Angst-, Zwang- und dissoziative Störungen

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Angststörungen
Panikstörung
Generalisierte Angststörung
Spezifische Phobien
© Dr. Katharina Friedrichs; 2012
Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Angst
Ist pathologisch,
wenn
-> der Auslöser
objektiv nicht
bedrohlich ist
-> sie über die
auslösende
Situation hinaus
andauert
-> das Ausmaß dem
Anlass nicht
entspricht
© Dr. Katharina Friedrichs; 2012
Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Psychodynamik
• 1. Folge innerer Konflikte (Konfliktmodell)
• 2. Folge von Defiziten (Defizit- oder
Strukturmodell)
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Pathogenese aus psychodynamischer
Sicht
Freud:
• Angst als Warnaffekt für innere Bedrohung
• „Bedürfnisspannung“->Gefahr der
Reizüberflutung
• Gefahreneinschätzung des Ichs entscheidend
• Aus phasentypischen Konflikten entspringen
phasentypische Ängste
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Pathogenese aus psychodynamischer
Sicht
Konzept phasentypischer Ängste (Bowlby, Mahler,
Spitz):
• Säugling-> Bedürfnisspannung macht Angst vor
Reizüberflutung (z.B. Hunger)
• Differenzierung von Selbst und Objekt macht
Angst vor Objektverlust
• Entwicklung von Angst vor Strafe
(Kastrationsangst)
• Über-Ich-Entwicklung: Angst vor dem Gewissen
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Pathogenese aus
bindungstheoretischer Sicht
• Angst als Affekt bei drohendem
Bindungsverlust (Bowlby)
© Dr. Katharina Friedrichs; 2012
Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Organisiertheit von Ängsten
nach zunehmender Ich-Struktur
1. Präpsychotisch
2.
3.
4.
5.
Frei flottierend
Existenzängste
Angst vor Krankheit
Angst vor hilflosen
Situationen
6. Isolierte Angstanfälle
7. Objektgerichtete Angst
 Angst, verrückt zu
werden
 Generalisiert
 Z.B. Depression
 Hypochondrie
 Agoraphobie
 Panikattacke
 Isolierte Phobie
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Grundformen der Angst nach Riemann
• 4 Grundformen der Angst und 4 Grundimpulse
bestimmen unser individuelles „In-der-WeltSeins“
• Je nach Akzentuierung der Persönlichkeit kann
eine der 4 Grundängste überwertig werden und
die Aufgabe eines der 4 Grundimpulse zur Folge
haben
• Konstitutionelle Anlagen und
lebensgeschichtliche Hintergründe beeinflussen
die Ausprägung der Grundformen der Angst
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Grundforderungen des Lebens
nach Riemann
Entwicklungs-Forderung
• Individuation
• Sich der Welt/ den
Mitmenschen /dem Leben
vertrauensvoll öffnen
• Streben nach Dauer und
Beständigkeit
• Wandlung, Veränderung,
Entwicklung
Resultierende Angst
• Einsamkeit
• Abhängigkeit
• Angst vor Endgültigkeit und
Unfreiheit
• Unberechenbarkeit und
Endlichkeit des Lebens
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Grundformen der Angst nach Riemann
1. Schizoide Struktur -> Angst vor Nähe
2. Depressive Struktur -> Angst vor dem Verlust
der Geborgenheit
3. Zwanghafte Struktur -> Angst vor der
Vergänglichkeit
4. Hysterische Struktur -> Angst vor der
Endgültigkeit und Beschränkung der Freiheit
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
PANIKSTÖRUNG
Wiederkehrende Angstattacken ohne
unmittelbaren Auslöser
© Dr. Katharina Friedrichs; 2012
Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
PSYCHODYNAMIK
nach Shear ´93
1. Angeborene neurophysiologische Erregbarkeit +
angstmachendes Elternverhalten
2. Psychische Vulnerabilität
-> Abhängigkeits-Autonomiekonflikte
-> gestörte Objektbeziehungen
-> Unzureichende Abwehrmechanismen
Höhere Frequenz und Intensität negativer Affekte
Zunahme der neurophysiologischen Sensibilität
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Belastendes Ereignis (körperlich oder psychisch)
 Gesteigerte Neurophysiologische Aktivierung
 Erosion des Sicherheitsgefühls
 Wahrnehmung neurophysiologischer Abweichungen /
Sensationen
 Gefühl des Kontrollverlust
Negativer Affekt
Inititiale Panikattacke
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Panikstörung
• Inzidenz 1-3% der Bevölkerung
• Angst vor der Angst führt oft zu
Chronifizierung und Agoraphobie
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Auslöser
• Auf den ersten Blick „grundlos“
• Dahinter i.d.R. ein rasch verdrängter flüchtiger
Affekt z.B. Aggressionen
-> Konfliktmodell
• Bedrohung des Bindungssystems (Bowlby)
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Generalisierte Angststörung
Durchgängiger Angstzustand mit
andauernder Unruhe, Anspannung und
Besorgnissen
„Sorgenkrankheit“
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Generalisierte Angststörung
„Und seien wir ehrlich, Leben ist
immer lebensgefährlich“
Erich Kästner
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Symptome
1. Angst vor allem und jedem
2. Vegetative Symptome der Anspannung
(Schlafstörung!!)
