Zwangsstörungen und verwandte Störungen – ein

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Verwandtschaft
DGZ Tagung
07.10 - 08.10.2016
Max Planck Institut für Psychiatrie
Tagesklinik Westend und Psychosomatische Klinik
Windach
Zwangsstörungen und
verwandte Störungen – ein Überblick
Prof. Dr. M. Zaudig
Psychosomatische Klinik Windach
Zaudig
1
Historisches zur Zwangsstörung
 Im 19. Jahrhundert erste Versuche der Abgrenzung
Zwangsgedanken von Wahn
 1838 beschrieb Esquirol (1772 - 1840) die Zwangsstörung als eine
Form der "Monomanie„
 v. Krafft-Ebing definierte 1867 erstmals den Begriff
„Zwangsvorstellung“
 1868 beschrieb Griesinger 3 Fälle von "Grübelnsucht"
 1877 beschrieb Westphal erstmalig die Zwangsstörung im
heutigen Sinne
 In Großbritannien wurde dieser Terminus als "obsession" eingeführt
 P. Janet und S. Freud grenzten die Neurasthenie von der
Zwangsneurose ab
•
„Das neurotische Zeremoniell besteht
in kleinen Verrichtungen, Zutaten,
Einschränkugen, Anordnungen, die bei
gewissen Handlungen des täglichen
Lebens in immer gleicher oder
gesetzmäßig abgeänderter Weise
vollzogen werden.“
•
„Der Kranke ist unfähig dieses
Zeremonielle zu unterlassen, denn
jede Abweichung von dem Zeremoniell
straft sich durch unerträgliche Angst,
die sofort die Nachholung des
Unterlassenen erzwingt…“ [Zitate aus der
Abhandlung Zwangshandlungen und Religionsübungen]
•
„Bemerkungen über einen Fall von
Zwangsneurose – der Rattenmann“
(Sigmund Freud, 1909).
1856 - 1939
3
• Im Jahr 2015 erschienen in PubMed 72x
mehr Publikationen zum Thema
Zwangsstörungen als noch 1985.
• Bisher (August 2016) sind 8324
Publikationen zu diesem Thema
erschienen. 1985 waren es noch 31.
01.2016 - 09.2016
2015
2014
2013
2012
2011
2010
2009
2008
2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001
2000
1999
1998
1997
1996
1995
1994
1993
1992
1991
1990
1989
1988
1987
1986
1985
1984
1983
1982
1981
1980
1979
1978
1977
1975
1974
1973
1966
Zahl der OCD-Publikationen pro Jahr
n=579
600
(72 x mehr als im
Jahr 1985)
500
DGZ 1995
n= 466
400
300
n=128
200
n=8
100
0
S3-Leitlinie Zwangsstörungen (2013)
Zwangsstörung
Zwangsgedanken
Anspannung
Zwangshandlungen
Angst
Lebensqualität
tiefe Hirnstimulation
6
Evidenzbasierte Behandlung von
Zwangsstörungen
S3-Leitlinie Zwangsstörungen (2013)
KVT
inkl. ERV
S3-Leitlinie Zwangsstörungen (2013)
nein
SSRI‘s/
Clomipramin
KVT = kognitive Verhaltenstherapie
SSRI = Serotonin-Wiederaufnahmehemmer
ERV = Exposition und Reaktionsverhinderung
SSRI‘s/
Clomipramin
+
KVT
Zwangsstörung
Epidemiologie (1 – 3 % Lebenszeitprävalenz)
Zwangsgedanken verursachen Anspannung, Angst, Distress
Zwangshandlungen vermindern Anspannung, Angst, Distress
Zwangsstörung und verwandte Störungen-ZWAV:
Körperdysmorphe Störung,Pathologisches
Horten,Dermatillomanie,Trichotillomanie.
Deutliche psychosoziale Beeinträchtigung
Ausgeprägte Verminderung der Lebensqualität
In 60-85% deutliche Verbesserung durch KVT,
20-40% durch SSRI (S3 Leitlinien)dieser Erfolg wird im Durchschnitt auch 5 Jahre nach Beendigung der Therapie
nachgewiesen.
