PDF - Kölner Philharmonie

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Max Emanuel Cencic
Concerto Köln
Mittwoch
25. Dezember 2013
18:00
Bitte beachten Sie:
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Ricola-Kräuterbonbons bereit und händigen Ihnen Stofftaschentücher des Hauses
Franz Sauer aus.
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Gründen nicht gestattet sind.
Wenn Sie einmal zu spät zum Konzert kommen sollten, bitten wir Sie um Verständnis,
dass wir Sie nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns, Ihnen so schnell wie
möglich Zugang zum Konzertsaal zu gewähren. Ihre Plätze können Sie spätestens
in der Pause einnehmen.
Bitte warten Sie den Schlussapplaus ab, bevor Sie den Konzertsaal verlassen. Es
ist eine schöne und respektvolle Geste gegenüber den Künstlern und den anderen
Gästen.
Mit dem Kauf der Eintrittskarte erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihr
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veröffentlicht wird.
Max Emanuel Cencic Countertenor
Concerto Köln
Mittwoch
25. Dezember 2013
18:00
Pause gegen 19:00
Ende gegen 20:00
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der KölnMusik
wünschen Ihnen frohe und glückliche Festtage!
PROGRAMM
Georg Friedrich Händel 1685 – 1759
Concerto grosso C-Dur HWV 318 (1736)
für zwei Violinen und Violoncello, Streicher und Basso continuo
(»Alexander’s Feast Concert«)
Allegro
Largo – Allegro
Allegro – Andante
Andante non presto
Alessandro Scarlatti 1660 – 1725
»In quelle luci belle«
aus: Il Cambise (1719)
»Care pupille«
aus: Il Tigrane o vero L’egual impegno d’amore e di fede (1715)
Antonio Vivaldi 1678 – 1741
Konzert für zwei Violinen, Violoncello, Streicher
und Basso continuo g-Moll op. 3,2 RV 578
Adagio e spiccato
Allegro
Larghetto
Allegro
Georg Friedrich Händel
»Dall’ondoso periglio« … »Aure, deh, per pietà«. Recitativo
accompagnato und Arie, 3. Akt
aus: Giulio Cesare in Egitto HWV 17 (1723)
»Vano amore«. Arie des Alessandro, 2. Akt
aus: Alessandro HWV 21 (1726)
Pause
2
Georg Friedrich Händel
Ouvertüre
aus: Tamerlano HWV 18 (1724)
Alessandro Scarlatti
»Vago mio sole«
aus: Massimo Puppieno (1695)
»Un solo sospiro«
aus: Il Tigrane o vero L’egual impegno d’amore e di fede (1715)
Georg Friedrich Händel
Introduzione
aus: Delirio amoroso HWV 99 (1707)
Kantate für Sopran, Blockflöte, Streicher und Basso continuo
»Abbruggio, avvampo«
»Venti, turbini, prestate«. Arie des Rinaldo
aus: Rinaldo HWV 7a/7b (1710 – 11)
3
DIE GESANGSTEXTE
Alessandro Scarlatti
»In quelle luci belle«
aus: Il Cambise (1719)
Dramma per musica in drei Akten.
Libretto von Domenico Lalli (1679 – 1741), Akt 2, Szene 8
Ernesto
In quelle luci belle
del vago mio tesor,
amante e vincitor,
vado a bearmi;
e l’alma mia desia
felicità in amor,
come le diè il valor
in mezzo all’armi.
Ernesto
An jener Augen Anmut,
die meine Schöne ziert,
werd, wenn ich triumphiert,
verliebt mich freuen;
und meine Seele ersehnt sich,
die Liebe möge blühn,
da sie ihr Mut verliehn,
wo Waffen dräuen.
Alessandro Scarlatti
»Care pupille«
aus: Il Tigrane o vero L’egual impegno d’amore e di fede (1715),
2. Akt, 17. Szene
Dramma per musica in drei Akten. Libretto von Domenico Lalli
Policare
Care pupille belle,
stelle dell’idol mio,
da voi desia quest’alma
il suo ristoro.
Spera da voi la calma
l’ardente mio desio,
occhi del caro ben,
che tanto adoro.
Policare
Ihr teuren schönen Augen,
meiner Geliebten Sterne,
an euch will meine Seele
sich erquicken.
Von euch ersehnt sich Stillung
mein lohendes Begehren,
Augen der teuren Braut,
die mich beglücken.
4
Georg Friedrich Händel
»Dall’ondoso periglio« … »Aure, deh, per pietà«.
