21.04.2008 1 2 Studieneinheit II 3 1.2. Lichtmikroskopie 1.2.1. Aufbau eines Lichtmikroskops 1.2.2. Die Auflösung des Lichtmikroskops 1.2.3. Einteilung der Lichtmikroskope 1.2.4. Beleuchtungsarten 1.2.5. Kontrastarten 1 LMW Uni BT; R. Völkl 1 1.2. Lichtmikroskopie 2 3 1.2.1. Aufbau eines Lichtmikroskops Ok ula r Tub us bil Ab Kondensorsystem Lichtquelle g an ng hle tra ss ng du Ob jek tiv Probe LMW Uni BT; R. Völkl WMechanik & -Prüfung; LMW Uni BT; R. Völkl Beleuchtungsstrahlengang 2 1 21.04.2008 1 Strahlengang eines einfachen Mikroskops 2 3 ¾ Alle optischen Systeme werden in lediglich zwei Linsensysteme, dem Objektiv und dem Okular bzw. Projektiv zusammengefasst. ¾ Das Objektiv bildet das sich kurz vor der objektseitigen Brennebene, F, befindliche Objekt, y, umgekehrt und vergrößert ab. ¾ Das reelle Zwischenbild, y‘, wird dann mit dem als Lupe wirkendem Okular betrachtet, d.h. y‘ befindet sich in der objektseitigen Brennebene des Okulars. ¾ Das Auge nimmt ein Objekt als virtuelles Bild im Unendlichem wahr ¾ Die Gesamtvergrößerung VM des Mikroskops ergibt sich aus dem Abbildungsmaßstab β des Objektivs multipliziert mit der Lupenvergrößerung VL des Okulars VM = βO ⋅ VL 3 LMW Uni BT; R. Völkl 1 1.2.2. Die Auflösung des Lichtmikroskops ¾ Es ist zweckmäßig das Objekt als ein Gitter mit einem Abstand d anzunehmen ¾ Das Gitter werde parallel zur optischen Achse mit Licht der Wellenlänge λ beleuchtet ¾ Zwischen Objekt und Objektiv befindet sich ein optisches Medium mit Brechungsindex n ¾ Es entsteht zunächst ein Bild mit M Beugungsmaxima in der hinteren Brennebene des Objektivs 2 3 φ ¾ Für den Winkel zwischen der m. und der 0.-Beugungsordnung, also der optischen Achse, gilt: sin ϕ = m⋅λ n⋅d ¾ Um aus diesem sog. Beugungsbild wieder ein reales Bild zu gewinnen, müssen mindestens die Maxima 0.- und 1.-Ordnung miteinander interferieren können, d.h. durch die Öffnungsblende gelangen: d≥ λ n ⋅ sin ϕ φ Objektivöffnungsblende ¾ Je größer der Öffnungswinkel φ des Objektives und je kleiner die Lichtwellenlänge λ ist, umso besser löst das Mikroskop auf! LMW Uni BT; R. Völkl WMechanik & -Prüfung; LMW Uni BT; R. Völkl 4 2 21.04.2008 1 Auflösungsgrenze des Lichtmikroskops ¾ Bei genauerer Betrachtung wird noch ein Faktor von 0,6 berücksichtigt werden ¾ Theoretische Auflösungsgrenze: •λ = 400 nm (violettes Licht) •φ = 90° dmin = 2 3 0.6 ⋅ λ n ⋅ sin ϕ dmin ≈ 0,15 µm •n = 1.6 für Monobramnaphtalin als Immersionsmedium zwischen Objektivlinse und Objekt •Die Theoretische Auflösungsgrenze wird von modernen Lichtmikroskopen erreicht! ¾ Tiefenschärfe eine Lichtmikroskops: •ε = Sehwinkel in Bogenminuten 2,85 ⎞ λ ⎛ Δz = ⎜ 0,5 + ⎟⋅ 2 ε ⎠ A Ob ⎝ 5 LMW Uni BT; R. Völkl 1 Auswirkungen Lichtwellenlänge auf die Auflösung ¾ 2 3 HF Perlitaufnahme mit Objektiv Apochromat 60 × 0,95; βOb = 630:1: a) λ = 426 nm b) λ = 548 nm c) λ = 667 nm LMW Uni BT; R. Völkl WMechanik & -Prüfung; LMW Uni BT; R. Völkl 6 3 21.04.2008 1 Das Objektiv 2 3 ¾ Die Qualität des Objektivs ist entscheidend für die Abbildungsqualität des gesamten Mikroskops ¾ Je größer der Öffnungswinkel φ des je größer der Brechungsindex n des sog. Immersionsmediums ist, umso besser löst das Objektiv auf! ⇒ Definition der Numerische Apertur: A Ob = n ⋅ sin ϕOb ¾ Je höher die Numerische Apertur, umso höher ist das Auflösungsvermögen! ¾ Kennzeichnung von Objektiven 7 LMW Uni BT; R. Völkl 1 Auswirkungen der Öffnungsblende auf die Auflösung ¾ a) 2 3 Aufnahme eines