Kongress Duisburg Malteser Unterschätzt: Mangelernährung bei Demenz – eine schleichende Gefahr Duisburg, 9. September 2016 Cornel Sieber Lehrstuhl Innere Medizin (Geriatrie) an der FAU Chefarzt Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Geriatrie Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg Menü h 1. Ernährung und Kognition 2. Kognition und Ernährung 3. Take Home Messages Menü h 1. Ernährung und Kognition 2. Kognition und Ernährung 3. Take Home Messages Ernährung und Kognition – eine bidirektionale Beziehung Ernährung Kognition Essen sie sich gescheit... Omega-3 Fettsäuren Vitamin D ... Orhan IE et al. Curr Med Chem 2015;22:1004-1015 Kakao: Mastroiacovo D et al. Am J Clin Nutr 2015;101:538-548 Mediterrane Diät und Kognition Valls-Pedret C et al. JAMA Intern Med 2015;175:1094-1103 Text • oder • Aufzählungen Menü h 1. Ernährung und Kognition 2. Kognition und Ernährung 3. Take Home Messages Ernährung und Kognition – eine bidirektionale Beziehung Ernährung Kognition Malnutrition-Assessemnt bei Betagten mit MNA® • Malnutrition – – – – Krankenhaus Rehabilitation Pflegeheim Zu Hause lebend • Malnutrition: at risk • „Malnutrition“ allgemein Kaiser MJ et al. J Am Geriatr Soc 2010;58:1734-1736 22% 39% 51% 14% 6% 46% 68% Malnutrition und Funktionalität in „communitydwelling“ Älteren IADL ADL NS=Nutritional state MN=Malnutrition severe moderate No/minor disability good NS Risk MN for MN (n=92) (n=168) (n=36) good Risk MN NS for MN (n=92) (n=168) (n=36) Kiesswetter E et al. J Nutr Health Aging 2013;17:345-350 Ernährungsprobleme bei Betagten * * Suominen et al. Eur J Clin Nutr 2005;59:578-583 MNA-SF® 1. Appetitverlust in letzten 3 Monaten? 2. Gewichtsverlust in letzten 3 Monaten? 3. Mobilitätspobleme? 4. Akute Erkrankung oder Belastung in letzten 3 Monaten? 5. Demenz oder Depression? 6. Body mass index (BMI) (kg/m2) www.mna-elderly.com The Honolulu-Asia Aging Study: A 32-Year Prospective Study of Change in Body Weight and Incident Dementia Stewart R et al. Arch Neurol 2005;62:55-60 R. Wirth 2008 Pflegerische Maßnahmen • Zeit, Zuwendung • Bezugspflege • Essverhalten kennen und interpretieren können • Fördern – Fordern • Vorbildfunktion - Verbal / Mimik • Hilfsmitteleinsatz • Richtige Position Von D. Volkert Achibald C. Nurs Stand 2006;20:41-45 Athlin & Norberg. Int J Nurs Stud 1987;24:145-153 Umfeldgestaltung • Stimulation − Soziales Umfeld, z.B. Essen beim Gehen Essgemeinschaft Mobile Küche Raumgestaltung (Tapete, Licht, Farbe) Tischgestaltung − Gerüche − Hilfsmittel − Geschirr (Kontraste) • Schutz – Geräusche Nijs K et al. BMJ 2006;332:1180-1183 Dunne et al, Clin Nutr 2004;23:533-538 Elmstahl et al. Compreh Gerontol 1987;1:29-33 Mathey et al. Prev Med 2001;32:416-23 Ernährung bei Demenz Therapeutische Empfehlungen Makronährstoffe • 25-30 kCal/kg KG pro Tag – Höher bei „hyper“aktiven Demenzkranken – Höher bei katabolen Zuständen Mikronährstoffe • Wenn tägliche Kalorieneinnahme <1200 kCal, muss man von Mikronährstoffmangel ausgehen (Biesalski, persönliche Aussage) Empfehlung zur Proteineinnahme im Alter 1.0-1.2 g Protein pro kg KG/Tag in in älteren (gebrechlichen – „frail“) Personen Volkert, Sieber. Int J Vitamin Res 2011;81:109-119 Flüssigkeitszufuhr • Zirka 1500 mls pro Tag • Cave: – Höherer Bedarf bei Fieber – Hoherer Bedarf bei warmem Wetter – Dieuretika können auch abgesetzt werden... – Exsikkose aggraviert Demenz / Delir Perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG) und fortgeschrittene Demenz Metaanalyse 1966-1999 Finucane TE et al. JAMA 1999;282:1365-1370 • Analyse von (fortgeschrittene Demenz): – – – – – Aspirationspneumonie Lebensverlängerung Dekubitalgeschwüre und Infektion Verbesserte Funktionalität Palliation • Konklusion: Keine Verbesserung durch enterale Ernährung Verbessert Sondennahrung Überleben bei Demenz ? Teno JM et al. JAGS 2012;60:1918-1921 Alle Pflegeheimbewohner (1999-2007) mit fortgeschrittener Demenz und neu aufgetretenen Essproblemen N=36‘492 Pflegeheimbewohner N=1‘957 (5,4%) erhielten PEG Nur was man zeigt, wird auch gesehen Volkert D et al. Aktuel Ernährungsmed 2013;38:164-187 Enterale Ernährung bei Demenz • Durch orale Trinknahrung / Sondenernährung lässt sich eine Verbesserung des Ernährungszustandes erreichen (B) • In frühen und mittleren Krankheitsstadien muss auf eine ausreichende und hochwertige Ernährung besonders geachtet werden (C) • In fortgeschrittenen Demenzstadien bleibt die Entscheidung für Sondenernährung aufgrund mangelhafter Datenlage immer eine Einzelfallentscheidung (C) • Für final demente Patienten wird Sondenernährung nicht empfohlen (C) Volkert et al.: Leitlinie Enterale Ernährung der DGEM und der DGG Geriatrie und geriatrisch-neurologische Rehabilitation (Akt Ernährunmed 2013) Leitilinie „Ernährung bei Demenz“ Volkert D, Sieber CC, Wirth R Dtsch Med Wschr 2016;14:762-766 Adressiert: Screening und Assessment der Mangelernährung Verbesserung oraler Zufuhr Orale Supplemente Artifizielle Ernährung (PEG, ...) Menü h 1. Ernährung und Kognition 2. Kognition und Ernährung 3. Take Home Messages THM: Ernährung und Kognition - 1 • Eine Ernährung reich an Anti-Oxidantien scheint Kognitionsverlust im Alter zu minimieren • Wirkung wohl multifaktoriell, da meist nur nachgewiesen in epidemiologischen Studien und nicht mit einzelnen Anti-Oxidantien • Studien, die Unterscheidung von mediterraner Diät per se und kulturelle Aspekte (zusammen kochen und essen, ... ) untersuchen, fehlen weitgehend THM: Ernährung und Kognition - 2 • Gewichtsverlust häufig bereits vor der Diagnose • Ernährungsprobleme häufig und unbeachtet • Ernährungsversorgung oft schwierig und belastend für Betroffene und Pflegende • Problemlage und Maßnahmen immer individuell • Multiprofessioneller Ansatz für Demenzkranke wie auch betreuende Person essentiell ! Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !