In der zweiten Folge unserer dreiteiligen Gesundheitsserie lesen

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SERIE Zähne • Augen • Ohren
Durch
blick
VON HILKE WIEGERS
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In der zweiten Folge unserer dreiteiligen
Gesundheitsserie lesen Sie, wie Sie für klare
Sicht sorgen – heute und morgen
„Ich bin froh, dass ich diesen Schritt
gemacht habe“, sagt Maurizio Gaudino, früher Fußballnationalspieler
und heute Berater beim Marketingunternehmen fair-sport. Vor zwei
Jahren war der damals
39-Jährige
Brille
und Kontaktlinsen endgültig leid. Professor Michael Knorz am FreeVis
LASIK Zentrum des Universitätsklinikums Mannheim befreite ihn dauerhaft von seiner Weitsichtigkeit – ein
Eingriff von wenigen Minuten. Dabei
schliff Knorz mit einem speziellen Laser Teile von Gaudinos Augenhornhaut ab – und schon war der frühere
Mittelfeldspieler seine Brille los. „Für
mich bedeutet das im Alltag eine
deutliche Verbesserung meiner
Lebensqualität“, erklärt er.
Wie Gaudino wurden
– seit der Mannheimer
Spezialist Knorz die
Laseroperation 1993
in Deutschland
eingeführt hat –
bereits meh-
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Wie wichtig gutes Sehen ist, wird
vielen Menschen erst klar, wenn ihr
Sehvermögen nachlässt. Manche Augenprobleme sind an sich harmlos,
andere erfordern sofortiges Handeln.
Eine Fehlsichtigkeit wie die Gaudinos beispielsweise ist störend, aber
nicht gefährlich. In jungen Jahren ist
meist die angeborene „fehlerhafte“
Bauweise des Auges die Ursache. Ein
– je nach Art der Fehlsichtigkeit – zu
langer oder zu kurzer Augapfel verhindert, dass die Lichtstrahlen genau
auf der Netzhaut zusammentreffen.
Das so erzeugte Bild ist unscharf und
muss mit einer Brille, mit Kontaktlinsen oder eben durch eine LaserOperation korrigiert werden.
Ab etwa 40 Jahren lässt dann aber
auch bei Menschen, die vorher scharf
gesehen haben, die Sehkraft nach. Die
Linse wird unflexibler, das Auge kann
sich nur noch schwer an unterschiedliche Blickdistanzen anpassen,
das Sehvermögen in der Nähe lässt
nach: Die Alterssichtigkeit setzt ein.
Auch dann helfen Brille, Kontaktlinsen oder der Austausch der unflexibel gewordenen Linse durch eine
Kunststofflinse.
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Ihre Augen jucken, sind immer wieder rot,
entzündet? In beheizten Räumen ist es besonders schlimm? Klingt nach einem typischen Fall von „trockenem Auge“. Ausgelöst werden diese Beschwerden meist
durch eine gestörte Zusammensetzung
des Tränenfilms, der die Hornhaut benetzt und Ihre Augen vor Krankheitserregern schützt. Auch chronische Krankheiten wie Diabetes oder Rheuma oder Medikamente wie Betablocker, Antiallergika
oder Schlafmittel können schuld sein.
Probieren Sie als Sofortmaßnahmen folgende Tipps. Bei hartnäckigen Beschwerden suchen Sie den Augenarzt auf.
> Mit „künstlichen Tränen“ aus der Apotheke können Sie die Hornhaut befeuchten. Achten Sie darauf, dass das Präparat
keine Konservierungsmittel enthält.
> Trinken Sie ausreichend, mindestens 1,5
Liter am Tag – am besten Wasser.
> Meiden Sie Zugluft und Tabakrauch.
> Gestalten Sie Ihren Arbeitsplatz augenfreundlich: Stellen Sie Ihren Computer
nicht gegen das Fenster, denn Gegenlicht
strengt die Augen an. Die Taktfrequenz
des Monitors sollte auf der höchsten
Stufe stehen. Machen Sie regelmäßig
HW
Pause, und blinzeln Sie bewusst.
