NS_Euthanasie_im_Bregenzerwald

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Univ.-Doz. Mag. Dr. Wolfgang Weber MA MAS Akademischer Politischer Bildner
Ausstellung „Geschichte der NS-Euthanasie im Bregenzerwald 1939-1945“
1. Anlass und Ort der Ausstellung
Am 10. April 1938 stimmten 99,73 % der stimmberechtigten Österreicher/innen in einer
Volksabstimmung für den sog. Anschluss Österreichs an NS-Deutschland. 99,02 % der
stimmberechtigten Deutschen sagten in diesem Plebiszit „Ja“ zum sog. Anschluss.
In Vorarlberg stimmten 98,1 % der zur Abstimmung zugelassenen Bürger/innen mit „Ja“. Im
Bezirk Bregenz 96,7 %.
In Erinnerung an den 70. Jahrestag dieser „Volksabstimmung“ eröffnet das Heimat Egg
Museum am 10. April 2008 um 20.00 Uhr im sog. Vereinshaus in Egg (Alte Schule) eine
Ausstellung. Diese Ausstellung erinnert an eine der vielen schrecklichen Folgen, welche die
NS-Diktatur für Vorarlberg und ganz Europa hatte: Tod und Verstümmelung für tausende
psychisch kranke, geistig und körperlich behinderte Menschen.
Es gibt allerdings auch aktuelle Anlässe in der gegenwärtigen Gesellschaft, die es notwendig
machen, über die Geschichte der NS-Euthanasie nachzudenken bzw. sich diese in Erinnerung
zu rufen. Das sind die gesellschaftspolitische Debatten um die sog. Stammzellenforschung
und die gesetzlich geregelte Sterbehilfe etwa in den Niederlanden und der Schweiz.
2. Opfer der NS-Euthanasie 1939-1945 in Deutschland und Österreich und Vorarlberg
Bis zu 400.000 psychisch kranke, geistig und körperlich behinderte Menschen wurden
zwischen 1939 und 1945 zwangssterilisiert. Zumindest 360.000 in Deutschland, zwischen
5.000 und 10.000 in Österreich. Bis zu 100 in Vorarlberg.
Bis zu 300.000 psychisch kranke, geistig und körperlich behinderte Menschen wurden
zwischen 1939 und 1945 im Zuge der nationalsozialistischen sog. „Euthanasie“ ermordet. Das
Gros davon in Deutschland, mehrere Zehntausend in Österreich.
In Vorarlberg wurden bis zu 400 psychisch kranke, geistig und körperlich behinderte Männer,
Frauen und – Kinder durch die NS-Euthanasie, die sog. Aktion T 4 ermordet! Unter diesen
Opfern waren 70 Prozent der Patient/inn/en der sog. Gau-Heil- und Pflegeanstalt Valduna in
Rankweil. Sie wurden in Niedernhart und Hartheim in Oberösterreich durch Gas oder in sog.
Pflegeanstalten in Tirol und in Bayern durch falsche Medikation oder Unterernährung
umgebracht.
3. Intention, Inhalt und Dauer der Ausstellung
Die Ausstellung im Heimat Museum Egg dokumentiert die Geschichte des staatlichen
Mordens und Verstümmelns an und von psychisch kranken, geistig und körperlich
behinderten Menschen in Deutschland und in Österreich. Sie schildert weiters die Ereignisse
in Vorarlberg und vor allem im Bregenzerwald. (Siehe dazu die Datentafel zur Geschichte der
NS-Euthanasie im Anhang!)
Die Ausstellung ist von 10. April 2008 bis 30. Juni 2008 geöffnet. Sie entstand in
Kooperation des Heimat Egg Museum mit dem Institut für Zeitgeschichte der Leopold
PD Dr Wolfgang Weber Pressetext Ausstellung Egg 10. April 2008
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Franzens Universität Innsbruck, dem Kulturforum Bregenzerwald, dem Vorarlberger
Landesarchiv und der Rheticus Gesellschaft – sowie Schulen des Bregenzerwaldes.
Die Schulen des Bregenzerwaldes haben einen wichtigen Teil der Ausstellung, das sog.
