9. Physische Leistungsfähigkeit: Kreislauf

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Physische Leistungsfähigkeit: Kreislauf
arbeitsphysiologie 09 Physische Leistung Kreislauf april 200.doc
iha
Ergonomie / Arbeit + Gesundheit
H. Krueger
9.
Physische Leistungsfähigkeit: Kreislauf
Die folgenden Ausführungen beschränken sich auf einige wenige Aspekte, die für die Gestaltung von
Arbeitssystemen im Sinne günstiger Bedingungen für die hämodynamische Funktion des Blutkreislaufs
von Bedeutung sind. Für weitere Aspekt, wie die nervöse Steuerung und elektrische Phänomene des
Reizleitungssystems des Herzens sei auf Lehrbücher der Physiologie verwiesen.
kleiner Kreislauf
rechtes
Herz
9.1.
linkes
Herz
Lunge
Herz
Gehirn
Niere
Eingeweide
Muskulatur
Haut
1819
Skelett
grosser Kreislauf
1819
Abb. 1
Kreislauf (Schema)
Aufgaben
Der Blutkreislauf ist ein wichtiges Transportsystem im Körper. Es werden Zellen transportiert, wie die Erythrozyten, die Leukozyten und
die Thrombozyten. Daneben werden verschiedenste Stoffe mitgeführt. Dazu gehören die Gase
O2 und CO2 des Stoffwechsels (Metabolismus).
O2 ist in geringem Masse im Blutserum gelöst.
Das wichtigste Transportmittel ist das Hämoglobin der Erythrozyten. Die Bindung an Hämoglobin bestimmt letztendlich die Transportkapazität
der Bluts. Aber auch die Bausteine Grundnährstoffe Kohlenhydrat, freie Fettsäuren und Proteine werden mitgeführt. Daneben wird der Blutkreislauf als Transportsystem für das Abwehrsystem und das Hormonsystem benutzt. Hormone werden als freie Hormone und zum grossen Teil an Protein gebunden mitgeführt. Damit
hat das Blut für viele homöostatische Systeme
auch eine ausgleichend Pufferwirkung, die gewährleistet, dass die vor Ort wirksame Stoffkonzentration einigermassen konstant ist.
Nicht unerwähnt bleiben darf die wichtige Funktion des Blutes als Transportmittel für thermische Energie. Es transportiert die von den inneren Organen produzierte Wärme an die Körperoberfläche, an der
der Wärmeaustausch mit der Umgebung stattfindet.
Physische Leistungsfähigkeit: Kreislauf
9.2.
Überblick
Der Blutkreislauf teilt sich in einen grossen, den Körperkreislauf und einen kleinen, den Lungenkreislauf
(Abb. 1). Gefässe, die das Herz verlassen und zu den Organen des Körpers, bzw. zur Lunge führen,
werden dem arteriellen System zugerechnet und solche, die zum Herzen hinführen, dem venösen
System. Das Blut wird in der Lunge per Diffusion mit O2 angereichert und gleichzeitig wieder per Diffusion von CO2 befreit. Somit fliesst in den Lungenvenen und dem arteriellen System des Körpers O2-reiches Blut und CO2-armes Blut. Umgekehrt finden wir nach den Organen im venösen System des Körpers und dem arteriellen System der Lunge O2-armes und CO2-reiches Blut.
9.3.
Blutverteilung
Die Verteilung des Blutes im Kreislauf hängt vom Widerstand der verschiedenen Ansprüche der Organe
ab. Abb. 2 zeigt die Verteilung in Ruhe. Die Verhältnisse ändern sich je nach Beanspruchung der Organe. Die Regelung des Blutflusses durch die Organe bewirken glatte Ringmuskeln um die Arteriolen
am Ende des arteriellen Systems am Übergang zu den sehr dünnwandigen Kapillaren (kleine Diffusionsstrecken), in denen der lokale Gasaustausch im Gewebe stattfindet. Nach dem Gesetz von Hagen
Poiseuille ist die Durchflussmenge durch eine enge Röhre umgekehrt proportional zur 4. Potenz des des
Durchmessers dieser kleinen Röhre. Kleine Querschnittsänderungen bewirken also eine grosse Änderung der Durchflussmenge.
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Ergonomie / Arbeit + Gesundheit
9-1
Arbeitsphysiologie
Die glatten Ringmuskeln unterliegen lokalen
chemischen Einflüssen und dem vegetativen
Nervensystem. Wegen ihrer geringen Wandstärke können die Kapillaren keine bedeutenden
Druckunterschiede aufnehmen.
