Schlaf 1. Der normale Schlafzyklus Jede Nacht läuft der Schlaf in bestimmten Phasen ab. Dabei wiederholt sich ein Zyklus mehrmals pro Nacht, der aus zwei, sich wiederholenden, Phasen besteht: Die REMPhase und die Non-REM-Phase. Die REM-Phase („rapid eye movement“) zeichnet sich vor allem durch schnelles Hin- und Herbewegen der Augen aus, was zumeist mit Traumepisoden einhergeht. In der Non-REM-Phase („non rapid eye movement“) hingegen, bewegen sich die Augen, wie der Name bereits verrät, nicht. Dieser Zyklus unterteilt sich in 4 Stufen: 1. Stufe: Übergang vom Wachzustand zum Schlaf. Gehirnwellen werden langsamer, Muskelaktivität nimmt langsam ab. 2. Stufe: Augenbewegungen stoppen, Herzfrequenz nimmt ab, Körpertemperatur fällt (was das Einschlafen erleichtert). 3. Stufe: Blutdruck sinkt, Atmung verlangsamt sich. 4. Stufe: Tiefschlaf, Gehirnwellen sind sehr langsam. Während der 3. Und 4. Phase werden wichtige Wachstumshormone ausgeschüttet und der Körper tankt Energie. In der REMPhase wird die Atmung wieder unregelmä ßiger, schneller und flacher, die Augen bewegen sich schneller. Ein solcher Schlafzyklus dauert etwa 90 bis 110 Minuten und findet ungefä hr vier bis sechsmal pro Nacht statt. Zum frü hen Morgen nimmt die Dauer der Non-REM-Phasen ab, wä hrend die Dauer der REM-Phasen zunimmt (und damit auch der Traumepisoden). Abb. XXX: Durchschnittliche Schlafzeiten (nach Stores & Wiggs, 2001) Alter Schlafzeiten Geburt 16-18 Stunden 1 Jahr 15 Stunden 2 Jahre 13-14 Stunden 4 Jahre 12 Stunden 10 Jahre 8-10 Stunden Mittleres Jugendalter 8,5 Stunden Späteres Jugendalter 7-8 Stunden 3.1. Schlafprobleme und -störungen Schlafstö rungen bei Kindern stellen eine Gefahr fü r die schulische und kognitive Entwicklung (z.B. Denkvermögen, Lernen und Gedächtnis) dar. Daher sollten sie frü hzeitig erkannt und behandelt werden. Dementsprechend sollten Eltern und Lehrer ausreichendes Wissen zu den Symptomen und Folgen schlechten Schlafs bei Kindern sowie ü ber geeignete Prä ventionsmöglichkeiten und Maßnahmen zur Verbesserung verfü gen. Zu typischen Schlafproblemen gehören Einschlafschwierigkeiten, Durchschlafprobleme, frühmorgendliches Erwachen oder nicht erholsamer Schlaf. Besondere Formen von Schlafproblemen sind zudem Nachtschreck, Schlafwandeln und Albträume. Diese treten am häufigsten im Vor- und Grundschulalter auf. Schlafprobleme gehen meist mit Beeinträchtigungen der Tagesbefindlichkeit und der Leistung einher, wie bspw. Tagesschläfrigkeit, Aufmerksamkeits- oder Konzentrationsprobleme, Stimmungsschwankungen und reduzierter Motivation. Kinderspezifische Besonderheiten als Ursache für Schlafprobleme sind beispielsweise die Weigerung ins Bett zu gehen oder fehlendes morgendliches pünktliches Erwachen. Kinder kö nnen ihre Schlafprobleme oftmals nicht adä quat wahrnehmen, so dass häufig keine Einsicht vorliegt oder das Mitteilen fehlt (z. B. «Ich bin mü de»). Demnach zeigt sich Müdigkeit bei Kindern beispielsweise anhand Autostimulation wie hin und her schaukeln im Bett oder erhö hter Erregbarkeit tagsü ber. Folgende Faktoren haben Einfluss auf die Entstehung, die Aufrechterhaltung, dem Ausmaß und der Chronizität von kindlichen Schlafstörungen: Neben dem Aspekt der physiologischen Reifung, spielen der Erziehungsstil, familiärer Stress und Qualität und Quantität des elterlichen Schlafes eine große Rolle. Auch die Geschwisterzahl und familiäre Umstände wie bspw. Berufstätigkeit der Eltern haben Einfluss auf die Schlafqualität der Kinder. Außerdem sind Umweltfaktoren wie räumliche und allgemeine Schlafbedingungen (z.B. Wärme) beteiligt sowie Medien und kulturelle Aspekte. 