Bregenzerwälder Opferbuch, gestaltet. In diesem Buch werden die Todesopfer der NSEuthanasie vorgestellt: Schüler/innen des BORG Egg und der Hauptschulen in
Alberschwende, Au und Egg sowie der Allgemeinen Sonderschule Langenegg setzten sich
um Zuge eines Projektunterrichtes zur Demokratiepolitischen Bildung mit der Geschichte der
NS-Euthanasie und deren Opfern in ihrer Heimatgemeinde auseinander.
Die Opfer der NS-Euthanasie kamen aus 17 der 24 Gemeinden der heutigen Regio
Bregenzerwald. Vier dieser 17 Gemeinden wurden bis zur Ausstellungseröffnung in
Schulprojekten bearbeitet. Weitere sollen während der Ausstellung erarbeitet werden. Das
sog. Bregenzerwälder Opferbuch der NS-Euthanasie ist also ein „offenes“ Buch. Die
Kuratoren der Ausstellung hoffen, dass es bis zum Ende der Ausstellung am 30. Juni 2008
ergänzt und neu geschrieben wird.
4. Opfer der NS-Euthanasie im Bregenzerwald
Von den über 700 Patient/inn/en der ehemaligen „Landesirrenanstalt“ Valduna der Jahre 1938
bis 1941 waren 57 in einer Gemeinde des Bregenzerwaldes geboren.
32 dieser 57 gebürtigen Bregenzerwälder/innen wurden 1941/42 in der NS-Tötungsanstalt in
Hartheim ermordet. Sieben weitere dieser Bregenzerwälder/innen starben zwischen 1941 und
1944 im Psychiatrischen Krankenhaus in Hall in Tirol. Zumindest zwei in dessen Außenstelle
in Mils. Von Hall ist überliefert, dass dort Menschen durch Unterernährung getötet wurden.
Die hier genannten 41 Bregenzerwälder Valduna Patient/inn/en waren nicht die einzigen
Todesopfer der NS-Euthanasie im Bregenzerwald. Weitere kamen in anderen sog. Heil- und
Pflegeanstalten um.
Am 27. März 1941 etwa starb ein 38-jähriger Mittelwälder in der NS-Tötungsanstalt Pirna
(Sonnenstein) in Sachsen. Am 8. März 1943 starb eine achtjährige Mittelwälderin in der sog.
Kinderfachabteilung in Kaufbeuren. Dort wurden hunderte Kinder durch Medikamente oder
Unterernährung getötet.
Das Gros der Bregenzerwälder Opfer der NS-Euthanasie kam erst nach einer
„Inspektionsreise“ des Leiters der Valduna, Dr. Josef Vonbun, im Februar und März 1941 in
die sog. Landesirrenanstalt. Bis dahin wohnten sie in den Versorgungshäusern der
Gemeinden.
Über die Hälfte dieser Menschen war zum Zeitpunkt ihrer Abholung zwischen 30 und 60
Jahre alt.
Die häufigste Diagnose unter den Bregenzerwälder Opfern der NS-Euthanasie war mit 28
Nennungen „Schwachsinn“, gefolgt von 18 Nennungen für „Schizophrenie“ und je drei für
„Demenz“ und „Epilepsie“.
Derzeit sind 45 Todesopfer der NS-Euthanasie aus dem Bregenzerwald namentlich bekannt.
Diese Zahl wird bei weiterer Forschung jedoch nach oben zu korrigieren sein.
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17 von derzeit 62 namentlich bekannten Bregenzerwälder Opfern überlebten die NSEuthanasie.
5. Kinder als Opfer der NS-Euthanasie in Vorarlberg und im Bregenzerwald
Bis heute ist die Gesamtzahl der im Rahmen der NS-Euthanasie in Vorarlberg ermordeten
Kinder nicht bekannt. Von den ermordeten Valduna Patient/inn/en waren acht unter 16 Jahre
alt, darunter der fünfjährige Felix aus Andelsbuch.
Felix wurde am 16. Januar 1936 in Schlins als uneheliches Kind geboren. Er war geistig und
körperlich behindert. Seine Familie brachte ihn im Marienheim in Bludenz unter. Dieses
wurde 1939 geschlossen. Daher wurde Felix 1939 in das Versorgungsheim nach Andelsbuch
verlegt. Von dort holte ein Rot Kreuz Auto ihn und einen zweiten Jungen namens Franz am 1.
