4,137 10 15 eV s 2,99 108 m/s 1240 eV 3,1 eV 400 nm 400 blau: WPh 400 nm rot: WPh 700 nm 1,77 eV allgemein: WPh 1240 eV λnm WPh (Röntgenstrahlen) keV für 0,01 < < 1 nm Erklärung zu 2.): UB f (Intensität, Leistung) Steigende Intensität (Helligkeit) erhöht die Anzahl der Photonen, nicht jedoch die Energie der einzelnen Photonen. Leistung: PL WL n WPh n h f t t t Intensität = PL A A Fläche n = Anzahl der Photonen mit der Energie h f , die pro sec emittiert werden. t Beispiel: Wie groß ist die Anzahl der emittierten Photonen pro sec für 100 W Glühlampe: J PL 100 W 100 ; für t 1 sec WL 100 J s WL n h f n n 2,5 10 20 hc und für = 500 nm (mittlere Wellenlänge) Photonen pro sec werden emittiert 19-5 22.04.2013 Erklärung zu 3.): UB = f (Lichtfrequenz) h f 1 mv 2 2 für f f min : keine Emission für f f min : h f min für f f min : Wkin f ( f ) f (Intensität) und v = 0 gerade noch emittiert Versuch #38: Plancksches Wirkungsquant (Versuch von R.A. Millikan) 1 mv 2 h f 2 Gegenspannung UB = -U bis I = 0 Emission, aber Bremsen auf v = 0 (siehe 2.) für I 0 : e U B Wkin 1 2 mv h f 2 d eU B h df f = 0: e U B [nm] f [Hz] UB [V] 405 7,41 · 1014 1,443 436 6,88 · 1014 1,221 546 5,49 · 1014 0,667 578 5,19 · 1014 0,505 h eU B 6,64 10 34 Js f vgl. Istwert: h 6,626 10 34 Js Ist Licht also doch ein Teilchen (Photon)? Mit welcher Masse? WPh h f Plancksche Quantenhypothese W m c2 Einstein Energie-Masse-Äquivalenz 19-6 (siehe Kap. 19.1) 22.04.2013 mPh h f h 2 c c dynamische Masse, keine Ruhemasse Beispiel: Für = 600 nm: mPh 3,7· 10-25 kg Impuls des Photons: aus der Wellengleichung p Ph mPh vPh mPh c k 2 und mit h f h c für vPh = c h 2 p Ph h k Licht „ruht“ nie, also hat es nur eine relativistische Masse und Impuls. Ruheimpuls = 0 Die Teilchengrößen m, W, p sind über die Wellengrößen f, , c definiert Auf Grund der Beugungsexperimente ist das Licht auch eine Welle. Welle – Teilchen Dualismus Frage: Wenn eine Welle ein Teilchen sein kann (Licht), kann dann ein Teilchen (z.B. Elektron) auch eine Welle sein? Oder gilt der Dualismus nur für elektromagnetische Wellen? 19.3 Bohrsches Atommodell ca. 500 v. Chr. Leukipp, Demokrit: Hypothese von unteilbaren Teilchen (atomos = unteilbar) 1856 – 1940 Joseph Thomson: 1897 Entdeckung des Elektrons; Ende der „Unteilbarkeit“ Rosinenkuchenmodell: positiv geladener Materieteig (Atome) in den Elektronen (Rosinen) eingebettet sind. Keine feste Zuordnung zum Atom. 1871 – 1937 Ernest Rutherford: „planetarisches“ Atommodell, Kern positiv geladen mit 99,9 % der Masse Kerndurchmesser ca. 10-15 – 10-14 m Atomdurchmesser ca. 10-10 m Elektronen kreisen auf beliebigen Bahnen wie Planeten um die Sonne 19-7 22.04.2013 Bedingung für Kreisbahn eines Elektrons: Fel FZ Fel 1 4 0 Z e2 r2 Coulombkraft Z Kernladungszahl (=Anzahl der Protonen) FZ r m v2 r Zentripetalkraft Z e2 1 4 0 m v 2 m Masse Elektron r = f(v) kann beliebigen Wert annehmen je nach v Probleme: 1.) Kreisbewegung ist eine beschleunigte Bewegung: nach Maxwell Abstrahlung von elektromagnetischer Strahlung = Energie, d.h. Wkin des Elektrons sinkt Fel FZ abgestrahlte Frequenz f r 3 / 2 Ohne Energiezufuhr kollabiert das Elektron in den Kern (<µs - Bereich keine stabilen Atome). 2.) Erklärung von Spektroskopieexperimenten: bekannt unterschiedliche Gase keine Erklärung kontinuierliches Spektrum erklärbar über Plancksches Strahlungsgesetz. Diskretes Spektrum von Gasen nicht erklärbar. Spektrallinien typisch für das Gas. 19-8 22.04.2013 1913 Bohrsche Postulate zur Erklärung (nichtklassische): 1. Postulat: Elektronen bewegen sich auf bestimmten Kreisbahnen (stationäre Zustände) ohne zu strahlen. 