Felduntersuchung von erd gekoppelten Wärmepumpen für die

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Wissenschaft
Wärmepumpen
The energy and efficiency performance
of 16 large heat pump systems was assessed in detail based on multi-annual
measurement campaigns. For the heat
pump systems, seasonal performance
factors from 2.3 to 6.1 kWhtherm/kWhel
have been achieved. The use of groundcoupled reversible heat pumps for cooling is also an efficient and sustainable
approach to cooling building. Here, the
relatively high supply water temperatures of 16 to 20 °C allow for cooling with
good energy efficiencies.
Autoren
(v.l.): Dr.-Ing. Doreen Kalz; Simon Winiger, M.Sc.; Dipl.-Ing. Martin Sonntag;
Dipl.-Ing. Sebastian Herkel
Thermische Anlagen und Gebäudetechnik, Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, Freiburg
30
KI Kälte · Luft · Klimatechnik · 12 2014
1
Analysen zeigen, dass in Abhängigkeit der
CO2-Reduktionsziele ein Wandel der Heizungstechnologien erforderlich wird.
Während die Heizungstechnologien bei
Vorgabe einer 80-prozentigen Reduktion
der gesamten CO2-Emissionen noch zu
einem großen Teil von fossilen Energieträgern dominiert werden, wandelt sich
die Zusammensetzung bei CO2-Reduktionen größer 85 % hin zu einem fast vollständig auf elektrischen Wärmepumpen
basierenden System. Der Anteil der wärmenetzgebundenen Versorgung beträgt
dann rund 35 %. In Abhängigkeit der betrachteten Szenarien sollte der Anteil der
bereitgestellten Wärme über Wärmepumpen im Heizwärmesektor im Jahr
2050 auf ca. 30 bis 40 % ansteigen [1].
Damit legen die Ergebnisse der stündlich
aufgelösten, sektorübergreifenden Systemoptimierung nahe, dass elektrische
Wärmepumpen für die Versorgung des
Gebäudesektors in Zukunft massiv an Bedeutung gewinnen werden.
E n d e n e r g i e
Wärmetauscher/
Direktbetrieb
Grundwasserbrunnen
Hauptverteilung
Wärmepumpe
maschinelle
Lüftungsanlage
KÜHLFALL
Erdsonde
Wärmespeicher
HEIZFALL
Energiepfahl
thermoaktive
Bauteilsysteme
Wärmepumpe
Erdkollektor
I
WP
II
III
N u t z e n e r g i e
Heat pump ⋅ nonresidential buildings ⋅
energy efficiency ⋅ long-term monitoring
Eine große Herausforderung der Energiewende ist der Wandel von einer derzeitig
zentralen hin zu einer zumindest anteilig
dezentralen elektrischen Energieversorgung mit erneuerbaren Energien. Die
zunehmende schwankende Einspeisung
aus erneuerbaren Energien in das Stromnetz führt zu einer wachsenden Stromnetzbelastung, die ein effizientes Management von Stromangebot und -nachfrage erfordert. Der heute noch stark von
fossilen Energien dominierte Heizwärmesektor wird sich infolge der Umstellung des deutschen Energiesystems
ebenfalls verändern müssen.
Berechnungen mit dem am Fraunhofer
ISE entwickelten „Regenerative Energien
Modell Deutschland“ (REMod-D) machen
deutlich [1], dass ein optimales Systemzusammenspiel aller Sektoren in Deutschland nur durch eine zunehmende Konvergenz des Strom- und Wärmesektors gelingt. Die mit dem Modell durchgeführten
GRUNDWASSER
Field monitoring of groundcoupled heat pump systems
for heating and cooling supply
of nonresidential buildings:
Analysis of energy and efficiency performance
Einleitung
U m w e l t e n e r g i e
Auf Basis von mehrjährigen Messkampagnen wurde die Energie- und Effizienzperformance sowie das Betriebsverhalten von 16 großen Wärmepumpenanlagen detailliert bewertet. Es wurden Jahresarbeitszahlen von 2,3 bis
6,1 kWhtherm/kWhel erreicht. Die Nutzung von erdreichgekoppelten, reversiblen Wärmepumpen zur Kälteerzeugung
stellt auch ein effizientes und nachhaltiges Konzept zur Gebäudekühlung dar.
Hier ermöglichen die relativ hohen Vorlauftemperaturen zur Kühlung im Sekundärkreis von 16 bis 20 °C gute Energieeffizienzen. Messtechnisch wurden in Projekten Jahresarbeitszahlen für den Kühlbetrieb von 2,1 bis
5,0 kWhtherm/kWhel nachgewiesen.
Felduntersuchung von erd­
gekoppelten Wärmepumpen für
die Wärme- und Kälteversorgung
von Nichtwohngebäuden:
Analyse der Energie- und
Effi­zienzperformance
ERDREICH
Wärmepumpe ⋅ Nichtwohngebäude ⋅
Energieeffizienz ⋅ Langzeitmonitoring
IV
Allgemeine Systemdarstellung der Heiz- und Kühlkonzepte in Kombination mit natürlichen Umweltwärmequellen und -senken sowie der Bilanzgrenzen I bis V zur Bewertung
www.ki-portal.de
Wissenschaft
Wärmepumpen
Weiterhin können elektrische Wärmepumpen durch die Kopplung an thermische Speicher dazu genutzt werden,
überschüssigen Strom in thermische
Energie zu wandeln, um so negative Residuallastverläufe zu glätten. Insbesondere Wärmepumpen im größeren Leistungsbereich für die Versorgung von Büro- und Gewerbegebäuden haben großes
Potenzial, durch eine abgestimmte Interaktion mit dem elektrischen Versorgungsnetz eine Lastverschiebung durch
das effiziente Erzeugen und Zwischenspeichern von Wärme und Kälte zu ermöglichen und damit einen Beitrag zur
Netzstabilität zu leisten.
Schon heute haben sich Wärmepumpen, insbesondere im Bereich der Versorgung von Wohngebäuden, etabliert.
Einen Beleg hierfür liefern die Verkaufszahlen, die sich seit 2006 relativ kontinuierlich um 50.000 Stück pro Jahr bewegen, seit 2011 sogar 60.000 Stück [2].
Dies entsprach einem Marktanteil der
Wärmepumpen am Gesamtmarkt der
Wärmeerzeuger zwischen acht und
zehn Prozent. Im Neubaumarkt erzielten Wärmepumpen im Jahr 2010 bereits
einen Anteil von 24 Prozent [2]. Auch
Büro- und Gewerbegebäude mit einem
reduzierten Leistungs- und Energiebedarf für Heizung und Kühlung ermöglichen den effizienten Einsatz von natürlichen Umweltwärmequellen und -senken in Kombination mit Wärmepumpen.