Hinweis:
Die Blutversorgung des Herzmuskels erfolgt durch ein
eigenes koronares Gefässsystem (Herzkranzgefässe)
und nicht durch das Blut in den Herzkammern. Damit
gibt es während der Pumpphase des Herzens
(Systole) keine Durchblutung des Herzmuskels.
Die grossen Veränderungen der Durchblutung
betreffen die Verdauungsorgane (Anforderungen
der Nahrungsaufnahme), die Haut (Thermoregulation), die Muskeln (Tätigkeit). Die Durchblutung der Niere ändert sich unabhängig vom arteriellen Druck nur unbedeutend. Die Durchblutung
des Gehirns wird hauptsächlich über den Blutdruck geregelt.
1082
1082
Abb. 2
Hinweis:
Die vorhandene Blutmenge reicht nicht aus, um das
gesamte mögliche Volumen des Gefässsystems mit
Blut zu füllen!
Schematischer Aufbau des Kreislaufs.
9.4.
Druckverteilung und Blutfluss
1086
1086
Abb. 3
9-2
Verteilung von Fliessgeschwindigkeit und Druck
im Kreislaufsystem.
Das Blut gelangt mit geringem Druck von der
Lunge kommend den linken Vorhof des Herzens
und von Dort in die linke Kammer. In der Linken
Kammer wird während der Systole periodisch der
für einen arteriellen Transport notwendige Druck
aufgebaut (Abb. 3, oben). Die Druckschwankung
in der linken Kammer sind deshalb gross. Das
Blut wird dann mit etwas geringeren Druckschwankungen (diastolischer – systolischer Blutdruck) im arteriellen System zu den verschiedenen Organen transportiert. Am Übergang zwischen Arteriolen und Kapillaren fällt der Druck
zusammen (s.o.). Der gesamte Gefässquerschnitt ist auf Grund der grossen Zahl der Kapillaren in den Organen sehr gross und damit der
Gefässwiderstand gering. So kann trotz der nunmehr sehr kleinen Druckdifferenz die Strömung
mit geringer Fliessgeschwindigkeit aufrecht erhalten werden. Eine geringe Fliessgeschwindigiha
Ergonomie / Arbeit + Gesundheit
Physische Leistungsfähigkeit: Kreislauf
Der Kreislauf kann in eine Niederdruck und ein
Hochdruckgebiet unterteilt werden. Das Hochdrucksystem umfasst im wesentlichen das arterielle System zwischen Linker Herzkammer und
den Organen. Das Niederdrucksystem reicht vom
Ausgang der Organe, über das rechte Herz, den
gesamten kleinen Kreislauf (Lunge) bis zum linken Vorhof (Abb. 2).
H. Krueger
keit ist notwendig, damit eine genügende Zeit für
den Gasaustausch mit dem Gewebe zur Verfügung steht. Die grosse Hohlvene (vena cava)
sammelt das Blut sowie die Lymphflüssigkeit aus
dem Lymphsystem und führt beide dem rechten
Vorhof des Herzens zu. In der rechten Kammer
wird wieder periodisch eine gerade so grosser
Druck aufgebaut, dass das Blut zur Lunge fliesst,
ohne dass in der Lunge ein zu grosser Druck
entsteht, dem diese nicht standhalten könnte.
1087
1087
Abb. 4 Hydrostatische bedingte Druckänderungen
im Kreislauf.
Aorta
Hinweis:
Andauernd statische Steharbeit ist ungünstig und zu
vermeiden.
Lungenarterie
linker
Vorhof
rechter
Vorhof
Diastole
Ve
b
ile
nt
9.5.
linke
Kammer
9.5.1.
rechte
Kammer
e
en
2063
Systole
2063
Physische Leistungsfähigkeit: Kreislauf
Abb. 5
Herzfunktion und Ventilebenenmechanismus
1081
1081
Abb. 6
Herzaufbau.
Wegen des geringen Druckes im venösen
System spielt der hydrostatische Druck in diesem
System eine wichtige Rolle für die Blutverteilung.
Während der Druck im Liegen zwischen Kopf
und Füssen ausgeglichen ist, besteht im Stehen
im Kopf ein relativer Unterdruck im Vergleich
zum Blutdruck in Herzhöhe und in den Beinen
ein entsprechender Überdruck (Abb. 4). Statisches Stehen führt deshalb zu einem Blut- und
Flüssigkeitsstau (Ödem) in den Beinen.
