01/2014 Leben mit Psoriasis journal für menschen mit schuppenflechte LEBEN Interview zum Leben mit Psoriasis MEDIZIN Beipackzettel: Was steht drin? WISSEN Das Köbner-Phänomen Gesunde Ernährung für mehr Wohlbefinden INHALT LEBEN MEDIZIN 3 Entspannter durch den Alltag: Yoga 12Kurzmeldungen 4 Gesunde Ernährung für mehr Wohlbefinden 14 Beipackzettel: Was steht drin? 8Meine Sicht: Interview über das Leben mit Psoriasis 10Zehn Tipps zu Begleiterkrankungen WISSEN 17 Das Köbner-Phänomen 18 Chronische Entzündung EDITORIAL Liebe Leserinnen und Leser, Leben mit Psoriasis begrüßt Sie mit einem frischen „Look“. Neue Farben und ein modernes Aussehen prägen das neue Heft. Die inneren Werte bleiben gleich: Ausgabe 01/2014 hält für Sie einen vielseitigen Themenmix aus den Bereichen „Leben“, „Medizin“ und „Wissen“ rund um die Schuppenflechte bereit. Der Herbst begrüßt uns mit strahlenden Farben. Kürbis, Brokkoli oder Tomaten: Zeit, um sich auch beim Essen vom Herbstgemüse inspirieren zu lassen. Tipps zum Essen und Trinken speziell bei Psoriasis finden Sie ab Seite 4. Lesen Sie den Beipackzettel Ihrer Medikamente? Wir erklären Ihnen ab Seite 14, warum das wichtig ist, welche Informationen und warum er diese enthält. Die Rubrik „Wissen“ beschäftigt sich mit der Frage, warum Schuppenflechte zu den chronischen Krankheiten gehört. Antworten dazu gibt es ab Seite 18. Wir wünschen Ihnen eine abwechslungsreiche Lektüre! Ihr Redaktionsteam von Leben mit Psoriasis LEBEN Leben mit Psoriasis 3 Entspannter durch den Alltag Yoga – Einklang von Körper und Seele Yoga ist eine Entspannungstechnik, die körperliche Übungen mit Tiefenentspannung, Atem- und Meditationsübungen kombiniert. Die positiven Effekte sind sowohl psychisch als auch körperlich zu spüren. Für Menschen mit Psoriasis ist diese Entspannungstechnik empfehlenswert, da sie inneren Stress lindert, für mehr Gelassenheit sorgt und die allgemeine Vitalität stärkt. Darüber hinaus ist Yoga – unter Anleitung – einfach zu erlernen. Bewegung, Konzentration und Entspannung Effekt: Yoga wirkt beruhigend und ausgleichend und kann den Folgen von Stress entgegenwirken. Zudem kann regelmäßiges Yoga Schlafstörungen, Hintergrund: Yoga ist Teil der indischen Philosophie. Ängste, Depressionen, Migräne und RückenschmerDas Wort „Yoga“ kommt aus dem Sanskrit und zen lindern. bedeutet „Verbindung“ bzw. „Vereinigung“. Erste Übungen wurden circa 700 vor Christus beschrieben. Pluspunkte: Kosten für Kurse werden von vielen Yoga, wie es heute bei uns praktiziert wird, ist aus Krankenkassen im Rahmen der Gesundheitsvorsorge dieser philosophischen Lehre herausgelöst und erstattet. Da es viele verschiedene Yoga-Stile gibt, konzentriert sich auf die Aspekte Körperbeherr- eignet es sich für jedes Alter und jeden Fitnessgrad. schung, Konzentration und Entspannung. Unter Besondere Voraussetzungen gibt es keine. den mehr als 100 verschiedenen Yoga-Stilen ist Hatha-Yoga der bekannteste. Prinzip: Die körperlichen Übungen (Asanas) werden kombiniert mit Phasen der Tiefenentspannung, Atemübungen (Pranayama) und Meditationsübungen. So wird die Vitalität verbessert und die innere Gelassenheit gefördert. Hatha-Yoga trainiert Kraft, Flexibilität und Gleichgewicht, andere Yoga-Formen haben einen eher meditativen Schwerpunkt. Wenn