Facharbeit

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1
Christian-von-Bomhard-Schule
- Gymnasium - Uffenheim
Kollegstufenjahrgang 09/11
Facharbeit
aus dem Fach
Biologie
Thema:
Krankheitsbilder und Medikation in der Notfallmedizin
Verfasser:
Jens Schindler
Leistungskurs:
Biologie
Kursleiter:
StD Beitter
Abgabetermin:
23.12.2010
Erzielte Note: .............
in Worten: ....................................
Erzielte Punkte: .........
in Worten: ....................................
...............................................
(Unterschrift des Kursleiters)
2
Gliederung
1
Einleitung
3
1.1 Einführung in die Notfallmedizin
3
2
4
Störungen des Zuckerhaushaltes
2.1 Hyperglykämie
4
2.2 Hypoglykämie
5
3
7
Schock
3.1 Anaphylaktischer Schock
9
3.2 Septischer Schock
10
3.3 Kardiogener Schock
11
3.4 Hypovolämischer Schock
12
4
13
Herz-/Kreislauferkrankungen
4.1 Herzinsuffizienz
13
4.2 Angina Pectoris
15
4.3 Vorhofflattern und Vorhofflimmern
16
4.4 Akuter Myokardinfarkt
18
4.5 Hypertonie/Hypertensive Krise
19
5
Schluss
20
6
Danksagungen
20
7
Quellenangaben
20
8
Erklärung des Schülers
22
3
1 Einleitung
„Auf einem Rettungswagen sitzt immer ein Arzt, der sich von seinem Assistenten mit
Blaulicht zum nächsten Imbissstand fahren lässt.“ – so oder so ähnlich könnte ein Vorurteil
gegenüber dem Rettungsdienst sein. Unter anderem soll dieses Vorurteil mit meiner
Facharbeit widerlegt werden, denn Rettungsdienst ist sehr viel mehr als nur mit dem
Blaulicht durch die Gegend zu fahren, Leute einzusammeln und ins Krankenhaus zu
bringen. Rettungssanitäter und Rettungsassistent sind sehr vielseitige Berufe, die viel
Fachwissen abverlangen. Ein kleiner Teil dieses Fachwissens wird hier im Bezug auf die
stoffwechselrelevanten Vorgänge im menschlichen Körper bei einer Notfallsituation und
der Gabe von ausgewählten Medikamenten erklärt. Um den Rahmen nicht zu sprengen
habe ich mich auf Zuckernotfälle, Schock und ausgewählte Herz-/Kreislauferkrankungen
beschränkt. Um den medizinischen Laien nicht zu überfordern, habe ich darauf geachtet
Fremdwörter zu vermeiden oder möglichst einfach zu erklären.
1.1 Einführung in die Notfallmedizin
Die Notfallmedizin befasst sich mit dem Erkennen und Behandeln eines medizinischen
Notfalls. In Deutschland ist diese Notfallmedizin in den präklinischen und den klinischen
Bereich aufgegliedert, wobei sich diese beiden Bereiche fachlich und inhaltlich nicht
unterscheiden.
Im präklinischen Bereich gibt es als Fachpersonal Rettungssanitäter, Rettungsassistenten
und
Notärzte,
wobei
(Krankentransportwagen),
der
ein
Rettungssanitäter
Rettungsassistent
selbstständig
auf
einem
KTW
selbstständig
auf
einem
RTW
(Rettungstransportwagen) eingesetzt werden. Der Notarzt kommt auf Nachforderung mit
einem NEF (Notarzteinsatzfahrzeug). Rettungssanitäter und Rettungsassistent sind daher
nicht als „Kofferträger des Notarztes“ zu sehen.
Allerdings gibt es auch ein eingeschränktes Spektrum an Behandlungs- und
Diagnostikmöglichkeiten, sodass ein Faktor der präklinischen Versorgung der Transport in
die Klinik ist. Um dies zu gewährleisten ist eine Aufgabe des nicht-ärztlichen Personals,
den Patienten physisch zu stabilisieren und ihn somit transportfähig zu machen und zu
halten, sodass im Krankenhaus weiteres Fachpersonal übernehmen kann, weshalb in den
meisten Fällen nur symptomatisch behandelt wird.
