Landesverband Hessen der Angehörigen und Freunde psychisch kranker Menschen e.V. Referat zur Jahrestagung der Angehörigen psychisch Kranker am 20.6.2011 in Arnoldshain Gunda Twardon Mein Name ist Gunda Twardon stellvertretende Vorsitzende des Landesverbandes NRW der Angehörigen psychisch-Kranker. lch bin Mutter von sieben erwachsenen Kindern. Unser 4.Kind, ein Sohn, heute 54 Jahre alt, erkrankte an einer Psychose - oder wie man uns sagte: an einer Schizophrenie nach seinem Studium als Diplom-Pädagoge. Heraus aus dem Elternhaus zog er in eine WG. Dort unternahm er seinen ersten Suizidversuch. Nach Klinikaufenthalt folgten weitere Suizidversuche, die Gott Lob keinen Schaden hinterließen. So begann sein Weg mit der Psychiatrie. Inzwischen lebt er in einem Heim für psychisch Erkrankte und geht täglich in die zuständige Werkstatt. Für uns als Familie war das alles sehr schlimm. lch hörte von der Angehörigenbewegung. Durch Hilfe eines sozialpsychiatrischen Zentrums gründeten wir - eine Freundin(auch betroffene Mutter) und ich eine Selbsthilfegruppe für Angehörige, und später half ich bei der Gründung des Landesverbandes. Doch nun zum heutigen Thema: Wie kann ich meinen kranken Angehörigen auf diesem Weg unterstützen und stärken ohne mich dabei zu überfordern? Stichwort: Recovery: Genesung – Wiedererlangung, Gesundung. Ihm (dem Betroffenen) durch Stärken Rückhalt geben, ihm vermitteln: ich bin für Dich da, ich vertraue Dir, auch wenn seine Welt für uns realitätsfremd erscheint. Ich möchte keine Macht auf Dich ausüben, ich lasse Dir Zeit in Deiner Lebensentwicklung, Du hast Stärken ( auch wenn sie anders sind als bei den sogenannten" Gesunden"). Wenn er seine Stimmen hört oder seine ihn in Anspruch nehmenden Bilder siehs, nicht sagen: ‚’das ist Unsinn’, sondern versuchen ihn zu verstehen, (was schwer für uns ist); ihm zeigen: ich begleite Dich und ihm Hoffnung auf Positives machen. Wichtig ist es aber auch, ihn mit in die Pflicht zu nehmen, ihm Aufgaben zu übertragen, selbst Verantwortung für wichtige Dinge zu übernehmen, das stärkt sein Selbstbewusstsein! Viele Angehörige sagen: „Das geht nicht, mein Familienmitglied ist doch krank! Ich muss alles für ihn tun“. Mein Gegenargument ist dann: „Er(sie) hat zwei gesunde Arme und Beine und mit dem Kopf, das klappt auch, also ihn nicht zu sehr einengen mit unserer Sorge. Ihm lieber sagen: Ich berate Dich gern und bin dazu auch bereit“. 1 Man sollte nicht versuchen, ihm die professionelle Sicht überzustülpen, sondern für ihn als Mensch spürbar sein besonders in Krisensituationen - das ist die Rolle von uns Angehörigen. Gute Therapieangebote helfen auch! Für uns ist aber die folgende Frage wichtig: „Was tue ich für mich als Angehöriger?“ Ich darf mich nicht aufgeben, sondern ich sollte mich an positiven Dingen des Alltags erfreuen, z.B. an Theaterbesuchen, einen schönen Nachmittag mit Freunden verbringen, Urlaub buchen, mich interessierende Kurse besuchen. Mein eigens „Ich" ist wichtig, dies alles hilft mein Leben zu erhellen, jammern hilft nicht, ich brauche ein starkes Korsett, denn wenn ich erkranke hilft es meinem Betroffenem wenig; nein, es schadet ihm nur noch mehr. Also muss ich für mich sorgen, um ihm nicht zu schaden. Ich sorge mich um mich - für ihn (und natürlich auch für mich!). Das hat mit Egoismus nichts zu tun, sonder es hilft, einen gemeinsamen Weg zu finden, selbst wenn er(sie) nicht mehr mit im Hause wohnt. So kann "Recovery" gefördert werden. 2 3 Bei ↓ Stimmenhören Wahnideen Antriebsstörungen Depressionen Wenn der Patient ↓ Hilft es wenig ↓ ↓ (scheinbar) mit sich selbst spricht; ins Leere starrt; sinnlose Dinge tut, die die Stimmen ihm befehlen zu sagen: Du spinnst, das gibt es nicht; zu diskutieren zu sagen: Quälen Dich die Stimmen wieder? Kannst du mir etwas darüber erzählen? Hilft dir das? Angst hat; sich für (Caesar, Christus.. hält; sich zu Besonderem berufen fühlt; sich verfolgt, bewacht, beobachtet fühlt; unbegründet aggressiv ist zu widersprechen; beweisen zu wollen, daß es nicht wahr sein kann; zu sagen:“Was du nur immer hast, Du spinnst“; sich reizen zu lassen sich in seine Situation zu setzen; Zu sagen:“Ich sehe das anders als du, aber ich merke, daß du bedrückt, ängstlich, geladen, bist nicht aus dem Bett kommt; an nichts Interesse hat; sich nicht wäscht und anzieht ihm Vorwürfe zu machen; vor Augen halten, wie er früher war und wie andere sind; zu sagen:“Was soll aus dir nur werden?“ Ihm alles abzunehmen; sich voll für ihn verantwortlich fühlen hoffnungslos, wie versteinert ist; überzeugt ist todkrank, sündig oder verarmt zu sein zu sagen:“Nimm dich zusammen, du mußt auch gesund werden wollen, so darfst du nicht denken, man darf den Glauben(den Mut, die Hoffnung) nicht verlieren; Ablenken zu wollen, zu bagatellisieren; zu ernsterem Beten aufzufordern Manie es hilft vielleicht eher kein Schlafbedürfnis hat; unaufhörlich redet, von seinen besonderen Fähigkeiten überzeugt ist; unbedachte Käufe und andere finanzielle Transaktionen durchführt; ständig fotografiert oder telefoniert zu widersprechen; lang mit ihm zu diskutieren; an seine Vernunft zu appellieren; sich selbst an den Rand der Kräfte zu bringen; zu fragen, was ihm hilft; kleine Schritte zu planen, die ihm Erfolg bringen; ihm höchstens die Hälfte einer Aufgabe abnehmen Ihm leise zu verstehen zu geben, daß man selbst davon überzeugt ist, daß er wieder aus diesem Tal herauskommen wird, und hinzuzufügen:“Ich weiß, daß du das jetzt nicht glauben kannst; Einfach nur zuzuhören ohne zu widersprechen oder zuzustimmen; Seine Niedergeschlagenheit auszuhalten; Auf solche Bibelstellen hinzuweisen, in denen von Zweifel und Verzweiflung die Rede ist (Psalmen); Eventuell vom Beten und Bibellesen abzuraten sich selbst, die Kinder und alle Wertgegenstände sowie Sparbücher und Autoschlüssel in Sicherheit zu bringen und sich mit einem Arzt in Verbindung zu setzen 4 5