3.2. Schlafdefizite und Auswirkung auf die kognitive Entwicklung bzw. Leistungsfähigkeit Neben umfassenden kognitiven Einschränkungen, gehen Schlafdefizite zudem mit motivationalen, sozialen (z.B. Verhaltensauffälligkeiten), neurologischen und kardiovaskulären Einschränkungen einher. Unterschiedliche Mechanismen können dazu beitragen, dass sich Schlafdefizite negativ auf kognitive Funktionen auswirken. Zum einen spielt Schlaf eine große Rolle bei der Gehirnreifung und Informationsverarbeitung. So wird beispielsweise nach dem Lernen eine Verbindung der Synapsen hergestellt, die bei ausreichendem Schlaf geordnet und gefestigt wird. Zudem werden neue Informationen im Schlaf vom Arbeitsgedächtnis in das Langzeitgedächtnis transportiert. Entsprechend kann also schlechter bzw. unausreichender Schlaf dazu beitragen, dass neu Gelerntes nicht abgespeichert und später abgerufen werden kann. Zum anderen dient Schlaf der Erholung. Demnach kann unzureichender Schlaf zu Tagesschläfrigkeit und reduzierter Aufmerksamkeit führen. Zudem kann die Funktionalität von spezifischen Gehirnregionen eingeschränkt sein, was sich wiederum auf eine Beeinträchtigung von kognitiven Funktionen, wie z.B. das Denkvermögen auswirken kann. Kognitive Leistungen (Verlinkung) ist ein Ü berbegriff fü r Leistungen, die sich im Allgemeinen auf menschliche Informationsverarbeitung beziehen, d. h. Denkvermö gen, Lernen, Gedä chtnis, Urteilsvermö gen, Abstraktionsfä higkeit, logisches Schlussfolgern, Erken- nen von Zusammenhä ngen, Sprachverstehen und -produktion, visuell rä umliche Leistungen, Vorstellungsvermö gen, Aufmerksamkeit, Wahrnehmungsorganisation und Exekutivfunktionen (Planen, Voraussicht, Urteilen und Handeln, Entscheidungen treffen). Davon abgegrenzt werden bspw. automatische Verarbeitungsweisen wie Motorik und affektive Prozesse (emotionale Verarbeitung beinhaltet sowohl affektive als auch kognitive Elemente). ) (Vgl. A. A. Schlarb, V. Milicevic et al.: Schlaf und Lernen bei Kindern) 3.3. Ein- und Durchschlafhilfen Im Folgenden werden einige Maßnahmen aufgeführt, die als Ein- und Durchschlafhilfen dienen können. Bei Kindern - Zimmertemperatur: für frische Luft sorgen. Vor dem Schlafen gehen das Zimmer gut lüften, sodass die Temperatur als angenehm empfunden wird (16°-19°C). - Feste Schlafzeiten: damit sich der circadiane Rhythmus an die Gewohnheiten koppeln kann; Kinder also zur entsprechenden Uhrzeit müde werden und somit besser einschlafen können. - Abendrituale: Den Tag ausklingen lassen; z.B. 1 Stunde vor der Bettzeit nicht mehr toben lassen, Vermeidung von aufregenden Filmen und Computerspielen. Eine beruhigende Gute-Nacht-Geschichte vorlesen. - Stofftier: bei Angst kann ein Lieblingsstofftier, welches als Beschützer dient, für ein beruhigendes Gefühl und ein besseres Einschlafen sorgen Bei Jugendlichen - Körperreaktionen: zielgerichtet auf jede Reaktionen des eigenen Körpers achten (z.B.: wie fühlt sich mein Bauch an, werden meine Beine schwer, die Augen müde...) somit kann automatisch weniger über Sorgen und Befürchtungen gegrübelt werden und schläft darüber ein. - Tagebuch führen: die Gedanken und Ereignisse des Tages notieren; wenn diese zu Papier gebracht, werden sie mit dem Tagebuch in den Nachttisch eingeschlossen und man selbst kann mit einem freieren Kopf einschlafen. Literatur: Schlarb, A., Milicevic, V., Schwerdtle, B., Nuerk, H.-C. (2012). Die Bedeutung von Schlaf und Schlafstörungen für Lernen und Gedächtnis bei Kindern – ein Überblick. Bern: Hogrefe AG. Lohaus, A., Domsch, H., Fridrici, M. (2007). Stressbewältigung für Kinder und Jugendliche. S. 116-125. Heidelberg: Springer.