4
2 Störungen des Zuckerhaushalts
Störungen des Zuckerhaushaltes können durch verschiedenste Ursachen, wie zum Beispiel
Fasten, Unverträglichkeiten, Erkrankungen (z.B. Diabetes mellitus), falsche Medikation,
Konsum von Alkohol, Fehlfunktionen der Organe u.v.m. auftreten.
Der normale Blutzuckerspiegel von 60-120 mg/dl wird bei der Hypoglykämie
unterschritten und bei der Hyperglykämie enorm überschritten.
2.1 Hyperglykämie 1
Hyperglykämie bedeutet so viel wie „Überzuckerung des Körpers“. Das heißt, dass der
Körper die Glukose (Zucker) im Blut nicht verarbeiten oder binden kann. Dies führt zu
einer sog. Diabetischen Ketoazidose (Übersäuerung des Körpers), die zu den unten
beschriebenen Symptomen führt. Um der Azidose entgegenzuwirken beginnt der Körper
mit der sog. Kussmaul-Atmung um CO2, eine weitere Säure abzuatmen.
Ursachen
1
-
Diabetes mellitus (mangelnde Insulinausschüttung)
-
Bewegungsmangel
-
Aufnahme kohlenhydratreicher Nahrung
-
Stress/psychische Belastung
-
Intoxikationen (Vergiftung)
-
Infekte
-
hormonelle Umstellungen (z.B. Pubertät)
Das Handbuch für Notfall und Rettungssanitäter S. 356
5
Symptome
-
Blutzuckerwert < 400mg/dl
-
Bewusstseinsstörungen bis hin zum Coma Diabeticum
-
starker Durst
-
Polyurie (Harndrang), Acet- und Glucourie (Azeton und Glucose werden über den
Harn ausgeschieden)
-
Übelkeit, Erbrechen
-
Exsikkose (Austrocknung)
-
Kussmaul-Atmung
-
Atem riecht nach Azeton
-
Trockene, warme Haut
-
Bauchschmerzen
-
Tachykardie (hohe Pulsfrequenz)
Therapie
-
Bestimmung des Blutzuckers Insulingabe subkutan oder intravenös
-
Flüssigkeitsgabe NaCl 0,9% oder Ringer-Laktat
2.2 Hypoglykämie 2
Hypoglykämie ist ein zu niedriger Blutzuckerspiegel (<50 mg/dl), der im ersten Moment
zur Ausschüttung von Adrenalin und somit zu Aggressivität und Unruhe führt. Sobald der
Blutzuckerspiegel weiter absinkt, kann es zu Aussetzern im Gehirn kommen, da das
Gehirn nur durch die im Blut gelöste Glucose versorgt wird und nicht auf Fettreserven
zurückgreifen kann.
Hypoglykämie kann im Gegensatz zur Hyperglykämie immer lebensgefährlich sein,
weshalb bei jedem Bewusstlosen grundsätzlich der Blutzucker gemessen wird.
2
Das Handbuch für Notfall und Rettungssanitäter S. 356
Lehrbuch für den Rettungsdienst S. 90/91
http://flexikon.doccheck.com/Hypoglykämie
http://de.wikipedia.org/wiki/Hypoglykämie
6
Ursachen
-
Mangelnde Nahrungszufuhr
-
Zu hohe Insulindosis
-
Vermehrter Glukose-Verbrauch (körperliche Anstrengung, Sport)
-
Alkoholkonsum
-
Falsche Medikation
-
Infekte
-
hormonelle Umstellungen (z.B. Pubertät)
Symptome
-
Blutzucker <50 mg/dl
-
durch Adrenalinausschüttung:
o Hunger, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Schwächegefühl, Müdigkeit
o Verhaltensauffälligkeiten (Unruhe, Aggressivität)
o Tachykardie (hoher Puls)
-
durch Unterversorgung des Gehirns:
o Krampfanfälle
o Halbseitenlähmung
o Sprachstörungen
o Sehstörungen
o Bewusstlosigkeit (Somnolenz bis Koma)
Therapie
-
bei Bewusstsein: orale Gabe von Glukose
-
bei Bewusstlosigkeit: intravenöse Gabe von Glukose
7
3 Schock
Schock ist das Missverhältnis zwischen tatsächlicher und benötigter Blutmenge, die eine
Minderdurchblutung und damit eine Hypoxie (Unterversorgung mit Sauerstoff) in
lebenswichtigen Organen zur Folge hat.