März 1941 ab. Das Auto brachte die beiden in die Valduna.
Am 24. März 1941 wurde Felix in das Psychiatrische Krankenhaus nach Hall in Tirol verlegt.
Am 31. August 1942 erhielten die Mutter und die Großmutter von Felix vom Standesamt
Hartheim die Mitteilung, dass er „an Lungenentzündung und Herzschwäche“ gestorben sei.
Tatsächlich wurde Felix in der NS-Tötungsanstalt Hartheim ermordet.
Psychisch kranke, geistig und körperlich behinderte Kinder des Bregenzerwaldes wurden
nicht nur über die Versorgungsheime an die Valduna abgegeben und später in NSTötungsanstalten ermordet. Seit einem Erlass des Reichsministers des Inneren vom 18.
August 1939 waren Mediziner/innen und Hebammen verpflichtet, geistig und körperlich
behinderte Kinder bei der Behörde zu melden.
5.1. Beispiel für die Opfergeschichte eines kleinen Kindes
Am 30. April 1941 zeigte die Hebamme einer Vorderwälder Gemeinde das sechsjährige
Mädchen Maria beim Amtsarzt Dr. Theodor Leubner in Bregenz an. Maria war taub und litt
angeblich an Schwachsinn. Bereits eineinhalb Jahre zuvor war Maria dem Amtsarzt durch
eine andere Person gemeldet worden.
Dr. Leubner leitete die neuerliche Anzeige am 9. Juni 1942 an den sog. Reichsausschuss zur
wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten Leiden in Berlin weiter. Er
empfahl die „Aufnahme des Kindes in eine geeignete Anstalt“. Diese Aufnahme sei, so Dr.
Leubner, „notwendig und äußerst vordringlich“. Das bestätigte auch der von ihm konsultierte
Facharzt Dr. Karl Scharfetter in Bregenz. Am 3. Juli 1942 wurde Maria in die sog.
Kinderfachabteilung in der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren überstellt.
Am 8. März 1943 teilte der Leiter der Kaufbeurener Anstalt, Dr. Valentin Faltlhauser,
Amtsarzt Dr. Leubner schriftlich mit, dass Maria dort an Lungenentzündung gestorben sei.
Tatsächlich wurde Maria in Kaufbeuren Opfer der nationalsozialistischen Kindereuthanasie.
In der sog. Kinderfachabteilung Kaufbeuren wurde weit über das Kriegsende im Frühjahr
1945 hinaus gemordet – bis Anfang Juli 1945.
Eines der letzten Todesopfer der sog. Kindereuthanasie in Kaufbeuren war der Lustenauer
Volksschüler Wilhelm. Er starb am 3. Juli 1945 an Unternährung. Bei seiner Einlieferung
wog er 47 Kilo. Bei seinem Tod wog er nur mehr 28 Kilo.
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6. Zwangssterilisierung als Teil der NS-Euthanasie – Ein Beispiel aus dem
Bregenzerwald
Der Bezirk Bregenz war der erste im sog. Gau Tirol-Vorarlberg, in dem im Frühjahr 1940
Zwangssterilisierung vorgenommen wurden. Bis 1945 traf diese staatlich verordnete
Anwendung körperlicher Gewalt mehrere Dutzend Familien in Vorarlberg, bis zu zwei
Dutzend davon im Bregenzerwald. Das war nur möglich, weil das medizinische Personal vor
Ort mit dem Amtsarzt kooperierte.
Im Juni 1942 etwa erkundigte sich der für den Bregenzerwald zuständige Amtsarzt Dr.
Theodor Leubner bei einem Bregenzerwälder Gemeindearzt nach einem angeblich „an
erblicher Taubheit“ leidenden 29-jährigen Mann aus einer örtlich angesehenen Familie.
Der Gemeindearzt bestätigte Dr. Leubners Vermutung nicht nur, sondern er verwies auf zwei
weitere Mitglieder aus dieser Familie, die behindert seien. Eines war 20 Jahre alt und taub,
das andere 18 Jahre alt und „ein Kretin“. Der Gemeindearzt begründete die Behinderungen
der drei mit der Verwandtschaft der Eltern. Sie hatten tatsächlich eine gemeinsame
Urgroßmutter (sic!).