Im Winter wird das natürlich vorhandene Temperaturniveau der Umweltenergie durch eine Wärmepumpe noch geringfügig und damit wirtschaftlich
günstig erhöht. Im Sommer wird das
Erdreich bzw. das Grundwasser direkt
als natürliche Umweltwärmesenke zur
Kühlung der Gebäude genutzt. Erfordert
das Gebäude und die Nutzung eine erhöhte Kühlleistung, kann Klimakälte
auch durch eine reversible Wärmepumpe energieeffizient bereitgestellt
werden.
Wie effizient sind heutige Wärmepumpensysteme im realen Betrieb für
die Wärme- und Kälteversorgung von
Nichtwohngebäuden? Wo liegen
Schwachstellen und was sind Erfolgsfaktoren? Im Folgenden werden Praxiserfahrungen und Betriebsauswertungen von Nichtwohngebäuden mit erdreich- und grundwassergekoppelten
Wärmepumpen vorgestellt. Die dargestellten quantitativen Auswertungen
basieren auf mehrjährigen Monitoringkampagnen aus den Förderprogrammen
„Energieoptimiertes Bauen (EnOB)“ [3]
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2
Temperaturdifferenz (VLT-RLT) im Primärkreis [K]
Temperaturdifferenz (VLT-RLT) im Sekundärkreis [K]
Mittlere Temperatur im Sekundärkreis (Heizkreis) [°C]
Temperaturhub zwischen Primär- und Sekundärkreis [K]
Bereitgestellte Wärme durch Wärmepumpe [kWhtherm/m²a]
Effizienz der Wärmepumpe, JAZ [kWhtherm/kWhel] (Bilanzgrenze WP)
Gütegrad der Wärmepumpe
Effizienz des Wärmepumpensystems, JAZ [kWhtherm/kWhel] (Bilanzgrenze II)
Anteil des Hilfsstroms der Primärpumpe [%]
0GNX 'TRGMK
= = =
-
-
-
- --
-
-
-
:
:
:
Analyse des Wärmepumpensystems im Heizfall: (1) Temperaturdifferenz zwischen Vor- und
Rücklauf im Primärkreis [K], (2) Temperaturdifferenz zwischen Vor- und Rücklauf im Sekundärkreis [K], (3) mittlere Temperatur im Sekundärkreis (Heizkreis) [°C], (4) Temperaturhub
zwischen Primär- und Sekundärkreis [K], (5) bereitgestellte Wärme [kWhtherm/m²a], (6) Jahresarbeitszahl (JAZ) der Wärmepumpe (nur Kompressor) [kWhtherm/kWhel], (7) Gütegrad der
Wärmepumpe [-], (8) Jahresarbeitszahl (JAZ) des Wärmepumpensystems (Kompressor und
Primärpumpe) [kWhtherm/kWhel] bzw. [kWhtherm/kWhend],
(9) Anteil des Hilfsstroms der Primärpumpe am Gesamtstrombezug des Wärmepumpen­
systems [%]. Abkürzungen: Grundwassergekoppelte, elektrische Wärmepumpen (W),
erdreichgekoppelte, elektrische Wärmepumpen (G) und erdreichgekoppelte, thermische
Wärmepumpen (T).
und „LowEx:Monitor“ [4] des BMWi. In
diesen Feldstudien werden nicht nur die
im realen Betrieb erreichte Effizienz ermittelt, sondern auch die Betriebsbedingungen untersucht und das Systemverhalten analysiert.
Zielstellung und Methodik
Im Rahmen der Monitoringprojekte wurden Wärmepumpenanlagen über mehrere Betriebsjahre detailliert vermessen.
Dabei wurden Vor- und Rücklauftemperaturen der Wärmequellen und -senken
sowie der Wärmepumpe, Volumenströme, Wärme- und Kältemengen, Leistungen sowie der elektrische Energiebezug
für die Kompressoren und die Hilfsaggre-
gate mit hochwertigen Messgeräten erfasst und zeitlich hoch aufgelöst aufgezeichnet. Alle Messdaten wurden getrennt für die einzelnen Betriebsjahre
auf Plausibilität geprüft und für folgende
drei Betriebsmodi ausgewertet:
■■ Heizen: Wärmebereitstellung durch
Wärmepumpe
■■ Aktives Kühlen: Kältebereitstellung
durch reversible Wärmepumpe
■■ Direktes Kühlen: Umweltwärmesenke
wird direkt genutzt, ohne reversible
Wärmepumpe
Die Messdatenanalyse wurde für jede
einzelne Anlage durchgeführt und Ergebnisse sind im Quervergleich aller Anlagen für folgende Bereiche ausgewerKI Kälte · Luft · Klimatechnik · 12 2014
31
32
KI Kälte · Luft · Klimatechnik · 12 2014
250
70
11
Leistung, Direkte Kühlung [kWtherm]
Volumenstrom [m³/h]
Leistung Primärpumpe [kWel]
5
-
Speicher, AK [l/kWtherm]
BKT,
FBH
BKT,
FBK
3,8
WP, Bilanzgrenze WP
4,9
3,6
122
3,0
8
Büro
70
62
26
0,2
9
-
-
-
WP-System, Bilanzgrenze II
WP, Bilanzgrenze WP
-
-
17,4
3,0
2,2
13,6
4,9
4,3
-
-
6,5
5,1
3,8
-
-
3,5
-
-
KD
FBH, HD,
HK
-
6,0
4,8
7,0
5,7
5,1
KD
HD, HK
26,3
23,1
114
3,1
2,4
18,8
2,9
2,6
FBH,
HK
FBK,
KD
17
7
180
-
-
-
4,4
4,1
BKT, FBK
BKT, FBH
-
28,6#
-
10
12 ES
Büro
4.527
G09
6,2
72
100
-
21
14,9
13,3
67
-
-
-
3,2
-
5,7
5,0
15,7
6,6
6,1
BKT, RSE, BKT, HK,
HK, K
FBH
BKT, KD,
BKT, RSE
FBK
-
3,4#
-
b
Fernwärme
75
2,5
13
20
55
19
107-149 120
48 ES
Büro
17.400
G08
2x112 2x7, 1x14 291
1,6
2
-
5
-
593
1 EK
Pfähle
10
-
Büro
4.900 900
G07
11
12
G11
-
-
15,0
3,9
3,6
BKT,
RSE
BKT,
RSE
-
29,4
-
-
m
68
1,1
13
15
45
15
100
5,0
4,5
k.A.
4,6
4,3
3.200
T01
14
-
12,5
-
-
m
40
0,3
8
30
30
16
80
8 ES
-
-
41,6
5,3
5,0
k.A.
k.A.
