Pressemitteilung 23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin 3.–5.12.2015 „Neuro-Enhancement“ – Schlaf dich schlau! Verbesserung von Gedächtnis im Schlaf Mainz. Lernen im Schlaf – fast zu schön, um wahr zu sein, und doch ist es wissenschaftlich erwiesen: Schlaf hat nicht nur einen positiven Effekt auf unser Gedächtnis, sondern dies kann mit verschiedenen Methoden und Technologien auch noch verstärkt werden. „Neuro-Enhancement“ heißt diese Möglichkeit, Lern- und Gedächtnisprozesse im Schlaf noch zu fördern. Aktuelle Untersuchungen dazu werden bei der 23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin e. V. (DGSM) vom 3. bis 5. Dezember 2015 in Mainz vorgestellt, der größten Tagung dieses Fachgebietes in Europa mit über 2.000 Medizinern, Wissenschaftlern und Experten. Dr. Susanne Diekelmann, Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie Universität Tübingen, gibt vorab einen ersten Einblick in die aktuellen wissenschaftliche Erkenntnisse: „Neuro-Enhancement im Schlaf – Neue Forschungsbefunde zur Gedächtnisverstärkung während des Schlafs“ ist ihr Thema. Wie wichtig es ist, dass wir ein Drittel unseres Lebens im Schlaf verbringen, zeigt die Forschung der letzten Jahre: Während wir schlafen und das Bewusstsein ausgeschaltet ist, verarbeitet das Gehirn das, was wir am Tag erlebt und gelernt haben. Neue Lernerfahrungen werden im Schlaf noch einmal wiederholt, sortiert, geordnet und schließlich fest im Langzeitgedächtnis gespeichert. Schlaf spielt eine entscheidende Rolle, dass wir uns an neu erworbenes Wissen, Erfahrungen und erlernte Fähigkeiten erinnern. „Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass dieser positive Effekt des Schlafs für unser Gedächtnis mit Hilfe verschiedener Methoden und Technologien noch verstärkt werden kann“, so Dr. Diekelmann. Dieser Effekt des „Neuro-Enhancement“ ist ein aktiver Prozess, bei dem die Gedächtnisspuren im zentralen Nervensystem reaktiviert und reorganisiert werden. Dadurch befördert Schlaf die Abspeicherung von Lerninhalten und auch die Einsicht in ungelöste Probleme. Von welchen Faktoren hängt dieser positive Effekt des Schlafs für unser Gedächtnis ab? Neue Studien zeigen, inwieweit sich der Schlaf beeinflussen lässt und wie sich Gedächtnisspuren am besten verfestigen: „Es ist zum Beispiel möglich, Lerninhalte durch externe Reize wie z.B. Gerüche oder Töne während des Schlafes zu reaktivieren, wodurch die Lerninhalte gefestigt und sogar qualitativ verändert werden können“, so Dr. Diekelmann. „Auch die elektrische oder auditorische Stimulation bestimmter Hirnoszillationen kann die Gedächtnisbildung im Schlaf verbessern. Schließlich wirken sich bestimmte Medikamente, die entweder den Schlaf und/oder die Gedächtnisverarbeitung beeinflussen, positiv auf die spätere Erinnerungsleistung aus.“ Mit Hilfe dieser Erkenntnisse ist die Funktion des Schlafs für die Bildung von Gedächtnis besser zu verstehen, um den Schlaf für die Erhaltung und Verbesserung der Lernfähigkeit bestmöglich zu nutzen und die Leistungsfähigkeit nachhaltig zu steigern, aber auch um neue geeigneter therapeutischer Maßnahmen für Patienten mit Schlafstörungen und Gedächtnisbeeinträchtigungen zu entwickeln. Allerdings ist Schlaf ist ein ganz besonderer Zustand, in dem der Mensch keine Kontrolle darüber hat, was mit ihm geschieht, so dass wir im Schlaf besonders anfällig für äußere Einflüsse und Manipulationen sind. So verweist Dr. Diekelmann auf ethische und gesellschaftspolitische Fragen des Neuro-Enhancements im Schlaf: „Welchen Einfluss hat es auf uns und auf unsere Gesellschaft, wenn wir individuelle Erinnerungen im Schlaf beeinflussen, festigen und möglicherweise sogar verändern können? Wie und von wem kann/ sollte diese Methode angewendet werden? Gibt es potentiell unerwünschte Nebeneffekte oder Risikofaktoren und wie sollten wir mit diesen umgehen? Falls in Zukunft weite Teile der Gesellschaft diese Methode anwenden, wird sich der Einzelne dem überhaupt entziehen können? Besteht für diese Methode ein Missbrauchspotential und wenn ja, wie kann Missbrauch verhindert werden?“ Im Rahmen der DGSM-Tagung soll eine breite wissenschaftliche und gesellschaftliche Diskussion dieser Fragen angestoßen werden. „Wird zukünftig nur noch derjenige in Schule und Beruf erfolgreich sein, wenn er sich durch Hirndoping einen Vorteil verschafft? Besteht für diese Methoden ein Missbrauchspotential?“ So der Tagungspräsident und Leiter de Schlafzentrums am Pfalzklinikum Klingenmünster, Dr. Hans-Günter Weeß. „Fachgesellschaften und Krankenkassen warnen bereits vor der medikamentösen Förderung unserer Gehirnleistung. Für pharmazeutische Unternehmen könnten sich neue Absatzmärkte entwickeln.“ Weitere aktuelle Studien werden vorgestellt, die darauf hinweisen, wie sehr der Schlaf sich nicht nur auf Lern- und Gedächtnisprozesse, sondern auch auf das emotionale Befinden auswirkt und damit das persönliche Erleben entscheidend mit prägt. Beim aktuellen Tagungsthema „Die schlaflose Gesellschaft“ geht es nicht nur um die Frage, inwieweit die 24-Stunden-Non-Stop-Gesellschaft uns den Schlaf raubt, sondern auch darum, wie Schlaf und Schlafstörungen die Gesellschaft beeinflussen. Neue wissenschaftliche Untersuchungen zeigen zum Beispiel den Einfluss von Schichtarbeit, zunehmender Stressbelastung am Arbeitsplatz, Internet und Smartphone auf den Schlaf. Weitere wichtige Tagungsschwerpunkte sind Erkenntnisse zu den mehr als 50 verschiedenen Schlafstörungen mit den neuesten diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten. Vorgestellt werden außerdem neue Untersuchungen zum Schlaf im Alter – Machen Schlafstörungen dement?, zur Chronobiologie – Beginnt die Schule zu früh / Stehen wir zu früh auf? sowie zum Thema Schlaf und Partnerschaft – Schlafen Frauen besser zu zweit oder alleine? Alle Informationen zum DGSM-Kongress sowie das gesamte wissenschaftliche Programm gibt es unter www.dgsm-kongress.de. Journalisten sind herzlich eingeladen, die Tagung zu besuchen, sich über die Themen zu informieren und zu berichten. Gern vermitteln wir Ihnen Gesprächspartner für Interviews! Die Akkreditierung ist über die Tagungshomepage oder direkt über den Pressekontakt möglich. Kerstin Aldenhoff Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Conventus Congressmanagement & Marketing GmbH Tel. 0172 / 3516916 [email protected] www.conventus.de