Universität der Bundeswehr München Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik Skriptum zur Vorlesung Grundlagen der Elektrotechnik I K. Landes Herstellung des Skriptums: Mark Dzulko, Rainer Graf, Alexander Treis Inhaltsverzeichnis 1. Physikalische Größen, Maßsysteme und Gleichungen 1 2. Gleichstromlehre 3 2.1. Gleichstrom und Gleichspannung 2.2. Widerstand, Ohmsches Gesetz 2.3. Widerstandsschaltungen 2.4. Leistung und umgesetzte Energie im Ohmschen Widerstand 2.5. Aktive Elemente: Gleichspannungsquelle und Gleichstromquelle 2.6. Netzwerke, Kirchhoff-Gleichungen, Verfahren der Netzwerkberechnung 2.7. Reale Spannungs- und Stromquellen 2.8. Leistung in Schaltelementen, Leistungsanpassung 3. Elektrostatik 3 4 7 10 11 12 26 29 32 3.1. Coulomb-Gesetz 3.2. Elektrisches Feld 32 33 3.2.1. Arbeit bei Ladungsverschiebung im elektrischenG Feld G 3.2.2. Arbeit Wab bei Wahl verschiedener Wege von r a nach r b G G JG 3.2.3. Arbeit bei geschlossenem Umlauf r a R r b im E -Feld 3.3. Elektrische Spannung 3.4. Elektrisches Potential 35 37 38 39 39 3.4.1. Superpositionsgesetz beim Potential G JG G 3.4.2. Zusammenhang von Feldstärke E r und Potential V r G 3.4.3. Zusammenhang von Spannung Uab und Potential V r 39 41 3.4.4. Herleitung der Maschengleichung 3.4.5. Äquipotentialflächen (-linien) 42 42 () () () 3.5. Elektrische Materialeigenschaften, Dielektrizitätskonstante 3.6. Dielektrische Verschiebung 3.6.1. Raumladungsdichte ρ JG 3.6.2. Dielektrische Verschiebung D an der Oberfläche von Leitern 3.6.3. Influenz 3.7. Kapazität 3.7.1. 3.7.2. 3.7.3. 3.7.4. Kugelkondensator Plattenkondensator Gesamtkapazität C bei Kondensatorschaltungen Kapazität des Kondensators mit geschichtetem Dielektrikum 3.8. Energie im elektrostatischen Feld 41 43 44 46 47 47 48 49 50 51 52 53 4. Bewegte Ladungen 4.1. Beweglichkeit µ , elektrischer Strom I, elektrische G Stromdichte j 4.2. Lokales Ohmsches Gesetz 4.3. Leistungsdichte p 5. Magnetostatik 54 54 56 57 58 JG 5.1. Experimentelle Bestimmung der magnetischenJG Flußdichte B 58 59 5.2. Kräfte auf bewegte Ladungen und Ströme im B -Feld JG 5.2.1. Kraft auf einzelnen im B -Feld bewegten Ladungsträger 59 JG 60 5.2.2. Kraft auf stromführenden Leiter im B -Feld JG JG 61 5.2.3. Drehmoment MSchleife auf stromführende Leiterschleife im B -Feld 5.3. 5.4. 5.5. 5.6. Erzeugung von Magnetfeldern durch Ströme JG Magnetische Feldstärke H Magnetfeldberechnung mit Gesetz von BIOT-SAVART Magnetische Materialeigenschaften 5.6.1. Diamagnetismus 5.6.2. Paramagnetismus 5.6.3. Ferromagnetismus 5.7. Magnetfeld an Grenzflächen 5.8. Magnetische Kreise, Induktionskoeffizienten 5.8.1. Magnetischer Einzelkreis 5.8.2. Verkopplung magnetischer Kreise 6. Induktion 63 65 68 70 70 70 70 71 72 72 74 77 6.1. Induktion einer Spannung in einer Leiterschleife durch zeitliche Änderung des umschlossenen magnetischen Flusses 77 6.2. Anwendung des Induktionsgesetzes 84 6.2.1. 6.2.2. 6.2.3. 6.2.4. Transformator 84 Einzelne Spule („Drosselspule“, vgl. Kap.6.1) 85 85 Magnetische Energie Wm und magnetische Energiedichte w m Erzeugung sinusförmiger Wechselspannungen (Generator, Dynamo) 86 Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 1 – Physikalische Größen 1. Physikalische Größen, Maßsysteme und Gleichungen Physikalische Größe G = Zahlenwert {G} x Einheit [G ] z.B. Strom I = {I}x [ I] = 5A Dimension = Kennzeichnung einer physikalischen Größe: z.B. Strom, Länge, Zeit . . . Maßsystem = Menge notwendiger, grundlegender physikalischer Größen ( = physikalische Grundgrößen). Einheiten dieser Grundgrößen sind definiert: z.B. 1 Meter = Urmeter in Paris = 1,6 . . . 106 x λ einer 86 Kr − Linie SI-Maßsystem (Systeme International d`Unités: 7 Grundgrößen) Dimension 1. 2. 3. 4. Formelzeichen Grundeinheit Abkürzung Länge Masse Zeit Elektr. Stromstärke 5. Absol. Temperatur 6. Lichtstärke 7. Stoffmenge l m t I Meter Kilogramm Sekunde Ampere m kg s A T Iν n Kelvin Candela Mol K cd mol MKSASystem Ausreichend für die Elektrotechnik ist (als Teil des SI-Maßsystems) das MKSA-System (rationales, praktisches Maßsystem (Giorgi)). In der Physik wird teilweise noch das cgs-System benutzt (Ladung aus mechanischen Einheiten mittels Coulomb-Gesetz). Aus Grundgrößen werden mittels weiterer Definitionen oder physikalischer Gesetze abgeleitete physikalische Größen + Einheiten festgelegt, z.B.: l dl • Geschwindigkeit v in m aus v = oder v = s t dt Definition v dv • Beschleunigung a in m 2 aus a = oder v = t dt s kg m • Kraft F in Newton ( 1N = 2 ) aus F = m·a s Naturgesetz • Arbeit W in Joule ( 1J = 1Nm ) aus W = F · l Physikalische Gleichung = mathematische Verknüpfung physikalischer Größen gemäß einer Definition (z.B. Geschwindigkeit) oder gemäß eines Naturgesetzes (aus Naturbeobachtung gewonnen, z.B. Kraft). Physikalische Gleichungen müssen bezüglich Maßzahlen und Einheiten in sich konsistent sein (sog. Dimensions- oder Einheitenkontrolle), z.B. Energievergleich (potentielle und kinetische Energie): F⋅h = m 2 v 2 kg m m2 = m kg 2 . 2 s s -1- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 1 – Physikalische Größen Physikalische Größen können sein: • • • • Skalare (1-dimensional); 1 Wert 0; keine Richtung z.B. Temperatur, Masse, Ladung Skalare mit Zählrichtung; 1 Wert 0; Vorzeichen bezogen auf eine als positiv festgelegte Zählrichtung, z.B.Elektr. Strom in einem Leiter, Massenstrom in einem Rohr. Vektoren (2,3 . . . n-dimensional); konkrete Richtung im n-dimensionalen Raum G G z.B. Geschwindigkeit v , Kraft F Tensoren -2- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 2 – Gleichstromlehre 2. Gleichstromlehre Zeitlich konstante Verhältnisse bei Strömen, Spannungen, Leistungen, u.s.w. 2.1. Gleichstrom und Gleichspannung (Gleichstrom I und Gleichspannung U sind Skalare mit Zählrichtung (Zählpfeil)) „Strom“ ist ein Transportvorgang z.B. Wärmestrom transportiert Wärme Massenstrom transportiert Masse hier: Gleichstrom I transportiert (zeitlich konstant im Zeitintervall t) die elektrische Ladung Q Q = I·t Bemerkung: In dieser physikalischen Gleichung sind nach dem MKSA-System die Einheit [s] für die Zeit t und die Einheit [A] für den Strom I definiert. Die Einheit Ampere ist festgelegt durch das physikalische Gesetz für die Kraftwirkung zwischen 2 stromdurchflossenen, parallelen Leitern (s. Kap. Magnetismus). I = 1A; d = 1m; längenspezifische Kräfte f = 2 ⋅ 10 −7 N m Die Einheit für die Elektrische Ladung ist mit Coulomb ( C ) festgelegt. Nach der Definitions-Gleichung Q = I·t mit den Einheiten A und s für Strom und Zeit ist somit 1C = 1As Bemerkung: Autobatterien unterscheiden sich außer in ihrer Bauform und der angebotenen Spannung in ihrem Ladungsvermögen (s. Typenschild). So kann man z.B.einer Batterie mit 75Ah 75 h lang einen Strom von 1A entnehmen, bis sie leer ist. Die elektrische Ladung Q kann positiv (Q>0) oder negativ (Q<0) sein. Sie besteht aus ganzzahligen Vielfachen (N+) positiver (e+) und/oder ganzzahligen Vielfachen (N-) negativer (e-) Elementarladungen (Nachweis mit Millikan-Tröpfchenversuch) . e+ = + 1,6 ... 10-19 As = Ladung eines Protons e- = - 1,6 ... 10-19 As = Ladung eines Elektrons Damit Q = N+e+ + N –e – mit N+, N- = 0,1,2,3, .... Merke: • Ein Gleichstrom I ist verbunden mit der Bewegung positiver und/oder negativer Elementarladungen e+, e- ( z.B. Protonen, Elektronen). • Alle bewegten Ladungsträger tragen zum Strom bei (Metall-Leiter: nur Elektronen; Gasentladung: Elektronen und Ionen). -3- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 2 – Gleichstromlehre • Strom wird technisch in der Richtung positiv gewählt, in der die positive Ladung transportiert wird (in Metalldraht also entgegen der Bewegungsrichtung der Elektronen). Näheres im Kap. 4, „Bewegte Ladungen“ Ein Strom tritt nicht aus sich selbst heraus auf. Ursache eines „Stromes“ ist ein „Gefälle“ (Differenz) einer zugehörigen physikalischen Größe. Beispiele: Wärmestrom Temperaturdifferenz (T1-T2) Druckdifferenz (p1-p2) Massenstrom Ursache für den elektrischen Strom I ist eine Potentialdifferenz (V1-V2) = Spannung U12 zwischen 2 Punkten P1 und P2 (Definition des Potentials und der Spannung in Kap. „Elektrostatik“). überwiegend positive überwiegend negative Ladungsträger: N1+> N1Ladungsträger: N2+< N2Q2<0 Q1>0 Verbindet man 2 unterschiedliche elektrische Potentiale V1 und V2 durch ein leitendes Medium, so führt ohne ein weiteres Zutun der Strom I zum Ausgleich der Ladungsunterschiede (Q1 = Q2) Potentialunterschied V1-V2 → 0 b.z.w. U12→ 0 und zwischen Q1 und Q2 letztlich Strom I → 0. Durch die Zuschaltung einer Gleichspannungsquelle, die die abfließenden Ladungsträger wieder ersetzt, kann die Potentialdifferenz V1-V2 = U12 aufrechterhalten werden. Dadurch kann ein konstanter Strom I fließen. 2.2. Widerstand, Ohmsches Gesetz Die Stärke des „Stromes“ ist nicht nur abhängig von der Differenz der zugehörigen, treibenden, physikalischen Größe, sondern auch von dem „Widerstand“, der sich ihm beim Versuch, einen Potentialausgleich herzustellen, entgegenstellt, also von der Eigenschaft der Verbindung. (Im einfachsten Fall: linearer Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung) treibende, physik. Größe potentialausgleichende Größe Widerstand Temperaturdifferenz Wärmestrom Wärmewiderstand Druckdiffererenz Massenstrom Strömungswiderstand Spannung U elektr. Strom I elektr. Widerstand R -4- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 2 – Gleichstromlehre Ohm`sches Gesetz: U = U12 I= oder U = R⋅I U R R= U I Elektrischer Widerstand = Ohm`scher Widerstand = Proporzionalitätsfaktor zwischen U und I Definition Leitwert G: G= Einheiten von I, U, R, G: 1 I = R U [I] = A ( MKSA-System ) Nm Nm J = = ; definiert über Arbeit beim Verschieben von Ladung im elektriAs C C schen Feld ( Kap. „Elektrostatik“) U V [R] = = = Ω (Ohm) ; aus Ohm`schen Gesetz I A 1 1 A [G] = = = = S (Siemens) R Ω V [U] = V = -5- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 2 – Gleichstromlehre Spezifischer Widerstand ρ, Spezifischer Leitwert σ Beim Transport von Wärme (z.B. durch Wärmeleiter), Masse (z.B. durch Rohr), oder Ladung (z.B. durch Widerstandsdraht) zwischen 2 Punkten wird der jeweilige Widerstand • größer mit wachsender Länge A des Verbindungsstückes Geometrie • kleiner mit wachsendem Querschnitt A des Verbindungsstückes • und hängt von der stofflichen Eigenschaft der Verbindung ab. Material } Für den Ohmschen Widerstand R gilt mit R ~ A und R ~ 1 zusammengefasst unter VerA wendung eines materialabhängigen Proportionalitätsfaktors ρ = Spezifischer Widerstand R=ρ A A → ρ= RA A 2 mm 2 RA Ω m m aus praktische n Gründen angegeben in Einheit [ρ] = = = Ω → Ω m m A Für den Leitwert G und die spezifische Leitfähigkeit σ = G= 1 1A A = =σ R ρ A A → σ=G 1 gilt entsprechend: ρ A 1 A 1 = = A RA ρ 1 m m =S Einheit [σ] = = 2 mm 2 ρ Ω mm Zählpfeile für U und I am Widerstand R; Vorzeichen im Ohmschen Gesetz An R können Zählpfeilrichtungen für U und I prinzipiell frei gewählt werden (wogegen an einer Spannungsquelle der Zählpfeil für Ue und an einer Stromquelle der Zählpfeil für Ie festgelegt ist). Zweckmäßigerweise, nicht notwendigerweise, wird an einem Widerstand für den U-Pfeil und den I-Pfeil die gleiche Richtung gewählt. Gleiche oder entgegengesetzte Richtung legen Vorzeichen im Ohmschen Gesetz fest. oder U=+RI I = + GU bei oder U = −R I I = −G U bei -6- Grundlagen der Elektrotechnik I 2.3. Kapitel 2 – Gleichstromlehre Widerstandsschaltungen Serienschaltung von n Widerständen R1 mit R2 I1 = I 2 = I ν = I Rν U = U1 + U 2 + ⋅ ⋅ ⋅ ⋅ + U n = Rn n ∑ Uν ν =1 n gilt: und ∑ Uν n U ν =1 R= = = ∑ Rν I I ν =1 n 1 1 = ∑ G ν = 1G ν z.B. 2 Leitwerte in Serie: Gesamtwiderstand R = Summe der Einzelwiderstände R ν Kehrwert des Gesamtleitwertes G = Summe der Kehrwerte der Leitwerte G ν G + G2 1 1 1 = + = 1 G G1 G 2 G 1G 2 ; = G G 1G 2 G1 + G 2 Spannungsteiler Iν = I κ = I Uν U κ U = = Rν R κ R Uν Rν G κ = = Uκ Rκ Gν Uκ Rκ G = = U R Gκ Teilspannungen verhalten sich wie die Widerstände b.z.w. umgekehrt wie die Leitwerte. -7- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 2 – Gleichstromlehre Parallelschaltung von n Widerständen mit U1 = U 2 = U ν = U n ; I = I1 + I 2 + ⋅ ⋅ ⋅ + I ν + ⋅ ⋅ ⋅ + I n = n ∑ Iν ν =1 n gilt: und ∑ Iν n I ν =1 