Zwangsstörung
S3-Leitlinie Zwangsstörungen (2013)
 Aber nur ein Drittel aller Patienten mit
Zwangsstörung erhält eine geeignete
Pharmakotherapie,
 und nur 10 -20% erhalten eine
evidenzbasierte Psychotherapie (KVT)
(Foa et al,2010)!
Psychosomatische Klinik Windach
Zaudig
10
S3-Leitlinie Zwangsstörungen (2013)
11
Zwangsstörung
 Obwohl die KVT in 60 – 85 % der
Patienten erfolgreich ist,
 profitieren eben 15 – 40 % der
Patienten nicht genügend (Pallanti und
Quercioli,2006;Foa, 2010).
Zwangsstörung
Heterogenität der Zwangsstörung
Diese nicht unbedeutende Zahl
an Non-Respondern (15 – 40 %)
weist u.a. auf die Heterogenität
der Zwangsstörung hin.
13
Zwangsstörung
Heterogenität der
Zwangsstörung
Vom Subtyp zu
Spektrumsstörungen bis hin zu
„Zwangsstörung und Verwandte
Störungen“
Zwangsstörung und Verwandte Störung
Seit Mitte der 90er Jahre, vor allem in der angloamerikanischen Literatur, wird auf verschiedene der
Zwangsstörung ähnelnde Störungsbilder hingewiesen.
Nach Hollander und Wong (1995) sind dies im engeren
Sinn Störungsbilder wie Gilles de la Tourette-Syndrom,
Tic-Störungen, Autismus, Anorexia nervosa,
Körperdysmorphe Störung, Hypochondrie,
Trichotillomanie usw.
.
Zwangsstörung und Verwandte Störung
Körperdysmorphe
Störung
Olfactory reference syndrome
Hypochondrie
Kleptomanie
Anorexia nervosa
Bulimia nervosa
Borderline Persönlichkeitsstörung
(impulsiver Typ)
Tourette-Syndrom
Anankastische Persönlichkeitsstörung
Chorea Sydenham, Chorea
Huntington, Torticollis
Kaufsucht
Paraphilien ( BIID)
Autismus Spektrum
Sammelzwang/Horten
Schizophrenie mit Zwangstörung
Trichotillomanie
Compulsive skin
picking/Dermatillomania
Hollander et al., 1993; Hollander und Benzaquen, 1996;
Niedermeier, Hegerl, Zaudig, 1998; Hollander, 2006
16
Zwangsstörung und Verwandte Störung
Diese Störungsbilder weisen einige
Ähnlichkeiten mit der Zwangsstörung auf und
zwar auf der Symptomebene, Phänomenologie,
demographisch, im Bereich der Komorbidität,
Verlauf, ähnliche therapeutische Wirksamkeit der
kognitiven Verhaltenstherapie und der
Psychopharmakotherapie mit SSRIs.
Zwangsstörung und Verwandte Störung
2006 wurden 187 Zwangsexperten weltweit
befragt, welche Störungen im engeren Sinne zu
einem Zwangsspektrum zählen sollten
(Mataix-Cols et al. 2007):
Körperdysmorphe Störung 72 %,
Trichotillomanie 71 %,
Ticstörung 61 %, als OCD Subtyp: 81 %
Hypochondrie 57 %,
Anankastische Persönlichkeitsstörung/
OCPD 45 %.
Zwangsstörung und Verwandte Störung
Die DSM-5 Spectrum Study Group (Phillips et al,2010)
verglichen die Zwangsspektrumsstörungen
mit der Zwangsstörung mit Hilfe von 11 validen Kriterien
(validators, in Anlehnung an die Kriterien von Robin und Guze,1970).
Am ähnlichsten waren:
Körperdysmorphe Störung, Pathologisches Horten,
Trichotillomanie!
OCPD, Hypochondrie, Dermatillomanie (wegen neuer Studien 2013 doch noch zu ZWAV)
und die Autodysmophobia (olfactory reference syndrome - ORS)
waren von der Datenlage her nicht eindeutig.
