Komplizierte Trauer - AHG Allgemeine Hospitalgesellschaft

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Komplizierte Trauer …
… war ges
WORKSHOP: PSYCHOTHERAPEUTISCHE BEHANDLUNG FÜR
OMPLIZIERTE TRAUER UND ANHALTENDE TRAUERSTÖRUNG
AD NEUENAHR 2017
„Bedenkt: ‚Den eignen Tod,
den stirbt man nur,
Doch mit dem Tod der andern
muss man leben.‘“
Mascha Kaléko
WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN
DR. G PFOH
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aditionen und Rituale
Lebenserwartung: Überraschung oder Realitä
Trauerlandschaft – „Selbstbewusstheit“ (Yalom)
Freiheit und Selbstbestimmun
Risikosport und Grenzen
onkrete Sprache oder Tabuisierung
Weltregel
Videospiele und Unsterblichkeit
ritualität und Religion
Gothic Szene und Faszination
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Parallele Prozesse - Umgang
Trauer ist das einzige Thema, von dem wir mit Sicherheit sagen können:
„Das habe ich auch schon erlebt.“
Abgrenzungsübungen
Supervision
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Trauer: „Loss of a personal World“
Tod
Natürliche Reaktion
Externe
Faktoren
Interne
Trauer
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Faktoren
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Drei Säulen der Trauer
Trauer
Kognitionen
Emotionen
„Ich bin schuld.“
Traurigkeit
häufig zum Grab
„Er hat mich verlassen.“
Wut
Einsamkeit
„Flucht nach vorn.“
…..
Handeln
…..
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…..
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Akute Trauer (AkT)
beobachtetes Trauerverhalten der meisten Menschen innerhalb eines
Kulturkreises
schwankender Verlauf
Prozess, der sich abschwächt oder ein Ende nimmt
nicht pathologisch
braucht keine Behandlung
findet keine „Gesundung“, „Heilung“ sondern „Anpassung“ (intern u. extern)
beinhaltet Primärverlust und Sekundärverluste („loss of personal world“)
individueller Ausdruck
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ie Kernfrage: Anhaltende Trauerstörung (ATS
ibt es einen Todesfall, der Sie auch heute noch immer wieder sehr
schäftigt?“
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Anhaltende Trauerstörung - ATS
Tod
Externe
Interne
Trauer
Faktoren
AkT
Keine Psychotherapie / Begleitung
nicht pathologisch, ‚normal‘
Faktoren
ATS, ca. 3-4%
Psychotherapie
pathologisch
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Relevanz
Statistik
ca. 868.000 Todesfälle im Jahr 2014 (Stat. Bundesamt BRD, 2015)
ca. 4 Trauernde pro Todesfall → 3,5 Mill. Trauernde (Prigerson et al. 2007)
Ca. 140.000 Menschen mit pathologischer Trauer
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PRÄSENTATION FACHTAGUNG AHG KLINIK TÖNISSTEIN
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Risikofaktoren - prä
1. Vor dem Tod:
Beziehungsintensität und Verwandtschaftsgrad
Ambivalente Beziehung („unfinished business“?)