-
0,8
0,8
FBK
FBH, HK, K
74#
150#
54
b
Pellet, Solar, KKM
54
T03
16
0,9
7
-
20
13
100
10 ES
-
-
9,9
1,4
1,4
K
K
-
19,9
-
Gas
b
2x38
-
-
15,3
1,2
1,0
BKT,
FBH
BKT,
FBK
-
64,9#
-
Gas
b
37
0,3
6
5
10
12
110
4 ES
4.440 1.600
SportSchule
halle
T02
15
Thermische WP
0,3
9
-
-
13
10
73 Pfähle
Schule Museum
1.700
G12
13
BKT,
BKT,
RSE, HK FBH
BKT,
BKT
RSE
17,2*
23,4*
87
Gas
b
64
1,6
14
-
50
26
150
10 ES 11 ES
Büro Büro
2.500 2.264
G10
Anmerkungen: Erdsonden (ES), Energiekorb (EK), Kombispeicher (*), mehrere Erzeuger speisen in einen Speicher ein (#), Angaben für ein Betriebsjahr (**), Trinkwarmwasser (WW), Heizen (H), direkte Kühlung mittels Umweltwärmesenke (DK), aktive Kühlung mittels reversibler Wärmepumpe (AK), Kompressionskältemaschine (KKM), Wärmepumpe (WP), Betonkerntemperierung (BKT), Fußbodenheizung/-kühlung (FBH/FBK), Randstreifenelemente (RSE), Kühldecke (KD), Heizkörper (HK), Konvektor (K)
11,1
Wärmesenke, Bilanzgrenze I
Effizienz im Kühlfall (JAZ) [kWhtherm/kWhel]**
3,1
WP-System, Bilanzgrenze II
-
15,8 121,2#
-
BKT,
BKT
RSE, HK
BKT,
KD, FBH
BKT
RSE
KD, FBH
15,2
11,3
61
m
Effizienz im Heizfall (JAZ) [kWhtherm/kWhel] bzw. [kWhtherm/kWhend] **
Kühlen
Heizen
-
0
11,1
Wärme- und Kälteübergabesysteme
-
-
Leistung, AK [kWtherm]
Speicher, H [l/kWtherm]
Direkte Kühlung
Zusätzlicher Erzeuger
m
33
7
G06
25H/32DK 34
115
90
20
130
19 ES
Büro
4.100
G05
6
b
b
m
b
b
Gas, (+Solar NahFernPellet
Solar
nur WW)
wärme
wärme
Umweltwärmesenke wird vorrangig zur direkten Kühlung der Gebäude genutzt
b
57
m
75
Heizkonzept
0,8
-
12
22
53
44
12 ES
2x135 54
2,2
19
54
56
20
28
ES
42
Büro Büro
2.100 1.111
G04
Elektrische Kompressionswärmepumpe
2,4
25
115
50
-
-
GW
4
G01
Leistung, H [kWtherm]
2,2
11
80
80
-
-
GW
Büro
1.600
W03
3
Typ
Wärmepumpensystem: Charakteristik
-
200
Leistung, H [kWtherm]
-
Tiefe [m]
spez. Tiefe, H [m/kWtherm,WP]
GW
10.650 4.600
GewerSchule
be
W01
Typ
Umweltwärmequelle /-senke
Nutzung
NGF [m²]
Gebäude
2
W02
1
1 Wärmepumpen in Nichtwohngebäuden: Kenndaten der analysierten Gebäude und ihrer Wärmepumpensysteme
Wissenschaft
Wärmepumpen
www.ki-portal.de
Wissenschaft
Wärmepumpen
tet: Energie- und Effizienzperformance,
Taktverhalten, Temperaturniveaus und
dynamisches Temperaturverhalten sowie Speichernutzung. Im vorliegenden
Beitrag werden die Ergebnisse zur Energie- und Effizienzperformance vorgestellt.
Abb. 1 enthält eine Übersichtsdarstellung des Wärme- und Kälteversorgungssystems, ergänzt um vier Energiebilanzgrenzen der Wärme- und Kälteversorgung, um verschiedene Anlagen- und
Energiekonzepte vergleichen zu können.
Die Bilanzgrenzen umfassen folgende
Subsysteme und Komponenten, wobei
jeweils der gesamte Energieeinsatz inklusive Pumpen sowie Mess- und Regelungstechnik berücksichtigt wird:
■■ Bilanzgrenze I betrachtet den hydraulischen
Primärkreis,
also
Umweltwärmequelle/-senke (Erdreich und Grundwasser) mit dazugehöriger Umwälzpumpe (Sole- oder
Grundwasserpumpe)
■■ Bilanzgrenze II berücksichtig die Erzeugung von Wärme und Kälte mittels (reversiblem) Wärmepumpensystem (aktives Heizen und Kühlen) oder
mittels Wärmetauscher (direktes Kühlen) einschließlich des Hilfsenergieaufwands für den Primärkreis
■■ Bilanzgrenze „Wärmepumpe“ umfasst ausschließlich die Wärmepumpe, d.h. Verdichter inklusive Steuerung
und Regelung, ohne den Primärkreis
Die bereitgestellte thermische Energie
wird direkt nach der Wärmepumpe (also
vor den Wärme- und Kältespeichern) bilanziert – bei einigen Anlagen getrennt
für die jeweiligen Wärmeübergabesysteme (in der Regel Betonkerntemperierung und Lüftung). Zur Berechnung der
Arbeitszahl wird die thermische Energie
zum Energiebezug der elektrischen
Komponenten ins Verhältnis gesetzt.
Analog zu der zuvor beschriebenen elektrisch angetriebenen Kompressionswärmepumpe wird bei den Gaswärmepumpen die bereitgestellte Heizenergie auf
die Summe aus Erdgaseinsatz (Heizwert
in kWh) und elektrischer Energie bezogen. In den einzelnen Auswertungen
werden die Gebäudenamen anonymisiert; grundwassergekoppelte Anlagen
werden mit „W“, erdreichgekoppelte mit
„G“ und erdreichgekoppelte, thermisch
angetriebene Anlagen mit „T“ gekennzeichnet.
