4 1. Elektrische Ausrüstung von Maschinen Anschluss der Maschinen an das Netz Unter den Begriff „Industriemaschinen” (DIN EN 60204-1) fallen größere Arbeitsmaschinen mit elektrischen Einrichtungen und Antrieben. Die Formatkreissäge, für die diese Bestimmung gilt, ist in Bild 1 dargestellt. Für die Versorgung solcher Maschinen mit elektrischer Energie ist ein Anschluss an das 400-Volt-Niederspannungsnetz notwendig. Der Anschluss erfolgt bei dieser Maschine über eine Steckvorrichtung. Häufig wird aber auch ein fester Netzanschluss vorgesehen. Für Reinigungs-, Wartungs- oder Instandsetzungsarbeiten oder auch bei längeren Betriebspausen muss es möglich sein, die elektrische Ausrüstung vom Netz zu trennen. Bild 1: 1.1 In diesen Fällen kann auf einen Hauptschalter verzichtet werden. Um die Maschine vom Netz zu trennen, genügt es dann, dass die Steckverbindung getrennt wird. 1.2 Fester Netzanschluss Bei festem Anschluss an das Versorgungsnetz oder wenn der Nennstrom der Maschine 16 A übersteigt oder wenn die Motorleistung der Maschine mehr als 2 kW beträgt, ist ein Hauptschalter vorzusehen, mit dessen Hilfe die Maschine vom Netz getrennt werden kann. Dieser ist auch dann notwendig, wenn die Maschine über eine Steckvorrichtung an das Netz angeschlossen ist. In Bild 3 ist der Hauptschalter der Formatkreissäge dargestellt. Formatkreissäge (Altendorf) Netzanschluss über Steckvorrichtung Bei Maschinen, deren Anschlussleistung nicht zu groß ist, kommt es häufig vor, dass sie nicht an einem festen Ort eingesetzt werden, sondern dass ihr Einsatzort wechselt. Für solche Maschinen ist ein Anschluss über Steckvorrichtungen sinnvoll. Die Steckvorrichtung, über die die Verbindung mit dem Netz hergestellt wird, kann gleichzeitig die Funktion des Freischaltens übernehmen. Voraussetzung dafür ist, dass der Nennstrom der Maschine 16 A nicht übersteigt und die Motorleistung der Maschine nicht mehr als 2 kW beträgt. Bild 2 zeigt eine solche Steckvorrichtung. Bild 3: Hauptschalter der Formatkreissäge Um eine sichere und zuverlässige Funktion des Hauptschalters zu erreichen, werden weitgehende Forderungen an seine Konstruktion gestellt: – Der Hauptschalter muss alle aktiven Leiter der Netzeinspeisung trennen. In TN-Systemen braucht der Neutralleiter nicht geschaltet zu werden. – Um Bedienungsfehler möglichst zu vermeiden, darf der Hauptschalter nur zwei Schaltstellungen haben, eine Aus- und eine Ein-Stellung. Diese beiden Schaltstellungen müssen eindeutig mit 0 und 1 gekennzeichnet sein. Bild 2: Steckvorrichtung zum Anschluss einer Maschine an das Netz – Es muss eindeutig sichtbar sein, wenn der Schalter ausgeschaltet ist. Dieses kann entweder dadurch geschehen, dass die Kontakte direkt sichtbar sind, oder dadurch, dass eine eindeutige Schalterstellungsanzeige vorhanden ist, welche die Aus-Stellung nur dann anzeigen kann, wenn zwischen den Schaltstücken genügend große Luftstrecken vorhanden sind. Elektrische Ausrüstung von Maschinen – Der Hauptschalter muss so angebracht sein, dass eine Trennung vom Netz möglich ist, ohne den Schaltschrank zu öffnen. Der Betätigungshebel muss sich also außen am Schaltschrank oder außen an der Maschine befinden. Es ist kein Schalter zulässig, der auf der Montageplatte befestigt ist und zu dessen Betätigung erst der Schaltschrank geöffnet werden muss. Wenn ein Anbringen des Hauptschalters auf der Montageplatte unvermeidbar ist, muss durch ein Schaltgestänge der Griff für die Betätigung nach außen geführt werden. 