12 PdN-PhiS 1/57. ]g. 2008 Lernen in Kontext en Das Rasterelel<tronenmil<rosl<op als l<ontext für die Sel<undarstufe II R. Berger 1 I Einleitung frontaler Form eingeführt, da sie für die an- ru ng wird dadurch erreicht, dass durch schließende Gruppenarbeit für alle TeiltheMöchte man die lnteressantheit des Physikunterrichts verbessern, so ist die Einbet- men von Bedeutung sind. Verringerung des Spulenstroms ein immer kleinerer Bereich der Probe abge- tung der zu vermittelnden physikalischen Inhalte in einen geeigneten Kontext ein Erfolg versprechender Ansatz. Dieser Befund der fachdidaktischen Forschung ist insbe- 2 1Welche Inhalte werden im Frontalunterricht behandelt? rastert und das Bild jeweils auf dem kompletten Monitor dargestellt wird. Die Vergrößerung ist gegeben durch sondere auch deshalb bemerkenswert, weil die von den Schülerinnen und Schülern setzen wir voraus, dass dem Leser die Physik des Rasterelektronenmikroskops bekannt ist. Für eine Einführung eignet sich wa hrgenommene lnteressantheit sogar wesentlich von der Wahl des Kontexts geprägt wird und das physikalische Thema dem gegenüber in seiner Bedeutung deutlich in den Hintergrund rückt. Ein Beispiel soll dies illustrieren: Die Behand lung des Prinzips einer mechanischen Pumpe stößt auf viel größeres Interesse, wenn sie im Kontext des Herz-Krei slauf-Systems besprochen w ird als wenn dies anhand einer Pumpe zur Förderung von Erdöl geschieht [ 1). Die fachdidaktische Forschung hat in den letzten zwanzig Jahren eine Vielzahl von Kontexten identifiziert, die sich für den Physikunterricht eignen. Dazu gehört auch ,.die Weit im Kleinen" mit einem auffallend stark ausgeprägten Interesse sowohl von Schülerinnen als auch von Schülern, Dinge bei starker Vergrößerung zu betrachten [2]. Die Physik des Rasterelektronenmikroskops eignet sich als Kontext für das Thema ,.Bewegung von Ladungsträgern in elektrischen und magnetischen Feldern", da es im Grunde zu allen wesentlichen Aspekten dieses umfangreichen und bedeutsamen Themas beitragen kann. Darüber hinaus ist sogar die Behandlung der Röntgenstrahlung in diesem Rahmen möglich [3). Im vorliegenden Beitrag setzen wir den Kontext des Rasterelektronenmikroskops jedoch in einer etwas anderen Form ein: es soll zur Wiederholung der entsprechenden Inhalte dienen, die in vo rausgegangenem Unterricht bereits behandelt wurden. Der zeitliche Aufwand beträgt dann in der vorgeschlagenen Form vier Schulstunden. Methodisch verwenden wir die Form des Lernzirkels, eine Anpassung z. B. an die Methode des Gruppenpuzzles ist jedoch leicht möglich. Die Grundlagen werden jedoch in Um die Darstellung kompakt zu halten der Text [3). Eine fachliche Vertiefung ist beispielsweise mithilfe der Bücher von Rei- mer u. Pfefferkorn [4) sowie Goldstein et al. [5) ausgezeichnet möglich. Alle Materialien und Hintergrundinformationen können von unserer Internetseite heruntergeladen werden: www.physikdidaktik.uni-osnabrueck. defrem.htm. Der vielfach bewährte Unterrichtsgang umfasst zwei Unterrichtsstunden und wird stichwortartig skiuiert. Für eine detaillierte Darstellung verweisen wir Vergrößerung Kantenlänge des Monitors Kantenlänge des Rasters · 4. Nun werden die mikroskopischen Vorgänge in der Probe betrachtet. die für die Freisetzung der Sekundärelektronen eine wesentliche Rolle spielen. Bei der so genannten elastischen Streuung wird das Primärelektron aus dem Elektronenstrahl im elektrischen Feld eines Atomkerns abgelenkt. Das Prinzip der inelastischen Streuung besteht dar- tronenmikroskop wird zur Motivation in, dass das Primärelektron ein Atomelektron aus der Probe durch CoulombWechselwirkung abstößt und es dadurch freigesetzt wird. Von Bedeutung für das weitere Verständnis ist dabei die Erkenntnis, dass die Sekundärelektronen