Recitativo accompagnato und Arie, 3. Akt
aus: Giulio Cesare in Egitto HWV 17 (1723), 3. Akt, 4. Szene
Dramma per musica in drei Akten für Soli, Chor und Orchester,
Libretto von Niccoló Francesco Haym (1678 – 1729)
nach Giacomo Francesco Bussani (aktiv 1673 – 1680)
Cesare
Dall’ondoso periglio
salvo mi porta al lido
il mio propizio fato.
Qui la celeste parca
non tronca ancor lo stame alla mia
vita!
Ma dove andrò? e chi mi porge
aita?
Solo in queste erme arene
al monarca del mondo errar
conviene?
Cesare
Aus gefährlichen Fluten
trägt mein gewogenes Schicksal
mich sicher ans rettende Ufer.
Hier schnitt im Himmel die Parze
vorerst nicht entzwei den Faden zu
meinem Leben.
Doch wohin soll ich gehen, wer
kann mir Beistand geben?
Ziemt es dem Herrscher der Welt,
alleine
durch sandige Ödnis zu irren und
Steine?
Aure, deh, per pietà
spirate al petto mio,
per dar conforto, oh dio,
al mio dolor.
Dite: dov’è, che fa
l’idol del mio sen,
l’amato e dolce ben
di questo cor?
Winde, ach, umschmeichelt sacht,
umstreicht meinen Busen lindernd,
o Gott, meine Schmerzen
mindernd,
und macht mir Mut.
Sagt mir: Wo ist, was macht,
mein Schatz, meines Herzens Lust,
die ich liebe aus tiefster Brust
und voller Glut?
Ma d’ogni intorno i’ veggio
sparse d’arme e d’estinti
l’infortunate arene,
segno d’infausto annunzio al fin
sarà.
Doch wohin ich auch schaue, seh
ich
übersät mit Waffen und mit
Entseelten
das unheilsbeladne Gestade;
vielleicht soll mir das ein
warnendes Omen sein.
5
Georg Friedrich Händel
»Vano amore«. Arie des Alessandro, 2. Akt
aus: Alessandro HWV 21 (1726)
Dramma per musica in drei Akten.
Libretto von Paolo Antonio Rolli, 2. Akt, Szene 2
Alessandro
Eitele Liebe,
Getändel und Scherzen,
nun verdrängt aus dem Herzen,
wo Entrüstung regiert.
Wenn vermessen,
launenvergessen
mich eitele Schönheit
mit Häme brüskiert,
wird Liebe zu Schroffheit
und Hass transformiert.
Eitele Liebe, …
Alessandro
Vano amore,
Lusinga, diletto,
Cedete al dispetto
Che m’agita il cor.
Se m’offende,
Vilipende
D’altera bellezza
L‘istabile umor
In odio ed asprezza
Degenera amor.
Vano amore, …
Alessandro Scarlatti
»Vago mio sole«
aus: Massimo Puppieno (1695)
Melodrama in drei Akten.
Libretto von Aurelio Aureli, 1.Akt, 4. Szene
Puppieno
Vago mio Sole,
Non lacrimar.
Per sì vezzosa
Bocca amorosa
Che mi piagò
In quel bel seno
Ritornerò.
Dell’empio barbaro
Trionferò,
Quel mostro indomito
Spero atterrar.
Vago mio Sole …
Puppieno
Meine liebliche Sonne,
weine doch nicht.
Deinen sanften schönen
Lippen zu frönen,
die ich so lieb,
an deinen Busen
zurück ich flieg.
Den grausamen Wüterich
ich stolz besieg;
das tobende Scheusal
ist bald gericht’.
Meine liebliche Sonne …
6
Alessandro Scarlatti
»Un solo sospiro«
aus: Il Tigrane o vero L’egual impegno d’amore e di fede (1715),
1. Akt, 13. Szene
Dramma per musica in drei Akten.
Libretto von Domenico Lalli
Policare
Ein einziger Seufzer,
vom Herz ohne Zagen
von Liebe getragen,
er streckt ihn dahin.
Mein Schwert sieht der Prahlhans,
sobald ich mich wende:
Verliebt, kampfbehende,
den Sieg ich gewinn.
Policare
Un solo sospiro,
ch’esalo dal core,
acceso d’amore,
lo può fulminar.
E’l brando, se giro,
vedrà quell’altero,
ch’amante, e guerriero
saprò trionfar.
Georg Friedrich Händel
»Abbruggio, avvampo«
aus: Rinaldo HWV 7a/7b (1710 – 11)
Opera seria in drei Akten. Libretto von Giacomo Rossi,
nach Torquato Tassos »La Gerusalemme liberata«, 2. Akt, 7. Szene
Rinaldo
Anima mia!