Zwangsstörung und Verwandte Störungen
- ZWAV
OCD
Die DSM-5-Kriterien für die
Zwangsstörung sind im Vergleich zu
DSM-IV-TR “verschlankt” und nicht
wesentlich verändert.
Die Zwangsstörung wird nicht mehr den
Angstsstörungen zugeordnet,sondern
ist Mittelpunkt eines separaten Kapitels.
OCD
Die neue DSM-5-Kategorie “Zwangsstörung
und Verwandte Störungen” – ZWAV
(Körperdysmorphe Störung, Pathologisches
Horten, Trichotillomanie und Dermatillomanie)
betont erstmals die Wichtigkeit dieser
Störungsbilder, aber auch ihre Nähe zur
Zwangsstörung
Die neuen Definitionen sollen die
Therapieforschung/entwicklung fördern helfen.
DSM-5 Zwangsstörung und Verwandte Störungen
Zwangsstörung sowie
Körperdysmorphe Störung
Pathologisches Horten
Trichotillomanie
Dermatillomanie
DSM-5 Zwangsstörung und Verwandte Störungen
ZWAV
Weitere Störungsbilder die noch zu ZWAV
assoziiert werden könnten:
mit Ticstörung/
early onset
olfactory reference syndrome (ORS)
body integrity identidy disorder (BIID)
Zwangsstörung und Verwandte Störung vs Subtypen
Zwangsstörung mit Subtypen
Einsicht
Zwangsspektrum/Verwandte
Störungen
Kaufsucht
Anankastische
PS/OCPD
DSM-5 Zwangsstörung und Verwandte Störungen
Zwangsstörung
OCD
In Kürze…
Die DSM-5-Kriterien für die Zwangsstörung
sind im Vergleich zu DSM-IV-TR “verschlankt”
und nicht wesentlich verändert.
Neu hinzu kommt der Subtyp “Tic-bezogen”
und ausführlicher beschrieben ist der
Subtyp”Einsichtsfähigkeit”
Die Zwangsstörung wird nicht mehr den
Angstsstörungen zugeordnet, sondern ist
Mittelpunkt eines separaten Kapitels.
DSM-5 Zwangsstörung und Verwandte Störungen
Dermatillomanie
heute um14:30
S.Fricke
DSM-5 Zwangsstörung und Verwandte Störungen (ZWAV)
Pathologisches Horten
heute um 15:00
U. Voderholzer
Psychosomatische Klinik Windach
Zaudig
DSM-5 Zwangsstörung und Verwandte Störungen
Trichotillomanie
heute um 15:30
A.Peters
DSM-5 Zwangsstörung und Verwandte Störungen
Körperdysmorphe Störung
DSM-5
Körperdysmorphe Störung (BDD )
• Enrico Morselli beschrieb die Störung erstmals 1891
• Prävalenz 0,7 – 5 %
• Männer und Frauen ähnlich oft betroffen
• Beginn überwiegend in der Pubertät
• 1986 Etablierung der Definition in DSM-III-R
• Hohe Komorbidität mit Depression, sozialer
Ängstlichkeit, (soziale Phobie), Angststörungen
• DD Zwangsstörung, Hypochondrie, wahnhafte
Störung, in DSM-5 Teil von ZWAV(Zwangsstörung und Verwandte Störungen)
• primäre Inanspruchnahme von plastischen Chirurgen,
Dermatologen und HNO-Ärzten
DSM-5
Körperdysmorphe Störung (BDD )
A. Übermäßige Beschäftigung mit einem oder mehreren vermeintlichen
Mängeln oder Defekten im äußeren Erscheinungsbild, die für andere
nicht erkennbar sind oder geringfügig erscheinen
B. Im Verlauf der Störung hat die Person in Reaktion auf die
Befürchtungen bezüglich des Aussehens, sich wiederholende
Verhaltensweisen – repetetiv- (z.B. Überprüfung im Spiegel,
übermäßige Körperpflege, Rückversicherungsverhalten) oder
gedankliche Handlungen (z.B. Vergleich des Aussehens mit anderen)
ausgeführt
C. Die übermäßige Beschäftigung verursacht in klinisch bedeutsamer
Weise Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder
anderen wichtigen Funktionsbereichen
D. Die übermäßige Beschäftigung mit dem äußeren Erscheinungsbild wird
nicht besser durch die Diagnose einer Essstörung erklärt (z.B. bei
Befürchtungen in Bezug auf Körperfett oder –gewicht)
DSM-5
Körperdysmorphe Störung (BDD)
Bestimme ob:
Mit Muskeldysmorphie: Die Person ist übermäßig beschäftigt mit der
Vorstellung, dass sein oder ihr Körper zu klein oder nicht ausreichend
muskulös gebaut ist. Dieses Bestimmungsmerkmal trifft auch zu, wenn die
Person sich übermäßig mit anderen Körperbereichen beschäftigt, was sehr
häufig der Fall ist.
