Protokolle von der Agenda-Konferenz „Sozial-ökologische

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 Protokolle von der Agenda‐Konferenz „Sozial‐ökologische Forschung für eine zukunftsfähige Gesellschaft“ am 19. und 20. März 2012 im Hilton Bonn Inhaltsverzeichnis 1. Einführung .............................................................................................................................. 1
2. Protokolle zu den Themenkomplexen ................................................................................... 2
Themenkomplex A) Sozial‐ökologische Ko‐Transformationen ................................................ 2
WS 1: Transformation urbaner Räume ................................................................................ 2
WS 2: Vernetzung sozial‐ökologischer Versorgungssysteme .............................................. 5
WS A: Sozial‐ökologische Ko‐Transformationen.................................................................. 9
Themenkomplex B) Resilienz sozial‐ökologischer Systeme gegenüber Krisen...................... 11
WS 3: Entkopplung vom Wachstumsparadigma................................................................ 11
WS 4: Vorsorge – Hemmschuh oder Katalysator für nachhaltige Innovationen? ............. 17
WS B: Resilienz sozial‐ökologischer Systeme gegenüber Krisen........................................ 19
Themenkomplex C) Schlüsselakteure für nachhaltige Transformationen............................. 21
WS 5: Unternehmen als Gestalter sozial‐ökologischen Wandels ...................................... 21
WS 6: Nachhaltiger Konsum – heute, 2030 und 2050 ....................................................... 24
WS C: Schlüsselakteure für nachhaltige Transformationen............................................... 27
Themenkomplex D) Demokratie im Wandel.......................................................................... 28
WS 7: Kollaborative Demokratie/Wissensdemokratie ...................................................... 28
WS 8: Verfahren der Bürgerbeteiligung............................................................................ 30
WS D: Demokratie im Wandel ........................................................................................... 33
3. Protokolle zu den Diskussionsforen ..................................................................................... 34
DF 1: Von der Forschung in die Praxis und umgekehrt: ..................................................... 34
Wissenstransfer und Umsetzung ....................................................................................... 34
DF 2: Aufbau und Stärkung der Fachszene: Instrumente und Institutionen ..................... 35
DF 3: Grundlagen: Methoden, Qualitätskriterien und Themenradar ................................ 37
DF 4: Internationale Vernetzung & Forschungskooperation ............................................. 39
4. Sammlung möglicher zusätzlicher Themen ......................................................................... 41
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1. Einführung Am 19. und 20. März 2012 veranstaltete das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Hilton Bonn die Agenda‐Konferenz ‚Sozial‐ökologische Forschung für eine zukunfts‐
fähige Gesellschaft’. Gut 10 Jahre nach der Einrichtung des Förderschwerpunkts ‚Sozial‐
ökologische Forschung’ (SÖF) hatte die Konferenz das Ziel, neue Impulse für die gesellschafts‐
bezogene Nachhaltigkeitsforschung des BMBF zu setzen und damit nach Abschluss der ersten Förderphase die Weichen für die zukünftige Ausrichtung des Förderschwerpunkts ‚Sozial‐
ökologische Forschung’ neu zu stellen. Mehr als 200 Akteure aus Wissenschaft, Unternehmen, Zivilgesellschaft und politisch‐
administrativer Praxis nahmen an der Konferenz teil. Nach einführenden Plenumsveranstal‐
tungen diskutierten sie folgende zentrale Themenkomplexe in verschiedenen Workshops (WS): A) Sozial‐ökologische Ko‐Transformationen B) Resilienz sozial‐ökologischer Systeme gegenüber Krisen C) Schlüsselakteure für nachhaltige Transformationen D) Demokratie im Wandel Neben den vorgegebenen Themen bestand die Möglichkeit, neue Themenvorschläge in die Workshop‐Diskussionen und über Kärtchen auf einer Pinnwand im Foyer einzubringen. Ein Kern der Veranstaltung war zudem die Vorstellung und Diskussion des Memorandums‐
entwurfs zur Weiterentwicklung der Sozial‐ökologischen Forschung. Dazu wurden in vier Dis‐
kussionsforen (DF) auch strukturelle Aspekte der Forschungsförderung diskutiert: DF 1) Von der Forschung in die Praxis und umgekehrt: Wissenstransfer und Umsetzung DF 2) Aufbau und Stärkung der Fachszene: Instrumente und Institutionen DF 3) Grundlagen: Methoden, Qualitätskriterien & Themenradar DF 4) Internationale Vernetzung & Forschungskooperation In der Zwischenzeit liegt das unter Einbeziehung der Kommentare aus der Konferenz überar‐
beitete Memorandum vor. Es wird zur Unterzeichnung aufgerufen: http://www.sozial‐
oekologische‐forschung.org/de/1651.php Die folgenden Abschnitte beinhalten die Ergebnisprotokolle der Workshops und Diskussions‐
foren. Foto: PT-DLR
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2. Protokolle zu den Themenkomplexen Themenkomplex A) Sozial‐ökologische Ko‐Transformationen WS 1: Transformation urbaner Räume Moderation: Prof. Dr. Uwe Schneidewind 1. Förderprogramme der Stadtforschung 
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Refina (BMBF) SÖF (BMBF) Stadt 2030 (BMBF) Future Megacities (BMBF) KLIMZUG (z.B. Mehrfachnutzung städtischer Räume. Wie findet Klimaschutz im sozialen Wandel statt?) (BMBF) Neue urbane Qualität (Schweiz) Public Health (Finnland) Kulturlandschaftsforschung (Österreich) Joint Programming (z.B. Urban Europe) Planspiele, neue ökonomische Instrumente (z.B. Emissionshandel) Berg‐Stiftung – Junior‐Gruppen: urbanes Blau, Grün und Grau SFB: Eigenlogik des Städtischen der TU Darmstadt (aber keine Transdisziplinarität) 2. Best Practices der Stadtforschung 
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Man and Biosphere als Projekträume/ Lernlabor Methodenentwicklungen Bürgergutachten, Planungszellen, Forschungsteilnehmer Bürger Planspiele zur Flächendiskussion Innovation City Ruhr Freiburg Vauban Wie sind Städte in Beziehung auf den ländlichen Raum zu verstehen? Wie kommt es zu Innovationen? ‐ Bsp. Energiedorf Hüne bei Göttingen: was sind die Be‐
darfe dieses Dorfes? 3. Wo sind die Defizite? Wo kann die SÖF Impulse setzten? Einbettung der Forschung  Eine nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung bedarf der Unterstützung durch langfristige Forschung ‐ 10 Jahre SÖF war ein guter Start, aber mindestens 20, 30 Jahre sind nötig.  Der transdisziplinären Stadtforschung ermangelt es in Deutschland eines „Guten Ortes“: zwar im BMBF untergebracht, aber nicht im Sinne einer kohärenten und systematischen Weiterentwicklung.  Bessere Verkopplung technischer und sozialwissenschaftlicher Forschung ist notwendig.  Problem ungenügender Mittel für empirische Sozialforschung und fehlenden Verständnis‐
ses der Naturwissenschaften.  Finanzierung langfristiger Längsschnittforschung. 2
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Wege für prozessoffeneres Herangehen der Wissenschaft. Innovative Förderimpulse, Forschungsförderung bisher zu sehr top‐down. Transdiziplinärer Ansatz und Wissenstransfer  Es gibt zu viele kognitive, abstrakte Ansätze; Mangel an praktischen Ansätzen.  Forschung sollte deutlich mehr bedarfsorientiert und flexibler sein.  Es ist nötig, noch stärker mit öffentlichen Akteuren zusammenzuarbeiten.  Ko‐research der Zivilgesellschaft, Forschungspartner Zivilgesellschaft (Bürger als Objekt der Forschung  Betrachtung als Ko‐Forscher); methodisch noch weitere Eruierung dazu notwendig  Transdisziplinäre Forschung für lokale Akteure attraktiv machen. Wie kann man den kommunalen Partner gewinnen? Wie die Bürgerschaft einbeziehen?  Herausforderung, eine Sprache zu finden, die der Bürger versteht, sowie Transfer von Wissen, Erkenntnissen aus Bürgerpartnerschaften und Ergebnissen in die Praxis zu ermög‐
lichen. Wie kann man die Themen sprachlich aufbereiten, so dass sie auch vom Bürger als Experten rezipiert und weitergetrieben werden können? Bsp. Wechselwirkungen beim Thema Mobilität: Wie kann dort Transfer der Ergebnisse erreicht werden? Welche Me‐
thoden sind notwendig? Schnittstelle Wissenschaft ‐ Politik  Die Rolle der Wissenschaft in der gesellschaftspolitischen Arena: Politikwissenschaft und Politik sind zwei Welten.  Spannungsverhältnis Globalisierung und politische Ökonomie – die Bedingungen, die die Entscheidungsträger umtreiben, müssen von der Wissenschaft aufgegriffen werden  Übersetzungsleistung notwendig. Wie bekommt man diese neue Anforderung des Aufgrei‐
fens der politischen Fragen in die Forschung?  Die ethische Dimension der Methodendiskussion. Wie bekommt man Wissenschaft und Politik zusammen? Follow‐up nach Ende der Forschung? Stadt als sozialökologisches Verständnissystem  Stadt sollte als sozialökologisches Verständnissystem definiert werden.  Stadt sollte gesamt, in der Einbettung ins Umland, betrachtet werden. Soziale Innovationen  Welche sozialen Innovationen gibt es in den Städten? Wie bekommen wir über Partizipa‐
tion die Idee der Transformation in die Köpfe der Bürger?  Innovationssprünge nur, wenn bisher nicht Verbundenes zusammenkommt  Integration der Heuristik in die Stadtforschung. Wie können Routinen verändert werden? Blick über den Tellerrand/ Internationales  Was können wir von den Städten im Ausland lernen?  Wie können wir dort Impulse geben?  Wie können wir die Metropolisierung im Ausland beeinflussen?  Kulturvergleichende Forschung fehlt (z.B. transatlantische Forschung) 3
Konzeptionierung von Laboren  Koordination und Vernetzung der Labore, um eine methodische Gleichheit zu erreichen.  Neue ganzheitliche Konzeptionierung.  Wie verhalten sich die Labore in den unterschiedlichen Kontexten? Weitere Themen  Nur selektive Wahrnehmung von Themen, die mittelschichtorientiert sind.  Wie beeinflusst die Umweltqualität das Leben in der Stadt und auf dem Land?  Wer sind die Verlierer der Globalisierung? Hier der ländliche Raum.  Umsteuerung, Trägheiten aufgrund der Pfadabhängigkeiten.  Schnittstelle Klima – Wohnen.  Chancen und Perspektiven: Das Konzept der Verwirklichungschancen stärker einbeziehen.  Die Genderdimension fehlt – die unterschiedlichen Lebenslagen und Phasen von Männern und Frauen sind vernachlässigt.  Stadt muss stärker als differenziertes Gebilde betrachtet werden: Soziale Gruppen haben unterschiedliche Verhaltensweisen und Bedürfnisse. 4. Wie sähe ein SÖF‐Programm aus? Was sollte weitergetragen werden? 
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Das Programm muss die für die Transformation der Stadt relevanten Akteure ansprechen und berücksichtigen. Dabei sind für die Transformation alle städtischen Akteure einzubin‐
den, z.B. Mitarbeiter von Städten und Kommunen und auch diejenigen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Ermöglichen es die gängigen Förderstrukturen, alle relevanten Akteure einzubinden?  Für die Einbindung der Umsetzungsebene müssen Möglichkeiten geschaffen werden. Das SÖF‐Programm sollte soziale Spaltungen und Friktionen in der Gesellschaft berück‐
sichtigen; der demographische Wandel führt zu unterschiedlichen Interessen/ Bedürfnis‐
sen an die Stadt. Wie kann ein Ausgleich im Sinne der Transformation aussehen? Beinhaltete ein SÖF‐Programm Stadt die Forschung über die Stadt (Erkenntniswissen) o‐
der Handlungswissen? Welche Methoden müssen angewendet werden? Stadtforschung durchläuft auf der Zeitschiene Höhen und Tiefen. Wie nachhaltig ist der neue Ansatz? Morgenstadt/ Papier der Promotorengruppe des BMBF zur CO2‐freien Stadt sollte für das Programm genutzt werden. 4
WS 2: Vernetzung sozial‐ökologischer Versorgungssysteme Moderation: Dr. Thomas Jahn Einführung zum Verständnis sozial‐ökologischer Versorgungssysteme: 
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Es handelt sich dabei allgemein um ressourcengebundene Systeme zur Bereitstellung von Gütern und Dienstleistungen, mit denen grundlegende Bedürfnisse der Bevölkerung be‐
friedigt werden (z.B. Versorgung mit Nahrungsmitteln, Wasser, Energie oder Wohnraum). Versorgungssystemen sind komplexe gesellschaftlich regulierte Gebilde, die zwischen Na‐
tur und Gesellschaft vermitteln  sozial‐ökologische Systeme. „Vermittlungsarbeit“ in unterschiedlichen Handlungsbereichen bzw. Lebenswelten: in In‐
stitutionen (Wirtschaft, Recht, Politik, Verwaltung), technischen Infrastruktu‐
ren/Technologien, Alltagspraktiken und im Bereich des Wissens. Die sozial‐ökologische Forschung fokussiert auf den Überschneidungsbereich zwischen Gesellschaft und Natur (hybrider Bereich).  Versorgungssystem als ein eigener systemischer Zusammenhang.  Möglichkeit, Beziehungen von ökologischen Wirkungen und sozialem Handeln besser zu verstehen, daraus Handlungswissen zu generieren und in diese Dynamik bewusst ein‐
zugreifen. Sozial‐ökologisches Versorgungssystem: allgemeines Grundmodell (Quelle: Hummel et al. 2011, mod.) Impulsvortrag Michaela Schmitz, BDEW 
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Herausforderungen für eine nachhaltige Entwicklung der Wasserwirtschaft: Faktoren Demographie, Dezentralität, Gewässerbelastung, Klimawandel, Qualität, Kosten und Ma‐
nagement. Planungsprozesse berücksichtigen zumeist nur aktuelle Randbedingungen – Vernachlässi‐
gung von Vorsorge‐ u. Verursacherprinzip sowie Wechselwirkungen mit anderen Versor‐
gungsfeldern (z.B. Energie, Ernährung).  hoher Forschungsbedarf im Bereich Gestaltung und Etablierung integrierter Planung, sollte in enger Abstimmung zwischen Forschung und Anwendern definiert und umgesetzt werden. 5
Sammlung gesellschaftsbezogener Themenstellungen Diskussionsschwerpunkte lagen inhaltlich insgesamt auf den Versorgungssystemen Wasser, Ener‐