Sie – in unterschiedlichen Einzelstunden – herausgefunden haben, welcher Stil für Sie geeignet ist, belegen Sie am besten einen Yogakurs. Tipp: Nicht nur Yogazentren, auch viele Volkshochschulen bieten Kurse mit qualifizierten Yogalehrern an. 4 LEBEN Ausgabe 01/2014 Gesunde Ernährung für mehr Wohlbefinden Essen, was guttut Dr. rer. biol. hum. Anja Waßmann Ernährungstherapeutin, Hamburg Beitrag von Dr. rer. biol. hum. Anja Waßmann Eine ausgewogene und gesunde Ernährung tut jedem gut – ob mit oder ohne Schuppenflechte. Die Krankheit ist jedoch ein guter Grund, noch genauer hinzuschauen und den täglichen Speiseplan auf die individuellen Bedürfnisse auszurichten. Warum? Essen und Trinken, Bewegung, Stress, Rauchen – wir wissen heute, dass Psoriasis vom Lebensstil beeinflusst wird. So kann sich etwa Übergewicht negativ auf den Verlauf der Erkrankung auswirken und das Ansprechen auf eine Therapie verschlechtern. Darüber hinaus ist Schuppenflechte mit einem erhöhten Risiko für bestimmte Begleiterkrankungen verbunden. Bluthochdruck, Diabetes oder erhöhte Blutfettwerte zählen dazu. Mit einer gesunden Ernährung – und Bewegung – kann diesem Risiko gezielt entgegengewirkt werden. Zu guter Letzt gibt es auch Menschen mit Schuppenflechte, die von einem erneuten Schub oder einer Verschlechterung der Beschwerden nach Verzehr bestimmter Lebensmittel berichten. Es lohnt sich also herauszufinden, ob es solche persönlichen Auslöser gibt. LEBEN Zehn Leben mit Psoriasis 5 Punkte für eine gesunde Ernährung Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat zehn Punkte zusammengefasst, die eine gute Orientierung geben, genussvoll, ausgewogen, abwechslungsreich und gesund zu essen. Auch für Menschen mit Schuppenflechte ist das eine gute Grundlage, um den Speiseplan zu gestalten. Beachtet werden sollten dabei jedoch einige Besonderheiten in der Lebensmittelauswahl sowie Lebensmittel, die individuell einen neuen Schub provozieren können. Basis einer ausgewogenen und gesunden Ernährung für Menschen mit Psoriasis (DGE 2013, angepasst an die Bedürfnisse von Menschen mit Psoriasis) Vielseitig essen Gemüse und Obst, Getreide- und Milchprodukte, Fleisch und Fisch – sorgen Sie für Abwechslung auf dem Teller. So bekommen Sie alle wichtigen Nährstoffe! Gemüse reichlich, Obst aber nur in Maßen genießen! „5 am Tag“, so lautet die Empfehlung für die Zufuhr von Gemüse und Obst! Dabei sollten es aber gern drei bis vier Portionen Gemüse und wegen des Fruchtzuckergehalts nur ein bis zwei Portionen Obst sein. Eine Portion entspricht etwa einer Handvoll. Möglichst frisch oder nur kurz und schonend gegart: so sind Gemüse und Obst besonders nährstoffreich und gesund! Die enthaltenen Antioxidantien können so schützend bei der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung Schuppenflechte wirken. Vollkornprodukte bevorzugen und in Maßen genießen! Brot, Getreide, Nudeln, Reis – am besten aus Vollkorn – sowie Kartoffeln bieten Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Besonders wer sich wenig bewegt, sollte ein Zuviel an Getreideprodukten jedoch vermeiden, um einer Gewichtszunahme vorzubeugen. Milch- und Milchprodukte, Fisch, Fleisch und Eier – gut gewählt Milch- und Milchprodukte täglich, Fisch ein- bis zweimal wöchentlich, 300 bis 600 