Überprüfung Erdbeben Etappe II Emch + Berger vom 29.5.2015

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Mehrzweckanlage Zälgli / 3202 Frauenkappelen
Überprüfung der Erdbebensicherheit der
Etappe II
Version 1.00 l 29.05.2015
Gesamtlösungen sind unser Plus. l Emch+Berger AG Bern
Schlösslistrasse 23 l Pf 6025 l CH-3001 Bern l Tel. +41 31 385 61 11 l Fax +41 31 385 61 12 l [email protected] l www.emchberger.ch
Impressum
Auftragsnummer BE.N.15102
Auftraggeber
Brügger Architekten AG, Scheibenstrasse 6 Postfach 3601 Thun
Datum
29.05.2015
Version
1.00
Autor(en)
Zoltan Lencse
Freigabe
Daniel Bommer
Verteiler
Herr Patrick Urfer
Datei
J:\F_KI\2015\BE.N.15102_Sanierung MZA Frauenkappelen\4_PLAN\50_ERDBEBEN\B_150529_Bericht
.Erdbebenüberprüfung MZA Etappe II.docx
Seitenanzahl
20
Copyright
© Emch+Berger AG Bern
Emch+Berger AG Bern
Mehrzweckanlage Zälgli / 3202 Frauenkappelen
Überprüfung der Erdbebensicherheit der Etappe II
Inhaltsverzeichnis
1
Gegenstand
1
2
Grundlagen
2
2.1
Plangrundlagen
2
2.2
Normen, Richtlinien und Dokumente
2
2.3
Zustandserfassung
2
3
4
5
2.3.1 Begehung
2
2.3.2 Sondierungen
2
2.4
Baustoffe
3
2.5
Generelle Zustandsbeurteilung
3
Beschreibung des Objekts
4
3.1
Abmessungen und Nutzung
4
3.2
Angenommene Lasten
5
3.3
Tragwerkskonzept
5
3.3.1 Vertikaler Lastabtrag
5
3.3.2 Horizontaler Lastabtrag
6
3.4
8
Fundation und Baugrund
Beurteilung der konzeptionellen und konstruktiven Durchbildung
8
4.1
8
Konzeptionelle Durchbildung
4.1.1 Aussteifung im Aufriss
8
4.1.2 Aussteifung im Grundriss
9
4.2
Konstruktive Durchbildung
9
Untersuchung der Erdbebensicherheit
9
5.1
9
Erdbebenmodell
5.1.1 Erdbebenmodell der Konstruktion
9
5.2
Tragwerksanalyse
9
5.3
Eigenschwingungen
11
5.4
Tragfähigkeit
11
5.4.1 Biegung & Schub der Mauerwerkswände
11
5.4.2 Quertragfähigkeit der Wände (Out-of-plane)
12
5.5
Nicht tragende Bauteile, Dachkonstruktion
12
5.6
Erfüllungsfaktoren
12
5.6.1 Erfüllungsfaktoren der bestehenden Konstruktion
12
5.6.2 Verformungen der bestehenden Konstruktion
12
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6
7
Beurteilung der Erdbebensicherheit
13
6.1
Rechnerische Beurteilung gemäss SIA 2018, Ziffer 9.1
13
6.2
Erfüllungsgrad der Tragstruktur im Ist-Zustand
13
Massnahmenempfehlung und Kostenschätzung
7.1
7.2
8
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Überprüfung der Erdbebensicherheit der Etappe II
14
Beurteilung der Erdbebensicherheit und der Notwendigkeit von
Ertüchtigungsmassnahmen
14
Massnahmenempfehlung für die Erdbebensicherheit
14
Schlussbemerkung
16
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Situation (www.maps.google.ch) ............................................................................ 1
Abbildung 2: Grundriss EG der Etappe II .................................................................................... 4
Abbildung 3: Querschnitt des Gebäudes ..................................................................................... 5
Abbildung 4: Stabilisierungswände im EG ................................................................................... 6
Abbildung 5: Stabilisierungswände im OG .................................................................................. 7
Abbildung 6: Stabilisierungswände im UG - alle Wände haben einen Beitrag ............................. 7
Abbildung 7: Baugrundangaben aus [2] ...................................................................................... 8
Abbildung 8: 3-D Modell ............................................................................................................ 10
Abbildung 9: Konzept Zweimassenschwinger ........................................................................... 10
Abbildung 10: Spektrum in X und in Y-Richtung ........................................................................ 11
Abbildung 11: Beurteilungsdiagramm für die Bauwerksklasse II................................................ 13
Abbildung 12: Massnahme im UG ............................................................................................. 14
Abbildung 13: Massnahme im EG ............................................................................................. 15
Abbildung 14: Massnahme im OG............................................................................................. 15
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Baustoffeigenschaften Beton gemäss SIA 162 (1989) ................................................ 3
Tabelle 2: Baustoffeigenschaften Betonstahl gemäss SIA 162 (1989)......................................... 3
Tabelle 3: Baustoffeigenschaften Mauerwerk gemäss SIA 177 (1980) ........................................ 3
Tabelle 4: Verformungen und Schiefstellungen der bestehenden Konstruktion ......................... 12
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1
Mehrzweckanlage Zälgli / 3202 Frauenkappelen
Überprüfung der Erdbebensicherheit der Etappe II
Gegenstand
Gegenstand dieser Untersuchung ist die im Jahr 1980 erbaute zweite Etappe des Gebäudes an der Zälglistrasse in Frauenkappelen.
