Prävalenz und Prädiktoren von Achse-I-Störungen in einer großen Stichprobe von hilfesuchenden Opfern sexuellen Missbrauchs und Inzests Hintergrund: Sexueller Missbrauch in der Kindheit (childhood sexual abuse – CSA) kommt häufig vor und ist ein robuster, jedoch unspezifischer Prädiktor für eine Psychopathologie im Erwachsenenalter. Obwohl viele demografischen Variablen und Missbrauchsfaktoren diesen Zusammenhang nachweislich beeinflussen, bleiben ihre gemeinsamen und spezifischen Auswirkungen weitgehend unklar. Zielsetzung: Diese Studie zielte darauf ab, die Prävalenz von Achse-I-Störungen in einer großen Stichprobe von sich in Behandlung befindenden Opfern sexueller Traumatisierung zu beurteilen und die gemeinsamen und spezifischen Einflüsse demografischer und Missbrauchsmerkmale über die verschiedenen Diagnosen hinweg zu untersuchen. Methode: Die Studienteilnehmer (N = 434) waren Besucher von vier Behandlungszentren in Dänemark, die eine psychologische Therapie für Opfer von CSA bieten. Die Achse-IStörungen wurden anhand des Millon Clinical Multiaxial Inventory-III (MCMI-III) erhoben. Mittels einer multivariaten logistischen Regressionsanalyse wurden die Assoziationen zwischen CSA-Charakteristika (Alter bei Beginn, Dauer, Anzahl der Peiniger, Anzahl der Missbrauchshandlungen) und zehn klinischen Syndromen im Erwachsenenalter untersucht. Ergebnisse: Es gab signifikante Unterschiede in der Störungsprävalenz und die Missbrauchsmerkmale hingen unterschiedlich mit den Ergebnisvariablen zusammen. Von mehr als einem Täter sexuell missbraucht worden zu sein war der stärkste Prädiktor für eine Psychopathologie. Schlussfolgerung: Die Beziehung zwischen CSA und Psychopathologie im Erwachsenenalter ist komplex. Missbrauchscharakteristika haben sowohl einzigartige, spezifische als auch gemeinsame Auswirkungen auf verschiedene Diagnosen. Keywords: sexueller Missbrauch im Kindesalter, Achse-I-Störungen, hilfesuchende Stichprobe, sexuelles Trauma, Inzest, multivariate Analyse, multiple Täter, Psychopathologie im Erwachsenenalter Name of translator: LD European Journal of Psychotraumatology 2016, 7: 30686 - http://dx.doi.org/10.3402/ejpt.v7.30686