g Fleisch und Wurstwaren pro Woche sowie Eier in Maßen runden die Ernährung ab. Während fettreiche Fleischwaren nur sehr maßvoll verzehrt werden sollten, sind fettreiche Fischsorten wie Lachs, Hering oder Makrele wichtige Lieferanten für lebensnotwendige Omega-3-Fettsäuren, die positive, antientzündliche Wirkungen entfalten können. Fette bewusst auswählen Pflanzliche Fettlieferanten und Öle sind ein wichtiger Bestandteil des täglichen Speiseplans: Oliven, Avocado, Walnüsse, Leinsamen, Rapsöl oder Leinöl sind besonders wertvoll und für Patienten mit Schuppenflechte gut geeignet. Frittierte Speisen oder fettreiches Blätterteiggebäck sollten hingegen nur selten den Weg auf den Teller finden. 6 LEBEN Ausgabe 01/2014 Zucker und Salz in Maßen Zucker und Süßes sind nicht verboten – sollten aber nur gelegentlich genossen werden. Kreatives Würzen mit Kräutern und Gewürzen spart Salz. Reichlich Flüssigkeit Trinken ist lebensnotwendig. 1,5 bis 2 l täglich sind ideal. Am besten geeignet ist Wasser zum Durstlöschen, nicht geeignet sind gesüßte Getränke, pure Fruchtsäfte oder -nektare sowie Alkohol. Schonend zubereiten Bei möglichst niedrigen Temperaturen kurz und mit hochwertigen Pflanzenölen gegart – so bleiben der Geschmack von Lebensmitteln sowie wichtige Nährstoffe erhalten. Tipp: Das Garen im Bratschlauch oder in Folie ist nicht nur praktisch, sondern auch besonders schmackhaft und nährstoffschonend! Sich Zeit nehmen und genießen Nicht nur auf das „Was“, auch auf das „Wie“ beim Essen kommt es an: Genügend Zeit und eine ruhige Atmosphäre sorgen für Genuss und steigern das Sättigungsempfinden. Auf das Gewicht achten und in Bewegung bleiben Vollwertige Ernährung und viel körperliche Bewegung (30 bis 60 Minuten pro Tag) gehören zusammen. Sie helfen dabei, das Wunschgewicht zu erreichen oder zu halten und das Risiko für das Auftreten von Begleiterkrankungen zu reduzieren. Trigger meiden Zwar trifft es nicht auf alle Menschen mit Schuppenflechte zu, aber in einigen Fällen können bestimmte Lebensmittel oder Inhaltsstoffe dafür sorgen, einen neuen Schub auszulösen oder den Hautzustand zu verschlechtern. Ob es solche persönlichen „Trigger“ – also auslösende Faktoren – gibt, gilt es daher herauszufinden. Ein Ernährungstagebuch, in dem notiert wird, was gegessen und getrunken wurde, ob an dem jeweiligen Tag weitere Faktoren wie Stress eine Bedeutung hatten und ob die Haut reagiert hat, kann bei der Spurensuche helfen. Nicht empfehlenswert sind spezielle – womöglich einseitige – Diäten, die immer wieder im Zusammenhang mit der Schuppenflechte empfohlen werden. Sie können sogar gesundheitsschädlich sein! Lebensmittel, die von Menschen mit Schuppenflechte als Trigger beschrieben werden � Alkohol – insbesondere Wein und „harte“ alkoholische Getränke � Kaffee � Nüsse � Scharfe Gewürze (Chili, Pfeffer, Curry) und scharf gewürzte Speisen � Säurereiche Lebensmittel (z. B. sauer eingelegte Speisen) LEBEN Leben mit Psoriasis 7 Checkliste für einen vitalen Lebensstil bei Psoriasis Günstige Faktoren Ungünstige Faktoren �Ein gesundes Körpergewicht �Übergewicht �Regelmäßige körperliche Aktivität �Wenig Bewegung �Omega-3-Fettsäuren in der Kost: Seefisch, hochwertige Pflanzenöle, Nüsse und Ölsaaten �Viel fettreiches Fleisch und fettreiche tierische