5 Aufgabe 1: Welche Leiter müssen vom Hauptschalter einer Industriemaschine geschaltet werden? – Da der Hauptschalter auch dazu dient, für Wartungsund Reparaturarbeiten die Anlage vom Netz zu trennen, muss sichergestellt sein, dass während dieser Arbeiten niemand die Anlage wieder einschaltet. Um den Hauptschalter gegen Wiedereinschalten zu sichern, muss die Möglichkeit bestehen, ihn in der ausgeschalteten Schaltstellung zu verriegeln. Dies wird meistens dadurch erreicht, dass in der ausgeschalteten Schaltstellung Vorhängeschlösser eingehängt werden können, die ein Wiedereinschalten durch Unbefugte verhindern. In Bild 4 ist die Vorrichtung für das Einhängen von Vorhängeschlössern dargestellt. Aufgabe 2: In welcher Schaltstellung muss der Hauptschalter abschließbar sein? in keiner Schaltstellung im ausgeschalteten Zustand im eingeschalteten Zustand in beiden Schaltstellungen Aufgabe 3: Unter welchen Voraussetzungen kann bei Industriemaschinen mit Anschluss über Steckvorrichtungen auf den Hauptschalter verzichtet werden? Pause Bild 4: Einhängemöglichkeit für Vorhängeschlösser an einem Hauptschalter (Moeller) In einigen Anlagen kann es vorkommen, dass nach dem Ausschalten des Hauptschalters noch Teile unter Spannung stehen. Dazu können Beleuchtungs- oder Steckdosenstromkreise gehören, die für Reparatur- oder Wartungsarbeiten benötigt werden, aber auch die Anschlussklemmen auf der Netzanschlussseite des Hauptschalters. Stromkreise, die der Verriegelung mit anderen Maschinen dienen, können Fremdspannung führen. Solche Anlagenteile oder Klemmen müssen zusätzlich abgedeckt und gekennzeichnet werden, damit ein zufälliges Berühren sicher verhindert wird. Ein Hinweisschild, dass das Vorhandensein einer Spannung auch bei ausgeschaltetem Hauptschalter anzeigt, ist in Bild 3, → S. 4 auf der Klemmenabdeckung des Hauptschalters zu sehen. „Hier ist eine Arbeitsunterbrechung sinnvoll möglich“ 2. Not-Aus-Einrichtung Da Industriemaschinen nicht in allen Fällen so aufgestellt oder so gekapselt werden können, dass eine Berührung bewegter Teile ausgeschlossen ist, geht von diesen Maschinen eine besondere Gefahr für die Personen und Sachen aus, die sich in der Nähe solcher Maschinen befinden. Bei der Kreissäge besteht die Möglichkeit, dass der Bedienende oder eine andere Person vom Sägeblatt erfasst wird und sich dadurch verletzt. Für solche Fälle ist es vorgeschrieben, dass an Industriemaschinen eine Einrichtung vorhanden ist, mit der im Notfall die Maschine möglichst schnell ausgeschaltet werden kann. Diese wird als Not-Aus-Einrichtung bezeichnet. Für die Realisierung 6 Elektrische Ausrüstung von Maschinen der Not-Aus-Einrichtung gibt es einige Festlegungen, die die Funktionstüchtigkeit und Sicherheit dieser Einrichtung gewährleisten sollen. 2.1 Not-Aus-Schalter im Hauptstromkreis In der Zuleitung der Formatkreissäge ist ein Hauptschalter (Bild 3, → S. 4) eingebaut. Über diesen können die Antriebe, von denen eine Gefahr ausgehen kann, schnell ausgeschaltet werden. Wenn ein Schalter, der im Hauptstromkreis eingebaut ist, als Not-Aus-Schalter verwendet werden soll, muss er einige wichtige Bedingungen erfüllen, um auch unter erschwerten Bedingungen sicher abschalten zu können. Es muss berücksichtigt werden, dass im Fehlerfall ein Strom fließen kann, der größer ist als die Summe der Nennströme der einzelnen Antriebe. Daher muss die Schaltleistung des Not-Aus-Schalters so bemessen sein, dass er in der Lage ist, den Strom des größten Motors an der Maschine im blockierten Zustand und zusätzlich die Ströme aller anderen Verbraucher zu schalten. Als Not-Aus-Schalter können Lasttrennschalter oder Leistungsschalter eingesetzt werden. Dabei können Schalter benutzt werden, die direkt von Hand betätigt werden. Es sind aber auch solche zulässig, bei denen das Einschalten und das Ausschalten fern betätigt, d. h., über einen Hilfsstromkreis, erfolgt, wenn am Not-Aus-Schalter die entsprechenden Betätigungselemente vorhanden sind. Diese Funktion kann vom Hauptschalter übernommen werden. Voraussetzung dafür ist, dass er sich im direkten Erfassungsbereich des Bedienpersonals befindet und entsprechend den Festlegungen für Not-Aus-Einrichtungen gekennzeichnet ist (rotes Betätigungselement auf gelbem Hintergrund, Bild 3, → S. 4). 