Kreislaufmotoren
Herz
Das Herz ist ein grosser Hohlmuskel mit vier
Hohlräumen, dem rechten Vorhof mit der rechten
Kammer und dem linken Vorhof mit der linken
Kammer (Abb. 5). Es funktioniert wie eine diskontinuierlich arbeitende Pumpe, die abwechselnd auf der einen Seite Flüssigkeit aufnimmt
(Diastole) und anschliessend diese Flüssigkeit
weitergibt (Systole). Dünne Segelklappen trennen die Vorhöfe von den Kammern. Feine muskuläre Filamente hindern sie am Durchschlagen.
Am Übergang der Kammern zu den arteriellen
Gefässen gibt es ein weiteres Klappensystem,
dass die Kammern von den Gefässen trennt. Die
Klappen funktionieren wie passiv arbeitende
Ventilklappen, die sich druckabhängig öffnen und
schliessen.
Das Blut gelangt aus der grossen Körperhohlvene (vena cava), die das Blut aus dem venösen
System der Organe sammelt sowie auch die
Lymphflüssigkeit des Lymphsystems in den rechten Vorhof und von dort in die rechte Kammer. Von dort
gelangt das Blut über den kleinen Kreislauf der Lunge in den linken Vorhof, die linke Kammer und
anschliessend die grosse Körper Schlagader (Aorta) (Abb. 6).
Wenn sich die Kammermuskulatur kontrahiert strömt Flüssigkeit gegen die Segelklappen und diese
schliessen sich. Daraufhin baut die Muskulatur in beiden Kammern einen Druck auf (Anspannungsphase
der Systole) bis sich die Klappen zu den abführenden Gefässen öffnen. Die Austreibungsphase der
iha
Ergonomie / Arbeit + Gesundheit
9-3
Arbeitsphysiologie
Kammern beginnt Sie endet, wenn die Kammermuskulatur vollständig kontrahiert ist und der Druck in
den Kammern unter denjenigen der Gefässe absinkt. Die Gefässklappen schliessen sich dann passiv.
Die anschliessende Diastole beginnt mit einer Entspannungsphase. Sie dauert solange, bis sich die
Segelklappen öffnen und über das in den Vorhöfen liegende Blut stülpen (Füllungsphase der Diastole).
Eine gedachte Ventilebene, in der die Klappen des Herzen liegen bewegt sich dabei hin und her (Abb.
5). In grober Näherung haben wir also eine eher passive Füllungsphase und eine aktive druckerzeugende Pumphase zu unterscheiden. Die Aktivität von linkem und rechten Herz sind so aufeinander abgestimmt, dass es weder zu einem Überdruck noch einer Volumenüberlastung der Lunge kommt.
Hinweis:
Wenn das Volumenangebot im rechten Vorhof zu klein ist, kann das Herz nicht wirkungsvoll arbeiten. Im Extremfall
kommt es zu Kreislaufschock mit Verlust des Bewusstseins. Wichtig ist es deshalb, prophylaktisch bzw. therapeutisch im Notfall für ein hinreichendes Volumenangebot zu sorgen (Hinlegen der Person bzw. Volumenzufuhr
(Plasmaexpander)).
Die grossen Druckdifferenzen im Kreislauf haben die Segelklappe und die Gefässklappe des linken Herzens aufzunehmen (Abb. 3). Sie sind deshalb auch am ehesten gefährdet.
1000
2379
800
600
400
Diastole
200
Systole
0
60
120
180
Herzschlagrate [ Schläge/min ]
2379
Abb. 7
Die Für die Durchblutung des Herzmuskels
wichtige Diastolenzeit wird mit zunehmender
Pulsrate kürzer
fmax = 210 – a [Schläge/min]
A:= Alter [Jahre]
Abb. 8
Anhalt für die kritische Herzfrequenz als Funktion des Alters.
HMV = SV • f
SV:= Schlagvolumen
f:= Schlagfrequenz
Abb. 9
9-4
Herzminutenvolumen (HMV)
Wie oben ausgeführt, ist die linke Herzkammer
der wesentliche Motor für das arterielle Hochdrucksystem. Somit ist auch die Muskulatur der
linken Kammer besonders stark entwickelt (Abb.