Dr. Leubner lud die beiden als taub angezeigten Söhne der Familie im August 1942 in das
Gesundheitsamt nach Bregenz vor. Nicht jedoch das angebliche „Kretin“. Nach Gutachten der
Dorfschule und des Facharztes Dr. Hermann Rösler in Bregenz über die Ursachen der
Behinderung beantragte Dr. Leubner beim sog. Erbgesundheitsgericht in Feldkirch die
Sterilisierung der zwei jungen Männer. Als Grund führte er „erbliche Taubheit“ an. Am 25.
November 1942 wurden die zwei 29 und 20 Jahre alten Männer durch Dr. Hermann Vogl im
Spital Mehrerau sterilisiert.
Während diese Bregenzerwälder Familie aufgrund einer Intervention von außen Opfer der
nationalsozialistischen „Gesundheitspolitik“ wurde, gab es im Bregenzerwald auch Familien,
die sich selbst anzeigten.
7. Zwangsabtreibung als Teil der NS-Euthanasie – Ein Beispiel aus dem Bregenzerwald
Im September 1942 beantragte eine Bregenzerwälder Mutter beim Amtsarzt in Bregenz die
Sterilisierung ihrer 20-jährigen Tochter Elisabeth. Sie war seit der Geburt taub und trotz
Besuchs einer Gehörlosenschule in Süddeutschland geistig benachteiligt. Amtsarzt Dr.
Leubner hatte bereits ein Jahr zuvor versucht, eine erbliche Taubheit zu konstatieren.
Mittels der Anlegung eines sog. Sippenaktes war Dr. Leubner nun erfolgreich. Neben der
Tochter waren auch ein Großvater, ein Onkel und ein Bruder von Elisabeth schwerhörig oder
taub. Daher diagnostizierte Dr. Leubner erbliche Taubheit. Das war Voraussetzung dafür, um
auf Basis des damals gültigen (und falschen!) Rechtskataloges eine Sterilisierung zu
beantragen. Der Facharzt Dr. Hermann Rösler in Bregenz bestärkte den Befund des
Amtsarztes. Am 16. September 1942 entschied das sog. Erbgesundheitsgericht in Feldkirch,
dem Antrag der Mutter und des Amtsarztes auf Sterilisierung von Elisabeth zuzustimmen.
Das Gericht stimmte an diesem Tag noch einem weiteren Antrag der Mutter und des
Amtsarztes zu:
Elisabeth war im fünften Monat schwanger. Auf Beschluss des Gerichtes musste sie ihr Kind
abtreiben.
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Dr. Bruno Rhomberg, Primar am städtischen Krankenhaus in Dornbirn, nahm am 22.
September 1942 bei der 20-jährigen Elisabeth die Zwangsabtreibung und
Zwangssterilisierung vor. Von Rhomberg ist auch überliefert, dass er an Zwangsarbeiterinnen
ebenso staatlich verordnete Abtreibungen vornahmen, so z.B. am 18. April 1944 an der
Ukrainerin Klaudia K.
Ein Jahr später wurde einem Bruder von Elisabeth die sog.
Eheunbedenklichkeitsbescheinigung untersagt. Denn in der Familie war ja ein Jahr zuvor
„erbliche Taubheit“ konstatiert worden. Er beeinspruchte das Eheverbot – und bekam recht.
Vater, Mutter und der erstgeborene Sohn dieser Bregenzerwälder Familie waren Mitglied der
NSDAP. Der Vater und der erstgeborene Sohn Funktionäre der Ortsgruppe der NSDAP.
8. Widerstand gegen Mord und Verstümmelung im Zuge der NS-Euthanasie
Zwangssterilisierungen und Mord an psychisch kranken, geistig und körperlich behinderten
Menschen konnten nur stattfinden, weil es eine Kooperation zwischen staatlichem,
kirchlichem und medizinischem Personal gab. Dasselbe Personal konnte jedoch in einzelnen
Fällen Widersetzlichkeiten gegen die NS-Euthanasie zeigen. Durch solche
Widersetzlichkeiten wurden Menschen nicht vor Zwangssterilisierungen, aber vereinzelt vor
dem Mord in einer NS-Tötungsanstalt bewahrt.
