Musterlösung Klausur WSM1, WS05/06 Aufgabe M1 (6 Punkte): Bitte kreuzen Sie alle richtigen Alternativen an! Beachten Sie dabei, dass eine falsch angekreuzte Alternative eine richtig angekreuzte aufhebt! X X X Der Carry Over-Effekt besagt z. B., dass die Höhe des Werbebudgets die Wirkung des Preises beeinflusst und umgekehrt Die Stärke des Carry Over-Effekts kommt in einem Parameter zum Ausdruck, der Werte zwischen – 1 und + 1 annehmen kann Durch die Koyck-Transformation können nichtlineare Wirkungen eines Marketing-Instruments linearisiert werden Bei der Koyck-Transformation wird unterstellt, dass die Wirkung des Marketing-Mix der Vergangenheit geometrisch abnimmt. Das Bestimmtheitsmaß ist gleich dem Quadrat des Korrelationskoeffizienten Das Bestimmtheitsmaß drückt aus, welcher Teil der Varianz der abhängigen Variablen durch die unabhängige Variable erklärt wird Das Bestimmtheitsmaß ist gleich dem Quadrat des Regressionskoeffizienten Punktzahl = 2 (X-Y) mit X = zahl der richtigen und Y = Zahl der falschen Kreuze Aufgabe M2 (12 Punkte): Sie kennen die Story der beiden Gefangenen des KGB, die der Sabotage verdächtigt werden und die in getrennten Verhören vernommen werden. Jeder von ihnen hat die Möglichkeit, zu leugnen oder zu gestehen. Beide kennen die Strafen, die sie zu erwarten haben. Wenn beide leugnen, erhalten sie beide drei Jahre Haft – das ist die übliche Strafe für Verdächtige, denen man nichts nachweisen kann. Wenn beide gestehen, müssen sie mit jeweils 10 Jahren Haft rechnen. Wenn einer gesteht und der andere leugnet, erhält der geständige eine milde Strafe von 1 Jahr Haft, der leugnende dagegen muss als überführter Delinquent mit 25 Jahren rechnen. Die folgende Tabelle zeigt die Handlungsmöglichkeiten der beiden und die daraus resultierenden Strafen: Tschaikowski Leugnen Leugnen Gestehen Tschaikowski Dirigent 3 Jahre 3 Jahre Tschaikowski Dirigent 1 Jahr 25 Jahre Tschaikowski Dirigent 25 Jahre 1 Jahr Tschaikowski Dirigent 10 Jahre 10 Jahre Dirigent Gestehen 1 Musterlösung Klausur WSM1, WS05/06 a) (4 Punkte) Worin besteht das Dilemma, in dem die beiden Gefangenen sich befinden? Jeder von ihnen kann nichts Besseres tun, als zu gestehen, gleichgültig, was der jeweils andere tut (oder: Gestehen ist die beste eigene Strategie für den Fall, dass der andere gesteht, und für den Fall, dass der andere leugnet). Wenn beide diese ihre dominante Strategie wählen, gibt es ein (Nash-)Gleichgewicht in der rechten unteren Zelle. Das Dilemma besteht darin, dass beide in der linken oberen Zelle geringere Strafen zu erwarten hätten, dieses Strategiepaar aber nicht realisieren können. Wer diese Position anstrebte, ginge das Risiko ein, dass der andere dann die für ihn günstigere Strategie des Gestehens ergriffe, mit der Folge, dass der leugnende die Höchststrafe von 25 Jahren erhielte. b) (4 Punkte) Was ändert sich an dem Dilemma, wenn alle Strafen des Dirigenten, weil er vorbestraft ist, verdoppelt werden? Bitte begründen Sie Ihre Antwort! Es ändert sich nichts! Es bleibt dabei, dass rechts unten ein NashGleichgewicht ist, auf das beide zusteuern, und dass die Position links oben für beide mit großen Risiken verbunden ist (der Dirigent riskiert hier, falls T. leugnen sollte, eine Strafe von 50 Jahren). Entscheidend ist, dass sich durch die Verdoppelung an den