Das Gebäude wird durch Schulungsräume und Schutzräume im Untergeschoss genutzt.
Das Ingenieurbüro Emch+Berger AG Bern wurde beauftragt die Erdbebensicherheit
nach den heute gültigen Normen zu überprüfen und allfällige Verstärkungskonzepte zu
erarbeiten. Die Überprüfung der Erdbebensicherheit erfolgt nach dem Verfahren des SIA
Merkblattes 2018.
Abbildung 1: Situation (www.maps.google.ch)
Abbildung 1: Situation (www.maps.google.ch)
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2
Grundlagen
2.1
Plangrundlagen
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· Architektenpläne (Mäder+Brüggemann Architekten)
Ø Etappe 1 – Grundriss Untergeschoss (M 1:50, Stand 11.06.1980)
Ø Etappe 1 – Grundriss Erdgeschoss (M 1:50, Stand 11.06.1980)
Ø Etappe 1 – Grundriss Dachaufsicht (M 1:50, Stand 11.06.1980)
Ø Etappe 2 – Grundriss Untergeschoss (M 1:50, Stand 10.04.1989)
Ø Etappe 2 – Grundriss Erdgeschoss (M 1:50, Stand 10.04.1989)
Ø Etappe 2 – Grundriss Obergeschoss (M 1:50, Stand 10.04.1989)
2.2
Normen, Richtlinien und Dokumente
· [1] Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein SIA; Normen SIA 260-269
(Neubauten / Erhaltung von Tragwerken)
· [2] Bundesamt für Umwelt (BAFU); „Erdbebenvorsorge – Mikrozonierung“;
http://map.bafu.admin.ch/ Stand 28.02.2015
· [3] Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein SIA; Merkblatt 2018 „Überprüfung bestehender Gebäude bezüglich Erdbeben“; 2004 SIA-Zürich
2.3
Zustandserfassung
2.3.1
Begehung
Die Begehung fand am 20. März 2015 statt. Dabei wurde die Übereinstimmung der vorhandenen Plangrundlagen mit dem Ist-Zustand kontrolliert und das Gebäude visuell auf
Schäden überprüft.
Es wurden keine relevanten Änderungen an der Haupttragstruktur festgestellt. Die Plangrundlagen stimmen mit der vor Ort angetroffenen Situation überein.
2.3.2
Sondierungen
Es wurden keine Sondierungen oder Materialprüfungen durchgeführt.
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2.4
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Baustoffe
Gemäss den Planunterlagen sind folgende Baustoffe beim Gebäude verwendet worden:
fck
Werkstoff
SIA
162
B35/25
(1989)
τcd
fcd
2
2
2
[N/mm ]
[N/mm ]
[N/mm ]
21.6
14.4
0.93
Tabelle 1: Baustoffeigenschaften Beton gemäss SIA 162 (1989)
Werkstoff
SIA
162
S 500 b
(1989)
fsm
ftm
2
fsk
2
fsd
2
2
[N/mm ]
[N/mm ]
[N/mm ]
[N/mm ]
550
-
500
435
Tabelle 2: Baustoffeigenschaften Betonstahl gemäss SIA 162 (1989)
Werkstoff
SIA 2018
MKNV
fbm
fxd
2
fyd
2
2
[N/mm ]
[N/mm ]
[N/mm ]
15
2.92
1.5
Tabelle 3: Baustoffeigenschaften Mauerwerk gemäss SIA 177 (1980)
2.5
Generelle Zustandsbeurteilung
Die Beurteilung des Zustands des Gebäudes ist im Bericht „Zustandsuntersuchung“ detailliert dokumentiert.