Abbildung 1 (Schockkreislauf)
Ablauf:
Unabhängig von der Ursache des Schocks, stellt der Körper an Druckrezeptoren im
Aortenbogen fest, dass der Blutdruck abfällt. Dem versucht er durch Aktivierung des
Sympathikus (Teil des vegetativen Nervensystem) und Ausschüttung von Noradrenalin
(Hormon
und
Neurotransmitter)
und
ADH
(Antidiuretisches
Hormon)
schnell
entgegenzuwirken, wodurch die Kapillaren enggestellt werden. Zusätzlich strömt
Gewebsflüssigkeit in das Gefäßsystem. Durch Ausschüttung von Adrenalin (Hormon und
Neurotransmitter) wird außerdem die Herzfrequenz weiter gesteigert. Es kommt zu einer
Zentralisation (Sammlung des Blutes am Körperstamm).
In Folge des Zusammenziehens der Kapillaren entsteht in den Organen und Geweben eine
Hypoxie, welche eine metabolische Azidose (stoffwechselbedingte Übersäuerung)
aufgrund des anaeroben Kohlenhydratstoffwechsels auslöst. Diese Azidose bewirkt eine
Weitstellung der Arteriolen (kleinste Arterien), wobei die Venolen (kleinste Venen) nicht
erschlaffen, was zu erhöhtem Druck in den Haargefäßen führt, wodurch Flüssigkeit ins
Gewebe fließt. Der dadurch erhöhte Hämatokritwert (Anteil zellulärer Bestandteile im
Blut) kann Mikrothromben (kleinste Blutgerinnsel) herbeiführen.
8
Abbildung 2 (Schockursachen 2008 - Bundesweit)
9
3.1 Anaphylaktischer Schock
Der anaphylaktische Schock ist eine „akut lebensbedrohende Antigen-Antikörper-Reaktion
des Organismus mit Freisetzung von Histamin, Serotonin und Bradykinin“3. Er kann
durch verschiedenste Allergene ausgelöst werden und stellt die schwerste Form einer
allergischen Reaktion dar. Aufgrund seines meist sehr schnellem und heftigem Auftretens
kann er innerhalb von Minuten zu einem Herz-Kreislauf-Versagen führen.
Der Körper versucht das Allergen mit Hilfe von Histamin, Serotonin und Bradykinin zu
bekämpfen, was allerdings dazu führt, dass die Gefäße weit gestellt werden und sich die
Durchlässigkeit erhöht. Diese Reaktion führt, wenn sie zu stark ausfällt, zu einem Schock.
Diagnostik
Es gibt vier Grade in die der anaphylaktische Schock eingeteilt wird:
Grad I -
Hautreaktion (Quaddel, Flush (Rötung der Haut))
Grad II -
Deutliche, aber nicht lebensbedrohende hämodynamische (den Blutstrom
betreffend) Reaktion (Tachykardie, Hypoxie)
Grad III -
Schocksymptomatik, lebensbedrohlicher Bronchospasmus (Verkrampfen
der Muskeln der Bronchien)
Grad IV -
Herz-Kreislauf- und Atemstillstand
Therapie
-
Schocklagerung, Sauerstoffgabe
-
massive Volumengabe (NaCl, Ringer)
-
Gabe von Glukokortikoiden (Kortison, Prednisolon) Unterdrückung des
Immunsystems
3
-
Gabe von Antihistaminika (Clemastin, Cimetidin) Engstellung der Gefäße
-
Gabe von Adrenalin Steigerung der Herzleistung
http://www.bdsoft.de/pharmazie/ Anaphylaktischer Schock
10
3.2 Septischer Schock 4
Der septische Schock basiert auf einer außer Kontrolle geratenen, ursprünglich sinnvollen
Abwehrreaktion des Körpers gegen bakterielle Gifte, bei der auch körpereigene Zellen und
Organe geschädigt werden. Ursache kann sowohl eine Sepsis (infektiöse Erreger in der
Blutbahn) als auch ein SIRS (systemic inflammatory response syndrom) (Symptome einer
Sepsis, ohne geklärte Ursache) sein.