Lebensmittel, Eier �Pflanzenbetonte, abwechslungsreiche Ernährung: Vollkornprodukte bevorzugen und in Maßen genießen, reichlich Gemüse und ein bis zwei Portionen Obst am Tag �Wenig Gemüse und Obst �Alkohol nur in Maßen! �Alkohol �Verzicht auf Zigaretten! �Rauchen �Entspannungsverfahren �Stress �Weißmehlprodukte und zuckerreiche Lebensmittel Quellen: Araujo M L D et al.: Food, Nutrition and Diet Therapy in Psoriasis. In: Psoriasis 2012. | Boehncke W-H, Boehncke S, Tobin A-M, Kirby B: The “psoriatic march”: a concept of how severe psoriasis may drive cardiovascular comorbidity. Experimental Dermatology 2010; 20: 303–307. | Boehncke W-H, Boehncke S: More than skin-deep: the many dimensions of the psoriatic disease. Swiss Med Wkly 2014; 144. | Liu SW, Lien MH, Fenske NA: The effects of alcohol and drug abuse on the skin. Clinical Dermatology 2008; 28: 391–9. | Qureshi AA, Dominguez PL, Choi HK, Han J, Curhan G: Alcohol intake and risk of incident psoriasis in US women: a prospective study. Archives of Dermatology 2010; 146: 1364–9. | Ricketts JR et al.: Nutrition and psoriasis. Clin Dermatol 2010; 28: 615–626. | Serwin AB et al.: Tumor necrosis factor (TNF-`) alpha converting enzyme and soluble TNF-` receptor type 1 in psoriasis patients in relation to the chronic alcohol consumption. Journal of the European Academy of Dermatology and Venerology 2008; 22: 712–717. | Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE; http://www.dge.de/pdf/10-Regeln-der-DGE.pdf | Wolters M: Diet and psoriasis: experimental data and clinical evidence. British Journal of Dermatology 2005; 153: 706–714. | Wolters M: Die Bedeutung der Ernährung und begleitender Faktoren bei Psoriasis. Der Hautarzt 2006; 11: 999–1004. 8 LEBEN Ausgabe 01/2014 Meine Sicht Gespräch mit Matthias Wilke* über das Leben mit Psoriasis Seit wann haben Sie Schuppenflechte? Genau ist das nicht zurückzuverfolgen. Bewusst wahrgenommen habe ich das im Jahr 2009, an einer Stelle am Handgelenk. Ich hatte mich an der Stelle verletzt und es heilte dann nicht mehr zu. Ich bin dann zum Hautarzt gegangen und es wurde Schuppenflechte diagnostiziert. Wie ist es dann weitergegangen mit der Psoriasis? Eine ganze Weile ist es dann nicht schlimmer geworden. Zwei Jahre später ist mein viertes Kind auf die Welt gekommen. Ich habe mich dann um die Kinder gekümmert, als meine Frau im Krankenhaus war, und hatte auch sonst ziemlich viel Stress. Danach habe ich dann einen starken Schub bekommen. Da kam ganz plötzlich alles auf einen Schlag. Mir kam das vor wie ein Vulkanausbruch. Ich war dann wieder beim Arzt und habe auch eine Kur beantragt. Das wurde erst einmal abgelehnt, später dann aber doch genehmigt. Zu dem Zeitpunkt hatte die Schuppenflechte den Gipfel erreicht. Als ich aus der Kur zurückkam, ging es erst besser, aber dann kam es mit großer Wucht zurück. Es wurde also alles noch viel schlimmer. Der ganze Körper von den Ohren bis zu den Fußnägeln war befallen. *Name von der Redaktion geändert LEBEN Wie hat sich die Psoriasis zu diesem Zeitpunkt auf Ihr Leben ausgewirkt? Der Schmerz und der Juckreiz, den ich rund um die Uhr hatte, haben mich an den Rand der Verzweiflung gebracht. Am Familienleben habe ich so gut wie gar nicht mehr teilgenommen. Ich habe die Zähne zusammengebissen