22 Lernen und Kognition - Studienseminar Koblenz

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Studienseminar Koblenz
Pflichtmodul 22
Lernen und Kognition
Konsequenzen
neurobiologischer Forschung
für den Unterricht
Struktur und Ablauf der Sitzung
Neurobiologische
Fakten zur
Aussage 1
Neurobiologische
Fakten zur
Aussage 2
Neurobiologische
Fakten zur
Aussage 3
Neurobiologische
Fakten zur
Aussage 4
Lernbiologisch
relevante
Aussage 1
Lernbiologisch
relevante
Aussage 2
Lernbiologisch
relevante
Aussage 3
Lernbiologisch
relevante
Aussage 4
Lerntheoretische
Folgerungen aus
Aussage 1
Lerntheoretische
Folgerungen aus
Aussage 2
Lerntheoretische
Folgerungen aus
Aussage 3
Lerntheoretische
Folgerungen aus
Aussage 4
Unterrichtliche
Konsequenzen
aus Aussage 1
Unterrichtliche
Konsequenzen
aus Aussage 2
Unterrichtliche
Konsequenzen
aus Aussage 3
Unterrichtliche
Konsequenzen
aus Aussage 4
1
Lernen aus neurobiologischer Sicht
Information wird
nicht eins zu eins
gespeichert, sondern verarbeitet
Gelernt werden
komplexe Muster
und Strukturen
Das Gehirn lernt
nicht alles, es
sucht nach Sinn
und braucht Zeit
Das Gehirn
entwickelt sich
und es bleibt
plastisch
Eigenaktivität
und
Interaktion
Strukturierung
und
Vernetzung
Interesse und
Durchhaltevermögen
Es gibt kein
Nichtlernen
passende
Aufgaben stellen
und den Diskurs
fördern
informieren und
Strukturen
bewusst machen
begeistern und
ermutigen
wiederholen,
üben und
benutzen
Information wird
nicht einfach eins zu
eins gespeichert,
sondern verarbeitet
• Ein bestimmtes Reizmuster veranlasst entsprechende
Neurone zu feuern.
• Neurone, die gleichzeitig feuern, schließen sich zu
einem Cluster zusammen und verstärken ihre Kontakte
untereinander umso mehr, je häufiger sie gemeinsam
erregt werden. Dadurch werden sie schneller und
stabiler.
• Ein Neuron kann einer Vielzahl verschiedener Cluster
angehören und unterschiedlich stark feuern.
• In Form der Cluster ist die Information gespeichert. Sie
ändert sich mit jedem Abrufen.
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Gelernt werden
komplexe Muster
und Strukturen.
• Gemeinsam mit dem aktuell sich herausbildenden
Cluster feuern einzelne Neurone ähnlicher Cluster, sog.
Detektoren (z.B. bei „Apfel“ wird auch „Obst“ aktiviert).
• Diese übergeordneten Cluster repräsentieren
Strukturen; sie ermöglichen es, den neuen Lerninhalt mit
vorhandenem Wissen zu vernetzen.
Das Gehirn lernt
nicht alles, es sucht
nach Sinn und
braucht Zeit
• Das Gehirn filtert aus der Vielzahl der Informationseinheiten die heraus, die das Überleben begünstigen:
das limbische System bewertet alle eingehenden
Informationen, indem es ihnen ein Gefühl zuordnet.
• Das Gehirn hat mehrere Filter hintereinander geschaltet,
um zu vermeiden „zugemüllt“ zu werden: Ultrakurzzeitgedächtnis (3 sec), Kurzzeitgedächtnis (3-4 Min.),
mittelfristiges Gedächtnis (20 Min.), Langzeitgedächtnis
(3 Tage – Jahre).
• Nachhaltigkeit beim Lernen erfordert also viel Zeit und
häufigen Kontakt.
3
Das Gehirn
entwickelt sich und
es bleibt plastisch.
• Bei Gebrauch werden neuronale Kontakte vermehrt und
intensiviert, bei Nichtgebrauch eingeschmolzen. Man
kann also nicht Nichtlernen; das Gehirn verändert sich zu
jeder Zeit.
• Damit verändert sich auch die eingespeicherte
Information.
• Auch das Vergessen ist ein Lernprozess.
• Dauerstress und Angst lassen Hirnstrukturen
schrumpfen, die dem Abspeichern dienen.
Abspeichern und
Abrufen/ Erinnern
sind
unterschiedliche
Lernprozesse
• Der Zugriff auf abgespeicherte Informationen erfolgt für
das deklarative Gedächtnis auf einem anderen Wege als
wie diese ins Gehirn hineingelangt ist.
• Beide Lernprozesse müssen stattgefunden haben, um
Wissen aktiv zu erinnern und zu nutzen.