Relationen der Strafen für den Dirigenten nichts ändert, die Unterschiede zwischen den Strafen für ihn und Tschaikowski sind hierfür nicht relevant. c) (4 Punkte) Angenommen, die beiden haben in einem unbeobachteten Augenblick Gelegenheit, sich vor ihren Verhören abzusprechen und zu vereinbaren, auf jeden Fall zu leugnen. Hilft ihnen das in ihrem Dilemma oder nicht? Bitte begründen! Es hilft ihnen nicht, denn an der Anreiz- und Risikostruktur ändert sich nichts, so lange niemand den anderen für das Einhalten oder Nichteinhalten von dessen Versprechen, im Verhör zu leugnen, belohnen oder bestrafen kann. Erst wenn das „Spiel“ wiederholt gespielt wird, hätten beide eine Chance dazu und könnten das Dilemma überwinden. Aufgabe M3 (6 Punkte): Bitte kreuzen Sie alle richtigen Alternativen an! Beachten Sie dabei, dass eine falsch angekreuzte Alternative eine richtig angekreuzte aufhebt! X X Bei der Produktpositionierung im Joint Space geht es um die optimale technische Produktausstattung Bei der Produktpositionierung im Joint Space werden die Produktpositionen durch Ratingskalen erhoben Nach dem Idealvektor-Modell der Präferenzbildung wird von zwei Produkten dasjenige präferiert, das auf dem Idealvektor liegt Im Idealvektor-Modell der Präferenzbildung stehen die Indifferenzkurven senkrecht auf dem Idealvektor Nach dem Idealpunkt-Modell der Präferenzbildung wird das Produkt 2 Musterlösung Klausur WSM1, WS05/06 X präferiert, dessen Idealpunkt die höchsten Koordinatenwerte hat Nach dem Idealpunkt-Modell der Präferenzbildung wird das Produkt mit der kürzesten Distanz zum Idealpunkt präferiert Punktzahl = 2 (X-Y) mit X = zahl der richtigen und Y = Zahl der falschen Kreuze Aufgabe M4 (12 Punkte): Ein Unternehmen vermarktet ein Produkt, wobei die folgenden Daten gegeben sind. X = 120 000 + 200 W1/2 Werbewirkungsfunktion: Produktionskostenfunktion: K = 100 000 + 5 X (X = Absatzmenge, W = Werbebudget, K = Produktionskosten, jeweils pro Jahr. Die Werbewirkungsfunktion gilt unter der Voraussetzung, dass der Preis konstant bei 9 Euro liegt). a) (4 Punkte) Wie hoch ist das gewinnmaximale Werbebudget? Erlös: Gewinn: P und K einsetzen: X einsetzen E G G G G = = = = = PX PX – K – W 9 X – 100 000 – 5 X – W 4 X – 100 000 - W 480 000 + 800 W1/2 – 100 000 – W 1. Ableitung nach W bilden und gleich Null setzen: G’ -1/2 400 W W1/2 W = = = = 400 W-1/2 – 1 = 0 1 400 160 000 // W1/2 Das gewinnmaximale Werbebudget liegt bei 160 000 Euro b) (4 Punkte) Wie verändert sich das optimale Werbebudget, wenn sich die fixen Kosten der Produktion verdoppeln? Bitte begründen! Es verändert sich überhaupt nicht, denn die Lage des Optimums hängt nicht von den fixen Produktionskosten ab. Man erkennt das formal daran, dass die fixen Produktionskosten bei der Differenzierung der Gewinnfunktion wegfallen. Inhaltlich gilt, dass doppelt so hohe Fixkosten der Produktion zwar die Höhe des maximalen Gewinns vermindern, dass aber die Lage des Optimums nur vom Werbebudget und den variablen Produktionskosten abhängt. c) (4 Punkte) Ist die im Text der Aufgabe unterstellte Werbewirkungsfunktion grundsätzlich realistisch oder nicht? 