und bin zur Arbeit gegangen, habe versucht dort so gut wie es ging meinen Job zu machen – auch wenn es schwierig war. Wenn dann Feierabend war und ich nach Hause kam, bin ich in ein riesengroßes Loch gefallen. Alle Energie war weg und ich habe mich nur noch zurückgezogen. Nachts habe ich mich dann wegen des Juckreizes blutig gekratzt. Wie haben Ihre Familie und Ihr Umfeld reagiert? Ich hatte die volle Unterstützung von meiner Frau. Auch die Kinder hatten Verständnis, gerade die größeren. Die wussten, dass ich krank bin. Die ganze Familie hat hinter mir gestanden. Auch von meinen Kollegen habe ich Unterstützung bekommen. Keiner hatte Berührungsängste, alle haben mich bestärkt. Mit Fremden hat das nicht so funktioniert. Da gab es viele schlimme Erlebnisse, gerade im Sommer, im Schwimmbad. Ich war einmal mit meinem Sohn in einer Therme zum Baden. Da haben alle anderen den Whirlpool verlassen, als ich dazugekommen bin. Mein Sohn hat mir Mut gemacht und gesagt: „Ach komm, dann haben wir jetzt wenigstens das Becken für uns.“ Ich habe mich durch solche Erlebnisse aber nicht einschüchtern lassen. Ich habe im Sommer trotzdem kurze Kleidung getragen, habe mich von der Schuppenflechte nicht umhauen lassen. Der Rückhalt meiner Familie und eine Therapie, die mir wirklich hilft, haben dazu beigetragen, dass ich gut mit der Schuppenflechte leben kann. Leben mit Psoriasis Aktiver Umgang mit der Psoriasis Matthias Wilke hat sich durch die Schuppenflechte nicht einschüchtern lassen und ist stets offen mit seiner Erkrankung umgegangen. Wie die Belastung durch die Psoriasis empfunden und welcher Weg der Krankheitsverarbeitung eingeschlagen wird, ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Die eigene Lebenseinstellung, der Zeitpunkt im Leben, in dem die Krankheit auftritt oder auch das soziale Umfeld können Einfluss darauf nehmen. Oft wird sie als weniger belastend empfunden, wenn ein aktiver Umgang und mit der Zeit die Akzeptanz der Krankheit gelingt. Mehr zum Thema Krankheitsbewältigung erfahren Sie in der AbbVie Care-Broschüre „Leben im Gleichgewicht: Stress­bewältigung und -vermeidung“, die Sie im Internet unter www.abbvie-care.de oder unter der kostenfreien Service-Rufnummer 08000 - 48 64 72 bestellen können. 9 3 10 Ausgabe 01/2014 LEBEN Zehn Tipps zu Begleiterkrankungen Psoriasis betrifft nicht nur die Haut, auch andere Organe können beeinträchtigt werden. Treten neben der Schuppenflechte bestimmte andere Krankheiten auf, spricht man von Begleiterkrankungen. Dazu gehören Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, krankhaftes Übergewicht, Diabetes, entzündliche Fettleber, Depression sowie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen. erkennen 1 Begleiterkrankungen Wenn Sie Schuppenflechte haben, ist es wichtig zu wissen, dass – neben Plaques und Juckreiz – Beschwerden, die man eigentlich ganz anderen Krankheiten zuordnet, mit der Schuppenflechte in Verbindung stehen können. Denken Sie an mögliche Begleiterkrankungen, wenn Sie andere Beschwerden haben, und sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber. behandelt 2 Gut Die Begleitkrankheiten der Psoriasis sind behandelbar. Zusätzlich ist es empfehlenswert, das Risiko für bestimmte Krankheiten, z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes, durch einen gesunden Lebensstil zu mindern. Facharzt 3 Beim Gelenke, Herz-Kreislauf-System, Augen oder Darm – egal wie und wo sich eine Begleit­ erkrankung zeigt, denken Sie daran, sie ist behandelbar. Dafür sollten Sie sich an den passenden Facharzt wenden. Informieren Sie darüber hinaus alle Ärzte, bei denen Sie in Behandlung sind, dass Sie Psoriasis haben, das hilft, Beschwerden besser einzuordnen. 