3. Unfähigkeit zur Entspannung (immer auf
Achse sein)
4. Inhaltliches Denken durch ständiges Sorgen
dominiert
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Epidemiologie
• Oft in Kombination mit Panikstörung
• Spontane Remission selten
• Frauen sind deutlich häufiger betroffen
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Psychodynamik
• DEFIZITMODELL
Wiederholtes Erleben der Ich-Schwäche /
innere Brüchigkeit
Angst
Wegen Ich-Schwäche kann Angst nicht
toleriert oder abgewehrt werden
Angstfreiheit kann nicht hergestellt werden
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Phobische Störungen
Angst vor einer Situation oder einem Objekt
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Agoraphobie
• Angst vor dem Verlassen der Wohnung oder
dem Aufsuchen öffentlicher Orte
Furcht vor Situation der Hilflosigkeit in der
Öffentlichkeit
• Sonderform der Panikstörung?
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Psychodynamik
• Unfähigkeit zur Selbststeuerung i.B. der Impulskontrolle
• Abgabe der Bestimmung über sich selbst an „schützende Dritte“
• Ursache: unbewusste bedrohliche Vorstellung oft sexueller oder
aggressiver Impulse, für die die gefürchtete Situation symbolisch
eintritt
• Oft ängstlich-vermeidende oder anankastische Persönlichkeitszüge
• Abwehr durch Verschiebung von Innen nach Außen
• Vermeidung wird gelernt und führt zur Chronifizierung
• Durch Vermeidung kann keine korrigierende Erfahrung gemacht
werden
• Pseudophobie (nach Bowlby)
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Soziale Phobie
Angst vor sozialen Interaktionen , in
denen der Patient eine negative
Beurteilung befürchtet
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Symptome
• Angst vor Beschämung
• Sozialer Rückzug
• Nach Depression und Alkoholabhängigkeit
eine der häufigsten psychischen Erkrankungen
• Beginn spätestens in der Jugend
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Pathogenese
Kognitionstheoretisch (Clark /Weiß)
Konstitutionelle soziale Gehemmtheit
 Frühe Erfahrungen (Hänseleien in der Schule)
 Sicherheitsverhalten mit dem Ziel, Blamagen zu
vermeiden
 Verschiebung der Aufmerksamkeit von externalen zu
internalen Vorgängen
 Keine Realitätsprüfung, sondern Verharren in der
Überzeugung sich blamiert zu haben
 Antizipatorische und nachträgliche dysfunktionale
gedankliche Verarbeitung
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Pathogenese
Psychodynamisch (Hoffmann)
• Wenig Bindungssicherheit, defizitäres
Selbstkonzept
Selbstunsicherheit
Kompensatorisch überhöhte Selbstsicht, die
nach außen projeziert wird
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Behandlung von Angststörungen
• Information und Aufklärung
 Vermitteln eines Erklärungsmodells
 Erläuterung zum „Teufelskreis der Angst“
 Korrektur von Fehleinschätzungen körperlicher
Beschwerden
• Selbstmanagement des Patienten
 Verhaltensanalyse der Angstsituation und –
reaktion
 Angst- und Vermeidungstagebücher
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Behandlung von Angststörungen
•
•
•
•
Verhaltenstherapie
Expositions-/Konfrontationsübungen
Systematische Desensibilisierung
Kognitive Verhaltenstherapie
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Psychodynamische Therapie der
Angststörungen
• Aufdecken und Durcharbeiten der unbewussten
Konflikte
• Im Schutz der therapeutischen Beziehung
Auseinandersetzung mit dem angstbesetzten
Konflikt
-> Wiederholte Erfahrung, dass in der
Übertragungsbeziehung Angst erlebt und
bewältigt werden kann
->Stärkung und Nachreifung des Ichs
->Bessere Flexibilität zur Lösung der Konflikte
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Differenzialindikation
• Bei Ich-strukturell gestörten Patienten i.d.R.
