Perspektive | Sortiment Hülsenfrüchte Klare Favoriten sind Linsen aller Couleur Feinschmecker und Hobbyköche entdecken derzeit Hülsenfrüchte neu. So vielfältig das Angebot auch ist, die Renner in der Warengruppe sind mit großem Abstand Linsen aller Art. // Gisela Burger Für langjährige, an klassischer Vollwerternährung orientierte Naturkostkunden, insbesondere auch für Vegetarier, sind Erbsen, Bohnen, Linsen & Co. von jeher wichtige Lebensmittel. Doch heute entdecken auch die Feinschmecker unter den Neukunden Hülsenfrüchte als interessante Nahrung, zumal sie oft Zutaten beliebter Gerichte sind: vom nordafrikanischen Couscous über das brasilianische Chili con carne bis zum heimischen Linsentopf. Die schwäbische AlbLinse übrigens, eine traditionelle regionale Linsenart, hat es mittlerweile wieder in die gehobene Küche ihrer Heimat geschafft und wird dort von einigen Erzeugern angebaut. Garzeiten sind für viele Kunden ein Thema Naturkostgeschäfte haben es leicht, sich als kompetente Einkaufsstätten zu profilieren. Denn Bio-Anbieter warten mit einer breiten Auswahl an herkömmlichen Sorten wie auch an Spezialitäten auf: Darunter zum Beispiel japanische Azuki-Bohnen, schwarze Sojabohnen oder die besonders delikate Linsensorte du Puy. Auch Mischungen mit gleichmäßig garenden Sorten, die auf dem Teller für ein buntes Farbspiel sorgen, sind im Angebot. Garzeiten scheinen für viele Verbraucher ein wichtiges Thema zu sein. Davert hat deshalb in seiner Linie „EintopfIdeen“ vier Eintopf-Gerichte auf der Basis von Hülsenfrüchten entwickelt. Die Trockenbeutel-Produkte mit zum Teil vorgegarten Zutaten lassen sich binnen 20 Minuten zubereiten und sprechen daher den Convenience-Käufer an. Bislang allerdings laufen die vergleichsweise rasch garenden Linsensorten, ob grün, rot oder braun, den etwas aufwendigeren Bohnen, Erbsen und Kichererbsen gänzlich den Rang ab. Dies hat möglicherweise mit einer Unsicherheit junger Verbrauchergruppen gegenüber den langen Garzeiten der anderen Hülsenfrüchte zu tun. Dass es nur darauf ankommt, sie am Vortag einzuweichen und das Einweichwasser wegzugießen, ist aber ein probater Hinweis, der sich im Verkaufsgespräch leicht unterbringen lässt (siehe dazu „Was Kunden wissen wollen“ auf Seite 28). Hülsenfruchtartikel lassen sich jedenfalls problemlos zu vielen Themen im Verkaufsraum präsentieren, etwa zu regionaler oder exotischer Küche. Ebenso passen sie als wichtige Eiweißträger immer zu Aktionen rund um vegetarische Ernährung. Die Artikel gehören zu den Warengruppen, die sich in Naturkostmärkten besonders positiv entwickeln. Laut BioVista wuchs der Umsatz in den vergangenen zwölf Monaten um fast 12 Prozent – und dies trotz des Glyphosat-Skandals im vergangenen Frühjahr. Zur Erinnerung: Ende Februar 2011 wurden in BioLinsen eines türkischen Exporteurs Rückstände des Unkrautvernichtungs-Mittels Glyphosat entdeckt. Das auch als „Round-Up“ bekannte Breitband-Herbizid darf im Bio-Anbau nicht verwendet werden. Im konventionellen Landbau ist es in begrenzten Mengen erlaubt. Das Herbizid ist sogar in vielen Unkrautvernichtungs-Mitteln für den Privatgarten-Bereich enthalten, die in Baumärkten und Gartencentern verkauft werden. Bislang stufen die Behörden Glyphosat als gefahrlos für Umwelt und Verbraucher ein. Doch neuere Untersuchungen bringen das Mittel in Verdacht, das Entstehen von Krebs und Erbgutschäden zu begünstigen. Glyphosat? War gestern! Ursache für die Rückstände in den türkischen Bio-Linsen war offenbar, dass diese versehentlich bei Transport oder Lagerung mit konventioneller Ware vermischt wurden. Im Rahmen des EU-weiten Frühwarnsystems hatte der Handel 26 BioHandel 08|12 Hülsenfrüchte | Perspektive Marktdaten und Fakten Marktverteilung (Umsatz) in der Artikelgruppe