Vorhergehende Todesfälle
Existierende psychische Störungen
Erlebte Kindesmisshandlung
Trauma Background
Trennungsangst
Unsicherer und/oder abhängiger Bindungsstil
Geringe Resilienz
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Risikofaktoren - peri
2. Durch Todesumstände:
Gewaltsamer Tod
Plötzlicher Tod
Stresslevel z. Zt. des Todes (z.B. Pflege)
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Risikofaktoren - post
3. Nach dem Tod:
Dysfunktionale Kognitionen
Widerstand gegen Akzeptanz
Mangelnde soziale Unterstützung
Finanzielle Verschlechterung (Sekundärverlust)
Keine weiteren Geschwisterkinder (für Eltern bei Tod eines
Kindes)
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Protektive Faktoren
Beziehungsnähe zur VP
Todesumstände / -ursache
zufriedenstellender Umgang mit früheren Verlusten
unterstützendes soziales Umfeld
sichere finanzielle Situation
Bildung und kognitive Verarbeitungsmöglichkeiten
allgemeiner positiver Gesundheitszustand
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Abweichungen von AkT
iele Abweichungen von AkT sind beschrieben,
ur eine ist empirisch qualifiziert: ATS
Andere Abweichungen sind Beschreibungen durch Beobachtung,
er:
es gibt keine speziell darauf ausgerichtete Psychotherapien
sie sind hilfreiche Grundlage für Behandlungsdurchführung
sind Validierung für Patienten
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Beobachtete Abweichungen von AkT
Antizipatorische Trauer
Unerwartete Trauer
Ambivalente Trauer
Verzögerte Trauer
Fehlende Trauer
Sozial aberkannte Trauer
Maskierte Trauer
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ATS:intensivierende und/oder chronifizierende Symptomatik
Sehnsucht und Verlangen nach der verstorbenen Person (Leitsymptom)
Widerstand für Akzeptanz, oft verbunden mit Ärger oder Bitterkeit (hadern)
Traurigkeit, Niedergeschlagenheit und Weinen, Wut oder Ärger,
oft mit ‚angenehmen‘ emotionalen Reaktionen (in Erinnerung an VP)
Häufiges Gedenken, Intrusionen, Sichten der VP
Todessehnsucht (nicht Suizidalität)
Somatische Beschwerden
Gefühl der ‚Surrealität‘
Sozialer Rückzug oder übermäßige Extrovertiertheit
Kurze Einbußen der Funktionalität im Alltagsleben
(Beruf/Schule, Freizeit, Beziehungen, Sex)
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Pathologische Trauerform ATS (ICD-11: Trauma- u. Stressbezogene Störung
A: Ereigniskriterium
B: Trennungsangst
Tod eines nahe stehenden Menschen
C: 5 von 9 Symptomen seit Verlust
1.Identitätsverlust, „Was nun?“ „Wer bin ich?“
2.Mangelnde Akzeptanz des Verlustes
3.Vermeidung von Erinnerungsreizen
4.Verlorenes Vertrauen gegenüber anderen
Menschen
5.Verbitterung oder Ärger
6.Schwierigkeiten, das Leben weiter zu führen
(z.B. neue Beziehungen einzugehen)
Intensive Sehnsucht und Verlangen nach VP
D: Dauer der Beschwerden bzw. Zeitabstand seit
Tod: mindestens 6 Monate
E: Signifikante Einschränkung im sozialen,
beruflichen oder anderem Bereich
F: Bezug zu anderen Störungsbildern:
Beschwerden beruhen nicht auf Grund
von anderen Störungsbildern
7.Emotionale Taubheit
8.Ratlosigkeit bzgl. der Zukunft, Leben ist leer u.
bedeutungslos
9.Schock oder Fassungslosigkeit
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Folgen des Verlustes
Suizidalitätsrate bei Hinterbliebenen erhöht
Erhöhte Sterblichkeitsrate (besonders bei männlichen Partnern 1 Jr. post mort.)
Erhöhte Inanspruchnahme medizinischer Dienste
(Immunsystem/Infekte, Bluthochdruck/Herz-Kreislauf, Krebs)
Hadern mit Gott
Wunsch zur Wiedervereinigung
Achtung: Dieser Wunsch ist nicht unbedingt
suizidal
Erleben gleicher oder ähnlicher Symptome wie verstorbene Person (VP)
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Folgen des Verlustes
Erhöhtes Risiko für Substanzmissbrauch
Zerfall von / Konflikte in Familien
Finanzieller Ausfall
Subjektiver Leidensdruck der Hinterbliebenen
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Behandlung von KT:
INTEGRATIVE KOGNITIVE VERHALTENSTHERAPIE
IKVT
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Trauermodelle
Stufen- und Phasenmodelle
Aufgabenmodelle
Dual-Prozess-Modell
Kognitives Verhaltensmodell
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Trauermodelle
Phasenmodelle/Stufenmodelle (z.B. Bowlby & Parkes, 1970; Kübler-Ross, 1969)
Phasen/Stufen werden in konsekutiver Abfolge absolviert.
Aufgaben Modell (z.B. Worden 1982, 2002)
Prozess mit verschiedenen Aufgaben wird nach individuellem Bedürfnis durchlaufen;
auf einzelne Aufgaben kann man immer wieder zurück kommen.
Dual-Prozess-Modell (Stroebe & Schut, 1999)
Fortwährendes Oszillieren zwischen verlustorientierter Arbeit und wiederherstellenden
oder neuen Aktivitäten.