Gebäude- und Energiekonzepte
Die 16 untersuchten Büro- und Gewerbegebäude haben eine beheizte Nettowww.ki-portal.de
3
Temperaturdifferenz (VLT-RLT) im Primärkreis [K]
Temperaturdifferenz (VLT-RLT) im Sekundärkreis [K]
Mittlere Temperatur im Sekundärkreis [°C]
Bereitgestellte Kälte mittels direkter und aktiver Kühlung [kWhtherm/m²a]
Prozentualer Anteil der aktiven Kühlung an gesamt bereitgestellter Kälte [%]
Energieeffizienz im Betriebsmodus direkte Kühlung, JAZ [kWhtherm/kWhel] (Bilanzgrenze I)
Energieeffizienz der Wärmepumpe, JAZ [kWhtherm/kWhel] (Bilanzgrenze WP)
Energie des Wärmepumpensystems, JAZ [kWh
therm/kWhel]
(Bilanzgrenze II)
Anteil des Hilfsstroms der Primärpumpe [%] im Betriebsmodus Aktive Kühlung
0GNX 'TRGMK
= = =
-
-
-
-
--
-
-
-
:
:
:
Analyse der Umweltwärmesenke und des Wärmepumpensystems im Kühlfall: (1) Temperaturdifferenz zwischen Vor- und Rücklauf im Primärkreis [K], (2) Temperaturdifferenz zwischen Vor- und Rücklauf im Sekundärkreis [K], (3) mittlere Temperatur im Sekundärkreis
(Kühlkreis) [°C], (4) bereitgestellte Kälte [kWhtherm/m²a] mittels direkter und aktiver Kühlung, (5) prozentualer Anteil der Kältebereitstellung mittels rev. Wärmepumpe [%],
(6) Jahresarbeitszahl im Betriebsmodus direkte Kühlung, (7) Jahres­arbeitszahl (JAZ) der
rev. Wärmepumpe, (8) Jahresarbeitszahl des rev. Wärmepumpen­systems (JAZ) im Betriebsmodus „aktive Kälteerzeugung“, (9) Anteil des Hilfsstroms der Primärpumpe am Gesamtstrombezug des Wärmepumpensystems [%]. Legende: Direkte Kühlung (hellblau)
und aktive Kühlung mittels reversibler Wärmepumpe (dunkelblau).
grundfläche von 800 bis 10.700 m². Die
nominale thermische Heizleistung
der erdgekoppelten, elektrischen Wärmepumpen liegt zwischen 33 und
322 kWtherm und die der drei Gaswärmepumpen bei 38 kWtherm. Davon werden
sechs Anlagen monovalent betrieben;
in zehn Gebäuden werden weitere
Wärmeerzeuger wie zum Beispiel Fernwärme, Gas- oder Pelletkessel eingesetzt. In den meisten Anlagen sind Pufferspeicher mit einer Größe von 500 bis
3.000 Liter eingebunden bzw. spezifisch ausgedrückt von 4 bis 25 Liter pro
Kilowatt Heizleistung der Wärmepumpe. In den Nichtwohngebäuden wird
die Wärmepumpe meistens nicht zur
Trinkwarmwassererzeugung eingesetzt, da der in der Regel sehr geringe
Warmwasserbedarf mit dezentralen
Durchlauferhitzern wirtschaftlicher gedeckt werden kann.
In 13 der untersuchten Gebäude wird
das Erdreich mittels 42 bis maximal
150 m tiefen Erdsonden als Umweltwärmequelle und -senke erschlossen. Die
spezifische Länge der Erdsonden beträgt
15 bis 19 Meter pro Kilowatt Heizleistung der Wärmepumpe (Tab. 1). In drei
Gebäuden werden grundwassergekoppelte Wärmepumpen eingesetzt. Der
geförderte Volumenstrom liegt zwischen 11 und 70 m³/h. Im Sommer werden die jeweiligen Umweltwärmesenken vorrangig direkt zur Kühlung herangezogen. In sechs Gebäuden stellen
reversible Wärmepumpen mit einer
thermischen Leistung von 50 bis
200 kWtherm bei Bedarf zusätzlich Kälte
bereit. Die meisten der untersuchten
KI Kälte · Luft · Klimatechnik · 12 2014
33
Wissenschaft
Wärmepumpen
4
Ergebnisse aus dem Langzeitmoni­
toring der Wärmepumpenanlagen
DIREKTES KÜHLEN: TEMPERATUREN IM PRIMÄRKREIS
Vorlauftemperatur aus dem Erdreich [°C]
Bewertung der Wärmesenken
im Kühlfall
G06
G09
G10
G12
Rücklauftemperatur ins Erdreich [°C]
Analyse der Temperaturen im Primärkreis im Betriebsmodus „Direkte Kühlung“. Vorlauftemperatur aus dem Erdreich [°C] aufgetragen über der Rücklauftemperatur ins Erdreich
[°C]. Darstellung für vier Erdsondenanlagen.
5
Analyse der Temperaturen im Sekundärkreis im Betriebsmodus „Heizen“. Vorlauftemperatur [°C] aufgetragen über der Rücklauftemperatur [°C]. Darstellung für vier erdgekoppelte
Wärmepumpenanlagen.
Gebäude verfügen über eine Heizung
und Kühlung mittels thermoaktiver
Bauteilsysteme (TABS); in einigen wenigen werden abgehängte Kühlpaneele
34
KI Kälte · Luft · Klimatechnik · 12 2014
eingesetzt. Die Charakteristik der Wärmepumpensysteme und Ergebnisse zur
Effizienzanalyse sind in Tab. 1 dargestellt.
Die energetische Bewertung der Umweltwärmequelle und -senke umfasst
die in Abb. 1 dargestellte Bilanzgrenze I,
d. h. die dem Erdreich entzogene (Heizfall) und eingespeicherte Wärme (Kühlfall) sowie den dafür erforderlichen Hilfsenergieaufwand für die Primärkreispumpe. In allen untersuchten Anlagen wird
die Umweltwärmesenke mittels Wärmeübertrager vorrangig zur direkten Kühlung des Gebäudes genutzt. Erfordern
das Gebäude und seine Nutzung eine
erhöhte Kühlleistung, wird in sechs Gebäuden mittels reversiblen Wärmepumpenbetriebs Klimakälte ergänzend bereitgestellt. Das Erdsondenfeld bzw. das
Grundwasser wird dann als Wärmesenke
genutzt. Die durch die Wärmepumpe
aktiv erzeugte Klimakälte übernimmt in
diesen Gebäuden am jährlichen Gesamtkältebezug einen Anteil von 16 bis 56 %
(Abb. 3).
Je nach Gebäude- und Nutzungskonzept ermöglicht die direkte Kühlung mittels Erdsonden oder Grundwasserbrunnen die Bereitstellung von Klimakälte
mit hoher Energieeffizienz, eine sorgfältige Planung sowohl der Hydraulik als
auch der thermischen Auslegung vorausgesetzt. Für das Primärsystem im Betriebsmodus „direkte Kühlung“ (ohne
den Einsatz einer reversiblen Wärmepumpe) wurden messtechnisch Jahres­
arbeitszahlen (JAZ) zwischen 10 und
18,8 kWhtherm/kWhel (Bilanzgrenze I) nachgewiesen. Bei einer Anlage wird sogar
eine Effizienz von über 40 kWhtherm/kWhel
erreicht (Abb. 3 und 8). Nur bei drei Anlagen liegt die JAZ unter einem Wert von
10 kWhtherm/kWhel.