Grauer Star: Künstliche
Linsen vollbringen Wunder
F O T O : © YA M A D A TA R O / G E T T Y I M A G E S
Hilfe bei Fehlsichtigkeit:
Brille, Kontaktlinsen oder
auch eine Operation
Schlicht zum
Weinen: das
trockene Auge
FOTOS: (IRIS) GANDEE VASAN / GET TY IMAGES; (LINKS) © GET TY IMAGES/ BLEND IMAGES
rere Hunderttausend Patienten mit
dieser Operationsmethode von Kurzoder Weitsichtigkeit geheilt. Es könnten noch viel mehr werden, denn in
Deutschland tragen nach Angaben des
Kuratoriums Gutes Sehen mehr als 40
Millionen Menschen eine Brille!
Um eine künstliche Linse kommt
nicht herum, wer unter grauem Star
leidet. Diese Trübung der Augenlinse
betrifft beileibe nicht nur Senioren:
Kathrin Raach* war gerade mal 48
Jahre alt, als sie beim Autofahren bemerkte, dass mit ihren Augen etwas
nicht stimmte: „Ich konnte die Bremslichter der Autos vor mir nicht mehr
richtig erkennen. Die wirkten auf einmal gesprenkelt. Überzeugt davon,
dass eine stärkere Brille fällig war, ging
ich zum Augenarzt und konnte es erst
gar nicht glauben, als der mir die Diagnose ‚Grauer Star‘ mitteilte.“
Zum Glück lässt sich der graue Star
mit einer unkomplizierten Operation
beheben. Dabei werden die geschädigten Linsen gegen klare aus KunstREADER’S DIGEST
Oktober 2008
stoff ausgetauscht. „Innerhalb von
15 Minuten war alles erledigt“, erinnert sich Kathrin Raach an ihre Staroperation in einer Stuttgarter Augenklinik. „In die Ferne sehe ich jetzt wieder optimal, nur zum Lesen brauche
ich noch eine Brille.“
Nicht nur fortgeschrittenes Alter,
auch Krankheiten wie Masern oder
Diabetes können die Linsen milchig
weiß werden lassen. Genauso wie bestimmte Medikamente, vor allem Kortison, und Augenverletzungen. „Sonnenanbeter“ sind ebenfalls gefährdet.
Wer seine Augen ungeschützt dem
heute immer intensiveren UV-Licht
aussetzt, riskiert die Eintrübung der
Augenlinse. Die Folgen: Scharfsehen
in die Ferne fällt schwer, Farben und
Kontraste verblassen. Dringender Hinweis an alle Sonnenhungrigen und
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*Name von der Redaktion geändert.
Alarmstufe Rot!
Flecken im Gesichtsfeld zunächst keine Bedeutung bei,
erst als dieser am nächsten Tag
noch nicht verschwunden war,
ging er zum Augenarzt. „Der
schickte mich sofort in die Klinik“, erinnert sich Dostert. „In
meinem rechten Auge hatte
sich die Netzhaut abgelöst.“
Dostert wurde sofort operiert,
die Netzhaut wieder an der
Rückwand des Augapfels fixiert.
Je früher eine Netzhautablösung erkannt und behandelt wird, desto besser sind
Wintersportler: Tragen Sie eine geeignete Sonnenbrille – Ihren Augen
zuliebe!
Grüner Star: Frühe Diagnose
rettet das Augenlicht
Bedrohlicher noch als der graue ist
der grüne Star, medizinisch korrekt
Glaukom genannt. Einmal durch ihn
verlorene Sehkraft lässt sich nicht wiederherstellen. Das Tückische: „Bis sich
das Glaukom bemerkbar macht, ist das
Auge bereits geschädigt“, erklärt Professor Norbert Pfeiffer, Direktor der
Universitäts-Augenklinik Mainz. „Regelmäßige Untersuchungen beim Augenarzt sind deshalb der beste Schutz
vor dieser Erkrankung, die zur Erblindung führen kann. Durch eine regelmäßige Gabe von Augentropfen
lässt sich das Fortschreiten der Krankheit nämlich in den meisten Fällen
verhindern.“ Verändert sich Ihr Gesichtsfeld, gehen Sie sofort zum Arzt!
