Komplizierte Trauer … … war ges WORKSHOP: PSYCHOTHERAPEUTISCHE BEHANDLUNG FÜR OMPLIZIERTE TRAUER UND ANHALTENDE TRAUERSTÖRUNG AD NEUENAHR 2017 „Bedenkt: ‚Den eignen Tod, den stirbt man nur, Doch mit dem Tod der andern muss man leben.‘“ Mascha Kaléko WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 2 aditionen und Rituale Lebenserwartung: Überraschung oder Realitä Trauerlandschaft – „Selbstbewusstheit“ (Yalom) Freiheit und Selbstbestimmun Risikosport und Grenzen onkrete Sprache oder Tabuisierung Weltregel Videospiele und Unsterblichkeit ritualität und Religion Gothic Szene und Faszination WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 3 Parallele Prozesse - Umgang Trauer ist das einzige Thema, von dem wir mit Sicherheit sagen können: „Das habe ich auch schon erlebt.“ Abgrenzungsübungen Supervision WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 4 Trauer: „Loss of a personal World“ Tod Natürliche Reaktion Externe Faktoren Interne Trauer WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN Faktoren DR. G PFOH 5 Drei Säulen der Trauer Trauer Kognitionen Emotionen „Ich bin schuld.“ Traurigkeit häufig zum Grab „Er hat mich verlassen.“ Wut Einsamkeit „Flucht nach vorn.“ ….. Handeln ….. WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN ….. DR. G PFOH 6 Akute Trauer (AkT) beobachtetes Trauerverhalten der meisten Menschen innerhalb eines Kulturkreises schwankender Verlauf Prozess, der sich abschwächt oder ein Ende nimmt nicht pathologisch braucht keine Behandlung findet keine „Gesundung“, „Heilung“ sondern „Anpassung“ (intern u. extern) beinhaltet Primärverlust und Sekundärverluste („loss of personal world“) individueller Ausdruck WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 7 ie Kernfrage: Anhaltende Trauerstörung (ATS ibt es einen Todesfall, der Sie auch heute noch immer wieder sehr schäftigt?“ WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 8 Anhaltende Trauerstörung - ATS Tod Externe Interne Trauer Faktoren AkT Keine Psychotherapie / Begleitung nicht pathologisch, ‚normal‘ Faktoren ATS, ca. 3-4% Psychotherapie pathologisch WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 9 Relevanz Statistik ca. 868.000 Todesfälle im Jahr 2014 (Stat. Bundesamt BRD, 2015) ca. 4 Trauernde pro Todesfall → 3,5 Mill. Trauernde (Prigerson et al. 2007) Ca. 140.000 Menschen mit pathologischer Trauer WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 10 PRÄSENTATION FACHTAGUNG AHG KLINIK TÖNISSTEIN DR. G. PFOH KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN 11 Risikofaktoren - prä 1. Vor dem Tod: Beziehungsintensität und Verwandtschaftsgrad Ambivalente Beziehung („unfinished business“?) Vorhergehende Todesfälle Existierende psychische Störungen Erlebte Kindesmisshandlung Trauma Background Trennungsangst Unsicherer und/oder abhängiger Bindungsstil Geringe Resilienz PRÄSENTATION FACHTAGUNG AHG KLINIK TÖNISSTEIN DR. G. PFOH KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN 12 Risikofaktoren - peri 2. Durch Todesumstände: Gewaltsamer Tod Plötzlicher Tod Stresslevel z. Zt. des Todes (z.B. Pflege) PRÄSENTATION FACHTAGUNG AHG KLINIK TÖNISSTEIN DR. G. PFOH KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN 13 Risikofaktoren - post 3. Nach dem Tod: Dysfunktionale Kognitionen Widerstand gegen Akzeptanz Mangelnde soziale Unterstützung Finanzielle Verschlechterung (Sekundärverlust) Keine weiteren Geschwisterkinder (für Eltern bei Tod eines Kindes) PRÄSENTATION FACHTAGUNG AHG KLINIK TÖNISSTEIN DR. G. PFOH KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN 14 Protektive Faktoren Beziehungsnähe zur VP Todesumstände / -ursache zufriedenstellender Umgang mit früheren Verlusten unterstützendes soziales Umfeld sichere finanzielle Situation Bildung und kognitive Verarbeitungsmöglichkeiten allgemeiner positiver Gesundheitszustand PRÄSENTATION FACHTAGUNG AHG KLINIK TÖNISSTEIN DR. G. PFOH KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN 15 Abweichungen von AkT iele Abweichungen von AkT sind beschrieben, ur eine ist empirisch qualifiziert: ATS Andere Abweichungen sind Beschreibungen durch Beobachtung, er: es gibt keine speziell darauf ausgerichtete Psychotherapien sie sind hilfreiche Grundlage für Behandlungsdurchführung sind Validierung für Patienten WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 16 Beobachtete Abweichungen von AkT Antizipatorische Trauer Unerwartete Trauer Ambivalente Trauer Verzögerte Trauer Fehlende Trauer Sozial aberkannte Trauer Maskierte Trauer WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 17 ATS:intensivierende und/oder chronifizierende Symptomatik Sehnsucht und Verlangen nach der verstorbenen Person (Leitsymptom) Widerstand für Akzeptanz, oft verbunden mit Ärger oder Bitterkeit (hadern) Traurigkeit, Niedergeschlagenheit und Weinen, Wut oder Ärger, oft mit ‚angenehmen‘ emotionalen Reaktionen (in Erinnerung an VP) Häufiges Gedenken, Intrusionen, Sichten der VP Todessehnsucht (nicht Suizidalität) Somatische Beschwerden Gefühl der ‚Surrealität‘ Sozialer Rückzug oder übermäßige Extrovertiertheit Kurze Einbußen der Funktionalität im Alltagsleben (Beruf/Schule, Freizeit, Beziehungen, Sex) WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 18 Pathologische Trauerform ATS (ICD-11: Trauma- u. Stressbezogene Störung A: Ereigniskriterium B: Trennungsangst Tod eines nahe stehenden Menschen C: 5 von 9 Symptomen seit Verlust 1.Identitätsverlust, „Was nun?“ „Wer bin ich?“ 2.Mangelnde Akzeptanz des Verlustes 3.Vermeidung von Erinnerungsreizen 4.Verlorenes Vertrauen gegenüber anderen Menschen 5.Verbitterung oder Ärger 6.Schwierigkeiten, das Leben weiter zu führen (z.B. neue Beziehungen einzugehen) Intensive Sehnsucht und Verlangen nach VP D: Dauer der Beschwerden bzw. Zeitabstand seit Tod: mindestens 6 Monate E: Signifikante Einschränkung im sozialen, beruflichen oder anderem Bereich F: Bezug zu anderen Störungsbildern: Beschwerden beruhen nicht auf Grund von anderen Störungsbildern 7.Emotionale Taubheit 8.Ratlosigkeit bzgl. der Zukunft, Leben ist leer u. bedeutungslos 9.Schock oder Fassungslosigkeit WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 19 Folgen des Verlustes Suizidalitätsrate bei Hinterbliebenen erhöht Erhöhte Sterblichkeitsrate (besonders bei männlichen Partnern 1 Jr. post mort.) Erhöhte Inanspruchnahme medizinischer Dienste (Immunsystem/Infekte, Bluthochdruck/Herz-Kreislauf, Krebs) Hadern mit Gott Wunsch zur Wiedervereinigung Achtung: Dieser Wunsch ist nicht unbedingt suizidal Erleben gleicher oder ähnlicher Symptome wie verstorbene Person (VP) WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 20 Folgen des Verlustes Erhöhtes Risiko für Substanzmissbrauch Zerfall von / Konflikte in Familien Finanzieller Ausfall Subjektiver Leidensdruck der Hinterbliebenen WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 21 Behandlung von KT: INTEGRATIVE KOGNITIVE VERHALTENSTHERAPIE IKVT WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 22 Trauermodelle Stufen- und Phasenmodelle Aufgabenmodelle Dual-Prozess-Modell Kognitives Verhaltensmodell WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 23 Trauermodelle Phasenmodelle/Stufenmodelle (z.B. Bowlby & Parkes, 1970; Kübler-Ross, 1969) Phasen/Stufen werden in konsekutiver Abfolge absolviert. Aufgaben Modell (z.B. Worden 1982, 2002) Prozess mit verschiedenen Aufgaben wird nach individuellem Bedürfnis durchlaufen; auf einzelne Aufgaben kann man immer wieder zurück kommen. Dual-Prozess-Modell (Stroebe & Schut, 1999) Fortwährendes Oszillieren zwischen verlustorientierter Arbeit und wiederherstellenden oder neuen Aktivitäten. => Aufgaben/Aktivitäten Akzeptanz: Verlust anerkennen Sehnsucht & Verlangen: Schmerz durcharbeiten Adaption: Neue Lebenswelt erarbeiten Neue Form