4 Psoriasis-Arthritis Bis zu einem Drittel der Menschen mit Psoriasis entwickeln eine Gelenkentzündung, eine sogenannte Psoriasis-Arthritis. Wenn Sie Beschwerden an den Gelenken bemerken – Schmerzen, Schwellungen oder Bewegungseinschränkungen –, lassen Sie sich von einem internistischen Rheumatologen untersuchen. Eine frühzeitige Behandlung kann bleibende Schäden verhindern. LEBEN Leben mit Psoriasis 11 erkennen 5 Frühzeitig Bluthochdruck, Diabetes, krankhaftes Übergewicht und erhöhte Blutfettwerte – insbesondere der Stoffwechsel kann möglicherweise von der Psoriasis beeinträchtigt werden. Eine regelmäßige Überprüfung der „Risikowerte“ (z. B. alle zwei Jahre), hilft Ihnen, frühzeitig einzugreifen. So kann es z. B. sinnvoll sein, den Body-Mass-Index (BMI), den Blutdruck, den Puls, die Blutfett- sowie Blutzuckerwerte regelmäßig kontrollieren zu lassen. 6 Gewichtskontrolle Übergewicht wirkt sich ungünstig auf den Verlauf der Schuppenflechte aus und auch Begleiterkrankungen können dadurch begünstigt werden. Wenn Sie ein paar Pfunde zu viel auf die Waage bringen, tun Sie gut daran, diese purzeln zu lassen. Eine Ernährungsumstellung zusammen mit Sport und Bewegung hilft dabei, das Wunschgewicht zu erreichen. Rauch geht’s auch 7 Ohne Durch die Schuppenflechte ist das Risiko für Herz-Kreislauf- und Gefäßerkrankungen erhöht, Rauchen steigert dieses Risiko zusätzlich. Das ist also ein doppelt schlagfertiges Argument für alle Raucher mit Psoriasis, die Raucherentwöhnung in Angriff zu nehmen. Unterstützung erhalten Sie z. B. durch einen Kurs des „Rauchfrei-Programms“ (www.rauchfrei-programm.de). Ernährung 8 Bewusste Eine Psoriasis-Diät gibt es nicht, empfohlen wird aber eine ausgewogene und gesunde Ernährung. Sie hilft auch dabei, dem Risiko für Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder erhöhten Blutfettwerten gezielt entgegenzuwirken. Auch für die Gewichtskontrolle ist eine bewusste Ernährung wesentlich. Lesen Sie mehr zum Thema „Ernährung“ ab Seite 4 in diesem Heft. im Gleichgewicht 9 Seele Psoriasis und ihre Begleiterkrankungen können auch die Psyche beeinflussen. So kommen etwa Depressionen bei Menschen mit Schuppenflechte gehäuft vor. Das kann daran liegen, dass der Hirnstoffwechsel aus dem Lot gerät oder die Seele mit den Lebensumständen nicht mehr klarkommt. Entscheidend ist es zu handeln – eine psychiatrische oder psychotherapeutische Hilfe ist dann in der Regel sinnvoll und wichtig. Bewegung kommen 10 InSport und Bewegung bei Psoriasis? Auf jeden Fall empfehlenswert! Für das Herz-Kreislauf-System sowie den Fett- und Hirnstoffwechsel ist regelmäßiger Sport eine Wohltat. Durch regelmäßige sportliche Aktivität lässt sich unter Umständen das Risiko für Begleiterkrankungen mindern. Darüber hinaus helfen Sport und Bewegung bei der Gewichtskontrolle. Haben Sie schon Ihr persönliches Bewegungsprogramm aufgestellt? Na dann, los! 12 Ausgabe 01/2014 Gewichtskontrolle die K U RZ MELDU MEDIZIN NGEN Weniger Plaques, wenn Pfunde schmelzen Italienische Forscher haben sich damit beschäftigt, welchen Einfluss eine Gewichtskontrolle bei Übergewicht auf die Schuppenflechte hat. Das Ergebnis ist eindeutig: Bereits eine leichte Abnahme des Körpergewichts führte im Durchschnitt zu einem Rückgang der Plaques um etwa die Hälfte. 