(Va per abbracciarla, poi si ferma.)
Ma che tenti, Rinaldo!
Forse sotto quel viso
V’è l’inferno co’ un vel del paradiso.
Rinaldo
O meine Liebste!
(Geht auf sie zu, sie zu umarmen, hält
dann ein.)
Halt, was tust du, Rinaldo?
Will dies Antlitz nur lügen?
Glüht die Hölle hinter himmlischen
Zügen?
Aria
Abbrugio, avampo e fremo
Di sdegno e di furor.
Spero, ma sempre temo
D’un infernal error.
Abbrugio, avampo e fremo, …
Arie
Ich brenne, bebe, walle,
vor Abscheu, Wut und Pein.
Ich hoff - und fürcht, ich falle
auf Satans Trug herein.
Ich brenne …
7
Georg Friedrich Händel
»Venti, turbini, prestate«. Arie des Rinaldo
aus: Rwinaldo HWV 7a/7b (1710 – 11)
Opera seria in drei Akten. Libretto von Giacomo Rossi,
nach Torquato Tassos »La Gerusalemme liberata«, 1. Akt, 9. Szene
Rinaldo (allein)
Rezitativ
Ein süßer Strahl Hoffnung
kehrt wieder, die zagende Seele
erheben;
ja, meine Göttin, mein Leben!
Ich eile, den Trug zu enthülln in den
Dingen;
o Liebe, erbarm dich, leih mir deine
Schwingen!
Arie
Winde und Stürme: Erbarmen,
eure Schwingen meinen Füßen
leiht!
Himmel, Götter: Helft meinen
Armen
gegen den, der mir Qual bereit’. …
Übersetzung der Arien und
Rezitative: Sebastian Viebahn
Rinaldo solo
Recitativo
Di speranza un bel raggio
Ritorna a consolar l’alma smarrita;
Sì, adorata mia vita!
Corro veloce a discoprir gl’inganni;
Amor, sol per pietà, dammi i tuoi
vanni!
Aria
Venti, turbini, prestate
Le vostre ali a questo piè!
Cieli, numi, il braccio armate
Contro chi pena mi diè!
Venti, turbini, prestate, …
8
ZU DEN WERKEN
Georg Friedrich Händel
Von Halle an der Saale nach London an die Themse – kein anderer deutscher Komponist der Barockzeit machte einen derart
gewaltigen Karrieresprung wie Georg Friedrich Händel. Seine
Musik war in ihrem Einfallsreichstem kaum zu überbieten, er verwirklichte außergewöhnliche Instrumentationsideen und in seinen Opern erwies er sich als Meister der Schilderung von Seelenzuständen, sei es Wut, Rache, Trauer oder Liebesschmerz.
Nach der Ausbildung bei Friedrich Wilhelm Zachow, Musikdirektor an der Marienkirche in Halle, fand Händel zunächst eine
Anstellung am Opernhaus in Hamburg, wo er als Tuttispieler in
den zweiten Geigen, dann als Cembalist tätig war. Gleichzeitig
entstanden eigene Werke. Am 8. Januar 1705 wurde in Hamburg
seine erste Oper Almira uraufgeführt.
Bei einem Aufenthalt in Venedig machte der Komponist die
Bekanntschaft mit Prinz Ernst, dem Bruder des Kurfürsten von
Hannover, was 1710 zu einer Verpflichtung als kurfürstlicher
Kapellmeister führte. 1712 folgte Händel einem Ruf nach England,
wo er sich ein Jahr zuvor mit der Oper Rinaldo vorgestellt hatte.
Abgesehen von einigen kürzeren Aufenthalten kehrte er nicht
mehr nach Deutschland zurück. 1759 fand der hochgeschätzte
Händel an der Seite englischer Monarchen in der Westminster
Abbey seine letzte Ruhe.
Zu Ehren der Heiligen Cäcilia, der Erfinderin der Orgel und
Schutzpatronin der Musik, komponierte Händel 1736 Alexander’s
Feast, eine Ode für Soli, Chor und Orchester, in der das Concerto
grosso C-Dur als Zwischenaktmusik vorgesehen war. John Drydens Textvorlage, die Dichtung Alexander’s Feast or the Power of
Music – an Ode wrote in Honour of St. Cecilia, erzählt von einem
Fest, das Alexander der Große nach einem Sieg 330 v. Chr. über
die Perser in der eroberten Stadt Persepolis gab. Die Hetäre Thais
stiftet den siegreichen Feldherrn an, die Zerstörung Athens durch
die Perser – 150 Jahre zuvor – mit einer Feuersbrunst in Persepolis zu rächen. Alexander zeigt sich entschlossen, bis ein Sänger
in ihm Mitleid mit den besiegten Persern erweckt. Mit einer kühnen Wendung wird nun die Brücke zur Verehrung der heiligen
9
Cäcilia geschlagen: Wenn schon ein heidnischer Sänger solche
Macht über die Seelen zu erringen vermag, um wie viel mehr erst
die erhabene Kunst der christlichen Märtyrerin Cäcilia.