der Bindung erarbeiten WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 24 Indikation für Behandlung Eine Behandlung für Trauer ist nur sinnvoll, wenn ATS diagnostiziert wurde. Problem: keine adäquaten diagnostische Instrumente (Gütekrit.) Behandlungseffekt am größten, wenn das allgem. Stressniveau hoch is Therapeutisches Eingreifen in den Prozess der AkT birgt das Risiko für klinische Verschlechterung. Prävention nur bedingt hilfreich. WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 25 ATS behandeln KVT erweist sich als die effektivste Behandlungsmethode KVT manualisiert deutschsprachig als ambulante Einzeltherapie für Erwachsene stationäre Gruppentherapie für Erwachsene Internettherapie („Interapie“) höchste Verbesserung 6-14 Mon. post Kerntechniken der KVT: Exposition (besonders hilfreich bei Suizidhinterbliebenen, reduziert Ruminieren) Kognitive Umstrukturierung Verhaltensaktivierung WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 26 ATS behandeln Pharmakologische Behandlung ist ineffektiv für ATS, effektiv für komorbide Störungen Pharmakologische Therapie kann KVT positiv unterstützen EMDR hat ähnliche Effekte wie KVT, aber schneller WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 27 Bestimmungsvorgang Akt vs. ATS WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 28 Voraussetzung für Behandlung von KT Abklärung Komorbiditäten Präzise Diagnose durch Messinstrument für KT: Interview für Komplizierte Trauer oder Fragebogen für Komplizierte Trauer (IKT-13, Prigerson & Maciejewski, 2008, deutsche Übersetzung: Pfoh, 2009; 2014) WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 29 iagnostik für pathologische Trauerstörungen Texas Revised Inventory of Grief (TRIG) (1987) – Normale (akute) Trauer Inventory of Complicated Grief (ICG) (1995) – Komplizierte Trauer Complicated Grief Symptoms Questions (2007) – Komplizierte Trauer Prolonged Grief-13 (PG-13) (2007, 2014) – Komplizierte Trauer (PG13+9) (2017) – Anhaltende Trauerstörung WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 30 IKT/FKT – „PG13“ Voraussetzendes Zeitkriterium: mindestens 6 Monate Trennungsschmerz (2 Items, Skala 1-5, ‚stark‘ oder ‚sehr stark‘) Emotionale, kognitive oder verhaltensbezogene Beeinträchtigung (9 Items davon 5 ‚ziemlich‘ oder ‚sehr‘, Skala 1-5) Deutliche Einschränkung im sozialen oder beruflichen Umfeld (2 Items, ja/nein) Symptome nicht verursacht durch andere Störung WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 31 Ziel der Therapie für ATS 15. März 2017 FACHTAGUNG AHG KLINIK TÖNISSTEIN KOMPLIZIERTE TRAUER 32 Inhalte der IKVT Sicherheit und Notfallplanung Psychoedukation KT / Umgang mit Trauer Motivationsförderung und Zielsetzung Entspannungsverfahren Umgang mit Wahrnehmungen und Emotionen Kognitive Umstrukturierung dysfunktionaler Gedanken / Akzeptanz Konfrontation von schmerzhaften Momenten / Akzeptanz Integration / Aussöhnung / Akzeptanz Hinterlassenschaft der verstobenen Person „das Erbe“ Widmung Neue Beziehung zur verstorbenen Person - neues Leben Besondere Anlässe / Familiensitzung WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 33 IKVT Behandlung – integrierte Verfahren Lösungsorientierte Therapie Systemische Therapie (besonders Multigenerationstherapie) Gestalttherapie und Psychodrama Entspannungstechniken: JPMR, geführte Imagination Analogien und Metaphern Non-verbale Prompter WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 34 Dokumentation ICD-10 Z63.4 Verschwinden oder Tod eines Familienangehörigen F34.1 Dysthymia F34.8 Sonstige anhaltende affektive Störungen F34.9 Nicht näher bezeichnete anhaltende affektive Störung F38.8 Sonstige andere näher bezeichnete affektive Störungen F39.0 Nicht näher bezeichnete affektive Störung F43.1 Posttraumatische Belastungsstörung F43.2x Anpassungsstörungen F43.8 Sonstige Reaktionen auf schwere Belastung F43.9 