im Vergleich zu den Primärelektro- herausgearbeitet, dass mit letzterem eine ungleich höhere Vergrößerung er- nen eine vergleichsweise winzige Energie von nur wenigen Elektronenvolt ha- reicht werden kann. 2. Anschließend wird das Prinzip des Rasterelektronenmikroskops erarbeitet: Ein möglichst gut fokussierter Elektronenstrahl trifft auf die Probe. Dabei werden weitere Elektronen aus der Pro- ben. Daher können Sekundärelektronen nur dann aus der Probe austreten, wenn sie aus einer sehr dünnen Ober- be gelöst und von einem Detektor registriert. je mehr dieser Sekundärelektronen an der Auftreffstelle pro Sekunde entweichen, desto heller w ird das entsprechende Pixel auf dem Monitor dargestellt (Graukodierung). Um die Oberfläche der Probe. Die Ursache für die geringe Geschwindigkeit der Sekundärelektronen ist paradoxerweise darin zu suchen, dass die Primärelek- gesamte Probe zu erfassen, wird der Elektronenstrahl durch ein elektrisches nige tausend Elektronenvolt. Aufgrund der damit verbundenen kleinen .. Vorbeiflugzeit" an einem Atom ist aber die auf d ie angegebene Literatur und insbesondere die Internet-Adresse. 1. Anhand der Bilder eines Fliegenauges im Lichtmikroskop und im Rasterelek- Feld eines Kondensators oder, und das ist die Regel, durch das magnetische Feld einer Spule abgelenkt und so Punkt für Punkt über die Probe geführt. 3. Das Vergrößerungsprinzip des Rasterelektronenmikroskops ist denkbar einfach: Eine zunehmende Vergröße- flächenschicht (typischerweise einige Nanometer) stammen. Man erhält so gewissermaßen ein Bild lediglich der tronen eine sehr hohe kinetische Energie haben, typischerweise nämlich ei- Wechselwirkungsdauer m it einem Atomelektron derartig kurz, dass kaum Impuls übertragen werden kann. 5. Zum Abschluss wird der wesentliche Kontrastmechanismus beim Rasterelekt ronenmikroskop geklärt. Ausge- -PdN-PhiS 1/57. Jg. 2008 gangen w ird dabei von der Frage, warum bei einer homogenen Probe aus ein und demselben Material nicht an allen Lernen in Kontext en .--------------:r-~"77-..-r.~-...,.,.~-~ Abb. 1: Eine Spule mit 500 Windungen wird an eine Wechselspannung (max. 25 V) angeschlossen. Stellt man den kleinen Glasbecher mit den Magnetgummiteilchen in die Spule. so nimmt deren kinetische Energie bei Erhöhung der Spannung zu. Punkten pro Sekunde gleich viele Sekundärelektronen ausgelöst werden und damit ein einheitlich graues Bild auf dem Monitor erscheint. Dies liegt wesentlich daran, dass die Auftreffflächen unterschiedlich geneigt sind: je steiler der Elektronenstrahl auftrifft, desto länger halten sich die Primärelektronen in der dünnen Schicht auf. die eine Emission der (langsamen) Sekundärelektronen ermöglicht Die Anzahl der Sekundärelektronen und damit die Helligkeit des entsprechenden Pixels auf dem Monitor sind damit größer. Man spricht aus diesem Grunde daher vom .. Fiächenneigungskontrast" _ 2 I Statio nen d er Gruppenarbeit Zur Vertiefung der behandelten Inhalt e sind fünf Stationen für Gruppenarbeit entstanden. Die Materialien w urden vielfach für unsere empiri schen Untersuchungen verwendet Dabei kam en sie unter anderem in Form des im Folgenden vorgestellten Lernzirkels zum Einsat z. Die Materialien lassen sich aber leicht auch z. ß_ für ein Gruppenpuzzle und andere Gruppenarbeitsfarm en adaptieren. Wir beschreiben zunächst in knapper Form wichtige inhaltliche und experimentelle Aspekte. Die Arbeitsblätter für die Schülerinnen und Schüler folgen anschließend. Abb. 2: Versuch zur Ablenkung des Elektronenstrahls mithilfe einer stromdurchflossenen Spule. Der Elektronenstrahl wird in einer Perrin-Röhre er zeugt. 