G= = = ∑Gν U U ν =1 n 1 1 = ∑ R ν = 1R ν z.B. 2 Widerstände parallel: Gesamtleitwert G = Summe der Einzelleitwerte G ν Kehrwert des Gesamtwiderstandes R = Summe der Kehrwerte der Widerstände R ν R + R2 1 1 1 = + = 1 R R1 R 2 R 1R 2 ; R= R 1R 2 R1 + R 2 Stromteiler Uν = U κ = U Iν Gν R κ = = Iκ G κ Rν Iν Gν R = = I G Rν Iν I I = κ = Gν Gκ G Teilströme verhalten sich wie die Teilleitwerte b.z.w. umgekehrt wie die Teilwiderstände. -8- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 2 – Gleichstromlehre -9- Grundlagen der Elektrotechnik I 2.4. Kapitel 2 – Gleichstromlehre Leistung und umgesetzte Energie im Ohmschen Widerstand P= U· I Elektrische Leistung: ( allgemeingültig) exakte Formelherleitung im Kap. „Bewegte Ladungen“ Einheit: [P] = [U ⋅ I] = VA = W (Watt ) J W = s Leistung in R (Wärmeleistung): PR = PR = U R I R = RI R2 1 = I R2 G U R2 PR = = GU R2 R UR aus : RI R I R = RI R2 2 U U aus : U R R = R R R IR Den jeweils praktischsten der Ausdrücke verwenden. Umgesetzte Energie (Arbeit): Einheit: We = P t [We ] = J s = J = Ws Umrechnungen: s 1 kW = 1,36 Ps 1kcal = 4200 Ws = 4200 J 1 kWh= 864 kcal - 10 - Grundlagen der Elektrotechnik I 2.5. Kapitel 2 – Gleichstromlehre Aktive Elemente: Gleichspannungsquelle und Gleichstromquelle Bisher nur R (passives Schaltelement) als Verbraucher, der nur Leistung aus dem Stromkreis aufnehmen kann (Umwandlung elektrischer Leistung in Wärmeleistung). Spannungs- und Stromquellen sind aktive Schaltelemente, die im Regelfall Leistung an den Stromkreis abgeben, aber in Ausnahmefällen auch Leistung aufnehmen können. Ideale Gleichspannungsquelle: Schaltzeichen: oder Schaltzeichen (nach Norm): Ra Ra Merke: Die ideale Spannungsquelle hat keinen inneren Widerstand, • deshalb eingeprägte Spannung Ue = Klemmenspannung UKl = konst. unabhängig vom Klemmenstrom IKl. • deshalb darf sie nicht kurzgeschlossen werden ( Ra = 0 ), sonst I Kl → ∞ . Es droht Zerstörung. Deshalb Vorsicht: Autobatterie ist nahezu ideale Spannungsquelle. Bei Starthilfe mit Starterkabeln muss Kontakt beider Pole untereinander vermieden werden. • deshalb keine idealen Spannungsquellen mit unterschiedlichen Spannungen Ue parallel schalten, da sonst Ausgleichströme → ∞ Ideale Gleichstromquelle: Schaltzeichen: oder Schaltzeichen (nach Norm): Ra Ra Merke: sind immer geregelte Spannungsquellen ( ohne Spannung kein Strom! ) ! Stromquellen • deshalb U ≠ 0 Kl Die ideale Stromquelle hat keinen inneren Widerstand • deshalb „eingeprägter“ Strom Ie = Klemmenstrom IKl = konst. unabhängig von UKl - 11 - Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 2 – Gleichstromlehre • deshalb kein Leerlauf (R → ∞ ) an den Klemmen, sonst UKl → ∞ • deshalb keine Serienschaltung von idealen Stromquellen mit unterschiedlichen Strömen Ie, da sonst Ausgleichsspannungen → ∞ 2.6. Netzwerke, Kirchhoff-Gleichungen, Verfahren der Netzwerkberechnung Einzelstromkreis mit idealer Spannungsquelle Ue und variablem Widerstand RV: nur bedingt vergleichbare Analogie zum Wasserkreislauf: • In Spannungsquelle wird Ladung gegen das Potentialgefälle durch elektrodynamische Kräfte (Generator, Dynamo) oder chemische Kräfte (Batterie, Akku) bewegt. • Spannungsquelle Ue pumpt soviel positive Ladung (als Ausgleich für die über RV abfließende Ladung Qi) von - nach + (auf höheres Niveau), dass Spannung Ue aufrecht erhalten bleibt. • Strom I in Spannungsquelle = Strom I im Widerstand RV. • Je kleiner Widerstand RV → desto größer Strom I → desto größer verbrauchte Leistung. Leerlauf (offene Klemmen 1,2): R V → ∞ ; ⇒ I = 0 ; ⇒ P = 0 Kurzschluss (direkt verbundene Klemmen 1,2): R V = 0 ; ⇒ I → ∞ ; P → ∞ • Spannung Ue an Spannungsquelle = Spannung URv an Widerstand RV. Ue = URv bzw. - 12 - Ue –URv = 0 Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 2 – Gleichstromlehre Verallgemeinerte wichtige Gesetzmäßigkeit: In einem geschlossenen Stromkreis (z.B. n Spannungsquellen Ue und m Widerständen R) ist die Summe aller Spannungen = 0. Nach freier Wahl des Umlaufsinnes ULS (Uhrzeiger- oder Gegenuhrzeigersinn) ergibt die Aufsummation aller Spannungen im Stromkreis ( wobei Spannungen in Richtung des gewählten ULS positiv und Spannungen entgegen der gewählten Richtung negativ gewertet werden) immer = 0. n m κ =1 ν =1 ∑ U = ∑ Ue κ + ∑ U R ν ≡0 n oder ∑ Ue κ κ =1 ≡− m ∑ URν Maschengleichung ν =1 Konvention: Spannungspfeil Ue an Spannungsquelle muß immer von + nach – gezeichnet werden. Pfeile von U und I an Verbrauchern sind frei wählbar, da die real auftretende Richtung nicht immer von vorneherein erkennbar. Beispiel 2: Beispiel 1: − Ue + U R = 0 − Ue + U R = 0 UR = I ⋅ R U R = −I ⋅ R I= Ue >0 R I= Ue <0 R Bemerkung: Bei einer unbekannten Größe (z.B. Strom) mit frei wählbarer Zählrichtung gibt das Vorzeichen des Ergebnisses Aufschluss darüber, ob Zählpfeilrichtung richtig oder falsch gewählt wurde. - 13 - Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 2 – Gleichstromlehre Beispiel 3: Mehrere Spannungsquellen und Widerstände im Einzelstromkreis: Gegeben: U e 1 , U e 2 , R 1 , R 2 , R 3 Gesucht: I − U e1 + U R 1 + U e 2 + U R 2 − U R 3 = 0 U e 2 − U e1 = − U R 1 − U R 2 + U R 3 Beachte: U R 3 = − IR 3 U e 2 − U e1 = I (− R 1 − R 2 − R 3 ) U e1 − U e 2 I= R1 + R 2 + R 3 Einschub: Elektromotorische Kraft EMK Um die stromtreibende Kraft einer Spannungsquelle hervorzuheben, wurde der Begriff Elektromotorische Kraft (EMK) eingeführt. Für eine Spannungsquelle als aktives Einzelelement wird sie wie Ue mit positivem Vorzeichen angegeben (z.B. Ue = EMK = 3V). Wird der Begriff EMK jedoch in einem Schaltkreis benutzt, dann zeigt der Zählpfeil für die EMK entgegen der Richtung von Ue von – nach + ( s. Beispiel 3 ). Hierdurch sind bei einem Maschenumlauf ULS an jeder Spannungsquelle deren Spannung Ue und deren Elektromotorische Kraft EMK mit entgegengesetztem Vorzeichen zu werten. Aus wird: ∑ Ue + ∑ U R = 0 ∑ EMK − ∑ U R = 0 oder oder ∑ U e = −∑ U R ∑ EMK = ∑ U R Maschengleichungen aus Beispiel 3: ∑ EMK = ∑ U R ∑ U e = −∑ U R U e 2 − U e1 = − U R 1 − U R 2 + U R 3 I= oder EMK1 − EMK 2 = U R 1 + U R 2 − U R 3 U e1 − U e 2 I= R1 + R 2 + R 3 EMK1 − EMK 2 R1 + R 2 + R 3 Da für jede einzeln betrachtete Spannungsquelle Ue = EMK zu setzen ist, sind die beiden Ergebnisse für den gesuchten Strom I identisch. - 14 - Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 2 – Gleichstromlehre Einzelstromkreis mit Stromquelle Ie: Zählpfeilrichtung für Ie festgelegt. Richtung der Spannung UIe prinzipiell frei wählbar (aus technischen Gründen aber sinnvoll entgegen der Ie-Richtung). Richtung ULS frei ( wie immer ). Gegeben: Ie , R ; Gesucht: UIe -UIe + UR = 0 UIe = UR = Ie · R Anmerkung: Die Stromquelle weist immer eine Spannung auf ( Fehlermöglichkeit ! ), die direkt von dem Belastungswiderstand R (s.o.) abhängt. ( Nur in Netzwerken kann der Spezialfall UIe = 0 auftreten.) Netzwerke: Die Kombination von Einzelstromkreisen ergibt ergibt ein „Netzwerk“ mit „Zweigen“, „Knoten“ und „Maschen“. • Knoten (K) sind Punkte,an denen sich Ströme verzweigen (können). • Zweige (Z) sind die Strompfade zwischen 2 benachbarten Knoten. • Maschen (M) sind geschlossene Umläufe, (von einem Knoten ausgehend und zu ihm zurückkehrend). - 15 - Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 2 – Gleichstromlehre Berechnung von Netzwerken: Kirchhoff-Gleichungen: Knotenpunktsgleichung: Entweder: Summe aller zum Knotenpunkt hin fließenden Ströme = Summe aller vom Knotenpunkt wegfließenden Ströme, ∑I = ∑I hin oder: weg Summe aller Ströme an einem Knotenpunkt = 0, wobei hinfließende und wegfließende Ströme mit unterschiedlichen Vorzeichen belegt werden. ∑I = 0 Beispiel: I1 I2 I3 I5 I6 I4 oder I1 + I 2 + I 4 = I 3 + I 5 + I 6 ∑ I = 0 = I1 + I 2 − I 3 + I 4 − I 5 − I 6 Maschengleichung: Bei einem geschlossenem Umlauf einer Masche gilt: ∑ U = 0 = ∑ Ue + ∑ U R oder ∑ U e = −∑ U R Spannungen in Richtung eines frei wählbaren ULS positiv, Spannungen entgegen der Richtung negativ werten. Berechnungsverfahren: Zweigstromverfahren: Ein Netzwerk enthalte • • • z Zweige, in denen die aktiven und passiven Bauelemente bekannt sind. Damit besitzt das Netzwerk prinzipiell auch z Unbekannte. Dies sind Ströme in Zweigen ohne Stromquelle und Spannungen in Zweigen mit Stromquelle. k Knoten, die k – 1 voneinander unabhängige Knotenpunktsgleichungen ergeben. ~ auffindbare Maschen, aus denen m unabhängige Maschengleichungen m ~ ). auszuwählen sind ( m ≤ m Vorgehensweisen: 1. (Meistens zielführend:) Es gilt Maschen (möglichst klein) zu „sammeln“, solange noch Maschen mit mindestens 1 noch nicht verbrauchten (verwerteten) Zweig gefunden werden. (Jeder Masche kann ein ULS frei zugeordnet werden.) oder - 16 - Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 2 – Gleichstromlehre 2. Verfahren des vollständigen Baumes: Um m unabhängige Maschen eines Netzwerkes aufzufinden, verbindet man alle Knoten über markierte Zweige ohne einen geschlossenen Umlauf zu erzeugen (d.h. zurück zu einem Knotenpunkt nur auf gleichem Wege möglich wie vorher weg von Knotenpunkt). Dann sucht man fortlaufend neue Maschen mit 1. nur einem, 2. noch nicht verbrauchten, 3. nicht markierten Zweig und erhält so die m unabhängigen Maschengleichungen (in jeder neuen Gleichung eine neue Information). Auf diese Weise entsteht ein unabhängiges Gleichungssystem mit k – 1 + m = z Gleichungen zur Bestimmung von z Unbekannten. Problem war nur die richtige Auswahl der m Maschengleichungen. Beispiel: Knoten: k=8 k–1=7 Maschen: m=5 Zweige: z = 12 = k – 1 + m 7 Knotenpunktsgleichungen 5 Maschengleichungen Beispiel: T-Schaltung mit 2 Spannungsquellen: Gegeben: Ue1 , Ue2 , R1 , R2 , R3 Gesucht: I1 , I2 , I3 = 3 Unbekannte 2 Knotenpunkte (k = 2) k-1= 1 Knotenpunktsgleichung z.B. für K1: I1 + I2 – I3 = 0 oder für K2: I3 – I1 – I2 = 0 2 Maschen (m = 2) -Ue1 + I1R1 + I3R3 = 0 I) II) III) 2 Maschengleichungen und +Ue2 – I3R3 – I2R2 = 0 I1 + I2 – I3 = 0 -Ue1 + I1R1 + I3R3 = 0 +Ue2 – I3R3 – I2R2 = 0 3 Gleichungen mit 3 Unbekannten U e1 (R 2 + R 3 ) − U e 2 R 3 R 1R 2 + R 2 R 3 + R 3 R 1 U (R + R 3 ) − U e1R 3 I 2 = e2 1 R 1R 2 + R 2 R 3 + R 3 R 1 U e1R 2 + U e2 R1 I3 = R1R 2 + R 2 R 3 + R 3 R1 Lösung: I1 = - 17 - Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 2 – Gleichstromlehre Beispiel: T-Schaltung mit 1 Strom- und 1 Spannungsquelle: Gegeben: Ue1 , I2 , R1 , R2 , R3 Gesucht: I1 , I3 , UI2 = 3 Unbekannte k=2 m=2 1 Knotenpunktsgleichung: 2 Maschengleichungen: I) I1 + I2 – I3 = 0 II) -Ue1 + I1R1 + I3R3 = 0 III) +UI2 – I3R3 – I2R2 = 0 I1 aus I) in II) − U e1 + (I 3 − I 2 )R 1 + I 3 R 3 = 0 U +I R I 3 = e1 2 1 R1 + R 3 I3 in I) I1 = I3 − I2 = I3 in III) U I 2 = I3R 3 + I 2 R 2 = U e1 + I2 R1 − I2 = R1 + R 3 U −I R I1 = e1 2 3 R1 + R 3 I R (R + R 3 ) U e1 + I 2 R 1 = R3 + 2 2 1 R1 + R 3 R1 + R 3 U + I (R R + R 1R 2 + R 2 R 3 ) U I 2 = e1 2 1 3 R1 + R 3 II) Superpositionsverfahren: Nacheinander wird jedes der s aktiven Elemente (Spannungs- und Stromquellen) eines Netzwerkes hinsichtlich seiner Wirkung einzeln behandelt, wobei jeweils die übrigen s-1 aktiven Elemente im Falle von Spannungsquellen durch Kurzschlüsse und im Falle von Stromquellen durch Leerläufe ersetzt werden. Zum Schluss erfolgt eine Aufsummation aller s Einzelwirkungen (Beispiele auf den folgenden Seiten). Nachteil: Bei (relativ zur Netzwerkgröße) vielen aktiven Elementen sehr großer Aufwand. III) Maschenstromverfahren: Auffinden von m unabhängigen Maschen (s. Zweigstromverfahren). Jeder Masche 1 Maschenstrom zuordnen. Ergibt m Maschengleichungen für m Maschenströme. Zum Schluss werden die Zweigströme als Summe der Maschenströme errechnet. Dadurch entfallen die Knotenpunktsgleichungen. Zweige mit Stromquellen ergeben zusätzliche Gleichungen (Beispiele auf den folgenden Seiten). Nachteil: Erhöhte Fehlermöglichkeit (zu wieviel Maschen gehört 1 Zweig?!) - 18 - Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 2 – Gleichstromlehre IV) Knotenpunktspotentialverfahren: Potential = Spannung gegenüber einem Bezugspunkt mit Potential 0. Vorgehen: Es seien k Knotenpunkte vorhanden. 