Einem anderen antiken Herrscher ist die 1724 erstmals in London
gespielte Oper Giulio Cesare in Egitto gewidmet. Sie erzählt farbenreich vom Zusammenprall zweier Kulturen, der römischen
und der ägyptischen, von den Konkurrenzkämpfen innerhalb
beider Reiche und von der reizvollen Konstellation, dass bei
einer Verbindung zweier Menschen, der Königin Kleopatra und
dem römischen Staatsmann Julius Cäsar, erotische und politische Erwägungen Hand in Hand gehen. Händel reagierte auf
das Libretto von Nicola Haym mit seiner bis dahin prachtvollsten Opernpartitur. Sie enthält Block- und Traversflöten, geteilte
Fagotte und Soli für Violine, Oboe und Waldhorn. Im dritten Akt
fleht Cäsar in der Arie »Aure, deh, per pietà« zu den Lüften der Nilgestade, dass er Cornelia wiederfindet, auf die er zwischenzeitlich ein Auge geworfen hat.
Zehn Jahre vor der Uraufführung der Ode Alexander’s Feast
wurde in London die Oper Alessandro uraufgeführt, die eine
weitere Episode aus dem Leben Alexander des Großen erzählt.
Der äußere Anlass war die bevorstehende Ankunft der italienischen Sopranistin Faustina Bordoni in London. Händel sah sich
nun vor die Herausforderung gestellt, sowohl für sie als auch für
die amtierende Primadonna Francesca Cuzzoni eine Oper mit
eindrucksvollen Bravourstücken zu komponieren. Erschwerend
kam hinzu, dass gleichzeitig die Ansprüche des nicht minder
berühmten Kastraten Senesino (eigentlich Francesco Bernardi) in
der Partie des Alessandro befriedigt werden mussten, was den
Komponisten und seinem Textdichter Paolo Antonio durch eine
ausgewogene Verteilung der Arien und Duette gelang. Alessandro leidet an einem verzerrten Selbstbild und glaubt, der Sohn
des Gottes Jupiter zu sein. Verblendet von seiner Eitelkeit verlangt er von seinen Untergebenen, ihn als Gottheit zu behandeln.
Rossane und Lisaura beobachten angstvoll das Geschehen und
belauern sich gegenseitig voll Eifersucht, denn beide haben es
auf Alessandro abgesehen. In der Arie »Vano amore« weist er sie
darauf hin, dass die Wankelmütigkeit von Frauen dazu führen
kann, dass sich seine Liebe in Hass und Strenge verwandelt.
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Nach dem Erfolg von Giulio Cesare in Egitto lagen die Erwartungen des Londoner Publikums an Händels weitere Bühnenwerke hoch. Mit der 1724 erstmals gespielten Oper Tamerlano
erntete Händel weniger Beifall, heute allerdings zählt sie zu seinen bedeutendsten Bühnenwerken. Schon die Tuttischläge zu
Beginn der Ouvertüre weisen auf große Tragik hin. Düstere Tonarten, dunkle Farben in den Streichern: Musikalisch kündigt sich
eine Geschichte an, die weit in den Osten zum mongolischen
Eroberer Tamerlano und seinen blutigen Machtkämpfen führt.
Während eines Aufenthalts in Rom 1707/08 komponierte Händel
etwa 25 weltliche Solokantaten für seine Mäzene, Fürst Francesco
Ruspoli und Kardinal Benedetto Pamphilj, die in sonntäglichen
Privatkonzerten in ihren Palazzi zum Vortrag kamen. Der titelgebende Liebeswahn der Kantate Delirio amoroso für Sopran und
Orchester bezieht sich auf die Nymphe Chloris: Sie halluziniert
sich herbei, ihrem gestorbenen Geliebten Thyrsis in den Hades
gefolgt zu sein, um ihn von dort aus ins Elysium zu führen.