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Konsequenzen für den
Unterricht
Arbeitsauftrag
• Stellen Sie in Gruppenarbeit unterrichtsbezogene
Konkretionen zu den unterrichtlichen Konsequenzen
der Lerntheoretischen Folgerungen zusammen
Gruppe 1
Gruppe 2
Gruppe 3
Gruppe 4
Eigenaktivität
und
Interaktion
Strukturierung
und
Vernetzung
Interesse und
Durchhaltevermögen
Es gibt kein
Nichtlernen
passende
Aufgaben stellen
und den Diskurs
fördern
informieren und
Strukturen
bewusst machen
begeistern und
ermutigen
wiederholen,
üben und
benutzen
5
Eigenaktivität
und
Interaktion
passende Aufgaben
stellen und den
Diskurs fördern
Verstärken Sie die aktive Beteiligung von Schüler/innen, indem
Sie …
• Lernumgebungen vielfältig gestalten (Lernaufgaben, Materialien)
• interessante Themen in einem Diskurs bearbeiten
• Schüler/innen selbst in „Entscheidungszwänge“ bringen
(Schüler/innen setzen sich Ziele, entscheiden über Wege und
Inhalte des Lernens)
• in lebensnahen Kontexten lernen lassen
• Antworten immer auch begründen lassen
• durch Hausaufgaben die Lerngelegenheiten erweitern
Strukturierung
und
Vernetzung
Informieren und
Strukturen
bewusst machen
Machen Sie Zusammenhänge sichtbar und den Schüler/innen
bewusst:
• Orientieren Sie die Schüler/innen über den Lehrstoff, seinen
Aufbau und seine Beziehung zu früheren Inhalten
• Geben Sie zu Beginn des Unterrichts einen Überblick über die
Stunde
• Erinnern Sie an die Zielrichtung der Stunde
• Fassen Sie Ergebnisse zusammen
• Setzen Sie Impulse um Muster, Kategorien u.a.m. zu entdecken
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Interesse und
Durchhaltevermögen
begeistern und
ermutigen
• Machen Sie die Bedeutung der Inhalte transparent
• Bereiten Sie die Schüler/innen auf die Aufgabenbearbeitung
vor (Mit den Schüler/innen erst ein Beispiel durchgehen, bevor sie
allein zu arbeiten beginnen)
• Unterstützen Sie die Verstehensprozesse, indem Sie
– Beispiele, Erklärungen, Skizzen, Modelle, etc. einsetzen
– selbst Begeisterung zeigen
– das Anforderungsniveau schrittweise steigern
– passend Feedback geben
• Sorgen sie für einen lernförderlichen Unterrichtskontext
(Offenheit, Fehlertoleranz, Lernatmosphäre)
Es gibt kein
Nichtlernen
wiederholen, üben
und benutzen
Zeigen Sie den Schüler/innen, wie sie mit Hilfe von Strategien ihr
Lernen organisieren und verbessern können:
• den Lernprozess zu planen und zu strukturieren
• den eigenen Lernprozess zu reflektieren
• sich selbst einen Überblick über das Gelernte zu verschaffen
– mit eigenen Worten zusammenfassen, Bericht über die Ergebnisse des
Gelernten abfassen lassen
– mentale Landkarten erstellen: Was habe ich schon erreicht, wo stehe
ich, was kommt als nächstes?
– wöchentliche oder monatliche Rückblicke durchführen
• häufig Gelegenheit geben, das Gelernte zu üben und
anzuwenden
• Übungen in variierender Form wiederholen
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Abspeichern und
Abrufen/ Erinnern
sind
unterschiedliche
Lernprozesse
Abspeichern bedarf der Wiederholung des Stoffes innerhalb
bestimmter Zeitabstände; Hausaufgaben sind daher unentbehrlich
• Geben Sie sinnstiftende Hausaufgaben auf, die Anreize bieten,
den Lernstoff mit der eigenen Lebenswelt zu vernetzen
• Machen Sie Hausaufgaben für den Unterricht nutzbar
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Gedächtnissysteme
Autobiografisches Wissenssystem
Gedächtnis
semantisches G.
Prozedurales
Gedächtnis
Priming
S. d. Wiss. 9/96, S. 54
Priming
erleichtertes Erinnern
ähnlich erlebter Situationen
und bekannter Reizmuster
vgl. Fotosammlung
9
Prozedurales Gedächtnis
speichert mechanische und motorische
Bewegungs- und Handlungsabläufe
Wissenssystem = semantisches G.
