Der Nachthimmel im Dezember 2015 Zu den mit bloßem Auge sichtbaren Planeten: Merkur zeigt sich zum Jahresende nochmals am Abendhimmel. Er entfernt sich rechtläufig von der Sonne, die ihm im Tierkreis folgt. Schließlich erreicht der flinke Planet am 29. mit 19°43 ′ Winkelabstand seine größte östliche Elongation. Ab 25. kann man mit Aussicht auf Erfolg in der fortschreitenden Abenddämmerung den Südwesthimmel nach Merkur absuchen. Am 25. geht der – m 0,7 helle Merkur um 17h 45m unter. Gegen 17h kann er sich am dunkler werdenden Himmel durchsetzen. Rund zwanzig Minuten später verschlucken ihn die dichten Dunstschichten knapp über dem Horizont. Bis 31. sinkt die m Merkurhelligkeit leicht auf –0,5 ab, die Untergänge verspäten sich um eine Viertelstunde auf 18h 01m. Die Dichotomie (Halbmerkur) tritt am letzten Tag des Jahres ein. Um den 3. Januar 2016 verabschiedet sich Merkur vom Abendhimmel und wird unsichtbar. Am 14. Januar 2016 kommt der flinke Planet in untere Konjunktion mit der Sonne. Venus lässt das Jahr als Morgenstern ausklingen. Sie wandert im Tierkreis weiter in südliche Gefilde, weshalb ihre Tagbögen kleiner werden und die Aufgänge immer später erfolgen. Am 11. verlässt sie das Sternbild Jungfrau und tritt in die Waage. Am 18. zieht sie in 2,0° Abstand nordöstlich an Zuben elgenubi (α Librae) vorbei. Die Sichel des abnehmenden Mondes gesellt sich am 7. zu Venus. Die morgendliche Planetenparade Venus - Mars Jupiter samt Mond ist gegen 6h am Südosthimmel zu bewundern. südlich Porrima (γ Virginis). Die abnehmende Mondsichel gesellt sich am 6. zum roten Planeten. Die abnehmende Mondsichel passiert Mars am 6. Dezember. Fernglasanblick gegen 3h MEZ bei 5° Gesichtsfelddurchmesser. Am 23. zieht Mars 3,4° nördlich an Spica vorbei. Die m Marshelligkeit nimmt deutlich um 0,3 zu und erreicht zum m Jahresende 1,2 . Die Marsopposition zur Sonne tritt allerdings erst am 22. Mai 2016 ein. Zum Jahresende erreicht das Marsscheibchen 5,6’’ scheinbaren Durchmesser. Mars überschreitet die östliche Horizontlinie am 1. um 2h 34m, am 15. um 2h 24m und am 31. um 2h 11m. Jeweils 20 Minuten nach seinem Aufgang sollte man ihn mit freien Augen erkennen. Nach wie vor bildet Mars mit Venus und Jupiter zusammen eine Parade am Morgenhimmel. Mars ist zum Jahresende 252 Millionen Kilometer (= 1,684 AE) von der Erde entfernt. Himmelsanblick am 7. Dezember gegen 6h MEZ. Über dem Südosthorizont ist die Planetenparade Venus – Mars – Jupiter zu sehen. Zwischen Venus und Spica steht die Sichel des abnehmenden Mondes. Am 1. geht Venus um 3h 52m auf, am 15. um 4h 28m und am letzten Tag des Jahres erst um 5h 10m. Die Venushelm ligkeit sinkt abermals um 0,2 im Laufe des Monats auf – m 4,0 ab. Das Venusscheibchen schrumpft bis Silvester auf bescheidene 14,4’’ scheinbaren Durchmesser, wobei der Beleuchtungsgrad auf 77 Prozent zunimmt. Am Jahresende ist Venus weiter als die Sonne von uns entfernt, nämlich 174 Millionen Kilometer (= 1,163 AE). Mars baut seine Stellung am Morgenhimmel aus. Er wandert durch das Sternbild Jungfrau und strebt immer südlicheren Positionen zu. Schon am 1. passiert er 1,4° Heliozentrischer Anblick des inneren Planetensystems im letzten Jahresviertel 2015. Eingetragen sind die Positionen der inneren Planeten für den 1. Oktober (10), den 1. November (11), den 1. Dezember 2015 (12) und den 1. Januar 2016 (1). Jupiter verlagert seine Aufgänge in die Zeit vor Mitterm nacht. Seine Helligkeit nimmt leicht auf –2,2 zu. Deutlich - 2 - verzögert der Riesenplanet seine rechtläufige Bewegung durch den Löwen, sein Stillstand ist nicht mehr fern. Am 9. Januar 2016 wird der Riesenplanet stationär und leitet damit seine Oppositionsperiode ein. Am 1. geht Jupiter um 0h 45m auf, am 15. um 23h 54m und zu Silvester schon um 22h 55m. Am letzten Tag des Jahres