In Andelsbuch wurden Mitte Februar 1941 vom Leiter des Versorgungsheims, Wilhelm
Oberhauser, über Auftrag des Bürgermeisteramtes drei Bewohner/innen an das
Gesundheitsamt in Bregenz überstellt. Darunter waren die Brüder Konstantin und Peter. Sie
wurden durch den Amtsarzt in die Valduna überwiesen.
Wenige Tage später intervenierte Oberhauser in der Valduna für Konstantin. Er wurde
daraufhin nach Hause entlassen. Peter hingegen wurde am 17. März 1941 aus der Valduna
nach Oberösterreich deportiert. Dort wurde Peter am 10. April 1941 in der NS-Tötungsanstalt
Hartheim ermordet.
Der Pfarrer und der Bürgermeister in Schnepfau weigerten sich über ein Dreivierteljahr, dem
Amtsarzt in Bregenz die für die Anlegung eines sog. Sippenaktes notwendigen Daten einer
Valduna Patientin aus Schnepfau zu übermitteln. Dadurch verhinderten Pfarrer und
Bürgermeister die vom Amtsarzt beantragte Zwangssterilisierung der 22-jährigen geistig
behinderten Frau kurzfristig. Denn der Amtsarzt benötigte einen vollständigen sog. Sippenakt,
wenn er ein Verfahren zur Zwangssterilisierung einleiten wollte.
Nach acht Monaten gaben Pfarrer und Bürgermeister die Daten schließlich doch weiter. Die
22-jährige Schnepfauerin wurde am 14. November 1942 an der Universitätsfrauenklinik in
Innsbruck zwangssterilisiert – und anschließend nach Hause entlassen ...
Alt-Bürgermeister Josef Moosbrugger aus Bizau, ursprünglich ein überzeugter
Nationalsozialist, wurde im Herbst 1941 aus der NSDAP ausgeschlossen. Er hatte die NSEuthanasie öffentlich verurteilt.
9. Täter der NS-Euthanasie in und aus Vorarlberg
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Die Ausstellung des Heimat Egg Museum schildert nicht nur diese Opfergeschichten, sondern
sie stellt auch jene Menschen vor, die dazu beitrugen, dass psychisch kranke, geistig und
körperliche behinderte Menschen an die NS-Euthanasie ausgeliefert wurden – die Täter.
Anhand der Biografien je eines Spitals-, Amts- und Gemeindearztes sowie der beiden aus
Vorarlberg stammenden Massenmörder erst der Euthanasie und dann des Holocaust, Dr.
Irmfried Eberl (Bregenz) und Josef Vallaster (Silbertal), erklärt die Ausstellung, welche
Männer hinter diesen Taten steckten.
Im Falle von Josef Vallaster werden dabei auch neue Forschungserkenntnisse über diesen
2007 in Vorarlberg erstmals einer breiten Öffentlichkeit bekannt gewordenen Massenmörder
vorgestellt.
10. Anhang – Daten und Fakten zur Geschichte der NS-Euthanasie
30. Januar 1933
22. März 1933
24. März 1933
14. Juli 1933
18. Oktober 1935
11. März 1938
12. März 1938
10. April 1938
8. Mai 1938
25. Juli 1939
10. August 1939
18. August 1939
1. September 1939
1. September 1939
Ernennung Adolf Hitlers zum deutschen Reichskanzler.
Eröffnung des ersten nationalsozialistischen Konzentrationslagers in
Deutschland in Dachau bei München.
Verabschiedung des sog. Gesetzes zur Behebung der Not von Volk
und Reich („Ermächtigungsgesetz“).
Verabschiedung des sog. Gesetzes zur Verhütung erbkranken
Nachwuchses. Es tritt mit 1. Januar 1934 in Kraft. Das Gesetz ist die
Grundlage für bis zu 400.000 Zwangssterilisierungen.
Verabschiedung des sog. Gesetzes zum Schutz der Erbgesundheit des
deutschen Volkes („Erbgesundheitsgesetz“).