2 .1 W ie f u nktioniert die Elektronenka- here mittlere kinetische Energie. kann durch none? (Glühelektrischer Effekt; Beschleu nigung von Elektr o nen im elek- Erhöhung der Spannung simuliert werden. Dadurch haben zu nehmend mehr Magnetteilchen die notwendige Energie, um das Ge- trischen Feld) Durch Glühemission werden Elektronen aus einem Glühdraht freigesetzt und anschließend mit einer Spannung von in der Regel einigen ta usend Volt auf die gewünschte Energie beschleunigt Die Glühemission von Elektronen aus dem Glühdraht lässt sich durch ein Analog-Modell vera nschaulichen. Abb. 1 zeigt eine Spule, in der sich ein passendes Gefäß befindet, welches in kleine Teilchen zerschnittenes Magnetgummi enthält 1 _ Stellt m an das Gefäß in die Spule, so werden die Magnetgummiteilchen permanent beschleunigt Eine höhere Temperatur, und eine damitverbundene hö- fäß gegen die Erdanziehung verlassen zu können 2 . Ana log haben bei höherer Energie immer mehr Elektronen die notwendige Energie. um gegen die elekt rische Anziehung den Draht verlassen zu können. Die Funktionsweise der El ektronenkanone w urde so einfach wie möglich gehalten, um eine selbststän dige Erarbeitung auch auf Gru ndkursniveau zu ermöglichen. Aus diesem Grund w ird die Funktion sweise des Wehnelt-Zylinders nicht thematisiert. Eine entsprechende Erweiterung ist selbstverständlich möglich. 1 1 Bezugsquelle z. B. Fehrenkemper Magnetsysteme (www.fehrenkemper.de) Magnetgummi I 65 Magnetisierung TypA (JOD · 100 · 2 mm 1),Art.Nr. 19.000000002, Preis 2,95 Euro + MwSt. Um dies zu verhindern wird ein eisenfreier Metolldeckel auf das Becherglas gestellt. Oie Stärke des . Prosselns" der Magnetgummiteilchen gegen den Deckel wird als Maß für die Anzahl der Teilchen genommen. die das Gefäß verlassen könnten. 2 .2 Wie kan n man den Elektronenstrah l ablenken? (Magnetfeld ; Lorentzkraft) Der Elektronenstrahl im Rasterelektronenmikroskop wird in der Regel m ithilfe von Ablenkspulen über die Probe geführt Zur Veranschaulichung lässt sich ein Versuch durchführen, für den Standardmaterialien der Sekundarstufe II verwendet werden. Als Elektronenröhre wurde die Perrin -Röhre herangezogen. Der Versuchsa ufbau ist in Abb. 2 zu sehen. 2.3 Wovo n h än gt d ie Eindringtiefe der Elektronen in d ie Probe ab? (Coulomb-Wechselw irk u ng; Atom ba u) Im Internet findet sich unter www.matter.org.u kf t emfelectron_scattering.htm ein Programm , welches sehr schön für die Analyse dieser Frage geeignet ist. Es handelt sich um eine Monte-Cario-Simulation 13 14 Lern en i n Kon texten PdN-PhiS 1/57. Jg. 2008 durch einen Versuch mit der Schattenkreuzröhre. Der Versuchsaufbau sowie Abbildungen für verschiedene Spulenströme sind den beiden folgenden Abbildungen zu entnehmen. Eine selbst ständige Erarbeitung der Verhältnisse ist in leistungsstarken Gruppen möglich. Alternativ könnte zu diesem Teilthema ein Referat vergeben werden, oder ganz darauf verzichtet werden. Litera tur (11 Häußler. P., Bünder. W., Ouit. R.. Gräber. W. u. Mayer.j.: Perspektiven für die Unterrichtspraxis, IPN, Kiel1998 121 Häußler. P. u. Haffmann. L: Wie Physikunterr icht auch für Mädchen interessant werden kann. Naturwissenschaften im Unterricht- Physik. Nr. 1 (1990). 12-18. (3[ Berger. R.: Physik und Technik des RasterelektroAbb. 3: Versuch zur Funktionsweise einer Spule als Elektronen linse. Die Spulenachse ist im Gegensatz nenmikroskops. PdN-PhiS 2/ 52 (2003). 36-45. zum Versuch zur Elektronenstrahlablenkung in Bewegungsrichtung der Elektronen orientiert. Fließt kein (4( Reimer, L. u. Pfefferkorn. G.: Raster-Elektronen- Strom durch die Spule, so erkennt man das übliche Kreuz der Schattenkreuzröhre. mikroskopie, Springer. Berlin 1977 c.. der Beweg ung von Elektronen im elektrischen Feld der Atomkerne einer Probe. Der physikalische und programmtechnische Hintergrund findet sich z. B. in (6) und [7) . dass lediglich mitgeteilt werden kann, dass Licht Elektronen freisetzen kann. Ein vertieft es Verst ändnis des Photoeffekts w ird erst im Unterrichts zu r Quantenphysik angestrebt. (51 Goldstein, }.