Nicht näher bezeichnete Reaktion auf schwere Belastung WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 35 Basics Frühere Therapieerfahrung kennen Gleichzeitige Services erfragen Komorbide Störungen Physische Krankheitsbilder Name der verstorbenen Person Beziehungsart zum Toten Todesart Todesumstände Todestag (in etwa) Soziales Umfeld supportiv? Besonderheiten (z.B. Erbstreitigkeiten) WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 36 Basics Emotionen validieren Reden und Schweigen Vorsicht bei Trost Professionelle Abgrenzung Der Trauer ihren Lauf lassen Verluste nicht vergleichen Trauerdiversität unterstützen Sinnfrage? Rapport / Allianz Loben und verstärken WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 37 Basics Veränderung ist unausweichlich Tabuisierung nicht unterstützen - Sachverhalte klar benennen (z.B. Tod) Werkzeugkoffer einrichten: „Was können Sie tun?“ „Was hilft?“ Expertenstatus / Verantwortung (Krise) Struktur: „Ersthilfe“ Tagesablauf Rituale Motivation – Hoffnung schöpfen Praktikabilität (z.B. Entspannung im Sitzen) Termination (Herunterzählen der Sitzungen) WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 38 Übergreifend Interdisziplinären Austausch suchen: Sozialpädagogische Dienste Medizinisches Personal Sozialpsychiatrische Dienste Geriatrische Dienste Pfarrer / Priester / Rabbiner / Imame „Seniorenclub“ Selbsthilfegruppen Kooperation statt Konkurrenz WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 39 Achtung! Heilung oder Genesung von der Trauer ist nicht möglich. Deshalb: Adaption oder Anpassung an die neue Situation Loslassen oder lösen von einer Person gelingt nicht. Deshalb: die Beziehung neu gestalten – „Continuing Bonds“ Problem/Funktionalität : Emotionsarbeit = Frauen : Männer Deshalb: Betonung bei Therapie beachten Unterschiedliche Trauerstile entfachen intrafamiliale Konflikte. Deshalb: Psychoedukation bzgl. Trauer und Familiennarrative Krisen führen zu zentripetaler Dynamik im System; später zu zentrifugaler Gegenbewegung. Folge: Konflikte wg. gefühlter Zurückweisung. Deshalb: Psychoedukation mit Normalisierung PRÄSENTATION FACHTAGUNG AHG KLINIK TÖNISSTEIN DR. G. PFOH KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN 40 Behandlung Phase 1: WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 41 … und immer wieder: Frage: WAS hat sich verändert? In Sitzung 1: Was hat sich verändert, seitdem Sie hier angerufen haben? WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 42 Behandlungsinhalte - Überblick Dosis: 25 Sitzungen à 50 Minuten Obligatorisch: Abschnitt I: 7 Sitzungen: Stabilisieren, Explorieren, Motivieren, Zielsetzung Abschnitt II: 9 Sitzungen: Kognitive Umstrukturierung und Exposition Abschnitt III: 4 Sitzungen: Integrieren, Transformieren, Termination Optional: Abschnitt IV: 5 Sitzungen: Umgang mit Geburtstagen, Todestag, Feiertagen, Urlaub, Gerichtsterminen; Familiensitzungen (2) Frequenz: 1 Sitzung / Woche; davon 2 Doppelsitzungen Dauer: 4 bis 6 Monate → 18 bis 23 Termine WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 43 Psychoedukation häufige Merkmale von KT/ATS normale vs. KT/ATS (! Veränderung amplifizieren) Dynamik der KT/ATS (Störungsbild) Vermeidungsverhalten (‚nicht-hilfreiches Verhalten‘) Dysfunktionale Gedanken (‚nicht-hilfreiche Gedanken‘) schwierige Emotionen Trigger Einschränkungen Komorbiditäten Einfluss der Ethnokultur Konflikte durch Bikulturalität? WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 44 - Störungsmodell Tod … eines nahe stehenden Menschen vor 6 Monaten oder länger Symptomkatalog: Intensives Verlangen / Sehnsucht Nichtakzeptanz des Todes Überwältigender emotionaler Schmerz Identitätsverlust Dysfunktion Gedanken Übermäßige Auseinandersetzung / Beschäftigung Vermeidung Symptomreduktion: Weniger Einsamkeit Weniger Sehnsucht Weniger Schmerz Emotionale Einschränkungen Externer Auslöser (Trigger) Funktionale Einschränkungen Erinnerung an Tod und Verlust Externer Auslöser (Trigger) Interner Trigger Hoffnungslosigkeit / Hilflosigkeit WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 45 WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 46 Und was sagt mein Körper? Schmerzen? Wo? Wann? Körperliches Erleben wie VP? Schlaf? Ernährung? / Appetit WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 47 Fragen bzgl. Patient Primärverlust „Worunter leiden Sie am meisten?