ARD-Morgenmagazin Service

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ARD-MORGENMAGAZIN – SERVICE 13.02.2013
THEMA:
TIPPS GEGEN DIE ERKÄLTUNGSWELLE
Autorin:
Uschi Müller
EXPERTE IM STUDIO:
MOHSEN RADJAI
Funktion:
Allgemeinmediziner
Erkältungskrankheiten haben in den vergangenen drei fies kalten Wochen den Menschen zu
schaffen gemacht. In mancher Arztpraxis hatte jeder zweite Patient die typischen Symptome.
Nach Karneval nehmen die Erkrankungen erfahrungsgemäß meistens zu. Im Gegensatz zur
Grippe sind Erkältungen nicht meldepflichtig, so dass man nicht genau sagen kann, wie viele
Krankheitsfälle es mittlerweise gibt.
Fakt ist: In der kalten Jahreszeit fängt man sich schnell einen grippalen Infekt – auch einfach
Erkältung genannt – ein. Eine Erkältung ist selten wirklich schlimm, aber man fühlt sich ein paar
Tage abgeschlagen und antriebsschwach. Schnupfen, Husten, Hals- und manchmal auch
Kopfschmerzen machen einem das Leben schwer. Apotheken und Drogerien verkaufen in dieser Zeit erfolgreich Vitaminpräparate und ähnliche Mittel, von denen die Leute sich eine Stärkung der Abwehrkräfte erhoffen. Viel besser wirken aber ein paar einfache Vorsichtsmaßnahmen und ein bisschen Rücksicht auf den Körper.
Der grippale Infekt ist die häufigste Erkrankung der Welt und schon die Ägypter litten darunter.
Forscher haben errechnet, dass ein Mensch im Alter von 75 Jahren rund vier Jahre seiner Lebenszeit hustend und schniefend verbracht hat. Doch bis heute weiß niemand so genau, warum manche mehrere Male im Jahr mit einer laufenden Nase kämpfen müssen und andere
davon verschont bleiben. Auch die Ansteckungswege sind noch weitestgehend unerforscht.
Deswegen halten sich wohl hartnäckig einige Mythen rund um dieses – zwar nicht gefährliche,
aber doch lästige – Leiden. Beispielsweise glauben viele, dass die Nase nur dann läuft, wenn
sie vorher kalte Füße bekommen haben.
Auslöser von Erkältungen sind Viren. Damit der menschliche Organismus diese erfolgreich
bekämpfen kann, braucht der Körper Ruhe und Schonung. Wird ihm das nicht gegönnt, können
die Viren mit dem Blutstrom in den gesamten Körper und die inneren Organe gelangen. Dort
können sie beispielsweise den Herzmuskel befallen und eine Entzündung verursachen, die die
Herzleistung dramatisch verschlechtert.
Behandlung
 Gegen Fieber, Husten und Schnupfen gibt es zahlreiche Medikamente, die zum großen
Teil rezeptfrei in den Apotheken verkauft werden. Diese sollten aber zurückhaltend angewendet werden, da die Reaktionen des Körpers auf die Infektion teilweise sinnvolle Abwehrmechanismen darstellen. Nur wenn das Fieber sehr hoch steigt (über 39 Grad Celsius),
empfiehlt sich eine Gegenmaßnahme. Aber auch dann müssen es nicht zwingend Medikamente (z.B. Acetylsalicylsäure- oder Paracetamolpräparate) sein. Kalte Wadenwickel wirken
oft ebenso gut und sind frei von Nebenwirkungen.
Kinder sollten bei fiebrigen Erkrankungen nicht mit Medikamenten behandelt werden, die
Acetylsalicylsäure oder ähnliche Substanzen enthalten. Diese erhöhen die Gefahr eines so
genannten Reye-Syndroms, einer schweren Erkrankung von Gehirn und Leber, die tödlich
verlaufen kann. Das Risiko ist zwar gering, lässt sich aber durch den Verzicht auf derartige
Medikamente weiter reduzieren.
 Viele Menschen greifen zur Vorbeugung zu Vitamin-C-Tabletten. Doch die Forschung hat
gezeigt, dass vitaminhaltige Nahrungsergänzungsmittel längst nicht so gut schützen wie zum
Beispiel häufiges Händewaschen – und dass hohe Dosierungen auch schaden können. Das
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat dazu in der
Vergangenheit Informationen veröffentlicht, die den Nutzen von Vitamin C und anderen so
genannten Antioxidantien wie Vitamin A, E und Betakarotin in Frage stellt. Es handelt sich
um Forschungsergebnisse, die gezeigt haben, dass Vitamin C eine Ansteckung nicht verhindert, und hohe Dosierungen sogar schädlich sein können.