• Newbury. 0. f.. joy. 0. Lyman. C. f., Echlin, P., Li{shin. f.. Sawyer. L. C.. Michael. j. R.: Scanning electron microscopy and X-ray microanalysis, Spring er. New York 2003 (6[ Reimer. L.: Scanning Electron Microscopy. Springer. Berlin 1998 (7[ Reimer. L. u. Stelter. 0.: FORTRAN 77 Monte-Cario Program for Minicomputers Using Mott Cross-Sec- 2.4 Wie funktioniert der Elektronendetektor? 2.5 Wie funktioniert eine Lin se für Elektronen? (Lorentzkraft) (Elektronenvervielfacher; Photoeffekt) Diese Station besteht aus einem Text. in dem die Funktion sweise des am häufigsten verwendeten Detektortyps für Sekund ärelek- Diese fünfte Station ermöglicht das Verständnis der Linsenwirkung durch zweima- tronen behandelt w ird. Der Photoeffekt ist häufig Gegenstand späteren Unterrichts, so- Elektronenstrahls als auch die Drehung des Bildes verstehen. Unterstützt w ird dies lige Anwend ung der Dreifingerregel. Damit lässt sich sowohl die Fokussierung des tions. Scanni ng Vol. 8 (1986). 265-277. Anschrift des Verfassers Prof. Dr. Roland Berger, Universität Osnabrü ck, Fachbereich 4: Physik. Barbarastraße 7. 49076 Osnabrück E-Mail: [email protected] Abb. 4: Wirkung des zunehmenden Magnetfel ds (a bis d). je größer das Magnetfeld . desto st ärker werden die Elektronen zur opti schen Achse hin abgelenkt. Das Bild des Kreuzes wird daher zunehmend kl einer. Außerdem kommt es zu einer Drehung der Elektronen senkrecht zu ihrer Ausbreitungsrichtung. Dies bew irkt eine zunehmende Drehung des Schattens. PdN-PhiS 1/57. ]g. 2008 Lernen in Kontexten Arbeitsblatt 1 1. Wie funktioniert die Elektronenkanone? ln der Zeichnung ist der prinzipielle Aufbau einer Elektronenkanone zu sehen. Rechts ist der dozu notwendige Heizdroht abgebildet. Klären Sie in Ihrer Gruppe folgende Fragen onhond der Zeichnung: 1. Worum muss der Glühdraht geheizt werden, um freie Elektronen zu erholten? 2. Wie wird der Droht geheizt? 3. Wie werden die freien Elektronen beschleunigt? Veranschaulichen Sie Ihrer Gruppe den Vorgong mithilfe des Mognetgummi-Modells: Erhöhen Sie die Geschwindigkeit der Mognetgummi-Teilchen und holten Sie dabei ein Ohr dicht an den Metalldeckel: Die Zahl der Teilchen nimmt zu, die zum Verlossen des Behälters ausreichend Energie hätten. Finden Sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Modellversuch und dem Vorgong im Glühdraht! Falls Ihnen die Funktionsweise einer Elektronenkanone nicht mehr in Erinnerung sein sollte. so finden Sie zusätzliche Informationen im Briefumschlag auf dem Lehrertisch. Arbeitsoufträge: 1. Tragen Sie Schlüsselbegriffe (z. B.• glühelektrischer Effekt") in die Felder ein, die Ihnen für das Verständnis der Elektronenkanone wichtig erscheinen: • L 2. Beantworten Sie folg ende Verständnisfragen: (Falls Sie Hilfe benötigen: Die Antworten finden Sie auf den Lösungskärtchen auf dem Lehrertisch.) • Wozu wird der Draht zum Glühen gebracht? Wie muss die Beschleunigungsspannung gepolt sein? (mit Begründung) • Wie kann man die Zahl der freien Elektronen erhöhen? • Wofür werden diese Elektronen im Rasterelektronenmikroskop benötigt? 16 Lernen in Kontexten PdN-PhiS 1157. Jg. 2008 -.- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -- -- - - - - - - -- -- -- - - -- - - Arbeitsblatt 2 2. Wie kann man den Elektronenstrahl ablenken? Um das abzubildende Objekt abzurastern. muss der Elektronenstrahl abgelenkt werden. Dies geschieht in der Regel mit Hilfe einer Ablenkspule. Im Magnetfeld der stromdurchflossenen Ablenkspule wird eine Lorentzkroft auf die Elektronen des Strahls ausgeübt. Die Richtung der Lorentzkroft ergibt sich mit Hilfe der Drei-Finger-Rege/ der linken Hand aus der Bewegungsrichtung der Elektronen und der Richtung des Magnetfelds der Spule. Bearbeiten Sie bitte folgende Aufgaben: 1. Bestimmen Sie mit der Drei-Finger-Regel die Richtung des Magnetfelds aus der Ablenkung des Elektronenstrahls. 