Teleconferencing Experts in Antiretroviral Management TEAM round 4 8. Nov. 2004 Gewichtsverlust und HIV: Was ist los? Crypto Meningitis: Wie lange, womit? Zusammenfassung Gewichtsverlust und HIV: Was ist los? Frau Dr. Dirke Bernasch aus Biel präsentierte den ersten Fall. Es handelte sich um einen 42jährigen Mann (siehe Fallbeschreibung online, case 2), der seit 2 Jahren unter einer stabilen HIV Therapie war. Vor dieser Therapie wurde er einmal wegen einer Tuberkulose behandelt. Als er sich über einen Gewichtsverlust von 6 kg im Rahmen eines religiösen Fastenrituals beklagte, wurde dieser zunächst auf das Fasten zurückgeführt. Doch nachdem weitere Beschwerden dazu kamen, wurden weitere Abklärungen nötig und eine breitere Differentialdiagnose wurde diskutiert. Der Patient, dessen CD4 Werte unter Therapie mit Combivir und Stocrin bei knapp 300/ul lagen, beklagte sich neu über Adynamie, Anstrengungsdypnoe und zunehmenden Schwächezustand bei normalem Appetit. Neu Auftreten waren auch eine Erhöhung der Leberparameter und im EKG Zeichen einer Perikarditis. In der Differentialdiagnose wurden vor allem ein Wiederaufflackern der Tuberkulose erwogen, mit möglicher Beteiligung des Perikards im Sinne einer Tbc-Perikarditis. PD Dr. Hansjakob Furrer aus Bern hat auch die Frage einer Immun-Rekonstitution in den Raum gestellt. Die Lösung war dann trivial, wie sie nur sein kann: Ein tiefer TSH-Wert (<0.01) zeigte den Befund einer Hyperthyreose. Klinisch passten alle Befunde (Leber, Herz, Adynamie, Schwäche, Appetit, Gewichtsabnahme). Die Behandlung (Betablockade gefolgt von Neomercazole) führte rasch zur Normalisierung von AZ und überigen Befunden. Der Fall zeigt einmal mehr, dass Infektiologen als breite internistisch geschulte Ärztinnen und Ärzte immer wieder nicht infektiologische Ursachen in die Differentialdiagnose miteinbeziehen sollten. Daher ist es immer günstig, wenn HIV-spezifische Fortbildung auch hin und wieder nicht infektiologische Befunde diskutieren. Inwieweit es sich bei dieser Hyperthyreose auch um eine Autoimmunerkrankung im Sinne einer Immun-Rekonstitution handeln könnte, wurde anschliessend heiss diskutiert. Offenbar haben Kollegen aus Perth, Australien, einen möglichen Fall einer Autoimmun-Hyperthyroidose im Sinne eines Immunrekonstitutions-Syndroms diskutiert (French et al, ARHR, 2004). Eigentlich haben sich die meisten Exponenten gegen eine Möglichkeit einer Immun-Rekonstitution als Grund dieser neu aufgetretenen Hyperthyreose geäussert. Autoimmunphänomene sind zwar bei HIV Infektion möglich, doch insgesamt sind sie selten. Die zeitlichen Korrelation, die zudem in diesem Fall nicht wirklich vorlag (2 Jahre nach Therapiebeginn), kann bei solchen seltenen Ereignissen auch zufällig beobachtet werden. Cryptokokken-Meningitis: Erhaltungstherapie wie lange, womit? Dr. Patrick Schmid aus St. Gallen präsentierte den zweiten Fall, wobei es hier weniger um einen Quiz ging als vielmehr um eine Umfrage bei den Experten, wie sie diesen Fall nun behandeln würden. Es geht um die Frage der Erhaltungstherapie einer Cryptokokken-Meningitis bei einem 45-jährigen Patienten (s. online Fallschilderung, case 1). Die erste Episode einer CryptokokkenMeningits datiert weit zurück bis ins Jahr 2002. Nach initialer Therapie mit Amphotericin B (2 Wochen) kam es sofort nach Umstellung auf Fluconazole zur AZ-Verschlechterung, sodass wieder auf AmphoB umgestellt und insgesamt 6 Wochen behandelt wurde. In der Folge kam es nach Umstellung auf Fluconazole und schliesslich Beginn einer antiretroviralen Therapie zu häufigen Rezidiven. Erst die Umstellung der Therapie auf Voriconazole führte zum definitiven Durchbruch. Doch selbst nach einem Jahr Supressionstherapie kam es beim Therapieabbruch wieder zum Rezidiv, obwohl die CD4 Werte bereits lange über 200/ul waren. In seiner Übersicht über die vorhandenen Daten (s. Präsentation, case 1) zeigte Dr. HJ. Furrer, dass eigentlich die meisten Patienten nach Abbruch der Therapie bei CD4 Zellen über 200 einen rezidivfreien Verlauf hatten (ca. 2-4% Rezidive, maximal). Doch es gibt kaum verlässliche Methoden um herauszufinden, welche Patienten einen guten Verlauf haben werden. Die Kollegen aus Zürich haben aus Ihrer Erfahrung berichtet, wonach sich das Crypto-Ag im Serum als günstiger Verlaufsparameter eignet. Für unseren Fall würde dies heissen, dass wir jetzt, wo das Crypto-Ag erstmals < 40 ist und der Patient auch erstmals wirklich längerfristig symptomlos ist, ein Absetzversuch aufdrängt. Wir werden bei der nächsten Teamrounds im April 05 über den Verlauf berichten. Diskutiert wurden speziell folgende Punkte: 1. Handelt es sich bei diesen „Rezidiven“ tatsächlich um Rezidive oder um eine schlechte Suppression der Primärinfektion. 2. Was ist die beste Initialtherapie für Crypto-Meningitis 3. Genügt das Cryptokokken-Antigen als Mass für das Ansprechen auf eine CryptokokkenMeningitis. Natürlich kann bei einer Opportunistischen Infektion unter Erhaltungstherapie nie wirklich von Rezidiven gesprochen werden. Es geht immer nur um die Frage, wie gut die Suppressionstherapie wirkt. Klinisch kam es bei diesem Patienten erst nach mehr als einem Jahr Behandlung mit Voriconazole zum Abklingen aller Symptome. Ob sich bei der CryptoMeningitis die durch initialbehandlung mit einer Kombinations-Therapie Flucytosin + AmB die längerfristigen Resultate verbessern lassen, ist unklar, doch wäre dies mindestens zu diskutieren. Team-rounds geht ins 4. Jahr Mit der heutigen Runde der Team-rounds geht das Jahr 2004 zu Ende. Die Organisatoren danken Herrn Dominique Wyss und seinen Kollegen der Firma GSK für die Unterstützung der interaktiven Fortbildungsveranstaltung. Team-Rounds wird auch nächstes Jahr im gewohnten Rahmen durchgeführt. Die Termine stehen bereits fest: Allen Beteiligten sei gedankt für das gute Gelingen der Fortbildungstagung. Pietro Vernazza, St. Gallen, 8. Nov. 2004 Datum Zeit (jeweils Montag) 25. April 05 12:10 13. Juni 05 12:10 22. Aug 05 12:10 07. Nov. 05 12:10 Zentrum 1° 2° SG Lug Chur BE NE Biel AG tba