Die Vorlauftemperaturen aus den
Erdsonden liegen im Sommer zwischen
10 und 20 °C und im Winter zwischen 6
und 14 °C. Es wird offensichtlich, dass
fast alle untersuchten Anlagen im Betriebsmodus „direkte Kühlung“ mit sehr
geringen Temperaturdifferenzen von 0,5
bis maximal 2,5 Kelvin zwischen Vorund Rücklauf betrieben werden (Abb. 3
und 4). Eine Regelung des Volumenstroms im Betriebsmodus „direkte Kühlung“ nach der Temperaturdifferenz
wird in keinem der untersuchten Projekte umgesetzt, hätte aber eine Reduktion
des Hilfsenergieaufwands für die Primärpumpe und damit eine Steigerung
der Effizienz zur Folge.
www.ki-portal.de
Wissenschaft
Wärmepumpen
www.ki-portal.de
6
HEIZFALL: TEMPERATURHUB DER WÄRMEPUMPE ZWISCHEN PIRMÄR- UND SEKUNDÄRKREIS
Mittlere Temperatur Sekundärkreis [°C]
Die gemessenen Entzugsleistungen
betragen im Sommer 10 bis 40 Wtherm/mES
bezogen auf die Erdsondenlänge. Beim
Einsatz einer reversiblen Wärmepumpe
liegen die Temperaturdifferenzen aufgrund der höheren Rücklauftemperaturen vom Kondensator zwischen 5 und
15 Kelvin. Auch Grundwasser mit seiner
ganzjährigen Temperatur von 8 bis 12°C
bietet als Wärmesenke gute Bedingungen. Im Kühlfall, mit in der Regel kürzeren Betriebsperioden, wird eine Wärmemenge zwischen 18 bis 60 kWhtherm/
m²NGFa (Grundwasser) und 8 bis 48 kWh/m²NGFa (Erdsonde) eingespeichert
therm
(bzw. 10 bis 38 kWhtherm/mESa bezogen
auf die Erdsondenlänge).
Der elektrische Hilfsstrombezug für die
Primärpumpe liegt im Betriebsmodus „direkte Kühlung“ zwischen Werten von 0,15
und 5,8 kWhel/m²NGFa. Die Messdatenanalyse macht deutlich, dass die korrekte
Auslegung des Rohrnetzes und die Dimensionierung der Pumpe sowie die Betriebsführung einen entscheidenden Einfluss auf die Energieeffizienz der Umweltwärmesenke haben (Abb. 8). In den untersuchten Projekten variiert die installierte
elektrische Pumpenleistung von 20 bis
hin zu 230 Wel pro Kilowatt Kühlleistung
der Wärmesenke. Detailanalysen der Geothermieanlagen zeigen große Unterschiede in der Dimensionierung und Auslegung. Das Druckgefälle der hydraulisch
ungünstigen Teilstrecke im Primärkreis –
Auslegungskriterium für die Primärpumpe – liegt zwischen 173 und 543 Pa/m.
Dabei verursachen bei keinem der untersuchten Projekte die als U-Rohre ausgeführten Erdsonden nennenswerte Druckverluste. Einen entscheidenden Einfluss
auf das resultierende Druckgefälle haben
insbesondere die Hauptverteilleitung
(vom Verteiler/Sammler bis zum Technikkeller mit in der Regel großen Rohrdurchmessern), die Einbauten, die Durchflussbegrenzer und der Wärmetauscher. Auch
die Länge der hydraulisch ungünstigen
Teilstrecke im Primärkreis variiert stark
von 240 bis 540 m. Unter Berücksichtigung von entsprechenden Optimierungsmaßnahmen bei den einzelnen Anlagen
in Bezug auf die thermohydraulische Auslegung ließe sich die installierte elektrische Leistung der Primärpumpen um das
1,3 bis sogar 4,2-Fache reduzieren.
Im Rahmen der Planung sollten daher
schon klare Vorgaben für die zu erreichende Energieeffizienz der Geothermiesysteme festgelegt werden. Ein optimal dimensioniertes Rohrnetz mit geringen Druckverlusten (kleiner 300 Pa/m), korrekt di-
G06
G08
G10
G12
Mittlere Temperatur Primärkreis [°C]
Analyse des Temperaturhubs zwischen Primär- und Sekundärkreis im Betriebsmodus „Heizen“. Mittlere Temperatur im Sekundärkreis [°C] aufgetragen über der mittleren Temperatur im Primärkreis [°C]. Darstellung für vier erdgekoppelte Wärmepumpenanlagen.
mensionierten Primärpumpen (kleiner 40
Wel/kWtherm), eine optimale Rohrnetzführung, eine Volumenstromregelung der
Primärpumpe nach der Temperaturdifferenz zwischen Vor- und Rücklauf (Temperaturdifferenz zwischen 3 und 5 Kelvin)
und eine angepasste Betriebsführung
(Strombezug kleiner 2 kWhel/(m²NGFa))
lassen bei den untersuchten Anlagen eine
Effizienzsteigerung von 34 bis 50 % erwarten. Damit wird gezeigt, dass im Betriebsmodus „direkte Kühlung“ Jahresarbeitszahlen größer 20 kWhtherm/kWhel erreicht
werden können.
Bewertung der Wärmepumpe
Im Heizfall stellen die Wärmepumpen
den Gebäuden 16,8 bis 66,7 kWhtherm/
m2a Wärme zur Verfügung. Berücksichtigt man ausschließlich den Strom- bzw.
Gasbezug für den Kompressor (Bilanzgrenze WP, Abb. 1), erreichen die elektrischen Wärmepumpen Jahresarbeitszahlen von 2,4 bis 6,6 kWhtherm/kWhel und die
Gas-Wärmepumpen 1,1 bis 1,3 kWhtherm/
kWhend (Abb. 2, Tab. 2). Im Kühlfall bei
aktiver Kältebereitstellung mittels reversiblen Wärmepumpenbetriebs werden
bei drei Anlagen messtechnisch Jahresarbeitszahlen von 4,8 bis 6,0 nachgewiesen. Bei zwei weiteren Anlagen wird in
den ersten Betriebsjahren lediglich eine
JAZ von 2,5 bis 3,0 erreicht. Die Gütegrade aller Anlagen liegen zwischen 0,29
und 0,44 und damit unter den theoretisch möglichen (Carnot)-Arbeitszahlen
(Berechnung: arithmetische Mittelwerte
von Vor- und Rücklauftemperatur auf
Primär- und Sekundärseite).
Die deutlichen Effizienzunterschiede
der einzelnen Anlagen ergeben sich
hauptsächlich durch die unterschiedlichen Temperaturdifferenzen zwischen
Primär- und Sekundärseite, welche primärseitig durch das Temperaturniveau
der Wärmequelle und sekundärseitig
durch die Art der Übergabesysteme und
deren hydraulischen Verschaltung vorgegeben werden. Vorrangig wird bei allen
Projekten versucht, eine Wärmeversorgung auf möglichst niedrigem Temperaturniveau umzusetzen. Im Mittel liegen
die sekundärseitigen Temperaturen im
Heizkreis zwischen 30 und 43 °C, bei drei
Anlagen sogar nur zwischen 28 und 35 °C
(Bild 5). Damit beträgt der Temperaturhub bei den erdgekoppelten Wärmepumpen zwischen Primär- und Sekundärseite im Mittel rund 20 bis 35 K. Wird
Grundwasser als Wärmequelle eingesetzt, beträgt der Temperaturhub aufgrund des hohen und ganzjährig annähernd gleichbleibenden Temperaturniveaus der Wärmequelle im Mittel nur 15
bis 20 K (Abb. 2 und 6).
