Translationale Forschung Krebs mit dem Immunsystem bekämpfen Klinische Kooperationsgruppe Hämatopoetische Zelltransplantation L Leider bleiben häufig selbst nach intensivster Bestrahlung und Chemotherapie einzelne Leukämiezellen zurück, aus denen die Krankheit neu aufflammen kann (Rezidiv), wenn die T-Zellen entfernt wurden. Es gibt also ein Dilemma der Reaktion gegen gesunde Organe des Patienten einerseits, einer Graftversus-Host-Reaktion, die die Haut, den Darm und die Leber zerstören kann und deswegen vermieden werden muss, und der Reaktion gegen die Leukämie des Patienten, die sehr erwünscht ist. Eine Lösung des Dilemmas wurde mit Versuchen am Hund aufgezeigt, bei dem durch die Transfusion von Lymphozyten des Spenders 2 Monate und später nach der Transplantation eines T-Zell-armen Knochenmarks die Blutbildung des Empfängers ausgeschaltet wird, ohne eine Graftversus-Host-Reaktion auszulösen. Dieses Prinzip konnte erfolgreich bei Patienten mit Rezidiv der Leukämie eingesetzt werden; sobald ein Chimärismus und eine Immuntoleranz bestand, konnten Spenderlymphozyten zur Rezidivbehandlung transfundiert werden, ohne eine isotype control Produktion von hämatopoetischen Stammzellen aus embryonalen Stammzellen beim Hund. 0.11 anti-canine CD34 0.16 Tag 0 Expression von Stammzellantigen CD34 nach Ko-Kultur mit der Mauszelllinie OP9 1.24 64.13 CD34 eukämien liegen Störungen der Blutbildung im Knochenmark zugrunde, eine übermäßige Produktion unreifer Zellen ohne Funktion. Ziel der Therapie ist es, die entarteten Zellen im Knochenmark zu zerstören und durch gesunde, Blut bildende Zellen eines Spenders zu ersetzen. 1975 hat der heutige Leiter der Klinischen Kooperationsgruppe (KKG) „Hämatopoetische Zelltransplantation“, Herr Prof. Kolb, zusammen mit Kollegen vom Krankenhaus München Schwabing die erste erfolgreiche Knochenmarkstransplantation in Deutschland vorgenommen. T-Zellen, die eine bedrohliche Immunreaktion des Spenders gegen den Empfänger auslösen, können zuvor aus der Knochenmarksspende entfernt werden. Bevor das aufgereinigte Spenderknochenmark transplantiert werden kann, muss das erkrankte Knochenmark des Patienten zerstört werden. Das geschieht durch Bestrahlung und Chemotherapeutika. Tag 6 3.96 65.88 Tag 9 왎 44 tetramer control Spender Expansion von EBV-spezifischen T-Zellen in vivo. 0.4% Patient Tag 3 2.3% Patient Tag 6 CD8 schwere Graft-versus-Host-Reaktion auszulösen. Diese Spender-T-Zellen erkennen die Leukämiezellen als fremd und zerstören sie, ohne dass eine erneute Strahlen- oder Chemotherapie notwendig ist. Zwar sind Chemotherapeutika und Bestrahlung noch immer unverzichtbar zur Vorbereitung jeder Knochenmarkstransplantation, doch die KKG konnte zeigen, dass sich durch eine anschließende adoptive Immuntherapie die Menge und damit die Belastung des Patienten erheblich vermindern lassen. Das Prinzip einer Immuntherapie mit T-Zellen eines gesunden Spenders, nach Etablierung des Immunsystems des Spenders aus der Stammzelltransplantation, ist auch zur Behandlung von Tumorerkrankungen anderer Art geeignet. Allerdings muss die Immunreaktion gegen Tumoren anderer Art unterstützt werden, da diese schwerer erkennbar und angreifbar sind als Leukämien. Tumor-spezifische Antikörper und T-Zellen, aber auch mittels Gentherapie mit spezifischen Rezeptoren bewaffnete T-Zellen können zur Zerstörung von entarteten Zellen eingesetzt werden. Die Gentherapie bietet grundsätzlich beste Möglichkeiten zur Therapie von Leukämie und bösartigen Tumoren, bei angeborenen Krankheiten kann in Stammzellen das kranke Gen durch 5.3% Translationale Forschung Translationale Forschung Tetramer GLC/HLA-A2 (BMLF1) Patient Tag 10 8.0% ein gesundes ersetzt werden. Aber auch die Gentherapie muss bei einem dem Menschen ähnlicheren Tier so weit entwickelt werden, um sie beim kranken Menschen wirksam und ohne schwerwiegende Komplikationen anwenden zu können. Literatur: 왎 Schmid, C., Schleuning, M., Schwerdtfeger, R., Hertenstein, B., Mischak-Weissinger, E., Bunjes, D., Harsdorf, S.V., Scheid, C., Holtick, U., Greinix, H., Keil, F., Schneider, B., Sandherr, M., Bug, G., Tischer, J., Ledderose, G., Hallek, M., Hiddemann, W., Kolb, H.J.: Long-term survival in refractory acute myeloid leukemia after sequential treatment with chemotherapy and reducedintensity conditioning for allogeneic stem cell transplantation. Blood. 2006 Aug 1;108(3):1092-9. Epub 2006 Mar 21. Professor Dr. Hans-Jochem Kolb Telefon 0 89 / 70 95-42 41 [email protected] 45 왎