Der
Körper
setzt
Mediatoren
(Entzündungsvermittler)
ein,
erhöht
die
Kapillardurchlässigkeit und erhöht die intravasale Gerinnung (in den Blutgefäßen).
Symptome/Diagnostik
Hyperdynamisches („zu viel“) Stadium:
-
Tachykardie (hoher Puls)
-
Hypotonie (niedriger Blutdruck)
-
Tachypnoe (hohe Atemfrequenz)
-
Hyperthermie (Fieber), gerötete Haut
-
Schüttelfrost
Hypodynamisches („zu wenig“) Stadium:
-
Tachykardie (hoher Puls)
-
Hypotonie (niedriger Blutdruck)
-
Verwirrtheit, oft eingeschränktes Bewusstsein, Koma
-
Hypothermie (niedrige Körpertemperatur), kalte evtl. marmorierte Haut
Therapie:
-
Schocklagerung, Sauerstoffgabe
-
Volumengabe (NaCl, Ringer)
-
Gabe von Katecholaminen (Dopamin, Dobutamin, Noradrenalin) Steigerung der
Herzleistung
4
Handbuch für Notfall- und Rettungssanitäter S. 138
http://www.bdsoft.de/pharmazie/ Septischer Schock
11
3.3 Kardiogener Schock5
Der kardiogene Schock ist eine „akute Kreislaufinsuffizienz durch myokardiales
Pumpversagen“6. Dies kann sowohl Erkrankungen des Herzens selbst (Myokardinfarkt,
Herzinsuffizienz,
u.a.)
oder
auch
auf
das
Herz
einwirkende
Faktoren
(Herzbeuteltamponade, Lungenembolie, u.a.) als Ursache haben, die sowohl die
Füllungsphase, als auch die Auswurfphase des Herzens beeinträchtigen können.
Symptome/Diagnostik
-
Brustschmerzen
-
gestaute Halsvenen (s. Herzinsuffizienz)
-
Atemnot
-
ursachenbedingte EKG-Bilder
-
Bewusstseinsstörungen
Therapie
-
Oberkörperhochlagerung, Sauerstoffgabe
-
unblutiger Aderlass (drei der vier Gliedmaßen werden mit Blutdruckmanschetten
gestaut, sodass das Herz weniger Blut pumpen muss)
-
5
symptomatische Behandlung (gegen Ursache)
Das Handbuch für Notfall- und Rettungssanitäter S. 137
Lehrbuch für den Rettungsdienst S. 360
6
http://www.bdsoft.de/pharmazie/ Kardiogener Schock
12
3.4 Hypovolämischer Schock 7
Der hypovolämische Schock basiert auf einem relativen oder absoluten Mangel an Blut im
Gefäßsystem.
Unter
absolutem
Volumenmangel
versteht
man
einen
größeren
Flüssigkeitsverlust, auf Grund von Verletzungen oder Erkrankungen, wie z.B. Durchfall,
Erbrechen, Austritt von Blutplasma in die freie Bauchhöhle, innere Blutungen,
Verbrennung, starkes Schwitzen, u.v.m.
Unter einem relativen Volumenmangel versteht man eine Erweiterung der Blutgefäße,
sodass das Blut in die Beine versackt, wodurch eine allgemeine Minderversorgung
entsteht.
Symptome/Diagnostik
-
Tachykardie (hohe Pulsfrequenz)
-
Hypotonie (niedriger Blutdruck)
-
Zyanose
(Blaufärbung
der
Lippen,
Ohrläppchen,
usw.