2. Überprüfen Sie das Ergebnis mit Hilfe der Linke-Hand-Regel. Falls Ihnen die beiden verwendeten Regeln nicht mehr in Erinnerung sein sollten. so finden Sie zusätzliche Informationen im Briefumschlag. Auch die Erklärung ist dort enthalten! Arbeitsaufträge: 1. Trogen Sie Schlüsselbegriffe (z.B.• Lorentzkraft") in die Felder ein, die Ihnen für das Verständnis der Strohlablenkung wichtig erscheinen: 2. Bearbeiten Sie zur Verständniskontrolle das folgende Übungsblatt .Ablenkung des Elektronenstrah/s". Mit Hilfe der beiden Regeln soll für die bei- den dargestellten Polungen die Ablenkrichtung vorhergesagt werden. Die Lösung finden Sie auf der Lösungskarte auf dem Lehrertisch. Spule Ablenkung des Elektronenstrohls Zeichnen Sie für die beiden angegebenen Polungen der Spule das Magnetfeld mit Hilfe der Linken-Hand-Rege/ 1 die Bahn des Elektrons (Lorentzkraft mit Hilfe der Drei-FingerRegel der linken Hand). 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 + Elektronenstrahl 0 - Spule 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 Magnetfeld aus der Zeichenebene heraus: Symboi O: Magnetfeld in die Zeichenebene hinein: Symbol®. - + Elektronenstrahl PdN-PhiS 1/57. Jg. 2008 Lernen in Kontexten Arbeitsblatt 3 3. Wovon hängt die Eindringtiefe der Elektronen in die Probe ab? Laden Sie am Computer die Seite www.matter.org.ukftemfe/ectron_scattering.htm. Dort finden Sie ein Simulationsprogramm, welches die Bahnen der Primärelektronen in einer Probe berechnet. Im Folgenden soll die Abhängigkeit der Eindringtiefe der Primärelektronen • von der Energie der auftreffenden Primärelektronen und • von der Kernladungszahl Z des Materials, in welches die Primärelektronen eindringen, untersucht werden. Die Kernladungszahl ist die Zahl der Protonen im Kern. Klären Sie in Ihrer Gruppe folgende Fragestellungen: 1. Warum ist die Bahnlänge der Primärelektronen (grüne Linien im Simulationsprogramm) immer größer als ihre Eindringtiefe in die Probe? 2. Überprüfen Sie mit Hilfe des Programms, wie die Eindringtiefe der Primärelektronen a) von ihrer Energie (bei fester Kernladungszahl Z) und b) von der Kernladungszahl des Materials (bei fester Energie des auftreffenden Primärelektrons) abhängt. 3. Wie können diese Abhängigkeiten mit Hilfe der Ablenkung der Primärelektronen durch die Atomkerne ("elastische Streuung") erklärt werden? Beachten Sie dazu auch die folgenden Abbildungen: Links: Ablenkungzweier Elektronen mit unterschiedlicher Energie im elektrischen Feld eines Atomkerns. Rechts: Ablenkungzweier Elektronen mit gleicher Energie bei unterschiedlicher Kernladungszahl. Falls Sie Unterstützung benötigen, beachten Sie bitte die zusätzlichen Informationen im Briefumschlag auf dem Lehrertisch. Dort finden Sie auch Hintergrundinformationen zur Rolle der inelastischen Streuung. Arbeitsaufträge 1. Tragen Sie Schlüsselbegriffe (z. B. .. Kernladungszahl") in die Felder ein, die Ihnen für das Verständnis der Abhängigkeit der Eindringtiefe von Energie und Kernladungszahl wichtig erscheinen: 2. Beantworten Sie folgende Verständnisfragen: (Falls Sie Hilfe benötigen: Die Antworten finden Sie auf den Lösungskärtchen auf dem Lehrertisch.) Warum unterscheidet sich die Bahnlänge der Primärelektronen von ihrer Eindringtiefe? Wie hängt die Eindringtiefe der Elektronen von den beiden Größen .. Energie der Primärelektronen" und .. Kernladungszahl" ab? Bilden Sie jeweils eine "Je-Desto-Formulierung". Wie lassen sich diese Abhängigkeiten mit der inelastischen Streuung begründen? (Die Lösung zu dieser Frage finden Sie im Umschlag unter .. Ausführliche Beschreibung".) Warum muss bei der Argumentation jeweils eine der Größen konstant gehalten werden? 