Weltkenntnisse
Schulwissen
Semantik + Syntax
Zusammenhänge
10
Episodisches oder autobiografisches
Gedächtnis
singuläre Ereignisse
autobiografische Inhalte
nach Ort und Zeit bestimmte Fakten
vgl. Filme
prozedurales
Priming
semantisches episodisches
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Die Funktion der beiden Gehirnhälften
Hypothalamus
(nach Spektrum der
Wissenschaft,
verändert)
Limbisches
System
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Das Limbische System
• vermittelt Affekte, Gefühle und Motivation
• ist der eigentliche Kontrolleur des Lernerfolgs
• bewertet alles, was durch uns und mit uns
geschieht, danach,
– ob es gut/ vorteilhaft/ lustvoll war und wiederholt
werden sollte oder
– ob es schlecht/ nachteilig/ schmerzhaft war und
vermieden werden sollte
Das Limbische System
• fragt unbewusst: Was spricht dafür, dass sich
Hinhören, Lernen, Üben etc lohnen?
• kommt es zu einem positiven Ergebnis, werden
über neuromodulatorische Systeme in der
Großhirnrinde Wissens-Netzwerke so
umgestaltet, dass neues Wissen entsteht
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Entscheidende Faktoren beim
Lehren und Lernen
1. Die Motiviertheit und Glaubhaftigkeit des
Lehrenden
2. Die individuellen kognitiven und emotionalen
Lernvoraussetzungen der Schüler
3. Die allgemeine Motiviertheit und
Lernbereitschaft der Schüler
4. Die spezielle Motiviertheit der Schüler für einen
bestimmten Stoff, Vorwissen und der aktuelle
emotionale Zustand
5. Der spezifische Lehr- und Lernkontext
Was bringt die Hirnforschung?
Lernen unter der Dopamindusche (Scheich, ZEIT 2003)
• … die interne Belohnung durch Dopamin ist ein fundamentaler
Motivationsmechanismus beim Lernen und Problemlösen und führt
zur Sicherung von Erfahrungen im Gedächtnis. Man kann daraus
wahrscheinlich mehrere Schlüsse für die Pädagogik ziehen, von
denen mir zwei betonenswert vorkommen:
• Erstens sollten Kinder individuell zu Erfolgserlebnissen gebracht
werden, wobei zeitweilige Misserfolge nicht schaden.
• Zweitens scheinen klare Forderungen an die Leistung, inklusive der
Kenntnis von negativen Konsequenzen fürs Nichtstun, wichtig zu
sein, um überhaupt Erfolgserlebnisse zu haben.
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Was bringt die Hirnforschung?
Streitgespräch zwischen Frau Stern (Lernforscherin)
und Herrn Spitzer (Hirnforscher) in ZEIT 28 (2004)
• Frau Stern, hat Ihnen die Hirnforschung irgendetwas Neues
beigebracht, was Ihnen als Lernforscherin weiterhilft?
• Stern: Bis jetzt jedenfalls noch keine Ergebnisse, die uns zwingen,
Erkenntnisse der Unterrichtsforschung anders zu sehen.
• Spitzer: Der Lernforscher sollte sich zur Hirnforschung verhalten
wie ein Autokonstrukteur zur Physik. Man kann nur ein gutes Auto
konstruieren, wenn man die Prinzipien der Physik zur Kenntnis
genommen hast. Wir wissen heute um die Prinzipien vom Lernen,
und deswegen können wir sagen, was besser gelingt und was
schlechter. Wenn man sagt, die Physik sei irrelevant, liegt man mit
Sicherheit falsch.
• Stern: Die Hirnforschung ist nicht die Grundlagenwissenschaft des
Lernens. Sie hat bisher gezeigt, dass Lernen im Gehirn stattfindet.
Was bringt die Hirnforschung?
• Herr Spitzer, was hilft es denn einem Lehrer, wenn er über den
so genannten Mandelkern im Gehirn Bescheid weiß?
• Spitzer: Wenn ich weiß, dass die Aktivierung des Mandelkerns
dafür sorgt, dass der Schüler nicht mehr kreativ ist, sondern
ängstlich und nur noch auswendig lernt, dann unterrichte ich anders.
Wir Hirnforscher weisen nach, dass in einer angstvollen Umgebung
der Mandelkern für die Repräsentation des Wissens zumindest
mitverantwortlich ist. Deshalb muss die Unterrichtsatmosphäre
positiv sein, sonst landet der Kram im Mandelkern, und die
Kreativität ist dahin.
• Stern: Das weiß die Psychologie seit den dreißiger Jahren.
• Spitzer: Nein, das weiß man erst durch die Forschung am
Mandelkern.
• Stern: Es gibt viele Lehrer, die wissen, dass man eine angenehme
Atmosphäre braucht, die es aber trotzdem nicht schaffen, dies
umzusetzen.
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