Langzeittherapie >50h mit Fokus auf IchStärkung und
Angstbewältigungsmöglichkeiten
• Bei spezifischen Phobien eher Konflikt
aufdeckende Therapie
• Bei vorrangiger Somatisierungssymptomatik
Einnehmen eines klaren Standpunktes und
Ablehnen weiterer somatischer Diagnostik
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Integrativer Ansatz
• Med. Begleittherapie wenn, dann möglichst
konsequent, nicht „nach Bedarf“
• Berücksichtigung systemischer Aspekte
(Sekundärer Krankheitsgewinn! )
• Kognitive Techniken
• Auseinandersetzung mit
Vermeidungsverhalten!
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Abbau von Vermeidungsverhalten
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Zwangsstörungen
oZwangsgedanken
oZwangsimpulse
oZwangshandlungen
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
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Zwangsstörungen
• Subjektives Gefühl des Zwangs, bestimmte Gedanken denken
oder Handlungen tun zu müssen
• Völlige Einsicht in die Unsinnigkeit des Zwangs
• Zwang kann trotz dieser Einsicht nicht unterdrückt werden
• Zwang wird als in einem selbst entstanden, aber trotzdem als
ich-dyston erlebt
• Ängstlich getönte Grundstimmung
• Das Ich des Patienten wehrt sich vergeblich aber verzweifelt
gegen Zwangsinhalte
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Zwangsgedanken
• Denkstörungen im Zentrum
Formale Denkstörungen:
 Grübeln
 Wiederholungen
 Weitschweifigkeit
 Verlust des Blicks für das Wesentliche
Inhaltliche Denkstörungen
 Alles dominierender Zweifel
 Magische Grundeinstellung
© Dr. Katharina Friedrichs; 2012
Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
© Dr. Katharina Friedrichs; 2012
Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Zwangsimpulse
• Einschießende Vorstellungen
• Meist aggressive oder sexuelle Inhalte
• Werden so gut wie nie realisiert
© Dr. Katharina Friedrichs; 2012
Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Zwangshandlungen
• i.d.R. Folge inhaltlicher Zwangsgedanken
Magische Rituale sollen das Böse bannen
Kontrollzwänge sollen den Zweifel bannen
Ordnungszwänge
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
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Differentialdiagnosen
•
•
•
•
Phobische Störungen
Grübelzwänge bei Depressionen
Hypochondrische Störung
Isolierter Wahn
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Epidemiologie
•
•
•
•
Vierthäufigste psychische Krankheit
Lebenszeitprävalenz 2-3%
Beginn i.d.R. 20-30Lj.