17 18 Lernen in Kontext en PdN-PhiS 1/57. jg. 2008 Arbeitsblatt 4 4. W ie funktioniert der Elektronendet ektor? Die Sekundärelektronen, die aus der Probe austreten, werden mit dem Everhart-Thornley-Detektor registriert: Gitter (+ 100 V) Elektron Sekundärelektron zum Leucht stoff Monitor Elektronenvervielfacher Photokat hode Prinzip des Everhart-Thornley-Detektors Die in der Zeichnung von rechts kommenden Sekundärelektronen werden (wie im Unterricht besprochen) von dem positiv gepolten Gitter angezogen. Die meisten der Elektronen gelangen durch das Gitter. Dort stehen sie unter dem Einfluss des starken elektrischen Feldes zwischen dem Gitter und der ca. 50 nm dünnen Metallschicht auf der Oberfläche eines Leuchtstoffs (des so genannten Szintillators) und werden dadurch auf hohe Energie beschleunigt. Diese Energie reicht aus, um die dünne Metallschicht zu durchdringen und den Szintillator zum Leuchten anzuregen. Das Licht wird mit Hilfe eines Lichtleiters auf die so genannte Photokathode geleitet. Dort setzt das Licht Elektronen frei' . Diese werden im Elektronenvervielfacher von einer positiv gepolten Prallelektrode angezogen. Beim Aufprall werden pro Elektron ca. 10 weitere Elektronen freigesetzt. Diese werden von weiteren Prall-Elektroden angezogen und liefern jeweils wiederum ca. 10 freie Elektronen. Über mehrere Prall-Elektroden entsteht somit eine regelrechte Elektronenlawine. Sie dient als Signal zur Helligkeitsregelung des Bildpunktes auf dem Monitor. Das Signal ist umso stärker, je mehr Sekundärelektronen die Probe pro Sekunde verlassen haben. Es wirkt zunächst etwas umständlich, mit Hilfe der Sekundärelektronen Licht zu erzeugen, und dieses an der Photokathode Elektronen freisetzen zu lassen. Man möchte aber den relativ großen Elektronenvervielfacher außerhalb des Vakuums haben, in der sich die Probe befinden muss. (warum muss sich die Probe im Vakuum befinden?). Dieser Vakuumbereich soll aber möglichst klein gehalten werden. Bearbeiten Sie die Arbeitsaufträge auf dem folgenden Blatt. ' Diesen so genannten .Photoeffekt" werden Sie im Rahmen der Quantenphysik noch näher kennen lernen. Arbeitsaufträge 1. Tragen Sie Schlüsselbegriffe (z.B.• Elektronenvervielfacher") in die Felder ein, die Ihnen für das Verständnis des Detektors wichtig erscheinen: 2. Beschriften Sie die einzelnen Bestandteile des Elektronendetektors und wiederholen Sie für sich deren Funktion: PdN-PhiS 1/57. Jg. 2008 Lernen in Kontexten Arbeitsblatt 5 5. Wie funktioniert eine Linse für Elektronen? Beim Durchgang durch eine stromdurchflossene Spule wird der Elektronenstrahl gedreht und gebündelt (Abb. unten links). Diese beiden Beobachtungen lassen sich mit den beiden Abbildungen unten rechts erklären. Dies geschieht durch zweimaliges Anwenden der Drei-Finger-Regel. Das erste Anwenden zeigt, dass auf die Elektronen eine Lorentzkraft ~ senkrecht zur Zeichenebene wirkt. Dadurch erhalten die Elektronen eine Geschwindigkeitskomponente if. senkrecht zur Zeichenebene und erfahren somit eine Drehung um die Spulenachse. Die zweite Anwendung der Drei-Finger-Regel ergibt. dass dieA se zusatzliehe Ge8 8 schwindigkeitskomponente eine Lorentzkraft F; verursacht. Diese ist zur Spulenachse gerichtet und bewirkt daher die Fokussierung. b) a) Links: Die Elektronenlinse besteht aus einer stromdurchflossenen Spule und hat die Eigenschaft, die Elektronen zur optischen Achse A hin abzulenken. Dadurch treffen sich die Elektronenbahnen im .Brennpunkt" F. Rechts: Erklärung der Funktionsweise der Linse durch zweimaliges Anwenden der Drei-Finger-Regel. Falls Sie Unterstützung benötigen. beachten Sie bitte die zusätzlichen Informationen im Briefumschlag auf