aufgrund
von
Minderversorgung mit Sauerstoff)
-
Tachypnoe (erhöhte Atemfrequenz)
-
Angst, Unruhe, Blässe, Kaltschweißigkeit
-
sichtbare Wunden, Aszites (aufgedunsener Bauch in Folge von Plasma im
Bauchraum)
Therapie:
-
evtl. Wunde versorgen
-
Schocklagerung, Sauerstoffgabe
-
massive Volumengabe (NaCl, Ringer)
o bei Verbrennung: Vollelektrolytlösungen
7
http://www.bdsoft.de/pharmazie/ Hypovolämischer Schock
Lehrbuch für den Rettungsdienst S. 359
13
4 Herz-/Kreislauferkrankungen
Abbildung 3 (behandelte Herzkrankheiten 2009 Landkreis NEA)
Im Landkreis Neustadt an der Aisch/Bad Windsheim wurden 2009 4.514 von ca. 41.500
Patienten, also knapp 11% aller behandelten Patienten, mit Herz-/Kreislauferkrankungen
behandelt (s. Abb.3). Dies stellt einen ungefähren Querschnitt der Industrienationen dar,
denn die meisten Herz-/Kreislauferkrankungen treten bevorzugt in Staaten mit hohem
Wohlstand auf. Alles in Allem kann man also sagen, diese Krankheiten kommen von
Stress, Drogen (Nikotin, Alkohol), fettreicher Nahrung, zu wenig Sport, ungesunde
Lebensweise, u.v.m. Diese Erkenntnis ist sehr bedenklich, da Herz-/Kreislauferkrankungen
ohne richtige schnelle Behandlung leicht tödlich ausgehen können.
4.1 Herzinsuffizienz 8
Unter Herzinsuffizienz versteht man die verminderte Leistungsfähigkeit des Herzens, die
auf verschiedensten Ursachen basieren kann, wie zum Beispiel Myokardinfarkt,
Herzbeuteltamponade, Entzündungen am Herzen, erhöhter Druck im Gefäßsystem,
Herzrythmusstörungen, uvm.
8
Lehrbuch für den Rettungsdienst S. 256-258
14
Die Herzinsuffizienz kann zeitlich gesehen in zwei Stufen eingeteilt werden, akut und
chronisch. Im Folgenden soll die akute Herzinsuffizienz betrachtet werden, die sich je nach
Lokalität in Rechtsherzinsuffizienz und Linksherzinsuffizienz oder Globalinsuffizienz
einteilen lässt.
Rechtsherzinsuffizienz
Ursache ist meist eine „Behinderung des Ausflußtraktes der rechten Herzkammer“9, zum
Beispiel durch einen vorangegangen Myokardinfarkt oder ein schwerer Asthmaanfall,
wodurch der Druck vor der rechten Herzkammer massiv anstiegt, sodass kein Blut
ausgeworfen und kein ausreichender Gasaustasch in der Lunge stattfinden kann
(Vorwärtsversagen).
Desweiteren gibt es das Rückwärtsversagen, indem sich Blut vor der rechten Herzkammer
staut, da diese das Blut nicht weiterleiten kann. Anzeichen hierfür sind gestaute Halsvenen,
Ödeme im Körper (vor allem in den Beinen), Aszites (aufgedunsener Bauch),
Stauungsleber (mit Druckschmerz), u.a.
Linksherzinsuffizienz
Die Verminderung der Leistung der linken Herzhälfte führt zu einem Rückstau in den
Lungenkreislauf (Rückwärtsversagen), wodurch es zu einer Lungenembolie kommt, da das
rechte Herz immer mehr Blut in den Lungenkreislauf pumpt. Folgen sind Atemnot,
Asthma
cardiale,
Lungenödem.
Eine
Linksherzinsuffizienz
kann
zu
einer
Rechtsherzinsuffizienz führen, da der Druck im Lungenkreislauf stetig zunimmt.
Ein Vorwärtsversagen des linken Herzens führt zu verminderter Durchblutung der Organe
(verminderte Leistungsfähigkeit, kalte Extremitäten, niedriger Blutdruck, hoher Puls)
Globalinsuffizienz
Die
Globalinsuffizienz
ist
ein
Zusammenspiel
der
Rechtsherz-
Linksherzinsuffizienz mit den oben genannten Symptomen und Anzeichen.