6). Anders als die Muskelzellen der Skelettmuskulatur, die im Muskel parallel ohne Verbindung
verlaufen, sind die Herzmuskelzellen miteinander
vernetzt. Sie bilden ein Retikulum, das spiralig
von oben nach unten zur Herzspitze verläuft.
Während der Austreibungsphase der Systole ist
der Blutfluss durch die Koronargefässe und auch
den Muskel völlig unterbrochen, denn der Druck
im Herzmuskel muss grösser als derjenige in der
Aorta sein. Diese Zeit kann durch Sauerstoffspeicher in der Muskulatur (Myoglobin) überbrückt werden. Zusätzlich verläuft neben jeder
Herzmuskelzelle eine Kapillare.
Die Herzmuskelzellen haben eine sehr lange
Refraktärzeit, während der die Zellen nicht oder
nur schwer zu einen neuerlichen Kontraktion angeregt werden können. Diese stabilisiert die geordnete Kontraktion des gesamten Muskels.
Zudem besitzt er spezielle Muskelzellen, die ein
Reiz-Leitungs-System für den geordneten Erregungsablauf der Kontraktion bilden. Die Kontraktion beginnt zeitlich in der Ventilebene und
schreitet von dort zur Herzspitze nach unten fort.
Kritische Herzfrequenz
Während der Systole wird das Herz nicht durchblutet. Es liegt also abgesehen vom an Myoglobin gebundenen O2 ein relativer O2-Mangel vor.
Die Systole gefährdet also potentiell ein vorgeiha
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Physische Leistungsfähigkeit: Kreislauf
Schlagperiodendauer [ ms ]
Hinweis:
Bei Insuffizienz der linken Segelklappe kann Blut während der Systole in den Vorhof zurückfliessen und dort einen
unnatürlichen Druck erzeugen, dem die Lunge nur mit einer Verdickung (Einlagerung von Bindegewebe) der Alveolenwände begegnen kann. Damit wird die Gasaustauschfunktion verschlechtert. Falls die Gefässklappe nicht
richtig schliesst kommt es bei der Diastole zu einem Rückstrom aus der Aorta. Bei einer Einbusse der Beweglichkeit der Klappen und einer Verengung der Öffnung ist der Durchfluss des Blutes behindert.
H. Krueger
Infarkt - Gewebe
schädigtes Herz. Mit zunehmender Herzfrequenz
bleibt die Systolenzeit annähernd konstant. Das
bedeutet aber, das eine Erhöhung der Herzfrequenz immer auf Kosten der Erholungszeit des
Herzmuskels, der Diastolenzeit geht (Abb. 7, ).
Somit gibt es eine kritische Herzfrequenz, die nur
mit Vorsicht überschritten werden sollte (Abb. 8).
rechte
Kammer
Kammermuskulatur
Kreislauftraining
2380
Ziel eines Kreislauftrainings ist es das Schlagvolumen (SV) zu vergrössern. Mit jeder Vergrösserung des SV kann dasselbe Herzminutenvolumen mit einer niedrigeren Schlagfrequenz erreicht werden (Abb. 9) und damit einer kleineren
belastenden Systolenzeit. Als Trainingsreize können qualitativ Herzfrequenzen über der sogenannten Dauerleistungsgrenze angesehen werden (s. Kap. Ergometrie).
grosse
Körperschlagader
Aorta
grosse
Körperhohlvene
vena cava
rechte
Kammer
linke
Kammer
Infarkt - Gewebe
Herzerkrankungen
2380
2380
Abb. 10 Herzinfarkt.
oben: Herz im Querschnitt;
unten: Herz von der Rückseite gesehen.
relatives Risiko
Risikofaktor
systolisch
Blutdruck [mmHg]
sehr niedrig
<110
niedrig
120
Körperfett [%]
moderat
130-140
hoch
150-160
sehr hoch
>170
>70
76
82-88
94-100
>106
niemals
5
Okt 20
30-40
>50
Männer
12
16
25
30
>35
Frauen
16
20
30
35
>40
<25
25-30
30-40
>40
niemals
selten
gelegentlich
häufig
fast konstant
120
90
30
0
0
diastolisch
Zigaretten [pro Tag]
Body Mass Index 1
Stress
Physische Aktivität 2
Familiengeschichte [n HI]3
Alter [Jahre]
0
0
1
2
3+
<30
40
50
60
>70
1
2
3
Body Mass Index = Gewicht[kg]/Körperhöhe[m]
min über 60% HRmax
Zahl der Herzinfarkte bei Personen <60 Jahre
2392
2392
Abb. 11 Koronares Risiko.
relatives Infarktrisiko
Physische Leistungsfähigkeit: Kreislauf
Wilmore J.H., Costill D.L. (1994) Physiology of sport
and exercise, Human cinetics, ISBN 0-87322-693-3
10
2134
8,8
9
8
7
6
5
4
3
2,75
2,5
2,25
2
1
Hinweis:
Ausdauersportler können Ruhepulse von 40 Schlägen/min und weniger haben.