Auch im Kühlfall, d. h. der Kältebereitstellung mit reversibler Wärmepumpe,
sollte der Niedrigexergieansatz – also die
KI Kälte · Luft · Klimatechnik · 12 2014
35
Wissenschaft
Wärmepumpen
Versorgung auf relativ hohem Temperaturniveau von 16 bis 20 °C – umgesetzt
werden. Es zeigt sich, dass bei den zwei
reversiblen Anlagen (W03, G06) mit Jah7
resarbeitszahlen kleiner 4 das mittlere
Temperaturniveau im Sekundärkreis jedoch zwischen 10 und 15 °C liegt (Abb. 2).
Dagegen erreichen drei weitere Anlagen
MONOVALENTE VERSORGUNG
Tägliche Wärme [kWhtherm/m²d]
ENERGIE
W03
G10
W03
G10
Tägliche Arbeitszahl
EFFIZIENZ
Tagesmittel der Außentemperatur [°C]
BIVALENTE VERSORGUNG
Tägliche Wärme [kWhtherm/m²d]
ENERGIE
G08
G09
G08
G09
Tägliche Arbeitszahl
EFFIZIENZ
Tagesmittel der Außentemperatur [°C]
Bereitgestellte Wärme und Effizienz der Wärmepumpe bei monovalenter (oben) und bivalenter (unten) Versorgung. Täglich bereitgestellte Heizwärme [kWhtherm/m²d] sowie Tagesarbeitszahl [kWhtherm/kWhel] aufgetragen über dem Tagesmittel der Außentemperatur
[°C]. Darstellung für jeweils zwei Anlagen.
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KI Kälte · Luft · Klimatechnik · 12 2014
mit mittleren Temperaturen im Sekundärkreis von 15 bis 19 °C Jahresarbeitszahlen
im Kühlfall von über 5 (Abb. 3, Tab. 1).
Der Einsatz und optimierte Betrieb
von Niedertemperatur-Übergabesystemen führt zu hoher Energieeffizienz der
Wärmepumpen von 4,4 bis 6,6 kWhtherm/
kWhel (Abb. 2: Gebäude G07, G09, G12).
Analysen für das Gebäude G10 machen
aber auch deutlich, dass nicht nur die
eingestellte Heizkreistemperatur für die
Verbraucherkreise, sondern auch die hydraulische Verschaltung von Wärmepumpe, Warmwasserspeicher und Verbraucher einen Einfluss auf die Energieeffizienz haben. Im Gebäude G10 wird
sowohl die Betonkerntemperierung mit
einer Temperaturanforderung von 27 bis
30 °C als auch das Lüftungsregister mit
einer Temperaturanforderung von 40 bis
45 °C vom Warmwasserspeicher versorgt. Damit erfolgt die Wärmebereitstellung immer auf dem von der Lüftung
geforderten höheren Temperaturniveau.
Folglich erreichte die Wärmepumpe nur
eine JAZ von 4,0 kWhtherm/kWhel. Dagegen werden im Gebäude G12 die unterschiedlichen Verbraucher mit den jeweiligen Temperaturniveaus hydraulisch getrennt, d. h. die Betonkerntemperierung
ist durch Umschaltventile direkt an die
Wärmepumpe, das Lüftungsregister aber
an einen separaten Speicher angeschlossen. Messtechnisch konnte für dieses
System eine JAZ von 5,2 kWhtherm/kWhel
nachgewiesen werden.
Die Jahresarbeitszahlen der hier untersuchten Gas-Wärmepumpen liegen mit
0,8 bis 1,4 kWhtherm/kWhend unter den Erwartungen. Beim Gebäude T03 (JAZ 1,1)
ist die Ursache ein zu geringes Speichervolumen, welches dazu führt, dass die
Betriebszeit der Wärmepumpe in der Regel bei unter 5 Minuten liegt und daher
Takt- und Anfahrverluste überproportional ins Gewicht fallen.
In Bezug auf die erreichte Effizienz
(JAZ) zeigen sich keine eindeutigen Unterschiede zwischen mono- und bivalenten Anlagen. Deutlich wird die Art der
Versorgung bei der eingestellten Heizkurve bzw. bei der bereitgestellten Wärme in Abhängigkeit der Außentemperatur (Abb. 7). Bei einer monovalenten Versorgung folgen der Betrieb der Wärmepumpe und die Wärmebereitstellung der
Außentemperatur, wohingegen bei einer
bivalenten Versorgung mit der Wärmepumpe nur die Grundlast gedeckt wird.
Unerwartet werden bis auf zwei Anlagen
die Wärmepumpen im Betriebsmodus
Heizen auch bei relativ hohen Außenwww.ki-portal.de
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Wärmepumpen
temperaturen mit Tagesmittelwerten
von 18 bis sogar 25 °C betrieben. Bei sehr
kurzen täglichen Laufzeiten, von in der
Summe kleiner als 60 Minuten, werden
nur geringe Tagesmengen an Wärme von
unter 0,5 kWhtherm/m²d bereitgestellt. Es
ist davon auszugehen, dass insbesondere
bei Tagesmitteln der Außentemperatur
über 18 °C die Konditionierung der Bürogebäude kein Wärmebedarf erfordert. Im
Gegenteil, oft wird eine Tagesmitteltemperatur größer 15 bis 18 °C als Freigabe
für den Kühlbetrieb festgelegt. Vermutlich führen die implementierten Regelund Betriebsführungsstrategien zu einer
Wärmeanforderung, sodass lediglich der
Warmwasserspeicher auf Solltemperatur
beladen und gehalten wird, aber keine
Wärmeabnahme durch die Verbraucher
erfolgt. Dies ist in fortführenden Untersuchungen noch zu prüfen.
Die Analyse der Wärmepumpen auf
Minuten- und Stundenbasis zeigt jedoch
bereits, dass der kurzzeitige Betrieb der
Wärmepumpen mit geringen Tageswärmemengen bei sehr kleiner Effizienz erfolgt, zum Beispiel liegen die täglichen
Arbeitszahlen der Wärmepumpe bei den
Gebäuden W03 und G10 in diesen Perioden unter 2,5 (Abb. 7).
Während das Betriebsverhalten von
Wärmepumpen im Erzeugerverbund je
nach Gebäude stark unterschiedlich ist,
werden die meisten der untersuchten
monovalenten Wärmepumpenanlagen
bei tagesmittleren Außentemperaturen
unter 5 °C zwischen 5 und 25 mal täglich
aktiviert und bleiben dann in der Regel für
jeweils 30 bis 60 Minuten in Betrieb. Wird
auch der Betrieb in der Übergangszeit mit
berücksichtigt, so ergeben sich typische
Betriebszeiten von 10 bis 60 Minuten.
