Physik PHB3/4 (Schwingungen, Wellen, Optik) 09_Schwingungen_Einführung_BA_W2000.doc - 1/4 II SCHWINGUNGEN 1 Einführung Handversuch: Federpendel auslenken und loslassen. (Dynamische) Charakterisierung des Federpendels: stabile Ruhelage rücktreibende Kraft bei Auslenkung aus der Ruhelage Trägheit der Masse führt bei der Rückkehr in die Ruhelage zu einem Überschwingen. D (Energetische) Charakterisierung des Federpendels m Im schwingenden Zustand wiederholen sich die Bewegungszustände. Bei der maximalen Auslenkung besitzt das Pendel nur die pot. Energie der Federspannung. Beim Nulldurchgang besitzt das Pendel nur die kin. Energie der bewegten Masse. Damit haben wir die kennzeichnenden Eigenschaften eines schwingungsfähigen Systems gefunden. Definition: Schwingungsfähiges System Jeder bewegliche "Körper" (Masse, Ladung, ... ), der durch rücktreibende Kräfte an eine stabile Gleichgewichtslage gebunden ist, stellt ein schwingungsfähiges System dar. Eine Schwingung ist eine periodische Zustandsänderung, bei der Energie zwischen zwei Energiereservoiren ausgetauscht wird. (hier: potentielle Energie der Feder kinetische Energie der Masse) Periodische Zustandsänderung (Energieaustausch) Ein schwingungsfähiges Element (Oszillator) Viele gekoppelte schwingungsfähige Elemente Schwingung Welle D D K m m Kennzeichen: Energie der Schwingung breitet sich entlang der Federkette aus. Physik PHB3/4 (Schwingungen, Wellen, Optik) 09_Schwingungen_Einführung_BA_W2000.doc - 2/4 2 Systeme mit 1 Freiheitsgrad 2.1 Definitionen und Begriffe a) Freiheitsgrad Zahl der notwendigen Koordinaten zur vollständigen Beschreibung des Bewegungsablaufs eines Systems. Beispiel: Massenpunkt 3 Translationsfreiheitsgrade f = 3; Starrer Körper 3 Translations- plus 3 Rotationsfreiheitsgrade f = 6 b) Periodische Bewegung Nach einem Zeitintervall T (Periodendauer) wiederholt sich ein bestimmter Bewegungszustand in gleicher (ungedämpfte Schwingung) oder ähnlicher (gedämpfte Schwingung) Form. Beispiel für eine periodische Bewegung (t): physikalische Größe (t) T (Auslenkung, Ladung, Spannung etc. ) (t ) (t T ) (t 2T ) ... t T: Periodendauer Wichtigster Spezialfall einer periodischen Bewegung: Harmonische Schwingung - der Schwingungsvorgang läßt sich mit einer einfachen Sinus- bzw. Kosinusfunktion beschreiben. (Wir werden sehen, dass sich eine harmonische Schwingung immer dann ergibt, wenn die rücktreibende Kraft einem linearen Kraftgesetz gehorcht). c) Kinematik der harmonischen Schwingung (Wiederholung) Nach obiger Definition ist eine Kreisbewegung mit der Winkelgeschwindigkeit = 2/T = const eine periodische Bewegung mit der Periode T ( zirkulare Schwingung). Eine lineare Schwingung, d.h. eine Bewegung auf einer geraden Bahn ergibt sich durch Projektion auf die x- oder y-Achse. y y r r 0 x r x T/2 Projektion auf y-Achse: y ( ) r sin y (t ) r sin t Projektion auf x-Achse: x( ) r cos x(t ) r cos t T t Physik PHB3/4 (Schwingungen, Wellen, Optik) 09_Schwingungen_Einführung_BA_W2000.doc - 3/4 Weg- Zeitgesetz der harmonischen Schwingung s (t ) sˆ sin t mit: s = Amplitude t = = Phase (entspricht dem Dreh winkel, bzw. dem Bogen auf dem Einheitskreis) = Kreisfrequenz, [] = rad/s f = Frequenz t = Zeit 2 Wegen: 2f äquivalente Schreibweise T 2 s(t ) s sin( t ) s sin(2ft ) T s(t) s t 0 T/2 T v(t) Geschwindigkeit ds dt v (t ) s cos t v (t ) mit vmax s v t 0 T/2 T a(t) Beschleunigung dv d 2 s dt dt 2 a (t ) s 2 sin t 2 s(t ) a (t ) mit t amax s 2 a T/2 T s(t) Allgemeine Form einer harm. Schwingung s(t ) s sin(t 0 ) 0 = Phase für t = 0 (Nullphasenwinkel) t Physik PHB3/4 (Schwingungen, Wellen, Optik) 09_Schwingungen_Einführung_BA_W2000.doc - 4/4 d) Darstellung von Schwingungsvorgängen mit komplexen Zahlen Darstellung mit kreisenden Zeigern oder Phasoren in der komplexen Ebene Vorteil: Einfache Mathematik, kein umständliches Rechnen mit trigonometrischen Umformungen, anschauliche Darstellung bei Überlagerung von Schwingungen. (t ) sei eine beliebige komplexe Zahl1 exp{ j (t )} (t ) 0 Im ˆ e j 0 exp{ jt} (t ) ˆ e j 0 C (t) t Interpretation: (t ) geht aus C durch Drehung um den Winkel C Re t hervor. (t ) beschreibt eine Bewegung auf und der dem Kreis mit dem Radius Winkelgeschwindigkeit . Zusammenhang mit reeller Schwingung exp{ j (t )} (t ) 0 komplexe Darstellung Re{exp j (t )} (t ) 0 Projektion auf reelle Achse ______________________________________________________ cos(t ) (t ) 0 reelle Kosinusschwingung exp{ j (t )} (t ) 0 komplexe Darstellung Im{exp j (t )} (t ) 0 Projektion auf imaginäre Achse ______________________________________________________ sin(t ) (t ) 0 reelle Sinusschwingung Projektion von (t ) auf die reelle Achse Kosinusschwingung Projektion von (t ) auf die imaginäre Achse Sinusschwingung e) Darstellung mit Eulerformel Nach Euler gilt: e jt cos t j sin t 2 cos t e jt e jt 2 j sin t e jt e jt 1 Diese Darstellung (unterstrichen) verwendet man in der Elektrotechnik zur Kennzeichnung einer komplexen Größe.