Koronare Herzerkrankungen führen zu einer zeitlich begrenzten (Angina pectoris) oder einer dauerhaften (Herzinfarkt) Durchblutungsstörung des
Herzens mit entsprechenden morphologischen
Änderungen.
Die Angina Pectoris, ein Gefühl der Brustenge
mit „Atemnot“ ist ein Zeichen für eine Mangeldurchblutung des Herzmuskels.
Beim Herzinfarkt wird ein die Blutzufuhr für einen
kleineren oder auch einen grösseren Anteil der
Herzmuskels akut unterbrochen. Im Laufe des
Heilungsprozesses wird das betroffenen Gewebe
durch Narbengewebe ersetzt.
Die Risikofaktoren für eine koronare Herzerkrankung können in primäre (Rauchen, Bluthochdruck, physische Inaktivität) und sekundäre
(Übergewicht, Diabetes, Stress, Genetische Prädisposition, Geschlecht, Alter) unterteilt werden
(Abb. 11). Hohe Arbeitsbeanspruchung gehört
offensichtlich nicht zu den disponierenden Faktoren, wie Abb. 12 zeigt. Ergänzend muss die
Belastung als überfordernd wahrgenommen
werden.
2,6
Ein Herzinfarkt kündigt sich in der Regel an (
1,8
2393
weiter
Aufgabeninhalt
enger
enger AufAufgaben- gabeninhalt
inhalt
kombiniert
mit starker
FreizeiteinSchränkung
Überstunden
im Beruf
nebenberufliche
Überstunden
starke
Freizeiteinschränkung
2134
Abb. 13). Nur werden die Anzeichen von den
Betroffenen meist überhört.
9.5.2.
Arterielles Pumpsystem
Abb. 12 Relatives Herzinfarktrisiko und Tätigkeit.
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Ergonomie / Arbeit + Gesundheit
9-5
Arbeitsphysiologie
Windkesselfunktion
Das von der linken Herzkammer ausgeworfene
Volumen landet in der Aorta. Diese hat in der
Wand elastische Elemente und dehnt sich aus.
Ein Dehnungswellen läuft dann vom Herzen nach
peripher über die Aortenwand hinweg (Abb. 14).
Aufgrund der in den elastischen Fasern gespeichert Energie kann der Druck im Gefäss
über die Phase der Diastole aufrecht erhalten
werden. Der arterielle Druck sinkt von einem
systolischen Spitzendruck (120mmHg) nur auf
einen diastolischen Enddruck (80mmHg) ab. So
ist auch in der Diastole ein hinreichender Blutstrom in den Organen, z.B. dem Gehirn gewährleistet.
2393
2393
Abb. 13 Herzinfarktzeichen
1084
1084
Abb. 15 zeigt schematisch die Druck-VolumenKennlinie von Arterien und Venen. Oberhalb
eines Grundvolumens steigt der Druck in den
Gefässen linear mit dem eingefüllten Volumen
an. In der Wand sind auch muskuläre Elemente.
Die Kennlinie wird durch Aktivierung oder Hemmung des sympathischen Nervensystems verschoben. Die Venen haben im Vergleich ein
grosses Füllungsvolumen und nur geringe elastische Kräfte in der Wand. Auf Grund ihrer elastischen Eigenschaften haben die grossen und die
kleinen (Arteriolen) Arterien eine runden Querschnitt, während die Venen im Querschnitt mehr
Textilschläuchen gleiche.
Hinweis:
Venen fallen wie Feuerwehrschläuche zusammen,
wenn Saugkräfte auftreten. Der rechte Vorhof des
Herzens kann also nicht saugend gefüllt werden,
sondern nur durch aktiven Volumenzufuhr.
Abb. 14 Windkesselfunktion der Aorta.