Bestimme ob:
Gebe das Ausmaß der Einsicht in Bezug auf die Inhalte der
körperdysmorphen Störung (z.B. „Ich sehe hässlich aus“ oder „Ich sehe
entstellt aus“) an.
Mit guter oder ausreichender Einsicht: Die Person erkennt, dass die Inhalte
der körperdysmorphen Störung eindeutig oder wahrscheinlich nicht der
Realität entsprechen.
Mit wenig Einsicht: Die Person glaubt, dass die Inhalte der
körperdysmorphen Störung wahrscheinlich der Realität entsprechen.
Mit fehlender Einsicht/ Wahn: Die Person ist vollkommen überzeugt, dass
die Inhalte der körperdysmorphen Störung der Realität entsprechen.
DSM-5
Körperdysmorphe Störung (BDD )
Sehr häufig drehen sich die Gedanken um das
Aussehen des Körpers, aber am häufigsten das
Aussehen der Haut, der Nase, der Haare und Brust.
Prinzipiell können jedoch alle Körperregionen betroffen
sein.
Typischerweise denken Patienten mit Körperdysmorpher
Störung sehr häufig, oft mehrere Stunden täglich über
die vermeintlichen Mängel in ihrem Äußeren nach.
Die Gedanken sind wie bei der Zwangsstörung
wiederkehrend, intrusiv, schwer zu kontrollieren, kaum
abstellbar.
35
DSM-5
Körperdysmorphe Störung (BDD )
Zusätzlich muss natürlich der Körper kontrolliert werden,
z. B. zwanghaftes Betrachten im Spiegel, Vermessen
von Körperteilen. Dieses Verhalten wird als „Checking“
bezeichnet. Die Betroffenen schämen sich für ihr
Aussehen, halten sich für hässlich, entstellt und
unzumutbar für die Öffentlichkeit. Die Patienten schämen
sich für ihren Körper und nicht selten wird diese Störung
ähnlich wie die Zwangsstörung als „Schamkrankheit“
bezeichnet.
36
DSM-5
Körperdysmorphe Störung (BDD )
Psychosozial grenzen sich diese Patienten von selbst
aus, entwickeln massive Selbstwertdefizite, in
mindestens 20 % weisen sie zu irgend einem Zeitpunkt
der Erkrankung ernsthafte Suizidgedanken auf.
37
DSM-5 Zwangsstörung und Verwandte Störungen ? ???
► Body Integrity Idendity Disorder/KörperIntegrität-Identitäts-Störung – BIID
► Body Integrity Idendity Disorder/Körper-IntegritätIdentitäts-Störung - BIID
Nach First (2004) resultiert der Amputationswunsch aus
einer Identitätsstörung, vergleichbar mit einer
Geschlechtsidentitätsstörung, er hat dafür den Begriff
Body Integrity Identity Disorder (BIID) geprägt.
Typisch für BIID ist die Unzufriedenheit mit der
anatomischen Identität, der Beginn in Kindheit oder
Adoleszenz, die manchmal erfolgreiche Therapie durch
Amputation.