(http://www.gesundheitsinformation.de/index.174.de.html)
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 Es gibt viele einfache, aber wirksame Möglichkeiten, um das Ansteckungsrisiko für Atemwegserkrankungen zu senken. Dazu gehört, sich in der Erkältungssaison die Hände häufig
mit normaler Seife zu waschen und sich nicht ins Gesicht zu fassen. Wer bereits erkältet ist,
kann andere Menschen vor Ansteckung schützen, indem er diesen nicht die Hand gibt und
benutzte Taschentücher schnell entsorgt.
 Eine neue US-amerikanische Studie liefert nun den wissenschaftlichen Beweis: Wer regelmäßig Sport treibt und sich fit hält, bekommt in der kalten, feuchten Jahreszeit seltener eine
Erkältung. Auch die Symptome sind nicht so stark ausgeprägt, wenn es einen gut trainierten
Menschen dann doch einmal erwischt. Zur Erreichung dieses Effekts muss man sich allerdings an fünf oder mehr Tagen in der Woche ausreichend bewegen –mindestens zwanzig
Minuten und zwar so, dass man leicht ins Schwitzen gerät. Das schließen die Forscher aus
einer Untersuchung von über 1000 Versuchspersonen, bei denen sie Erkältungssymptome
dokumentierten. Die Personen, die sich häufig bewegten, waren nur halb so oft erkältet wie
Menschen, die nur an einem Tag in der Woche oder noch seltener Sport trieben. Die Wissenschaftler führen diesen Effekt auf eine Aktivierung des Immunsystems zurück. (David
Nieman (Appalachian State University, Kannapolis) et al.: British Journal of Sports Medicine,
doi: 10.1136/bjsm.2010.077875)
 Vermehrte Schleimbildung und Husten stellen wichtige Abwehrmechanismen dar, durch
die Schadstoffe aus den Atemwegen abtransportiert werden. Der Hustenreflex sollte also
nicht unterdrückt werden, da er der Heilung dient. Nur der so genannte „trockene Reizhusten“ sollte behandelt werden. Leider enthalten viele Erkältungsmedikamente Hustenblocker
(meist Codein), oft in Kombination mit anderen Wirkstoffen. Sinnvoller ist die Verflüssigung
des Schleims mit geeigneten Medikamenten, die das Abhusten erleichtern.
 Nasensprays oder -tropfen gegen Schnupfen können sehr erleichternd wirken. Da sie die
Nasenschleimhaut abschwellen, indem sie die Blutgefäße verengen, kann man besser atmen und die Schleimproduktion wird verringert. So lässt sich auch das Risiko von Komplikationen wie Nebenhöhlen- oder Mittelohrentzündungen verringern. Allerdings müssen diese
Mittel nach spätestens einer Woche abgesetzt werden, da sie die Schleimhaut extrem schädigen können: Eine regelrechte Abhängigkeit kann entstehen, im Extremfall sogar die so
genannte „Stinknase“, bei der die Schleimhaut praktisch verwest.
 Aber auch die guten alten Hausmittel sind sehr wirksam und dazu noch preiswert: Heiße
Getränke und Gurgeln mit Salzlösung lindern Entzündungen und Schwellungen im Rachenraum. Auch die berühmte Hühnersuppe bekommt Erkältungs-Patienten sehr gut. Studien
haben gezeigt, dass in einer Hühnersuppe Inhaltstoffe stecken, die das Immunsystem unterstützen und so den Verlauf der Erkrankung günstig beeinflussen können. Am Besten ist natürlich eine Suppe aus frischen Zutaten, aber selbst die Hühnersuppe aus der Tüte zeigt
noch ähnliche Wirkung.
 Durch hohes Fieber verliert der Körper Flüssigkeit – daher ist es wichtig, viel zu trinken
(Wasser, Kräutertee, Saft). Ideal: Hagebuttentee, er liefert bei Grippe reichlich Vitamin C.
Kaffee, schwarzer Tee und Alkohol sind nicht geeignet, da sie harntreibend wirken.
 Auch die richtige Ernährung kann hilfreich sein: Leichte ausgewogene Kost mit frischen
Lebensmitteln versorgen uns mit allen erforderlichen Vitaminen im ausreichenden Maße.
Wichtig: Sollten die Beschwerden nach zwei Tagen noch nicht abgenommen haben oder trotz
Behandlung heftige Ohren- oder Halsschmerzen, schmerzender Husten, eitriger Auswurf, Fieber über 39 Grad Celsius und Atembeschwerden auftreten, informieren Sie umgehend Ihre
Ärztin oder Ihren Arzt.