Als Händel 1711 die erste Oper für London komponierte, amtierte
zu dieser Zeit der Dramatiker Aaron Hill als Direktor des Queen’s
Theatre am Haymarket. Er entwarf das Libretto zu Rinaldo auf der
Basis von Torquato Tassos Epos La Gerusalemme Liberata (Das
befreite Jerusalem). Auf der Grundlage dieser Skizze schrieb
dann der Theaterdichter Giacomo Rossi ein Textbuch auf Italienisch. Die Eroberung Jerusalems auf dem ersten Kreuzzug unter
der Führung des Gottfried von Bouillon ist geglückt, doch der Versuch der Zauberin Armida, den Ritter Rinaldo für sich zu gewinnen, scheitert an seiner Tugendhaftigkeit und an seiner Treue
zu Almirena. Im zweiten Akt nimmt die Zauberin die Gestalt von
Rinaldos Geliebter an. Dieser schöpft jedoch Verdacht und weist
Armida in der Arie »Abbruggio, avvampo« entschieden zurück.
Zuvor hatte die Zauberin im ersten Akt Almirena entführt, in der
von Solovioline und -fagott begleiteten Arie »Venti, turbini, prestate« gibt Rinaldo sich der Hoffnung hin, sie wiederzusehen. Für
die Komposition der Oper brauchte Händel nur wenige Wochen,
da er etwa fünfzehn Nummern – vollständig oder teilweise – aus
den Partituren früherer in London bislang nicht gespielten Werke
übernahm, insbesondere aus Agrippina und Almira, ein damals
nicht unüblicher Vorgang der geschickten Zweitverwertung.
11
Alessandro Scarlatti
1660 kam in Sizilien Alessandro Scarlatti zur Welt, der Vater von
Domenico Scarlatti, dem Schöpfer virtuoser Klaviersonaten. In
seiner Zeit als Hofkapellmeister in Neapel schrieb Alessandro
Scarlatti eine große Anzahl von Bühnenwerken, die mit Begeisterung aufgenommen wurden. Nach 1703 hielt er sich wieder in
Rom auf, wo der Vatikan aufgrund moralischer Bedenken Widerstand gegen das Theater ausübte und somit das Opernleben
stark reduzierte. Aus diesen Gründen stellte der geschäftstüchtige Scarlatti sein musikalisches Schaffen um, zu dieser Zeit
erreichte seine Beschäftigung mit Kantaten, Oratorien und Serenaden ihren Höhepunkt. 1708 wurde er zum Kapellmeister der
Capella Reale in Neapel ernannt, wo er bis zu seinem Tod 1725
auch wieder Bühnenwerke komponierte.
Hat man Händels Opernkompositionen im Ohr, nimmt sich Scarlattis Musik zunächst viel weniger spektakulär aus. Die großen
theatralischen Effekte und emotionalen Höhepunkte scheinen zu
fehlen. Erst beim zweiten Hinhören entdeckt man den Reichtum
der Partituren: Die Arien sind konzentrierter und von diskreterer Virtuosität als bei Händel, aber sie besitzen dennoch einen
großen Reiz, wie etwa die Arie des Ernesto aus Scarlattis Oper
Il Cambise (1719). In dem 1695 in Neapel uraufgeführten musikalischen Drama Massimo Puppieno wird der römische Kaiser
Severus Alexander 253 n. Chr. in Moguntiacum (dem heutigen
Mainz) bei einer Militärmeuterei ermordet. Die Soldaten huldigen
dem dafür verantwortlichen Feldherrn Gaius Julius Verus Maximinus (der Massimo in Scarlattis Oper), der römische Senat ruft
ihn zum neuen Kaiser aus. Die von innigen Gefühlen beseelte
Arie »Vago mio sole« richtet Massimo am Ende des ersten Akts
an Claudia, die Prinzessin von Laurento, der er die Hand reichen
wird.
In der 1715 ebenfalls in Neapel erstmals gespielten Oper Il Tigrane
o vero L’egual impegno d’amore e di fede (Der gleiche Aufwand von
Liebe und Treue) schlägt das Herz der Königin Tomiri für den ihr
ergebenen Feldherrn Tigrane. Dieser liebt jedoch König Ciros
Tochter Meroe, deren Vater in einem Kampf von der Königin
getötet wurde. Meroe verlangt von Tigrane, sie zu rächen und ein
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Attentat auf die Herrscherin zu verüben. Tigrane findet sich im
Konflikt zwischen Liebe und Pflicht wieder, wird als Hochverräter
enttarnt und buchstäblich in letzter Minute vor der Hinrichtung
errettet. In die Handlung verwoben ist Policare, der König von
Lydia, der die Königin Tomiri liebt, und dieser Zuneigung in seinen beiden Arien »Care pupille« und »Un solo sospiro« Ausdruck
verleiht.