Bewertung des Wärmepumpensystems
Unter Berücksichtigung des Hilfsstrombezugs für die Primärpumpen (Bilanzgrenze II, Abb. 1) erreichen die elektrischen Wärmepumpenanlagen im Heizbetrieb Jahresarbeitszahlen von 2,3 bis
6,1 kWhtherm/kWhel und die Gas-Wärmepumpenanlagen von 0,8 bis 1,3 kWhtherm/
kWhend (Abb. 2, Tab. 1). Die höchsten monatlichen Arbeitszahlen wurden bei den
meisten Anlagen im Herbst gemessen,
da dann das Erdreich durch die (direkte)
Kühlung im Sommer regeneriert worden
ist und die Gebäude noch mit niedrigen
Vorlauftemperaturen beheizt werden
können (Voraussetzung ist eine gut eingestellte Heizkurve).
Der Anteil des Strombedarfs der Primärpumpe am Wärmepumpensystem
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Analyse des Kühlbetriebs im Betriebsmodus „direkte Kühlung“. Links: Energieeffizienz,
ausgedrückt als Jahresarbeitszahl, aufgetragen über elektrischen Hilfsenergieaufwand
der Primärpumpe [kWhel/m²a]. Rechts: Energieeffizienz, ausgedrückt als Jahresarbeitszahl, aufgetragen über der installierten elektrischen Nennleistung der Primärpumpe
[Wel/kWtherm] pro Kilowatt Kälteleistung der Umweltwärmesenke.
liegt zwischen 6 und 28 %, hat also je
nach System einen deutlichen Einfluss
auf die Gesamteffizienz.
Bei den Geothermieanlagen der Gebäude G07 und G10 wird im Heizfall eine
Volumenstromregelung nach der Temperaturdifferenz zwischen Vor- und Rücklauf
umgesetzt. Damit heben sich diese zwei
Anlagen in Bezug auf die Temperaturspreizung im Primärkreis deutlich von den
anderen Anlagen ab: Bei der Anlage G07
betragen die Temperaturdifferenzen 2 bis
4 Kelvin, bei der Anlage G10 sogar 4 bis 6
Kelvin. Die Volumenstromregelung wirkt
sich unter anderem auf den elektrischen
Hilfsenergiebezug der Primärkreispumpe
aus, der in diesen zwei Fällen nur rund 6 %
des Gesamtstrombezugs des Wärmepumpensystems beträgt; die geringsten
Werte im Quervergleich aller Anlagen
(Abb. 2).
Der effiziente Betrieb der Anlagen erfordert eine sorgfältige Planung, sowohl
der Hydraulik als auch der thermischen
Auslegung der Wärmequellen. Falsche
Annahmen in der Planung (zum Beispiel
ungestörte Erdreichtemperatur, Entzugsleistung für Erdsonden, mögliche Fördermengen für Grundwasser) und Fehler bei
der Dimensionierung führen zu unzureichenden Heiz-/ Kühlleistungen und/oder
zu geringer Energieeffizienz, die im Betrieb der Anlage kaum kompensiert bzw.
korrigiert werden können.
Beispielsweise ist bei den Gebäuden
W03, G05 und G09 die gesamte Anlage
(Wärmepumpen, Erdsonden, Speicher
und Pumpen) ein Komplettsystem, in
dem die einzelnen Komponenten bereits
vom Hersteller gut aufeinander abge-
stimmt wurden. Die damit erfolgte Qualitätssicherung in Planung, Auslegung
und Installation ermöglicht eine deutliche Effizienzsteigerung auf 3,8 kWhtherm/
kWhel (Grund­
wasser) und 5,1 bis 6,1
kWhtherm/kWhel (Erdreich). Zudem bietet
dieses Komplettsystem im Bedarfsfall
auch die Möglichkeit eines Dualbetriebes, bei dem die Wärmepumpe gleichzeitig Heiz- und Kühlenergie bereitstellen
kann.
Die primärenergetische Analyse unter Berücksichtigung des kumulierten
Energieaufwands (KEV) für die vorgelagerte Umwandlungskette macht deutlich, dass die elektrischen Wärmepumpen (primärenergetische Effizienz 1,3
bis 2,8 kWhtherm/kWhprim) bereits bei
heutigem Strommix deutlich effizienter
sind als die Gaswärmepumpen (0,9 bis
1,1 kWhtherm/kWhprim) (KEV: Strom 2,19
kWhprim/kWhel und Erdgas 1,12 kWhprim/
kWhend; [5]).
Im Betriebsmodus der aktiven Kühlung erreichen die reversiblen Wärmepumpenanlagen JAZ von 2,1 bis 5,0 kWh/kWhel. Je nach geforderter Vorlauftherm
temperatur deckt die aktive Kühlung dabei zwischen 16 und 56 % des jährlichen
Kühlbedarfs. Bei Gebäude W03 beträgt
die sekundärseitige Vorlauftemperatur
des Kühlwassers 12 °C und der Anteil an
aktiver Kühlung 56 %. Bei Gebäude G09
beträgt die sekundärseitige Vorlauftemperatur hingegen 15 bis 19 °C und der
Anteil der aktiven Kühlung liegt bei nur
16 % (Abb. 3). Die kombinierte Jahresarbeitszahl im Kühlbetrieb aus direkter
und aktiver Kühlung liegt zwischen 3,4
und 12 kWhtherm/kWhel.
KI Kälte · Luft · Klimatechnik · 12 2014
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Wissenschaft
Wärmepumpen
Zusammenfassung
Auf Basis von mehrjährigen Messkampagnen im Rahmen der vom BMWi geförderten
Programme
EnOB
und
LowEx:Monitor wurde die Energie- und
Effizienzperformance sowie das Betriebsverhalten von 16 großen Wärmepumpenanlagen mit einem thermischen Leistungsbereich von 40 bis 322 kWtherm detailliert untersucht und bewertet. Die
zentralen Ergebnisse der Studie sind:
■■ Im Heizfall erreichen die untersuchten elektrischen Wärmepumpenanlagen (Strombezug für Kompressor und
Primärpumpe) Jahresarbeitszahlen
von 2,3 bis 6,1 kWtherm/kWhel und die
Gas-Wärmepumpenanlagen von 0,8
bis 1,3 kWtherm/kWhend. Berücksichtigt
man ausschließlich den Strom- bzw.
Gasbezug für den Kompressor, konnten für die elektrischen Wärmepumpen Jahresarbeitszahlen von 2,4 bis
6,6 kWhtherm/kWhel und für die GasWärmepumpen 0,8 bis 1,4 kWhtherm/
kWhend nachgewiesen werden (Anmerkung: Messperiode für jede Anlage mindestens ein Jahr).