=> Aufgaben/Aktivitäten
Akzeptanz: Verlust anerkennen
Sehnsucht & Verlangen: Schmerz durcharbeiten
Adaption: Neue Lebenswelt erarbeiten
Neue Form der Bindung erarbeiten
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Indikation für Behandlung
Eine Behandlung für Trauer ist nur sinnvoll, wenn ATS diagnostiziert
wurde.
Problem: keine adäquaten diagnostische Instrumente (Gütekrit.)
Behandlungseffekt am größten, wenn das allgem. Stressniveau hoch is
Therapeutisches Eingreifen in den Prozess der AkT birgt das Risiko für
klinische Verschlechterung.
Prävention nur bedingt hilfreich.
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ATS behandeln
KVT erweist sich als die effektivste Behandlungsmethode
KVT manualisiert deutschsprachig als
ambulante Einzeltherapie für Erwachsene
stationäre Gruppentherapie für Erwachsene
Internettherapie („Interapie“)
höchste Verbesserung 6-14 Mon. post
Kerntechniken der KVT:
Exposition (besonders hilfreich bei Suizidhinterbliebenen, reduziert Ruminieren)
Kognitive Umstrukturierung
Verhaltensaktivierung
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ATS behandeln
Pharmakologische Behandlung ist ineffektiv für ATS,
effektiv für komorbide Störungen
Pharmakologische Therapie kann KVT positiv unterstützen
EMDR hat ähnliche Effekte wie KVT, aber schneller
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Bestimmungsvorgang Akt vs. ATS
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Voraussetzung für Behandlung von KT
Abklärung Komorbiditäten
Präzise Diagnose durch Messinstrument für KT:
Interview für Komplizierte Trauer oder
Fragebogen für Komplizierte Trauer
(IKT-13, Prigerson & Maciejewski, 2008, deutsche Übersetzung: Pfoh, 2009;
2014)
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iagnostik für pathologische Trauerstörungen
Texas Revised Inventory of Grief (TRIG) (1987) – Normale (akute)
Trauer
Inventory of Complicated Grief (ICG) (1995) – Komplizierte Trauer
Complicated Grief Symptoms Questions (2007) – Komplizierte
Trauer
Prolonged Grief-13 (PG-13) (2007, 2014) – Komplizierte Trauer
(PG13+9) (2017) – Anhaltende Trauerstörung
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IKT/FKT – „PG13“
Voraussetzendes Zeitkriterium: mindestens 6 Monate
Trennungsschmerz
(2 Items, Skala 1-5, ‚stark‘ oder ‚sehr stark‘)
Emotionale, kognitive oder verhaltensbezogene Beeinträchtigung
(9 Items davon 5 ‚ziemlich‘ oder ‚sehr‘, Skala 1-5)
Deutliche Einschränkung im sozialen oder beruflichen Umfeld
(2 Items, ja/nein)
Symptome nicht verursacht durch andere Störung
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Ziel der Therapie für ATS
15. März 2017
FACHTAGUNG AHG KLINIK TÖNISSTEIN
KOMPLIZIERTE TRAUER
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Inhalte der IKVT
Sicherheit und Notfallplanung
Psychoedukation KT / Umgang mit Trauer
Motivationsförderung und Zielsetzung
Entspannungsverfahren
Umgang mit Wahrnehmungen und Emotionen
Kognitive Umstrukturierung dysfunktionaler Gedanken / Akzeptanz
Konfrontation von schmerzhaften Momenten / Akzeptanz
Integration / Aussöhnung / Akzeptanz
Hinterlassenschaft der verstobenen Person „das Erbe“
Widmung
Neue Beziehung zur verstorbenen Person - neues Leben
Besondere Anlässe / Familiensitzung
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IKVT Behandlung – integrierte
Verfahren
Lösungsorientierte Therapie
Systemische Therapie (besonders Multigenerationstherapie)
Gestalttherapie und Psychodrama
Entspannungstechniken: JPMR, geführte Imagination
Analogien und Metaphern
Non-verbale Prompter
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Dokumentation ICD-10
Z63.4 Verschwinden oder Tod eines Familienangehörigen
F34.1 Dysthymia
F34.8 Sonstige anhaltende affektive Störungen
F34.9 Nicht näher bezeichnete anhaltende affektive Störung
F38.8 Sonstige andere näher bezeichnete affektive Störungen
F39.0 Nicht näher bezeichnete affektive Störung
F43.1 Posttraumatische Belastungsstörung
F43.2x Anpassungsstörungen
F43.8 Sonstige Reaktionen auf schwere Belastung
F43.9 Nicht näher bezeichnete Reaktion auf schwere Belastung
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Basics
Frühere Therapieerfahrung kennen
Gleichzeitige Services erfragen
Komorbide Störungen
Physische Krankheitsbilder
Name der verstorbenen Person
Beziehungsart zum Toten
Todesart
Todesumstände
Todestag (in etwa)
Soziales Umfeld supportiv?