Physische Leistungsfähigkeit: Kreislauf
1085
1085
Abb. 15 Elastische Eigenschaften von Venen und Arterien
9-6
iha
Ergonomie / Arbeit + Gesundheit
H. Krueger
Arteriosklerose - Arteriolosklerose
Bei einer Arteriosklerose werden elastische Elemente der Arterien oder der Arteriolenwände
durch Bindegewebe ersetzt, Substanzen treten
aus der Blutbahn in die inneren Schichten der
Gefässwand über. Diese versteift, wird u.U. gar
brüchig und kann ihre druckausgleichende Funktion (Windkessel) nur noch bedingt erfüllen. In
einem späten Stadium wird in die Wand Kalk
eingelagert (Verkalkung).
In Abb. 17 sind einige Risikofaktoren für eine
Arteriosklerose zusammengestellt.
2062
2062
Physische Leistungsfähigkeit: Kreislauf
Abb. 16 Ansicht der Innenfläche einer normalen Aorta
(links) und einer arteriosklerotisch veränderten
(rechts)
2061
Abb. 17 Arteriosklerose: Risikofaktoren
iha
Ergonomie / Arbeit + Gesundheit
9-7
Arbeitsphysiologie
Haut
Haut
1647
9.5.3.
Venöses Pumpsystem
1647
Wie oben festgestellt kennzeichnen zwei wichtige Eigenschaften das venöse Niederdrucksystem. Die Venen müssen aktiv mit Blut gefüllt
werden und das Blutvolumen reicht nicht aus,
das ganze Gefässsystem mit Blut zu füllen. Das
heisst die Eigenschaften starrer Rohrsystem
gelten nicht. der Druck im arteriellen System
kann nicht genutzt werden, um das Blut im venösen System per Kontinuitätsgleichung beim Stehen gegen den hydrostatischen druck zu Herzen
zurückzuführen. Hier hilft die sogenannte Muskelpumpe.
Muskelpumpe
Venensystem
+
Klappen
Knochen
Knochen
647
Abb. 18 Prinzip der „Venenpumpe“
1
220 ml
180 ml
100 ml
40 ml
30 ml
Stehen
1648
10 ml
Gehen
1648
1648
Abb. 19 Blutvolumen in den Beinen abhängig von der
Tätigkeit.
Für den venösen Rückstrom in der unteren Körperhälfte ist also im Stehen die Bewegung der
Muskulatur von grosser Bedeutung. Statische
Steharbeit ohne genügenden Bewegungsraum
für die Bein lässt einen Anteil des Blutes im Bein
versacken (Abb. 19).
Hinweis: Personen in Stehberufen insbesondere
Frauen klagen am Abend häufig über geschwollenen
Beine (Ödeme), Dieses ist immer ein Zeichen für eine
ungünstige Arbeitshaltung bzw. unzureichende
Arbeitsorganisation.
Längere Drucküberlastung des venösen Systems
führt zu Krampfadern (Varizen). Sie „beulen“ sich
aus. In einem späten Stadium kann es zu einer
Zerstörung der Klappen und Venenentzündungen kommen. Ein mögliche prophylaktische
Massnahme ist die Kompression der oberflächlichen Venen mit stützenden Massnahmen
(Stützstrümpfe).
9-8
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Ergonomie / Arbeit + Gesundheit
Physische Leistungsfähigkeit: Kreislauf
Venensystem
+
Klappen
Der venöse Rückstrom wird durch Betätigung der
Muskulatur aktiv unterstützt. Das venöse System
in den Beinen ist ein Strickleitersystem aus oberflächlichen und tiefen Venen, die durch Querstege verbunden sind (Abb. 18). Die sich bewegenden Muskeln drücken auf dieses Venensystem.
Die inneren Venen finden auf dem Knochen ein
festes Widerlager und werden vom dicken Muskelbauch während der Kontraktion flach gedrückt. Klappen in den Venen sorgen dafür, dass
das Blut in Richtung Herz verdrängt wird. Die
oberflächlichen Venen haben als Widerlager nur
die Haut und darunter liegendes Bindegewebe.
Wenn dieses erschlafft fehlt ein solches Widerlager und der Flüssigkeitsstrom ist nicht mehr
gewährleistet.
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Atmung
Physische Leistungsfähigkeit: Kreislauf
Die Atmung mit wechselndem „Überdruck“ und
„Unterdruck“ hat eine zusätzliche unterstützende
Wirkung für den venösen Rückstrom zum Herzen.
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