ist der Riesenplanet 755 Millionen Kilometer (= 5,047 AE) von der Erde entfernt. Damit ist das Licht von Jupiter zu uns 42 Minuten unterwegs. Saturn, rechtläufig im Schlangenträger, stand am letzten Tag des Vormonats in Konjunktion mit der Sonne und bleibt unsichtbar. Versierte Planetenjäger mögen unter exzellenten Sichtbedingungen den Ringplaneten im letzten Dezemberdrittel am Morgenhimmel tief am Südosthimmel m aufspüren - möglichst mit Fernglas. Am 20. geht der 0,5 helle Saturn um 6h 40m auf, am 25. um 6h 23m und am 31. bereits um 6h 03m. zügig auf den Meridian zu. Die westlichen Teile des Stiers haben bereits die Mittagslinie erreicht. Südöstlich des Stiers strahlt unübersehbar der Orion, das prominenteste der Wintersternbilder, mit den beiden hellen Sternen Beteigeuze und Rigel sowie den in einer geraden Linie stehenden drei Gürtelsternen. Auch Prokyon im Kleinen Hund (α Canis Minoris) ist bereits im Osten aufgetaucht. Tief im Süden ist soeben Sirius im Großen Hund (α Canis Maioris), der hellste Fixstern am irdischen Himmel, über die Horizontlinie gestiegen. Damit ist das komplette Wintersechseck am Osthimmel vertreten. Es setzt sich aus den Sternen Sirius, Prokyon, Pollux, Kapella, Aldebaran und Rigel zusammen. Der Fixsternhimmel In der Osthälfte des Firmaments sind bereits die Wintersternbilder vollständig versammelt. Mit Ausnahme des Perseus haben alle Herbstbilder die Mittagslinie, den Meridian, überschritten und befinden sich in der westlichen Hemisphäre des Firmaments. Tief im Nordwesten ist noch das Sternenkreuz des fliegenden Schwans mit dem hellen Stern Deneb zu sehen. Der Schwan ist gewissermaßen ein Relikt des Sommerhimmels. Knapp über dem Nordhorizont flackert die Wega in der Leier, die bei uns nahezu zirkumpolar ist und daher fast das ganze Jahr über in klaren Nächten beobachtbar bleibt. Hoch in westlicher Richtung erblickt man noch das Herbstviereck, das Pegasusquadrat, dessen Spitze zum Horizont deutet. Das Pegasusquadrat hängt mit der obersten Ecke an der Sternenkette der Andromeda, die sich vom Zenit ausgehend nach Westen erstreckt. Den Platz im Zenit nimmt nun der Perseus ein, der strahlende Held aus der Andromeda-Sage. Zwischen Kassiopeia und Perseus findet man fast senkrecht über unseren Köpfen die beiden prächtigen offenen Sternhaufen h und χ Perseï. Für den Einsteiger in die Beobachtung von Veränderlichen Sternen sei auf Algol (β Perseï) hingewiesen. Er ist der Prototyp der Algol-Bedeckungsveränderlichen. Algol steht jetzt hoch über unseren Köpfen und ist leicht zu finden. Schon mit bloßen Augen kann man sich im Schätzen seiner Helligkeit üben. Hoch im Süden hat gerade der Widder (lat.: Aries) den Meridian durchschritten. Südlich des Widders macht der Sternenhimmel einen vergleichsweise düsteren Eindruck. Helle Sterne fehlen völlig in diesem Areal, das vom Walfisch und dem langgestreckten Fluss Eridanus eingenommen wird. Die Boten des Winters Umso eindrucksvoller zeigt sich nun der Ost- und Südosthimmel. Hoch im Osten, fast im Zenit, steht die helle, gelbliche Kapella im Fuhrmann, darunter die beiden Sternenketten der Zwillinge mit Kastor und Pollux. Die meisten Völker sahen in diesen beiden Sternenketten zwei Menschengestalten. Die Inder nannten das Bild Mithuna und sahen darin einen Knaben und ein Mädchen. Kastor m (α Geminorum) ist mit 1,6 scheinbarer Helligkeit etwas lichtschwächer als Pollux (β Geminorum). Kastor ist 52 Lichtjahre entfernt und setzt sich aus sechs Sonnen zusammen. Pollux ist ein orangefarbener, normaler m Riesenstern mit 1,2 scheinbarer Helligkeit. Seine Enternung beträgt 34 Lichtjahre. Damit ist Pollux uns ein wenig näher als Arktur. Er ist somit der sonnennächste rote Riesenstern mit einer dreißigfachen Sonnenleuchtkraft. Der Stier mit dem prächtigen Sternhaufen der Hyaden, in