Männer mehr Kontrollzwänge, Frauen mehr
Waschzwänge
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Verlaufsformen
•
•
•
•
Anankastische Reaktion mit guter Prognose
Episodischer, phasenhafter Verlauf
Chronisch (am häufigsten)
Progredient maligne
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Pathogenese
•
•
•
•
•
Genetische Faktoren
Somatische Faktoren
Neurobiologische Kofaktoren
Anatomische Faktoren
Serotoninstoffwechselstörungen
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Psychodynamik
• Triebe, die keinen Anschluss ans Ich gefunden
haben -> Pathogene Impulse
-> 1. Impulse brechen ins Bewusstsein durch
und werden durch Isolierung abgewehrt
2. Impulse bleiben unbewusst und werden als
Zwangsbefürchtungen wahrgenommen
© Dr. Katharina Friedrichs; 2012
Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Psychodynamik
• Zweifel als zentrale formale Denkstörung
Ambivalenz als Affektkorrelat
Handlungsstörung = zentrale Ich-Störung
Ich kann Denken und Handeln nicht
unterscheiden –> Impulse werden als
gefährlich wahrgenommen
© Dr. Katharina Friedrichs; 2012
Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Abwehrmechanismen
•
•
•
•
•
Reaktionsbildung
Regression
Isolierung
Ungeschehen-Machen
Intellektualisierung
© Dr. Katharina Friedrichs; 2012
Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Entwicklungsbedingungen
• Strenge, rigide, aggressive oder willkürliche
Bedingungen
Eigene Wünsche, Aggressivität,
Autonomieentwicklung werden verboten
Schuldgefühle und Angst
Rigides Über-Ich
© Dr. Katharina Friedrichs; 2012
Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Therapie
• Verhaltenstherapie: Konfrontation und
Reaktionsverhinderung
• SSRI
• Analytische Behandlung durch
Rationalisierung ,Intellektualisierung und
Schwierigkeiten beim freien Assoziieren
erschwert - >Gefahr der zwanghaften
Hyperreflexion
© Dr. Katharina Friedrichs; 2012
Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
© Dr. Katharina Friedrichs; 2012
Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Techniken zur Behandlung von
Zwangsgedanken
•
•
•
•
•
Distanzierungstechniken
Lastwagenmetapher
Gedankenstopp
Exposition
Kognitive Verfahren
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Konversionsstörungen
• Funktionsstörungen und Ausfälle der
Willkürmotorik, der Sensibilität und des
Sensoriums, die nicht durch körperliche
Erkrankungen verursacht sind, sondern auf
psychische und psychosoziale Konflikte
zurückzuführen sind (ICD 10)
• Teilweiser o. kompletter Verlust des bewussten
Zusammenhanges von Erinnerungen,
Identitätsbewusstsein, unmittelbaren
Empfindungen und Kontrolle der
Körperbewegungen
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Hysterische Neurose
1.
2.
3.
4.
Somatisierungsstörung
Konversionsstörung
Dissoziative Störung
Histrione Persönlichkeitsstörung
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
DSM IV
• Konversionsstörung
• Somatisierungsstörung
• Dissoziative Störung
Somatoforme
Störung
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
ICD 10
• Konversionsstörung
• Dissoziative Störung
• Somatisierungsstörung
Dissoziative
Störung
Somatoforme St.
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Dissoziative Störungen
•
•
•
•
Dissoziative Anfälle
Ausfälle / Dysfunktionen der Bewegung
Ausfälle / Dysfunktionen Sinnesempfindungen
Dissoziative Bewußtseinsstörungen
© Dr. Katharina Friedrichs; 2012
Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Positive Diagnosekriterien
• Symptomwahl oft durch biographische
Erfahrungen ableitbar
• Oft andere Konversionssymptome in der
Anamnese
• Zusammenhang mit Belastungsfaktorren
• Hinweise auf histrione, abhängige oder passivaggressive Persönlichkeitsstörung
© Dr. Katharina Friedrichs; 2012
Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Differentialdiagnosen
• Körperliche Erkrankungen
• Simulation (bewusste Vortäuschung)
• Artifizielle Störung (Motiv der
Selbstschädigung ist unbewusst)
© Dr. Katharina Friedrichs; 2012
Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Dissoziative Anfälle
• „Jede Form eines epileptischen Anfalls kann
man sich auch als nicht-epileptischen
vorstellen“ (Kremer 1998)
© Dr. Katharina Friedrichs; 2012
Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Kriterien, die eine psychische Genese
nahelegen
• Keine lichtstarren / weiten Pupillen
• Nicht aus dem Schlaf heraus auftretend
• Zungenbiss, Einkoten, Einnässen
unwahrscheinlich
• Verletzungen selten
• Anfallsgeschehen weniger abrupt
• Unauffälliges iktales EEG
• Dissoziative Bewußtseinsstörung in der
Anamnese
© Dr. Katharina Friedrichs; 2012
Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Ausfälle/Dysfunktionen der Bewegung
• Am häufigsten Ataxie, Abasie und Astasie
• Andere: Schlaffe Lähmung, Tremor, Aphonie,
Mutismus
• Diagnose z.T. mit EMG / ENG möglich
• „Belle indifference“
• Symptome oft einseitig
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Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Ausfälle/Dysfunktionen der
Sinnesempfindungen
•
•
•
•
Psychogene Blindheit, Taubheit
Par-, Dys-, Hyp-, oder Hyperästhesien
Oft am Kleidungsschema orientiert
Hemisymptomatik oft streng an Mittellinie
begrenzt
© Dr. Katharina Friedrichs; 2012
Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Dissoziative Bewußtseinsstörungen
•
•
•
•
•
•
•
•
Amnesie
Fugue
Stupor
Trance- und Dämmerzustände
Ganser-Syndrom
Depersonalisation
Derealisation
Identitätsstörung
© Dr. Katharina Friedrichs; 2012
Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Konversionssymptome können
letztlich jede Erkrankung
darstellen!
© Dr. Katharina Friedrichs; 2012
Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Epidemiologie
•
•
•
•
<1% Lebenszeitprävalenz
Gipfel im jungen Erwachsenenalter
In Entwicklungsländern häufiger
i.d.R. akuter Beginn nach belastenden
Lebensereignissen
• Oft spontane und rasche Rückbildung
• Erhebliche Rezidivneigung
© Dr. Katharina Friedrichs; 2012
Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Pathogenese
• Körperliche Bereitschaft
• Eigene Krankheitserfahrung
• Fragliche Begünstigung durch zerebrale
Beeinträchtigung
• Entwicklungsschäden i.S. von Traumata,
Verlusterlebnissen, ungünstigem sozialen Milieu
i.d. Kindheit
• V.a. bei dissoziativen Krampfanfällen und
Bewußtseinsstörungen oft sexuelle
Traumatisierung in der Anamnese
© Dr. Katharina Friedrichs; 2012
Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Abwehrmechanismen
•
•
•
•
Verdrängung
Verleugnung
Verschiebung von Affekten
Projektion von Affekten / Bedürfnissen
© Dr. Katharina Friedrichs; 2012
Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Psychodynamik
• Gesteigerte Identifizierungsneigung und hohe
Suggestibilität
• Hyperemotionalität zur Abwehr nicht akzeptabler
Umwelteindrücke, Schuldgefühle..
• Veränderung des Selbstbilds -> Entlastung des
Gewissens
• Symbolisierung: unbewusstes Ausdrücken des Konflikts
• Konversion: Überführung eines seelischen Vorgangs in
einen körperlichen
• Dissoziation: Abspaltung nicht verarbeiteten
psychischen Materials
© Dr. Katharina Friedrichs; 2012
Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Typische Arzt-Patient-Interaktion
• „Agieren“ des Patienten
Unreflektiertes Wiederholen des Konflikts
Verschlechterung psychotherapeutischer
Möglichkeiten
• Oft schwer vorstellbar, dass der Patient nicht
simuliert
• i.d.R. starke emotionale Einbeziehung mit
handelnder, angstgetriebener Aktivität beim
Gegenüber
© Dr. Katharina Friedrichs; 2012
Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
Therapie
• Oft rasche Remission bei Zuwendung
• Hohe Rezidivneigung, wenn der neurotische
Hintergrund nicht beachtet wird
• Analytische Ansätze v.a. wenn
Persönlichkeitsproblematik vorliegt
• VT v.a. wenn Fokus auf der direkten
Symptombeeinflussung
• Problem des Symptomwechsels
• Berücksichtigung sozialer Verstärker
• Symptomorientierte Übungsbehandlung (KG)
© Dr. Katharina Friedrichs; 2012
Dr. Christiane Tholen-Rudolph, 2015
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