Erziehungswissenschaften, Universität Fribourg, Prof. Dr. Fritz Oser Begegnung und Selbstwert: Pädagogisch psychologische Aspekte politischer, moralischer oder religiöser Resilienz Protokoll vom 16. Oktober 2007, 3. Sitzung Präsentation Gruppe 4: Christine Hofer, Cathrine Näpfli. Relational Resilience in Girls Definitionen von Resilienz: Die ausgewählten Definitionen von Resilienz (Oerter & Montada, 2002; Hartling, 2003; Masten, Best & Garmezy, 1990; Jordan, ?, Quellen unklar) zeigen eine deutliche Erweiterung des bisher thematisierten Verständnisses von Resilienz. Neben der Bedeutung von guter Entwicklung trotz erhöhtem Risiko (Good outcomes in high-risk children) wird der Begriff um folgende Aspekte erweitert: - stabile Kompetenz unter Stress - Wiederherstellung nach Traumen Faktoren die Resilienz fördern: Es sind viele soziale Faktoren wie Unterstützung, empathische Einbindungen, Vertrauen, Beziehungs- und in der Beziehung auch Entwicklungsfähigkeit und Bewusstseinsschaffung dieser und anderer Aspekte die Resilienz fördern. Relational-cultural thery (RCT): Jordan bezeichnet Einsamkeit als Quelle von Leiden und dass zur Entwicklung von Resilienz die Beziehung zu anderen Menschen notwendig ist. Über diese Beziehungen erfährt das Individuum Annerkennung, Respekt und das Gefühl einerseits dazu zu gehören und andererseits auch selber von anderen gebraucht zu werden. Dass gute (empathische, vertrauensvolle) Beziehungen wichtig für die Entwicklung von Resilienz sind, zeigen auch eine Studie von Resnick et al (1997, ?). mit 12000 Jugendlichen. Die Forschergruppe konnte zeigen, dass die gute Beziehung zu einem Erwachsenen der beste Prädiktor zur Erklärung der Resilienzentwicklung bei den Jugendlichen darstellt. Die Theorie und Untersuchung legen nahe, dass Resilienz über Beziehungen entwickelt werden kann. Resilienz und Gender: Mädchen stellen eine marginalisierte Gruppe dar. Sie werden seltener Sachbezogen gefördert, sie neigen eher zu Depressionen und oft führt ein Einbruch im Selbstkonzept während der Adoleszenz zu einem Abbruch bestehender Beziehungen. Mädchen müssen lernen sich trotz solcher (und anderen) kulturell geprägten Sozialisationsbedingungen, positiv zu entwickeln, resilient zu werden. Robinson und Ward (1991, ?) schlagen in ihrem Interventionsprogramm mit afrikanischen Frauen vier Schritte vor, welche die Resilienz dieser Frauen diesbezüglich günstig beeinflussen sollen: - das bestehende Problem kennen lernen (read it) - das Problem beim Namen nennen, es aussprechen (name it) - negativen Kräften gegenüber treten (oppose the negative force) - die negativen Kräfte durch positive förderliche zu ersetzen (replacing it) Präsentation Gruppe 5: Silvia Hugi, Letitzia Wüst. Über das Erzieherische von Martin Buber (in Buber, M., 19538: Reden über Erziehung. Heidelberg: Lambert Schneider.) In seiner Rede (1925, dritte Internationale Pädagogische Konferenz, Heidelberg) die Entfaltung der schöpferischen Kräfte im Kinde beschreibt Buber Schlüsselbegriffe, die für das Erzieherische von zentraler Bedeutung sind. 1 Gerda Haldemann Erziehungswissenschaften, Universität Fribourg, Prof. Dr. Fritz Oser Der Urhebertrieb beschreibt er als den Drang des Kindes (des Menschen?), sich selber über eine intensiv erlebte Handlung als „schöpferisches Wesen“ zu erleben. Dieser Trieb ist nicht mit blosser Beschäftigung oder Tätigkeit gleichzusetzen. Beim Urhebertrieb geht es nicht so sehr um das Produkt das entsteht, es steht vielmehr das Kind mit seiner subjektiven Erfahrung, dass es ein Teil des Dinges ist, das durch seine Handlung entsteht. In diesem Urhebertrieb bleibt das Kind aber einsam und unverbunden. Durch seinen Trieb der Verbundenheit sucht das Kind in seiner Umwelt ein Gegenüber. Wenn ihm und seinem werkhaften Tun aus der Umwelt nichts entgegentritt, lernt es keine Gegenseitigkeit und ohne die Erfahrung mit einem Gegenüber (Gefährte, Freund, Liebender) verbunden zu sein, bleibt die Selbsterfahrung eine Objekterfahrung. Zur Personwerdung (Subjekterfahrung) benötigt der Mensch die Welt (Der Mensch wird am Du zum Ich). „Die Welt (…) wirkt als Natur und als Gesellschaft auf das Kind ein“ (S. 25). Die absichtsvolle Erziehung basiert auf einer selektiv Auslese der wirkenden Welt. Das meint, dass die Lehrperson durch ihr Handeln das Kind in seiner Entfaltung der schöpferischen Kräfte stärker beeinflussen (im Sinnen von Lenken) oder stärker fördern (im Sinne von Begleiten/Anteilnehmen) kann. Buber sagt, dass der Gegenpool von Zwang nicht die Freiheit sondern die Verbundenheit ist. Wird der Mensch durch die Natur, durch das Schicksal oder durch andere Menschen Gezwungen, so ist das Gegenteil nicht von ihnen frei zu sein, sondern „(…) mit ihnen verbunden und verbündet sein“ (S. 26). Zwang in der Erziehung ist dementsprechend Nichtverbündetsein und Verbundensein dagegen, meint Einbezogensein. In der Umfassung zeigt sich das Verhältnis zweier Personen zueinander in der jede den anderen in seiner Einzigartig- und Konkretheit begreift, ohne dabei sich selber zu vergessen / zu verlieren. In der Beziehung wird diese Gegenseitigkeit gemeinsam erfahren. Es ist ein dialogisches Verhältnis, das sich auch über eine räumliche Trennung hinweg zieht. Das pädagogische Verhältnis kann nicht in diesem Sinne auf Gegenseitigkeit, auf Umfassung gründen. Das pädagogische Verhältnis ist Einseitig, dennoch soll es in einer abstrakten Form auf dieser Umfassung aufbauen. Das heisst, die Lehrperson soll nicht aus ihrer Sicht und ihrer Vorstellung des Kindes heraus handeln, sondern aus der Sicht des Kindes. Da das die Lehrperson für das Kind ein Mittler der Welt ist (meinungsbildend), ist es wichtig, dass das Kind sich in dieser Beziehung als Subjekt erfahren, und über das dialogische Verhältnis Vertrauen in die Welt entwickeln kann. Die Lehrperson muss dabei nicht vollkommen aber wahrhaft sein. „Damit das Kind widerstandsfähig wird, braucht es ein Gegenüber, das da ist und es anerkennt. So kann es Vertrauen in die Welt aufbauen und sich selber als ein Teil dieser Welt erfahren „ (Hugi und Wüst). 2 Gerda Haldemann