► Body Integrity Idendity Disorder/Körper-IntegritätIdentitäts-Störung – BIID
Money hat 1977 den Wunsch nach Amputation als Paraphilie
erklärt, bei der der Amputationsstumpf erotisiert werde und dafür
den Begriff Apotemnophilie (Liebe zur Amputation) geprägt
(Money et al., 1977).
Wie bei den meisten Paraphilien tritt auch die Apotemnophilie
(BIID) hauptsächlich bei Männern auf, insbesondere bei
homosexuellen, Amputationswunsch und Amputationsfetischismus
sind eng korreliert und ein weiteres Drittel aller Betroffenen hat
mindestens eine weitere Paraphilie wie z. B. Transvestitismus,
Fetischismus, Masochismus oder Pädophilie.
►
Body Integrity Idendity Disorder/Körper-Integrität-Identitäts-Störung – BIID
► Bruno (1977) unterscheidet drei Typen:
- wannabes (would be amputees), die sich nach einer
bestimmten körperlichen Behinderung sehnen, möglichst
durch Amputation.
- pretenders, die eine körperliche Behinderung simulieren
und dazu Hilfsmittel wie Rollstühle, Krücken und Bandagen
zum Abbinden von Gliedmaßen verwenden.
- devotees, die sich sexuell von Körperbehinderten,
besonders von amputierten Personen angezogen fühlen.
Krankheitsbild BIID
Sehnsucht nach Amputation
Paul ist körperlich gesund - und wünscht sich
nichts sehnlicher, als sich sein linkes Bein
amputieren zu lassen. Wie er leiden weltweit
mehrere Tausend Menschen unter der als BIID
bekannten Störung. Sie fühlen sich erst
komplett, wenn ihnen etwas fehlt.
(Sylvie-Sophie Schindler)
Krankheitsbild BIID
• Paul hat es seiner Ehefrau noch nicht gesagt. "Ich weiß wirklich
nicht, wie ich ihr das schonend beibringen kann", sagt der 48Jährige. Seit 24 Jahren sind sie verheiratet. Geheimnisse gibt es
sonst keine. Nur dieses eine: Paul möchte sich sein linkes Bein
amputieren lassen.
• Ja, er wisse, das sei absurd. Er wisse, dass andere ihn für verrückt
erklären könnten. Wie kann er also erwarten, dass sie das versteht?
"Ich verstehe es ja selbst nicht", sagt Paul. "Doch ich habe diesen
Wunsch schon seit meiner Kindheit. Er verschwindet einfach
nicht." Da helfe auch kein Verdrängen. "Kein Tag vergeht ohne die
quälenden Gedanken an diesen Amputationswunsch." Es gäbe, so
sagt er, nur eine einzige Lösung: eine Operation.
Krankheitsbild BIID
Die Rolle des Einbeinigen gefällt ihm
Die Sehnsucht ist einfach nicht tot zu kriegen. Wann immer es
geht, am liebsten täglich, schlüpft Jakob in die Rolle des
Einbeinigen. Dazu klappt er das Bein hoch, schnürt über den
Oberschenkel eine Binde und zieht sich einen Silikonliner drüber,
eine Art Strumpf, der über den "Beinstupf" gestülpt wird. "Schon
das Aufrollen des Liners erzeugt ein riesiges Glücksgefühl in mir",
berichtet er. Mit Krücken oder im Rollstuhl erledigt Jakob dann
alles, was im Haushalt so anfällt: Kochen, Bügeln, Putzen. "Wenn
ich mein linkes Bein nicht gebrauchen kann, geht es mir richtig
gut", sagt er. So auch nach draußen zu gehen, dafür fehle ihm
allerdings der Mut. "Die Angst, dass ich auffliegen könnte, ist zu
groß."
Was Jakob macht, ist quasi auch ein Test.
Von "Pretending" sprechen die Fachleute.
Body Integrity Idendity Disorder/Körper-Integrität-Identitäts-Störung
Im Forschungskontext wird derzeit noch kontrovers diskutiert, ob der pathologische
Amputationswunsch, d. h. die Apotemnophilie eine Kombination aus
Zwangsstörung, Körperdysmorpher Störung, Paraphilie und Identitätsstörung ist
(Donix und Reuster, 2007; Müller, 2010).