Machtübertragung an die NSDAP in Österreich.
Besetzung Österreichs durch Truppen der deutschen Streitkräfte.
99,73 % der stimmberechtigten Österreicher/innen befürworten den
sog. Anschluss Österreichs an NS-Deutschland in einer
Volksabstimmung.
99,02 % der stimmberechtigten Deutschen sagen in diesem Plebiszit
„Ja“ zum sog. Anschluss.
In Vorarlberg stimmen 98,1 % der zur Abstimmung zugelassenen
Bürger/innen mit „Ja“. Im Bezirk Bregenz 96,7 %.
Weisung von Adolf Hitler zur Errichtung des Konzentrationslagers
Mauthausen in Oberösterreich.
Erster dokumentierter Fall der Ermordung eines behinderten Kindes
an der Universitätsklinik Leipzig – mit Zustimmung der Eltern.
Auftakt der sog. Kindereuthanasie.
Beginn der Vorbereitungen für die Massentötung von psychisch
kranken, geistig und körperlich behinderten Erwachsenen in NSDeutschland, sog. T 4 Aktion.
Runderlass des Reichsministers des Inneren hinsichtlich der
Meldepflicht von Kindern mit angeborener Missbildung und geistiger
Unterentwicklung.
Bis 1945 werden den Behörden 100.000 Kinder auf Grundlage dieses
Runderlassens gemeldet.
20.000 dieser Kinder sollten ermordet werden.
Deutscher Überfall auf Polen – Beginn des Zweiten Weltkriegs.
Verordnung zur Beendigung der Zwangssterilisierungen an psychisch
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1. September 1939
21. September 1939
18. Oktober 1939
ab Oktober 1939
14. November 1939
14. November 1939
20. Januar 1940
8. Februar 1940
Mai bis Oktober
1940
6. Mai 1940
Juni 1940
19. Juli 1940
24. Juli 1940
kranken, geistig und körperlich behinderten Menschen.
Auf diesen Tag rückdatierter sog. Euthanasie-Erlass (Ermordung
psychisch kranker, geistig und körperlich behinderter Menschen) von
Adolf Hitler vom Oktober 1939.
Erlass des Innenministeriums zur Verzeichnung aller geistig
behinderten Erwachsenen in psychiatrischen Anstalten in NSDeutschland.
Erste Massentötungen durch Gas von bis zu 10.000 polnischen
psychisch Kranken durch deutsche Besatzungstruppen in den
Befestigungsanlagen in Posen (Polen).
Einrichtung der ersten von rund drei Dutzend sog.
Kinderfachabteilungen an deutschen und österreichischen Heil- und
Pflegeanstalten sowie Kinderkrankenhäusern.
In diesen werden bis 1945 zwischen 5.000 und 10.000 Kinder durch
Injektionen mit Luminal und Morphium-Scopolamin, durch
Unterernährung oder Kälte von medizinischem Personal getötet.
Das sog. Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses wird in
Österreich per Erlass eingeführt. Es tritt mit 1. Januar 1940 in Kraft.
Auf dessen Basis werden in Österreich bis 1945 zwischen 5.000 und
10.000 Menschen zwangssterilisiert.
Die erste Zwangssterilisierung im Bezirk Bregenz ist für das Frühjahr
1940 dokumentiert.
Das sog. Gesetz zum Schutz der Erbgesundheit des deutschen Volkes
wird in Österreich per Erlass eingeführt. Es tritt mit 1. Januar 1940 in
Kraft.
Beginn der Massentötungen von psychisch kranken, geistig und
körperlich behinderten Menschen an der seit 12. Oktober 1939 dafür
adaptierten Behindertenanstalt Grafeneck in Baden-Württemberg.
Beginn der Massentötungen von psychisch kranken, geistig und
körperlich behinderten Menschen an der Tötungsanstalt Brandenburg
an der Havel.
Leiter der Anstalt ist der in Bregenz geborene Arzt Dr. Irmfried
Eberl.
In Vorarlberg werden insbesondere die Insass/inn/en der Valduna und
kommunaler Versorgungshäuser über Meldeblätter erfasst. Diese sind
Grundlage für die 1941 beginnenden Deportationen psychisch
kranker, geistig und körperlich behinderter Menschen in NSTötungsanstalten.
