Einführung in die Spieltheorie Prof. Dr. Aleksander Berentsen Universität Basel HS 2016 Tutorium - Kapitel 1-3 26.09.2016 Kapitel 1-3 im Überblick Die Spieltheorie ist die mathematische Modellierung von Situationen, in welchen rationale Individuen miteinander interagieren. Durch diese Interaktion ist die eigene Auszahlung unter anderem davon abhängig, wie sich die anderen Individuen verhalten. Um eine optimale Handlungsalternative, gegeben seinen Präferenzen, zu wählen, muss diese Wechselwirkung von einem Spieler richtig antizipiert werden. Als Gefangenendilemma, Koordinations- oder Chicken-Spiel werden Spielklassen bezeichnet, welche eine bestimmte Auszahlungs- und Anreizstruktur besitzen. Ein Spielbaum ist die extensive Darstellung eines Spieles und setzt sich aus (Entscheidungs-) Knoten, Handlungsalternativen und Auszahlungen zusammen. Die Strategie eines Spielers ist ein detaillierter Plan welcher für jeden eigenen Entscheidungsknoten die zu wählende Handlungsalternative angibt. Mittels Rückwärtsinduktion werden, von den letzten Entscheidungsknoten ausgehend, all jene Handlungsalternativen eliminiert, die von rationalen Spielern niemals gespielt werden. action node battle of the sexes cell-by-cell inspection coordination game dominance solvable enumeration first-mover advantage game matrix incomplete information mixed strategy node payoff pure strategy second-mover advantage strategic form strategy zero-sum game asymmetric information best response chicken decision dominant strategy equilibrium focal point game tree initial node Nash equilibrium noncooperative game perfect information rational behavior sequential moves strategic game successive elim. of d. s. 1 backward induction branch cooperative game decision node dominated str. (d. s.) extensive form game imperfect information iterated elim. of d. s. never a best response normal form prisoners’ dilemma rollback equilibrium simultaneous moves strategic uncertainty terminal node Einführung in die Spieltheorie Prof. Dr. Aleksander Berentsen Universität Basel HS 2016 Die aufgeführten Aufgaben sollten jeweils im Vorfeld der Veranstaltung bearbeitet werden. Dort werden diese ausführlich besprochen. Aufgabe 1 Nehme an, in einem sequentiellen Spiel existieren zwei Spieler: Spieler A und Spieler B. Spieler A kommt als erster zum Zug, Spieler B als zweiter und jeder Spieler hat nur einen Zug. a) Zeichne einen Spielbaum für ein Spiel in welchem Spieler A an jedem Knoten zwei mögliche Aktionen (U oder D) und Spieler B drei mögliche Aktionen (T, M oder B) hat. Bezeichne den Anfangsknoten mit I, die Entscheidungsknoten mit D und die Endknoten mit X. Wie viele Knoten existieren jeweils? b) Zeichne einen Spielbaum, für welchen Spieler A und Spieler B jeweils drei mögliche Aktionen (sitzen, stehen oder hochspringen) haben. Bezeichne die Knoten wie in a). Wie viele Knoten existieren jeweils? c) Zeichne einen Spielbaum für welchen Spieler A vier mögliche Aktionen (Norden, Osten, Süden oder Westen) und Spieler B zwei mögliche Aktionen (bleiben oder fortgehen) besitzt. Bezeichne die Knoten wie in a). Wie viele Knoten existieren jeweils? Aufgabe 2 Stelle dir folgende Situation vor: Von einem Kuchen sind noch drei gleich grosse Stücke übrig. Die beiden Brüder John und Paul möchten beide am liebsten zwei Stücke essen. Die Mutter erlaubt John, als Erster zu wählen, ob er ein oder zwei Stücke haben will. Er bekommt diese aber nur, wenn Paul mit der Aufteilung einverstanden ist. Falls nicht, isst die Mutter alle drei Stücke selber und die Brüder kriegen nichts. a) Stelle dieses Szenario mithilfe eines Spielbaumes dar. Die Auszahlungen entsprechen dabei der Anzahl Küchenstücke, die ein Bruder essen kann. b) Finde das Gleichgewicht dieses Spiels mithilfe von Rückwärtsinduktion. c) Erkläre, ob und weshalb John in diesem Spiel einen Vorteil hat. 2 Einführung in die Spieltheorie Prof. Dr. Aleksander Berentsen Universität Basel HS 2016 Aufgabe 3 3.1 1 L R 2 2 r l r l 1 1 (0, 2) L (1, 0) R (1, 3) L (0, 2) (0, 1) R (2, 4) Das Gleichgewicht mittels Rückwärtsinduktion dieses Spielbaumes lautet: {(L, R, R), (r, l)} {(L, L, R), (l, r)} {(R, L, R), (l, r)} Es kann nicht eindeutig bestimmt werden. 3.2 (0, 1) O 1 (2, 3) O 1 1 o U 2 o U u (4, 5) O 2 o U u (5, 4) (3, 2) (1, 0) 2 u (2, 2) Das Gleichgewicht mittels Rückwärtsinduktion dieses Spielbaumes lautet: {(U, U, O), (o, o, u)} {(O, O, U), (u, u, o)} {(O, U, O), (u, o, u)} {(U, U, O), (u, u, o)} 3 Einführung in die Spieltheorie Prof. Dr. Aleksander Berentsen Universität Basel HS 2016 Aufgabe 4 Schreibe für jeden Spieler alle reinen Strategien auf. Wie viele reine Strategien stehen jedem Spieler zur Verfügung? Bestimme mittels Rückwärtsinduktion das jeweilige Gleichgewicht. a) (0, 2) t B N b (2, 1) A S (1, 0) b) (1, 1, 1) t B N b N S A S (2, 3, 2) A (0, 0, 2) (3, 3, 3) u C N (1, 2, 4) A d S 4 (0, 2, 0)