in Metall eingeritzten Kreuzgitters mit verschiedenen Blenden: a) Vier Beugungsmaxima der 1. Ordnung der feineren Gitterteilung werden durchgelassen b) 1. Ordnungen werden einseitig ausgeblendet c) 1. Ordnungen werden allseitig ausgeblendet Lamellarer Perlit: a) Ohne bzw. mit großer Blende b) Kleinere Blende c) Enge Spaltblende LMW Uni BT; R. Völkl WMechanik & -Prüfung; LMW Uni BT; R. Völkl 8 4 21.04.2008 1 Auswirkungen der Numerischen Apertur auf die Auflösung ¾ 2 3 a) und b) sind mit gleichem Bildmaßstab, jedoch mit Objektiven verschiedener Numerischer Apertur aufgenommen. Aufnahme c) ist mit gleichen Objektiv wie b), jedoch mit geringerem Bildmaßstab aufgenommen: a) b) AOb = 60 × 0,95 AOb = 32 × 0,65 c) AOb = 32 × 0,65 ¾ Das Objektiv mit höherer Numerischer Apertur liefert bei gleichem Bildmaßstab das bessere Bild ¾ Jedes Objektiv hat entsprechend seiner Numerischen Apertur einen optimalen Bildmaßstab 9 LMW Uni BT; R. Völkl 1 Planobjektive ¾ Die einfachsten Objektive, sog. Chromaten, sind nicht weiter korrigiert. Sie zeigen sowohl Farbfehler als auch Verzeichnungen des Abbildes bei einer ebenen Projektion. ¾ Sog. Apochromaten sind farbkorrigiert, sodass Lichtstrahlen unterschiedlicher Wellenlänge die gleiche Brechung erfahren. Allerdings zeigen auch Apochromaten Bildverzeichnungen. ¾ Sog. Planobjektive liefern ein nahezu verzeichnungsfreies, scharfes Bild über die gesamte Projektionsfläche einer planen Probe. ¾ Planapochromaten sind sowohl farbkorrigiert als auch nahezu verzeichnungsfrei. ¾ Planobjektive Objektive eigenen sich gut für quantitative Bildanalysen. LMW Uni BT; R. Völkl WMechanik & -Prüfung; LMW Uni BT; R. Völkl 2 3 a) Oben: Bildfeld eines Apochromaten b) Oben: Bildfeld eines Planapochromaten a) unten: Schnitt durch die Frontlinse eines Apochromaten b) unten: Schnitt durch die Frontlinse eines Planapochromaten 10 5 21.04.2008 1 Nützliche Vergrößerung bzw. Maßstab 2 3 ¾ Unter „realistischen Umständen“ beträgt nach Abbe die Sehschärfe bzw. der Sehwinkel ε eines „normalen“ Auges ca. 3 Bogensekunden ¾ Bei der angenehmen Bezugssehweite von 25 cm ergibt sich die Forderung, dass zwei Objekte für das Auge mindestens Δy = 250 mm × tan ε von einander entfernt wahrgenommen werden müssen, d.h. Δy ⋅ VM = 250 mm ⋅ tan ε Berücksichtigt man das Auflösungsvermögen des Objektives Δy min = 0.6 ⋅ λ A Ob erhält man einen Richtwert für die nützliche Vergrößerung des Mikroskops, bei der die kleinsten Objekteinheiten, welche von einem Objektiv mit der numerischen Apertur AOb gerade noch aufgelöst werden, auch für das Auge aufzulösen sind: Vnütz ≈ A 250 mm ⋅ tan 3' A Ob = 0,33 ⋅ Ob ≈ 660 ⋅ A Ob 0,6 ⋅ λ[mm] λ[mm] ¾ Dies bedeutet z.B. für blaues Licht der Wellenlänge von 500 nm und einer Objektivapertur von AOb=0,9 eine nützlicher Vergrößerung: V ≈ 600 nütz 11 LMW Uni BT; R. Völkl 1 Veranschaulichung der nützlichen Vergrößerung ¾ Wenn die Sehweite größer als 25 cm ist, wie z.B. im Hörsaal, ist natürlich die nützliche Vergrößerung entsprechend höher 2 3 3 Aufnahmen der selben Probenstelle mit unterschiedlichen Maßstäben bzw. Vergrößerungen aber gleicher Detailfülle. Je kleiner die Vergrößerung, umso näher muss man herantreten, um alle Bilddetails zu erkennen! ¾ Vergrößerungen deutlich über der nützlichen Vergrößerung bringen keine zusätzliche Informationen! ¾ Die Endvergrößerung ist stets dem Ausgabemedium anzupassen. LMW Uni BT; R. Völkl WMechanik & -Prüfung; LMW Uni BT; R. Völkl 12 6