gie, Wohnen, Nahrungsversorgung sowie Biodiversität und Abfallwirtschaft. Grundsätzliche, konzeptionelle Fragestellungen für eine integrierte Planung:  Gestaltung des Umbaus von Versorgungssystemen in der Praxis (z.B. Rückbau alter Syste‐
me, Kosten/Nutzen‐Analysen; Was bleibt erhalten?)  Zentralisierung versus Dezentralisierung (Gegensätze oder sich ergänzende Ansätze? in je‐
dem Fall höhere Komplexität, variable Rollen der Akteure, nur scheinbar mehr Entschei‐
dungsbefugnisse wegen des hohen Automatisierungsgrades)  Problemähnlichkeiten/Übertragbarkeit von Lösungen  Wandel von Strukturen, Akteuren und Institutionen (notwendig für integrierte Planungs‐
prozesse, für Vernetzung von Versorgungssystemen)  Wissenskommunikation/Umgang mit unsicherem Wissen (Rolle der Medien)  Supply chain management (Wahrnehmung und Akzeptanz in der Bevölkerung; Wahrneh‐
mung der Zahlungsbereitschaft und diese zu ändern; Klimawandel und Nahrungsversor‐
gung)  Vernetzung/Abhängigkeit der Versorgungssysteme (z.B. bei Verstaatlichung: keine zentrale Einheit mehr; Was ist dann die Rolle der Akteure?)  Systemgestaltung: bei Transformation zwei Szenarien möglich: zentral – dezentral (den‐
zentral: hohe Partizipation und Resilienz; zentral: wirtschaftlich, effizient, für Unternehmen interessant); regionale Selbstverwaltung (Wie kann Verbundenheit erzeugt werden? Abga‐
be der Kontrolle an automatisierte Prozesse erwünscht?)  Konflikte und Synergien der Vernetzung betrachten (auch über Landesgrenzen hinweg)  Entwicklung von Standards: Ergebnisse auf zentrale/denzentrale Systeme anwendbar; Ü‐
bertragbarkeit von Lösungen  Ansatz über Nachhaltigkeit und Vorsorgeprinzip Beispiele für spezielle, inhaltliche Fragestellungen:  Recycling von Abwasser (moderne Technologien erlauben Nährstoff‐ und Energiegewinn, Energieautarkie ist das Ziel)  Verbindung demographische Entwicklung – Umweltbewusstsein (weniger Verbrauch) – Kosten(steigerung)  konkurrierende Nutzungen um Flächen (Energie, Ernährung, Wasser)  Aufbau von Verbundsystemen Stadt/Umland  Soziale Normen für den Umgang mit Wasser  Aufrechterhaltung von Qualitätsstandards bei höherer Dezentralität  Vermeidung des Schadstoffeintrags im Wasser  Internationale Aspekte berücksichtigen (z.B. Capacity Building)  Fokussierung auf Nutzungsseite (Routinen im Umgang mit Wasser; Freizeitaktivitäten; Än‐
derungen im Umgang mit Wasser in den letzten 10 Jahren)  Vernetzung Ko‐Transformation im Bereich Wohnen (Wärmebedarf); Frage nach den Akteu‐
ren (Verbraucher, Verbände, Industrie) 6
Sammlung und Bewertung wissenschaftlichen Problemlagen und Forschungsfragen Bewertung in Matrix mit den vier Kategorien Wissenskonsens stark – schwach sowie Wertekon‐
sens stark – schwach.  Clusterung in den Bereichen:  Wertekonsens und Wissenskonsens gleichermaßen schwach ausgeprägt: fehlendes Sys‐
tem‐ und Orientierungs‐ und Transformationswissen, sowie  Wissenskonsens schwach, Wertekonsens stark: fehlendes System‐ und Transformations‐
wissen Feld Wissenskonsens stark, Wertekonsens stark (Fokus auf Transformationswissen): 1) Verbindung dezentrales Handeln mit zentralem Handeln (Zielen) 2) Bei Ko‐Transformation Frage der Systemgrenzen (Skalierung) am Beispiel Energie – Was‐
ser (Wer sind die einzubeziehenden Akteure?) 3) Schnittstellenmanagement von Versorgungssystemen nach innen und nach außen 4) Kontinuierliche Abstimmung verschiedener Akteure (Bsp. Energieversorgung: Netzbetrei‐
ber, diversifizierte Erzeuger und Abnehmer) 5) Netzwerk‐Resilienz unter flächendeckender Zunahme von Wetterextremen Feld Wissenskonsens stark, Wertekonsens schwach (Fokus auf Orientierungs‐ und Transfor‐
mationswissen): 1) Systemgestaltung zentral – dezentral. (Wirtschaft, Effizienz, Macht ↔Partizipation, Resi‐
lienz, Selbstverantwortung). Wie erreicht man „Verbundenheit“? a. In spartenübergreifenden Energiekreisläufen b. In urban‐ruralen Verflechtungen 2) Transformation des Energiesystems bringt viel höhere Systemkomplexität a. Automatisierung im Widerspruch zur individuellen Kontrolle durch die Akteure b. Wie ist das Verlassen auf Technik gestaltbar, zukünftige Informatisierungsprozesse (I&K im Haushalt) 3) Energiegewinnung aus Abwasser (Gebäude, Kläranlagen) a. Skalenkonflikte, konfligierende Akteursinteressen b. Ownership 4) Untersuchung: wie kann der Versorgungsbedarf und der Komfortanspruch neu definiert werden? 5) Normative Grundlagen für integrierte Planung (rechtliche, technische und informelle Be‐
teiligung verschiedener Akteure) 6) Handlungsstau: wie kann die Entscheidungsmotivation im politischen Apparat gefördert werden? Feld Wissenskonsens schwach, Wertekonsens stark (Fokus auf System‐ und Transformati‐
onswissen): 1) Zeitliche und räumliche Skalierung der Transformation (was wann? was wo? wer?) 2) Institutionelle Bedingungen der Transformation (rechtliche Voraussetzungen; integriertes Management; ökonomische, ökologische und soziale Voraussetzungen: Leitplankenprob‐
leme) 3) Anpassungsfähigkeit von Infrastrukturen (Treiber demographischer Wandel und Klima‐
wandel; technisch, organisatorisch) 4) Zielkonflikte bei der Umsetzung von Green Economy/erneuerbare Energie in Deutschland, Europa und Entwicklungsländern (Bsp. soziale und ökologische Auswirkungen) 7
5) Option für nachhaltiges Wassermanagement angesichts des wasserintensiven Konsums (Z.B. Tourismus und landwirtschaftliche Produkte aus wasserknappen Ländern) 6) Neue Systemträger (Entscheider): Energieautarkie in der Ver‐ und Entsorgung sowie neue Energieanbieter aus der Ver‐ und Entsorgung 7) Projekte an den Schnittstellen vernetzter Versorgungssysteme von Energie, Mobilität, Wasser (inkl. Überprüfung der großen Metaphern E‐Mobilität und Dezentralität) 8) Verbesserung Informationsflüsse durch Telekommunikation „smart prosuming“ 9) Entwicklung der Versorgungssicherheit bei Extension Feld Wissenskonsens schwach, Wertekonsens schwach (Fokus auf System‐, Orientierungs‐ und Transformationswissen): 1) Trandisz. Forschungsprozesse benötigen Nachvollzierbarkeit (z.B. Zusammensetzung von Forschungsteams, Wissensformen sowie geklärtes Fundament und Methoden (Weiter‐
entwicklung)). Bewertung des erzeugten Wissens und dessen Verallgemeinerung (Dekon‐
textualisierung bzw. Umkontextualisierung von Ergebnissen sowie Anerkennung durch wissenschaftliche Gemeinschaft) 2) Verknüpfung zwischen Systemen (System‐„Verbundenheit“); Kopplung über Responsibili‐
tät; Analyse heterogener Mechanismen; Aufnehmen von Interessen, Kapazitäten Akteure (Autarkie‐Interdependenz) 3) Kompatibilität/Konflikte in parallelen Transformationen verschiedener Versorgungssyste‐
me 4) Rolle von kritischen Knotenpunkten für Versorgungsnetze 5) Orientierungswissen und Systemwissen erzeugen und aufeinander beziehen um Kompati‐
bilität von verschiedenen Versorgungssystemen zu ermöglichen (über z.B. Szenarien) 6) Interaktionsketten von Akteuren a. Einflussvariablen b. Stärke des Einflusses c. Synergie/Autonomie 7) Welche Rolle kommt welchem Akteur zu? Brauchen wir ein Transformationsministerium? 8) Delegation und Entscheidungskontrolle im Alltag bei Transformation von Versorgungssys‐
temen 9) Verknüpfung von Versorgungssystemen und Informationssystemen (Nutzerverhalten, Au‐
tomatisierung, Effizienz) 10) Kreislaufsystem: Frischwasser, Abwasser, Energiegewinn, Nährstoffe, Abfallwirtschaft, Vergärung, Landwirtschaft, Biomasse, Ernährung: Kopplungen stakeholder basiert imple‐
mentieren 11) Dezentrale Energiegewinnung (unter dem Druck von Klimawandel und Demographischen Wandel) a. Integrierte Planung b. Finanzsystem c. Stadt/Umland Problematik d. Schwund und Wachstum 12) Konflikte und Dynamiken bei Flächennutzung und ‐beanspruchung (Regionalisierung); Spannungsfeld: Landwirtschaft‐Biodiversität‐Nahrungsversorgung 8
Zusammenfassung der Ergebnisse •
Bekannte Probleme verändern sich, wenn man sie unter diesem Aspekt betrachtet und haben Auswirkungen in unterschiedlichen Dimensionen: • Komplexere Vorstellung von Akteuren • Konflikte und Synergien gemeinsam betrachten • Integrierte Planung ‐ Vorausplanung/Folgenbewältigung  welche neuen rechtli‐
chen Rahmen müssen geschaffen werden? Was passiert, wenn Bewohner zu Pro‐
duzenten von Energie werden? • Andere Raum‐zeitliche Bezüge, z.B. Klärschlamm • Lösung von Flächenkonkurrenz • Verlust an Entscheidungsmöglichkeiten durch (semi‐) automatische Steuerung • Systemgrenzen verschieben sich • Problemähnlichkeit • Übertragbarkeit von Lösungen WS A: Sozial‐ökologische Ko‐Transformationen Moderation: Prof. Dr. Uwe Schneidewind & Dr. Thomas Jahn Nach Zusammenfassung der Ergebnisse aus vorangegangen Workshops folgte die Vorstellung eines gemeinsamen Zugangskonzeptes in einer Überschneidung des Themas Städte/ urbane Räume mit Versorgungssystemen: Vernetzte Transformationsprozesse von sozial‐ökologischen Systemen Transformationsdruck durch globale Dynamiken
(z.B. Klimawandel, Bevölkerungsentwicklung, ökon. Krisen,....)
Transformationsdruck auf Schlüsselsysteme
Städte/Urbane Räume
Versorgungssysteme
(Wohnen, Mobilität, Wirtschaft,
Kultur, ...)
(Energie, Wasser, Ernährung,
Mobilität, Wohnen,..)
Wandel vollzieht sich als sozialökologischer Transformationsprozess
Transformationsstrategien/-prozesse
(z.B. Dekarbonisierung, Regionalisierung, ...)
Materiell-energetische
Prozesse und Strukturen
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Gesellschaftliche
Strukturen und Prozesse
Ökosysteme
Stoff-, Energie, Informationsströme
Infrastrukturen
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Wahrnehmungen
Bedeutungen
Symbolische Ordnungen
Institutionen
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Ergebnisdiskussion ‐ Herausforderungen und potenzielle Forschungsthemen 
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Stadtforschung nicht in aller Breite betreiben, sondern mit spezifischer Konzentration auf sozial‐ökologische Fragen. Versorgungssysteme und Stadt sind zu vernetzen: Governancethematik. Gestaltung neuer Energielandschaften; Versorgungsbasierte Stadtforschung: smart energy – smart city Austausch der Ressourcen zwischen Stadt und Land, z.B. Klärschlamm. Versorgung auch im Kontext Europa betrachten: Wo kommt das Wasser für Stuttgart her oder die Energie (aus Europa)? Stadt nicht nur unter der Infrastrukturbrille und Versorgungsinfrastruktursysteme nicht nur aus Stadtperspektive betrachten. Die Bedeutung der Pfadabhängigkeit (Umkehr gängiger Paradigmen): Infrastrukturen sind langfristig angelegt. ‐ Wie schnell/ langsam findet Wandel in der Gesellschaft statt und wie kann man den Wandel der Gesellschaft mit dem Wandel der Versorgungsinfrastrukturen vereinen? Welche Leitbilder haben Städte und was bedeutet das für die SÖF? Unterschiedliche Stadttypen: Wachstumsmetropolen / Schwundregionen  Unterschiede im Problemdruck. Diese sollten in Experimentierfeldern erprobt und in Wirkung auf die Region bearbeitet werden Technologielandschaft Gesellschaftliche Spaltung als Herausforderung der Forschung. Wie können alle Bevölke‐
rungsschichten mit der sozial‐ökologischen Forschung erreicht werden? Einerseits wird Gentrifizierung als wesentlicher Aspekt der SÖF gesehen und befürchtet, dass dieser Aspekt bei versorgungsorientierter Stadtforschung verloren geht; anderseits wird die Gefahr gesehen, dass das Forschungsgebiet bei Integration des Themas zu breit wird. Kapazitäten bestehender Institutionen: sind sie gewappnet, mit den immer komplexeren Themen und hoch arbeitsteiligen Systemen umzugehen? Bisher noch zu starke Fixierung auf Lösungsstrategien im Kleinen. Es gibt noch zu viele konfligierende Interessen. Notwendigkeit für vergleichende Forschung in Europa. Transformationsmanagement: wie kann das sinnvoll unter Einbezug unterschiedlicher An‐
sätze gestaltet werden? Heterogenität der Städte, Diversität von Versorgungssystemen: wer leistet sich Fotovol‐
taik, wer nicht. Soziale Ungleichheit → Typisierung Nicht‐nachhaltigkeitsaffine Milieus: Wie kommen wir an einkommensschwache Haushalte? Wie kommen wir an Zielgruppen die beratungsresistent sind? Typisierung: über wen for‐
schen wir? Stadt nicht nur technische Infrastruktur. Versorgungsinfrastrukturen (Dezentralität‐
Zentralität) zusammen betrachten Bps. Energie, Wasserversorgung Impuls für Morgenstadt Gewünschte Förderformate: langfristige und flexible Förderstruktur (lernender For‐
schungsprozess) Grenzen der Informatisierung: Was lässt sich unter welchen Bedingungen realisieren (Bsp. Abschalten von Heizungen) Bezug zwischen Energielandschaft und sozialer Landschaft herstellen 10
Themenkomplex B) Resilienz sozial‐ökologischer Systeme gegenüber Krisen WS 3: Entkopplung vom Wachstumsparadigma Workshopleitung: Prof. Dr. A. Zahrnt Einleitung  Angesichts der aktuellen Krisen ist es fraglich, ob das Festhalten am Wachstumsparadigma zukunftsfähig ist. Dazu gibt es sehr kontroverse Positionen. Einerseits gibt es weiterhin Be‐
fürworter eines Festhaltens am Wachstumsparadigma, andererseits wird eine Abkehr ge‐
fordert. Begründet wird die letztgenannte Position mit ökologischen Grenzen des Wachs‐
tums und der Unmöglichkeit, das Wachstumsmodell auf alle Schwellen‐ und Entwicklungs‐
länder zu übertragen, aber auch mit der durch die Finanz‐ und Wirtschaftskrise zu Tage tretenden Schwierigkeiten, Wachstum selbst in Industriestaaten aufrecht zu erhalten. Hier stellen beispielsweise die langfristige Sicherung der Sozialsysteme oder die Wachstums‐
stimulierung durch Konjunkturprogramme die Staaten angesichts der Verschuldungskrise vor enorme Herausforderungen. Es ist eine Tendenz zu sinkenden Wachstumsraten in In‐
dustriestaaten erkennbar.  Ziel des Workshops ist es nicht, die Gründe für oder gegen ein Festhalten am Wachstums‐
paradigma zu diskutieren. Stattdessen soll der Frage nachgegangen werden, welche Aus‐
wirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft zu erwarten sind, wenn sich das Wachstum nicht aufrechterhalten lassen sollte – auch nicht als „grünes Wachstum“.  Wie kann ein Wirtschafts‐ und Gesellschaftssystem so organisiert werden, dass die bisher bestehende Abhängigkeit vom Wirtschaftswachstum verringert und somit eine größere Resilienz gewonnen wird? Wie kann eine größere Unabhängigkeit und Stabilität von Wirt‐