1 Knotenpunkt bekommt festes Potential zugewiesen (z.B. V0 = 0). Die restlichen k-1 Knotenpunkte haben unbekannte Potentiale Vκ (unbekannte Spannungen gegenüber Knotenpunkt mit V = 0). Es gilt nun die Zweigströme durch Differenzen zwischen Knotenpunktspotentialen auszudrücken. Damit ergeben sich k-1 Knotenpunktsgleichungen für k-1 Knotenpunktspotentiale (Beispiele auf den folgenden Seiten). - 19 - Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 2 – Gleichstromlehre T-Schaltung als Beispiel für Superpositionsverfahren (Zwei Spannungsquellen) Gegeben: Ue1, Ue2, R1, R2, R3; Gesucht: I1, I2, I3; (a) Aktives Element Ue1 einzeln betrachtet; Aktives Element Ue2 durch Kurzschluß ersetzt; Ströme I11, I21, I31 mit zwei Maschengleichungen und einer Knotenpunktsgleichung oder mit „Schnellverfahren“: U e1 (R 2 + R 3 ) U e1 = ; I11 = R 2 ⋅ R 3 R 1R 2 + R 2 R 3 + R 3 R 1 R1 + R2 + R3 R ⋅R U e1 ⋅ R 3 1 I 21 = I11 ⋅ 2 3 ⋅ = ; R 2 + R 3 R 2 R 1R 2 + R 2 R 3 + R 3 R 1 R ⋅R 1 U e1 ⋅ R 2 = I 31 = I11 ⋅ 2 3 ⋅ ; R 2 +R 3 R 3 R 1R 2 + R 2 R 3 + R 3 R 1 (b) Aktives Element Ue2 einzeln betrachtet; Aktives Element Ue1 durch Kurzschluß ersetzt; U e2 U e 2 ⋅ (R 1 + R 3 ) ; = R 1 ⋅ R 3 R 1R 2 + R 2 R 3 + R 3 R 1 R2 + R1 + R 3 R ⋅R U e2 ⋅ R1 1 = I 32 = I 22 ⋅ 1 3 ⋅ ; R 1 + R 3 R 3 R 1R 2 + R 2 R 3 + R 3 R 1 I 22 = I12 = I 22 ⋅ R1 ⋅ R 3 1 U e2 ⋅ R 3 ⋅ = ; R 1 + R 3 R 1 R 1R 2 + R 2 R 3 + R 3 R 1 Gesamtwirkung = Summe der Einzelwirkungen: I1 = I11 − I12 = U e1 ⋅ (R 2 + R 3 ) − U e2 ⋅ R 3 ; R1R 2 + R1R 3 + R 2 R 3 I 2 = −I 21 + I 22 = I3 = I31 + I32 = U e2 ⋅ (R1 + R 3 ) − U e1 ⋅ R 3 ; R1R 2 + R1R 3 + R 2 R 3 U e1 ⋅ R 2 + U e 2 ⋅ R1 ; R1R 2 + R1R 3 + R 2 R 3 - 20 - Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 2 – Gleichstromlehre T-Schaltung als Beispiel für Superpositionsverfahren (Eine Spannungsquelle, eine Stromquelle) Gegeben: Ue1, I2, R1, R2, R3; Gesucht: I1, UI2, I3; (a) Aktives Element Ue1 einzeln betrachtet; Aktives Element I2 durch Leerlauf ersetzt; Ströme I11 und I31 sowie Spannung UI21 mit zwei Maschengleichungen und einer Knotenpunktsgleichung oder mit „Schnellverfahren“: I11 = I 31 = U I 21 = (a) U e1 ; R1 + R 3 U e1 ⋅ R 3; R1 + R 3 Aktives Element I2 einzeln betrachtet; Aktives Element Ue1 durch Kurzschluß ersetzt; R3 ; R1 + R 3 R1 ; I 32 = I 2 ⋅ R1 + R 3 I12 = − I 2 ⋅ R ⋅R U I 22 = I 2 ⋅ R 2 + 1 3 ; R1 + R 3 Gesamtwirkung = Summe der Einzelwirkungen: I1 = I11 + I12 = 1 ⋅ (U e1 − I 2 ⋅ R 3 ); R1 + R 3 I 3 = I 31 + I 32 = 1 ⋅ (U e1 + I 2 ⋅ R 1 ); R1 + R 3 U I 2 = U I 21 + U I 22 = 1 ⋅ (U e1 ⋅ R 3 + I 2 ⋅ (R 1R 2 + R 2 R 3 + R 3 R 1 )); R1 + R 3 - 21 - Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 2 – Gleichstromlehre T-Schaltung als Beispiel für Maschenstromverfahren (Zwei Spannungsquellen) Gegeben: Ue1, Ue2, R1, R2, R3; Gesucht: I1, I2, I3; 2 Maschen → 2 Maschengleichungen (keine Knotenpunktsgleichung); M1 : (I) − U e1 + I M1 ⋅ R 1 + (I M1 − I M 2 ) ⋅ R 3 = 0; M 2 : (II) U e 2 + (I M 2 − I M1 ) ⋅ R 3 + I M 2 ⋅ R 2 = 0; aus (I) : I M1 = 2Gleichungen, 2 Unbekannte (IM1, IM2); U e1 + I M 2 ⋅ R 3 ; R1 + R 3 U e1 + I M 2 ⋅ R 3 ⋅ R 3 = 0; R1 + R 3 U ⋅ R − U e 2 ⋅ (R 1 + R 3 ) = e1 3 ; R 1R 2 + R 2 R 3 + R 3 R 1 I M1 → ( II ) : U e 2 + I M 2 ⋅ ( R 3 + R 2 ) − IM2 U e1 U ⋅ R − U e 2 ⋅ (R 1 + R 3 ) R3 ; + e1 3 ⋅ R1 + R 3 R 1R 2 + R 2 R 3 + R 3 R 1 R 1 + R 3 U ⋅ (R 2 + R 3 ) − U e 2 ⋅ R 3 ; = e1 R 1R 2 + R 2 R 3 + R 3 R 1 I M 2 einsetzen : I M1 = I M1 Zweigströme aus Maschenströmen zusammensetzen; U e1 ⋅ (R 2 + R 3 ) − U e 2 ⋅ R 3 ; " Nenner" U ⋅ (R 1 + R 3 ) − U e1 ⋅ R 3 ; I 2 = −I M 2 = e 2 " Nenner" U ⋅ R + U e2 ⋅ R1 I 3 = I M1 − I M 2 = e1 2 ; " Nenner" I1 = I M1 = - 22 - (" Nenner" = R 1R 2 + R 2 R 3 + R 3 R 1 ) Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 2 – Gleichstromlehre T-Schaltung als Beispiel für Maschenstromverfahren (Eine Spannungsquelle, eine Stromquelle) Gegeben: Ue1, I2, R1, R2, R3 Gesucht: I1, UI2, I3 2 Maschen → 2 Maschengleichungen für IM1 und UI2 (wobei IM2=I2); (Wenn eine Stromquelle nur einer Masche angehört, dann ist der Strom dieser Stromquelle gleich dem Strom der zugehörigen Masche.) M1 : (I) − U e1 + I M1 ⋅ R 1 + (I M1 + I 2 ) ⋅ R 3 = 0 M 2 : (II) − U I 2 + I 2 ⋅ R 2 + (I M1 + I 2 ) ⋅ R 3 = 0 aus (I) : I M1 = 2Gleichungen, 2 Unbekannte (IM1, UI2); U e1 − I 2 ⋅ R 3 R1 + R 3 U − I ⋅R I M1 → (II) : U I 2 = I 2 ⋅ R 2 + e1 2 3 + I 2 ⋅ R 3 R1 + R 3 1 U I2 = ⋅ (U e1 ⋅ R 3 + I 2 ⋅ (R 1R 2 + R 2 R 3 + R 3 R 1 )) R1 + R 3 Zweigströme aus Maschenströmen zusammensetzen; I1 = I M1 = U e1 − I 2 ⋅ R 3 R1 + R 3 I 3 = I M1 + I M 2 = I M1 + I 2 = 1 ⋅ (U e1 + I 2 ⋅ R 1 ) R1 + R 3 - 23 - Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 2 – Gleichstromlehre T-Schaltung als Beispiel für Knotenpunktspotentialverfahren (Zwei Spannungsquellen) Gegeben: Ue1, Ue2, R1, R2, R3; Gesucht: I1, I2, I3; Zwei Knotenpunkte: Ein Knotenpotential (V0) festgelegt, z.B. V0=0; Ein Knotenpotential (V1) als Unbekannte; Zweigströme durch Knotenpunktspotentiale darstellen: U e1 − V1 ; R1 U − V1 Zweig 2 : V1 − V0 = − I 2 ⋅ R 2 + U e 2 ; I 2 = e 2 ; R2 V Zweig 3 : V1 − V0 = I 3 ⋅ R 3 ; I3 = 1 ; R3 Zweig1 : V1 − V0 = − I1 ⋅ R 1 + U e1 ; I1 = Knotenpunktsgleichung: Eine Gleichung für eine Unbekannte (V1); U e1 − V1 U e 2 − V1 V1 + − = 0; R1 R2 R3 U U R 1R 2 R 3 V1 = e1 + e 2 ⋅ ; R 1 R 2 R 1R 2 + R 1R 3 + R 2 R 3 K1 : I1 + I 2 − I 3 = Zweigströme: U e1 − V1 U e1 ⋅ (R 2 + R 3 ) − U e 2 ⋅ R 3 ; = R1 " Nenner" U − V1 U e 2 ⋅ (R 1 + R 3 ) − U e1 ⋅ R 3 = I 2 = e2 ; R2 " Nenner" U ⋅ R + U e2 ⋅ R1 V ; I 3 = 1 = e1 2 R3 " Nenner" I1 = - 24 - (" Nenner" = R 1R 2 + R 2 R 3 + R 3 R 1 ) Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 2 – Gleichstromlehre T-Schaltung als Beispiel für Knotenpunktspotentialverfahren (Eine Spannungsquelle, eine Stromquelle) Gegeben: Ue1, I2, R1, R2, R3; Gesucht: I1, UI2, I3; Zwei Knotenpunkte: Ein Knotenpotential (V0) festgelegt, z.B. V0=0; Ein Knotenpotential (V1) als Unbekannte; Zweigströme durch Knotenpunktspotentiale darstellen: U e1 − V1 ; R1 Zweig 2 : V1 − V0 = − I 2 ⋅ R 2 + U I 2 ; U I 2 = V1 + I 2 ⋅ R 2 ; V Zweig 3 : V1 − V0 = I 3 ⋅ R 3 ; I3 = 1 ; R3 Zweig1 : V1 − V0 = − I1 ⋅ R 1 + U e1 ; I1 = Knotenpunktsgleichung: Eine Gleichung für eine Unbekannte (V1); U e1 − V1 V + I 2 − 1 = 0; R1 R3 RR U V1 = e1 + I 2 ⋅ 1 3 ; R1 + R 3 R1 K1 : I1 + I 2 − I 3 = Zweigströme I1, I3 und Spannung UI2 an der Stromquelle: U e1 − V1 1 = ⋅ (U e1 − I 2 ⋅ R 3 ); R1 R1 + R 3 V 1 ⋅ (U e1 + I 2 ⋅ R 1 ); I3 = 1 = R 3 R1 + R 3 I1 = U I 2 = V1 + I 2 ⋅ R 2 = 1 ⋅ (U e1 ⋅ R 3 + I 2 ⋅ (R 1R 2 + R 2 R 3 + R 1R 3 )); R1 + R 3 - 25 - Grundlagen der Elektrotechnik I 2.7. Kapitel 2 – Gleichstromlehre Reale Spannungs- und Stromquellen Reale Stromquelle Reale Spannungsquelle Die reale Spannungsquelle besitzt einen Innenwiderstand Ri , der in Serie mit der Quelle (eingeprägte Spannung U0) liegt. Die reale Stromquelle besitzt einen Innenwiderstand Ri bzw. Innenleitwert Gi , der parallel zur Quelle (eingeprägter Strom I0) liegt. Der Strom IKl verursacht somit an Ri einen Spannungsabfall URi, der zu einer Verminderung der Klemmenspannung UKl<U0 führt. Je größer der Innenwiderstand Ri der Spannungsquelle, umso größer der Einfluss von IKl auf die Klemmenspannung. Somit fließt ein Teil des eingeprägten Stromes I0 über den Innenwiderstand Ri (Innenleitwert Gi) ab und vermindert so den Klemmenstrom IKl<I0. Je kleiner der Innenwiderstand Ri umso größer der Einfluss auf IKl. I Kl = I 0 − U Kl ⋅ G i = I 0 − UKl = U0 – IKl · Ri U Kl Ri Wie verhalten sich reale Spannungs- und Stromquellen bei Lastwechsel? ( UL = Leerlaufspannung ; IK = Kurzschlussstrom ) Reale Stromquelle Die reale Stromquelle besitzt Leerlauf: einen Innen-R a → ∞ ; bzw . G a = 0 U L = U0 widerstand Ri bzw. Innenleitwert GiI,Kl der= 0 ; U Kl = U L ≠ 0 parallel zur Quelle liegt. IK = U0 Ri Kurzschluss: R a = 0 ; bzw . G a → ∞ U Kl ≡ 0 ; I Kl = I K ≠ 0 I UL = I0R i = 0 Gi IK = I0 Somit fließt ein Teil des eingeprägten Stromes I0 über den Innenwiderstand ab und so den Klemmenstrom IKl. Stromquelle der Innenwiderstand bestimmt werden? Wie vermindert kann bei einer realen Spannungs- bzw. Je kleiner der Innenwiderstand umso gröU ßer der mitEinfluss UL = U0auf undIKlI .K = 0 mit IK = I0 und UL = I0Ri Ri U U 1 ist = L⋅ G = I − U Kl Ri = = L ist I Kl = I 0R−i U Kl i 0 IK Gi IK Ri Ersatzschaltungen: - 26 - Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel2 – Gleichstromlehre Ersatzschaltungen: Bezüglich eines Klemmenpaares a_b kann ein komplexes Netzwerk (einige Ue, Ie, R) ersetzt werden durch • • eine reale Spannungsquelle oder eine reale Stromquelle ohne dass sich Klemmeneigenschaften ändern, d.h. Originalschaltung und Ersatzschaltung sind bezüglich ihrer elektrischen Eigenschaften ununterscheidbar. Ersatzschaltungen sind jedoch viel einfacher (jeweils nur 2 Elemente) Um eine Ersatzschaltung festlegen zu können müssen von der Originalschaltung 2 der (Innenwiderstand 3 Größen UL (Leerlaufspannung), IK (Kurzschlussstrom) und R i = 1 Gi bzw. Innenleitwert) bekannt sein. Die 3. Größe ergibt sich aus I UL = IK Ri = K Gi Damit ist die Ersatzquelle bestimmt, als • • reale Spannungsquelle mit U0 = UL reale Stromquelle mit I0 = IK Prinzipiell sind in allen Fällen sowohl reale Spannungsquellen als auch reale Stromquellen als Ersatzschaltungen möglich. U Welche Ersatzquelle sinnvoll ist, hängt von der Größe des Innenwiderstandes Ri = L ab. IK • Ri↓ (klein) → Spannungsquelle Sehr große Werte des Kurzschlussstromes IK lassen auf eine Spannungsquelle schließen. (bei Stromquelle würde im Kurzschlussfall nur der eingeprägte Strom I0 fließen) • Ri↑ (groß) → Stromquelle Bei sehr großen Werten der Leerlaufspannung UL ist eine Stromquelle anzunehmen.(eine Spannungsquelle würde im Leerlauffall nur die eingeprägte Spannung U0 aufweisen) - 27 - Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel2 – Gleichstromlehre Beispiel: Berechnung einer Ersatzschaltung Gegeben: Ue , I0 , R1 , R2 , R3 Gesucht: Ersatzspannungsquelle I3 = IK K1: I0 + I1- IK = 0 M1: -Ue + I1R1 – I0R2 + UI0 = 0 M2: -UI0 + I0R2 + IKR3 = 0 M1+M2: -Ue + I1R1 + IKR3 = 0 mit K1: -Ue - I0R1 + IKR1 + IKR3 = 0 IK(R1 + R3) = Ue + I0R1 U + I 0R1 IK = e R1 + R 3 I3 = 0 und damit auch U3 = 0; Damit Spannung zwischen K1 und K2 = UL. Außerdem, wenn I3 = 0 ist I1 = - I0; M1: -Ue + I1R1 + UL = 0 -Ue - I0R1 + UL = 0 UL = Ue + I0R1 Ri = UL = R1 + R 3 IK Da nur 2 Größen aus einem Netzwerk zu ermitteln sind, um die 3. zu bestimmen, wäre auch denkbar, die Leerlaufspannung UL zusammen mit dem Innenwiderstand Ri bzw. den Kurzschlussstrom IK zusammen mit Ri zu ermitteln und daraus den Kurzschlussstrom IK = UL bzw. die Leerlaufspan-nung UL = Ri·IK zu bestimmen. Häufig ist die Ri Bestimmung von Ri (hier zB. statt IK) der einfachere Weg. - 28 - Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel2 – Gleichstromlehre Vorgehensweise zur Bestimmung von Ri: Generell kann man den Innenwiderstand Ri eines Netzwerkes ermitteln, indem man alle Spannungsquellen durch Kurzschlüsse und alle Stromquellen durch Leerläufe ersetzt. Dann in die Schaltung durch Klemmen a_b hineinsehen und „gesehenen“ Widerstand bestimmen; dieser ist Ri. R2 „hängt in der Luft“= zu vernachlässigen. Somit Ri = R1 + R3 2.8. Leistung in Schaltelementen, Leistungsanpassung An jedem Element einer Schaltung gilt für die Leistung P=U·I Beim Einsetzen der vorzeichenbehafteten Ergebnisse von U und I an einem Schaltelement ergibt sich ein vorzeichenbehafteter Wert für P. Das Vorzeichen von P gibt an, ob Leistungsaufnahme oder Leistungsabgabe an diesem Element stattfindet. Dazu muss jedoch beachtet werden, welches der 2 Zählpfeilsysteme an dem Element vorliegt. Verbraucherzählpfeilsystem ( VZS) = Zählpfeile von U und I sind gleichgerichtet dann gilt: P > 0 Leistungsaufnahme P < 0 Leistungsabgabe Erzeugerzählpfeilsystem (EZS) = Zählpfeile von U und I entgegengerichtet dann gilt: P > 0 Leistungsabgabe P < 0 Leistungsaufnahme Beispiel 1: mit I > 0 → UR > 0 ( UR = + I·R ) PR = I·UR > 0 ; VZS → Leistungsaufnahme PU = I·U0 > 0 ; EZS → Leistungsabgabe Beispiel 2: mit I < 0 → UR > 0 ( UR = - I·R ) ! PR = I·UR < 0 ; EZS → Leistungsaufnahme PU = I·U0 < 0 ; VZS → Leistungsabgabe - 29 - Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel2 – Gleichstromlehre Beispiel 3: mit I > 0 → UR < 0 (UR = - I·R ) PR = I·UR < 0 ; EZS → Leistungsaufnahme PU = I·U0 > 0 ; EZS → Leistungsabgabe In einem Netzwerk werden sinnvollerweise