Gefahren und Nutzen der radioaktiven Strahlung 1. Strahlenbelastung - Strahlenschäden Auf der Erde sind alle Organismen stets einer gewissen ionisierenden (nicht unbedingt radioaktiven) Strahlung ausgesetzt: Strahleneinwirkung von außen • kosmische Strahlung Die kosmische Strahlung kommt von der Sonne oder aus dem Weltraum. Sie besteht zu 93% aus Protonen (Protonen werden bei Kernzerfällen nie ausgesendet!) und zu 6% aus αTeilchen. Hinzu kommen Elektronen, Ionen und γ - Strahlung. Diese primäre Strahlung wird zu einem großen Teil in den oberen Schichten der Atmosphäre abgefangen, erzeugt dort aber auch sekundäre Strahlung (z. B. C 14). Ein Teil davon gelangt bis auf die Erde. • terrestrische Strahlung (terra = lat. Erde) Die terrestrische Strahlung wird durch radioaktive Stoffe in der Erdkruste verursacht. Das Ausmaß dieser Strahlung hängt von den Gesteinen ab, die in einer bestimmten Region der Erde vorhanden sind. Sie variiert auch in Bayern stark. Die terrestrische Strahlung wird vor allem durch die Elemente Th und U erzeugt. U ist häufiger zu finden als Ag oder Au. Beispiel: Wesentlich verantwortlich für die Strahlenbelastung in Gebäuden ist das radioaktive Edelgas Radon (Rn). Obwohl die aus der Erdkruste kommende α- und βStrahlung in der Luft nur eine kurze Reichweite hat, kann etwa Rn als Bestandteil der U-RaZerfallsreihe in die Atmosphäre gelangen und dort von Organismen aufgenommen werden. Strahleneinwirkung von innen „Von innen“ heißt, dass radioaktive Stoffe in den Körper aufgenommen (Nahrung und Einatmen) und dort auch „eingebaut“ werden (siehe C 14). Diese Strahlenbelastung ist meist gefährlicher als die von außen, da keine Abschirmung vorhanden ist und die Strahlung länger wirkt. Natürliche radioaktive Strahlung Natürliche radioaktive Strahlung ist die kosmische und die terrestrische Strahlung. Beide existieren unabhängig von menschlichen Einflüssen. Künstliche radioaktive Strahlung Strahlenexposition (exponieren = aussetzen) wird auch durch den Menschen verursacht. Diese heißt künstliche oder zivilisatorische Strahlenbelastung. Emissionen werden verursacht durch: Kohlekraftwerke, Kernwaffenversuche, die Nähe von Kernkraftwerken, Baumaterialien (z.B. Rn), Flüge in großer Höhe (kosmische Strahlung), Industrie, Medizin, Landwirtschaft … Röntgenstrahlung ist zwar keine radioaktive Strahlung, hat aber die selben Eigenschaften wie γ-Strahlung (aber weniger Energie). Durch diese Strahlenbelastung entstehen Schäden in Organismen. somatische und genetische Schäden Man unterscheidet zwischen somatischen und genetischen Schäden: • somatisch (soma = Körper), wenn nur der Organismus betroffen ist, der der Strahlung ausgesetzt war • genetisch, wenn auch die Nachkommen betroffen sind (Schädigung Erbmaterials) Diese reichen von Missbildungen bis zur Lebensunfähigkeit der Nachkommen. des 2. Größen und Einheiten für Strahlung Um die Menge der Strahlung zu messen, die ein Strahler abgibt oder die ein Organismus aufnimmt, verwendet man folgende Größen bzw. Einheiten. ● Die Aktivität eines Strahlers gibt die Anzahl der Zerfälle pro Sekunde an. Ihre Einheit ist 1 Bq (Becquerel). 1 Bq ist ein Zerfall pro Sekunde, also 1 . s ● Für die von einem (physikalischen oder organischen) Körper absorbierte Strahlung gibt man an: ○ die Massenaktivität in Bq pro kg ○ die Volumenaktivität in Bq pro m³ ○ oder die Flächenaktivität in Bq pro m² ● Die Energiedosis D beschreibt die Energie, die pro kg absorbiert wird: Energiedosis = Energie pro Masse. Ihre Einheit ist 1 Gy (Gray) D= ● E m Die Größe Äquivalentdosis beschreibt, wie stark eine Strahlung einen Organismus schädigt (bei gleicher Energiedosis). Sie ist das Produkt aus der Energiedosis und einem Bewertungsfaktor q, der der schädigenden Wirkung der Strahlung Rechnung trägt. Strahlung Bewertungsfaktor q Röntgen-, β- und γ- Strahlung 1 Neutronen 10 α- Strahlung 20 Die Einheit der Äquivalentdosis ist 1 Sv (Sievert). Für die Strahlenschäden am menschlichen Körper siehe Buch Seite . Übersicht [spezifische Aktivität oder Massenaktivität] = 1 [Flächenaktivität] = 1 Bq Kg Bq 2 m Bq [Volumenaktivität] = 1 3 m Energiedosis: D= E m Äquivalentdosis: H = [D] = 1 q⋅D J = 1 Gy (Gray) kg J [H] = 1 = 1 Sv (Sievert) kg 3. Anwendungen der Radioaktivität ● Anwendung in Medizin und Technik: Bestrahlung: Abtötung von Krebszellen Sterilisation von Geräten Verbesserung der Lagerfähigkeit von Obst und Gemüse Veränderung von Materialeigenschaften Durchstrahlung: Werkstoffprüfung (Einschlüsse, Schweißnähte) Korrosionsprüfung eines Rohres Dickenmessung bei der Papier- oder Folienherstellung Markierung: Med. Untersuchung z. B. Schilddrüsenuntersuchung (Szintigramm) Ermittlung der Flussgeschwindigkeit in Rohrleitungen Feststellung der Abnutzung im Inneren von Maschinen (Schmiermittelmarkierung) ● C-14 Altersbestimmung ● Energie“erzeugung“ im Kernkraftwerk ● (Atombombe) (siehe auch Buch und mind map)