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3
Beschreibung des Objekts
3.1
Abmessungen und Nutzung
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Überprüfung der Erdbebensicherheit der Etappe II
Das Gebäude MZA Zälgli in Frauenkappelen besteht aus drei Teilen.
Das Gebäude MZA Zälgli in Frauenkappelen besteht aus drei Teilen.
Der Teil Etappe I wurde 1981 erstellt. Das Gebäude ist ein Massivbau mit den Hauptabmessungen von ca. 58.50 m x 39.30 m, welcher aus einem Untergeschoss und einem
Erdgeschoss besteht. Das Bauwerk wird durch Schulungsräume, eine Turnhalle, einen
Saal und eine Garage des Feuerwehrs Frauenkappelen benutzt.
Der Teil Etappe II wurde 1990 vom ersten Gebäudeteil dilatiert erstellt. Das Gebäude
besteht aus einem Untergeschoss, einem Erdgeschoss und einem Obergeschoss mit
den Hauptabmessungen von ca.18.00 m x 17.00 m. Benutzt wird das Bauwerk durch
Schulungsräume, Kindergarten und Schutzraum.
Der Teil Anbau Pavillon ist eine Holzkonstruktion neben dem Teil Etappe I. Er wurde
2002 erstellt und wird als Versammlungsraum für Anlässe benutzt.
Das Thema dieser Untersuchung ist die Erdbebensicherheit der Etappe II.
Abbildung 2: Grundriss EG der Etappe II
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Überprüfung der Erdbebensicherheit der Etappe II
Abbildung 3: Querschnitt des Gebäudes
Die Geschossdecken der Etappe II liegen auf folgenden rohen Koten:
-
3.2
Bodenplatte UG
Decke über.UG
Decke über EG
Betondecke / Oberste Dachkante Stahldecke
-3.34 m
-0.16 m
3.32 m
6.10 / 9.05 m
Angenommene Lasten
Nutzlasten
- EG: (SIA 261 Kat. C1)
- Dach: (SIA 261 Kat. H)
3.0 kN/m2
0.4 kN/m2
(300 kg/m2)
(40 kg/m2)
3.0 kN/m2
3.0 kN/m2
(300 kg/m2)
(300 kg/m2)
Ständige Lasten
- Bodenaufbau (allgemein):
- Dachaufbau (auf der Betondecke)
3.3
Tragwerkskonzept
3.3.1
Vertikaler Lastabtrag
Das Tragsystem des Gebäudes besteht aus Flachdecken in Ortbeton, welche auf Betonund Mauerwerkswänden gelagert sind. Die Ausnahmen sind die Dachdecken über den
Klassenzimmern im Obergeschoss, wo die Überdachung mit einer Metallkonstruktion erstellt wurde.
Die tragenden Bauteile beinhalten vereinzelte Stahlstützen und mehreren Beton- und
Mauerwerkswände, welche grundsächlich in beiden Hauptrichtungen angeordnet sind.
Die Mehrheit der Wände im Obergeschoss ist aus Beton erstellt, im Erdgeschoss sind
sie aus Mauerwerk gebaut. Im Untergeschoss sind ausschliesslich Betonwände als Tragelement vorhanden.
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3.3.2
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Horizontaler Lastabtrag
Das Tragsystem im Erdgeschoss ist konsequent bis die auf Bodenplatte weitergeführt.
Es ist eine genügende Anzahl von Stabilisierungswänden vorhanden. Die Decke liegenentlang der Fassade teilweise auf Mauerwerkswänden, welche mit den Betonfassaden
verbunden sind und teilweise auf Stahlstützen.
Im Erdgeschoss und im Obergeschoss besteht die horizontale Tragstruktur in den beiden Richtungen aus Stahlbeton- und Mauerwerkswänden. Im Untergeschoss sind nur
tragende Betonwände vorhanden, die mit der Bodenplatte und mit der Decke über dem
Untergeschoss eine steife Kiste bilden.
Y
X
Abbildung 4: Stabilisierungswände im EG
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Y
X
Abbildung 5: Stabilisierungswände im OG
Abbildung 6: Stabilisierungswände im UG - alle Wände haben einen Beitrag
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3.4
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Fundation und Baugrund
Das Gebäude ist im Untergeschoss auf Einzel- bzw. Streifenfundamenten flach fundiert.