Beginn der Massentötungen von psychisch kranken, geistig und
körperlich behinderten Menschen an der Tötungsanstalt Hartheim bei
Alkoven in Oberösterreich.
Der in Silbertal geborene Josef Vallaster ist dort als „Heizer“ in die
NS-Euthanasie involviert.
Beginn der Massentötungen von psychisch kranken, geistig und
körperlich behinderten Menschen an der Tötungsanstalt Sonnenstein
bei Pirna in Sachsen.
Theophil Wurm, evangelischer Landesbischof von Württemberg,
protestiert als erster deutscher Bischof in einen Brief an den
Reichsinnenminister Wilhelm Frick gegen die NS-Euthanasie.
Errichtung der ersten österreichischen sog. Kinderfachabteilung Am
Spiegelgrund in Wien. Bis 1945 werden dort zwischen 700 und 800
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21. November 1940
6. Dezember 1940
Januar 1941
10. Februar 1941
Februar und März
1941
3. August 1941
24. August 1941
Frühjahr 1942
17. November 1942
1942-1945
8. Mai 1945
Kinder ermordet.
Beginn der Massentötungen von psychisch kranken, geistig und
körperlich behinderten Menschen an der Tötungsanstalt Bernburg
(Saale).
Leiter der Anstalt ist der in Bregenz geborene Arzt Dr. Irmfried
Eberl.
Der Osservatore Romano berichtet, dass das Heilige Offizium das
Töten von psychisch kranken, geistig und körperlich behinderten
Menschen als verbotene Handlung bezeichnet. Die Nachricht wird
auch in der Regionalpresse, etwa am 19. Dezember 1940 im
Südtiroler Volksboten, gedruckt.
Beginn der Massentötungen von psychisch kranken, geistig und
körperlich behinderten Menschen an der Tötungsanstalt Hadamar bei
Limburg in Hessen.
Erster Transport von 132 Patient/inn/en der Valduna in Rankweil in
die Tötungsanstalt Hartheim in Oberösterreich.
Von den Patient/inn/en der Valduna sterben bis Kriegsende 1945
zwei Drittel, 262 davon werden vergast.
In Vorarlberg werden die von heimischen Ärzten zur Ermordung
bestimmten Bewohner/innen der kommunalen Versorgungshäuser in
der „Landesirrenanstalt“ Valduna in Rankweil bis Februar 1941
zusammengezogen.
Der katholische Bischof Clemens August Graf von Galen spricht sich
in einer Predigt in Münster öffentlich gegen die Massentötungen an
psychisch kranken, geistig und körperlich behinderten Menschen aus.
Adolf Hitler verfügte die Einstellung der Massentötungen von
psychisch Kranken und Behinderten an den hier genannten Anstalten.
Bis zu diesem Zeitpunkt wurden 70.273 Menschen in Deutschland
und in Österreich durch die NS-Euthanasie ermordet.
Das Morden ging ab September 1941 unter anderen Decknamen bis
1945 weiter. Ihm fielen weitere rund 200.000 Menschen zum Opfer.
Die beiden Vorarlberger Dr. Irmfried Eberl und Josef Vallaster
werden wie viele andere des Tötungspersonals der NS-Euthanasie
beim industriellen Massenmord an der jüdischen Bevölkerung in
Polen eingesetzt.
Einführung der sog. Hungerkost an vielen Heil- und Pflegeanstalten
in Deutschland und in Österreich.
Bis zu 90.000 Menschen sterben an den Folgen dieser staatlich
verordneten Unterernährung von Patient/inn/en.
Phase der sog. wilden Euthanasie, in der zehntausende psychisch
kranke, geistig und körperlich behinderte Erwachsene und Kinder in
Deutschland und in Österreich dezentral durch Medikamente,
Unterernährung, Kälte oder im Zuge von Menschenversuchen
ermordet werden.
Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa: Zwischen 55 und 60
Millionen Menschen, über die Hälfte davon Zivilist/inn/en, starben in
diesem Krieg. Millionen aufgrund der rassistischen Politik der
deutschen und österreichischen NSDAP.
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