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Winterzeit – (Vogel)Grippezeit?
Das Grippevirus legt jedes Winterhalbjahr viele Menschen flach. Wussten Sie, dass
1918 eine weltweite Grippeepidemie („Spanische Grippe“) ca. 20 Millionen Tote
forderte? In den verschiedenen Ländern erkrankten 15-50% aller Menschen, und
etwa 1% der Erkrankten fielen dieser aggressiven Grippe zum Opfer, vor allem
Erwachsene zwischen 20 und 45 Jahren. Insgesamt starben an der Spanischen
Grippe mehr Menschen, als im 1.Weltkrieg umkamen.
Die Grippeimpfung ist ein wirksamer Schutz gegen die Grippe. Auch wenn sie nicht
hundertprozentig vor einer Krankheit schützt, verhindert sie sicher in jedem Fall
einen schweren, fatalen Verlauf. Es gibt Studien über mehrere Jahre, welche die
Wirksamkeit der Impfung untersuchten: die Geimpften erkrankten in 1.7% an Grippe,
im Gegensatz zu 13.4% der ungeimpften Kontrollpersonen. Insgesamt wird die
Wirksamkeit der Impfung in den meisten Studien bei 75-90% beziffert. Auch die Zahl
der Fiebertage und der Arbeitsplatzabsenzen waren in der geimpften Gruppe kleiner.
Dass die Wirksamkeit nicht 100% beträgt, liegt daran, dass sich der Grippevirus in
jeder Saison verändern kann, und somit der aufgrund der letztjährigen GrippevirusAntigene hergestellte Impfstoff nicht in jedem Fall vollständig vor einer Erkrankung
schützt.
Mit dem Auftauchen der Vogelgrippe, welche sich aus Südostasien über Russland
langsam Westeuropa nähert, könnte ein Szenario wie 1918 wieder aktuell werden.
Bis jetzt konnte der Vogelgrippevirus glücklicherweise nur in Einzelfällen auf den
Menschen überspringen. Die wenigen erkrankten Menschen litten aber alle unter
einem schweren Verlauf mit hoher Sterblichkeit. Falls das Vogelgrippevirus bei
gleichzeitiger Infektion mit humanen Grippeviren in erkrankten Menschen mit dem
humanen Virus Antigene austauscht („antigen shift“), ist die Gefahr relativ gross,
dass ein neues, für die Menschen dann hoch-infektiöses, aggressives Grippevirus
entsteht. Darum die Angst vor einer neuen weltweiten Grippeepidemie ähnlich der
Spanischen Grippe von 1918.
Was tun?
Die Gesundheitsbehörden der meisten Länder legen aktuell Notvorräte an antiviralen
Medikamenten an (Tamiflu®). Die rechtzeitige Einnahme dieses Medikaments (kein
Impfstoff!) innerhalb der ersten ca 36 Stunden der Grippeerkrankung kann einen
aggressiven Verlauf entscheidend abschwächen und die Sterblichkeit vermindern.
Die flächendeckende Abgabe dieses Notfallmedikamentes wird aber erst im Falle
einer wirklichen Epidemie aktuell.
Ein Impfstoff gegen das befürchtete neue Super-Grippevirus kann leider erst
entwickelt werden, wenn das Virus bekannt, d.h. aus dem Blut von Erkrankten isoliert
ist. Man schätzt die Zeit für die Impfstoffentwicklung auf einige Monate.
Das eigentliche Vogelgrippevirus ist höchstens für Reisende in die entsprechenden
Länder gefährlich, falls sich in Tierparks, Geflügelfarmen oder Märkten enge
Kontakte mit erkrankten Tieren ergeben. Das Mitnehmen von Tamiflu wird von der
Abteilung Infektionskrankheiten des Bundesamts für Gesundheit aktuell nicht
empfohlen, hingegen sollte der Kontakt mit Vögeln in den entsprechenden Ländern
möglichst vermieden werden.
Unterdessen empfehle ich allen älteren Menschen mit chronischen Krankheiten
(Herzschwäche, Asthma, Allergien, Diabetes, chronischen Entzündungen etc.), sich
gegen Grippe impfen zu lassen. Auch in Spitälern oder Pflegeheimen arbeitende
Menschen sollten sich zum Schutz der Patienten impfen lassen. Ebenfalls empfehle
ich Leuten, die beruflich oft mit vielen verschiedenen Menschen zu tun haben, sich
impfen zu lassen, da sie einem erhöhten Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind.
Das Argument von Herrn XY, „Ich hatte nie eine Grippe, bis ich mich impfen liess.“ ist
eine Scheinargument, da der Verlauf ohne Impfung nicht bekannt ist: womöglich
wäre Herr XY ohne Impfung mit einer Grippe-Lungenentzündung im Spital gelandet?
Meikirch, 19.09.2005 / Dr. med. H.P. Wolfisberg
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