schaft und Gesellschaft, von Institutionen, Unternehmen, Einzelpersonen erreicht und da‐
bei möglichst Lebensqualität erhalten oder sogar verbessert werden?  Ausgeklammert werden sollen die Vorsorgesysteme (z.B. Altersvorsorge, Gesundheit), weil dies in die Zuständigkeit anderer BMBF‐Referate und Ressorts fällt.  Vorgeschlagene Forschungsfelder und mögliche Forschungsfragen: 1) Erwerbsarbeit/Nicht‐ Erwerbsarbeit: Wie geht die Gesellschaft mit verringerter Erwerbsarbeit um, welche Auswirkungen hat dies auf die soziale Sicherheit; kann durch Eigenversorgung die Resilienz von Haushalten gestärkt werden? Wie kann das Problem fehlenden Einkommens in den Bereichen Care‐
Arbeit/Versorgungsarbeit gelöst werden? 2) Konsumgüter, Statusgüter: Wie kann die Abhängigkeit von Konsumgüter verrin‐
gert werden? Wie können neue Leitbilder (Konsum, Lebensstile) wirksam werden? Wie kann ein Übergang zu mehr Gemeingütern bewerkstelligt werden, wie wird sichergestellt, dass Gemeingüter tatsächlich die Resilienz erhöhen und welcher „Produzent“ kann dies am besten garantieren? 3) Unternehmen: Wie kann die Exportabhängigkeit deutscher Unternehmen verrin‐
gert werden? Wie können Potenziale regionalen Wirtschaftens ausgeschöpft wer‐
den? Welche Unternehmensformen sind weniger anfällig für Krisen bzw. Schwan‐
kungen der Wirtschaftsleistung? 11
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4) Geld und Finanzsystem: Welche nationalen und int. Regulierungsmaßnahmen können die Stabilität des Finanzsystems erhöhen? Wie kann das Bankgeschäft wieder stärker auf die Realwirtschaft fokussiert werden? Welche Rolle kommt Zins, Geld‐ und Kreditschöpfung zu und welches Potenzial haben unkonventionelle Ansätze wie z.B. Regionalwährungen oder Mikrokredite? 5) Steuersystem/Staatsschulden/sozialer Ausgleich: Welche Wachstumstreiber sind im Steuersystem angelegt? Wie kann ein Abbau der Staatsschulden erreicht wer‐
den, ohne das ökonomische und gesellschaftliche System zu destabilisieren? Wel‐
che verteilungspolitischen Effekte hat die Staatsverschuldung? Diskutiert werden soll auch, welche Veränderungen in den Wirtschaftswissenschaften nö‐
tig sind, um die genannten Krisenerscheinungen adäquat erfassen zu können. Was bedeu‐
tet dies für die makroökonomische Theorie? Allgemeine Diskussionspunkte  Bedeutung der mikroökonomischen Ansätze, von Kultur, Psychologie, Menschenbild: In wie weit ist „der Mensch“ auf Wachstum „gepolt“?  Einzelne Plädoyers dafür, zunächst eine große theoretische Diskussion des Paradigmen‐
wechsels zu führen statt der Annäherung über Unterthemen bzw. das Wachstumspara‐
digma differenziert zu betrachten und nicht nur in Bezug auf das BIP.  Das Nachdenken über eine ökologische Volkswirtschaftslehre (insbesondere Makroöko‐
nomie) ist wichtig. Ist ein ökologischer Kapitalismus vorstellbar bzw. unter welchen Bedin‐
gungen kann er funktionieren (z.B. Rentabilität von Investitionen)? Wann ist das System stabil?  Umsetzbarkeit in die Praxis: Es sollte stärker in Betracht gezogen werden, an welchen Stel‐
len die Praxis bereits der Theorie voraus ist und Maßnahmen bereits umgesetzt werden.  Systemischer vs. sektoraler Ansatz: es sollte die systemische Komponenten herausgestellt werden: Welches Gesamtergebnis kann aus der Analyse der einzelnen Sektoren gewon‐
nen werden? Die Forschung sollte nicht nur die deutschen Systeme betrachten, sondern auch den Versuch unternehmen, allgemeingültig zu erfassen, wie Wachstum systemisch angelegt ist.  Ziel der Forschung sollte auch sein, einer breiten Öffentlichkeit ein Bild der Wachstums‐
problematik zu vermitteln  Die Frage sollte nicht nur in Bezug auf die Resilienz des Systems beforscht werden. Die Forschung muss sich auch mit den Folgen eines Systemkollaps befassen.  Es sollte der Versuch unternommen werden, das Thema nicht nur negativ im Sinne von „Nicht‐Wachstum“ zu fassen, sondern damit ein positives Ziel zu verbinden. Priorisierung der Unterthemen Es wurde eine Priorisierung der Unterthemen vorgenommen, indem die Workshop‐
TeilehmerInnen Punkte vergeben konnten. Vorgegeben waren neben den 5 Forschungsfeldern noch die in der allgemeinen Diskussion vorgeschlagenen Themen „Makroökonomische Theorie / Systemische Zusammenhänge“ und „Kulturelle und individuelle (psychologische) Wachstumsori‐
entierung“. Die Abstimmung wurde nach folgenden Kategorien gegliedert: (a) Zeitliche Dringlichkeit: Welches sind die drängendsten gesellschaftlichen Herausforderungen im Themenbereich? (b) Thematische Relevanz: Welchen Wissensbedarf hat diesbezüglich die Praxis? 12
(c) Beforschbarkeit: Welche Forschungslücken bestehen für die Bewältigung dieser Herausforde‐
rung aus Sicht der Wissenschaft? (d) Umsetzbarkeit der Ergebnisse in die Praxis: Wie können beide Perspektiven in Forschungspro‐
jekten so zusammengebracht werden, dass umsetzbare Lösungskonzepte entstehen? Ergebnis: 1.) Erwerbsarbeit  Zeit  Thematische Relevanz  Beforschbarkeit  Umsetzbarkeit 23 7 7 6 3 2.) Konsumgüter und Gemeingüter  Zeit  Thematische Relevanz  Beforschbarkeit  Umsetzbarkeit 21 1 9 2 9 3.) Unternehmen  Zeit  Thematische Relevanz  Beforschbarkeit  Umsetzbarkeit 15 5 6 2 2 4.) Geld und Finanzsystem  Zeit  Thematische Relevanz  Beforschbarkeit  Umsetzbarkeit 25 13 6 3 3 26 11 10 3 2 6.) Makroökonomie / systemische Zusammenhänge  Zeit  Thematische Relevanz  Beforschbarkeit  Umsetzbarkeit 27 10 13 3 1 5.) Steuersystem, Staatsschuld, sozialer Ausgleich  Zeit  Thematische Relevanz  Beforschbarkeit  Umsetzbarkeit 7.) Individ./kulturelle Wachstumsorientierung 33  Zeit 14 9  Thematische Relevanz  Beforschbarkeit 8  Umsetzbarkeit 2 Zur Auswertung der Befragung lässt sich (mit aller Vorsicht) feststellen:  Die thematische Relevanz aller sieben genannten Themenbereiche wird ähnlich hoch ein‐
geschätzt. 13
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Bei der zeitlichen Dringlichkeit werden Konsumgüter und Gemeingüter als nicht vorrangig bewertet, was seinen Grund darin haben könnte, dass es dazu schon einiges an Forschung gibt, u.a. im Rahmen der SÖF. Dagegen haben die aktuellen Themen wie Geld und Finanz‐
system, Steuersystem, Staatsschulden, sozialer Ausgleich sehr hohe Priorität zugewiesen bekommen, was an der aktuellen Krisensituation liegen könnte. Auch das Defizit in der Makroökonomie wird stark als zeitlich dringend und thematisch wichtig beurteilt. Sehr groß war auch die Zustimmung, dass die individuelle und kulturelle Wachstumsorientie‐
rung ein wesentlicher Punkt für die Forschung ist, der allerdings – zumindest in dieser Veranstaltung – nicht isoliert, sondern in den einzelnen Themenbereichen angeschnitten wurde. Nach der Priorisierung wurde die Teilnehmerschaft auf 6 Workshops zu den Subthemen 1.) bis 6.) aufgeteilt. Ergebnisse aus den Diskussionen zu den Subthemen 1. Erwerbsarbeit und Nicht‐Erwerbsarbeit Alternative Erwerbs‐ und Lebensformen: 
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Wie können alternative Erwerbs‐ und Lebensformen sichtbarer gemacht werden? Wie kann ihre gesellschaftliche Akzeptanz gesteigert werden? Wie sehen förderliche Rahmenbedingungen für soziale Experimente aus, vor allem in län‐
gerfristiger Perspektive für diese Experimente? Braucht es neue Formen der Existenzsicherung? Was sind hemmende und befördernde Strukturen für Lebensstile der Suffizienz (gehört auch zum Themenfeld Konsum)? Eigenarbeit: Wie kann Eigenarbeit analysiert, statistisch erfasst und ihre Bedeutung öffentlich sichtbar gemacht werden? Welche Ergebnisse bringt eine statistische Analyse der Zeitverwendung (für bezahlte Ar‐
beit Eigenarbeit und Freiwilligenarbeit) hinsichtlich der Auswirkungen auf – Einkommenssituation – Einkommensverteilung – individuelle Zufriedenheit. Zusammenhang: Formale und informelle Arbeit Wie könnte ein gelingendes Zusammenspiel zwischen formalem und informellem Sektor aussehen? Welche neuen Kombinationen/Integrationsformen zwischen – globaler Arbeitsteilung – lokaler Arbeitsteilung – Selbstversorgung sind möglich? Wie sind die Auswirkungen auf wirtschaftliche und regionale Strukturen bzw. auf Einkommen und Zufriedenheit? 2. Konsum und Gemeingüter 
Welche nichtmateriellen Statusquellen gibt es/sind denkbar? Was sind die wichtigsten Quellen für Wohlbefinden und Lebensqualität? 14
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Wie können Erziehung, Bildung, Stärkung von Selbstbewusstsein und Zufriedenheit beitra‐
gen zur Unabhängigkeit von materiellem Konsum? Wie können neue Leitbilder zu Konsum und Lebensstil verbreitet werden? Wie verändert sich Konsumverhalten bei verringertem Einkommen? Erhebungen zur Differenz zwischen bekundeten und offenbarten (revealed) Präferenzen im Hinblick auf nachhaltige Produkte. Wie kann geplante Obsoleszenz verhindert werden? Durch Verbote? Identifikation struktureller Instrumente zur Verringerung der Abhängigkeit von Konsumgü‐
tern, zur Bereitstellung und Nutzung von Gemeingütern. 3. Unternehmen Welche Auswirkungen hat eine Abkehr vom Wachstumsparadigma für ‐ Investitionsplanung ‐ Wettbewerbsintensität ‐ Risiko (Risikovorsorge) ‐ neue Geschäftsmodelle ‐ Arbeitszeit und Arbeitszeitflexibilisierung ‐ Personalplanung ‐ ökologische „Kartellabsprachen“. Bekommen arbeitsintensive Produkte und Dienstleistungen (Beratung, Kommunikation, Aus‐
bildung) einen höheren Stellenwert? Braucht es „Meso“‐Kredite für Experimente insbesondere bei klein‐ und mittelständischen Unternehmen und Non‐Profit‐Organisationen? Welche neuen Kriterien für die Kreditvergabe müssen entwickelt werden? Ist perspektivisch eine größere Vielfalt von Unternehmen wichtig und eine Vernetzung von Unternehmen und Zivilgesellschaft – welche Rahmenbedingungen braucht es? (Haftung, Steuern, Patente …?) 4. Geld und Finanzsystem 
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Welchen Bezug haben die Bürger zu öffentlichen Finanzen? Wie sind sie informiert? Welche Normen bestehen bezüglich öffentlicher Finanzen und wie bilden sich diese Nor‐
men? Wie kann Transparenz erhöht werden? Welche Entscheidungswerkzeuge und politischen Verfahren zu öffentlichen Finanzen mit Einbindung der Öffentlichkeit bestehen und sind denkbar (z.B. Bürgerhaushalte, Abstim‐
mungen)? Welche Rolle spielt der Zins für Wachstum und Konjunkturschwankungen? Wie können moderne Ansätze der Geldsoziologie mit Nachhaltigkeitsthemen und Ansät‐
zen der Umweltsoziologie verknüpft werden? 5. Steuersystem, Staatsschulden, sozialer Ausgleich 
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Welche Anreize sind im Steuersystem eingebaut, um Wirtschaftswachstum anzukurbeln (z.B. Abschreibungsfristen, Wohnbauförderung, Steuerermäßigung haushaltsnaher Dienst‐
leistungen etc.). Welche weiteren Ziele sind mit diesen Anreizen verbunden? Welche sind geeignete Mittel und Wege, den Menschen den Bezug zwischen Steuersys‐
tem und Wachstum nahe zu bringen? Wie kann Transparenz erhöhte werden? 15
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Welche Verfahren der Bürgerbeteiligung an politischen Entscheidungen können die Ver‐
antwortlichkeit der Bürger für eine nachhaltige Finanzwirtschaft steigern? Wie kann das Steuersystem stärker auf die Besteuerung des Verbrauchs natürlicher Res‐
sourcen (statt Arbeitserträgen) umgestellt werden? Wie kann Gerechtigkeit zwischen den Generationen sichergestellt werden? 6. Makroökonomie, systemische Zusammenhänge Gesellschaftliche Herausforderungen  Entwicklung eines neuen Verständnisses der Rolle des Staates angesichts ökologischer Grenzen  Legitimierung staatlichen Handelns  Bewertung der ökonomischen Bedeutung biotischer Ressourcen  Staatliche Steuerung von Transformationsprozessen im Spannungsfeld notwendigen Kapi‐
talaufbaus (in kapitalintensiven Sektoren) und Pfadabhängigkeiten Forschungsbedarf  Sozialwissenschaftliche Analsen, wie (unterschiedliche) Gesellschaften mit ihrer Umwelt „haushalten“  Analyse der Auswirkungen von Ressourcenknappheit auf ökonomische Systeme  Analyse des Zusammenhangs zwischen Bevölkerungsentwicklung und ökonomischer Ent‐
wicklung  Analyse der Auswirkungen einer Einführung von Backstop‐Technologien  Entwicklung eines neuen Wohlstandsindikators  Weiterentwicklung von (integrierten) Modellen: Probleme unterschiedlicher Zeitskalen und Einheiten  Problem von Multi‐Kriterien‐Analysen bei langen Zeithorizonten  Untersuchung der gesellschaftlichen Stabilität / Resilienz des industriellen Paradigmas  Wie kann die Entkopplung vom Wachstumsparadigma unter den Bedingungen der Globa‐
lisierung gelingen?  Entwicklung von Methoden für systemische Analysen und die Synthese von Partialanaly‐
sen  Untersuchung der Trade‐offs von sektoralen Lösungen  Analyse der Anpassungsfähigkeit von Marktsystemen  Aufdecken und Variation von versteckten Annahmen in der makroökonomischen Theorie  Wirksamkeit von Politikinstrumenten für die ökonomische Steuerung Abschlussdiskussion Die abschließende Diskussion drehte sich im Wesentlichen um den Begriff der Resilienz. Die‐
ser wurde teilweise als sehr unklar empfunden (Widerstandsfähigkeit, Anpassungsfähigkeit, langfristige Beständigkeit). Daher wurde empfohlen, den Begriff in Bekanntmachungen zu spezifizieren und klar auf bestimmte Systeme zu beziehen. Zur Diskussion gestellt wurde auch, eher die Begriffe Funktionsfähigkeit und Stabilität zu verwenden, da diese Ökonomen vertrau‐
ter sind. Zur Frage der Resilizen sozial‐ökologischer Systeme gehört auch die Frage, in wieweit Wachs‐
tum mit der Systemstabilität eines sozial‐ökonomischen Gesamtsystems vereinbar ist. 16
WS 4: Vorsorge – Hemmschuh oder Katalysator für nachhaltige Inno‐
vationen? Workshopleitung: Prof. Dr. Dr. h.c. Ortwin Renn 1. Zwei wesentliche Forschungsstränge: •
Überraschungen – sind nicht vorhersehbar und können als erweiterter Resilienzbegriff dienen  Zielsysteme gegen unbekannte Stressfaktoren und systemische Nebenwirkungen wider‐
standsfähig machen  planerischer Umgang mit systemischen Unsicherheiten  Überraschung im Alltag verankern  juristische Möglichkeiten für Umgang mit Überraschungen  überraschende Wechselwirkungen, die sich aus der Vielfalt verschiedener miteinander verknüpfter Systeme ergeben •