aber nicht notwendigerweise bei Verbrauchern das VZS und bei Erzeugern das EZS benutzt. Achtung: Bei R immer Leistungsaufnahme; bei Ue und Ie nicht immer Leistungsabgabe Energieerhaltungssatz: Summe der abgegebenen Leistung = Summe der aufgenommenen Leistung Da sich bei Verwendung beider Zählpfeilsysteme in einem Netzwerk eine falsche Richtungsannahme des Zählpfeils über das Vorzeichen im Ergebnis wieder korrigiert, gilt für die Leistungsbilanz analog: ∑ PEZS = ∑ PVZS Bemerkung: ∑ PEZS ∑ PVZS Summe aller Leistungen an Elementen mit EZS Summe aller Leistungen an Elementen mit VZS - 30 - Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel2 – Gleichstromlehre Leistungsanpassung: Bei der Leistungsanpassung stellt sich die Frage: Mit welchem Lastwiderstand Ra kann man aus einer realen Spannungsquelle bzw. Stromquelle die maximale Leistung entnehmen. Grenzwerte: a Ra = 0 (Kurzschluss) → Ua = 0 → PRa = Ua I = 0 Ra → ∞ (Leerlauf) → I = 0 → PRa = Ua I = 0 Gesucht: PRa max I= U0 Ri + Ra ; PRa = U a I = I 2 R a = 2 g (R a ) PRa = U 0 h (R a ) dPRa 2 = U0 dR a h 2 U0 R a g (Ra) (R a + R i )2 = f (R a ) h (Ra) ; durch Anwendung der Quotientenregel dh dg −g 2 dR a dR a 2 (R a + R i ) 1 − R a 2 (R a + R i ) = U0 h2 (R a + R i )4 dPRa max =0 → dR a (R a + R i )2 = R a 2 (R a + R i ) Maximale Leistung an Ra tritt auf für den Fall - 31 - → R a + R i = 2R a Ra = Ri Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 3 - Elektrostatik 3 Elektrostatik Ruhende Ladungen, Kraftwirkungen, Feld- und Potentialbegriff, Kapazität 3.1 Coulomb Gesetz Zwei Arten elektrischer Ladung: positiv, negativ (willkürliche historische Bezeichnung). Gleichnamige Ladungen stoßen sich ab, ungleichnamige Ladungen ziehen sich an. Ladung als Elektrizitätsmenge; Einheit: 1 Coulomb (C) = 1 Amperesekunde (As); kleinste vorkommende Ladung = Elementarladung = Ladung eines Elektrons = 1,6 ⋅ 10 −19 C . Kraftwirkung zwischen zwei Ladungen Q1 und Q2. r r r1 , r2 r r r r12 = r2 − r1 r r12 r Einheitsvektor r012 = r r12 r (Richtung, r012 = 1 ) Ortsvektoren Abstandsvektor r Kraft F12 , die Q1 auf Q2.ausübt. Coulomb Gesetz (1. Index: Ursache, 2. Index: Wirkung) r Q1 ⋅ Q2 r Q1 ⋅ Q2 r r F12 = F12 ⋅ r012 = c ⋅ r 2 ⋅ r012 = c ⋅ r 3 ⋅ r12 r12 r12 c: Proportionalitätskonstante (vgl. Newtonsches Gravitationsgesetz: Im Vakuum gilt: r F12 = r M ⋅M r F12 = −γ ⋅ 1r 2 2 ⋅ r012 ) r12 Q ⋅Q r 1 ⋅ 1r 2 2 ⋅ r012 ; 4 ⋅ π ⋅ ε0 r12 mit Dielektrizitätskonstante ε 0 des Vakuums: ε0 = 8,85 ⋅ 10 2 1 9 N ⋅m (einfacher zu merken: = 9 ⋅ 10 ;) 4 ⋅ π ⋅ ε0 C2 -32- −12 C2 1 C2 = ; N ⋅ m2 4 ⋅ π ⋅ 9 ⋅ 109 N ⋅ m2 Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 3 - Elektrostatik 3.2 Elektrisches Feld Feldbegriff: Eine Ladung Q bewirkt eine Veränderung im umgebenden Raum; erzeugt einen „Zustand“ des Raumes = erzeugt ein „Feld“. Mit einer „Probeladung“ kann dieses Feld lokal vermessen werden. Ausgenutzter Effekt: Wirkung einer Kraft r Fq auf Probeladung q. Das elektrische Feld existiert unabhängig von Nachprüfung durch Probeladung (damit nur gemessen) vgl. Temperaturfeld und Thermometer. r r Fq (r A ) Kraft auf Ladung q am Ort rrA r r Def.: Elektrische Feldstärke E (rA ) = = q Ladung q r Begriffe: Aufpunkt rA r Quellpunkt rQ = Ort der Wirkung = Ort, an dem Feld betrachtet wird = Ort, wo Kraft auf Probeladung q wirkt = Ort der Ursache = Ort der felderzeugenden Ladung r r r Beispiel: Elektrisches Feld E (rA ) am Aufpunkt rA in der Umgebung einer Punktladung Q, r die sich am Ort rQ befindet. Q1 ⋅ Q2 r 1 ⋅ r 2 ⋅ r012 und mit 4π ⋅ ε 0 r12 r r r r r r r r r r r r r Q1 = Q , r1 = rQ ; Q2 = q , r2 = rq = r A ; r12 = r2 − r1 = r A − rQ = rQA ; r012 = r0QA r r r r Q⋅q r 1 gilt: F12 = FQq = Fq (r A ) = ⋅ r 2 ⋅ r0QA 4π ⋅ ε 0 r QA r r Daraus folgt für die Feldstärke E (ra ) : r r r r rA − rQ Fq (rA ) r r Q Q Q⋅q r 1 1 1 r ; E (rA ) = = ⋅ ⋅r ⋅ = ⋅ ⋅r = ⋅ q 4 ⋅ π ⋅ ε 0 rr 2 0QA q 4 ⋅ π ⋅ ε 0 rr − rr 2 0QA 4 ⋅ π ⋅ ε 0 rr − rr 3 QA A Q A Q r Spezialfall: Ladung Q befindet sich im Koordinatenursprung: rQ = 0; r r r rA Q r Q 1 E (rA ) = ; ⋅ ⋅r = ⋅ 4 ⋅ π ⋅ ε 0 r A2 0 4 ⋅ π ⋅ ε 0 rr 3 A r r r r hierbei ist rA = x ⋅ ex + y ⋅ ey + z ⋅ ez der Ortsvektor des Aufpunktes mit r r r r r r rA x ⋅ ex + y ⋅ e y + z ⋅ ez 2 2 2 dem Betrag rA = rA = x + y + z und dem Einheitsvektor r0 = = rA x2 + y2 + z2 r Mit Coulomb Gesetz F12 = r r r Umkehr der Definition von E ; Ladung q erfährt im Feld E eine Kraft Fq für die jetzt gilt: r r Fq = q ⋅ E W⋅s r N m V Einheit des elektrischen Feldes [ E ] = = = ; C A⋅ s m -33- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 3 - Elektrostatik Graphische Darstellung des elektrischen Feldes Entweder punktweise Darstellung durch Feldstärkevektoren oder durch Feldlinien (vorzustellen als Bahnkurven „gebremster“ positiver Probeladungen) • Feldlinien beginnen bei positiven Ladungen (Quellen) und enden auf negativen Ladungen (Senken) 1 • Dichte der Feldlinien ist proportional zum Betrag der Feldstärke (Kugelfeld → 2 ) r • Feldstärkevektoren sind Tangentenvektoren an Feldlinien Beispiel: Feldlinienbild einer positiven Punktladung Q+ bzw. negativen Punktladung Q− Superpositionsprinzip (Überlagerungsprinzip) Wichtiges Prinzip, das in der Elektrostatik zur Berechnung des von mehreren räumlich verteilten Ladungen erzeugten elektrischen Feldes angewandt werden darf. r Einzelkraft Fν auf Ladung q verursacht durch Einzelladung Qν : r Q ⋅q 1 r r Fν = ⋅ r ν r 3 ⋅ ( r A − rν ) 4 ⋅ π ⋅ ε0 r − r ν A r Resultierende Gesamtkraft Fres auf die Ladung q verursacht durch die Gesamtheit der n Ladungen Qν : n r r Fres = ∑ Fν (vektorielle Addition) r r r r Fres Fν Mit Definition des E-Feldes: E res = bzw. E ν = : q q n r r r Fν n n r v F Fres ∑ E res = = ν =1 = ∑ ν = ∑ Eν ; q q ν =1 q ν =1 r n (Resultierende Gesamtfeldstärke E res r v E res = ∑ Eν ; als vektorielle Summe aller ν =1 r Einzelfeldstärken E ν ) Superposition der E-Felder zweier Ladungen ν =1 -34- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 3 - Elektrostatik 3.2.1 Arbeit bei Ladungsverschiebung im elektrischen Feld r r r r r r r r r Kraft F ( r ) auf Ladung q am Ort r im elektrischen Feld E ( r ) : F ( r ) = q ⋅ E ( r ) ; r r r r Von Ladung q geleistete Arbeit ∆W bei kleiner Verschiebung ∆ r von r nach r + ∆r r r im elektrischen Feld E ( r ) : r r E (r ) r r r r r r ∆W ≈ F ( r ) • ∆r = qE ( r ) • ∆r r r • näherungsweise (≈), wenn E (r ) r entlang ∆r nicht konstant ist r r r E (r + ∆r ) α r r r r r + ∆r r ∆r • „Arbeit =Kraft skalar mal Weg“ r r Von Ladung q geleistete Arbeit Wab bei Verschiebung entlang Bahnkurve k von ra nach rb . Der Weg k wird zunächst durch einen Polygonzug p angenähert: n r r r r r r r ra + ∆r1 + ∆r2 +...+ ∆rn = ra + ∑ ∆rν = rb ν =1 Bei der Verschiebung entlang p wird von der Ladung q die Arbeit Wabp geleistet: n n r r r Wabp ≈ ∑ ∆Wν = ∑ qE ( rν ) • ∆rν ν =1 ν =1 r r Beim Grenzübergang ∆rν → dr → 0 geht der Polygonzug p in die Bahnkurve k über. Die geleistete Arbeit Wab ergibt sich als Integral (= Summe von unendlich vielen, unendlich klein werdenden Summanden ∆Wν → dW ): r rb r r r r r r Wab = lim qE (rν ) • ∆rν =q ∫ E (r ) • dr ∑ r 14243 rr ∆rν → 0 ν =1 n n→∞ ∆Wν -35- a Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 3 - Elektrostatik Arbeit bei speziellen Ladungsverschiebungen im E-Feld Fall 1) Verschiebung senkrecht zu den Feldlinien r r r E ( r ) • dr ≡ 0 ; r rd r r r ( r2 ) •4 Wcd = q ∫ 1 E4 dr 3=0 r rc =0 Fall 2) Verschiebung parallel zu den Feldlinien r r r r r r E (r ) • dr = E (r ) ⋅ dr ; r rf r r r Wef = q ∫ E (r ) ⋅ dr r re Beispiel zu Fall 2: Radiale Verschiebung der Ladung q im E-Feld der Punktladung Q r rb r rb r ra r ra r r r r r r Wab = q ∫ E (r ) • dr = q ∫ E (r ) ⋅ dr r r mit E (r ) = 1 Q ⋅ 2 = f (r ) → Vereinfachung: 4π ε 0 r r r r r r E ( r ) = E ( r ) = E (r ) , ra → ra , rb → rb ; rb W ab = q ∫ ra Q E (r )dr = q 4π ε0 qQ 1 1 Wab = − 4π ε0 ra rb rb ∫ ra Q 1 ( − 1) = ⋅ d r q r 4π ε0 r2 rb ra Für ra < rb gilt: Wab>0 für Signum Q = Signum q („Abstoßung“) Wab<0 für Signum Q ≠ Signum q („Anziehung“) Richtungsumkehr: r ra r r r Wba = q ∫ E ( r ) • dr =... = −Wab r rb -36- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 3 - Elektrostatik r r 3.2.2 Arbeit Wab bei Wahl verschiedener Wege von ra nach rb Beispiel: E-Feld einer Punktladung Q r ra ′ Waa ′b r rb r r r r qQ 1 1 r r = q∫ 1 + • = ( r2 ) •4 ( ) E4 dr q E r dr ∫ 42 3 4 3 4π ε0 ra′ − rb r r 1 r r r r ra ra ′ = 0, da E ⊥ dr r rb ′ Wab′b E dr = ( ra ′ = ra ) r rb r r r r r r qQ 1 1 = q∫ 1 + • = ( r2 ) •4 ( ) E4 dr q E r dr − ∫ 3 1 4 2 4 3 r r π ε 4 rb′ r r r r 0 ra ra rb ′ E dr Ergebnis: = 0 , da E ⊥ dr = ( rb′ = rb ) qQ 1 1 − 4π ε0 ra rb qQ 1 1 − 4π ε0 ra rb Waa ′b = Wab′b = Wab (auf beliebigem Weg) Allgemeiner Satz: r r Im elektrostatischen Feld E ( r ) ist die Arbeit Wab bei Verschiebung einer Ladung von der r r Wahl des Weges ra → rb unabhängig. r r (Beweis über Zerlegung des Weges ra → rb in Kreis- und Radialelemente) -37- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 3 - Elektrostatik r →r 3.2.3 Arbeit bei geschlossenem Umlauf ra rb im E-Feld ← Aus Wab1 = Wab2 (Arbeit ist wegunabhängig) sowie aus Wab1 = −Wba1 und Wab2 = −Wba2 folgt für einen Umlauf: Wab1 + Wba2 = Waba = Wab1 − Wab1 = 0 Wab2 + Wba1 = Waba = Wab2 − Wab2 = 0 bzw. Allgemein: Bei einem geschlossenem Umlauf oder wird insgesamt keine Arbeit geleistet. Die auf dem einen Weg gewonnene Arbeit wird auf dem anderen Weg wieder abgegeben. Vgl. Rundweg im Gebirge r rb Aus Waba ∫ r r r r r a r r r = ∫ qE (r ) • dr + ∫ qE (r ) • dr = 0 bzw. Waba = 0 ergibt sich: r ra Weg 1 r rb Weg 2 r r r r r r E ( r ) • dr = ∫ E ( r ) • dr ≡ 0 ⇒ ∫ r r r E ( r ) • dr = 0 ULS ULS r Das Umlaufintegral (über eine geschlossene Kurve) der elektrostatischen Feldstärke E verschwindet immer → „E-Feld ist wirbelfrei“ -38- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 3 - Elektrostatik 3.3 Elektrische Spannung r r Def.: Die elektrische Spannung Uab zwischen den Punkten ra und rb ist die Arbeit Wab , die r r von der Ladung q bei Verschiebung von ra nach rb geleistet wird, dividiert durch die Ladung q. („Ladungs-spezifische Arbeit“) r rb U ab = Wab = q r r r rb r ∫ qE (r ) • dr r ra U ab q r r r = ∫ E ( r ) • dr r ra Umkehrung: Wab = qU ab Die elektrische Spannung Uab ist: • • • • Einheit der Spannung [U ] = 1Volt = 1 r Linienintegral über elektrische Feldstärke E ; immer zwischen zwei Punkten definiert; wegunabhängig; r r Skalar mit Zählpfeil (Zählrichtung) von ra nach rb Nm ; As 3.4 Elektrisches Potential r r Def.: Das elektrische Potential V (ra ) an einem Ort ra (Aufpunkt) ist die Spannung U rra rrp r r zwischen diesem Ort ra und einem festen Bezugspunkt rp , dem das Potential Vrrp = 0 zugeordnet wird. W r V (ra ) = U rra rrp = q rr ra rp r rp r r r = ∫ E (r ) • dr r ra r Das elektrische Potential V (ra ) ist eine skalare, ortsabhängige Funktion; Einheit [V] = 1 Volt -39- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 3 - Elektrostatik r r Beispiel: Potential V (ra ) in der Umgebung einer Punktladung Q am Ort rQ . r Festlegung V (rp = ∞) = 0 ; r V ( rA ) = r rp =∞ ∫ r rA r r r E ( r ) • dr = r rp =∞ ∫ r rA Q 1 r r r r r dr ( ) − • Q 3 4π ε 0 rr − rr Q r r Speziell: Ladung Q im Ursprung rQ = 0 ; r rp =∞ r Q r r r V ( rA ) = ∫ • dr 3 r 4 ⋅ π ⋅ ε0 r rA r r r Bei Integration entlang einer Feldlinie (hier radial verlaufend) gilt dr r E . Damit ergibt sich: r r r V ( rA ) = Q 4π ε 0 rp =∞ r r3 { ∫ r rA Q dr = 4π ε 0 nur vom Betrag rp =∞ ∫ r rA r =∞ Q 1 1 p dr = ( −1) 4π ε 0 r rA r2 r abhängig r V ( rA ) = r r r mit rQ = 0 und V (rp = ∞) = 0 ; 1 Q 4π ε 0 rA r Allgemein: Ladung Q an beliebigen Ort rQ : r V (rA ) = Q 1 4π ε0 rrA − rrQ r r r mit rQ ≠ 0 und V (rp = ∞) = 0 ; 3.4.1 Superpositionsgesetz beim Potential r Gegeben: n Ladungen Qν an Orten rν . n r n r r r resultierende Feldstärke: E res (rA ) = ∑ Eν (rA ) = ∑ Qν 1 r r 3 ( rA − rν ) r r ν =1 4π ε 0 r − r ν A ν =1 r rp r r r r p n p r r r r r r r n r r r resultierendes Potential: Vres ( rA ) = ∫r E res (r ) • dr = ∫r ∑ Eν ( r ) • dr = ∑ ∫r E res (r ) • dr ν =1 rA rA rA ν =1 14 42r 44 3 Vν ( rA ) n r r Vres (r ) = ∑Vν (r ) ν =1 r Das resultierende Potential Vres (r ) ist die r Summe der Einzelpotentiale Vν (r ) , die durch die Einzelladungen Qν verursacht werden. Superposition der Potentiale = Addition von Skalaren. -40- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 3 - Elektrostatik r r r 3.4.2 Zusammenhang von Feldstärke E ( r ) und Potential V ( r ) r r r r zwei benachbarte Punkte r1 und r2 = r1 + ∆ r haben die Potentiale: r rp r rp r r r r V (r1 ) = ∫ E (r ) • dr ; r r r r V (r2 ) = ∫ E (r ) • dr und r r2 r r1 Potentialunterschied: r rp r r r r r r r2 r r1 r rp r r1 r2 p p r r r r r r r r r r r r r r ∆V = V ( r2 ) − V (r1 ) = ∫ E (r ) • dr − ∫ E (r ) • dr = − ∫ E (r ) • dr − ∫ E (r ) • dr = r r r r r r2 r2 = r1 + ∆ r rp r r r r r r r r r r r r − ∫ E (r ) • dr + ∫ E (r ) • dr = − • ≈− • ∆ r dr E r r ) E ( ( ) 1 ∫rr r rp rr1 1 14 4244 3 vgl .: X 2 = X 1 + ∆X ∫ f ( x ) dx ≈ f ( x1 )⋅∆x X1 r r Im Grenzfall ∆r → dr ≈ 0 und ∆V → dV ≈ 0 gilt: r r r dV = − E ( r ) • dr r Potentialabnahme in Richtung von E r 3.4.3 Zusammenhang von Spannung U ab und Potential V ( r ) U ab r rb r r r r r r r r ra r ra r rp r ra r rb rb p p p r r r r r r r r r r r r r r r r r = ∫ E (r ) • dr = ∫ E (r ) • dr + ∫ E (r ) • dr = ∫ E (r ) • dr − ∫ E (r ) • dr = V (ra ) − V (rb ) U ab r r = V (ra ) − V (rb ) -41- Spannung = Potentialdifferenz Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 3 - Elektrostatik 3.4.4 Herleitung der Maschengleichung Ub 2 3 + Ra - Rc Ua Uc r r r ∫ E (r ) • dr ≡ 0 gilt für Elektrostatik und Gleichstrom + - 1 4 Ud r r E ∫ • dr = 2 r r E ∫1 • dr 12 4 4 3 V1 −V2 = − (V2 −V1 ) = −U a oder ∑U = 0 3 4 1 r r r r r r + ∫ E • dr + ∫ E • dr + ∫ E • dr = 0 ⇒ − U a + U b + U c − U d = 0 24 4 34 4 44 4 12 3 12 3 12 3 V2 −V3 =U b V3 −V4 =U c [Maschengleichung] V4 −V1 = −U d mit Vorzeichen der Teilspannungen entsprechend dem Umlaufsinn (ULS). 