Über den Baugrund liegen zwar keine genauen Angaben vor, aber gemäss [2] liegt das
Gebäude auf mergelartigem Boden. Somit kann die Baugrundklasse B gewählt werden.
Abbildung 7: Baugrundangaben aus [2]
4
Beurteilung der konzeptionellen und konstruktiven Durchbildung
4.1
Konzeptionelle Durchbildung
Das Gebäude hat einen einfachen Grundriss mit klarer Raumaufteilung. Ein Korridor verläuft durch die Mitte des Gebäudes. Die Klassenzimmer sind symmetrisch dazu angeordnet. Diese Anordnung wurde im Erd- und Obergeschoss geplant. Somit sind die
Wände übereinander angeordnet, und es kann ein klares Tragsystem identifiziert werden.
4.1.1
Aussteifung im Aufriss
Die Wände im Obergeschoss und im Erdgeschoss sind mit leichten Versätzten übereinander angeordnet. Sie stehen auf der 55 cm dicken Decke des Untergeschosses.
In X-Richtung können die Korridorwände für die horizontale Aussteifung aktiviert werden.
Diese sind jedoch nur auf einer Seite des Korridors über beide Geschosse (Erdgeschoss
und Obergeschoss) vorhanden. In Y-Richtung wirken die Fassadenwände und eine Reihe der Querwände. Die Wände und die dicke Decke des Untergeschosses bilden eine
steife Kiste, in welche die oberen Geschosse eingebunden sind.
Die Anordnung der Stabilisierungswände im Aufriss erweckt den Eindruck, dass das Gebäude in Y-Richtung genügend Wände aufweist, und in X-Richtung die Stabilität nicht
unbedingt gewährleistet ist.
Es angenommen, dass die Dachkonstruktion die horizontalen Lasten auf die vorhandenen Wände abgeben kann.
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4.1.2
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Aussteifung im Grundriss
Die Massen- und Steifigkeitszentren der Gebäudeteile liegen leicht exzentrisch.
Diese Exzentrizitäten ergeben Verdrehungen und Torsionsbelastungen, welche durch
den langen Fassadenwände in Y-Richtung aufgenommen werden können.
4.2
Konstruktive Durchbildung
Mit Deckenstärken von 20-26 cm weisen die Betondecken in der horizontalen Ebene eine nennenswerte Steifigkeit für Druck- & Zugbeanspruchungen in zwei orthogonalen
Richtungen auf. Sie können dadurch die anfallenden horizontalen Kräfte in das vertikale
Tragsystem abgeben, wo das vertikale Element mit der Decke verbunden ist. Auch die
Schubübertragung der Decken in diese Wände wird durch den monolithischen Verbund
der Wände mit den Decken gewährleistet.
5
Untersuchung der Erdbebensicherheit
Die Einleitung, der Beschrieb der Anforderungen, die Basis für die Tragwerksanalyse
und der Beschrieb der Erdbebeneinwirkung entsprechen dem Bericht „Überprüfung der
Erdbebensicherheit der Etappe I“.
5.1
Erdbebenmodell
5.1.1
Erdbebenmodell der Konstruktion
Den Berechnungen wurde ein Zwei-Massenschwinger zu Grunde gelegt (Abbildung 8: ).
5.2
Tragwerksanalyse
Die Überprüfung des Gebäudes erfolgte in X- und Y-Richtung verformungsbasiert nach
dem Push-Over-Verfahren mit den Programmen Cedrus-6, Statik-6, Promur und Murus6. Dieses Berechnungsverfahren benutzt ein Stabmodell aus dem Statik-Modul. Die Geschossdecken wurden in ihrer Ebene als unendlich steif angenommen.
Allgemein wurde mit einer gerissenen Steifigkeit der Tragwänden im Erdbebenfall von
EI‘‘ = 0.5 EI gerechnet. Der Einspannhorizont wurde auf dem Niveau der Untergeschossdecke angenommen (Abbildung 8).
Die für das Push-Over Verfahren berücksichtigten Schubscheiben pro Geschoss sind in
der Abbildung 4 und in der Abbildung 5 dargestellt.