Szenarien ‐ können als Bewussteinsprozess dazu dienen, das Blickfeld zu erweitern  Optionsvielfalt darstellen und bewusst machen  Systemgrenzen hinterfragen und festlegen  soziale Dynamiken abbilden  Szenarioanalyse als Werkzeug für partizipative Prozesse (Diskussionsraum zur Klärung von „Risiko“, „Unsicherheit“, „Ambiguität“ sowie Aushandlung der Notwendigkeit und Finanzierbarkeit vielschichtiger Maßnahmen und von Optionsvielfalt, Akzeptanz für resi‐
lienzfördernde Maßnahmen) 2. Querschnittsfragen/‐themen •
Komponente Zeit:  sich mit der Zeit veränderndes Resilienzverständnis, jeweils angepasst an das gegenwär‐
tig herrschende gesellschaftliche Wertesystem  unterschiedliche Zeithorizonte (z.B. zeitabhängige Wechselwirkungen – Bsp. Wasser‐
mangel durch Klimawandel in 20 Jahren, Zeit als Dimension in der systemischen For‐
schung, Untersuchung von Rhythmen/Perioden zur besseren Erfassung von Prozessen)  historische Betrachtung mit Bezug zu gegenwärtigen gesellschaftlichen Problemen: Wa‐
rum haben sich welche Systeme weiterentwickelt andere nicht (Transistor vs. Solarzelle)? •
Verbindungen zwischen:  Mikro‐Ebene (Handlung, Risk Agents)  Meso‐Ebene (Organisation, Management‐Strategien)  Makro‐Ebene (System(e), gesellschaftliche Strukturen) •
Verteilungswirkungen:  Resilienz für wen?  Soziale Gerechtigkeit  normative Wünschbarkeit •
Institutionalisierung von Vorsorge:  Selbstverständnis und Wandel 17
•
Wechselbeziehung zwischen Innovation, adaptives Management und Resilienz 3. Bedingungen •
Alleinstellungsmerkmale sozial‐ökologischer Forschung beachten  Wechselwirkung Natur‐Gesellschaft,  starker Nachhaltigkeitsbezug,  transdisziplinäre Methodik,  Verbindung von Orientierungs‐, System und Transformationswissen,  partizipatorischer Ansatz,  Abgrenzung zur Technikfolgenabschätzung etc. •
Anwendungskontext und Praxisbezüge mit einbeziehen  anhand von konkreten Anwendungen / Beispielen das Allgemeine ausarbeiten •
Fallstudien  sind wichtig und lehrreich; sie müssen aber Lehren für die nachhaltige Gestaltung von Risikovorsoge und Risikomanagement enthalten •
Einbezug des internationalen Kontextes  Abhängigkeiten beachten,  konkreter Einbezug von Perspektiven aus anderen Sozialsystemen und Kulturen  internationale Forschung berücksichtigen, z.B. „coupled social‐ecological systems“ (Bio‐
complexity) der NSF (national science foundation) •
Zielsysteme beachten:  Wissenschaftsdiskurs  Alltagshandeln  unternehmerisches Handeln  Planung und Steuerung  Rechtssystem 4. Was gilt es bei der Festlegung von Themen und Forschungsfragen zu beachten? •
Widersprüche zulassen und thematisieren (Resilienz, Effektivität, Vorsorge‐ Wagnis, …) •
Komplexe Wechselwirkungen zwischen einer Vielzahl von Risikoverursachern (multiple agents) und einer vernetzten Menge von Risikoerleidern (risk absorbing systems) und möglichen von intermediären Prozessen und Ausbreitungswegen •
Grundlegende Frage der Systemabgrenzungen und deren Wandel im Verlauf von Erfahrungen und neuen Selbstverständnissen •
Ökosystemare Dienstleistungen und deren Wechselwirkungen mit gesellschaftlichen Prozes‐
sen herausstellen •
In der systemaren Modellierung vor allem Schlüsselwechselwirkungen einbeziehen, nicht nur Schlüsselvariablen (Treiber resilienter Systeme, Kipppunkte) •
Betonung auf Prozessorientierung nicht Ergebnisorientierung •
Handlungskapazitäten identifizieren 18
WS B: Resilienz sozial‐ökologischer Systeme gegenüber Krisen Workshopleitung: Prof. Dr. Dr. h.c. Ortwin Renn & Prof. Dr. Angelika Zahrnt 1. Begriffsbestimmung „Resilienz für Sozial‐ökologische Systeme“ •
Transformation beinhaltet Wandel, Resilienz zielt auf einen „Erhalt der Funktionalität“ – Wie sieht ein gutes Verhältnis von Wandel und Erhalt aus, welche Wechselwirkungen be‐
stehen?  Ein resilientes System (z.B. Wald) erhält seine Systemdienstleistung auch in Krisen und unter Schwankungen aufrecht  Anstelle des Begriffs „Resilienz“ könnte der Begriff „Verletzlichkeit“ – „Funktionsfähigkeit erhalten“ verwendet werden.  Resilienz / Widerstandsfähigkeit bezieht sich einerseits auf die Gegenwart, zielt an‐
dererseits aber auch auf die zukünftige Wirklichkeit: Sind unsere Systeme (z.B. in Be‐
zug auf Altersabsicherung oder Existenzsicherheit) auch zukünftig funktionsfähig? Daher sind Resilienz‐Ziele regelmäßig zu überprüfen und an eine neue Periode / Zeit anzupassen.  Fazit: Resilienz bedeutet immer die Funktionsfähigkeit eines Systems im Wandel. D.h. die „benötigte“ Funktion des Systems wird diesem zugewiesen, auch die Funktionali‐
tät wandelt sich. Somit geht es um den Erhalt von Funktionalität über Zeit. Auch im Wandel muss das System funktionsfähig bleiben, damit es beim Transformations‐
prozess nicht zu Zusammenbrüchen kommt. Resilienz und notwendige Transforma‐
tion sind dann kein Widerspruch, wenn Resilienz auf die Funktionalität und nicht auf die Struktur des Systems bezogen wird.  Für sozial‐ökologische Systeme ist es schwierig, den Resilienzbegriff als Erhalt von Systemfunktionen bzw. Systemdienstleistungen zu definieren. Für Teilsysteme wäre dies eher möglich. Daher sollte das Konzept der Resilienz eher als Leitbild genutzt werden. •
Wenn es um die Resilienz des modernen Wohlfahrtstaates geht, ist entscheidend, welches Sicherheitsniveau bzw. Wohlstandsniveau zugrunde gelegt werden soll. Mögliche Klassifi‐
kationen hierfür sind noch zu bestimmen. •
Wenn sich der Resilienzbegriff auf die systemische Ebene bezieht, ist zu diskutieren, was dies für die individuelle Ebene bedeutet. Beispielsweise könnte eine Lebensführung, die nicht nur auf Erwerbsarbeit ausgerichtet ist, als resilienter bezeichnet werden. •
Die systemische Perspektive hat den Vorteil, dass damit Anschlussfähigkeit an die natur‐
wissenschaftliche Forschung (z.B. in Erdsystemforschung) erzielt wird. Systemische Analy‐
sen wie z.B. Erdsystemforschung sollten als wichtige Grundlagenforschung parallel zur anwendungsorientierten Forschung betrieben werden. 2. Synergien bzw. gemeinsame Forschungsthemen von Workshop 3 und 4: •
Welche systemischen Konsequenzen hat die Post‐Wachstumsgesellschaft? •
Der Übergang in eine Post‐Wachstumsgesellschaft bedingt eine andere Art der individuel‐
len und gesellschaftlichen Vorsorge als im gegenwärtigen System, in welchem Rentensys‐
teme bzw. alle kapitalgedeckten Systeme auf dem Wachstumsparadigma beruhen. •
Unternehmensbegriff erweitern und mit adaptivem Management auf gesell. Ebene ver‐
binden: Wie kann das Wirtschaftssystem in iterativen Prozessen neu organisiert werden? 19
Welche Anreize gibt es für Unternehmen innovativ zu sein ohne dass es um Wachstum geht? Welche Rolle spielen dabei soziale Innovationen? •
Verhältnis von Markt und Staat: Das Marktversagen wird zunehmen. Gleichzeitig verän‐
dern sich die Ansichten bezüglich der Legitimation von Staatseingriffen. Neue Impulse zur Debatte Staatsversagen‐Marktversagen werden durch Partizipation der organisierten Zi‐
vilgesellschaft gesetzt. Wie wird damit die Resilienz gesteigert? •
Statt in Gleichgewichten zu denken sollten eher externe Shocks wie Umweltkatastrophen betrachtet und untersucht werden, wie das System darauf reagiert hat. Wie können diese Schocks aufgefangen werden (Vorsorgemöglichkeiten)? Welche Rolle spielen dabei Staat und Zivilgesellschaft? •
Innovation: Gibt es schöpferische Zerstörung (adaptive cycles) auch bei sozialen Innovati‐
onen? Welches sind praktische Interventionsmöglichkeiten? Innovationen sind nicht per se gut für eine nachhaltige Entwicklung; es kommt darauf an, was substituiert wird. •
Kulturvergleich: Produktionsmuster, Konsumptionsmuster, Vorsorgemuster (Umgang mit Risiken). Sind Lösungen die vorgeschlagen werden, kulturell anschlussfähig? •
Verhältnis von Transformation und Resilienz: Wie kann in der Transformation Funktion aufrecht erhalten werden? •
Welche Risiken birgt die Wachstumsgesellschaft z.B. in Bezug auf Versorgungssysteme (Altersversorgung, Energie, Ernährung)? Inwieweit wird hierdurch der Boden bereitet für alternative Versorgungssysteme (z.B. Schrebergärten)? •
Übertragbarkeit der Ergebnisse aus der Resilienzforschung von Ökosystemen auf die Resi‐
lienz von Finanzsystemen: Sind Gestaltungsfaktoren für Resilienz (wie z.B. Diversität, Dämpfer, Speicher etc.) übertragbar? Was kann man aus solchen Systemen lernen? Sind Zusammenbrüche intrinsisch im System angelegt? •
Zusammenhang beider Gruppen:  Aus Gründen der Vorsorge sollten wir uns darauf einstellen, dass nach Wachstums‐
jahrzehnten nun eine Post‐Wachstumsgesellschaft vor uns haben. Zur Vorbereitung sind Konzepte einer solchen Gesellschaft notwendig, bevor man den Übergang in Angriff nimmt.  Methodische Ebene: In WS 4 wurden viele Methoden vorgestellt (z.B. Szenarien, tip‐
ping points), die auch für Antworten auf die Fragen der Post‐Wachstums‐
Gesellschaft benötigt werden.  Die entscheidende Frage ist, wie man von dem auf Dauer nicht aufrecht zu erhalten‐
den gegenwärtigen Niveau in einer menschenverträglichen Art und Weise auf ein anderes (niedrigeres) Niveau kommt, das resilienter ist und dauerhaft weltweit um‐
gesetzt werden kann?  Umorientierung kommt „by design“ oder „by desaster“. In der Vergangenheit war Umorientierung aufgrund von Zusammenbrüchen der Normalfall. Für die Zukunft ist gestaltete Umorientierung nach dem Vorsorgeprinzip gefragt. Der Workshop hat erste Anregungen und Hinweise hierfür gebracht. 20
Themenkomplex C) Schlüsselakteure für nachhaltige Transformationen WS 5: Unternehmen als Gestalter sozial‐ökologischen Wandels Moderator: Thomas Korbun Intro Korbun  Unternehmen sind nicht nur Marktakteure; sie nehmen auch Einfluss auf Konsummuster und politische Akteure.  Ziel ist eine kritische, managementbezogene Forschung anzustoßen, die sich systematisch mit dem „unternehmerischen“ befasst.  Die Frage nach der Verantwortung ist zu stellen.  Handlungsbedingungen sind zu untersuchen.  Nachhaltigkeitsherausforderungen aus der unternehmerischen Perspektive.  Projekte sollen konkrete Lösungen und Strategien anbieten. Impulsreferat Jürgen Schmidt, memo AG  KMU sind wichtige Impulsgeber  Wie kann man Social‐Business‐Elemente konkret in Unternehmen integrieren?  Im Engagement für das Ehrenamtliche (Einzelaktivitäten) sieht man viel Motivation, wie kann man diese nutzbar machen für Unternehmensidentifikation und Kerngeschäft?  Vorschlag: Eine „Toolbox“ zusammenstellen mit gut funktionierenden Organisationsfor‐
men und Praxisbeispielen.  Oft ist Informationsbeschaffung in Unternehmen ein Engpass.  Mit Blick auf Innovation: wie kann man alle Stakeholder in den Innovationsprozess integ‐
rieren? Wie kann man bspw. die Schwarmintelligenz nutzen?  Welche Plattformen bzw. Medien sind nutzbar für Nachhaltigkeit?  Wie bekommt man nachhaltige Produkte in den Massenmarkt?  Wie kann man andere Schichten als die ökologischen Pioniere erreichen?  Gibt es Wissen aus anderen Ländern dazu, wie man einkommensschwache Schichten in‐
tegrieren kann (z.B. über Mikrokredite)? Was sind die richtigen Themen und Ideen?  Eine ganzheitliche Betrachtung der Unternehmenshandlungsfolgen (Nachhaltigkeitsbilanz) ist wünschenswert, hierfür bräuchte es einen Werkzeugkasten, analog GEWIS DB zu Co2.  Solch ein Werkzeugkasten könnte helfen bei Orientierung und Benchmarking zu Produk‐
ten, Chancen und Risiken.  Kann man KMU fördern, die sich engagieren, z.B. steuerliche Vorteile für solche Vorreiter?  Überzeugung, dass Lösungen aus kleinen, innovativen und jungen Unternehmen Impulse geben können, aber es fehlen ihnen die Kapazitäten.  Kooperationsprojekte sind der Königsweg für den Transfer, aber die Antragsbürokratie ist aufwendig. Man braucht bessere Teilnahmebedingungen, die Anträge sind für KMU zu kompliziert. Man braucht schlanke Verfahren. Und auch ergebnisoffener, mit einem Ver‐
trauensvorschuss. 21
Impulsreferat Reinhard Pfriem, Universität Oldenburg  Manchmal sind die Unternehmen im Hintergrundpapier zum Workshop verengt auf Um‐
setzungsfelder, ohne Sicht auf die Vielfalt. Unternehmen sind mehr als „Machines for Pro‐
fit“.  Die Verschiebung zu konsumbezogener Forschung ist oft zu einseitig auf Konsumenten‐
verantwortung hinausgelaufen, Unternehmensstrategien sind aber auch kulturelle Ange‐
bote, Unternehmen wurden zu wenig als Akteure gesehen, Wissenschaft soll Problemen und Akteuren folgen.  Socal Businesses, Social Entrepreneurship: es wird präsentiert als wesentlich anders als das Kerngeschäft, social wird von Economic abgegrenzt. Aber z.B. Social Entrepreneurship gibt es schon viel länger, z.B. im Bereich Biolebensmittel, es wirkt modernisierend und kri‐
tisierend auf den Mainstream.  Die bisherige Diskussion war politisch diskriminiert, z.B. Genossenschaften wurden gese‐
hen als degeneriertes Konzept, als links und rot. Genossenschaften und andere Organisa‐
tions‐ und Rechtsformen sollte man untersuchen mit Bezug auf ihr Nachhaltigkeitspoten‐
tial.  Was trägt bei zu einem integrativen Nachhaltigkeitsbegriff?: man kann in Artikeln über das Abstrakte streiten, wenn man aber praktisch und akteursorientiert denkt, stellt sich die schematische Trennung nicht.  Unternehmen sind DIE WICHTIGSTE Organisationsform: wenn man das annimmt, dann müsste Nachhaltigkeitsforschung umgestellt werden auf eine kritische Masse relevanter Akteure, unter denen Unternehmen durch ihr Handeln einen wesentlichen Beitrag leisten. Die Dichotomien von Be‐ vs. Entschleunigung, Global vs. Regional u.a. sind ein Themenfeld, bei dem 98% der BWLer sagen „da habe ich nichts mit zu tun“. Die Lehre in der BWL nimmt das Thema Nachhaltigkeit nicht auf. Das sollte in das Memorandum zur SÖF aufge‐
nommen werden. Diskussion  Sozial‐ökologische Forschung und sozial‐ökologisches HANDELN sollten zusammen ge‐
dacht werden.  Rolle und Wahrnehmung von Unternehmen als „Innovationsfabrik“ stärken. Von den in‐
novativen Unternehmen lernen.  Austausch mit Unternehmen ist dazu wichtig, z.B. auch über Open Innovation. Lead User, große Unternehmen und KMU einbeziehen; Stichwort Ko‐Transformation, KMU als Ideen‐