Hülsenfrüchte Von Mai 2010 bis Ende April 2011 setzte ein Bioladen mit der Warengruppe Hülsenfrüchte im Schnitt 3.351 Euro um. Das haben Erhebungen des BioVista-Panels Rapunzel 41,3 % ergeben. Von Mai 2011 bis Ende April 2012 betrug der Dennree 2,5% Umsatz 3.743 Euro. Dies ergibt einen Zuwachs von 11,7 41,3 Zollernalb 1,7% Prozent. Im gleichen Zeitraum verzeichneten die 187 Greenorganics 1,1% Einkaufsstätten, deren Daten das BioVista-Handelspanel Cosmoveda 0,4% mit einbezieht, ein durchschnittliches Gesamtwachstum von 4,2 Prozent. La Bio Idea 0,4% Bemerkenswert ist hierbei, dass der Skandal um Bohlsener Mühle 0,2% Bio-Linsen aus der Türkei, die mit dem UnkrautverGrell Naturkost 0,1% nichtungsmittel Glyphosat belastet waren, die Gesamt­ entwicklung der Warengruppe anscheinend kaum geDavert 52,3% trübt hat. Im April 2011 lässt sich ein Umsatzrückgang 52,3 um 5,7 Prozent verzeichnen, im Mai um 12,9 Prozent. Im Juni und Juli 2011 erfolgte allerdings eine deutliche Quelle: biovista 2012 Kompensation der Verluste: Für Juni 2011 stellen die BioVista-Erhebungen ein Plus von 21,3 Prozent fest, für Juli 2011 sogar einen Zuwachs von 52,1 Prozent. Dabei scheinen die Rückgänge und das anschließende NachfraDen zweiten Platz belegen die grünen Delikatess-Linsen von Davert geplus vor allem mit der Verfügbarkeit von Linsen zu tun zu haben. Denn Linsen der Marke Davert wurden im April und Mai 2011 nicht ausgeliefert. mit 17,79 Euro pro Monat (4,5 Stück). Auf Rang drei folgen vom Umsatz Davert ist mit einem Anteil von mehr als 50 Prozent Marktführer unter her die ganzen roten Linsen von Davert mit 17,69 Euro Umsatz pro Monat den Hülsenfrucht-Anbietern im Biofachhandel. (Absatz: 7,3 Stück). Rang vier belegen die Linsen Chateau von Davert Linsen aller Art sind die weitaus meistgekauften Hülsenfrüchte. Um- mit monatlich 16,59 Euro (Absatz: 4,2 Stück). Marktführer war im Betrachtungszeitraum Davert mit einem Marktsatzstärkster Artikel zwischen Mai 2011 und Ende April 2012 waren die roten Linsen aus dem Türkei-Projekt von Rapunzel. Im Schnitt setzen die anteil von 52,3 Prozent. Rapunzel belegte mit 41,3 Prozent Platz zwei. vom BioVista-Panel erfassten Einkaufsstätten 25,91 Euro mit diesem Es folgten dennree und Zollernalb mit weit geringeren Anteilen (2,5 bzw. 1,7 Prozent). Artikel um (monatlicher Absatz: 9,4 Stück). % sicherheitshalber sämtliche Bio-Linsen des betreffenden Exporteurs aus dem Verkehr gezogen. Marktführer Davert lieferte nach dem Auftauchen der kontaminierten Früchte keine Ware mehr aus. Eine Rückruf-Aktion bereits verkaufter Produkte erfolgte allerdings nicht. Aus diesem Grund wurde die breite Öffentlichkeit auch zunächst nicht informiert. Vor allem für ihr Schweigen erntete die Bio-Branche, die gern Transparenz als Imagemerkmal kommuniziert, von den Medien teilweise harsche Kritik. Seit dem Ereignis haben Bio-Anbieter ihre Kontrollstandards verschärft und beziehen das Unkrautvernichtungsmittel gezielt in die Analysen mit ein. „Die gesamte Ware aus der Türkei wird chargenbezogen auf Glyphosat analysiert“, erklärt Tino Nitsch vom Bereich Marketing und Produktmanagement bei Davert. Auch Rapunzel kontrolliert jede Charge, obwohl Rapunzel-Linsen nicht betroffen gewesen seien, berichtet Christine Bach vom Marketing und Produktmanagement bei dem Unternehmen. Hersteller/Marken Arche www.arche-naturkueche.de Bio Tropic/Greenorganics www.green-naturkost.de Bohlsener Mühle www.bohlsener-muehle.de Cosmoveda www.cosmoveda.de Davert www.davert.de Dennree www.dennree.de Flores Farm www.floresfarm.com Grell www.grell.de Kornkraft www.kornkraft.com La Bio Idea www.labioidea.com Lima www.limafood.com Probios www.probios.it Rapunzel www.rapunzel.de Zollernalb www.bio-pfister.de 08|12 BioHandel 27