■■ Im Mittel liegen die sekundärseitigen
Temperaturen im Heizkreis zwischen
30 und 43 °C, bei drei Anlagen sogar
nur zwischen 28 und 35 °C.
■■ Der Temperaturhub beträgt bei den
erdgekoppelten Wärmepumpen zwischen Primär- und Sekundärseite im
Mittel rund 20 bis 35 K, bei den grundwassergekoppelten Anlagen im Mittel
nur 15 bis 20 K.
■■ In Bezug auf die erreichte Effizienz
(JAZ) zeigen sich keine eindeutigen
Unterschiede zwischen mono- und bivalenten Anlagen.
■■ Im Sommer wird Klimakälte mit hoher Effizienz (JAZ zwischen 10 und
18,7) vorrangig direkt durch die Umweltwärmesenken bereitgestellt. In
sechs Gebäuden wird bei erhöhter
Bedarfsanforderung auch aktive Kälte
mittels reversiblen Wärmepumpenprozessen erzeugt (JAZ 2,1 bis 5,0 für
das Gesamtsystem).
■■ Die durch die Wärmepumpe aktiv erzeugte Klimakälte übernimmt am
jährlichen Gesamtkältebezug einen
Anteil von 16 bis 56 %.
Betriebserfahrungen und die systematische wissenschaftliche Auswertung der
Projekte zeigt, wie wichtig die richtige
Auslegung des Gesamtsystems, eine korrekte Umsetzung auf der Baustelle und
schließlich eine gut abgestimmte Betriebsführung sind, um das hohe Effizienzpotenzial von Energieversorgungs-
38
KI Kälte · Luft · Klimatechnik · 12 2014
konzepten mit Umweltenergie wirklich
auszuschöpfen. Wichtige Maßnahmen
sind unter anderem
■■ eine auf das Gebäude und die Nutzung
abgestimmte Heiz- und Kühlkurve,
■■ niedriges Temperaturniveau im Heizkreis für die Wärmeübergabesysteme
und Leistungsabstimmung der einzelnen Verbraucher,
■■ Anpassung bzw. Optimierung der Betriebszeiten und Reduzierung des Teillastverhaltens,
■■ korrekte Dimensionierung und hydraulische Verschaltung der Wärmeund Kältespeicher,
■■ Reduzierung des Druckgefälles im
Geothermiesystem und Reglung der
Volumenströme nach der Temperaturdifferenz und
■■ eine auf das Gesamtsystem abgestimmte Betriebsführung.
In weiteren Untersuchungen wird die
Netzdienlichkeit des Wärmepumpenbetriebs bewertet, d. h. die Interaktion zwischen Gebäude, Wärmepumpensystem,
Speicher und Stromnetz. Eine erste
messdatenbasierte Analyse zeigt bereits,
dass das Strombezugsverhalten der Wärmepumpen zur Gebäudebeheizung und
-kühlung meist weder besonders „netzdienlich” noch „netzadvers” ist. Große
Chancen für ein netzangepasstes Verhalten liegen in der Übergangszeit mit geringer thermischer Lastanforderung.
Weiterhin weisen manche hybride Systeme ein markantes Strombezugsprofil
auf, welches durch eine angepasste Folgeschaltung der Wärme-/Kälteerzeuger
beeinflusst werden kann.
Eine Analyse von vier ausgewählten
Gebäuden zeigt, dass bei einem Teil der
heutigen Nichtwohngebäude mit Büronutzung kein ausgeprägtes Tagesprofil
des Strombezugs zur Wärme- und Kälteerzeugung zu beobachten ist, was im
Wesentlichen auf die lastglättende Wirkung träger Übergabesysteme (Fußbodenheizung, thermische Bauteilaktivierung (TABS)) zurückzuführen ist. Saisonale Unterschiede ergeben sich hauptsächlich in der Höhe, aber in deutlich
geringerem Maße in der zeitlichen Struktur des Strombezugs. In anderen Fällen
sind feste Zeitfenster oder Startzeiten
für den Wärmepumpenbetrieb in der
Regelung vorgegeben, was zu ausgeprägten Spitzen im Strombezugsprofil
führt und sich stark auf die Netzdienlichkeit des jeweiligen Gebäudes auswirkt.
Für Gebäudebetreiber besteht derzeit
kein hinreichender finanzieller Anreiz, um
durch Lastverschiebung untertägige
Schwankungen im Börsenstrompreis auszunutzen.
In Anbetracht der geplanten Entwicklung des deutschen Energiesystems besteht dennoch bereits mittelfristig ein
beträchtliches (auch ökonomisches) Interesse daran, Residuallastschwankungen
durch netzreaktive Verbraucher zu glätten
und Überschüsse aus fluktuierenden, erneuerbaren Energien gezielt zu nutzen.
Vor diesem Hintergrund gilt es einerseits,
den möglichen Beitrag des Gebäudesektors zur Netzstabilisierung genauer zu
quantifizieren, und andererseits, wirtschaftliche Anreizsysteme für Gebäudebetreiber zu entwickeln, um den Gebäudesektor für das Demand-Side-Management zu erschließen [6].
Danksagung
Diese Arbeit entstand im Rahmen
der Projekte LowEx:Monitor (BMWi
0327466B), EnOB:Monitor (BMWi
0327431C) und Netzreaktive Gebäude
(BMWi 03ET1111A), welche mit Mitteln
des Bundesministeriums für Wirtschaft
und Energie (BMWi) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert wurden. Besonderer Dank gilt
auch dem Projektträger Jülich für die Unterstützung der Vorhaben. Die Autoren
danken den einzelnen Evaluierungsteams
und Forschungseinrichtungen für die Bereitstellung und Aufbereitung der Messdaten sowie den Bauherren für die Möglichkeit, ihre Gebäude zu untersuchen.
Referenzen
[1]
Henning, H.-M. und Palzer, A. (2013):
Energiesystem Deutschland 2050,
www.ise.fraunhofer.de
[2] European Heat Pump Association: Positionspapier Smart Grid und Smart Market:
Der Beitrag der Wärmepumpe zur Netzstabilisierung und optimierten Strombeschaffung. Brüssel, 2012
[3]www.enob.info
[4]http://lowexmonitor.ise.fraunhofer.de/
[5] Fritsche, U.R. und Greß, H.-W. (2013): Der
nicht erneuerbare kumulierte Energieverbrauch des deutschen Strommix im Jahr
2012, www.iinas.org
[6] Herkel, S., Palzer, A., Klein, K., Kalz, D.:
Netzreaktive Gebäude im Kontext der
Energiewende. EnOB-Symposium 2014
„Energieinnovationen in Neubau und Sanierung“. Essen Deutschland, Zeche Zollverein, 20.-21.3.2014
www.ki-portal.de
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