geber  wie können diese Ideen in großen Unternehmen wirken im Sinne eines Change Management?  wie kann gezielt eine solche Dynamik entstehen?  Best Practices in Unternehmen betrachten: z.B. Ko‐Innovation, neue Arbeitsformen (z.B. im Betahaus‐Konzept), neue Organisationsformen oder (Social) Entrepreneurship.  Innovationsforschung: Wettbewerb ist als Thema defizitär, darum auch eingeschränktes Verständnis von Innovation. Wettbewerb ist aber auch ein Innovations‐Verhinderer. Un‐
ternehmen aktiv einbeziehen. Arbeitsteilung und innovative Konstellationen und Effekte (Bsp. Forschung zu Elektromobilität).  Unternehmen (vor allem KMU) sind an Standorten eingebettet: in Kommunen, in Gewer‐
begebieten, sie haben Netzwerke, sie haben Nachbarn; das Nachhaltigkeitspotential die‐
ses Kontextes ist groß, z.B. sieht man in Vlanderen Innovatives zum Nachhaltigkeitsmana‐
gement: die Unternehmen dort bilden Verenigungen zonder winstoogmerk, also Vereine ohne Gewinnorientierung und schließen sich so zusammen; das gibt es bisher in Deutsch‐
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land kaum. Der Effekt ergibt sich aus der räumlichen Nähe und Vernetzung und dem ge‐
meinsamen Handeln mit Kommunen. Wichtig ist der Fokus auf neue Organisationsformen. Unternehmen als Gestalter und Vorbilder auch für Kunden (z.B. Frankfurt Aiport), die in Wechselwirkung zueinander stehen, d.h. Verbraucher und Konsumenten haben auch Ein‐
fluss auf die Unternehmen. Problem: An der Umsetzung hapert es. Die Frage nach der Massentauglichkeit ist wesentlich: In der großen Masse, d. h. den Nicht‐Pionieren, liegt ein großes Potential. Der Übergang von der Konsumforschung zum Marketing ist essentiell für das Thema. Unternehmen sind Mitgestalter, vor allem da der Einfluss nationaler und internationaler Politik weiter abnimmt. Unternehmen als politische Akteure – das ist ein Lernprozess (z.B. Rothman School an der University of Toronto als interessantes Modellprojekt). Es wird mehr Wissen über Entscheidungsprozesse in Unternehmen benötigt. KMU sind hier als Beispielgeber und Botschafter gefordert. Man sollte genauer in die „Black Box“ Unternehmen schauen und von Vorreitern lernen. Welches sind die Handlungsdeterminanten von Unternehmern? Wie kann man die positiven Ziele der Andersdenkenden verstehen lernen, was ist mit den nicht‐nachhaltigen Lösungen? Wie kann man die im Gegenzug kosten‐ und zeitaufwendi‐
ger machen? Kritik ist nötig. Zunehmende Unfähigkeit, gesellschaftliche Probleme zu be‐
arbeiten. Dringend die Pfadabhängigkeiten von den „Großen“ Unternehmen betrachten. Die Definition und Sichtweise auf Praxispartner ist, auch in der SÖF, unzureichend. Der Austausch mit Unternehmen ist zu fördern, indem Forscher in Unternehmen an deren Fragen mitarbeiten, um Distanz zur Praxis zu überwinden. Es ist eine Begriffsdiskussion erforderlich: Change Management. Es gibt akteursbezogene und strukturbezogene Prozesse, Angst vor Wissensverlust und eine „normative Schere“. Die große Transformation allgemein ist sinnvoll, aber im Detail taucht ein Berg von Wider‐
sprüchen auf. Transdisziplinarität (TD) ist teils anerkannt, oft aber auch nicht akzeptiert. Aber es gibt auch eine große Wiederkehr des Säulendenkens, eine eindeutige Re‐
Disziplinierung als Trend. Aus der Uniperspektive: z.B. berufsbegleitendes Promovieren möglich machen. Aber: Die Anerkennung von Praxiswissen ist an der Uni unterentwickelt, an den Uni´s wird mit die‐
sem Wissen nicht gearbeitet. Der Begriff der Akzeptanz ist zu passiv; benötigt werden haptische und optische Attraktivi‐
tät und Aneignung, experimentelle Designs, neue Formen der Erforschung von Akzeptanz, Attraktivität und Aneignung. Zusammenfassung der Ergebnisse •
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Hohe Zustimmung zum vorgelegten Konzept: relevant, überfällig, mit hohem Nachhaltigkeitspotenzial Unternehmen als gestaltende Akteure (z.B. politische Akteure) ernst nehmen: • im Forschungskonzept (Stichworte: Action Research, Embedded Research, Enga‐
ged Scholarship) • Unternehmen nicht nur Adressaten der Ergebnisse Die „Black box“ Unternehmen aufhellen • das Handeln in Unternehmen genauer untersuchen (Change Management, Unter‐
nehmenskultur) • Unterschiede zwischen Unternehmen wahrnehmen 23
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Schnittstelle Produktion und Konsum!  z. B. Einbezug von Kunden und Usern mit neuen Methoden Von neuen Organisationsformen und Akteuren lernen. Unterschiede und fruchtbarer Austausch zwischen KMU / Entrepreneure ‐ Großunter‐
nehmen / Intrapreneure Neue Akteursbeziehungen und Kontexte Widersprüche im Nachhaltigkeitsdiskurs aufgreifen. Geeignete Teilnahmebedingungen für Unternehmen schaffen. Innovative Projektformate ausprobieren • Koppelung mit Nachwuchsförderung • Austausch zwischen Wissenschaft und Unternehmen • Experimentelle Designs Andere Workshop‐Themen haben Relevanz für Unternehmen: dort auch aufgreifen WS 6: Nachhaltiger Konsum – heute, 2030 und 2050 Moderator: Dr. Rainer Grießhammer Nachhaltige Lebensstile / Verhaltensänderung  Hintergrundpapier zum Workshop fokussiert zu einseitig auf Produkte. Auch neue Dienst‐
leistungen sind wichtig (z.B. Car Sharing, neue Mobilitätskonzepte).  Intensiver nachhaltige Lebensweisen/ ‐stile in den Blick nehmen, und nicht nur nachhalti‐
gen Konsum ‐ denn es geht auch um „Nicht‐Konsum“, neue Intermediäre, neue Nutzungs‐
formen (Stichwort „Nutzen und nicht besitzen“) und nicht marktbezogene Optionen.  Die Hemmnisse und Widerstände von nachhaltigem Konsum bei Konsumenten und Pro‐
duzenten sind stärker zu betrachten (Konsum u. Ressourcenverbrauch steigen weiterhin).  Welche sozialen Bezüge müssen gezogen werden, um nachhaltige Lebensstile zu verwirk‐
lichen? Welche Bilder brauchen wir? Welche Motive sind zentral?  Stärker die Veränderung von Routinen adressieren: Wie entstehen soziale Normen? Wie lassen sich soziale Normen und Motive verändern? Wie realisiert sich individuelles Kon‐
sumhandeln im individuellen Kontext? Wie kann man steuernd eingreifen?  Verbraucher sind mit einer Informationsflut konfrontiert. Ziel muss es sein, die Verbrau‐
cherwelt zu vereinfachen! Stichwort „Alltagsadäquanz“ der Lösungsvorschläge.  Gelingensbedingungen für Verhaltensänderungen (Erfolgsfaktoren). Bestandsaufnahme: Was gibt es bereits? Wo gibt es gute Ansätze, Wege? Wie können gute Ansätze in die Brei‐
te getragen werden?  Rahmenbedingungen für den Erfolg.  Forschungsfragen mit Bildung verknüpfen.  Verbraucher nimmt mehrere Rollen ein: Verbraucher handeln als politischer Akteure, Konsumenten, Ko‐Produzenten etc.  Welche Rolle können welche Verbraucher zu wel‐
chem Zeitpunkt in welcher Situation spielen, ohne Überforderung? Zielgruppen  Der Fokus beim Thema nachhaltiger Konsum (NK) richtet sich bisher auf den gehobenen Mittelstand, der ökologisch einkauft. Es sollte stärker auf Zielgruppen wie „Arme“ und „Reiche“ eingegangen werden, die Differenziertheit der Bevölkerung ist ernst zu nehmen. 24
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Gesellschaftliche Teilhabe: Wie können sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen er‐
reicht werden? Migranten, junge und ältere Menschen als wichtige Zielgruppen. Neben der Betrachtung des einzelnen Verbrauchers, auch fokussieren auf: Einkaufsgenossenschaften, öffentliche Beschaffung, Einkauf von Unternehmen. Kommunen: Untersuchungen, wie die Kommunen steuernd einwirken können. An Schulen Veränderungen erreichen: sowohl bei den Schülern, als auch den Lehrern. Internationalität  Die gesamte Produktkette in den Blick nehmen, denn die Produktströme finden globali‐
siert statt.  Blick weiten auf die internationale Perspektive, insbesondere auf die Schwellen‐ und Ent‐
wicklungsländer. Bisher ist der Blick auf Konsum sehr OECD‐lastig. Allein seit den vergan‐
genen 10 Jahren „imitieren“ 500 Mio. neue Konsumenten in den Schwellenländern Indien und China westliche Lebensstile. Die kommerzielle Marktforschung ist dort stark vertreten, sozialwissenschaftliche Konsumforschung nicht, weshalb diese ausgebaut werden sollte. Zu beobachten ist in diesen Ländern eine sehr starke Orientierung an technischen Errun‐
genschaften: Wie entwickelt sich der Diffusionsprozess von den in den westlichen Staaten entwickelten Produkten in den sich entwickelnden Ländern. Die Exportorientierung der Industrieländer ist dabei zu berücksichtigen.  An wen muss man sich in diesen sich entwickelnden Länder wenden, um Veränderungen anzustoßen (z.B. Unis, Politik)? Die entsprechenden Personen / Institutionen müssen iden‐
tifiziert werden.  Nachfragesog auf internationaler Ebene erzeugen durch Vorbildfunktion an Produktange‐
bot. Forschungsansätze (Methoden u. Disziplinen)  Neue Forschungsansätze in den Blick nehmen, die es erlauben, Raum für Experimente zu schaffen. Neue Phänomene erfordern neue Methoden: z. B. „Living Lab“ als Methode, um Prosumenten / Ko‐Produzenten zu erforschen.  Nachhaltige Produkte sind oft an den Bedürfnissen der Verbraucher vorbei entwickelt. Wissen der Konsumenten als Innovatoren aufgreifen über die Nutzerintegration bei der Produktentwicklung.  Disziplinen: Psychologie, Hirnforschung, Kommunikationswissenschaften, Kognitionswis‐
senschaften mit einbeziehen.  Alltagsbezogene Modelle, alltagstaugliche, regionale Herangehensweise. Vernetzung  Stärker den Kontakt zu den Unternehmen suchen, die ebenfalls Forschung betreiben  Fähigkeiten, Kompetenzen (z.B. Markforschung) der Unternehmen mit einbeziehen. Un‐
ternehmen stärker bei der Suche nach Lösungen für die Zukunft der Gesellschaft beteili‐
gen.  Synergien nutzen zwischen verschiedenen Förderern (DBU, BMBF, Stiftungen, etc,) und thematische Absprachen treffen. Rahmenbedingungen  Policy‐Perspektive:  Bisher starker informatorischer Ansatz (Labelling etc.) Es sollte eine Governance‐ Perspek‐
tive (Netzwerkgedanke) eingenommen werden: Wie kann Politik Rahmenbedingungen 25
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schaffen, damit Verbraucher und Unternehmen sich in einem Netzwerk zusammen tun können. Wie muss eine Regulierung des Marktes aussehen, damit für Verbraucher mehr Transpa‐
renz für Produkte und Dienstleistungen im Massenmarkt geschaffen wird? Welche politi‐
schen Rahmenbedingungen müssen dafür geschaffen werden (verwaltungsrechtliche Imp‐
likationen)? Nicht nur Empfehlungen an Verbraucher, sondern auch Empfehlungen an Politik entwi‐
ckeln. Balance zwischen Freiwilligkeit und Regulierung! Konzept des Top‐Runner‐Ansatzes ausweiten. Lead‐Märkte schaffen. Strategievorschlag Ziele: Kurzfrist‐Dimension: Produktangebot und Nachfrage muss sich sehr schnell ändern in Rich‐
tung Nachhaltigkeit Langfrist‐Dimension: Wie kann eine Low‐Carbon‐Society in Zukunft aussehen? Wie können die Konsummuster angepasst werden, die auch für die Volkswirtschaft zahlbar sind? Die deutsche Vorreiterrolle betonen. Maßnahmen: Kurzfristig: Um den Massenmarktkunden kümmern (60‐70 % der Bürger)  Preisfixierung  Implizite, unbewusste Erwartung  Wenn ich bei „dem“ Kaufe, wird das schon in Ord‐
nung sein  diese implizite Erwartung explizit machen  Komplexitätsreduktion erzielen!  Erwachsenen‐ / Kinder‐ und Jugendbildung am Point of Sale (POS) Langfristig: Neue Konsummodelle entwickeln Forschungsbedarf: Beschreibung vom Guten Leben u. wie wollen wir in Zukunft leben? Wie stellt sich der Ein‐
zelne das Leben in Zukunft vor?  Bürgerinnen und Bürger, Praxisakteure, Kommunen, Bürgerinitiativen, Pionierunternehmen stoßen viel an  diesen großen Fundus nutzen!  Wie können Praxisakteure besser eingebunden werden? Zusammenfassung der Ergebnisse Grundsätzliche Zielrichtung • Sustainable Living, auch nicht marktbezogene Optionen, Zukünfte aus Sicht des „Einzel‐
nen“ • Globaler Blick, Schwellen‐/Entwicklungsländer • Ausweitung auf Nachhaltige Bildung? Zur Methodik • Wirklich interdisziplinär/mehr Disziplinen • Verknüpfung mit Konsumforschung der Unternehmen • Wissens‐Brokerage 3.0/wie am POS Systemische Intervention • Multi‐Impuls‐Ansätze • Balance zwischen Freiwilligkeit und notwendiger Regulierung Zielgruppen • Großbeschaffer/Einkaufsgemeinschaften • Massenmarkt • Andere Konsumgruppen („Paradigmenwechsel“) 26
Konsumenten‐Rollen • Mehrfach‐Rollen differenzieren/situativ • Neue Intermediäre, Neue Dienstleistungen (Car‐to‐go) • Konsumenten als Innovatoren Verhaltensänderungen • Hemmnisse/Widerstände • Alltagsbezogene Modelle, Verbraucherwelt vereinfachen, Emotionen ansprechen • Routinen verändern, Rolle sozialer Normen WS C: Schlüsselakteure für nachhaltige Transformationen Moderatoren: Dr. Rainer Grießhammer & Thomas Korbun Themen  Bisher werden nur Alternativen im Konsum betrachtet, wesentlich sind aber auch Aspekte wie Nicht‐Erwerbsarbeit, Tätigkeitsgesellschaft, Urban Gardening im Sinne eines Konsumabbaus durch aktives Tätigsein.  Wünsche und Sehnsüchte der Menschen in den Blick nehmen, deren „nicht“‐nachhaltiges Verhalten wir kritisieren. Was treibt diese Menschen in ihrem Entscheidungs‐ und Kaufverhal‐
ten?  Wertschöpfungsketten betrachten (beinhaltet Produktion und Konsum): Auf diese Weise kann die Schnittstelle zwischen Produktion und Konsum untersucht und Lösungen für die Verknüp‐
fung von Konsum und Produktion erarbeitet werden.  Arbeitszeitmodelle und nachhaltiger Konsum: Arbeitzeitmodelle sind wichtiger Teil der sozia‐
len Gestaltung des Lebens, wodurch diese auch nachhaltige Verhaltensweisen beeinflussen.  Möglichkeiten der Freiwilligkeit vs. staatlicher Regulierung untersuchen.  Unternehmen als Gestalter nachhaltiger Märkte (Proaktiv, Innovativ)  Unternehmensneugründungen als Chance für die Neuorganisation von Konsum.  Möglichkeit von Unternehmen, Soziale Innovationen gezielt zu planen: Was kommt im Markt wirklich an? Was bewirkt, dass ein Kunde ein Produkt mit nachhaltigen Eigenschaften kauft? Was trägt zur Kundenzufriedenheit bei? Was trägt zum Wiederkauf bei? Was sind die Treiber für nachhaltiges Konsumverhalten?  Psychologie und Hirnforschung berücksichtigen!  Nachhaltigkeit: Vergleich von Produkten und Dienstleistungen  Projekte, die konkrete unternehmerischen Initiativen beobachten, die „die Welt nachhaltiger“ machen. Synergien  Die gemeinsame Verantwortung für eine nachhaltige Gesellschaft muss von Unternehmen, Staat und Gesellschaft gemeinsam getragen werden  gemeinsame Transformationslösun‐
