Depressiven Herzschwächepatienten kein Antidepressivum geben?

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Neues aus der
Aus Kliniken und Einrichtungen
Uni.Klinik
Interessantes für unsere Zuweiser und Partner
Ausgabe 03 · 2016
Depressiven Herzschwächepatienten kein Antidepressivum geben?
Dass ein erkranktes, schwaches Herz auf‘s Gemüt schlagen kann, ist bekannt. Depression ist
eine der häufigsten Begleiterkrankungen der Herzinsuffizienz (Herzschwäche). Je schwerer
sie ist, desto mehr belastet sie die Prognose und Lebensqualität Betroffener.
Forscher des Deutschen
Zentrums für Herzinsuffizienz (DZHI) koordinierten
eine
BMBF-geförderte,
multidisziplinäre und multizentrische Studie, die zeigte, dass depressive Herzschwächepatienten weder
in puncto Überleben oder
Häufigkeit von Krankenhausaufnahmen, noch hinsichtlich ihrer Stimmung
von einer antidepressiven
Behandlung mit dem selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer Escitalopram profitierten.
Groß angelegtes
Studiendesign
Mehrere Jahre lang untersuchte und behandelte die
Kardiologin Professor Christiane Angermann gemeinsam mit Herzspezialisten
aus 15 weiteren deutschen
Zentren chronische Herzschwächepatienten mit Depression in einer randomisierten, kontrollierten und
doppel-blinden klinischen
Studie, bei der das häufig
verschriebene Antidepressivum Escitalopram auf seine Wirksamkeit getestet
wurde, Sterblichkeit und
Krankenhausaufnahmen zu
vermindern und die De-
pression zu mildern. Als
Partner mit dabei waren
Psychiater oder Psychologen der jeweiligen Einrichtungen und speziell für die
Betreuung von herzinsuffizienten Patienten ausgebildete Krankenschwestern.
Zu ihrer Überraschung konnten die Wissenschaftler keinen therapeutischen Effekt
der Arznei feststellen: „Das
Antidepressivum half weder
die Stimmung aufzuhellen,
noch verminderte es ungünstige klinische Ereignisse. Wir empfehlen, Escitalopram bei Patienten mit
chronischer Herzschwäche
und Depression, wie sie in
der MOOD-HF Studie untersucht wurden, nicht zu verabreichen“, so die Schlussfolgerung der Würzburger
Medizinerin.
Escitalopram
ohne Nutzen
Die Wissenschaftler ordneten 372 Patienten, die an
eingeschränkter Pumpleistung ihres Herzens, Herzinsuffizienzsymptomen und
Depression litten, zufällig
zwei Studienarmen zu. Die
eine Hälfte bekam Escitalopram in der vom Hersteller
empfohlenen Dosierung, die
andere Hälfte nahm ein
Placebo ein. „Unsere Studie
ist nach unserer Kenntnis
die erste, die Langzeiteffekte
eines Antidepressivums bei
chronischer Herzschwäche
untersucht. Als wir MOODHF planten, gingen wir davon aus, dass wir mit diesem
Medikament, dessen stimmungsaufhellende Wirkung
gut belegt ist, nicht nur die
Depression der Patienten,
sondern gleichzeitig auch
Sterblichkeit und Krankenhausaufnahmen vermindern
würden. Offenbar ist die
Wirkung von Escitalopram
bei herzinsuffizienten Patienten aber nicht mit der bei
körperlich gesunden depressiven Menschen zu
vergleichen“, so Christiane
Angermann.
SRNI-Hemmer immer
häufiger verschrieben
Während einer medianen
Behandlungsdauer von 18
Monaten, in der die Spiegel
des Medikamentes im Serum der Patienten immer
im therapeutischen Bereich
lagen, kam es bei 63 % der
185 Patienten in der Escitalopram-Gruppe und 64 %
der 187 Patienten in der
Placebo-Gruppe zu einer
Krankenhausaufnahme oder
die Patienten verstarben,
also vergleichbar häufig.
Auch die Depression blieb
im Vergleich zu Placebo
unverändert. „Wir können
nicht ausschließen, dass
Escitalopram bei manchen
Studienteilnehmern sogar
ungünstige Langzeiteffekte
auf das Herz hatte, die zu
einer
Zunahme
unerwünschter Ereignisse vor
allem bei den schwerer
kranken Patienten führte“,
warnt die Forscherin. Diese
Ergebnisse sind besonders
relevant, weil Antidepressiva
aus derselben Wirkstoffklasse wie Escitalopram,
sogenannte selektive Serotonin-WiederaufnahmeHemmer (SRNI-Hemmer),
immer häufiger auch von
Hausärzten und Internisten
verschrieben werden, wenn
sie bei ihren Patienten eine
Depression als Begleiterkrankung der Herzschwäche
vermuten. MOOD-HF zeigt
zwar nicht, dass die fehlende Wirksamkeit dieses Antidepressivums ein Klasseneffekt ist, aber die Möglichkeit
besteht.