Therapie:
9
-
je nach Ursache der Herzinsuffizienz
-
Symptombehandlung
-
Gabe von Beta-Blockern (Hemmen Wirkung von Adrenalin)
Lehrbuch für den Rettungsdienst S. 258
und
der
15
4.2 Angina Pectoris 10
Aus dem Lateinischen übersetzt bedeutet Angina Pectoris in etwa so viel wie „Enge in der
Brust“, ein typisches Symptom für einen Angina Pectoris Anfall. Durch verengte
Koronargefäße, aufgrund von Arteriosklerose (Ablagerungen an den Innenwänden der
Arterien) oder Spasmen (Prinzmetal-Angina) kommt es zu einer Unterversorgung des
Herzmuskels mit Sauerstoff. Dieser Angina Pectoris Anfall lässt meistens nach kurzer Zeit
nach.
Man unterscheidet zwischen verschiedenen Formen der Angina Pectoris:
… nach Auftreten
-
Belastungsangina
-
Angina nocturna (nächtliche Angina)
-
Angina decubitus (Angina im Liegen)
-
Präinfarktangina
... nach Verlauf
-
Stabile Angina Pectoris
-
Instabile Angina Pectoris11
Stabile Angina Pectoris
„Die Patienten haben über eine längere Zeit die gleichen, „stabilen“ Angina pectorisAnfälle“12. Diese Anfälle treten nach körperlicher Belastung auf und verschwinden nach
kurzer Ruhepause (Belastungsangina).
Instabile Angina Pectoris
Jeder erstmals auftretende Angina Pectoris Anfall oder jede Verschlechterung der
Schmerzen wird als instabile Angina Pectoris aufgefasst. Es besteht ein vermehrtes
Infarktrisiko (20-25%)13.
10
Lehrbuch für den Rettungsdienst S. 249
http://flexikon.doccheck.com/Angina_pectoris
11
Aufstellung aus http://flexikon.doccheck.com/Angina_pectoris
12
Lehrbuch für den Rettungsdienst S. 249
13
Nach Lehrbuch für den Rettungsdienst S. 249
16
Diagnose/Symptome:
-
beklemmendes Gefühl in der Brust, retrosternale Schmerzen (hinter dem Brustbein)
-
Besserung nach Nitroglycerin-Gabe
Therapie:
-
Ruhe, Oberkörperhochlagerung
-
keinen körperlichen Tätigkeiten/seelischen Belastungen aussetzen
-
O2-Gabe
-
Gabe von Nitroglycerin (zur Gefäßerweiterung)
-
Gabe von Beta-Blockern (Hemmen Wirkung von Adrenalin) sinkender
Blutdruck und sinkender Puls
-
Gabe von Acetylsalicylsäure (Schmerzlinderung und „flüssigeres“ Blut)
-
Gabe von Beruhigungsmitteln
4.3 Vorhofflattern und Vorhofflimmern 14
Vorhofflattern
Beim Vorhofflattern kann man im EKG-Bild (s. Abb. 4 Nr.2) ganz deutlich eine mehrfache
Erregung der Vorhöfe (kleine Welle) vor einer Erregung der Hauptkammer (großer
Zacken) erkennen. Außerdem kann man eine stark erhöhte und regelmäßige
Vorhoffrequenz von ca. 200-350/min ablesen15
Bei
Nichtbehandlung
kann
dieser
Zustand
zu
einem
Blutdruckabfall
und
Kammertachykardie (zu schnelle Herzfrequenz) ausarten.
Ein Vorhofflattern kann zu einem Vorhofflimmern führen.
Vorhofflimmern
Das Vorhofflimmern ist ein unkontrolliertes „Umher zucken“ der Vorhöfe (vgl. Abb. 4
Nr.3), sodass das Blut nicht mehr in ausreichendem Maße in die Hauptkammer gepumpt
werden kann. Somit verweilt Blut im Kreislauf und in den Vorhöfen, was zu Thromben
(Blutgerinnseln) führen kann. Die Auswurfleistung des Herzen ist um ca. 1/5 vermindert 16
Ein Vorhofflimmern kann zu einem Kammerflattern/-flimmern (vgl. Abb. 4 Nr.4) führen.