2. Postulat: Ein Atom strahlt Energie ab, wenn ein Elektron von einem stationären Zustand WA in den anderen WE übergeht: v W A WE h f Fel FZ a) klassisch b) Bohrsches Modell Energie des Elektrons im stationären Zustand (Kreisbahn): 1 2 1 Ze 2 mit dW pot Fel ( r ) dr mv 2 4 0 r W Wkin W pot aus Kräftegleichgewicht (s.o.): damit W 3. Postulat: 1 8 0 Ze 2 r v2 Ze 2 4 0 m r m Masse Elektron alle Radien r sind noch möglich. Der Bahndrehimpuls eines Elektrons in einem stationären Zustand ist gequantelt. Er kann nur diskrete Werte annehmen: Ln m v r n Kreisbahn h n 2 h 1,055 10 34 J s 6,582 10 6 eV s 2 n = 1,2,3…. Hauptquantenzahl 19-9 22.04.2013 1924 Erklärung von de Broglie: Zu allen Teilchen, die sich mit der Geschwindigkeit v bewegen, gehört eine ebene Welle, die sich ebenfalls mit v fortpflanzt: Welle – Teilchen –Dualismus Die Elektronenbahnen sind stehende Wellen (Zirkularwellen) des Elektrons: n=3 Quelle: D.C. Giancoli: Physik Bedingung für stehende Zirkularwelle: 2 r n r n = 1,2,3… p ferner gilt (siehe Photon): damit Ln p r h r h n 2 Annahme von de Broglie: gilt auch für Elektron h n n 2 siehe 3. Postulat d.h. die Annahme eine stehenden Zirkularwelle erklärt das 3. Postulat Annahme: v Elektron c d.h. nicht relativistisch, da mElektron ≠ 0 Fazit: aus Es sind nur ganz bestimmte diskrete Radien rn möglich. Ln m v rn n h 2 folgt rn n 4 0 rn m n mv m Z e2 19-10 22.04.2013 rn n 2 2 r0 4 0 4 0 r n2 0 2 Z mZ e n = 1,2,3… Hauptquantenzahl (stehende Wellen) 0h 2 2 0,529 10 10 m 2 2 me me Bohrscher Radius: = kleinster Radius r1 eines Wasserstoffatoms: Z 1; n 1; r1 r0 Energie der Elektronen: Wn Wkin W pot W0 1 4 0 2 Z e2 W Z 2 20 8 0 rn n 1 <0 me 4 1 e2 13,6 eV 2 2 8 0 r1 diskrete Energien auf Grund des quantisierten Drehimpulses: W1 W0 Grundzustand des Wasserstoffatoms: Z 1; n 1; r1 r0 Wn n 1 angeregte Zustände (Zufuhr von W nötig) Wn 0 für n bzw. r freies Elektron: beliebige Bewegung, kein Kreis Energie- oder Termschema von Wasserstoff: Quelle: G.C. Gancoli: Physik 19-11 22.04.2013 W 0 erlaubte diskrete Zustände des Atoms W 0 W pot ( r , n ) 0; Wkin 0 W 0 freies Elektron: Wpot= 0 mit Wkin 0 Ein Elektron ist erst absolut frei für r . kontinuierlich Um ein Elektron aus dem Atom zu entfernen (ionisieren), muss die Ionisationsenergie = Bindungsenergie des Elektrons aufgewendet werden. Für H: W = +13,6 eV (+ Zufuhr von Energie), d.h. vom Grundzustand bis mindestens W = 0 Energieübergänge (Erklärung für das 2. Postulat): h f Wi W j W0 mit f c 1 R mit: Z 2 Z 2 W ; 0 ni2 n 2j i, j unterschiedliche Energieniveaus n W0 Z 2 1 1 2 2 h c n j ni W0 me 4 1 2 3 1,097 10 7 h c 8 0 h c m Rydberg-Konstante 1 1 Z 2 R 2 2 n j ni 1 Beispiel: 1. Wasserstoff Übergang von n = 4 auf n = 2 (Balmer-Serie) 1 1 1,097 10 7 2 2 ; 4 2 1 4,86 10 7 m 486 nm 2. Ionisationsenergie des He+-Ions: W1 Z 2 Z 2; n 1 W0 4 W0 54,4 eV n2 WIon 54,4 eV mit nur noch 1 Elektron (s.u. Punkt 1.) Grundzustand des He+-Ion (n = 1) WIon WPh h c 22,8 nm 19-12 Ergebnis: He2+-Ion 22.04.2013 Absorptionsspektren: Nur Photonen mit passender Wellenlänge (= Energie) können Elektronen anheben. Diese fehlt dann (schwarze Linie) in einem kontinuierlichem anregenden Lichtspektrum. Anwendung: Atom-Absorptionsspektroskopie (AAS) Versuch #39: Spektrallinien von Dampflampen Lampen mit 4 verschiedenen Gasfüllungen: H2, He, Ne, Hg Zerlegung in Spektrallinien mit Prismen Spektralapparat (Brechung = f () siehe Kap. 12.5) Kritik des Bohrschen Atommodells: 1. Erklärt nur das H-Spektrum und Ionen mit 1 Elektron; bereits für He ist es nicht mehr brauchbar (nur für He+). 2. Wie soll ein Elektron von Bahn zu Bahn „springen“, wenn ihr Aufenthalt dazwischen nicht erlaubt ist? Bohr erklärt nur die stabilen Zustände. 3. Wieso strahlt das Elektron nicht? (1. Postulat von N. Bohr) Fazit: Anschauliches Modell, das zum 1. Mal die Quantisierung mitberücksichtigt. Lösung der offenen Fragen: Quantenmechanik 19-13