„Man darf andererseits
auch nicht vergessen, dass
Depression ein heterogenes
Aus Kliniken und Einrichtungen
Krankheitsbild ist“, fügt
die Wissenschaftlerin einschränkend hinzu. Patienten, die an speziellen Ausprägungen der Depression
litten, also z.B. sogenannten
bipolaren Störungen, wurden von der Studienteilnahme von vornherein ausgeschlossen. „MOOD-HF
beweist nicht, dass Antidepressiva bei allen herzkranken Patienten nutzlos
sind. Es scheint mir deshalb
besonders wichtig, eine
optimale Diagnostik durch
den Spezialisten anzustreben
und danach erst eine antidepressive Behandlung in
Betracht zu ziehen. Patienten mit Herzschwäche versuchsweise ein Antidepressivum zu verordnen und
einfach zu schauen, was
passiert, ist nicht akzeptabel“, erklärt Angermann.
mechanismen
zugrunde
liegen, die durch klassische
Stimmungsaufheller nicht
oder weniger beeinflussbar
sind. „Vielleicht ist Depression bei Herzschwäche
ja gar nicht selbst ein
Risikofaktor“, mutmaßt die
Wissenschaftlerin, „sondern
nur ein Marker für ein erhöhtes Risiko für Tod oder
Krankenhausaufenthalte im
Rahmen der Herzschwäche.
Zukünftige Forschung muss
darauf abzielen, die Entstehungsmechanismen besser
zu verstehen“, sagt Anger-
mann. „Das führt dann zu
gezielteren Behandlungen
und dem besseren Krankheitsverständnis.“.
Wie denn dann versorgen?
Was für eine Behandlung
können wir Patienten mit
Herzschwäche und Depression heute schon anbieten?
In MOOD-HF besserte sich
Woher kommt die
die Stimmung in beiden
Depression?
Studienarmen vergleichbar,
Die Daten aus MOOD-HF
sodass offenbar die Studienkönnten dafür sprechen,
teilnahme selbst sich positiv
dass der Depression bei
auswirkte. Zudem war die
Herzschwäche möglicherSterblichkeit in der Studie
weise andere Entstehungsgering. Alle Patienten erhielten eine gute, multidisziplinäre Betreuung, bei der
HerzinsuffizienzmedikamenDie optimale Diagnose- und Behandlungsstrategie für
te optimiert und die TeilnehDepression bei chronischer Herzschwäche muss neu definiert
mer motiviert wurden, aktiv
werden. Am DZHI entwickeln Grundlagen- und klinische
an der KrankheitsbewältiForscher innovative Therapiekonzepte.
gung mitzuarbeiten. „Wenn
man auch die Ergebnisse
anderer Forscher berücksichtigt, scheint heute ein
‚klassisches‘ Disease Management, in dem Spezialisten und Hausärzte eng
zusammenarbeiten und dabei individuelle Patientenbedürfnisse berücksichtigen,
ein guter Ansatz“, sagt Angermann. „Kombiniert werEine technologische Neuanschaffung des Würzburger Universitätsklinikums
ermöglicht
bei
den sollte
er mit BewegungsBrustkrebspatientinnen eine Bestrahlung des Tumorbetts direkt nach der
Tumorentfernung,
training
und Elementen der
kognitiven
Verhaltenstheranoch während der Operation. Das Verfahren erhöht die Präzision der Strahlenapplikation
und
pie“.
Um
depressiven
Herzverkürzt die nachfolgende Strahlenbehandlung um mehrere Tage.
schwächepatienten diese
Behandlungsform anbieten
zu können, muss allerdings
Das Mammakarzinom (Brustkrebs) chen die gesamte Brust mit einer mitt- (IORT). Hierbei
die Boost-Beerst erfolgt
die Diagnose
korrekt
wird heute nach Möglichkeit bruster- leren Strahlendosis zu bestrahlen“, strahlung noch
während
der Dazu
Operation,
gestellt
werden.
bietet
haltend operiert. „Der Preis für diesen schildert Prof. Michael Flentje, Direktor direkt nach
Tumorentfernung.
dasder
Deutsche
Zentrum für
Behandlungsweg, den etwa 80 Pro- der Klinik und Poliklinik für Strahlen- TechnischeHerzinsuffizienz
Voraussetzung eine
für diese
interzent der Brustkrebspatientinnen ein- therapie des Uniklinikums Würzburg Methode ist
ein rund 500.000
Euro
disziplinäre
Sprechstunde
schlagen, ist eine nachfolgende Be- (UKW), und fährt fort: „Man weiß, teures Gerätan.
mit Namen „Intrabeam“,
strahlung der Brust“, berichtet Prof. dass das Risiko von weiteren Tumor- das von der Firma Zeiss hergestellt
Achim Wöckel, der Direktor der Würz- zellen rund um den Tumorknoten im wird. Am Würzburger Universitätsburger Universitätsfrauenklinik. Ziel Abstand von ein bis zwei Zentimetern klinikum wurde das Gerät zu Beginn
dabei sei es, nach der operativen am größten ist. Deshalb applizieren des Jahres angeschafft und ist seit
Tumorentfernung eventuell noch ver- wir häufig gegen Ende der Therapie Mitte März im Einsatz.
bliebene Tumorzellen zu zerstören im Rahmen einer so genannten Boostund Rückfälle (Rezidive) zu verhindern. Bestrahlung zusätzlich eine erhöhte Applikator-Kugel strahlt
in der Tumorhöhle
Dosis auf diese Region.“
Boost-Bestrahlung
Kernelement des Intrabeams ist ein
für das Tumorbett
kugelförmiger Applikator, der an einem
Intrabeam angeschafft
„Das übliche Vorgehen dabei ist, über Eine Abwandlung dieses Konzepts Auslegerarm geführt wird. Diese Kugel
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einen Zeitraum von rund sechs Wo- ist die Intraoperativen Radiotherapie wird nach dem operativen Ausräumen
Bild: P.Bork | Pixelio
Neu: Intraoperative Strahlentherapie bei Brustkrebs
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