Besonderheiten (z.B. Erbstreitigkeiten)
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Basics
Emotionen validieren
Reden und Schweigen
Vorsicht bei Trost
Professionelle Abgrenzung
Der Trauer ihren Lauf lassen
Verluste nicht vergleichen
Trauerdiversität unterstützen
Sinnfrage?
Rapport / Allianz
Loben und verstärken
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Basics
Veränderung ist unausweichlich
Tabuisierung nicht unterstützen - Sachverhalte klar benennen (z.B. Tod)
Werkzeugkoffer einrichten: „Was können Sie tun?“ „Was hilft?“
Expertenstatus / Verantwortung (Krise)
Struktur:
„Ersthilfe“
Tagesablauf
Rituale
Motivation – Hoffnung schöpfen
Praktikabilität (z.B. Entspannung im Sitzen)
Termination (Herunterzählen der Sitzungen)
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Übergreifend
Interdisziplinären Austausch suchen:
Sozialpädagogische Dienste
Medizinisches Personal
Sozialpsychiatrische Dienste
Geriatrische Dienste
Pfarrer / Priester / Rabbiner / Imame
„Seniorenclub“
Selbsthilfegruppen
Kooperation statt Konkurrenz
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Achtung!
Heilung oder Genesung von der Trauer ist nicht möglich.
Deshalb: Adaption oder Anpassung an die neue Situation
Loslassen oder lösen von einer Person gelingt nicht.
Deshalb: die Beziehung neu gestalten – „Continuing Bonds“
Problem/Funktionalität : Emotionsarbeit = Frauen : Männer
Deshalb: Betonung bei Therapie beachten
Unterschiedliche Trauerstile entfachen intrafamiliale Konflikte.
Deshalb: Psychoedukation bzgl. Trauer und Familiennarrative
Krisen führen zu zentripetaler Dynamik im System; später zu zentrifugaler Gegenbewegung.
Folge: Konflikte wg. gefühlter Zurückweisung.
Deshalb: Psychoedukation mit Normalisierung
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KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN
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Behandlung Phase 1:
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… und immer wieder:
Frage:
WAS hat sich verändert?
In Sitzung 1:
Was hat sich verändert, seitdem Sie hier angerufen haben?
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Behandlungsinhalte - Überblick
Dosis: 25 Sitzungen à 50 Minuten
Obligatorisch:
Abschnitt I: 7 Sitzungen: Stabilisieren, Explorieren, Motivieren, Zielsetzung
Abschnitt II: 9 Sitzungen: Kognitive Umstrukturierung und Exposition
Abschnitt III: 4 Sitzungen: Integrieren, Transformieren, Termination
Optional:
Abschnitt IV: 5 Sitzungen: Umgang mit Geburtstagen, Todestag, Feiertagen,
Urlaub, Gerichtsterminen; Familiensitzungen (2)
Frequenz: 1 Sitzung / Woche; davon 2 Doppelsitzungen
Dauer: 4 bis 6 Monate → 18 bis 23 Termine
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Psychoedukation
häufige Merkmale von KT/ATS
normale vs. KT/ATS (! Veränderung amplifizieren)
Dynamik der KT/ATS (Störungsbild)
Vermeidungsverhalten (‚nicht-hilfreiches Verhalten‘)
Dysfunktionale Gedanken (‚nicht-hilfreiche Gedanken‘)
schwierige Emotionen
Trigger
Einschränkungen
Komorbiditäten
Einfluss der Ethnokultur
Konflikte durch Bikulturalität?