Antonio Vivaldi
Der künstlerische Mittelpunkt Antonio Vivaldis war Venedig, wo
er 1678 geboren wurde. Eine Besonderheit des dortigen Musiklebens stellten die vier Konservatorien (Ospedali) dar. Ursprünglich
mit dem Ziel der Armen- und Waisenfürsorge gegründet, führte
man an diesen sozial-karitativen Einrichtungen als Teil der Kindererziehung Musikunterricht ein. Die besten Musiker wurden
als Lehrer engagiert. Am ausschließlich von Mädchen bewohnten Ospedale della Pietà erhielt Vivaldi 1703 eine Anstellung als
Maestro di violino und blieb dieser Institution bis 1738 kontinuierlich verbunden. Er gab Unterricht, leitete die Konzertaufführungen und komponierte dafür Instrumentalwerke. In diesem
Rahmen experimentierte er intensiv an der Weiterentwicklung
des instrumentalen Concerto, indem er unter anderem zwischen
zwei Ecksätzen in raschem Tempo einen langsamen, sanglichen
Satz mit sparsamer Begleitung einschob. 1711 veröffentlichte er
eine Sammlung mit zwölf Instrumentalkonzerten unter dem Titel
L’estro armonico. Wörtlich übersetzt handelt es sich hierbei um
»harmonische Eingebungen«. Enthalten sind darin Konzerte für
ein, zwei beziehungsweise vier Soloviolinen, Streicher und Basso
continuo. Die Werke sind von origineller Themengebung und
instrumentaler Frische, die Musiker produzieren ein warmes und
dunkeltimbriertes Fundament, über dem sich die Solo-Violinen
sicher aufgehoben fühlen dürfen.
Jürgen Gauert
13
Biographien
Max Emanuel Cencic
Max Emanuel Cencic war bereits in jungen Jahren Mitglied und Solist bei den
Wiener Sängerknaben, begann 1992
eine Solokarriere als Sopranist und
wechselte 2001 in das Fach des Countertenors. Er tritt mittlerweile in Produktionen wichtiger Opernhäuser auf
der ganzen Welt auf, u. a. in der Wiener
Staatsoper, im Theater an der Wien, in
der Bayerischen Staatsoper, der Semperoper in Dresden, der Deutschen
Oper Berlin, der Frankfurter Oper, im Teatro Real in Madrid, im
Gran Teatro del Liceu in Barcelona, im Théâtre des ChampsElysées in Paris, in der Opéra National de Lorraine in Nancy,
im Théâtre Capitole in Toulouse, am La Monnaie in Brüssel, im
Grand Théâtre von Genf sowie im Teatro Nacional de São Carlos in Lissabon. Max Emanuel Cencic hat Konzerte in der Carnegie Hall gegeben, im Barbican Centre in London, im Amsterdamer Concertgebouw, im Wiener Musikverein, im Festspielhaus
Baden-Baden, in der Laeiszhalle Hamburg, in der Kölner Oper,
im Palais Garnier in Paris, in der Frauenkirche in Dresden, im
Hessischen Staatstheater Wiesbaden und in der Nomori-Oper
in Tokyo. Zu den Dirigenten, mit denen er regelmäßig zusammenarbeitet, gehören u. a. William Christie, René Jacobs, Ottavio
Dantone, Diego Fasolis, Jean-Christophe Spinosi, George Petrou,
Emmanuelle Haïm, Fabio Biondi und Riccardo Muti. Ein früher
Meilenstein in Max Emanuel Cencics Karriere war seine Interpretation des Nerone in Monteverdis L’incoronazione di Poppea
in Basel. Weitere Rollen, die er annahm, waren die des Perseo
in Vivaldis Serenade Andromeda Liberata, die Titelrolle in Händels selten aufgeführter Oper Faramondo, sowie der Herold in
der Uraufführung von Aribert Reimanns Medea an der Wiener
Staatsoper. Dass Max Emanuel Cencic zu den aktuell bedeutendsten Countertenöre gerechnet wird, gründet aber vor allem
auf seiner Verkörperung der Titelrolle in Vivaldis Farnace, die er
in der Saison 2011/12 an zahlreichen Orten vortrug. Sein umfangreicher CD-Katalog enthält etliche preisgekrönte Aufnahmen. In
der Kölner Philharmonie ist er heute zum ersten Mal zu hören.