Erkältungsmythen
1. Wer friert, wird anfällig gegen Erkältungen! – Falsch: Frieren und Frösteln zu Beginn einer Erkältung zeigen bereits einen leichten Anstieg der Körpertemperatur. Dann haben wir
uns den Virus bereits eingefangen und unser Abwehrsystem versucht, ihn mit höheren
Temperaturen zu bekämpfen.
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2. Nasensprays heilen Schnupfen! – Falsch: Nasensprays lindern kurzfristig die Beschwerden. Zu oft und zu lange angewandt, schwillt dann die Nasenschleimhaut aber wieder an.
Weshalb erneut das Nasenspray benutzt wird und so zu einer Abhängigkeit führen kann. Auf
Dauer wird die empfindliche Nasenschleimhaut irreversibel geschädigt.
3. Kräftiges Schnäuzen macht die Nase frei und sorgt für einen klaren Kopf! – Falsch:
Beim Schnäuzen gelangen Viren und Bakterien in unsere Nebenhöhlen, nisten sich dort ein
und können zu einer Nasennebenhöhlenentzündung führen. Besser: Nase mit einem Tuch
vorsichtig ausdrücken und maximal etwas verstärkt ausatmen.
4. Wer eine Erkältung hat, sollte in der Sauna die Krankheit ausschwitzen! – Falsch:
Wenn man bereits erkältet ist, ist ein Sauna-Besuch sehr kreislaufbelastend und schwächt
das Immunsystem. Wer aber gesund regelmäßig sauniert, stärkt seine Abwehrkräfte und
beugt Erkältungen vor.
Halsschmerzen
Wenn der Hals weh tut und man vor beißendem Schmerz kaum schlucken kann, dann sind die
Mandeln entzündet. Es gibt zwei Arten von Mandeln: Die Gaumenmandeln (Tonsillen) liegen
am Übergang der Mundhöhle zum Rachen zwischen dem vorderen und dem hinteren Gaumenbogen. Die Rachenmandel (Adenoid) liegt im Nasenrachen, verborgen vom weichen
Gaumen, oberhalb des Halszäpfchens.
Bei Halsschmerzen sind meist beide entzündet, was virale oder bakterielle Ursachen haben
kann. Dieser Unterschied ist wichtig, da er die weitere Behandlung bestimmt. Eine virale Infektion heilt durch Ruhe und Schonung des Körpers – Salbei-Tees, Lutschbonbons oder Gurgeln
mit Salzwasser wirken lindernd. Sind die Mandeln aufgrund eines bakteriellen Befalls vereitert, werden Antibiotika verordnet. Werden die Mandeln zu groß und sind häufig vereitert, raten
viele Ärzte zur Operation. Kritische Mediziner agieren zurückhaltender und operieren nur, wenn
der Leidensdruck des Patienten zu groß ist.
Grippe-Symptome
Die Grippe verläuft in der Regel heftiger als eine Erkältung, mit spontan einsetzendem hohem
Fieber (oft höher als 39 Grad Celsius), plötzlichen Kopf- und Gliederschmerzen, Schüttelfrost
und trockenem Husten. Der Patient fühlt sich abgeschlagen, müde und schwach. Oft treten
auch Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und trockener Husten mit zähem Schleim auf. Bei
den ersten Anzeichen sollte unbedingt der Arzt aufgesucht werden. Denn nur die sofortige richtige medikamentöse Behandlung kann den Krankheitsverlauf mildern und Komplikationen verhindern.
Kinder und Grippe
Bei Kindern verläuft die Grippe meist eher mild, es kann allerdings auch bei gesunden Kindern
durchaus zu schweren Beeinträchtigungen kommen. Lebensgefährlich bedroht sind im Allgemeinen nur Kinder mit Herz-Kreislauf- oder Atemwegs-Vorerkrankungen. Schwere Erkrankungen betreffen vorwiegend ältere Menschen jenseits des sechzigsten Lebensjahres sowie chronisch Kranke mit Herz-, Lungen- und Nierenleiden, Menschen mit Diabetes und andere mit geschwächtem Immunsystem.
Grippe -Ansteckung
Die Grippeviren werden in der Regel über Tröpfcheninfektion von einem Menschen auf den
anderen übertragen, z.B. durch Niesen oder Husten. Auch eine Übertragung durch Kontakt der
Hände ist möglich, daher ist häufiges Händewaschen unbedingt erforderlich.
Zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit liegen ein bis drei Tage. Infizierte können in
dieser Zeit schon andere Menschen anstecken. Eine Woche nach Krankheitsbeginn endet die
Infektionsgefahr für andere
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