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- Störungsmodell
Tod
… eines nahe stehenden Menschen
vor 6 Monaten oder länger
Symptomkatalog:
Intensives Verlangen / Sehnsucht
Nichtakzeptanz des Todes
Überwältigender emotionaler Schmerz
Identitätsverlust
Dysfunktion
Gedanken
Übermäßige Auseinandersetzung /
Beschäftigung
Vermeidung
Symptomreduktion:
Weniger Einsamkeit
Weniger Sehnsucht
Weniger Schmerz
Emotionale Einschränkungen
Externer Auslöser
(Trigger)
Funktionale Einschränkungen
Erinnerung an Tod und Verlust
Externer Auslöser
(Trigger)
Interner Trigger
Hoffnungslosigkeit / Hilflosigkeit
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Und was sagt mein Körper?
Schmerzen? Wo? Wann?
Körperliches Erleben wie VP?
Schlaf?
Ernährung? / Appetit
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Fragen bzgl. Patient
Primärverlust
„Worunter leiden Sie am meisten?“
„Wie bemerken Sie, dass Sie trauern?“
„Wie sehen andere, dass Sie trauern?“ Unterschied?
„Wird Ihr Trauerstil akzeptiert?“
„Gibt es einen Unterschied zu früheren Krisenbewältigungen?“
Sekundärverluste: delegieren – eliminieren – selber tun
„Was fehlt Ihnen (am meisten)?“
„Was können Sie nun nicht mehr tun?“ (Pflichten, Hobbies)
„Welche Aufgaben liegen brach?“
„Wenn Sie gefragt werden, ‚…‘, was sagen Sie?“ (Identität)
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Fragen bzgl. soz. Umfeld
Familie erfassen
Wer ist alles betroffen? Wer nicht?
Wie leiden die einzelnen Betroffenen?
Wer trauert wie?
Wie wirkt sich der Tod auf die Familie aus?
Gibt es neue Allianzen?
Gibt es Konflikte? Welche? Erbschaft? Loyalität? Moral?
Wie ging die Familie früher mit Krisen/Todesfällen um? Trauertradition?
Gibt es Rollentausche? Neue Rollen?
Gibt es neue Aufgaben? Wer übernimmt sie?
Freundeskreis? Bekanntenkreis?
Arbeitsplatz
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Genogramm
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50
Lifeline bzgl. Patient
+10
0
10
20
30
40
Jahre
-10
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Lifeline als gemeinsames Erleben
+10
chönster Moment
chlimmster Moment
16
20
30
35
Jahre
-10
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Vorstellen der verstorbenen Person
(VP)
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4-Felder Motivationsraster
Nutzen d. Veränderung Kosten d. aktuellen
Situation
Weniger Schmerz
Weinen, Schmerz
Neue Aktivitäten
Keine Perspektive
Neue Beziehungen
Kosten d. Veränderung Nutzen d. aktuellen
Endgültigkeit erkennen Situation
Zuwendung von
Rügen der Umgebung
anderen (sek. gain)
Loyalität zur
verstorbenen Person
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… und nicht zuletzt:
Pros & Cons einer Therapie
Verlaufsorientierung
Autonomie unterstützen: Was kommt in den Werkzeugkasten?
Mut zur Veränderung loben
Sicherheitscheck
Zieldefinition: „Was erhoffen Sie sich?“
„Wie wird es sein, wenn Ihre Beschwerden (spezifizieren) nicht mehr da sind?“
„Woran erkennen Sie es?“
„Was sind die ersten Anzeichen?“
„Woran erkennen es andere?“
„War es schon einmal so?“ (Ausnahme)
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Sicherheitscheck: Erste Hilfe
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Behandlung Phase 2:
KOGNITIVE UMSTRUKTURIERUNG UND EXPOSITION
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Dysfunktionale Kognitionen - Inhalte
„Habe ich etwas unterlassen?“
„Hätte ich ihm noch etwas sagen sollen?“
„Hätten wir noch etwas besprechen sollen?“
„Wusste sie, dass der Tod nah ist?“
„Wie groß war das Leiden?“
„Hat er noch etwas von mir erwartet?“
„Hätte ich den Tod verhindern können?“
„Was hat sie sich zum Schluss noch gedacht?“
„Hätte ich ihn aus dem Krankenhaus heim holen sollen?“
„War es wirklich ein Unfall?“
„So einen Partner finde ich nie mehr.“
„Wenn ich … getan hätte, wäre das nicht passiert.“
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Charakteristik dysfunktionaler Kognitionen
Katastrophieren:
„Bad Canstatter Neckarbrücke“
Kontrollieren:
„Streunender Hund“
Ruminieren:
„Es war einmal ein Mann“ (Karussellpferdchen)
Interpretieren:
„Der rote Ferrari“
Automatisieren:
„Schaltwagen fahren“
Differenzieren:
„Der Pilot“
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Dysfunktionale Kognitionen – Was tun?