3.4.5 Äquipotentialflächen (-linien) Def.: Äquipotentialflächen (-linien) sind Flächen (Linien) auf denen das Potential V einen r konstanten Wert hat: V (r ) = konst . r r d.h.: Bei Verschiebung einer Ladung q von ra nach rb auf der Äquipotentialfläche wird keine Arbeit geleistet: Wab = q ⋅ U ab = q ⋅ (Va − Vb ) = 0 , da Va=Vb . Bei Verschiebung der Ladung q r r um dr vonr einem Punkt r aus in beliebiger Richtung auf einer r Äquipotentialfläche gilt: r r r r dW = q ⋅ E (r ) • dr ≡ 0 ; Dies ist erfüllt, wenn E ⊥ dr , d.h. E ⊥ Äquipotentialfläche E-Feldlinien schneiden Äquipotentialflächen senkrecht Beispiel: Metalle (sehr gute Leiter) enthalten kein E-Feld (sonst Ausgleichströme) → überall gleiches Potential auch an Oberfläche = Äquipotentialfläche, aus der E-Feldlinien senkrecht austreten. -42- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 3 - Elektrostatik 3.5 Elektrische Materialeigenschaften, Dielektrizitätskonstante Versuch: Festgehaltene Anordnung von n Ladungen Qν ; einmal im Vakuum, einmal in (isolierendem, homogenen) Medium. Beide Male Messung der r r r Coulombkraft F = q ⋅ E auf eine Probeladung q am Ort ra . Feststellung: r Für jedes Medium existiert eine typische Abschwächung der Kraft F und r damit des Feldes E um einen Faktor, der als relative Dielektrizitätskonstante ε r (dimensionslos) bezeichnet wird. Phys. Erklärung: Im Medium reagieren gebundene Ladungen durch Verschiebung und/oder Umorientierung auf das verursachende E-Feld (Polarisation des Mediums) und schwächen dieses. r r r FVakuum ; FVakuum > FMedium = εr Ergebnis: und r r r EVakuum ; EVakuum > E Medium = εr r Beispiel: Feld E einer Punktladung im Vakuum und im Medium r EVakuum = mit: r r EVakuum 1 Q r 1 Q r ⋅ ⋅ r0 ↔ E Medium = = ⋅ ⋅ r0 4 ⋅ π ⋅ ε0 r² εr 4 ⋅ π ⋅ ε0 ⋅ εr r² ε0 ε 0 ⋅ εr εr Dielektrizitätskonstante des Vakuums Dielektrizitätskonstante des Mediums relative Dielektrizitätskonstante des Mediums -43- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 3 - Elektrostatik 3.6 Dielektrische Verschiebung r Mit der dielektrischen Verschiebung D wird eine mediumunabhängige Feldgröße eingeführt, die nur von der Anordnug der Ladungen abhängt. Def.: Dielektrische Verschiebung r r r D = ε ⋅ E = εo ⋅ εr ⋅ E r r ( As)² N As Ladung Einheit [D] = [ε 0 ⋅ ε r ] ⋅ [E ] = ⋅ = ⇐ m² N As m² Fläche Beispiel: Punktladung Q im Vakuum und im Medium r r v ε0 Q r 1 Q r v 1 Q r DVakuum = ε 0 ⋅ EVakuum = ⋅ ⋅ r0 = ⋅ ⋅ r0 : D Medium = ε 0 ⋅ ε r ⋅ E Medium = ⋅ ⋅r 4 ⋅ π ⋅ ε0 r ² 4 ⋅ π r² 4 ⋅ π r² r r r ⇒ DVakuum = D Medium ⇒ D nur von Ladung , nicht von Medium abhängig r Ableitung einer wichtigen Eigenschaft der dielektrischen Verschiebung D in der Elektrostatik am Beispiel einer Punktladung: − Kugelfläche mit Punktladung Q im Zentrum r − Alle E -Vektoren auf Kugelfläche gleich lang, aber mediumabhägig r − Alle D -Vektoren auf Kugelfläche gleich lang und mediumunabhägig Bildung des Hüllflächenintegrals: r r ∫ D • dA Hüllfläche = Kugelfläche Vorgehen: Gesamte geschlossene Oberfläche (=Hüllfläche) lückenlos durch endlich kleine, ebene Teilflächen ∆Ai (vgl. Diskoball) darstellen. Jede Teilfläche ∆Ai ist r charakterisiert durch einen Flächenvektor ∆Ai mit Betrag ∆Ai = Größe der r ∆Ai Teilfläche und Einheitsvektor = Richtung senkrecht auf Teilfläche und nach ∆Ai r r außen zeigend. Skalarprodukt D • ∆Ai ist „Teilfluß“ ∆Φ i durch ∆Ai . -44- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 3 - Elektrostatik Im Grenzübergang ∆Ai → dAi → 0 entstehen unendlich viele, infinitesimal kleine Teilflächen r dAi mit zugehörigen Flächenvektoren dAi und es ergibt sich eine beliebig glatte, lückenlose Bedeckung der Hüllfläche (vgl. Übergang Polygonzug → glatte Kurve beim einfachen r r Integral). Das Skalarprodukt D • dAi ist dann ein infinitesimal kleiner „Teilfluß dΦ i “ durch r dAi . Durch die Aufsummation über die Teilflüsse ∆Φ i und durch Grenzübergang ∆Ai → dAi → 0 bzw. ∆Φ i → dΦ i ergibt sich der Gesamtfluß Φ als Integral: n Φ = lim r ∑ (D ∆Ai → 0 i =1 n→∞ i r r r • ∆Ai ) = ∫ D • dA Für Punktladung Q gilt: r D zeigt radial nach außen r r ∫ D • dA = ∫ Hüllfläche = Kugelfläche 64748 1 Q r ⋅ ⋅r • 4 ⋅π r² 0 r dA zeigt radial nach außen } r dAr0 = r r r0 •r0 =1 1 Q ∫ 4 ⋅ π ⋅ r ² ⋅ dA = aus dem Integral , weil konst . 6 474 8 1 Q Q ⋅ ⋅∫ { ⋅ 4 ⋅π ⋅ r² = Q dA = 4 ⋅ π r ² Kugelfläche 4 ⋅ π ⋅ r ² 4⋅π ⋅r ² Allgemeiner Satz für beliebige eingeschlossene Ladung Qeingeschlossen und beliebige einschließende Hüllfläche („Kartoffel“): r r ∫ D • dA = Qeingeschlossen Hüllfläche Hierbei kann Qeingeschlossen aus Punktladungen Qν oder aus räumlich verteilter Ladung bestehen („verschmierte Ladung“). Für räumlich verteilte Ladung ist es sinnvoll, die Raumladungsdichte ρ einzuführen: -45- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 3 - Elektrostatik 3.6.1 Raumladungsdichte ρ Vorgehen: Ladung Qeing. sei über das Volumen V verteilt („Sprühnebel“). Volumen V lückenlos in Teilvolumina ∆Vi aufteilen. Jedes Teilvolumen ∆Vi enthält Teilladung ∆Qi . ∆Qi ∆Vi → 0 ∆V i Def.: Raumladungsdichte ρ i = lim Einheit [ρ ] = As m³ Die Gesamtladung Qeing. in Volumen V ergibt sich durch Aufsummation über die Teilladungen ∆Qi in den Teilvolumina ∆Vi ( ∆Qi ≈ ρ i ⋅ ∆Vi ) und den Grenzübergang ∆Vi → dVi → 0 als Integral: n Qeing . = lim ∑ ∆Q = ∆Qi → 0 i =1 n →∞ i n lim ∑ ρ ⋅ ∆V ∆Vi → 0 i =1 n →∞ i i = ∫ ρ ⋅ dV VolumenV Damit ist die allgemeine Formulierung möglich: r r ∫ D • dA = Qeingeschlossen = Hüllfläche ∫ ρ ⋅ dV Volumen V Dieses Gesetz ermöglicht bei einfachen und/oder symmetrischen Ladungsverteilungen die r r Berechnung von D und damit E (vgl. Übungen). -46- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 3 - Elektrostatik r 3.6.2 Dielektrische Verschiebung D an der Oberfläche von Leitern Ladung Qeing. - auf elektrischen Leiter gebracht - verteilt sich auf Oberfläche r r ⇒ kein E -Feld (bzw. D-Feld) im Leiterinneren (sonst Ausgleichströme) ⇒ Leiteroberfläche ist Äquipotentialfläche r r ⇒ E -Vektoren und D-Vektoren stehen ⊥ auf Flächenelementen dAi der Oberfläche r r r E D dAi r r ∫ D • dA = Q Es gilt weiter: eing . Hüllfläche = Leiteroberfläche Beispiel: Ladung Qeing. auf leitender Vollkugel r r r0 •r0 =1 Qeing . = r r r r ↓ • = ⋅ • ⋅ = D dA D r dA r 0 ∫ ∫{ 12r30 r Kugeloberfläche damit: D = Qeing . =ω 4π r ² D dA dA ∫ D⋅ dA = D∫{ ↓ konst . 4π r ² ( ω = Oberflächenladungsdichte des Leiters; Einheit [ω ] = As ) m² Allgemeiner Satz: Bei allen beliebig geformten Leitern gilt: r DOF = ω und = Einheitsvektor ⊥ Oberfläche D DOF Oberfläche ( OF ) 3.6.3 Influenz Einbringen eines ungeladenen (zweiteiligen) Leiters in E-Feld; Ausgleichströme und Ladungsverschiebung r rim Leiter bis im Leiterinneren gilt: E ≡ D ≡ 0 Verschobene Ladungen befinden sich auf der Oberfläche daraus folgt ω Leiter als Oberflächenladungsdichte (influenzierte Ladung); Es gilt: Daußen = ω Leiter Ladungstrennung möglich durch Trennen der Leiterteile. -47- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 3 - Elektrostatik 3.7 Kapazität Die Kapazität C eines Zwei-Leiter-Systems beschreibt den Zusammenhang zwischen der Ladung Q, die vom einen auf den anderen Leiter gebracht wird, und der dadurch verursachten Spannung U12 zwischen den Leitern. C= Q = U 12 r r D ∫ • dA Hüllfläche 2 r r ∫ E • dr 1 Formel für Berechnung von C bei speziellen Geometrien (Kugel-, Zylinder-, Plattenkondensator) geeignet As = Farad = 10 3 mF = 10 6 µ F V Einheit [C ] = Berechnung der Kapazität C bei speziellen Geometrien: Vorgehensweise: r r r Q → D (mit Qeing = ∫ D • dA) r r r D r D → E (mit = E ) ε 2 r r r E → U12 (mit U12 = ∫ E • dr ) → Q =C U12 1 C ⇒ Q Kapazität C bestimmt das Verhältnis ⇒ U U (vgl. Ohmscher Widerstand R = f (G , M ) = ) I Geometrie und Medium bestimmen -48- C=f (G,M ); Q C= U Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 3 - Elektrostatik 3.7.1 Kugelkondensator (spezielle Geometrie: Kugelsymmetrie) Leiter1 = Innenkugel (R1) Leiter2 = Außenkugel (R2) (Kugeln konzentrisch) Im Inneren von Leiter1 und Leiter2 kein E-Feld: r r E (r ) = 0 für r < R1 und r > R2 r r E (r ) ≠ 0 für R1 < r < R2 r Q→ D r r r ∫ D(r ) • dA Q1 = H . F .= Kugel r = r r D dA ∫ D(r ) ⋅ dA = r D(r )= D(r ) ∫ D(r ) ⋅ dA D = konst auf H . F . = D(r ) ⋅ ∫ dA = D(r ) ⋅ 4 ⋅ π ⋅ r 2 ; ⇒ D(r ) = r v D→ E bzw. D → E r E → U 12 E (r ) = U 12 C KK Q1 ; 4 ⋅π ⋅ r2 Q1 D( r ) = ; ε 4 ⋅π ⋅ε ⋅ r2 R2 R2 R2 R1 r r rR E (r ) d r 1 r R E (r )= E (r ) 1 r r r = ∫ E (r ) • dr = r ∫ E (r ) ⋅ dr R2 Q C= 1 U 12 = Q1 Q1 1 =∫ ⋅− 2 dr = r 4 ⋅ π ⋅ ε 4 ⋅ π ⋅ ε ⋅ r R1 C Kugelkond = Q1 = U 12 = R2 = R1 ∫ E (r ) ⋅ dr = Q1 4 ⋅π ⋅ε 1 1 ⋅ − R1 R2 Q1 Q1 1 1 ⋅ − 4 ⋅ π ⋅ ε R1 R2 R1 ⋅ R2 = 4 ⋅π ⋅ ε ⋅ R2 − R1 Kapazität des Kugelkondensator -49- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 3 - Elektrostatik 3.7.2 Plattenkondensator 1 Q1= +Q A1=A Q1 Q ω1 = = A1 A 2 Q2= -Q A2=A Q −Q ω2 = 2 = ← Ladungsdichte→ → A2 A ← Leiterplatten → ← Ladung → ← Fläche → Das Anlegen einer äußeren Spannung U12 an die Leiterplatten führt zu einer Umladung Vorgehensweise: r r Q→ D → E →U C r r ∫ D • dA = Q eing r r D•∆ A + 12 4 4 3 re. Stirnfläche 0 = D⋅∆ A = ∆Q alle übrigen Fl . r r r ( D = 0 oder D⊥dA ) = ∆ A ⋅ ω1 2 r r Q D Q Q⋅d → D = ω1 = ; → E = = ; → U 12 = ∫ E • dr = E ⋅ d = ; A ε ε⋅A ε⋅A 1 ε⋅A Q = C= U12 d Kapazität des Plattenkondensators (Fläche A; Abstand d; Dielektrische Konstante ε = ε0ε r ) -50- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 3 - Elektrostatik 3.7.3 Gesamtkapazität C bei Kondensatorschaltungen Fall a) Serienschaltung von zwei Kondensatoren Ca und Cb wegen r r ∫ E • dr ≡ 0 gilt: Ua+Ub=U (Maschengleichung) Qa+ = -Qa- = Qb+ = -Qb- = Q; Ua = Qa + Q = Ca Ca 1 1 U = Q⋅ + Ca Cb Qb + Q = Cb Cb ; Ub = ; U 1 1 1 = = + Q C Ca Cb ; oder C= Ca ⋅ Cb Ca + Cb Allgemeine Formel für n in Serie geschaltete C´s: n 1 1 =∑ C ν =1 Cν Gesamtkapazität bei Serienschaltung von Kondensatoren Fall b) Parallelschaltung von zwei Kondensatoren Ca und Cb wegen r r ∫ E • dr ≡ 0 gilt. Ua = Ub = U (Maschengleichung); Q+ = Qa+ + Qb+ = -Q- = -(Qa-+Qb-) Qa = CaUa = CaU; Q = CaU + CbU; Qb = CbUb = CbU; Q = C = Ca + Cb U Allgemeine Formel für n parallel geschaltete C´s: n C = ∑ Cν Gesamtkapazität bei Parallelschaltung von Kondensatoren ν =1 -51- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 3 - Elektrostatik 3.7.4 Kapazität des Kondensators mit Geschichtetem Dielektrikum Fall a) Feldlinien ⊥ Grenzfläche r r Q → D → E → U12 Vorgehen: C r r • = Qeing D dA ∫ Da ⋅ ∆ A = Db ⋅ ∆ A = ∆ Q = ∆ A ⋅ ω ; Da = Db = D = ω = Q A ; Allgemeiner Satz: r Die Normalkomponente von D an einer