300 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis und Übergewicht nahmen an der Studie teil. Ziel war eine Gewichtsabnahme von mindestens 5 %. Während bei einer Gruppe den Pfunden mit einem persönlich zugeschnittenen Ernährungsplan und regelmäßigem körperlichem Training von mindestens 40 Minuten dreimal wöchentlich zu Leibe gerückt wurde, erhielt die zweite Gruppe lediglich grundlegende Informationen dazu, welchen Vorteil eine Gewichtsabnahme hat. Fast 30 % der intensiv betreuten Patienten erreichten das Abnahmeziel – gegenüber 14,5 % in der Informationsgruppe. Ähnlich war der Rückgang der Plaques: um 48 % bei den umfassend betreuten Teilnehmern, verglichen mit 25 % in der anderen Gruppe. Die Forscher vermuten, dass das erfreuliche Ergebnis darauf beruht, dass im Fettgewebe von Übergewichtigen eine Vielzahl von entzündungsfördernden Botenstoffen gebildet wird. Diese Botenstoffe sind unter anderem für die Fehlleitung des Immunsystems und anhaltende Entzündung bei Schuppenflechte und ihren vielen Begleiterkrankungen ausschlaggebend. Mit einer langfristigen Ernährungsumstellung und körperlicher Bewegung haben übergewichtige Menschen mit Schuppenflechte also selbst eine gute Möglichkeit, positiv auf den Krankheitsverlauf einzuwirken. Quelle: Naldi L et al: Diet and Physical Exercise in Psoriasis. A Randomized Trial. Br J Dermatol 2013; online 14. November 2013; doi: 10.1111/bjd.12735. bjd.12735. Leben mit Psoriasis 13 MEDIZIN Nüsse und Lebenszeit „Kern- Energie“ Nüsse auf dem Speiseplan können die Lebenszeit verlängern – das haben US-amerikanische Wissenschaftler herausgefunden. Sie zogen die Daten zweier großer Gesundheitsstudien mit insgesamt mehr als 118.000 Teilnehmern zurate und nahmen den Nusskonsum ins Visier. Ob Hasel-, Wal- oder Erdnuss – im Müsli, auf dem Salat oder als Snack: 30 g Nüsse täglich sollten Teil einer ausgewogenen und gesunden Ernährung sein. Sie sind wahre Mineralstoff- und Vitamin-Wunder, die hohe Anteile an gesunden ungesättigten Fettsäuren haben. Ihr hoher Eiweißanteil schützt außerdem vor Heißhunger, das ist hilfreich bei der Gewichtskontrolle. Nicht vergessen werden sollte dabei allerdings, dass Nüsse auch mit Kalorien nicht sparen – bis zu 600 kcal pro 100 g können sie enthalten. Quelle: Ying B et al: Association of Nut Consumption with Total and Cause-Specific Mortality. N Engl J Med 2013;369:2001–11. AbbVie Care Auch am kostenfreien Servicetelefon unter der Nummer 08000 – 48 64 72 ändert sich nichts. Die Internetseite mit vielen Informationen zur Schuppenflechte erhält mit www.abbvie-care.de jedoch ebenfalls einen neuen Namen. Ziel von AbbVie Care ist es, Unterstützung und Hilfestellung für ein Das Serviceprogramm des BioPharma-Unternehmens aktives Leben und einen selbstbestimmten Umgang AbbVie für Menschen mit chronisch-entzündlichen mit der Erkrankung zu