14
Concerto Köln
Seit mittlerweile mehr als 25 Jahren zählt Concerto Köln zu den
führenden Ensembles im Bereich der historischen Aufführungspraxis. Schon kurz nach seiner Gründung im Jahr 1985 waren
Publikum und Kritik vom lebendigen Musizierstil des Ensembles
begeistert – und seitdem ist Concerto Köln regelmäßiger Gast
in renommierten Konzertsälen und bei großen Musikfestivals
rund um den Globus. Zahlreiche Tourneen führten das Ensemble, unter anderem unterstützt vom Goethe-Institut, nach Nordund Südamerika, in asiatische Länder wie China, Japan oder
Südkorea sowie nach Israel und in die meisten Länder Europas.
Seit Oktober 2009 besteht eine Partnerschaft mit dem High EndAudiospezialisten MBL, die sich in Konzerten, Messen und jüngst
in der ersten gemeinsamen CD-Produktion zeigt.
Insbesondere seine Heimatstadt liegt Concerto Köln am Herzen. So ist es regelmäßiger Gast in der Kölner Philharmonie,
unterhält seit knapp sechs Jahren eine Konzertreihe im Börsensaal der Industrie- und Handelskammer zu Köln und ist Initiator
des Kölner Zentrums für Alte Musik, das 2012 in die Obhut der
neu gegründeten Kölner Gesellschaft für Alte Musik übergeben
15
wurde. Mit seinem »Hörpiraten«-Programm hat Concerto Köln
fast 5.000 Schüler aus der Kölner Region mit der Alten Musik in
Berührung gebracht. Im Dezember vergangenen Jahres feierte
Leonardo Vincis Artaserse gemeinsam mit den Countertenören
Philippe Jaroussky und Max Emanuel Cencic seine international
umjubelte Premiere an der Kölner Oper.
Concerto Köln spielte mittlerweile über 60 Aufnahmen ein, von
denen ein Großteil mit Preisen wie dem Grammy Award, dem
ECHO Klassik, dem MIDEM Classical Award und dem Diapason
d’Or ausgezeichnet wurde. Aktuelle Projekte sind die Gesamtaufnahme der Brandenburgischen Konzerte Johann Sebastian
Bachs, der Violinkonzerte Joseph Haydns (mit Midori Seiler) und
Johann Sebastian Bachs (mit Giulano Carmignola) sowie eine
Einspielung von Verdi- und Mozart-Arien (mit Simone Kermes).
Die künstlerische Leitung liegt seit 2005 in den Händen von Flötist Martin Sandhoff. Neben Markus Hoffmann, dem Konzertmeister aus eigenen Reihen, werden zu ausgewählten Projekten
auch externe Konzertmeister wie Shunske Sato oder Mayumi
Hirasaki engagiert. Zu den weiteren künstlerischen Partnern zählen 2013 unter anderem Kent Nagano, Peter Dijkstra, Nuria Rial,
Max Emanuel Cencic, Andreas Staier, die Chöre des NDR und BR
sowie der RIAS Kammerchor und die Regensburger Domspatzen.
Concerto Köln hat seit 2005 seinen Sitz im Kölner Stadtteil Ehrenfeld, wobei es vom Land Nordrhein-Westfalen, der Kunststiftung
NRW, der Stadt Köln, dem TÜV Rheinland, dem Landschaftsverband Rheinland, der Bauwens Group, RIMOWA und der RheinEnergieStiftung Kultur gefördert wird. 2012 wurde Concerto Köln
von der Generaldirektion Bildung und Kultur der EU-Kommission
zum kulturellen Botschafter der Europäischen Union ernannt. Als
weltweit erstes Ensemble hat Concerto Köln ein Qualitätsmanagement nach ISO 9001 eingeführt und ist nun offizieller Träger
der »TÜV Rheinland-Plakette«.
In der Kölner Philharmonie war Concerto Köln zuletzt im Oktober
dieses Jahres zu Gast.