3 Musterlösung Klausur WSM1, WS05/06 Die Funktion hat einen Ordinatenabschnitt und ist durchgängig degressiv. Ersterer bedeutet, dass es positive Absatzmengen auch ganz ohne Werbung gibt, eine durchaus realistische Annahme. Letzteres heißt, dass die Werbewirkung mit zunehmender Höhe des Werbebudgets abnimmt. Auch das ist eine realistische Annahme: Je höher das Werbebudget, umso schwerer wird es, die Qualität zu halten, effiziente Medien zu finden usw. Insbesondere lässt die Wirkung wiederholter Werbeappelle bei den Rezipienten nach. Das folgende ist für die maximale Punktzahl nicht erforderlich: Zwei Eigenschaften der Funktion sind dagegen nicht unbedingt realistisch: In der Realität kann man oft auch einen S-förmigen Verlauf beobachten, der dem hier unterstellten durchgängig degressiven Verlauf widerspricht. Schließlich nähert sich die Werbewirkung realiter immer an ein Sättigungsniveau an, während die hier unterstellte Funktion zwar degressiv, aber über alle Grenzen wächst. Aufgabe M5 (9 Punkte) Ein durstiger Wanderer kommt an ein Ausflugslokal. Der Wirt ist ein erfahrener Menschenkenner, der auf den ersten Blick sieht, dass der Wanderer folgende Reservationspreise für Bier hat: Reservationspreis für das … erste Bier zweite Bier dritte Bier vierte Bier fünfte Bier Preis [€] 8 7 5 2 0 Zur Kostensituation des Wirtes ist zu sagen, dass er noch ein fast volles Fass im Anstich hat, das er auf keinen Fall mehr restlos verkaufen kann, denn er wird anderntags zur Winterpause schließen und das Restbier wird verderben. Mit anderen Worten: Die variablen Kosten eines Glases Bier sind gleich Null. Der Wanderer fragt: „Was kostet ein Bier?“ a) (2 Punkte) Welchen Preis nennt der Wirt, wenn er den Cournotpreis verlangt? Wegen der Kosten von Null ist der Cournot-Preis (= gewinnmaximaler Preis) hier identisch mit dem umsatzmaximalen Preis. Hier die möglichen Umsätze 8*1= 8 7 * 2 = 14 5 * 3 = 15 >>> max. Umsatz, d. h. der Wirt sagt: Das Bier kostet 5 € 2*4 = 8 0*5 =0 b) (2 Punkte) Welche Konsumentenrente entgeht dem Wirt beim Cournot-Preis? 1*(8-5) + 1*(7-5) = 5 € 4 Musterlösung Klausur WSM1, WS05/06 c) (1 Punkt) Wie groß ist das gesamte Umsatzpotential des Wirtes (= die gesamte Zahlungsbereitschaft des Wanderers)? 8 + 7 + 5 + 2 = 22 d) (4 Punkte) Konstruieren Sie einen zweiteiligen Tarif, mit dem der Wirt die gesamte Zahlungsbereitschaft des Wanderers abschöpfen kann. Mehrere Möglichkeiten: 1. Grundpreis (= „Eintritt“) in Höhe von 14 und Preis pro Glas Bier = 2 €. Der Wanderer wird den Eintritt zahlen und vier Glas trinken. Umsatz: 22, Konsumentenrente = 0 2. Grundpreis (= „Eintritt“) in Höhe von 22 und Preis pro Glas Bier = 0 € (= Flat Fee). Der Wanderer wird den Eintritt zahlen und vier Glas trinken. Umsatz: 22, Konsumentenrente = 0 Hinweis: Bei der Konstruktion eines zweiteiligen Tarifs muss der Wirt darauf achten, dass die Gesamtkosten des Wanderers für eine bestimmte Menge Bier nicht seine kumulierte ZB für diese Menge überschreiten. Beispielsweise würde der Wanderer bei einem Grundpreis von 10 Euro und einem Preis für ein Bier von 4 Euro nichts trinken: Zahl der Biere 1 2 3 4 Grundpreis Verbrauchspreis 10 10 10 10 4 8 12 16 Summe Kum. ZB 14 18 22 26 8 15 20 22 Man erkennt: Es gibt keine Anzahl Biere, bei der der Gesamtpreis unter der kumulierten ZB liegt (bei einem Eintritt von 8 € würde der Wanderer dagegen genau drei Biere trinken, der Wirt hätte einen Umsatz von 20 € das ist fast die ganze ZB des Wanderers) Ende der Klausur – Viel Erfolg! 5