Grenzfläche ist stetig: Dna=Dnb (Hier nur Normalkomponente) Da Db D D = ≠ Eb = = ; εa εa εb εb d d D D = Ea ⋅ d a + Eb ⋅ db = ⋅ da + ⋅ db = Q ⋅ a + Q ⋅ b ; εa εb A ⋅ εa A⋅ε 123 123b Ea = U 12 1 Ca U 12 1 1 1 = = + Q C C a Cb oder C = 1 Cb Ca ⋅ Cb ; (vgl. Serienschaltung von Kondensatoren) Ca + Cb Fall b) Feldlinien || Grenzfläche Vorgehen: r r Q ← D ← E ← U12 C 2 Wegen r r ∫ E • dr = E ⋅ d = U 12 wegunabhängig 1 (durch Medium a oder b) gilt: E a = E b = U 12 =E ; d Allgemeiner Satz: r Die Tangentialkomponente von E an Grenzfläche ist stetig: Eta=Etb (hier nur Tangentialkomponente) Da = εa ⋅ E a = ε a ⋅ E ≠ Da = εb ⋅ E b = εb ⋅ E Q Q Da = ω 1a = 1a ; Q1a = Aa ⋅ Da ; Db = ω 1b = 1b ; Q1b = Ab ⋅ Db ; Aa Ab A ⋅ε A ⋅ε Q1 = Q1a + Q1b = a a ⋅ U 12 + b b ⋅ U 12 ; (vgl. Parallelschaltung Q1 d d 123 123 C= = C a + Cb von Kondensatoren) Ca Cb U 12 -52- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 3 - Elektrostatik 3.8 Energie im elektrostatischen Feld Energie WC , die im geladenen Kondensator gespeichert ist. Kondensator C ist mit Ladung Q (+Q auf Leiter1; -Q auf Leiter2) auf Spannung U = Q aufgeladen. C Eine weitere Aufladung um dQ (+Q+dQ auf Leiter1; -Q-dQ auf Leiter2) ist mit Arbeit dWc verbunden, da die Ladung -dQ gegen das E-Feld über die Spannung U12 verschoben werden muß. (Aufladung technisch durch Transport negativer Elektronen) Die an (nicht von) der Ladung -dQ geleistete Arbeit dWc ist die Energiezunahme des geladenen Kondensators: dWc Verschiebung : = −(− dQ ⋅ U 12 ) 14243 (neg. Vorzeichen, weil Arbeitsleistung an und nicht von Ladung -dQ) neg . Ladung − dQ Q damit: dWc = dQ ⋅ U 12 Q Q 1 Q2 = dQ ; → Wc = ∫ dQ = ⋅ ; C C C 2 0 Wc = Energieinhalt eines geladenen Kondensators: Q2 C ⋅U 2 Q ⋅U = = 2⋅C 2 2 Einführung der Energiedichte am Beispiel des Plattenkondensators: Energie Wc = Energiedichte Q ⋅U ; Volumen V = A ⋅ d ; 2 wel = Wc 1 Q ⋅ U 1 = ⋅ = ⋅ D⋅ E V 2 A⋅d 2 Allgemein gilt für die Energiedichte wel im E-Feld: -53- r r E • D D2 ε ⋅ E 2 wel = = = ; 2 2⋅ε 2 Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 4 – Bewegte Ladungen 4 Bewegte Ladungen r 4.1 Beweglichkeit µ , elektrischer Strom I , elektrische Stromdichte j Medium mit beweglichen Ladungsträgern qi der Sorte i (z.B. Elektronen, positive und negative Ionen usw., 1 ≤ i ≤ n ) imr E-Feld. Gleichgewicht r Im stationären Zustand herrscht r r zwischen der elektrischer Kraft Fi = q ⋅ E und der Reibungskraft Ri = − ri ⋅ vi mit dem r Reibungskoeffizient ri → Einstellung einer stationären Driftgeschwindigkeit vi . r r r r qi r r q r ⋅ µi ⋅ E; Fi + Ri = qi ⋅ E − ri ⋅ v i = 0; → v i = i ⋅ E = ri q {i Signum( q ) m m2 Einheit [ µ ] = s = V V ⋅s m qi v = i Beweglichkeit µi = ri E ; Geschwindigkeit el . Feldstärke r Berechnung der Teilchenzahl dN i von Ladungsträgern qi mit Geschwindigkeit v i und ∆N i Teilchendichte ni = lim , die in der Zeit dt die Fläche A durchqueren: ∆V → 0 ∆V dV 4 647 8 r r dN i = ni ⋅ dV = ni ⋅ l ⋅ h ⋅ b = ni ⋅ v i ⋅ { k ⋅ b ⋅ cos α dt = ni ⋅ v i • A dt dt ⋅v i k ⋅cos α 123 A A⊥ dN i , der die Fläche A durchsetzt: dt dN i r r = ni ⋅ vi • A (im Orientierungssinn der Fläche A) dt Teilchenstrom -54- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 4 – Bewegte Ladungen Der elektrischer Strom Ii durch die Fläche A (im Orientierungssinn der Fläche A) ist die von dQi den Ladungsträgern qi pro Zeiteinheit transportierte Ladung . dt r elektrischer Teilstrom 4 ji 4 8 dQi dN i 67 r r Ii = = qi ⋅ = qi ⋅ ni ⋅ v i • A „zählpfeilbehafteter“ Skalar dt dt elektrische Teilstromdichte r r ji = qi ⋅ ni ⋅ v i Vektor r r r j Die Richtung (Einheitsvektor ji 0 = ri ) der Stromdichte j i ist die Richtung des Transports ji r r r r positiver Ladung; die Richtung von j i ist gleichgerichtet zu der von vi für qi>0 ; ( ji 0 = v i 0 ) r r und ist entgegengerichtet für qi<0 ; ( ji 0 = − v i 0 ) r r r r q q r mit v i = i µ i ⋅ E gilt ji = qi ⋅ ni ⋅ i ⋅ µi ⋅ E = qi ⋅ ni ⋅ µi ⋅ E 1424 3 qi qi >0 14 2 4 3 r vi r r Alle Teilstromdichten j i sind damit gleichgerichtet zum Feldstärkevektor E Bis jetzt nur Betrachtung einer Ladungsträgersorte i. Nun Behandlung von n LadungsträgerdQ durch die Fläche A beitragen sorten 1≤ i ≤ n , die zum Gesamtladungstransport dt (im Orientierungssinn der Fläche A) → Gesamtstrom I durch Fläche A in Zählrichtung: n n dQ r r n r r n r r r r = ∑ I i = ∑ ( qi ⋅ ni ⋅ v i • A) = ∑ qi ⋅ ni ⋅ v i • A = ∑ ji • A = j • A I= 1 42 4 3 i=1 dt r i =1 i =1 i=1 123 ji r j Gesamtstrom I durch Fläche A in Zählrichtung: r r I= j•A r Gesamtstromdichte j r n r j = ∑ ji i =1 -55- > < 0 Einheit [ I ] = A r A Einheit [ j ] = 2 m Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 4 – Bewegte Ladungen 4.2 Ohmsches Gesetz r n r j = ∑ qi ⋅ ni ⋅ µi ⋅ E i=1 144244 3 r r Mit ji = qi ⋅ ni ⋅ µi ⋅ E gilt: Leitfähigkeit σ m 1 1 S s Einheit [σ ] = As ⋅ 3 ⋅ = = Ωm m m V m n Leitfähigkeit σ = ∑ qi ⋅ ni ⋅ µi i =1 daraus folgt: r r j =σ ⋅E LOKALES OHMSCHES GESETZ oder mit spezifischen Widerstand: σ= r 1 r j = ⋅E ρ 1 ρ U am Beispiel eines homogenen R zylindrischen Mediums mit der Leitfähigkeit σ zwischen den Leiterplatten 1 und 2: Ableitung des integralen Ohmschen Gesetzes I = 2 r r U U12 = ∫ E • dr =... = E ⋅ l; E = 12 l 1 Strom I durch zylindrisches Medium: r r U I = j • A = j ⋅ A = σ ⋅ E ⋅ A = σ ⋅ 12 ⋅ A l mit R = 1 l l 1 ⋅ = ρ ⋅ und G = gilt: σ A A R Integrales Ohmsches Gesetz I= -56- U12 = G ⋅ U12 ; R U12 = R ⋅ I Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 4 – Bewegte Ladungen 4.3 Leistungsdichte p Arbeit Wabi die von der Ladung qi geleistet wird bei einer Verschiebung von a nach b mit der Spannung Uab: Wabi = qi ⋅ U ab (vergleiche Kap. 3.3) r Bei infinitesimal kleiner Verschiebung dri ⇒ Uab→dU und Wabi →dWi r r dWi = q i ⋅ dU = q i ⋅ E • dri Von Einzelladung qi abgegebene Leistung r r dri r r dWi Pi = = qi ⋅ E • = qi ⋅ E • vi ; dt dt i pro Volumeneinheit abgegebene Leistung pi: Von allen Ladungen qi der Ladungsträgersorte r ji 8 r r 6474 r r r r pi = ni ⋅ Pi = ni ⋅ q i ⋅ E • v i = ni ⋅ q i ⋅ v i • E = j i • E ; Von allen Ladungen qi aller n Ladungsträgersorten i pro Volumeneinheit abgegebene Leistung p: n n r r n r r r r p = ∑ pi = ∑ ( j i • E ) = ∑ ji • E = j • E i =1 i =1 i =1 r r j mit = E gilt: σ r r r r j • j j2 p= j•E = = σ σ Leistungsdichte (lokal) Ableitung der Formel P = U ⋅ I für Gesamtleistung P am Beispiel eines homogenen, zylindrischen Leiters homogene P= ∫ p dV Verhältnisse VolumenV = ⋅l =U E } I j2 j ⋅l } p ∫ dV = p ⋅ V = ⋅l ⋅ A = ⋅ j⋅ A σ σ V Damit ergibt sich: Leistung P=U⋅I (integral) oder mitU = R ⋅ I : P =U ⋅I = U2 = I2 ⋅ R R -57- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 5 - Magnetostatik 5 Magnetostatik r 5.1 Experimentelle Bestimmmung der magnetischen Flußdichte B r Die magnetische Flußdichte B kann mit einem Probepermanentmagnet (Magnetnadel) bestimmt werden. r (vgl.: E -Feld mit Probeladung q bestimmbar) Ein Permanentmagnet hat 2 Pole. Wenn er frei drehbar im Erdmagnetfeld aufgehängt ist, dann orientiert sich der - magnetische N-Pol der Magnetnadel → geographischer N-Pol (=magnetischer S-Pol) - magnetische S-Pol der Magnetnadel → geographischer S-Pol (=magnetischer N-Pol) Gleichnamige Pole stoßen sich ab; ungleichnamige ziehen sich an Magnetische Pole existieren nur paarweise; Durchtrennen eines Magneten → zwei Magnete. Die „Stärke“ eines Permanentmagneten ist gekennzeichnet durch sein magnetisches r Dipolmoment m (vom S-Pol zum N-Pol des Magneten zeigend) oder durch seine Polstärke (siehe später). r r B Bei der experimentellen Bestimmung des B-Feldes müssen Richtung und Betrag B B gemessen werden: r r B • Richtung des B-Vektors = Tangente an B-Feldlinie = Richtung der Magnetnadel B r r • Betrag B des B-Vektors wird mittels des Drehmomentes M bestimmt, das die r Magnetnadel mit dem magnetischen Dipolmoment m bei Auslenkung um den Winkel α r im B-Feld erfährt. M = m ⋅ B ⋅sin α (für Messung von B geeigneter Zusammenhang) Dieser Zusammenhang läßt sich vektoriell allgemein schreiben: r r r M = m× B r Richtung des B-Feldes -58- r Betrag des B-Feldes Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 5 - Magnetostatik 5.2 Kräfte auf bewegte Ladungen und Stöme im B-Feld 5.2.1 Kraft auf einzelnen im B-Feld bewegten Ladungsträger Experimenteller Befund bei Einschießen eines Elektrons in ein B-Feld: r r r Auf das Elektron wirkt die Ablenkkraft Fm = q el ⋅ v el × B ; (q el < 0) r r Allgemein gilt für die Kraft Fm auf einen mit der Geschwindigkeit v bewegten Einzelladungsträger q im B-Feld: r r r Fm = q ⋅ v × B Lorentzkraft Auch dieser Zusammenhang kann für die Messung von B verwendet werden. Einheit der magnetischen Flußdichte B: [B ] = 1 [F ] m [ q ] ⋅ [v ] = VAs N As ⋅ m s = m = Vs = Weber ; Am m2 m2 Vs 4 2 = 1Tesla = ( früher: 10 Gauß ) m Erdmagnetfeld in Deutschland: B ≈ 10 −4 Tesla = (1Gauß) -59- (wobei 1Weber=1Vs die Einheit des magnetischen Flusses ist) Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 5 - Magnetostatik 5.2.2 Kraft auf stromführenden Leiter im B-Feld Strom im Metall = Ladungstransport durch Elektronenbewegung. r Kraft auf ein mit der Geschwindigkeit v el bewegtes Einzelelektron: r r r Fm = q el ⋅ v el × B ; r Kraft auf alle Elektronen mit der Teilchendichte nel im Volumenelement = Kraftdichte f m : r v r f m = nel ⋅ q el ⋅ v el × B 142 43 r j el r r r f m = j el × B Damit gilt für Kraftdichte: r Gesamtkraft F auf stromführenden Leiter mit Volumen V: r F= ∫ r r r f m dV = ∫ ( j el × B) dV ; Volumen V V Anwendungsbeispiel: Gerader zylindrischer Leiter mit dem Strom I und der homogenen r r Stromdichte j = konst. im homogenen Magnetfeld B = konst. Betrachtung eines Leiterstückes mit Länge l und Querschnitt A. r r r r r r r F = ∫ ( j el × B)dV = ( j el × B)∫ dV = ( j el × B) ⋅ V ; V V r r r r mit jel = jel ⋅ e rj ; B = B ⋅ eBr ; V = A ⋅ l ; I = A ⋅ jel ; ( ) ( ) r r r r r F = jel ⋅ e rj × B ⋅ eBr A ⋅ l = A ⋅ jel ⋅ l ⋅ B ⋅ e rj × eBr ; 123 ( r r r F = I ⋅ l ⋅ B ⋅ e rj × eBr I ) Kraft auf geraden Leiter mit Länge l und Strom I im B-Feld -60- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 5 - Magnetostatik r 5.2.3 Drehmoment M Schleife auf stromführende Leiterschleife im B-Feld r r r Drehmoment M = ( Hebelarm r ) × (Kraft F ) : r r Die Kräfte F3 und F4 auf Leiter 3 und 4 tragen zum Drehmoment bezüglich Drehachse nicht bei, da rsie parallel zur Drehachse wirken. r Kraft F1 auf Leiter 1 bewirkt Drehmoment M 1 mit r F1 6447 448 r r r ar rr r r M1 = r1 × F1 = er × I ⋅ b ⋅ B e j × eB ; 1 2 r r Kraft F2 auf Leiter 2 bewirkt Drehmoment M 2 mit ( ) r r r r e =− e ⇒ F =− F 2 1 j1 j2 644 744 8 r r r ar ar r r rr rr M 2 = r2 × F2 = − er × I ⋅ b ⋅ B e j × eB = er × F1 = M1 2 2 2 ( Als Gesamtdrehmoment ergibt sich: r r r r r r M Schleife = M1 + M 2 = 2 ⋅ M1 = a ⋅ er × F1 r Betrag: M Schleife = a ⋅ F1 ⋅ sin α r r r mit F1 = I ⋅ b ⋅ B ⋅ erj1 × eBr = I ⋅ b ⋅ B r r r r wegen erj1 ⊥eBr → erj1 × eBr = 1 r F gilt: M Schleife 6718 = a ⋅ I ⋅ b ⋅ B ⋅ sin α = A ⋅ I ⋅ B ⋅ sin α ; -61- ) Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 5 - Magnetostatik r r r Magnetisches Dipolmoment m einer stromdurchflossenen Leiterschleife m = A ⋅ I ⋅ e n r (Normalenvektor en ⊥ auf A im Rechtssinn zu Strom I) r Damit läßt sich das Drehmoment M schreiben: r r r r r M Schleife = A ⋅ I ⋅ B ⋅ en × eBr = m × B r r wobei en × eBr = sin α Eine stromdurchflossene Leiterschleife und eine Magnetnadel zeigen gleiches Verhalten im B-Feld (Drehmoment, Ruhelage). Damit kann ein Permanentmagnet über sein Dipolmoment charakterisiert werden. Das Drehmoment auf eine stromdurchflossene Spule mit w-Windungen im B-Feld lautet: r r M Spule = w ⋅ M Schleife (Anwendungen: Elektromotor, Drehspulinstrument) -62- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 5 - Magnetostatik 5.3 Erzeugung von Magnetfeldern durch Ströme Allgemeiner Fall: r r Eine dreidimensionale Stromverteilung j ( r ) erzeugt ein räumliches r r Magnetfeld B( r ) Einfacher Spezialfall: Der Strom I durch einen unendlich langen geraden Leiter erzeugt ein konzentrisch um den Draht verlaufendes B-Feld. Für die magnetische Flußdichte gelten zwei wichtige Feststellungen: 1) r B -Linien sind geschlossene Linien (kein Anfang, kein Ende im Gegensatz zu r r r E - und D -Linien in der Elektrostatik, alle B -Linien, die in ein