dem Lehrertisch. Arbeitsaufträge 1. Tragen Sie in die freien Felder geeignete Schlüsselbegriffe ein, die Ihnen für das Verständnis des Themas wichtig erscheinen: - 8 8 2. Wenden Sie die Drei-Finger-Regel der linken Hand auf die beiden Zeichnungen an und begründen Sie damit. dassdie Elektronenbahn gedreht und zur Achse abgelenkt wird. Zeichnen Sie die relevanten Vektoren in die beiden Abbildungen ein. 8x a) 8x ® 0 ® 0 ® 0 ® 0 ® 0 ® 0 b) 19 20 PdN-PhiS 1157. Jg. 2008 Lernen in Kontexten Infoblatt 1 Inform ationen zur Funktion der Elekt ronenkanone Überlegen Siel 1. Was bedeu t et eine höhere Temperatur für die Geschwindigkeit der Elektronen im Dra ht? 2. Warum können nur schnelle Elektronen den Draht verl assen? 3. Warum w erden d ie freien Elekt ronen von der elektrisch posit iv gepolten Platte angezogen? Ausfü hr liche Besch reibung • ln der Abbildung ist der prinzipielle Aufbau zur Erzeugung des Elektronenstrahls für die Elekt ronenmikroskopie zu sehen. Diese • .. Eiektronenkanone" besteht aus einem Glühdraht aus Metall (Wolfram) und einer Beschleunigungsst recke. Mit Hilfe des Heizspannung UHkann man d en Glühdraht w ie die Glühwendel in einer Glühlampe zum Leuchten bringen. Dabei w ird nicht nur Licht erzeugt, sondern es werden auch Elektronen freigesetzt. Dies ist auf den sogenannten .. glühelektrischen Effekt" zurückzuführen: Die Wärmebewegung der Elektronen im Metall w ird m it zunehmender Temperatur immer stärker. Die schnellsten Elektronen • können die Anziehung durch den Draht überwinden und ihn verlassen. Diese freien Elektronen haben nach dem Verlassen des Glühdrahts eine Energie von et wa 1 Elektronenvolt (eV). Für die Elektronenm ikroskopiesind aberwesentlich höhere Energien im Bereich von einigen 1000 eV notwendig. Daher werden die freien Elektronen m it Hilfe der Besch leunigungsspannung U8 auf den gewünschten Wert beschleunigt. Die Platte muss mit d em posit iven Pol der Spannungsversorgung verbunden sein, da nur so die negativ geladenen Elektronen im Feld zwischen den Platten beschleunigt werden. Vergl eich des Glühdrahts m it dem Magnetgummi-Modell Mithilfe d er Wechselspannung wird in der Spu le ein Magnetfeld erzeugt, welches permanent seine Richtung ändert. Die magnetischen Gummiteilchen werden dadurch in schelle Bewegung verset zt. Glühdraht und Magnetgummi-Modell zeigen gewisse Ana logien: Glühdraht Magnetgummi-Modell je höher die Temperatur des Glühdrahts, desto schneller sind die Elektronen. je stärker das magnetische Wechselfeld der Spule, desto sehne//er sind die Magnettei/chen. Die schnellsten Elektronen haben genug kinetische Energie, um den Draht gegen die elektrische Anziehung verlassen zu können. Die schnellsten Magnetteilchen haben genug kinetische Energie, um den Behälter gegen die Erdanziehung verlassen zu können. Es gibt j edoch auch Grenzen des Modells: Beispielsweise ziehen sich d ie Magnetteilchen im Gegensatz zu Elekt ronen gegenseitig an! PdN-PhiS 1/57. Jg. 2008 Lernen in Kontexten Infoblatt 2 ~ Informationen zur Ablenkung des Elektronenstrahls Magnetfeld Linke-Hand-Regel zur Bestimmung der Magnetfeldrichtung in der Spule. Drei-Finger-Regel der linken Hand zur Bestimmung der Richtung der Lorentzkraft auf den PrimärelektronenstrahL Der Daumen zeigt in Bewegungsrichtung der Elektronen im Spulendraht die vom Minus- zum Pluspol der Stromquelle fließen. • • Daumen: Bewegungsrichtung der Strahl-Elektronen. Zeigefinger: Richtung des Magnetfeldes Die gekrümmten Finger geben die Magnetfeldrichtung in der Spule an. • (mit der Linke-Hand-Regel ermittelt). Mittelfinger: Lorentzkraft auf die Strahlelektronen Magnetfeld Seitenansicht Ansicht von vorne 21 22 l ernen in Kontexten PdN-PhiS 1/57. Jg. 2008 Infoblatt 3 I~ Informationen zum Thema .. Eindringtiefe" Überlegen Sie! 1. Was bedeutet .. elastische Streuung" im Vergleich zur .. inelastischen Streuung"? 