16
Concerto Köln wird unterstützt von:
17
Die Besetzung von Concerto Köln
Violine I
Markus Hoffmann Konzertmeister
Jörg Buschhaus
Stephan Sänger
Antje Engel
Hedwig van der Linde
Oboe
Pier-Luigi Fabretti
Peter Tabori
Violine II
Sylvie Kraus
Chiharu Abe
Monica Waisman
Horst-Peter Steffen
Bettina von Dombois
Laute
Michael Dücker
Fagott
Lorenzo Alpert
Cembalo
Marta Dotkus
Viola
Antje Sabinski
Aino Hildebrandt
Claudia Steeb
Violoncello
Jan Kunkel
Ulrike Schaar
John Semon
Kontrabass
Jean-Michel Forest
Roberto Fernandez de Larrinoa
18
9.3.2014: Oper am Dom
20
50668 Köln
21
KölnMusik-Vorschau
Dezember
DO
26
20:00
2. Weihnachtstag
Gaby Goldberg voc
Bibi Johns voc
Greetje Kauffeld voc
MO
30
20:00
Lenneke Ruiten Sopran
Les Musiciens du Louvre Grenoble
Marc Minkowski Dirigent
Wiener Klänge von Johann Strauß
Operette und ... 2
New York Voices
Ute Mann Singers
Die Allstar-Formation »The Best«
Ack van Rooyen tp
Claus Reichstaller tp
Peter Weniger sax
Gustl Mayer sax
Jiggs Whigham tb
Paul Kuhn Big Band
Jiggs Whigham ld
Hommage an Paul Kuhn
Paul Kuhn ist am 22. September
­verstorben. Wie in den vergangenen
26 Jahren hatte er sein traditionelles
Gastspiel zu Weihnachten in der Kölner
Philharmonie zugesagt. Wir werden
im Konzert am 26. Dezember an den
großen Jazz-Pianisten und Entertainer
erinnern.
DI
31
18:00
Silvesterkonzert
Anne Schwanewilms Sopran
Ingeborg Danz Alt
Maximilian Schmitt Tenor
Markus Butter Bass
Vokalensemble Kölner Dom
Gürzenich-Orchester Köln
Markus Stenz Dirigent
Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125
KölnMusik gemeinsam mit dem
Gürzenich-Orchester Köln
Januar
SA
MI
28
01
20:00
18:00
Neujahr
Chilly Gonzales p
Kaiser Quartet
SO
29
15:00
Filmforum Der Lieblingsfilm von
Chilly Gonzales
Amadeus
Milos Forman Regie
ČSSR, 1984, 160 Min.
Medienpartner: choices
KölnMusik gemeinsam mit
Kino Gesellschaft Köln
Erika Stucky Vocals,
Mini-Akkordeon, Trash-Movies
David Coulter Klavier,
Multiinstrumentalist
Terry Edwards Bass, Saxophon,
Multiinstrumentalist
Michael Blair Schlagzeug,
Multiinstrumentalist
Black Widow
Die amerikanische Wahl-Schweizerin
Erika Stucky ist ein Mensch gewordenes
Naturereignis. Schließlich bewegt sich
die Tochter von kalifornischen Hippies
mit ihrer Stimme irgendwo zwischen
Pop und Dada, zwischen Jazz, Folklore
und Wahnsinn. Pünktlich zum neuen
Jahr bringt die geborene Entertainerin,
Sängerin und Akkordeonistin ihr neuestes Band-Projekt »Black Widow« mit.
Lange Mozartnächte
Mozart 1784
Dienstag
4. Februar 2014
20:00
Mittwoch
5. Februar 2014
20:00
Cappella
Andrea Barca
András Schiff
Klavier und Leitung
Foto: Priska Ketterer
Wolfgang Amadeus Mozart
Konzerte für Klavier und Orchester
Sonate für Klavier und Violine B-Dur KV 454
Quintett für Klavier, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott Es-Dur KV 452
Zehn Variationen G-Dur über die Ariette »Unser dummer Pöbel meint«
Sonate für Klavier c-Moll KV 457
Streichquartett B-Dur KV 458
»Im Jahr 1784 ist so unglaublich viel passiert, ich möchte zeigen, wie großartig und virtuos Mozart quer durch alle Gattungen komponiert hat«, so
András Schiff über den genialen Komponisten und virtuosen Pianisten
Mozart, dem er zwei Abende ausschließlich mit Werken aus dem Jahr 1784
widmet.
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Redaktion: Sebastian Loelgen
Corporate Design: hauser lacour
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Textnachweis: Der Text von Jürgen Gauert
ist ein Original­­­beitrag für dieses Heft.
Fotonachweise: Harald Hoffmann S. 15;
Parnassus ARTS Productions/Julian Laidig
S. 14
Gesamtherstellung:
adHOC ­Printproduktion GmbH
Jean Sibelius
Finlandia op. 26
Konzert für Violine und
Orchester d-Moll op. 47
Anton Bruckner
Sinfonie Nr. 6 A-Dur WAB 106
Ricardo
Chailly
Dirigent
Foto: Mat Hennek
Christian Tetzlaff Violine
Wiener Philharmoniker
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Donnerstag
16.01.2014
20:00
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