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Seite 9
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Abbildung 8: 3-D Modell
Abbildung 9: Konzept Zweimassenschwinger
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5.3
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Eigenschwingungen
In X-Richtung liegt die Grundschwingzeit bei 0.29 sec, was einem steifen System entspricht. Die Grundschwingzeit in Y-Richtung liegt bei 0.13 sec – dies entspricht einem
noch steiferen System.
Abbildung 10: Spektrum in X und in Y-Richtung
5.4
Tragfähigkeit
Die Nachweisse für die Betondecken, die Betonwände und für die Krafteinleitung sind im
Bericht „Überprüfung der Erdbebensicherheit der Etappe I“ detailliert beschrieben.
5.4.1
Biegung & Schub der Mauerwerkswände
Der Nachweis der einzelnen Mauerwerkscheiben wird über die Spannungsfelder nach
SIA 266 mit den Programmen von Promur und Murus-6 durchgeführt. Der Widerstand
gilt als nachgewiesen wenn (Beiwerte gemäss Norm):
Nxd ≤ kN·l2·tw·fxd
und
Vd ≤ kV·l1·tnom·fyd
Beim Promur-Algorithmus werden zuerst die Schwerlasten aufgebracht und anschliessend schrittweise die Erdbebenbelastung, welche nach dem Ersatzkraftverfahren berechnet wurde. Die Erdbebenbelastung wird so weit gesteigert, bis eine Mauerwerkswand ihre Traglast erreicht. Dann wird diese Wand plastifiziert und nimmt bei weiterer
Laststeigerung keine zusätzlichen Querkräfte mehr auf. Eine begrenzte plastische
Schubverformung ist jedoch möglich, wobei die Grösse der zulässigen Verformung durch
den Ingenieur gewählt wird. Dadurch können die Schubkräfte innerhalb eines Geschosses von schwächeren auf stärkere Mauerwerkswände umgelagert werden.
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5.4.2
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Überprüfung der Erdbebensicherheit der Etappe II
Quertragfähigkeit der Wände (Out-of-plane)
Die tragenden Mauerwerkswände sind durch die Geschossdecken gehalten und stellen
bezüglich des Herausfallens der Wand aus ihrer Ebene keine Gefahr dar. Die Wandschlankheit gemäss SIA 2018 Tabelle 1 h/t ≤ 18 bzw. 20 wird für alle tragenden Mauerwerkswände eingehalten.
5.5
Nicht tragende Bauteile, Dachkonstruktion
Die vorliegende Überprüfung umfasst die Erdbebensicherheit der Tragstruktur im Massivbauweise. Nichttragende Fassadenelemente, Metalltragwerke (Dachkonstruktion) etc.
sind nicht Bestandteil dieser Untersuchung.
5.6
Erfüllungsfaktoren
5.6.1
Erfüllungsfaktoren der bestehenden Konstruktion
Der massgebende Erfüllungsfaktor des Gebäudes in X-Richtung liegt bei αxeff =0.59 und
in Y-Richtung bei αYeff >1.00. Massgebend ist der Tragwiderstand der Mauerwerkswände im Erdgeschoss in X-Richtung, bei welchen die zulässige plastische Verformung erreicht wurde.
5.6.2
Verformungen der bestehenden Konstruktion
Das verformungsbasierte Verfahren bedingt die Ausbildung von plastischen Gelenken in
den Mauerwerkswänden. Die Verformungen sind entsprechend grösser, als sie bei einem kraftbasierten Nachweiss wären. Die zulässigen Verformungen sind durch den Ingenieur zu wählen. Bei dieser Untersuchung der Erdbebensicherheit der Etappe II wurde
der Grenzwert der horizontalen Verformungen auf dem Maximalwert nach SIA 2018 für
nichttragende Mauerwerkswände eingesetzt.
Die maximalen Verformungen im Fall eines Bemessungsbebens in Gebäudelängs- wie
auch in Gebäudequerrichtung liegen beim Grenzwert nach SIA 2018 von 5.0‰ (0.5%)
Schiefstellung.
Erdbebenrichtung
X-Richtung des Gebäudes
Y-Richtung des Gebäudes
dmax [mm]
~14
~13.1
Schiefstellung
5.0 ‰
4.7 ‰
Tabelle 4: Verformungen und Schiefstellungen der bestehenden Konstruktion
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Beurteilung der Erdbebensicherheit
6.1
Rechnerische Beurteilung gemäss SIA 2018, Ziffer 9.1
Nach dem Merkblatt SIA 2018 [3] wird die Verhältnismässigkeit durch die Gegenüberstellung von Kosten und Nutzen einer Erdbebensicherungsmassnahme beurteilt. Dies
geschieht unter Berücksichtigung der Sicherheitsansprüche des Individuums und dessen
Akzeptanz eines gewissen Risikos. Der resultierende Nutzen einer Massnahme wird
durch die Reduktion von Personenrisiko in Form von vermiedenen Todesopfern ermittelt.