“ „Wie bemerken Sie, dass Sie trauern?“ „Wie sehen andere, dass Sie trauern?“ Unterschied? „Wird Ihr Trauerstil akzeptiert?“ „Gibt es einen Unterschied zu früheren Krisenbewältigungen?“ Sekundärverluste: delegieren – eliminieren – selber tun „Was fehlt Ihnen (am meisten)?“ „Was können Sie nun nicht mehr tun?“ (Pflichten, Hobbies) „Welche Aufgaben liegen brach?“ „Wenn Sie gefragt werden, ‚…‘, was sagen Sie?“ (Identität) WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 48 Fragen bzgl. soz. Umfeld Familie erfassen Wer ist alles betroffen? Wer nicht? Wie leiden die einzelnen Betroffenen? Wer trauert wie? Wie wirkt sich der Tod auf die Familie aus? Gibt es neue Allianzen? Gibt es Konflikte? Welche? Erbschaft? Loyalität? Moral? Wie ging die Familie früher mit Krisen/Todesfällen um? Trauertradition? Gibt es Rollentausche? Neue Rollen? Gibt es neue Aufgaben? Wer übernimmt sie? Freundeskreis? Bekanntenkreis? Arbeitsplatz WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 49 Genogramm WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 50 Lifeline bzgl. Patient +10 0 10 20 30 40 Jahre -10 WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 51 WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 52 Lifeline als gemeinsames Erleben +10 chönster Moment chlimmster Moment 16 20 30 35 Jahre -10 WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 53 Vorstellen der verstorbenen Person (VP) WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 54 4-Felder Motivationsraster Nutzen d. Veränderung Kosten d. aktuellen Situation Weniger Schmerz Weinen, Schmerz Neue Aktivitäten Keine Perspektive Neue Beziehungen Kosten d. Veränderung Nutzen d. aktuellen Endgültigkeit erkennen Situation Zuwendung von Rügen der Umgebung anderen (sek. gain) Loyalität zur verstorbenen Person WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 55 … und nicht zuletzt: Pros & Cons einer Therapie Verlaufsorientierung Autonomie unterstützen: Was kommt in den Werkzeugkasten? Mut zur Veränderung loben Sicherheitscheck Zieldefinition: „Was erhoffen Sie sich?“ „Wie wird es sein, wenn Ihre Beschwerden (spezifizieren) nicht mehr da sind?“ „Woran erkennen Sie es?“ „Was sind die ersten Anzeichen?“ „Woran erkennen es andere?“ „War es schon einmal so?“ (Ausnahme) WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 56 Sicherheitscheck: Erste Hilfe WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 57 Behandlung Phase 2: KOGNITIVE UMSTRUKTURIERUNG UND EXPOSITION WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 58 Dysfunktionale Kognitionen - Inhalte „Habe ich etwas unterlassen?“ „Hätte ich ihm noch etwas sagen sollen?“ „Hätten wir noch etwas besprechen sollen?“ „Wusste sie, dass der Tod nah ist?“ „Wie groß war das Leiden?“ „Hat er noch etwas von mir erwartet?“ „Hätte ich den Tod verhindern können?“ „Was hat sie sich zum Schluss noch gedacht?“ „Hätte ich ihn aus dem Krankenhaus heim holen sollen?“ „War es wirklich ein Unfall?“ „So einen Partner finde ich nie mehr.“ „Wenn ich … getan hätte, wäre das nicht passiert.“ WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 59 Charakteristik dysfunktionaler Kognitionen Katastrophieren: „Bad Canstatter Neckarbrücke“ Kontrollieren: „Streunender Hund“ Ruminieren: „Es war einmal ein Mann“ (Karussellpferdchen) Interpretieren: „Der rote Ferrari“ Automatisieren: „Schaltwagen fahren“ Differenzieren: „Der Pilot“ WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 60 Dysfunktionale Kognitionen – Was tun? Nicht-hilfreiche Gedanken identifizieren: Entlarven von Denkfehlern Zweckmäßigkeit hinterfragen (z.B. Kontrolle, Verbindung, pros/cons) Realitätsgehalt hinterfragen pie chart bei Schuldgedanken „Wer gab Ihnen diese Info?“ Entsorgen – kreativ Achtsamkeitsübung „Hier und Jetzt“ Gedanken ersetzen Reframe / Perspektivenwechsel: „Angenommen, Sie würden … anders sehen, wie sähe das aus?“ WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 61 Grübeln und Schuld WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 62 Umgang mit Emotionen und Wahrnehmungen Innere Achtsamkeit: Gefühle und Wahrnehmungen WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 63 Body Scan „Wo nehmen Sie diese Emotion wahr, wenn Sie an die VP denken?“ „Wo nehmen Sie Ihre Schmerzen wahr?“ WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 64 Exposition Nach Mannarino, Cohen und Deblinger: Die Geschichte von …. Fakten beschreiben Gedanken hinzufügen Wahrnehmungen hinzufügen Gefühle hinzufügen Lesen Vorlesen WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 65 Integration: Gang zum Grab WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 66 Integration - Gang zum Grab Abschied nehmen: Beschreibung des Grabes (Details) Auslegung der Grabstätte Gang zum Grab Auswahl von 3 Gegenständen: „Ich bin…“ Pt. verabschiedet sich: frei „Was ich dir immer nochmal sagen wollte.“ „Was ich dich immer nochmal fragen wollte.“ „So hat sich dein Tod auf mein Leben ausgewirkt.“ VP verabschiedet sich: frei „Was ich dir immer nochmal sagen wollte.“ „Was ich dich immer nochmal fragen wollte.“ „So wünsche ich mir, dass sich mein Tod auf dein Leben ausgewirkt hat.“ WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 67 Behandlung Phase 3: WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 68 Erbe und Continuing Bonds Wie soll die VP erinnert werden? → Rituale Was hat die VP hinterlassen? → Werte, Aktivitäten, Gewohnheiten, Weisheiten, Erlaubnisse Welcher Teil der VP soll weitergeführt werden? → Traditionen Welche Anteile hat die VP mitgenommen? → Ersatz? Was soll der VP gewidmet werden? Dankesbrief an VP WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 69 Neues Leben Veränderte Selbstwahrnehmung: „Ich bin in der Lage, Dinge zu tun, die ich vorher nicht tun konnte.“ Veränderte interpersonelle Situationen: „Ich habe eine Menge über andere Menschen erfahren.“ Fremdwahrnehmung: „Wie sehen andere die Veränderung in mir?“ Erwartungen für die Zukunft: „Was soll die Zukunft für mich halten?“ (neue Wünsche, Freunde, Aktivitäten, Beziehungen) Neue Identität: „Wie stelle ich mich nun vor?“ WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 70 Sinnfindung - Sinngebung Was bedeutet der Abschluss der Therapie für mich? Was bedeutet diese Erfahrung für die Grundannahme über mein Weltbild? Was bedeutet diese Erfahrung für die Grundannahme über mich selbst? WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 71 Hilfreiche Traueraktivitäten Besuch eines Bestattungsinstituts Vorbereitung auf Verlust (Gespräch und Aktivitäten) Wahl der Beisetzung Auswahl der Trauergäste Planung des Abschiedszeremoniells und Leichenschmauses Berühren der VP Waschung und Ankleidung Verabschiedung / Rituale Rückblick auf (gemeinsames) Leben Familien einbeziehen WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 72 Zusammenfassen des Gelernten – Blick in den Werkzeugkasten Psychoedukation Reprise: Reaktivierung der Trauer ist normal Verabschiedung WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 73 Literaturliste zum Workshop auf Nachfrage unter: [email protected] Als Betreff bitte angeben: Bad Neuenahr 2017 WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 74 Vielen Dank! WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN DR. G PFOH 75