beliebiges Volumen eintreten, treten aus diesem auch wieder aus.) B-Feld ist quellenfrei r r ∫ B • dA ≡ 0 Hüllfläche desVolumens 2) Das Ringintegral r r B ∫ • dr über die geschlossene Randkurve R, die eine Fläche A R r r umrandet, ist immer proportional zum eingeschlossenen Strom I eing = ∫ j • dA , der A durch die Fläche A fließt. -63- Grundlagen der Elektrotechnik I r r ∫R B • dr 12 4 4 3 Kapitel 5 - Magnetostatik = c ⋅ I eing c: mediumabhängige Proportionalitätskonstante Ringintegral entlang geschlossener Randkurve Konvention: Ieing wird positiv genommen, wenn seine Zählrichtung mit Umlaufsinn der Randkurve R eine Rechtsschraube bildet. r r Ω⋅s B Für Vakuum gilt: ∫ • dr = µ 0 ⋅ I eing mit absoluter Permeabilität µ0 = 4 ⋅ π ⋅ 10 − 7 m R Für ein homogenes Medium gilt: r r ∫ B • dr = µ0 ⋅ µr ⋅ I eing R mit relativer Permeabilität µr (dimensionslos) zur Charakterisierung der magnetischen Eigenschaften des Mediums -64- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 5 - Magnetostatik r 5.4 Magnetische Feldstärke H r r Um eine mediumunabhängige, nur von der Stromverteilung j ( r ) bestimmte magnetische r Feldgröße zu erhalten, wird die magnetische Feldstärke H eingeführt: Magnetische Feldstärke Einheit [ H ] = r r B H= µ0 ⋅ µr [I ] A 1000 A = ; (veraltet 1 Oersted = ⋅ ) [ dr ] m 4 ⋅π m r vgl. E-Statik: zuerst Feldstärke E (Kraftwirkung, mediumabhängig) r dann dielektr. Verschiebung D (nur von Ladungsverteilung, nicht vom Medium abhängig) Aus r r ∫ B • dr = µ 0 ⋅ µ r ⋅ I eing ergibt sich für die magnetische Feldstärke als mediumunabhängiges Erzeugungsgesetz: Durchflutungsgesetz r r r r ∫ H • dr = I eing = ∫ j • dA R A Dieses Gesetz gilt immer und in jedem Medium. Bei einfacher Geometrie kann damit aus r gegebener Stromverteilung j die magnetische Feldstärke bestimmt werden. r r (vgl.: ∫ D • dA =Qeing = ∫ ρ ⋅ dV ) Vergleich: Magnetostatik: Ströme erzeugen Magnetfeld; wo Ströme, dort Magnetfeld; wo Magnetfeld, dort Ströme Elektrostatik: Ladungen erzeugen elektrisches Feld; wo Ladungen, dort E-Feld; wo E-Feld, dort Ladungen -65- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 5 - Magnetostatik Einfache Anwendungsbeispiele für das Durchflutungsgesetz 1) H-Feld des Stromes I, der in einem unendlich langen Leiter fließt Zylinderkoordinaten: r, ϕ, z r r r Einheitsvektoren: er , eϕ , ez H-Feld (allgemein): r r r r H = H r er + Hϕ eϕ + H z ez ; Aus Symmetriegründen und wegen der Geschlossenheit der H-Linien sind diese Linien Kreise. =0 =0 r } r r } r H = Hr er + Hϕ eϕ + H z ez Als Randkurve R (darf beliebig sein) wird r r ein Kreis gewählt, damit gilt dr = r ⋅ dϕ ⋅ eϕ ; r r r r H ∫ • dr = ∫ Hϕ eϕ • r ⋅ dϕ ⋅ eϕ = ∫ Hϕ r ⋅ dϕ R= Kreis R I Hϕ = 2π ⋅ r R > < Hϕ und r auf Kreis konst . = Hϕ r ⋅ ∫ dϕ = Hϕ r ⋅ 2π = I r H = Hϕ = 0 R I ; 2π ⋅ r H-Feld des Stromes I in unendlich langen, geraden Leiter (Rechtsschraube) -66- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 5 - Magnetostatik 2) H-Feld innerhalb einer Spule (lang, dünn, gerade) mit Spulenstrom I und w Windungen auf Länge lsp ∫ r r H • dr = r r H ∫l • dr + 1 1 4 24 3 r r H dr H = konst ≈0 678 r r H • dr ∫ l2 + l3 + l 4 142 43 = I eing wegen H sehr klein außerhalb der Spule und H ⊥ auf Integrationsweg innerhalb der Spule r w ⋅ l1 r • = = ⋅ ≈ = ⋅I H dr H dr H l I 1 eing ∫l ∫l l sp 1 1 H≈ w I lsp H-Feld in Spule (lang, dünn, gerade); Spulenstrom I; Windungszahl w; Länge lsp Anmerkung: r Der Strom I bzw. die Stromdichte j im vollständigen Durchflutungsgesetz (MaxwellGleichung) ist die Summe aus r r Konvektionsstrom ( j Konv = ∑ ni ⋅ q i ⋅ v i ; Ladungsträgertransport) und Verschiebungsstrom r r ∂D ( j versch = ; auch ohne Ladungsträger). ∂t -67- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 5 - Magnetostatik 5.5 Magnetfeldberechnung mit Gesetz von BIOT - SAVART r r Dieses Verfahren ist prinzipiell anwendbar bei beliebiger Stromverteilung j ( r ) (→ numerische Integration). Hier Anwendung bei Strom I in beliebig geformten Leiter. r r r I dl × rQA dH = 4π rr 3 QA r dl : Leiterelement r rQA : Verbindungsvektor r H= Leiterende r I = dH ∫ 4π Leiteranfang r r dl × rQA ∫ rr 3 L . A. QA L. E . BIOT - SAVART Einfache Anwendungsbeispiele des Gesetzes von Biot - Savart: 1) H-Feld des Stromes I, der in einem unendlich langen, geraden Leiter fließt r r r Zylinderkoordinaten: r , ϕ , z; er , eϕ , ez r r r dl × rQA I dH = ; 4π rr 3 QA mit: r r r r r dl = dz ⋅ ez ⇒ dl × rQA = dz ⋅ rQA ⋅ sin(π − α ) ⋅ eϕ r I sin (π − α ) r dH = dz ⋅ eϕ ; 2 4π rQA -68- Grundlagen der Elektrotechnik I mit sin(π − α ) = sin α = r rQA r I r I ⋅r r ⇒ dH = 3 dz ⋅ eϕ = 4π rQA 4π r z =+∞ I ⋅ r H= ∫ 4π z =−∞ dz (r 2 3 + z2)2 Kapitel 5 - Magnetostatik ; und rQA = r 2 + z 2 ; dz (r 2 +z 3 2 2 ) r ⋅ eϕ ; r z ⋅ eϕ Bronstein I ⋅ r r ⋅ eϕ = = Nr. 206 4π r 2 ⋅ r 2 + z 2 r I ⋅r 2 r I r H= ⋅ 2 ⋅ eϕ = ⋅ eϕ 4⋅π r 2⋅π ⋅ r z =+∞ z =−∞ (vgl. Ableitung mit Durchflutungsgesetz) H-Feld des Stromes I, der in einem unendlich langen, geraden Leiter fließt 2) H-Feld im Zentrum eines ebenen Kreisstromes I (Radius r) r r r dl × rQA I dH = ; 4π rr 3 QA r r r r mit dl = r ⋅ dϕ ⋅ eϕ und rQA = − r ⋅ er r r r I r ⋅ dϕ ⋅ eϕ × (− r ⋅ er ) dH = 4π r3 r I 1 r r dH = dϕ ⋅ er × eϕ ; 12 3 4π r r ez r ϕ = 2⋅π H= ∫ ϕ =0 I I r dϕ ⋅ ez = ⋅ 4 ⋅π ⋅r 4 ⋅π ⋅ r ϕ = 2⋅π I r r d e ϕ ⋅ = ∫ϕ =0 z 2 ⋅ r ez ; H-Feld im Zentrum eines ebenen Kreisstromes I (Radius r) -69- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 5 - Magnetostatik 5.6 Magnetische Materialeigenschaften 5.6.1 Diamagnetismus µr < 1 Prinzipiell bei allen Materialien vorhanden (vorzugsweise bei Elementen mit abgeschlossenen Elektronenschalen), jedoch teilweise vernachlässigbar; Kopplung des Elektronen- Bahnmomentes an B-Feld → Präzession der Elektronenbahn, dadurch entstehen inneratomare Ringströme; diese (Wirkung) schwächen mit ihrem B-Feld das äußere B-Feld (Ursache; Lenz´sche Regel). 5.6.2 Paramagnetismus µr > 1 Äußeres B-Feld richtet die magnetische Momente bei Elementen mit nicht abgeschlossenen Elektronenbahnen (resultierende magnetische Momente) der Atome aus; Dadurch Verstärkung des äußeren B-Feldes; Temperaturbewegung wirkt Ausrichtung entgegen (CurieGesetz). 5.6.3 Ferromagnetismus µr >> 1 Kristallbereiche gleicher Magnetisierung (gleichgerichtete Spinmomente der Elektronen); äußeres B-Feld führt zu einem Umklappen ganzer Bezirke (Weiß´sche Bezirke). Oberhalb ferromagnetischer Curietemperatur keine Ausrichtung mehr. Hysteresekurve: -70- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 5 - Magnetostatik 5.7 Magnetfeld an Grenzflächen Gesetzmäßigkeiten an Trennfläche von Medium 1 und Medium 2 r 1) Normalkomponente von B ist stetig B n1 = B n 2 ; Beweis: r r ∫. B. • dA = 0; H4 F 24 1 3 r r r r A1 • Bn1 + A2 • Bn 2 + ε vernachlässigbarer Beitrag der Schmalseiten = 0; − A1 ⋅ Bn1 + A2 ⋅ Bn 2 = 0; mit A1 = A2 ⇒ B n1 = B n 2 r 2) Tangentialkomponente von H ist stetig H t1 = H t1 Beweis: r r ∫ H • dr = I eing = 0; ≈0 ≈0 r r r r 678 r r r r 678 r r r H1 + H 2 mit l1 • H1 + l3 • H 1 + l 2 • H 2 + l 4 • H 1 = 0 H = ≈0 2 ≈0 2 1 2 − l1 ⋅ Ht 1 + l2 ⋅ Ht 2 = 0; mit l1 = l 2 ⇒ H t 1 = H t 2 3) Brechungsgesetz tg α1 µ1 = tg α2 µ2 Bt 1 µ1 H t 1 = B n1 Bn1 B µ H tg α 2 = t 2 = 2 t 2 Bn 2 Bn 2 tg α 1 = -71- 2 Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 5 - Magnetostatik 5.8 Magnetische Kreise, Induktionskoeffizienten 5.8.1 Magnetischer Einzelkreis a) Spule um Eisenkern ohne Luftspalt Es gilt das Durchflutungsgesetz: r r ∫ H • dr = I eing = w ⋅ I ; RK wobei: − geschlossene Randkurve RK = Weg lFE im Eisen − Zusammenhang Zählrichtung I → Richtung r H : Rechtsschraube r r − Wegelemente dr magnetische Feldstärke H Fe Damit ergibt sich: r r ∫ H • dr = H Fe ⋅ l Fe = w ⋅ I ; mit H Fe = RK und BFe = µ0 ⋅ µ Fe ⋅ H Fe = w⋅ I l Fe µ0 ⋅ µ Fe ⋅ w⋅ I ; l Fe Einführung des magnetischen Flusses Φ: Definition: Magnetischer Fluß Φ durch Fläche A Φ= r r ∫ B • dA Fläche A V ⋅s 2 m = V ⋅ s = 1Weber; m2 Einheit: [Φ] = [ B][ A] = Spezialfall: r r r Wenn BFe = konst. auf Fläche AFe und zudem BFe AFe , dann gilt Φ = BFe ⋅ AFe Da diese Voraussetzungen im Eisenkern (näherungsweise) erfüllt sind, gilt: µ ⋅µ ⋅ A Φ = BFe ⋅ AFe = 0 Fe Fe ⋅ w ⋅ I ; l Fe 14 42 44 3 1/ RmFe -72- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 5 - Magnetostatik Mit Einführung der Größen • „Magnetische Spannung“ wI • „Magnetischer Widerstand“ Rm Rm = l A ⋅ µ0 ⋅ µr ergibt sich das „Ohm´sche Gesetz des magnetischen Kreises“ (vgl . I ⋅ R = U ) Φ ⋅ Rm = w ⋅ I Für spätere Anwendungen ist es sinnvoll, den verketteten magnetischen Fluß Ψ einzuführen, der das Produkt von Windungszahl w einer Spule und magnetischem Fluß Φ durch die Spule darstellt. Definition: verketteter magnetischer Fluß w 2 ⋅ µ0 ⋅ µFe ⋅ AFe Ψ = w⋅Φ = ⋅I l Fe 1442443 L Der Proportionalitätsfaktor L zwischen verketteten magnetischen Fluß Ψ und Strom I in der Spule wird als Selbstinduktionskoeffizient bezeichnet. Ψ = L⋅ I Damit gilt: b) Spule um Eisenkern mit Luftspalt Das Durchflutungsgesetz r r ∫ H • dr = I eing = w⋅ I RK ist jetzt entlang der Randkurve RK durch das Eisen (lFE) und den Luftspalt (lL) anzuwenden. Unter den entsprechenden Annahmen wie vorher ergibt sich: r r ∫ H • dr = H Fe ⋅ l Fe + H L ⋅ l L = w ⋅ I RK BFe BL BFe ⋅ l Fe BL ⋅ l L bzw. H L = gilt: + = w ⋅ I (Gleichung ☺) µo ⋅ µFe µo ⋅ µL µo ⋅ µFe µo ⋅ µL r r Wegen Quellenfreiheit des magnetischen Flusses ( ∫ B • dA ≡ 0 ) sind die magnetischen und mit H Fe = H .F . Flüsse im Eisen und im Luftspalt gleich: Φ Fe = Φ L = Φ ; -73- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 5 - Magnetostatik Mit den Flußdichten im Eisen und im Luftspalt: B Fe = Φ⋅ lautet Gleichung ☺: Φ Φ ; BL = ; AFe AL l Fe lL + Φ⋅ = w⋅ I ; AFe ⋅ µo ⋅ µ Fe A L ⋅ µo ⋅ µ L 14 4244 3 14243 RmFe RmL Damit ergibt sich die „Maschengleichung“ im magnetischen Einzelkreis: Φ ⋅ RmFe + Φ ⋅ RmL = w ⋅ I vgl. Maschengleichung im Einzelstromkreis mit denWiderständen R1 und R2 in Serie: lγ ργ ⋅ lγ I ⋅ R1 + I ⋅ R2 = U mit Rγ = = Aγ Aγ ⋅ σ γ Verketteter Fluß Ψ und Selbstinduktionskoeffizient L: Ψ = w⋅Φ = w⋅ Einheit [ L] = w⋅ I = L⋅ I RmFe + RmL w2 mit L = RmFe + RmL [Ψ] V ⋅ s = = Ω ⋅ s = Henry [I ] A 5.8.2 Verkopplung magnetischer Kreise -74- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 5 - Magnetostatik Durchflutungsgesetz kann im linken (l1,l3) und im rechten (l2,l3) Magnetkreis angewandt werden: linker magnetischer Kreis r r ∫ H • dr = w1 ⋅ I1 rechter magnetischer Kreis r r ∫ H • dr = w2 ⋅ I 2 H1 ⋅ l1 + H 3 ⋅ l 3 = w1 ⋅ I 1 H 2 ⋅ l 2 − H 3 ⋅ l3 = w 2 ⋅ I 2 ⇓ ⇓ B1 B3 ⋅ l1 + ⋅ l = w1 ⋅ I 1 µ 0 ⋅ µ Fe µ 0 ⋅ µ Fe 3 ⇓ B2 B3 ⋅ l2 − ⋅ l = w2 ⋅ I 2 µ0 ⋅ µ Fe µ0 ⋅ µ Fe 3 RK links Φ1 ⋅ RK rechts ⇓ l1 l3 + Φ3 ⋅ = w1 ⋅ I 1 A1 ⋅ µ0 ⋅ µ Fe A3 ⋅ µ0 ⋅ µ Fe Φ2 ⋅ l2 l3 − Φ3 ⋅ = w2 ⋅ I 2 A2 ⋅ µ0 ⋅ µ Fe A3 ⋅ µ0 ⋅ µ Fe ⇓ ⇓ (I) Φ1 ⋅ Rm1 + Φ 3 ⋅ Rm3 = w1 ⋅ I1 (II) Φ 2 ⋅ Rm2 − Φ 3 ⋅ Rm3 = w2 ⋅ I 2 Wegen Quellenfreiheit des B-Feldes ( r r • ≡ 0 ) gilt außerdem für den Knotenpunkt: B dA ∫ H .F . r r (III) Φ1 = Φ 2 + Φ 3 vgl. I1 = I 2 + I 3 aus ∫ j • dA ≡ 0 H .F . Aus den 3 Gleichungen (I), (II), (III) werden die Flüsse Φ1 , Φ 2 , Φ 3 bestimmt: w1 ⋅ I1 ⋅ ( Rm 2 + Rm3 ) + w2 ⋅ I 2 ⋅ Rm3 ; N w2 ⋅ I 2 ⋅ ( Rm1 + Rm3 ) + w1 ⋅ I1 ⋅ Rm3 Φ2 = ; Abkürzung: N = Rm1 Rm2 + Rm2 Rm3 + Rm 3 Rm1 N w1 ⋅ I1 ⋅ Rn 2 − w2 ⋅ I 2 ⋅ Rm1 Φ3 = ; N Φ1 = Verkettete magnetische Flüsse und Induktionskoeffizienten [hierbei Unterscheidung zwischen Ort der Ursache (2. Index) und Ort der Wirkung (1. Index)] Ψ11 Ψ12 6444 47 4444 8 6447 448 w1 ⋅ ( Rm2 + Rm3 ) w ⋅R Ψ1 = w1 ⋅ Φ1 = w1 ⋅ ⋅ I1 + w1 ⋅ 2 m3 ⋅ I 2 ; 14442N 4443 142N 43 L11 L12 Ψ22 Ψ21 474444 8 6447 448 6444 w ⋅ R + R w ⋅R 2 ( m1 m3 ) Ψ2 = w2 ⋅ Φ 2 = w2 ⋅ 1 m3 ⋅ I1 + w2 ⋅ ⋅ I2 ; 142N 43 14442N 444 3 L21 L22 -75- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 5 - Magnetostatik Die verketteten Flüsse sind den jeweils erzeugenden Strömen proportional. Mit den Selbstinduktionskoeffizienten L11 und L22 und den Gegeninduktionskoeffizienten L12 und L21 gilt: Ψ1 = L11 ⋅ I1 + L12 ⋅ I2 ; Ψ2 = L21 ⋅ I1 + L22 ⋅ I 2 ; (hieraus werden später die Trafogleichungen abgeleitet) Als Maß für die gegenseitige Durchdringung der Spulen durch ihre Magnetflüsse wird der Kopplungsfaktor k eingeführt: k= Φ 12 Φ 21 ⋅ = Φ 22 Φ 11 L12 ⋅ I 2 w1 L22 ⋅ I 2 w2 L21 ⋅ I 1 w2 = L11 ⋅ I 1 ⋅ w1 ⋅ L12 L21 ⋅ = L22 L11 -76- L12 L22 ⋅ L11 Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 6 - Induktion 6 Induktion Induktion = Spannungserzeugung durch zeitliche Änderung magnetischer Flüsse 6.1 Induktion einer Spannung in einer Leiterschleife durch zeitliche Änderung des umschlossenen magnetischen Flusses r r Magnetischer Fluß Φ durch Fläche A: Φ = ∫ B • dA ; (vgl. Kapitel 5.8) A Der Fluß Φ durch Fläche A ist eine skalare Größe, der in positiver Zählrichtung mit der Orientierung der Fläche A übereinstimmt (vgl. Strom I durch Fläche A). Konvention: → Wahl eines Umlaufsinnes ULS in der Leiterschleife → Rechtsläufige Zuordnung: Umlaufsinn ULS → positive Zählrichtung von Φ, bzw. → Orientierung der Fläche A → Zählrichtungen von Spannung U, elektromotorischer Kraft EMK und Strom I in der Leiterschleife im ULS -77- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 6 - Induktion Mit Konvention (bei anderer Festlegung andere Vorzeichen) gilt (experimentelles Ergebnis): dΦ U ab = dt dΦ ; EMK ab = − dt Induktionsgesetz für eine Leiterschleife, die von magnetischem Fluß Φ durchsetzt wird (induzierte Spannung Uab= zeitliche Änderung dΦ des umschlossenen magn. Flusses Φ) dt Für w Leiterschleifen (=Spule mit w Windungen), die alle vom gleichen magnetischen Fluß Φ durchflossen werden, gilt: dΦ dwΦ dΨ = = ; U ab = w ⋅ dt dt dt dΦ dΨ ; EMKab = − w ⋅ =− dt dt Induktionsgesetz für Spule mit w Windungen r Zusammensetzung des magnetischen Flusses Φ bzw. der magnetischen Flußdichte B Die magnetische Flußdichte B innerhalb der Leiterschleife setzt sich aus zwei Anteilen r r r zusammen: B = B a + Bi r Bi = r Ba = „inneres“ Magnetfeld: vom eigenen Strom in der Leiterschleife erzeugt (Bsp. „Drosselspule“) „äußeres“ Magnetfeld: von äußeren Strömen erzeugt (Bsp.: B-Feld in Sekundärspule eines Trafos, erzeugt vom „äußeren“ Strom in der Primärspule, Blitzeinschlag, EMV, NEMP usw.) -78- Grundlagen der Elektrotechnik I Entsprechend gilt für Φ : Kapitel 6 - Induktion r r r r r r Φ = ∫ B • dA = ∫ B a • dA + ∫ Bi • dA = Φ a + Φ i ; A A A mit „äußerem“, fremderzeugten Fluß Φ a und „innerem“, eigenerzeugten Fluß Φ i . Zeitliche Flußänderung dΦ dΦ a dΦ i = + dt dt dt dΦ in der Leiterschleife dt Ursachen der magnetischen Flußänderung dΦ des magnetischen Flusses Φ durch die Leiterschleife hat zwei dt mögliche Ursachen, die einzeln oder gemeinsam auftreten können: Die Flußänderung 1. Geometrieänderung: Die Fläche A der Schleife ändert sich (Lage und/oder Formänderung) in einem zeitlich konstanten B-Feld. Diese Flächenänderung ist immer verknüpft mit der Bewegung r (Geschwindigkeit v ) von Leiterteilen. dΦ Änderung von A ⇒ dt vr 2. Magnetfeldänderung r r Die magnetische Flußdichte B(r , t ) und damit der Fluß Φ( t ) ändern sich in zeitlich geometrisch unveränderter Leiterschleife. r r ∂ B •r dΦ Änderung von B : = B ≠ 0 ⇒ dt B•r ∂t Für die gesamte Flußänderung dΦ gilt damit: dt dΦ dΦ dΦ = + •r dt dt vr dt B -79- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 6 - Induktion r Beispiele zum Induktionsgesetz bei zeitlicher Änderung der magnetischen Flußdichte B und unveränderter Geometrie: dΦ Flußänderung ist verursacht durch Magnetfeldänderung und nicht durch dt dΦ dΦ = Geometrieänderung . dt dt B•r r 1) Spule („Drosselspule“) nur mit „innerem“ Magnetfeld Bi , das vom Spulenstrom I erzeugt r wird. ( Ba ≡ 0) Im Inneren der Spule gilt mit Näherungsformel für lange, dünne Spule (vgl. Kap5.4): Hi ≈ w ⋅ I; lsp ↓ Bi = µ0 ⋅ H i ≈ µ0 ⋅ Φ i = Asp ⋅ Bi ≈ Eigenerzeugter „innerer“ Fluß w ⋅ I; lsp µ0 ⋅ w ⋅ Asp ⋅ I ; (Näherung) l sp Fremderzeugter „äußerer“ Fluß Φ a ≡ 0; U ab w 2 ⋅ µ0 ⋅ Asp dI dΦ dΦ i = w⋅ ⋅ ; = w⋅ ≈ dt B•r dt B•r lsp dt Mit Definition Selbstinduktion L = U ab dI = L⋅ dt w 2 ⋅ µ0 ⋅ Asp lsp = l sp w2 ; wobei Rm = ; gilt: Rm µ0 ⋅ Asp dI und induzierter dt Spannung Uab in einer Spule, mit der Selbstinduktion L Zusammenhang zwischen Stromänderung -80- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 6 - Induktion 2) Spule im Leerlauf ( Rab = ∞; → I ≡ 0; → Bi ≡ 0; → Φ i ≡ 0; ) im zeitlich veränderlichen, r homogenen Fremdmagnetfeld Ba ( t ) r r Φ = Φ a = Asp • Ba ( t ) r r dΦ dBa U ab = w ⋅ = w ⋅ Asp • dt dt; 3) Spule mit Widerstand R belastet ( 0 < R < ∞ ) im zeitlich veränderlichen, homogenen r Fremdmagnetfeld Ba ( t ) . r r Φ a = Asp • Ba (t ) ; Φi ≈ w ⋅ µ0 ⋅ Asp l sp (Näherung) ⋅ I (t ) ; Φ = Φa + Φi ; U ab r r dBa w 2 ⋅ µ 0 ⋅ Asp dI dΦ a dΦ i dΦ = w ⋅ + w⋅ ≈ w ⋅ Asp ⋅ + ⋅ ; = w⋅ dt B•r 123 dt dt dt l sp dt r 1 42 43 F Selbstinduktuvität L U ab = − I ⋅ R ≈ F ⋅ dBa dI + L⋅ ; dt dt r r dBa dI L ⋅ + I ⋅ R ≈ −F • = f (t ) dt dt Inhomogene, gewöhnliche DGL 1. Ordnung für I(t); dI dBa r = f (t ) Spezialfall: Ba -Feld in Richtung der Spulenachse: L ⋅ + I ⋅ R ≈ − F ⋅ dt dt dBa Überlegung: Einschalten eines äußeren Magnetfeldes > 0; dt dBa dΦ a dI dB dΦ i >0→ >0→ <0→ i <0→ <0 dt4442444 dt 3 dt dt4442444 dt 3 1 1 Ursache Wirkung -81- „Lenzsche Regel“ erfüllt Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 6 - Induktion Bis jetzt nur Beispiele des Induktionsgesetzes, bei denen sich die magnetische Flußdichte r r r B = Ba + Bi ändert; Form und Lage der Leiterschleife blieben unverändert. Berechnung von dΦ Spannung Uab erfolgte ausschließlich über Flußänderung . Jetzt Beispiel mit dt r dB Formänderung der Leiterschleife im zeitlich konstanten B-Feld ( ≡ 0) dt Beispiel zum Induktionsgesetz bei Geometrieänderung der Leiterschleife im zeitlich dΦ dΦ konstanten B-Feld: = dt dt vr Hierbei sind zwei Methoden zur Berechnung der Spannung Uab möglich: dΦ dΦ = Methode 1: Wieder über Flußänderung dt dt vr r Methode 2: Über Lorentzkraft FL , die auf im B-Feld bewegte Ladungsträger wirkt. Damit ist Methode 1 sowohl bei Magnetfeldänderung, als auch bei Geometrieänderung anwendbar, Methode 2 ist nur bei bewegten Leiterteilen (Geometrieänderung) anwendbar. Beispiel: Geometrieänderung der Leiterschleife durch Verschieben eines Bügels. (Bügel auf r r zwei Leiterschienen, äußeres Magnetfeld Ba = konst , inneres B-Feld Bi ≡ 0 , da Klemmen ab im Leerlauf ( Rab = ∞ ) → Leiterstrom I=0) 1. Methode: dA4 678 B a ⋅ b ⋅ v ⋅ dt dΦ a dΦ = Ba ⋅ b ⋅ v; = = dt vr dt vr dt dΦ U ab = = Ba ⋅ b ⋅ v dt vr Flächenänderung (B i ≡ 0) dA dΦ dΦ = → Flußänderung → induzierte Spannung U ab = dt vr dt vr dt -82- Grundlagen der Elektrotechnik I 2. Methode: Kapitel 6 - Induktion r r r Auf Ladungsträger q im bewegten Bügel wirkt die Lorentzkraft FL = q ⋅ v × B ; Wenn auf einen Ladungsträger eine Kraft wirkt, die proportional zu seiner Ladung q ist, dann kann eine r Feldstärke = Kraft / Ladung definiert werden (vgl. E-Feld in der Elektrostatik: r F r E = el ). Im vorliegenden Fall kann analog eine induzierte Feldstärke Ei definiert werden: q r r FL r r Kraft =v×B= Ei = q Ladungsträger Definition: Induzierte Feldstärke r r Im bewegten Metallbügel können beide Feldstärken ( Ee und Ei ) auftreten, so daß auf einen Ladungsträger die resultierende Kraft F wirkt: r r r F = q ⋅ Ee + Ei ( ) r r r Wenn sich diese Feldstärken nicht kompensieren ( Ee + Ei ≠ 0 ) folgt für die Kraft F ≠ 0 und die Ladungsträger werden sich bewegen und damit eine Stromdichte erzeugen, für die bei r r 1 r einem spezifischen Widerstand ρ des Leiters das Ohm´sche Gesetz gilt: j = ⋅ Ee + Ei ρ ( ) Im vorliegenden Beispiel folgt wegen Rab = ∞ für den Strom: I = 0 Damit gilt im Metallbügel: r keine Stromdichte j = 0 ⇒ keine resultierende Kraft auf die r r r Ladungsträger (Elektronen) F = q ⋅ Ee + Ei = 0 ⇒ Feldstärken ( ) bzw. Kräfte auf einen Ladungsträger wirken einander entgegen r r und kompensieren sich: E e = − E i Für I=0 gilt außerdem: b r r Spannung U ab = ∫ E e • dr a b' r r = ∫ E e • dr a' b = r ∫E beliebiger Weg von a nach b a e r • dr ULS → = r E e = 0 auf Zuleitungen b' b' r r r r r = r r ∫ (− E i ) • dr = ∫ − (v × B) • d r wg I = 0→ E e = − Ei 14 4244 3 a' a' im Bsp .> 0 r r r mit B = Ba und Bi ≡ 0 (nur Fremdfeld, kein Eigenfeld wegen I=0) r r r ergibt sich für das vorliegende Beispiel mit v ⊥B⊥dr als Ergebnis: U ab = B a ⋅ v ⋅ b; -83- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 6 - Induktion b r r b' r r b' r r r Für die EMKab gilt: EMK ab = ∫ E i • dr = ∫ E i • dr = ∫ v × B • dr = −U ab ; 123 a ! ! a' ULS → a' ( ) r EMK tritt nur in Leiterteilen mit E i ≠ 0 auf, nicht jedoch in einem äußeren r angeschlossenem Widerstand R (dort Ei = 0 ) r Für die induzierte Feldstärke Ei gilt: r r ∫ E • dr ≠ 0 , i r wogegen für die elektrostatische Feldstärke Ee immer erfüllt ist: r ∫E e r • dr = 0 6.2 Anwendungen des Induktionsgesetzes 6.2.1 Transformator Der Trafo ermöglicht die nichtgalvanische Verkopplung von zwei Stromkreisen zwecks Spannungs-, Strom- und Leistungsübertragung. Trafo = zwei Spulen mit verketteten Flüssen (1. Index = Ort der Wirkung) Ψ1 = Ψ11 + Ψ12 und Ψ2 = Ψ22 + Ψ21 (2.Index = Ort der Ursache) Ψ1 ( t ) = L11 ⋅ I 1 ( t ) + L12 ⋅ I 2 ( t ) und Ψ2 ( t ) = L22 ⋅ I 2 ( t ) + L21 ⋅ I 1 ( t ) ; Mit dem Induktionsgesetz u = w ⋅ u1 ( t ) und u2 ( t ) : dΦ dΨ = gilt für die induzierten Spannungen dt dt dΨ1 ( t ) dI 1 dI 2 = L11 ⋅ + L12 ⋅ ; dt dt dt d Ψ2 ( t ) dI 1 dI 2 = L21 ⋅ + L22 ⋅ ; u2 ( t ) = dt dt dt u1 ( t ) = „Trafo-Gleichungen“ -84- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 6 - Induktion 6.2.2 Einzelne Spule („Drosselspule“, vgl. Kap. 6.1) Der verkettete Fluß Ψ1 ( t ) wird nur vom Spulenstrom I1 erzeugt; es existiert kein Beitrag =0 } äußerer Ströme Ψ1 = Ψ11 + Ψ12 ; → Ψ1 ( t ) = Ψ11 ( t ) = L11 ⋅ I 1 ( t ) ; Die Indizierung kann entfallen, weil nur eine Spule vorhanden ist. Ψ(t ) = L ⋅ I ( t ) ; Mit Induktionsgesetz gilt: u( t ) = dΨ ( t ) dI ( t ) ; = L⋅ dt dt Das Anlegen einer Spannung u(t ) an eine Drosselspule bewirkt eine dI ; Stromänderung dt 6.2.3 Magnetische Energie Wm und magnetische Energiedichte wm Die elektrische Leistung, die einer Spule zugeführt wird, lautet: di( t ) p el ( t ) = u( t ) ⋅ i( t ) = L ⋅ ⋅ i( t ) dt Die im Magnetfeld der Spule gespeicherte magnetische Energie Wm ergibt sich aus der Integration dieser Leistung: di( t ) i2 = i ( t 2 ) i2 2 i12 di (t ) ⋅ dt = di( t ) mit Wm = ∫ pel (t ) ⋅ dt = ∫ L ⋅ ⋅ i( t ) ⋅ dt = = L ⋅ i ⋅ di = L ⋅ − ; dt ∫ 2 dt 2 t1 t1 i1 = i ( t1 ) und t1 → i1 und t 2 → i2 t2 t2 Für i1=0 und allgemein i2=i gilt: L⋅i2 ; Wm = 2 magnetische Energie Wm, die im Magnetfeld einer Spule mit Selbstinduktivität L und Strom i gespeichert ist. (vgl. Energie, die im E-Feld eines Kondensators mit Kapazität C und Spannung u gespeichert C ⋅ u2 ist: Wel = ) 2 Für die Energiedichte wm im magnetischen Feld gilt (ohne Ableitung): wm = 1 r r ⋅H•B 2 r r Energiedichte wm im magnetischen Feld ( H , B ) -85- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 6 - Induktion Veranschaulichung am Beispiel einer Ringspule: L ⋅i2 Magnetische Energie Wm = ; 2 Spulenvolumen V = r 2 ⋅ π ⋅ 2 ⋅ R ⋅ π ; Wm L ⋅ i 2 Energiedichte w m = ; = 2 ⋅V V mit L ⋅ i = Ψ = w ⋅ Φ = w ⋅ B ⋅ A = w ⋅ B ⋅ π ⋅ r 2 ; w ⋅ B ⋅π ⋅ r2 ⋅i w ⋅i 1 = ⋅ B⋅ gilt: wm = ; 2 2 ⋅π ⋅ r ⋅ 2 ⋅ R ⋅π 2 2 ⋅ R ⋅π mit r r H ∫ • dr = H ⋅ 2 ⋅ R ⋅ π = I eing = w ⋅ i ⇒ H = ergibt sich: Allgemein gilt: w ⋅i 2 ⋅ R ⋅π 1 ⋅ B ⋅ H; 2 1 r r wm = ⋅ B • H 2 wm = r r E•D ) (vgl. Energiedichte im elektrostatischen Feld wel = 2 6.2.4 Erzeugung sinusförmiger Wechselspannungen (Generator, Dynamo) Eine Spule mit der Fläche A und der Windungszahl w wird mit konstanter r 2π im homogenen Magnetfeld B gedreht. Winkelgeschwindigkeit ω = 2π ⋅ f = T -86- Grundlagen der Elektrotechnik I Kapitel 6 - Induktion r r Von Fläche A umschlossener Fluß Φ = A • B = A ⋅ B ⋅ cosα ( t ); Verketteter Fluß Ψ = w ⋅ A ⋅ B ⋅ cos α ( t ); r r Für den Winkel α gilt: α ( t ) = α0 + ω ⋅ t mit dem Winkel α0 zwischen den Vektoren A und B zum Zeitpunkt t = 0; Induzierte, zeitabhängige Spannung uab (t ) = dΨ d cos α (t ) = w⋅ A⋅ B⋅ ; dt dt d cos (ω ⋅ t + α 0 ) = w ⋅ A ⋅ B ⋅ (− sin(ω ⋅ t + α 0 ) ⋅ ω ); dt Mit − sin α = sin(α ± π ) ergibt sich für die induzierte Spannung uab (t ) : uab (t ) = w ⋅ A ⋅ B ⋅ ω ⋅ t + α ± π ; uab (t ) = ω ⋅ w ⋅ A ⋅ B ⋅ sin 14243 1023 U$ ϕu wobei die Scheitelspannung U$ = ω ⋅ w ⋅ A ⋅ B; und die Phasenverschiebung ϕu = α0 ± π definiert werden. Mit dieser Definition lautet die induzierte Wechselspannung allgemein: u12 (t ) = u(t ) = U$ ⋅ sin(ω ⋅ t + ϕ u ) -87-