2. Die Kernladungszahl gibt die Anzah l der Protonen im Kern an. je größer die Kernladungszahl, desto größer ist also die anziehende Kraft auf ein vorbeifliegendes Primärelektron. .. Links: Ablenkung zwei er Elektronen mit unterschiedlicher Energie im elektrischen Feld eines Atomkerns. Rechts: Ablenkung zweier Elektronen mit gleicher Energie bei unterschiedlicher Kernladungszahl. Ausführliche Beschreibung: Elastische Streuung = Ablenkung im elektrischen Feld der Atomkerne der Probe. Mit Hilfe des Programms lassen sich folgende Zusammenhänge erkennen und auf die elastische Streuung zurückfü hren (vgl. Abbildung oben): 1. Die Eindringtiefe eines Primärelektrons nimmt (bei konstanter Kernladungszahl) mit zunehmender Energie zu. Denn die Primärelektronen werden bei hoher Geschwindigkeit durch die elektrische Anziehung der Protonen im Kern weniger abgelenkt als bei geringer Geschwindigkeit. sodass sie tiefer in die Probe eindringen können (Abb. links). 2. Die Eindringtiefe eines Primärelektrons nimmt (bei konstanter Anfangsenergie) mit zunehmender Kernladungszahl ab. Denn j e mehr Protonen sich im Kern eines Probenatoms befinden, desto stärker ziehen sie das Primärelektron an. Dann ist die Bahn stärker gekrümmt und damit die Eindringtiefe geringer (vgl. Abb. rechts). Als Hintergrundinformation für Sie: Neben der elastischen Streuung trägt auch die inelastische Streuung zu den beiden im Simulationsprogramm beobachteten Abhängigkeiten bei: 1. Die Eindringtiefe eines Primärelektrons nimmt (bei konstanter Kernladungszahl) mit zunehmender Anfangsenergie zu . Denn j e höher die Energie (und damit die Geschwindigkeit), desto kürzer w irkt die abstoßende Kraft auf die Atomelektronen ein. Der Energieverlust des Primärelektrons ist daher kleiner als bei geringer Anfangsenergie und es dringt weiter in die Probe ein. 2. Die Eindringtiefe eines Primärelektrons nimmt (bei konstanter Anfa ngsenergie) mit zunehmender Kernladungszahl ab. Denn ein Atom mit höherer Kernladungszahl hat auch mehr Atomelektronen (denn insgesamt ist es j a neutral!). je größer die Za hl der Atomelektronen aber ist, desto mehr Sekundärelektronen werden beim Vorbeiflug durch das Primärelektron erzeugt. Das Primärelektron verliert also pro Atom mehr Energie und seine Eindringtiefe ist daher kleiner. Lernen in Kontexten PdN·PhiS 1/57.Jg. 2008 lnfoblatt4 6 : 3 l lnformationen zum Thema "Eiektronenlinse" Ausführliche Beschreibung A Zwei parallel in das inhomogene Magnetfeld einfallende Elektronen werden zur Achse A hin abgelenkt. Die Erklärung dieser fokussierenden Wirkung erfolgt in zwei Schritten entsprechend der Abbildungen a) und b) (unten). Zu Abbildung a) Die beiden Elektronen treten in der Zeichenebene parallel zur Spulenachse A mit der Geschwindigkeit v (hellgraue Pfeile) in das inhomogene Magnetfeld ein. Gezeichnet ist der Übersichtlichkeit halber nur eine Feldlinie. _, Der Vektor der magnetischen Feldstärke und seine Komponenten in x-Richtung Bx und y-Richtung am Ort des Elektrons sind schwarz eingezeichnet. Die Lorentzkraft ~ wirkt senkrecht zu v und f{ aus der Zeichenebene heraus (Symbol: -> O) bzw. in die Zeichenebene hinein (Symbol: ® ). F1 bewirkt also eine Rotation der Elektronen um die Spu lenachse. Zu Abbi ldung b) aus der Zeichenebene heraus (hellgraues SymDie Lorentzkraft ~ aus Abbildung a) bewirkt eine Geschwindigkeitskomponente bol: O) bzw. in die Zeichenebene hinein (hellgraues Symbol: ® ). Die Lorentzkraft ~ wirkt senkrecht zu und ß. ~ beschleunigt also V: V: die beiden Elektronen in Richtung zur Spulenachse. Einfallende Elektronen werden daher zur Spulenachse hin abgelenkt und der Elektronenstrahl somit fokussiert. - - B Q9 - V 0 -0 V 0 Q9 a) B b) 23