gen sind notwendig.  Systemische Perspektive als Verknüpfungsmöglichkeit.  Forschung sollte stärker die Marktforschung der Unternehmen nutzen. Ideen / Hinweise  Aktionsforschung, inkl. Konsumenten sollte möglich sein. 27
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Web‐Plattform, um Transparenz der Forschungsaktivitäten verschiedener Akteure (Verbrau‐
cher, Unternehmen, NGOs) zu erhöhen und als Angebotsplattform für interessante Projekte (Projektmarktplatz). Unternehmen haben andere Zeitrhythmen als die Förderbekanntmachungen des BMBF  bspw. SÖF‐Energie‐Ausschreibung: Unternehmen hatten zum Zeitpunkt der Bekanntmachung (Ende Dezember 2011) ihre finanziellen Jahrespläne schon erstellt, weshalb eine Beteiligung schwierig war. Themenkomplex D) Demokratie im Wandel WS 7: Kollaborative Demokratie/Wissensdemokratie Workshopleitung: Henning Banthien Ausgangspunkt: Die Große Transformation zu einer nachhaltigen Gesellschaft bedingt eine neue Kultur demokratischer Teilhabe. These 1 Wahrgenommene Krise der Repräsentation (institutionelle Krise). Das klassisch repräsentati‐
ve Muster passt nicht mehr. Debatte über Leistungs‐ und Zukunftsfähigkeit der repräsentati‐
ven Demokratie. Zeitalter prekärer Legitimität. These 2 Wunsch nach direkter, verbindlicher und kontinuierlicher Beteiligung wächst. Themen‐ und projektbezogene Partizipation entsteht abseits der etablierten Pfade institutionalisierter Par‐
teiendemokratie. These 3 Wissensgesellschaft – Wissen ist zugänglicher, weniger exklusiv, an unterschiedlichsten Orten in der Gesellschaft verfügbar. Wenn Wissen Macht ist, dann wird Macht vor diesem Hinter‐
grund neu definiert. These 4 Die neuen Möglichkeiten interaktiver, dezentraler, sozialer Kommunikation schaffen eine zunehmend selbst organisierte Bürgergesellschaft mit anti‐autoritärem Charakter. These 5 Wenn Transformationspolitik ein kollektiver Such‐ und Lernprozess ist, dann wird Reflexivität zu einer zentralen Kategorie in Entscheidungsfindungsprozessen. Damit verändert sich unser Anspruch, verbindliche und allgemein gültige Entscheidungen treffen zu müssen. These 6 Demokratie in der post‐ideologischen Wissens‐ und Netzwerkgesellschaft ist kollektives Prob‐
lembearbeiten: Staat setzt Prioritäten und Rahmen und eröffnet der Gesellschaft anschließend Räume für die gemeinsame Gestaltung von Politikzielen. 28
Forschungsbedarf Wissensbedarf Forschung ↔ Wissensbedarf Praxis ist zu beachten Kontextabhängigkeit ist zu berücksichtigen: 


Beteiligung in der Forschung Forschung über Beteiligung (Frage der Wirkungsmessung, Nutzenmessung – Evaluation) Forschung in Beteiligungsverfahren Forschungsbedarf 1: Demokratiemodelle  Welche neuen Modelle und Methoden lassen sich entwickeln, um den Wandel des etab‐
lierten Modells der repräsentativen Demokratie zu messen, zu verstehen und einzuord‐
nen?  Wie kann die Debatte über Input‐Legitimation (government by the people) und Output‐
Legitimation (government for the people) neu miteinander verknüpft und verzahnt wer‐
den (government with the people)?  Wie gestaltet sich eine Wissensdemokratie aus, in der Experten‐ und Alltagswissen sys‐
tematisch „gehoben“ und genutzt wird?  Wie fügen sich Beteiligungsprozesse auf verschiedenen Ebenen zusammen (dezentral – Bundesebene)? Forschungsbedarf 2: Politische Kultur  Rolle der Bildung: Kompetenz und Befähigung vermitteln (Realexperimente)  Wie sind die Ergebnisse aus den Prozessen mit den politischen Ergebnissen zu synchroni‐
sieren?  Wie kommt das Wissen an die Politiker?  Wo sind die Machtzentren?  Wie verändert sich die Haltung von Akteuren, die an Beteiligungsverfahren beteiligt wa‐
ren?  Wie bedeutend ist die Rolle von Pionieren des Wandels bei der Veränderung der politi‐
schen Kultur hin zu mehr demokratischer Teilhabe? Wie verhalten sich Führung und Parti‐
zipation zueinander?  Tragen neue Demokratieverfahren dazu bei, demokratisches Kapital in der Gesellschaft aufzubauen? Können Auswirkungen auf den Grad gesellschaftlicher Resilienz beobachtet werden? Forschungsbedarf 3: Legitimation  Wie legitimieren sich neue Verfahren der Bürgerbeteiligung bzw. deren Aufnahme in den formal‐politischen Prozess? Wer nimmt an diesen Verfahren teil? Kann Repräsentativität durch Zufallsauswahl (Alleatorik) gewährleistet werden?  Zeitmanagement der Beteiligung: Be‐ und Entschleunigung von Prozessen.  Wie viel Raum für Mitwirkung sollten informelle Verfahren der Bürgerbeteiligung erhal‐
ten? Haben sie ausschließlich deliberativen oder auch mitentscheidenden Charakter?  Wer übernimmt die Verantwortung für Entscheidungen in einer kollaborativ verfassten Wissensdemokratie?  Primat des Parlaments? Welchen Aspekten aus dem Nachhaltigkeitsbereich geben wir Verfassungsrang und entziehen dies der Bürgerbeteiligung? 29
Im Ergebnis zeigt der WS Forschungsbedarf für folgende Themenblöcke: 
Demokratie als kollektives Problembearbeiten 
Zukunftsbilder/ Szenarien und Grand Designs: Wo wollen wir hin und wie ist das mit ge‐
sellschaftlicher Identität in Einklang zu bringen? 
Neue Modelle und Räume für politische Entscheidungsfindungsprozesse (z.B. Liquid De‐
mocracy; open source; Synchronisation formeller & informeller Verfahren; Dilemma Kurz‐ und Langfristigkeit von Entscheidungsmodellen) 
Aufbrechen von Pfadabhängigkeiten 
Repräsentativität von zukünftigen Interessen: Wie diese abbilden? Allgemein‐ vs. Partiku‐
larinteressen 
Wissensformen und Wissensgenerierung; Fakten/ Alltag; Spannungsfeld Wissensorientie‐
rung/ Beteiligungsorientierung 
Initiative und Führung; Pioniere des Wandels; Legislative, Exekutive – neuer Block: Kon‐
sultative 
Kompetenz und Befähigung 
Transparenz und Legitimität 
Inklusion/ Exklusion in Beteiligungsverfahren 
Nachhaltigkeit als Legalität – Gibt es Aspekte der Nachhaltigkeit, die wir gar nicht disku‐
tieren lassen wollen/ setzen? WS 8: Verfahren der Bürgerbeteiligung Workshopleitung: R. Andreas Kraemer Impulsreferat Michael Zschiesche, UfU 
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Nur wenige Planungs‐ und Zulassungsverfahren in der BRD werden öffentlich durchgeführt (Was bedeutet das für die Kontroll‐ und Infofunktion der Öffentlichkeit?) Dort wo Planungs‐ und Zulassungsverfahren öffentlich ausgelegt sind, findet nur etwa je‐
des 3. Verfahren tatsächlich mit Öffentlichkeitsbeteiligung statt (Welche Anreize zur stär‐
keren Beteiligung können gesetzt werden?) Derzeit gibt es wenige gesicherte Erkenntnisse über die Wirkung von Beteiligung. Erfahrungen und Ergebnisse von Großverfahren sind die Projektionsfläche öffentlicher Debatten. Die Praxis der Öffentlichkeitsbeteiligung in der BRD wird den Aarhus‐Zielen nicht gerecht. Frage: Können informelle Beteiligungsverfahren die Schwächen formeller Verfahren ausglei‐
chen? Erfolgskriterien für informelle Verfahren: Fairness (Auswahl der Personen eines Diskurses), Kompetenz (in Bezug auf Inhalt und Verfahren), Legitimation (Verhältnis zu polit. Akteuren de‐
finieren), Effizienz (Anschlussfähigkeit der Ergebnisse, Aufwand und Ertrag) Mögliche Implikationen für die SÖF?  Planungs‐ und Zulassungsverfahren sind wichtige Felder praktischer Demokratie und des Um‐
weltschutzes, Indikatoren für erreichten Stand der Demokratiekultur 30



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Verstärkt Empirische Forschung betreiben (Erörterungstermine, Wirkung der Beteiligung u.a. an Zulassungsverfahren) Notwendigkeit praxisorientierter Partizipationsforschung, Verzahnung informeller & formel‐
ler Verfahren konzipieren, Modelle für Gelingensbedingungen entwickeln Verstärkte Evaluationsforschung Beteiligungsdimension als notwendiges Element bei Förderbekanntmachungen des BMBF, in‐
ternationale Dimensionen (z.B. Arabische Revolutionen) Grundsätzliches Nachhaltigkeitsansatz und Ansatz der SÖF bedingen Partizipation Wissensproduktion ist grundsätzlich partizipatorisch anzugehen. Notwendigkeit, Bürge‐
rInnen als ExpertInnen von Lebenswelten einzubeziehen. Zwei unterschiedliche Stränge: 1) Beteiligung am Forschungsprozess 2) Forschung über Anwendung von Beteiligungsverfahren (z.B. in Planung und Stadtentwick‐
lung) Begriffsbestimmung „Beteiligung“ 


Was der Begriff „Beteiligung“ bedeutet ist noch nicht abschließend geklärt. Beispielsweise wird in der Praxis unter Beteiligung häufig eher die Information oder informierte Befra‐
gung verstanden. Beteiligung kann aber auch als Teilhabe an Entscheidungsprozessen ver‐
standen werden. Entsprechend ist zu klären, was mit Beteiligung gemeint ist. Geht es um Mitgestaltung, Teilhabe oder Teilnahme? Welche Beteiligungsform soll in welchem Kontext eingesetzt werden? Wer (einzelne Bürger oder Vertreterinnen verschiedener Gruppen) soll sich wann wie und mit welchem Ziel beteiligen? Welchen Nutzen kann der sich Beteiligende daraus für sich ziehen? etc. Des Weiteren ist der Zusammenhang zwischen Beteiligung und Stärkung der Demokratie zu klären. Mehr Beteiligung muss nicht unbedingt mit einer Stärkung der Demokratie ein‐
hergehen. 1) Beteiligung am Forschungsprozess (Voraussetzungen und Bedingungen) 
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

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Der Forschungsbedarf sollte mit den Praxisakteuren gemeinsam erarbeitet werden. Prob‐
lembeschreibung und Definition von Forschungsfragen, die aus unmittelbaren Handlungs‐
zusammenhängen der Praxis hervorgehen. Der Nutzen der Beteiligung für die Praxisakteure ist hervorzuheben. Die Einbindung der Praxisakteure und deren Zugang zu Informationen ist zu regeln. Mittlerfunktion zwischen Forschung und Gesellschaft fehlt häufig. Forschungsergebnisse fließen häufig nicht in die Praxis zurück, was zu einer Verdros‐
senheit unter den ehemals Beteiligten führen kann. Um dies zu vermeiden, sollten Spielregeln für Partizipation in Forschungsprozessen definiert werden (z.B. Leitlinien zu Mindestanforderungen). Nachbereitungsprozesse nach Forschungsabschluss: Wissenstransfer von der Forschung in die Praxis muss organisiert werden. 31
2) Forschung über Anwendung von Beteiligungsverfahren 
Aufgrund der großen Zeitdimension bedeutet Gestaltung von Transformationsprozessen immer auch Zukunftsgestaltung. Dabei stellt sich die Frage, wie jüngere und künftige Ge‐
neration eingebunden werden können. 
Befähigung und Motivation zur Partizipation als Forschungsfragen: o Wie können Menschen ermächtigt werden, teilnehmen zu können? Welche Anreize können geschaffen werden? (Bsp. Frankreich, wo alle Bürger EU‐Verfassungsvertrag in jedem Haushalt erhalten) o Braucht es Vermittler für Menschen, die sich selber nicht einbringen können? (Rand‐
gruppen, Menschen mit Mitgrationshintergrund, Bildungsferne etc.) Wie könnten Ver‐
tretungsprinzipien aussehen? (Problem der Repräsentativität) o Wie kann Beteiligung an „policy‐making“ ohne persönliche Betroffenheit der Beteilig‐
ten erreicht werden? (Setzung von Anreizen) o Welche Rolle spielt Bildung bei Beteiligung? o Können neue Medien dazu dienen, die Beteiligung spezieller Gesellschaftsgruppen (z.B. junge Generation, wenig mobile Menschen etc.) zu erhöhen? 
Legitimationsproblematik von Beteiligungsverfahren: Wie kann Legitimation von Ent‐
scheidungen durch Beteiligungsverfahren erhöht werden (Voraussetzungen)? Legitimation beispielsweise bei Bürgerhaushalten besonders wichtig. 
Wissenschaftliche Begleitforschung, Ergebnissicherung, Evaluierung für bestehende Pra‐
xisprojekte und Bürgerbeteilungsverfahren (Good Practice) im Hinblick auf o Wirkungen und Effektivität vergangener Verfahren (Wirkungsstudien) o Effizienz von Beteiligungsverfahren o neue Formen von Beteiligung 
Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit Bürgerbeteiligung/ andere Formen der Beteiligung gelingen können? Was sind Gelingensbedingungen? Gelingt es, durch Integration verschiedener Wissenstypen bessere Ergebnisse zu erzielen? Partikularinteressen einzelner Akteure können zu Behinderungen im Prozess führen (Bsp. Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie). Dieser mögliche negative Einfluss auf die Prob‐
lemlösungskapazität der Beteiligten ist von vornherein zu berücksichtigen. Bürgerbeteiligung auch bei anderen Prozessen als in klassischen Planfeststellungsverfah‐
ren (z.B. Windenergie) 


Weitere Anregungen:  Der Mehrwert der SÖF‐Perspektive in Forschungsprojekten bezüglich Bürgerbeteiligung im Vergleich zu genereller Partizipationsforschung in anderen Feldern ist hervorzuheben.  Es bedarf noch weiterer Diskussionen und neuer Lösungsansätze zum Thema Beteiligung für das Herangehen an gesellschaftliche Großprojekte und Transformationen.  Da im Workshop nur wenige Praxisvertreter teilgenommen haben, wäre es eventuell ziel‐
führend, das Thema Beteiligungsverfahren zu einem späteren Zeitpunkt unter stärkerer Beteiligung von Praktikern erneut zu diskutieren. 32
WS D: Demokratie im Wandel Workshopleitung: Henning Banthien & R. Andreas Kraemer Diskussionspunkte nach Vorstellung der Ergebniszusammenfassungen der vorangegangenen Workshops: 
Es gibt zwei Hauptstränge/ unterschiedliche Fokussierungen: o Praxis‐Beteiligung in Forschungsprojekten; o Forschung über Beteiligungsprozesse. 
Beteiligung in Forschungsprojekten: Verfahren müssten anders strukturiert sein und viel früher mit Beteiligung der Praxisanfangen, bereits bei der Fragestellung.  Wichtig zu untersuchen, wie solche Beteiligungsverfahren auszusehen haben, damit sie dies leisten können. Frage bezüglich Notwendigkeit von Checks & Balances zwischen einzelnen Verfahren. Forschung über Beteiligungsverfahren: es gibt sehr unterschiedliche Erfahrungen in un‐
terschiedlichen Sektoren. Z.B. gibt es in der Stadtplanung viele unterschiedliche Verfah‐
ren; aber Vieles funktioniert nur bei Engagement und Bereitschaft der Beteiligten, zu einer Entscheidung zu kommen. 