14
Lehrbuch für den Rettungsdienst S. 305-306
http://flexikon.doccheck.com/Vorhofflattern
16
http://flexikon.doccheck.com/Vorhofflimmern
15
17
Abbildung 2 (EKG-Bilder) | Nr. 1: normaler Sinusrythmus | Nr. 2: Vorhofflattern | Nr. 3: Vorhofflimmern |
Nr. 4: Kammerflattern/-flimmern
Therapie:
-
bei Tachykardie: Gabe von Antiarrhytmika (z.B. Isoptin)
-
Antikoagulantien (z.B. Heparin, Marcumar)
-
O2-Gabe
-
bei Herzstillstand: Reanimation / Defibrillation
18
4.4 akuter Myokardinfarkt17
„Herzinfarkt bezeichnet den regionalen Untergang von Myokard (Herzmuskelgewebe)
aufgrund einer lokalen Durchblutungsstörung. Ursächlich dabei ist die Verlegung des
Lumens (Querschnitt) eines Astes der Koronargefäße (Herzkranzgefäße)“18.
Herzinfarkt bedeutet also eine lokal begrenzte Unterversorgung des Herzmuskels, sodass
dieser nicht mehr richtig arbeiten kann, was eine Herzinsuffizienz zur Folge haben kann.
Diese
Unterversorgung
entsteht
meistens
durch
einen
Gefäßverschluss
der
Herzkranzgefäße mit Blutgerinnseln, die sich an schon gereizten Stellen der Gefäße
anlagern.
Deshalb ist vor allem eine bestehende Arteriosklerose (Anlagerung von Blutfetten,
Bindegewebe, Kalk, usw. an der Gefäßinnenwand), die eine Gefäßverengung zur Folge hat,
ein Hauptrisikofaktor. Bei Bluthochdruck (z.B. bei Anstrengung) kann es vermehrt zu
einem Herzinfarkt kommen.
Symptome:
s. Angina Pectoris, allerdings ist der Herzinfarkt Nitroresistent (keine Reaktion auf Gabe
von Nitroglycerin) oder kann stumm, also ohne Symptome ablaufen (v.a. bei Diabetikern
und älteren Menschen)
Therapie:
17
18
-
MOMA-Schema (Morphium, Sauerstoff, Nitrate, ASS)
-
Oberkörperhochlagerung (Entlastung des Herzens)
Lehrbuch für den Rettungsdienst S. 249-251
http://flexikon.doccheck.com/Myokardinfarkt
19
4.5 Hypertonie19/Hypertensive Krise20
Hypertonie (Bluthochdruck) kann verschiedenste Ursachen haben, die sowohl im
Hormonhaushalt oder in diversen Grunderkrankunkungen (Nierenschäden, Erkrankungen
des Zentralen Nervensystems, u.a.) liegen können. Oft sind die Ursachen für die
Hypertonie allerdings nicht bekannt. Die Hypertonie kann bei falscher oder fehlender
Medikation zu einer Hypertensiven Krise werden, die die Gefahr von Organschäden mit
sich bringt. Diese Organschäden sind Schlaganfall, Akutes Lungenödem, Myokardinfarkt,
u.v.m, weshalb die Hypertensive Krise lebensbedrohlich werden kann.
Ursachen/Diagnose der Hypertensiven Krise21
-
Nierenerkrankungen
-
Schilddrüsenüberfunktionen
-
Schwangerschaft
-
bestehende Hypertonie
-
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
-
Blutdruck von über 230/130 mmHg
-
Kopfschmerzen, Schwindel, Sehstörungen, Ohrensausen, Übelkeit, Herzklopfen
-
hochroter Kopf, schwitzen
Therapie
19
-
Beruhigen, Sauerstoffgabe
-
Blutdrucksenkende Medikamente (Adalat, Ebrantil, Nitro-Spray, Brevibloc)
-
Ursachen werden erst in der Klinik behandelt
http://de.wikipedia.org/wiki/Arterielle_Hypertonie
http://www.medicalforum.ch/pdf/pdf_d/2005/2005-12/2005-12-350.PDF
21
Lehrbuch für den Rettungsdienst S. 284
20
20
5 Schluss
Mit diesem vorangegangen Ausschnitt des Fachwissens, das in der Notfallmedizin verlangt
wird, hoffe ich, dass klar geworden ist, dass Rettungsassistent und Rettungssanitäter sehr
viel über den Menschlichen Körper wissen müssen und oft mit wenigen Symptomen die
richtige Therapie erkennen müssen, da ein Notarzt oft noch auf der Anfahrt oder einfach
nicht verfügbar ist.