dessem Vordergrund der rot-gelbe Aldebaran auffällig glänzt, und dem Siebengestirn, den Plejaden, schreitet Figürliche Darstellung des Sternbildes Widder in dem Sternatlas von Johann Elert Bode aus dem Jahre 1782. Das Sternbild Widder (Aries) Der Widder ist ein kleines, aber markantes Sternbild, das man leicht findet. Im Wesentlichen setzt es sich aus drei Sternen zusammen, die ein stumpfwinkliges Dreieck bilden. Dem Namen nach ist der Widder wohl vertraut. Denn er gehört zum Tierkreis, zu jenen Sternbildern also, durch die die Sonne im Laufe eines Jahres hindurchwandert, und zwar vom 19. April bis 14. Mai. Bei der Aufzählung der Tierkreissternbilder steht der Widder stets an erster Stelle. Denn vor mehr als zweitausend Jahren lag der Frühlingspunkt in diesem Sternbild. Der Frühlingspunkt ist der Schnittpunkt der aufsteigenden Sonnenbahn mit dem Himmelsäquator. Passiert die Sonne den Frühlingspunkt, so überschreitet sie den Himmelsäquator und wechselt von der Süd- auf die Nordhalbkugel des Himmels. Der Frühlingspunkt bleibt aber nicht unter den Sternen fixiert. Infolge der Kreiselbewegung der Erdachse, der sogenannten Präzession, wandert er entgegen dem Sonnenlauf, also von Ost nach West in knapp 26 000 Jahren einmal durch den gesamten Tierkreis. Im Mittel alle zweitausend Jahre wechselt der Frühlingspunkt in ein neues Sternbild. Vom Jahre - 1840 bis zum Jahr - 70 lag er im Widder, ab dann wechselte er in die Fische und im Jahre 2610 wird er in den Wassermann treten. Auch wenn in unserer Zeit der Frühlingspunkt im Sternbild Fische liegt, so spricht man immer noch vom Widderpunkt, wenn der Frühlingspunkt gemeint ist, der auch der Ursprung für die äquatorialen und ekliptikalen Himmelskoordinaten ist. Der himmlische Hammel Der Hauptstern des Widders, Hamal (γ Arietis), leuchtet in einem orange-gelben Licht. Er ist ein Stern zweiter Gröm ßenklasse (2,0 ). Hamal bedeutet arabisch so viel wie Lamm. Unser deutsches Wort Hammel leitet sich davon ab. Nach Bayer trägt Hamal die Bezeichnung α Arietis. Hamal ist ein Riesenstern in 66 Lichtjahren Entfernung. Er strahlt mit etwa hundertfacher Sonnenleuchtkraft. β Arietis - 3 m (2,6 ) ist 59 Lichtjahre entfernt und wird Sheratan genannt, was auf Arabisch „das Zeichen″ (für den Jahresbeginn) bedeutet. Sheratan leuchtet bläulich-weiß. Skelettkarte des Sternbildes Widder (lat.: Aries). Er ist ein spektroskopischer Doppelstern mit 107 Tagen Umlaufzeit. Der dritte im Bunde, γ Arietis, ist ein bekannter, leicht zu trennender Doppelstern. Mit Eigenname Mesarthim genannt, ist sein Licht zu uns rund 200 Jahre m m unterwegs. Seine beiden Komponenten sind 4,6 und 4,7 hell und sind 7,5’’ voneinander entfernt. Die Duplizität von Mesarthim hat Robert Hooke im Jahre 1664 zufällig beim Verfolgen eines Kometen entdeckt. Beide Sonnen leuchten weißlich. Die Sage berichtet: Nephele, die Göttin der Wolken, liebt den Herrscher von Orchomenos und schenkt ihm zwei Kinder, Phrixos und Helle. Sie verlässt ihren Geliebten, weil er mit Prinzessin Ino ein neues Verhältnis beginnt. Ino hasst Nephele und erreicht, dass Phrixos und Helle geopfert werden sollen. Kurz vor ihrem Opfertod am Altar erscheint ein Widder mit goldener Wolle (das Goldene Vlies) und entführt die Geschwister durch die Lüfte. Helle stürzt aber ab und fällt ins Meer. Die Stelle, wo sie in den Fluten versinkt, wird heute Hellespont genannt. Nach dem römischen Dichter Ovid verwandelt sich Zeus selbst in einen Widder, um sich vor dem Titanen Typhon zu verstecken. Im alten Ägypten gehörten die Widdersterne zum Bild des Stieres. Später erkannte man hier den ägyptischen Gott Ammon, der einen Widderkopf trägt. Die Babylonier sahen hier eine menschliche Gestalt, nämlich einen Mietsklaven. Im chinesischen Tierkreis heißt dieses Sternbild Kiang Leu, der Hund.