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Es fehlen noch vergleichende empirische Studien über Effekte mit vs. ohne Beteiligung. Thema Finanzierung: wie weit geht Bürgerbeteiligung bei Entscheidungen über Geld (z.B. Bürgerhaushalt) – nur vorbereiten oder mitentscheiden? 
Verhältnis Legitimität – Legalität als potenzielle Forschungsfrage. Beteiligungsverfahren können die Legitimität von Entscheidungen erhöhen und sollen die Planungsverfahren be‐
schleunigen. Allerdings muss die Rechtsgrundlage der Beteiligungsverfahren gesichert sein, damit keine Verzögerungen durch Klagen vor Gericht entstehen. Wie stehen verschiedene Aspekte von Legitimität zueinander? 

Neue Herausforderungen bei großen Transformationen: größere räumliche Dimensio‐
nen, weitreichendere Auswirkungen – wahrscheinlich noch schwieriger, hierfür Personen zu finden, die sich beteiligen wollen. Des Weiteren zu beachten: o Legitimation durch Wissensdemokratisierung. o Verrechtlichung – Nachhaltigkeit in die Verfassung bringen o.ä. o Discourse / Legitimate/ Liquid Democracy.  Frage aus umgekehrter Perspektive: Wie verändern Nachhaltigkeitsaktivitäten die reprä‐
sentative Demokratie? 
Es fehlt bisher Wirkungsmessung. 
Es bedarf einer Weitergabe, Konzeptionalisierung und Auswertung von Erfahrungen. Dieses geschieht teilweise, z.B. bei der Stiftung Mitarbeit; bei Infrastrukturprojekten fehlt bisher jedoch eine Institutionalisierung von Beteiligungsverfahren. 33
3. Protokolle zu den Diskussionsforen DF 1: Von der Forschung in die Praxis und umgekehrt: W issenstransfer und Umsetzung Moderation: Prof. Dr. Dr. h.c. Ortwin Renn & Prof. Dr. Angelika Zahrnt 1.1 Allgemeine Kommentare zum Entwurf des Memorandums (Stand: 12. März 2012)  Beispiele für Erfolge einbauen (Kästen)  Sprachlich so überarbeiten, dass auch distantere Bezugsgruppen angesprochen werden (SÖF Jargon vermeiden)  Bei der Evaluation auf die Faktoren: Wirksamkeit im Sinne der nachhaltigen Praxis und Motivations/Kompetenzgewinn hinweisen  Anschlussfähigkeit an bestehende politische Programme und Vorhaben herausstellen  Hypothesekatalog für die Zukunft erstellen 1.2 Praxis‐Forschung: Wissenstransfer und Umsetzung  Frühe Einbindung (bei Skizzenentwicklung) der unterschiedlichen Praxispartner (Wirt‐
schaft, Zivilgesellschaft, Politik, Medien…); bei geringen Bewilligungsquoten besteht Ge‐
fahr des Motivationsverlusts auf Seiten der Praxispartner, der durch Skizzenbegutachtung evtl. aufgefangen werden könnte.  Gemeinsame Interessen herausarbeiten und transparent machen: Gemeinwohlinteresse kritisch prüfen  Wirtschaftliche Verwertung / Praxisrelevanz der Forschungsvorhaben bereits in Gutach‐
tersitzung stärker prüfen  Reflexionszeiten in Forschungsvorhaben einbauen und fördern  Zeitliche Flexibilisierung der Projekte für die Praxispartner  Ggf. auch finanz. Förderung der Praxispartner  Kooperation in laufende und langfristige Evaluation einbeziehen (Zielerreichung, Nachhal‐
tigkeit, Motivation), nur kontextbezogen sinnvoll möglich  Evaluierungen sollten Kriterien für den Praxistransfer enthalten. Praxisnahe Projekte könnten sonst für die Forschung riskant und unattraktiv sein  Praxisrelevanz durch Pilotierungen in der Umsetzung erhöhen 1.3 Weitergehende Empfehlungen  Themenbörse einrichten (Nachfrager, Anbieter) zum Schaffen von Transparenz (Welche Forschungsgegenstände werden in einzelnen Programmen gefördert?) und zur Identifika‐
tion von Forschungspartnern  Wertigkeit der angewandten sozialökologischen Forschung im Wissenschaftssystem stär‐
ken 34

Nachhaltigkeitscheck für alle politischen Maßnahmen vorsehen (Pflicht zur Folgenab‐
schätzung) 
Fragmentierung der Ministerien und Abteilungen zugunsten einer integrativen Sichtweise überwinden (SÖF stößt immer wieder an Ressortgrenzen); Integration der Ergebnisse aus BMBF‐Forschungsförderung auch in die Umsetzungsbemühungen des BMELV, BMU etc. 
Bedarf für aktivierende, diffundierende und selbst‐evaluierende Begleitforschung DF 2: Aufbau und Stärkung der Fachszene: Instrumente und Institutionen Moderation: Dr. Rainer Grießhammer & Thomas Korbun 2.1 Allgemeine Kommentare zum Entwurf des Memorandums (Stand: 12. März 2012)  Für eine anspruchsvolle/gesellschaftsrelevante Forschung wird eine angemessene Finanz‐
ausstattung benötigt (12 Mio. € / Jahr für SÖF nicht ausreichend). Bürgerbeteili‐
gung/Partizipation im Rahmen von Forschung ist teuer, dafür werden mehr Mittel benö‐
tigt.  Die Betonung auf die Rolle freier Forschungseinrichtungen im Memorandum ist zu stark. Rolle der Universitäten wird vernachlässigt.  Es fehlt ein Abschnitt zu der Frage: „Was heißt Nachhaltigkeit als Gegenstand des deut‐
schen Wissenschaftssystems?“ Es sollte inhaltlich dargestellt werden, wie sich die Nach‐
haltigkeit in der deutschen Forschung (Wissenschaftssystem) verortet (Stichwort: Redis‐
ziplinarisierung). Es gibt zwei verschiedene Forschungsstränge: Auf der einen Seite steht die starke hoch spezialisierte Fachdisziplin (die an Excellence und Journalbeiträgen gemes‐
sen wird, für die gesell. Relevanz irrelevant ist). Auf der anderen Seite steht der Anwen‐
dungsbezug bzw. die Orientierung an gesell. Problemen. Es sollte ins Memorandum auf‐
genommen werden, dass auch wenn eher den gesellschaftlichen Problemen und Akteuren gefolgt wird, das deshalb keine schlechtere Wissenschaft ist. (Stichwort: Was ist „gute Wissenschaft“?)  Forderung Forschung mit nachhaltigen Kriterien = Angriff auf freie Wissenschaft – ist ernst zu nehmen: Artikel 5: Wissenschaftsfreiheit. Große Debatte zum Wissenschaftssys‐
tem ist nicht Teil des Memorandums.  Diskussion, was mit der SÖF überhaupt möglich ist. Vorschlag, dies im Memorandum rea‐
listischer darzustellen, da der kleine SÖF‐Anteil nicht die BMBF‐Forschungsförderung um‐
krempeln kann. 2.2 Nachwuchsförderung  Gefördert werden könnten: Themenoffene Nachwuchsgruppen, strukturierte Promoti‐
onsprogramme, Gastwissenschaftler, Praxisaufenthalte  Entwicklung eines Konzepts für verschiedene Phasen der Wissenschaftslaufbahn des Nachwuchses  Verstärkte Schaffung von Möglichkeiten für Postdocs (zur Bindung dieser an ihre Einrich‐
tungen) und Förderung transdisziplinärer Postdocs 35

Stärkung der Interdisziplinarität durch Schnittstellenorganisationen von Fakultäten (Er‐
möglichung eines Wechsels zwischen den Fakultäten und Arbeitsgruppen) 
Strukturen an Universitäten schaffen, die Inter‐ und Transdisziplinarität befördern 
Bedarf für professionelle Begleitung (Coaching) zur Vermittlung des Handwerkszeugs, wel‐
ches für den Karriereweg ausschlaggebend ist 
In thematischen Ausschreibungen: Weiterförderung einzelner wiss. Mitarbeiter (Dokto‐
randen) für 1 bis 1,5 Jahre nach Projektlaufzeit, damit diese ihre Promotion abschließen können 
Praxisbezug: Für Unternehmen relevante Promotionen identifizieren und in Doktoranden‐
Kolloquium zusammenbringen, denn strukturelle Promotionsprogramme (Bologna) sind so verschult, dass Unternehmen das nicht alleine leisten können. Problem der Versäulung durch Bologna: Es werden mehr Praktika gefordert, die aber als Pflichtpraktika so einen‐
gend sind, dass dadurch keine kreativen Gedanken fördert werden. Universitäten & Lehre 
Disziplinübergreifende Fakultätsstrukturen und Graduiertenkollegs, transdisziplinäre Cur‐
ricula, Kooperation mit außeruniversitären Instituten 
Weiterbildungsangebote mit Nachhaltigkeitsbezug entwickeln (Fachleute aus best. Diszip‐
linen sollen unterstützt werden, die „andere Seite“ kennen zu lernen) 
Stärkere Berücksichtigung von Fachhochschulen (mit ihren Kompetenzen im Bereich des stärkeren Praxisbezugs). Problem: FHs sind über Lehre, nicht Forschung definiert, Lehrbe‐
lastung ist hoch. Lösung: Bereitstellung von Geldern für Lehrerleichterungen an FHs, Ver‐
ringerung der Lehrbelastung, damit mehr Zeit für Forschung bleibt. 
Strukturbildende Maßnahmen durch Projektförderung speziell für Fachhochschulen, z.B. Forschungsprofessur auf Zeit 
Berücksichtigung transdisziplinärer Curricula, die es bereits auf internationaler Ebene gibt (z.B. in Harvard) 2.3
2.4 Außeruniversitäre Institute  Strukturbildende Vorhaben (also Projekte), Basisförderung (wie FhG proportional zu ein‐
geworbenen Mitteln, prozentuale Basisförderung)  Verbinden von Technologieentwicklung mit sozialen/ökologischen/ökonomischen Zielen (Wie kann Technologieentwicklung, die an außeruniversitären Instituten (wie bspw. Max‐
Planck, Fraunhofer etc.) betrieben wird, mit sozialen, ökologischen, ökonomischen Zielen verbunden werden?)  Schaffen von Möglichkeit transdisziplinäre Grundlagen zu entwickeln (z.B. Methoden, Be‐
teiligungsverfahren), die Wirkung über freie außeruniversitäre Institute hinaus entfalten mit dem Ziel, eine Brücke zwischen Uni und freien Forschungseinrichtungen zu schlagen. Grundlagenfragen sind wichtig, nicht nur für freie Forschungseinrichtungen sondern auch an Unis (grundlegende Untersuchungen sind auch an Universitäten Mangelware). Mögli‐
che Lösung: Institutionalisieren von Grundlagenforschung auf Zeit und damit Schaffen ei‐
nes gemeinsamen Gedächtnis (Unis / freie Forschungsinstitute) für die transdisziplinäre Forschung.  Grundlagen/Methodenentwicklung war „Querdimension“ in alten Anträgen; Akzeptanz der Methoden nur dann, wenn viele mitmachen können  Austauschprogramme zwischen Unis und außeruniversitären Forschungseinrichtungen 36

2.5
Schaffen eines flexiblen Topfs für kurze Miniprojekte, aus dem geschöpft werden kann, um kleinere Kooperationsvorhaben, kleine Vorstudien, Anbahnungsprojekte, Pioniervor‐
haben etc. unkompliziert umzusetzen zu können (speziell für freie Forschungseinrichtun‐
gen, da diese hierfür normalerweise keine Mittel haben) Plattformen (Journals, Stärkung der Fachszene) 
Fachkongresse, Zeitschriften, wiss.‐Praxis‐Kolleg 
Dissemination/Kommunikation: Workshops, Konferenzen etc. 
Förderschwerpunkt „Nachhaltiger Konsum – Vom Wissen zum Handeln“ als gutes Beispiel, wie Ergebnisse aus verschiedenen Fachbereichen zusammengebracht werden können, auch in Bezug auf internationale Sichtbarkeit 
ETH hat Förderkonzept, alle 3 Jahre einen internationalen themenoffenen Workshop aus‐
zuschreiben 
Stärkung der Sichtbarkeit z.B. durch deutsche(n) Preis(e) für gute Nachhaltigkeitsfor‐
schung 
Initiierung einer Zeitschrift mit internationalem Fokus (binnendeutsch nicht ausreichend) mit längeren Artikeln (als bspw. in GAIA) DF 3: Grundlagen: Methoden, Qualitätskriterien und Themenradar Moderation: Prof. Dr. Uwe Schneidewind & Dr. Thomas Jahn 3. 1 Allgemeine Kommentare zum Entwurf des Memorandums (Stand: 12. März 2012) Generell starke Zustimmung für das Memorandum. Folgende Anmerkungen/ Ergänzungen wur‐
den vorgeschlagen: Grundsätzlich: o Leistung der SÖF stärker herausstellen o Zu wenig Anschluss an internationale Debatte o Internationale Dimension sozial‐ökologischer Probleme zu wenig adressiert o Geschlechterverhältnisse als grundsätzliche Analysedimension fehlt  das in der SÖF schon erreichte hohe Niveau auf diesem Gebiet sollte im Memorandum wi‐
dergespiegelt werden. o Unterscheidung Transformationsforschung und transformative Forschung bisher nicht konsistent (Begriffe werden aber auch sehr unterschiedlich gebraucht). o Empfehlungen auch an andere Förderer (DFG) richten o 1 Seite Zusammenfassung (was wurde gemacht, was soll in Zukunft passieren?) Themenfelder: o Punkt 4 (Themen) stellt noch einen Bruch dar. Die Themen sollten noch prägnan‐
ter und zukunftsweisender gefasst werden. o Die transnationale Perspektive sollte auch bei den Themen stärker gemacht wer‐
den. o Themen wie Nutzung von Biodiversität und Ökosystemdienstsleistungen sollten stärker herausgestellt werden. 37
o Urbane Räume: der Stadt/Land‐Dualismus ist überholt. Ländliche Räume sollten immer enthalten sein. Kompetenzen / Kapazitäten: o Thema Personalführungskompetenzen: Kompetenzen wie z.B. Konfliktbewältigung sollten ebenfalls aufgenommen werden. o Nachwuchsförderung: Eigeninitiativen der Gruppen sollen stärker gefördert wer‐
den (Text zu sehr top down). o Stiftungsprofessuren 
Fördermaßnahmen: o Motive für Praxispartner sollten weiter differenziert werden, nicht nur auf finan‐
zielle eingehen o Zeit als wichtiger Faktor: etwa Ungleichzeitigkeit zwischen Forschungsprozessen und Zeitplänen von Unternehmen 3.2 Grundlagen: Methoden, Qualitätskriterien und Themenradar Methoden/Transdisziplinarität  Weiterentwicklung der Qualitätskriterien und Gütestandards, und in andere Förder‐
schwerpunkte einbringen  Etablierung des transdisziplinären Ansatzes: auch in anderen Bereichen wurden Beiträge geleistet (z.B. in Entwicklungsforschung). Wie kann man diese integrieren? Andererseits wurden die SÖF‐Erfahrungen bezüglich des Projektmanagements in anderen transdiszipli‐
när angelegten Forschungsprogrammen des BMBF (etwa Landmanagement) nicht aufge‐
griffen.  SÖF könnte „Service“ anbieten für andere Programme.  Interdisziplinäre Erarbeitung von Simulationsmodellen (decision support)  Bessere Klärung unterschiedlicher Konzepte und Begrifflichkeiten  Unterstützung von Methodenforschung und Verknüpfung zu internationalen Ansätzen  Widerspruch zwischen Systemansatz und individuellem Ansatz längst nicht gelöst.  Ergebnisse/Erkenntnisse und der Ansatz der td Forschung sollten auch in die Lehre einflie‐
ßen. Begleitforschung  Coaching zu Projektmanagement  Welche Art von Begleitforschung? Lücken füllen, Metaforschung (erforscht die Prozesse in den Verbünden), Syntheseforschung: gut überlegen, was Funktion und Art der Begleitfor‐
schung sein soll. Einstellen von Mitteln in Begleitforschung hat sich bewährt.  Kooperation mit Begleitforschung in Projekten gleich einplanen. Evaluierung:  Man könnte dem Ansatz der Forschungskollegs folgen  Qualitätskriterien transdisziplinärer Forschung müssen bei Evaluierung ausreichend be‐
rücksichtigt werden. Förderformate  Integration SÖF‐WiN: wie bekommt man das hin?  Sondierungsstudien (Themenradar). ‐ In SÖF sind erweiterte Problemsichten dominant. Sondierungsphasen sollten klar von Ausschreibungen abgegrenzt werden.  Eigene Methodenausschreibung oder Methodenprojekte in Bekanntmachungen?  Differenzierte Nutzung von Begleitforschung  Förderung der Bearbeitung von Querschnittsfragen quer zu den Projekten 38


Stiftungsprofessur für außeruniversitäre Einrichtungen Nachwuchsförderung: Nachwuchsgruppen an neuen Themen initiieren Gender  Gender auch bei Themenradar (Gesellschaftliche Naturverhältnisse sind immer auch Ge‐
schlechterverhältnisse)  Statt Gender könnte man allgemeiner von Differenzierung sprechen DF 4: Internationale Vernetzung & Forschungskooperation Moderation: Henning Banthien & R. Andreas Kraemer 4.1 Allgemeine Kommentare zum Entwurf des Memorandums (Stand: 12. März 2012) Inter‐/Transdisziplinarität  Schwierigkeit: Sicherstellung der Augenhöhe zwischen verschiedenen Disziplinen (Natur‐
wissenschaften/ Sozialwissenschaften), Institutionen (außeruniversitäre Einrichtungen/ Universitäten) und Projekten, so dass Kooperation besser laufen kann.  Inter‐/ Transdisziplinarität sollte von Beginn an als Förderbedingung gelten (in Ausschrei‐
bung und Vorhabenskonzeption formuliert), da im Nachhinein schwierig zu integrieren.  Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik sowie Transfer in Praxis ist noch zu verbes‐
sern.  Aus jedem SÖF‐Projekt sollten 2 Abschlußberichte generiert und für 2 Adressatenkreise geschrieben werden: Für die Wissenschaft (wegen der disziplinären Track Records) und für die Praxis.  Bildungseinrichtungen (Schulen, Berufsschulen…) sollten explizit in Forschungsprojekte einbezogen werden Nachwuchs  Durch außerdisziplinäre Wege handelt man sich meist Nachteile für längerfristige wissen‐
schaftliche Karriere ein.  Überwindung von Karrierreblockaden: Einrichtung von Qualitätsmaßstäben, Evaluations‐
kriterien (Sorge dass Mode 2 Projekte mit Mode 1 Kriterien bewertet) sowie Belohnungs‐
systemen für transdisziplinäre Forschung.  Postdoc‐/ Mittelbau‐Level sollte etabliert werden  Perspektiven für SÖF‐Promotionen, inhaltliche Kontinuität, Schaffung neuen Lehrangebots sowie gewisse Erfahrung u. Zeit für Projektmanagement. Sonstiges  Die Einzigartigkeit und Ergebnisse der deutschen SÖF sollten im Memorandum noch stär‐
ker zum Ausdruck kommen.  Diskussion, ob SÖF‐Gedanken in andere Förderprogramme integriert (‚impfen’) oder als alleinstehenden Förderschwerpunkt finanziell gestärkt (‚upscaling’) werden sollte. 39
4.2 Internationale Vernetzung und Forschungskooperation 
Kritik dass Memorandum bisher v.a. Innenschau auf BRD. Internationale Anschlussfähig‐
keit sollte im Memorandum stärker zum Ausdruck kommen. 