90
Ihre Heilungschancen. Wenn
sich dichte Schleier in Ihr Blickfeld schieben oder dunkle
Punkte vor Ihren Augen fliegen, sollten Sie umgehend
Ihren Augenarzt oder eine Klinik aufsuchen. Besonders gefährdet sind kurzsichtige Menschen und Personen, in deren
Familie bereits Netzhautablösungen aufgetreten sind.
Für alle gilt: Lassen Sie Ihre
Augen regelmäßig untersuchen! Mindestens einmal alle
zwei Jahre.
HW
Sonnenbrillen sind kein modischer
Schnickschnack, sondern notwendiger
Schutz: Denn aggressive UV-Strahlung
und der gefährliche Blauanteil im Sonnenlicht bedrohen insbesondere beim Sonnenbaden und beim Wintersport Ihr Augenlicht. Am CE-Zeichen auf der Innenseite des Brillenbügels erkennen Sie, dass
Ihre Neuerwerbung der EU-Norm beim
UV-Schutz entspricht. Denken Sie dran:
Die beste Brille taugt nichts, wenn Sie sie
nicht aufsetzen.
Nicht nur Krankheiten bedrohen unsere Augen. Unfälle am Arbeitsplatz und
im Haushalt können Sie ebenfalls Ihr Sehvermögen kosten. Dabei ist die Vorbeugung so einfach: Tragen Sie eine Schutzbrille, wenn Sie mit ätzenden Substanzen
arbeiten, bohren, sägen oder flexen. Dasselbe gilt für Gartenarbeiten wie Häckseln
oder Heckenschneiden. Wenn Sie kleinere Kinder im Haus haben, sollten Sie
zudem auf dornenreiche Pflanzen in
Wohnung und Garten verzichten.
HW
Etwa drei Millionen Menschen in
Deutschland haben einen zu hohen
Augeninnendruck, die Vorstufe des
Glaukoms, rund 800 000 sind am grünen Star erkrankt. Ein erhöhtes Risiko
zu erkranken haben vor allem Verwandte von Glaukompatienten, stark
kurzsichtige Menschen, aber auch solche mit schlechter Durchblutung. Im
Alter nimmt die Gefahr zu: Haben Sie
die 40 überschritten, sollten Sie alle
ein bis zwei Jahre zur Kontrolle zum
Augenarzt gehen.
Makula-Degeneration: Mit
Vitaminen vorbeugen
„Ich tapezierte gerade ein Zimmer
in unserer Wohnung, und weil die Tapete so wellig aussah, fuhr ich mit der
Hand noch einmal darüber, aber da
waren gar keine Wellen“, erinnert sich
Felicita Poßmann aus Bingen. Die damals knapp 60-Jährige ging zum Augenarzt. Was dieser ihr mitteilte, war
READER’S DIGEST
Oktober 2008
F O T O : © M A S T E R F I L E R O Y A LT Y F R E E
Z
u einem dramatischen
Wettlauf mit der Zeit
wurde für Klaus Dostert
aus Mainz der Kampf um sein
Augenlicht. „Ich war schon
immer stark kurzsichtig und
habe eine Brille getragen. Einmal im Jahr war ich auch zur
Kontrolle beim Augenarzt“, erzählt der Volkswirt aus Mainz.
„Eines Morgens wachte ich auf
und hatte so eine Art schwarzen Schleier vor einem Teil des
rechten Auges“. Der damals
48-Jährige maß dem dunklen
Unverzichtbar:
Sonnen- und
Schutzbrillen
ein Schock: Die Diagnose lautete Altersabhängige Makula-Degeneration
(AMD) – ein Leiden, das in Deutschland für die Hälfte aller schweren Sehbehinderungen verantwortlich ist.