2.2 Die Not-Aus-Taster müssen für jeden, der sich in der Nähe der Maschine befindet, sofort als solche zu erkennen sein. Dazu ist es vorgeschrieben, dass die Taster selber eine Pilzform haben. Die Farbe dieser Taster muss auffällig rot sein. Außerdem muss der Untergrund, auf dem die Taster befestigt sind, gelb sein. Wenn der Hintergrund nicht ohnehin gelb ist, muss für den Bereich des Not-Aus-Tasters ein gelber Hintergrund geschaffen werden. Dafür gibt es von den Tasterherstellern fertige Unterlegschilder, die man zusammen mit den Tastern in der Bedienfläche befestigen kann (Bild 5). Die gleiche Kennzeichnung gilt für Hauptschalter, wenn sie als Not-Aus-Schalter verwendet werden. Nachdem ein Not-Aus-Taster betätigt worden ist, muss er mechanisch verriegelt sein. Dadurch soll sichergestellt werden, dass die Anlage bewusst an der Stelle, an der sie im Notfall ausgeschaltet worden ist, auch wieder freigegeben werden muss. Das Entriegeln kann auf unterschiedliche Art erfolgen. Bei einigen Not-Aus-Tastern kann man das Betätigungselement wieder herausziehen, bei anderen muss es zur Entriegelung zusätzlich gedreht werden. In besonderen Fällen ist auch eine Entriegelung nur mithilfe eines Schlüssels möglich. Für die Art der Entriegelung gibt es aber keine festen Vorgaben. Not-Aus-Einrichtung im Steuerstromkreis Zusätzlich zum entsprechend errichteten Hauptschalter besitzt unsere Formatkreissäge noch eine weitere NotAus-Einrichtung. Dieser zusätzliche Not-Aus-Taster auf der Bedienstelle ist notwendig, da der Hauptschalter nicht von allen Arbeitsplätzen an der Maschine schnell zu erreichen ist. Es ist vorgeschrieben, dass sich an jedem Arbeitsplatz an der Maschine eine Betätigungsmöglichkeit für die Not-Aus-Einrichtung befindet. Für die Auslösung werden Not-Aus-Taster verwendet, an die besondere Anforderungen gestellt werden. Ein Bild eines solchen Tasters sehen Sie in Bild 5. Zum Ausschalten der Anlage müssen in diesen Tastern immer Öffner verwendet werden. Diese Öffner müssen zwangsgeführt sein. Das bedeutet, sie müssen so konstruiert sein, dass das Öffnen der Kontakte direkt erfolgt. Es dürfen zwischen dem Betätigungselement und dem Kontakt keine Umlenkhebel, Federn oder ähnliche Teile vorhanden sein, die ein Ausschalten unter Umständen verhindern könnten. Bild 5: Bedienelemente einer Holzverarbeitungsmaschine Der Steuerstromkreis wird so realisiert, dass durch einen Befehl alle Hauptstromkreise ausgeschaltet werden. Dazu wird der Öffner eines Not-Aus-Tasters direkt in den Steuerstromkreis geschaltet, und zwar an einer Stelle, an der die gesamte Steuerspannung für den gefährlichen Anlagenteil ausgeschaltet wird. Die Schaltung ist in Bild 6, → S. 7 dargestellt. Dabei können statt eines Not-Aus-Tasters mehrere in Reihe geschaltet sein, wenn eine größere Anzahl gefordert ist. Diese Art der Schaltung ist aber nur dann möglich, wenn das eigentliche Einschalten der Anlage über Taster geschieht, da sonst bei Entriegelung des Not-Aus-Tasters die Antriebe sofort wieder in Betrieb wären. Ein Wiederanlauf der Anlage nach Betätigung der Not-Aus-Einrich-