Kritik, dass insgesamt in der SÖF sehr in deutschen Grenzen gedacht wird. 
Wahl der Praxispartner bisher i.d.R. auf Deutschland begrenzt – Frage ob in BMBF‐
Förderprojekten Einbindung ausländischer Partner möglich. 
Die deutsche SÖF und ihre Ergebnisse scheinen im Ausland noch relativ unbekannt zu sein  sollten international verstärkt kommuniziert und disseminiert werden, z.B. durch Ko‐
operation mit international relevanten Zeitschriften. 
Diskussion ob SÖF deutsche Besonderheit ist. Es gibt zumindest Überschneidungen/ ähnli‐
che Ansätze in anderen Ländern – z.B. in Australien, den NL, Österreich, UK, Skandina‐
vien… Oft unter anderen Begrifflichkeiten (z.B. science‐policy interfaces, knowledge bro‐
kerage). 
Anscheinend fehlt bisher Gesamtüberblick  Empfehlung/ Anregung, systematische in‐
ternationale Bestandsaufnahme (Mapping) zu machen, um einen besseren Überblick zu gewinnen. 
Auf europäischer Ebene gibt es die „Living Knowledge“ – dazu gibt es auch ein kleines För‐
derprogramm 
Einigkeit, dass mehr internationale Forschung gefördert werden sollte. 
Unterschiedliche Ansichten bzgl. der Ausdehnung: ein Plädoyer für mehr vergleichende in‐
ternationale Forschung/ Kooperation im nordwesteuropäischen Kontext/ OECD, da ähnli‐
che Gesellschaftssysteme; anderes Plädoyer für internationale Forschung insbesondere auch über EU‐Grenzen hinaus, da sozial‐ökologische Transformation hier nicht halt macht und ein internationales Thema ist 
Vorschlag, ERA‐Net zu etablieren, um Idee der SÖF stärker zu exportieren  strukturierter Dialog mit Forschungsförderer der anderen Länder. 
Anregung, SÖF Forschung aktiv und offensiver in das FP 8 (Horizon 2020) einzubringen. – Größere Projektverbünde und Volumina; interessant, aber Schwierigkeit für SÖF, da Fra‐
gestellungen oft besser in kleineren Projektzuschnitten umsetzbar. Evtl. einzelne Anstöße auch in größere (Technologie‐)projekte geben. 
Finanzierung der Eigenanteile hinterfragt ‐ BMBF sollte kompensatorisch eingreifen, wenn sich nicht‐universitäre Forschungsinstitute an EU‐Programmen beteiligen, weil diese nur 75% Förderung erhalten. 
Schwierigkeit, dass durch unterschiedliche Förderkontexte Projektzyklen nicht abgestimmt sind. 
Internationales Forschungsdesign: Abschätzung von Folgewirkungen bei Transformations‐
prozessen. 40
4. Sammlung möglicher zusätzlicher Themen Folgende Anregungen zu möglichen zusätzlichen Themen wurden auf Kärtchen an der Pinn‐
wand im Foyer gesammelt: A) Inhaltlich / Fachthemen Postwachstum Einkommensverteilung und Daseinsvorsorge in der Postwachstumsgesellschaft Entwicklung eines Wirtschaftssystems, insbes. volkswirtschaftl., das unabhängig ist von Wachstum; d.h. wachsen, stagnieren oder schrumpfen kann ohne die Funktionsfähigkeit zu beeinträchtigen. So‐
wie Strategien zu dessen Umsetzung! Wie sehen Leitbilder aus, die die Abkehr vom Wachstumsparadigma positiv ausfüllen? Aufrechterhaltung gesellschaftlicher Stabilität und der demokratischen Ordnung bei stagnierender bzw. sinkender Wirtschaftskraft. Der ökologische Effekt von:  Heimarbeit („Home Office“ und Teilzeit statt Vollzeit),  „sozialen Berufen“ vs. Industrie‐ und Dienstleistungsberufen,  Nachbarschafts‐Netzwerken (gemeinschaftl. Nutzung von Räumen, Maschinen, Gärten etc.)  Tausch‐ und Verleihsystemen. „Stärkung der Gemeinschaft – der Zukunftsfähigkeit förderlich?“  Anthropologische Grundlage: Streben nach Autonomie und Verbindung (z.B. G. Hüther).  Kulturgeschichte: Stärkung des Individualismus (trotz Faschismus & Kommunismus)  Wie können Gemeinschaften und Gemeinschaftsprozesse aussehen, die zukunftsfähig sind?  Anknüpfungspunkte: Collecitve Intentionality (Tuomela), Commons (Ostrom), transition‐town‐
Initiativen, De‐growth & De‐Individualisierung, Genossenschaften, Partizipanten, Akzeptanz etc. „Zukunftsfähige Werte“: Identifikation, Transformationen von Werten, Induktion von Transformatio‐
nen (unter Beachtung der Risiken), Auswirkungen von Werteveränderungen auf Handeln (Konsum, Politik, beruflich,…); Forschungsdesign: Aktionsforschung. Welche Faktoren erleichtern / ermöglichen einen Werte‐ und Kulturwandel? (Was sind Beispiele für funktionierende Innovationsysteme?) Passungsverhältnisse von sozialen Institutionen und technologischen Strukturen: Welche Kulturen passen zu welchen Technologien?  Wie kann der staatl. Emissions‐Sockel (~1t CO2‐Äquiv./Kopf in D.) schnell & drastisch reduziert werden (öffentliche Beschaffung)?  Wie können wachstumsunabhängige /‐resiliente Unternehmensstrategien, soziale Sicherungssys‐
teme aussehen?  Welche Effekte haben: 41
o Klimaschutzlabel für Produkte, o Subventionen für „Nachhaltigkeits‐Leuchttürme“ (Transition Towns, Leih‐ und Tausch‐
netzwerke, Community Supported Agriculture, Reparaturwerkstätten), o Unternehmen mit Gemeinschaftsbilanzen, o Regionalwährungen, o Alternative Unternehmensformen (Genossenschaften, Stiftungen etc.)? Resilienz  Was macht gekoppelte Sozialökologische Systeme wie Fischerei, Wald, Landwirschaft resilient gegenüber Störungen.  Wieviel Monitoring brauchte man, um „unsichere“ Systeme zu managen! Management natürlicher Ressourcen und von Ökosystemdienstleistungen vor dem Hintergrund von Unsicherheit und stark gekoppelten Sozial‐ökologischen Systemen Konsum / Produktion Problembeschreibung / Forschungsbedarf im Bereich Konsumforschung sollte stärker die Ergebnisse des Themenschwerpunkts aufnehmen  Stichworte „Veränderung von Alltagshandeln / Routinen“, enge Verwobenheit vom Alltagshandel mit „Systems of provision“, sozialen Normen, sozialen Netz‐
werken etc. Nachhaltigkeits‐Lead‐User:  Wer sind diese Konsumenten, die selbst innovativ tätig werden, um nachhaltige Produkte zu ver‐
bessern/konzipieren?  Welche Motivlagen weisen sie auf (individueller Nutzen vs. sozialer Nutzen)?  Wie können sie von Unternehmen in den Innovationsprozess integriert werden?  Wie können sie einen Beitrag für die Diffusion von nachhaltigen Produkten leisten? Erforschung nachhaltiger Lebensstile:  Motivationszusammenhänge / Blockaden  Erfolgsbeispiele analysieren  Experimente / soziale Innovationen Diffusion „nachhaltiger“ Innovationen (was kommt nach den lead‐users?) Vertrauen in / Glaubwürdigkeit von nachhaltigen Produkten  Wie können neue Kommunikationsmöglichkeiten (web 2.0, 3.0) eingesetzt werden, um Vertrau‐
en und Glaubwürdigkeit zu stärken?  In welcher Form können z.B. social media Instrumente genutzt werden, um die Diffusion von nachhaltigen Produkten zu unterstützen/beschleunigen? Grenzen der Informatisierung ‐ Steuerung privater Haushalte (z.B. smart metering) Bildung für nachhaltige Entwicklung / Kommunikation Bildung für transformatives Alltagswissen / Transformationsbildung für transformatives Alltagswissen 42
Ehrliche und kompetenzorientierte Kommunikation der Energiewende // Klimawandel (Social Mode‐
ling) Transformationswissen / transformatives Wissen Worin liegen die größten „strukturellen + systemischen Hemmnisse für Nachhaltige Entwicklung?  Warum wird vorhandenes Wissen nicht umgesetzt? Wie kann systemisches Denken + Handeln in Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft gefördert werden? Transformationswissen entwickeln:  Wie verändern sich komplexe Systeme / Geflechte von ökologischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Faktoren?  Sammlung und Analyse praktischer Beispiele Urbane / Ländliche Räume / Versorgungssysteme „Stadtforschung“ sollte bei einem systemischen Ansatz immer „das Land“ mitdenken  Dualismus zwischen Stadt u. Land überholt; enge Wechselwirkungen ibs. Was Resourcen betrifft;  gleichbe‐
rechtigte Stadt‐Land‐Partnerschaften Strukturwandel ländlicher Räume Stadt u. Land als Kategorien eher in Frage stellen als verfestigen Sozialverträgliche Ver‐ und Entsorgungssysteme – neue Geschäftsmodelle für eine nachhaltige Res‐
sourcennutzung Bezug von Technologie“landschaften“ und sozialen „Landschaften“, i.s. Milieus, Haushalte, Quartiere und Individuen mit Fähigkeiten, Werten und Wünschen Sozialstruktur und Umweltverbrauch: Welche Siedlungs‐ und Haushaltsstrukturen erzeugen welchen Umweltverbrauch („hinter dem Rücken der Subjekte/des Umweltbewusstseins“)? Globalisierung / Nord‐Süd‐Konflikt Transformationswissen für internationale Zusammenarbeit Erfahrungen + Entwicklungen aus der Entwicklungszusammenarbeit Generell sollte der Nord‐Süd‐Aspekt (stärker) angesprochen werden. Beispiel: Energiewende / Produktion von Solarenergien in Nordafrika für Europa (Desertec). Ist der „Transport der Energie nach Europa“ richtig oder sollte sie in Afrika gebraucht werden.  Einbettung Diskurs Energiewende in globale Entwicklung Zielgruppen „Nobody left behind!“ ‐ Sozial schwache /Arme/Armutsgefährdete in die SÖF einbeziehen, damit sie nicht von der Entwicklung einer nachhaltigen Gesellschaft ausgekoppelt werden! Forschung zu & mit PIONIEREN DES WANDELS in Form von (zivilgesellschaftl.) sozial‐ökologischen Kooperationen 43
Realität der Macht von Lobbies vs. Transformationsbedarf Gender als Struktur‐ und Prozesskategorie wiederentdecken / ‐einführen Gender & Environment Geschlechtergerechtigkeit der Transformationsarbeit für Nachhaltigkeit  Wer macht’s? Wer kann’s?  Wer zahlt?  Wer profitiert? B) Strukturthemen Nachwuchsförderung / Karrierewege Welche neuen Karrieremuster /‐Wege braucht die transformative Wissenschaft, um tatsächlich dau‐
erhaft erfolgreich sein zu können? Transdisziplinarität Die sich verändernde Rolle von Wissenschaft selbst. Wissenschaft als gesellschaftlicher, politischer Akteur: Was bedeutet das für ein neues Selbstverständnis? Förderung von mehr praxisorientierten und transdisziplinären Nachhaltigkeitsprojekten an Hoch‐
schulen. Weniger Wissenschaft und dafür mehr Praxisbezug! Forschungsdesign: Aktionsforschung SÖF als Experimentierfeld für eine zukunftsfähige Gesellschaft, deshalb auch Forschung zu & mit PI‐
ONIEREN DES WANDELS in Form von (zivilgesellschaftlichen) sozial‐ökologischen Kooperationen, die transformative Versuche einer „KULTUR der NACHHALTIGKEIT“ sind und somit großes Potential für TRANSFORMATION(SFORSCHUNG) bieten. Inwieweit kann/muss die „junge“ SÖF von „alten“ Disziplinen (öffentliche Gesundheit, health promo‐
tion; Geographie als Wissenschaft von Mensch und Umwelt, Psychologie und Soziologie) lernen und wo wird der Transfer/Kommunikation von/mit anderen Ministerien (BMU, Gesundheitsministerium) sichergestellt? Wie kann systemisches Denken + Handeln in Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft gefördert werden? Methodenentwicklung SÖF‐Forschungsfeld:Entwicklung von Methoden, Kriterien zur Bewertung des transformativen / zu‐
kunftsfähigen Potenzials von Forschungsbereichen/‐Ansätzen 44
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