► „Olfactory-Reference-Syndrome“ - ORS
► „Olfactory-Reference-Syndrome“ - ORS
Das olfactory-reference-syndrome (ORS) wird auch als
Autodysmophobie bezeichnet und ist gekennzeichnet durch
exzessive, irrationale Furcht, dass man einen faulen oder höchst
unangenehmen Duft ausströmen könnte.
Das wahnhafte ORS wird auch als Eigengeruchswahn bezeichnet
(Hauser, 2010).
Erstmalig wurde der Eigengeruchswahn als kulturspezifisches
japanisches Phänomen in der Literatur beschrieben (Pethö, 1979) und
findet sich noch heute in der japanischen Psychopathologie als
eigenständiges Syndrom der Menschenfurcht .al., 2004).
► „Olfactory-Reference-Syndrome“ - ORS
Das ORS oder der Eigengeruchswahn kann sowohl als
monosymptomatische Erkrankung als auch in Zusammenhang
mit anderen psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie,
Zwangsstörung oder affektiven Störungen oder hirnorganischen
Krankheiten auftreten (Bizamcer, 2008, Hauser, 2010).
Olfaktorische Halluzinationen werden auch im Rahmen von
Epilepsien berichtet.
Am häufigsten wird das „olfactory-reference-syndrome“dem
Zwangsspektrum oder ZWAV zugeordnet.als eigenständig oder
monosymptomatisch gesehen.
►
„Olfactory-Reference-Syndrome“ - ORS
Es gibt auch hier Untertypen, z. B.
maßlos übertriebene Angst, einen besonders schlechten
Mundgeruch zu haben (Halitophobie)
oder den Zwangsgedanken, einen übel riechenden Analgeruch
auszuströmen
oder einen übel riechenden vaginalen Geruch auszuströmen.
Es besteht der Zwangsgedanke, dass das Verhalten anderer
Menschen sich auf diesen Geruch beziehe, alles wird
diesbezüglich interpretiert. Daraus leiten sich Zwangshandlungen
wie massive Waschzwänge (Duschen, Händewaschen) ab.
Ferner ein exzessiver Gebrauch von Deodorants, Parfum und
Mundwasser.
► „Olfactory-Reference-Syndrome“ - ORS
Die Betroffenen müssen sich permanent rückversichern, dass
es keinen entsprechenden furchtbaren Geruch gäbe.
Weitere Konsequenz dieses Syndroms ist eine Vermeidung
sozialer Situationen aus Angst, dass andere diesen Geruch
wahrnehmen können.
Arztbesuche bzgl. des Geruchs sind sehr häufig.
Ähnlich wie bei der Körperdysmorphophobie kann das „olfactoryreference-syndrome“ wahnhaft sein und wird dann als
Eigengeruchswahn bezeichnet.
 Symptomatik des ORS:
 Von der Wahrnehmung der Umwelt abweichende
Empfindung, einen widerwärtigen und abstoßenden Geruch
abzusondern
 Eigene, abnorme Geruchsempfindungen, die in Abhängigkeit
von der Umwelt auftreten
 Beziehungsideen, bei denen das Verhalten anderer, z. B.
Gesten, Gesichtsausdruck oder Verhalten in Bezug zur
eigenen Person und zum Körpergeruch gesetzt wird
 Ursachensuche in organischen Krankheiten, die für den
Körpergeruch verantwortlich sein sollen
 Exzessiver Gebrauch von Waschungen und Parfums zur
Bekämpfung des Geruchs
 Soziale Ängste, Scham und Rückzug
OCD
ZU GUTER LETZT…
Die Etablierung der neuen DSM-5-Kategorie
“Zwangsstörung und Verwandte Störungen” –
ZWAV betont die Wichtigkeit dieser
Störungsbilder .
Die neuen Kategorien sollen die
Therapieforschung/entwicklung fördern helfen.
Die ORS und insbesonders die BIID weisen noch
erhebliche Lücken in der Forschung auf,sind
aber mögliche Kandidaten für ZWAV.
•Es bleibt also
noch viel zu tun
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