Die verhältnismässigen Kosten für eine Ertüchtigung können in Abhängigkeit der Restnutzungsdauer und der Personenbelegung bestimmt werden.
keine Massnahmen empfohlen
Beurteilung der Verhältnismässigkeit
Massnahmen erforderlich
Abbildung 11: Beurteilungsdiagramm für die Bauwerksklasse II
6.2
Erfüllungsgrad der Tragstruktur im Ist-Zustand
Die Berechnung mit dem Push-Over-Verfahren für das Gebäude ergab, dass der Erfüllungsfaktor aXeff=0.59 für die einzelnen Innenwände in X-Richtung ungenügend ist. Dies
heisst, dass der Erfüllungsfaktor unter aadm = 0.76 liegt, folglich sind Massnahmen soweit
verhältnismässig erforderlich.
Die Gebrauchstauglichkeit im Erdbebenfall ist bei Gebäuden der Bauwerksklasse II nicht
zu untersuchen, jedoch muss erwähnt werden, dass im Fall eines Bemessungsbebens
mit Betonabplatzungen und/oder Rissen in der Tragstruktur zu rechnen ist.
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7
Massnahmenempfehlung und Kostenschätzung
7.1
Beurteilung der Erdbebensicherheit und der Notwendigkeit von Ertüchtigungsmassnahmen
Mit αeff =0.59 liegt der Erfüllungsfaktor zwischen αmin und αadm. Somit sind Massnahmen
erforderlich, falls die Verhältnismässigkeit gegeben ist.
Das Gebäude weist eine Personenbelegung im Jahresschnitt von ca. PB = 18 auf (Annahme auf Basis Anzahl Klassenzimmer und geschätzte Anzahl von anwesenden Kinder). Eine Erdbebensicherungsmassnahme gilt als verhältnismässig, wenn die Rettungskosten unter 10 Mio. Franken pro gerettetes Menschenleben liegen. Damit ergibt sich
unter der Annahme einer Restnutzungsdauer von n = 50 Jahren:
-
7.2
Ertüchtigung bis Schwellenwert αadm:
αeff = 0.59
Verhältnismässige Investitionskosten Total:
αadm = 0.76
SIKM = ca. 7`800 CHF
Massnahmenempfehlung für die Erdbebensicherheit
Um die Tragsicherheit der Struktur im Erdbebenfall gewährleisten zu können, müssen
die Mauerwerkswände in X-Richtung mit einer dreigeschossigen Betonwand ergänzt
werden. Die Ortbetonwand muss vom UG bis OG durchlaufend erstellt werden. Mit geschätzte Baumeisterkosten von CHF 30‘000.- liegen die Ertüchtigungskosten deutlich
über den nach SIA 2018 verhältnismässigen Kosten von CHF 7‘800.
Abbildung 12: Massnahme im UG
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Abbildung 13: Massnahme im EG
Abbildung 14: Massnahme im OG
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Schlussbemerkung
Das Gebäude Etappe II an der Zälglistrasse in Frauenkappelen erfüllt die Anforderungen
der SIA 2018 mit einem Erfüllungsgrad von aXeff = 0.59 bezüglich der Erdbebensicherheit in X-Richtung nicht. Die notwendigen Verstärkungsmassnahmen verursachen unverhältnismässige Kosten. Sodass auf eine Erdbebenertüchtigung verzichtet werden
kann.
Es ist denkbar, die Ertüchtigungsmassnahmen in ein grösseres Sanierungs- oder Instandsetzungsprojekt, bei dem das Gebäude ausser Betrieb genommen wird, zu integrieren. In diesem Fall könnten auch die nach SIA 2018 unverhältnismässigen Kosten für
die Erdbebenertüchtigung in Anbetracht des Gebäudewertes und dem Sicherheitsgewinn
betreffend Erdbeben als gerechtfertigt erachtet werden.
Für den Bericht,
Emch+Berger AG Bern
Daniel Bommer
Zoltan Lencse
Bereichsleiter Ingenieurhochbau
Projekleiter
29.05.2015
Seite 16
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