Nicht-hilfreiche Gedanken identifizieren: Entlarven von Denkfehlern
Zweckmäßigkeit hinterfragen (z.B. Kontrolle, Verbindung, pros/cons)
Realitätsgehalt hinterfragen
pie chart bei Schuldgedanken
„Wer gab Ihnen diese Info?“
Entsorgen – kreativ
Achtsamkeitsübung „Hier und Jetzt“
Gedanken ersetzen
Reframe / Perspektivenwechsel:
„Angenommen, Sie würden … anders sehen, wie sähe das aus?“
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Grübeln und Schuld
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Umgang mit Emotionen und Wahrnehmungen
Innere Achtsamkeit:
Gefühle und Wahrnehmungen
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Body Scan
„Wo nehmen Sie diese
Emotion wahr, wenn Sie an
die VP denken?“
„Wo nehmen Sie Ihre
Schmerzen wahr?“
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Exposition
Nach Mannarino, Cohen und Deblinger: Die Geschichte von ….
Fakten beschreiben
Gedanken hinzufügen
Wahrnehmungen hinzufügen
Gefühle hinzufügen
Lesen
Vorlesen
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Integration:
Gang zum Grab
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Integration - Gang zum Grab
Abschied nehmen:
Beschreibung des Grabes (Details)
Auslegung der Grabstätte
Gang zum Grab
Auswahl von 3 Gegenständen: „Ich bin…“
Pt. verabschiedet sich: frei
„Was ich dir immer nochmal sagen wollte.“
„Was ich dich immer nochmal fragen wollte.“
„So hat sich dein Tod auf mein Leben ausgewirkt.“
VP verabschiedet sich: frei
„Was ich dir immer nochmal sagen wollte.“
„Was ich dich immer nochmal fragen wollte.“
„So wünsche ich mir, dass sich mein Tod auf dein Leben ausgewirkt hat.“
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Behandlung Phase 3:
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Erbe und Continuing Bonds
Wie soll die VP erinnert werden?
→ Rituale
Was hat die VP hinterlassen?
→ Werte, Aktivitäten, Gewohnheiten, Weisheiten, Erlaubnisse
Welcher Teil der VP soll weitergeführt werden?
→ Traditionen
Welche Anteile hat die VP mitgenommen?
→ Ersatz?
Was soll der VP gewidmet werden?
Dankesbrief an VP
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Neues Leben
Veränderte Selbstwahrnehmung:
„Ich bin in der Lage, Dinge zu tun, die ich vorher nicht tun konnte.“
Veränderte interpersonelle Situationen:
„Ich habe eine Menge über andere Menschen erfahren.“
Fremdwahrnehmung:
„Wie sehen andere die Veränderung in mir?“
Erwartungen für die Zukunft:
„Was soll die Zukunft für mich halten?“ (neue Wünsche, Freunde, Aktivitäten, Beziehungen)
Neue Identität:
„Wie stelle ich mich nun vor?“
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70
Sinnfindung - Sinngebung
Was bedeutet der Abschluss der Therapie für mich?
Was bedeutet diese Erfahrung für die Grundannahme über mein Weltbild?
Was bedeutet diese Erfahrung für die Grundannahme über mich selbst?
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Hilfreiche Traueraktivitäten
Besuch eines Bestattungsinstituts
Vorbereitung auf Verlust (Gespräch und Aktivitäten)
Wahl der Beisetzung
Auswahl der Trauergäste
Planung des Abschiedszeremoniells und Leichenschmauses
Berühren der VP
Waschung und Ankleidung
Verabschiedung / Rituale
Rückblick auf (gemeinsames) Leben
Familien einbeziehen
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Zusammenfassen des Gelernten – Blick in den Werkzeugkasten
Psychoedukation Reprise: Reaktivierung der Trauer ist normal
Verabschiedung
WORKSHOP BAD NEUENAHR 2017 KOMPLIZIERTE TRAUER WAR GESTERN
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Literaturliste zum Workshop auf
Nachfrage
unter:
[email protected]
Als Betreff bitte angeben: Bad Neuenahr 2017
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Vielen Dank!
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