Auf der nur stecknadelkopfgroßen
Stelle des schärfsten Sehens, der sogenannten Makula, befinden sich Millionen von Sinneszellen. Diese empfindlichen Photorezeptoren werden
laufend verbraucht und wieder neu
aufgebaut. Je älter das Auge wird, desto
schlechter wird aber der anfallende
„Zellmüll“ abtransportiert. Dadurch
kann es zu Ablagerungen im Auge
kommen, die das Sehen behindern. Bei
der sogenannten „trockenen“ AMD
schreitet dieser Prozess nur langsam
voran. Weit aggressiver ist die
„feuchte“ Form, bei der wuchernde
Blutgefäße die Makula in kürzester
Zeit zerstören.
Bis vor wenigen Jahren hatte die
Medizin AMD-Patienten so gut wie
nichts anzubieten – mittlerweile gibt
es zumindest Hoffnung. Zwei Studien
lassen darauf schließen, dass hoch
dosierte Vitaminpräparate, bestehend
aus den Vitaminen
C und E, Betakarotin, Zink und Lutein,
die Netzhaut schützen und den Übergang von trockener
zu feuchter AMD
zumindest verzögern. Inzwischen
sind erste Medikamente auf dem
Markt, die bei der
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feuchten AMD das Wuchern der Blutgefäße und damit die Zerstörung der
Makula gezielt blockieren können.
Übrigens: Das Nervengift Nikotin
gilt als zusätzlicher Risikofaktor – nicht
nur für die Makula-Degeneration, sondern auch für den grauen und grünen
Star. Ein Grund mehr, das Rauchen
aufzugeben!
Licht im Dunkel: Mikrochips
und Stammzellen
Wir werden immer älter, und so
wird auch die Zahl der altersbedingten
Augenkrankheiten weiter wachsen.
Für das Jahr 2030 prognostiziert Professor Pfeiffer aus Mainz eine Zunahme hochgradig sehbehinderter
und blinder Menschen um rund 40
Prozent.
Aber es gibt auch gute Nachrichten:
„In vielen Bereichen“, so Pfeiffer, „sind
heute Untersuchungs-, Heil- und Behandlungsmethoden sichtbar, die vor
20 Jahren noch nicht denkbar waren.“
So wird beispielsweise unter seiner
Leitung im Moment an einem Glaukom-Bluttest gearbeitet. Mit ihm ließe
sich die häufig unbemerkt fortschreitende Krankheit viel früher als bisher
diagnostizieren.
Große Hoffnung setzen Augenärzte
und Biologen auch darin, absterbende
Sinneszellen der Netzhaut durch transplantierte Zellen zu ersetzen. Einer
Forschergruppe um Dr. Udo Bartsch
vom Transplantationslabor der Universitäts-Augenklinik Hamburg gelang
es bereits vor zwei Jahren, Netzhautzellen neugeborener Mäuse in die
Netzhaut erwachsener Tiere zu integrieren. Bis die Wissenschaftler allerdings mithilfe von in die Retina eingeschleusten gentherapeutisch behandelten Stammzellen die Netzhauterkrankungen beim Menschen
stoppen können, wird vermutlich noch
viel Zeit vergehen.
Auch an der Entwicklung künstlicher Netzhäute arbeiten Forschergruppen auf der ganzen Welt. In Tübingen beispielsweise implantierte
2005 ein Operationsteam zwei blinden Patienten einen Mikrochip. Mit
diesen Netzhautprothesen konnten
die beiden Sehbehinderten Lichteindrücke und Muster wahrnehmen: ein
Schritt hin zur Verwirklichung eines
uralten Menschheitstraums – Blinde
wieder sehend zu machen!
Im nächsten Monat lesen Sie, was Ihre
Ohren gesund hält.
WICHTIGER HINWEIS
Mein Mann und ich unternahmen eine Wanderung in den Bergen. Etwa
nach der Hälfte der Strecke blieben wir einige Minuten stehen, um ein
Schild zu lesen, das sehr weit oben angebracht war. Darauf stand unter
anderem: „Bitte bleiben Sie hier nicht stehen. Steinschlaggefahr!“
M o n i k a E b n e r, Neufahrn
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READER’S DIGEST
Oktober 2008
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