Vorhof flimmern

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Patienteninformation
Fazit
1. Vorhofflimmern ist eine häufige Herzerkrankung, die ohne Gerinnungshemmung ein hohes Schlaganfallrisiko birgt.
Vorhofflimmern
2. Der CHA2DS2-VASc-Score erlaubt eine exakte Abschätzung der Notwendigkeit einer Gerinnungshemmung. Diese ist in den meisten Fällen
erforderlich.
3. Durch den HAS-BLED-Score lässt sich das Blutungsrisiko bei einer
Gerinnungshemmung abschätzen. Das Risiko ist fast immer geringer als
der Nutzen..
4. Durch die lebenslange Gerinnungshemmung wird das Risiko für einen
Schlaganfall deutlich vermindert.
Schlaganfälle verhindern
durch frühzeitige Erkennung und Behandlung
© Eine Information von INVADE und AOK Bayern. INVADE gem. GmbH, Institut für Versorgungsforschung,
85598 Baldham, Karl-Böhm-Str. 32, www.invade.de; Management of Atrial Fibrillation, ESC Clinical Practice
Guidelines, European Society of Cardiology 2010.
Gestaltung: www.cwahrenberg.de; Foto: Fotolia.com, © poco; 2. Auflage, August 2012
Diese Patienteninformation kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen oder Ihnen eine Entscheidung abnehmen. Sie kann aber dazu dienen, besser vorbereitet in das Arzt-Patienten-Gespräch zu gehen und so gemeinsam mit Ihrem Arzt eine fundierte und einvernehmliche Entscheidung zu treffen.
Mit freundlicher Unterstützung von
Vorhofflimmern und Schlaganfall
Medikamentöse Gerinnungshemmung
Beim Vorhofflimmern bewegen sich die Vorkammern des Herzens in einer
hohen, unregelmäßigen Schlagfolge um 300-350 Schläge pro Minute. Da
eine geordnete Steuerung durch die Vorkammern nicht mehr erfolgt, arbeiten auch die Herzkammern unregelmäßig. Vorhofflimmern wird von einigen
Menschen als Herzunruhe (Stolpern) bemerkt und kann eine Herzschwäche
verstärken. Viele Menschen bemerken nichts.
1. Vitamin-K-Antagonisten (z.B. Phenprocoumon / Marcumar, Coumadin)
müssen nach Anordnung des Hausarztes eingenommen werden und werden auf einen Gerinnungsmesswert (INR) zwischen 2 und 3 eingestellt.
Blutkontrollen sind im Abstand von meist 2-4 Wochen erforderlich. Es sind
seit Jahrzehnten bewährte Medikamente. Durch die Gabe von Vitamin K
kann im Notfall die volle Leistung der Blutgerinnung wiederhergestellt werden.
Die Vorkammern befinden sich in einem Vibrationszustand und pumpen
nicht mehr geordnet. Daher können sich durch die körpereigene Blutgerinnung Blutgerinnsel bilden, die vom Blutstrom z.B. in die Gehirnschlagadern
fortgerissen werden und einen Schlaganfall auslösen.
2. Neue Substanzen (z.B. Dabigatran, Rivaroxaban, Apixaban, Edoxaban)
benötigen keine Gerinnungskontrolle und können im Einzelfall Vorteile
haben. Derzeit fehlen noch Langzeiterfahrungen. Auch bei ihnen ist eine
exakte zeitgerechte Einnahme erforderlich.
Das Vorhofflimmern kann dauernd, aber auch nur zeitweise auftreten.
Das Risiko von Blutgerinnseln ist aber in beiden Fällen deutlich erhöht.
Ursachen des Vorhofflimmerns
Eine eingehende Bewertung des Schlaganfallrisikos bei Vorhofflimmern
kann durch die Gesamtpunktzahl des CHA2DS2-VASc-Score erfolgen.
Erkrankungen / allgemeine Risiken
C
H
A2
D
S2
V
A
Sc
Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
Hypertonie (Bluthochdruck)
Alter ≥ 75 Jahre
Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
Schlaganfall/TIA/Thrombembolien (Gerinnselbildung)
Gefäßerkrankungen
Alter 65-74 Jahre
weibliches Geschlecht
Punkte
1
1
2
1
2
1
1
1
Das Schlaganfallrisiko steigt mit der Anzahl der Punkte auf bis zu 15 % pro Jahr!
Bei einem Score von 1 ist daher eine Gerinnungshemmung durch Medikamente zu erwägen, ab einem Score von zwei Punkten eindeutig notwendig.
Eine Gerinnungshemmung erhöht das Risiko von Blutungen z.B. bei Unfällen
und in die inneren Organe. Das Risiko kann durch den Arzt abgeschätzt
werden (HAS-BLED-Score). Da die Hemmung der Blutgerinnung maßvoll
und kontrolliert erfolgt, ist der Nutzen der Gerinnungshemmung fast immer
größer als das zu erwartende Risiko.
Die Vorbeugung eines Schlaganfalls bei Vorhofflimmern ist nur durch eine
lebenslange Gerinnungshemmung möglich. Sie ist die Methode der Wahl,
Aspirin/ASS reicht nicht!
Häufig liegt eine Erweiterung der Herzvorkammer vor, die z.B. durch einen Bluthochdruck begünstigt wird und zu einer Störung der elektrischen Erregung führt.
Auch eine Schwäche des Herzmuskels (z.B. nach Herzinfarkt oder Herzmuskelentzündung) oder Veränderungen der Herzklappen können Vorhofflimmern verursachen. Allerdings kann auch bei einem sonst gesunden Herz Vorhofflimmern
auftreten. Dann sollten z.B. Störungen der Schilddrüse (Überfunktion) oder die
schädigende Wirkung von Giftstoffen wie Alkohol ausgeschlossen sein.
Ist Vorhofflimmern heilbar?
Zunächst ist eine eingehende Untersuchung des Herzens (meist auch mittels
Ultraschall) erforderlich, um behandelbare Ursachen des Vorhofflimmerns zu
erkennen und eine Empfehlung zum weiteren Vorgehen zu ermöglichen. Neben
der Gabe von Medikamenten gibt es dann im Einzelfall folgende Alternativen:
1. Anhaltendes Vorhofflimmern kann durch einen Elektroschock (in einer
kurzen Narkose) beendet werden. Eine Nachbehandlung mit Medikamenten
ist nötig.
2. Bei der Katheterablation wird durch einen Herzkatheter versucht, das
Flimmern im Vorhof durch Veröden zu beseitigen.
In beiden Fällen ist ein Rückfall in Vorhofflimmern möglich. Eine medikamentöse Gerinnungshemmung ist weiterhin nötig. Beide Behandlungen sind nur
bei einem kleinen Teil der Menschen mit Vorhofflimmern erfolgversprechend.
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