Auch ist deutlich geworden, dass man in einer Notfallsituation nach Leitsymptomen und
symptomatisch behandeln muss, da sich Symptome der unterschiedlichen Krankheiten oft
gar nicht oder nur minimal unterscheiden.
Außerdem ist hoffentlich auch das Vorurteil der „Sanis an der Imbissbude“, der
„Kofferträger des Notarztes“, oder der „blaulichtgeilen Raser“ abgeschwächt worden,
sodass sich jeder im Falle eines Falles optimal betreut fühlen kann, da diese Menschen im
Rettungsdienst oder der Notaufnahme wirklich sehr gut ausgebildet sind.
6 Danksagungen
Vielen Dank an Henning Schmidt, ASB RV Bad Windsheim e.V. für die Hilfestellung bei
den EKG-Bildern und das Ausleihen der Bücher.
Vielen Dank Jürgen Glaser, BRK KV Neustadt/Aisch – Bad Windsheim, für ein Interview
und ein nettes Gespräch.
Vielen Dank an das Projekt Ph@rmazie (http://www.bdsoft.de/pharmazie/).
Vielen Dank an die Korrekturleser!
7 Quellenangaben
Abbildungen, Bilder, Tabellen
-
Abb. 1: Schockkreislauf © Henning Schmidt, ASB RV Bad Windsheim e.V.
-
Abb. 2: Schockursachen 2008 Bundesweit © Jens Schindler, nach Daten von
http://www.gbe-bund.de/ „Diagnosedaten der Krankenhäuser ab 2000“
-
Abb. 3: behandelte Herzkrankheiten 2009 Landkreis NEA © Jens Schindler, nach
Daten von Kommunalunternehmen Kliniken NEA
-
Abb. 4: EKG-Bilder © Jens Schindler, Herzlicher Dank an ASB RV Bad
Windsheim e.V.
21
Literaturverzeichnis:
-
Schmid, Markus u. Angerer Richard; Lehrbuch für den Rettungsdienst; Augsburg
1999
-
Redelsteiner, Christoph (Hrsg.); Das Handbuch für Notfall- und Rettungssanitäter;
Wien 2005
Internetbeiträge (s. beigefügte CD)
1. http://flexikon.doccheck.com/Hypoglykämie aufgerufen am 04.12.2010
2. http://de.wikipedia.org/wiki/Hypoglykämie zuletzt am 15. November 2010 um
22:14 Uhr geändert aufgerufen am 30.11.2010
3. http://www.bdsoft.de/pharmazie/medizin/notfallmedizin/notfaelle/schock.htm
aufgerufen am 12.12.2010
4. http://www.bdsoft.de/pharmazie/medizin/lexikon/a/anaphylaktischer_schock.htm
aufgerufen am 12.12.2010
5. http://www.bdsoft.de/pharmazie/medizin/notfallmedizin/notfaelle/schock/septischer
_schock.htm aufgerufen am 31.08.2010
6. http://www.bdsoft.de/pharmazie/medizin/notfallmedizin/notfaelle/schock/kardiogen
er_schock.htm aufgerufen am 31.08.2010
7. http://www.bdsoft.de/pharmazie/medizin/notfallmedizin/notfaelle/schock/hypovola
emischer_schock.htm aufgerufen am 31.08.2010
8. http://flexikon.doccheck.com/Angina_pectoris aufgerufen am 31.08.2010
9. http://flexikon.doccheck.com/Vorhofflimmern aufgerufen am 16.11.2010
10. http://flexikon.doccheck.com/Vorhofflattern aufgerufen am 16.11.2010
11. http://flexikon.doccheck.com/Myokardinfarkt aufgerufen am 31.08.2010
12. http://de.wikipedia.org/wiki/Arterielle_Hypertonie zuletzt am 10. Dezember 2010
um 12:00 Uhr geändert aufgerufen am 10.12.2010
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7 Erklärung des Schülers
Ich erkläre hiermit, dass ich die Facharbeit ohne fremde Hilfe angefertigt und nur die im
Literaturverzeichnis angeführten Quellen und Hilfsmitteln benutzt habe.
Seenheim,
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(Unterschrift des Schülers)
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