bieten. Erkrankungen wie Schuppenflechte hat einen neuen Namen erhalten. Bislang Abbott Care, nennt sich das umfassende Serviceangebot seit Anfang des Jahres AbbVie Care – passend zum Initiator des Programms. Ein neues Aussehen und neue, freundliche Farben prägen die unterschiedlichen Servicematerialien. Gemeinsam, „with you“, lautet die Maxime des Programms. Das vielfach geschätzte Serviceangebot bleibt in der bewährten Form bestehen. Serviceprogramm mit neuem Namen 14 Ausgabe MEDIZIN 01/2014 Psoriasisbehandlung Beipackzettel: Was steht drin? Ziel des Beipackzettels – die offizielle Bezeichnung ist Gebrauchsinformation – von Medikamenten ist es, ganz genau über ein Arzneimittel, seine Anwendung und auch über mögliche Risiken zu informieren. Damit das Medikament richtig angewendet wird, ist es besonders wichtig, die Packungsbeilage genau zu lesen. Tauchen Fragen auf, ist der behandelnde Arzt oder auch der Apotheker der richtige Ansprechpartner, um diese zu beantworten. Doch wie kommt es zu den Angaben in der Gebrauchs­ information? Für die Hersteller von Medikamenten ist durch das Arzneimittelgesetz (AMG) genau vorgegeben, welche Informationen in welcher Reihenfolge sie beinhalten muss. Ganz oben nennt der Beipackzettel den Namen des Medikaments, dieser ist mit dem Warenzeichen „®“ gekennzeichnet. Auch der Wirkstoffname und die Menge des Wirkstoffs, z. B. pro Tablette, Spritze oder Tropfen, sind hier angegeben. Im nächsten Abschnitt folgen die Anwendungsgebiete, also die Erkrankungen, bei denen das Medikament eingesetzt werden kann. Meistens sind hier die medizinischen Fachbegriffe und auch die allgemein verständliche Bezeichnung genannt. Was müssen Sie beachten? Bevor ein Medikament genommen wird, sollten die Angaben in der Gebrauchsinformation dazu, was beachtet werden soll, gründlich gelesen werden. Hier ist aufgelistet, unter welchen Umständen das Arzneimittel nicht angewendet werden darf, z. B. wenn eine allergische Reaktion auf einen Bestandteil zu erwarten ist. Es kann auch bestimmte weitere Erkrankungen geben, die den Einsatz des Medikaments ausschließen. Auch wird beschrieben, ob das Medikament sich mit anderen Arzneimitteln verträgt oder deren Wirkung beeinflussen kann. Darf man Auto fahren oder Alkohol trinken, wenn man das Medikament genommen hat? Ist es in der Schwangerschaft und Stillzeit erlaubt? Dürfen es auch Kinder nehmen? Das sind weitere wichtige Fragen, die hier beantwortet werden. Leben mit Psoriasis 15 MEDIZIN Wie, wie viel, wie oft und wie lange – das erklärt der Arzt, wenn er ein Medikament verschreibt. Der Apotheker erkundigt sich ebenfalls, wenn er ein Arzneimittel abgibt, ob genau bekannt ist, wie es genommen werden soll. Doch auch im Beipackzettel lässt sich das noch einmal nachlesen. Die übliche Dosis, also Menge und Häufigkeit, werden genannt. Auch wie es genommen wird, ist erklärt: Vor den Mahlzeiten, in Wasser aufgelöst oder unter die Haut gespritzt können Angaben dazu sein. Sie haben aus Versehen zu viel von Ihrem Medikament genommen? Dann sollten Sie in jedem Fall mit Ihrem Arzt sprechen – in der Gebrauchsinformation steht, wie sich eine Überdosierung äußern kann. Zu Risiken und Nebenwirkungen … Weiter geht es im Beipackzettel mit dem Thema „Nebenwirkungen“. Die Hersteller von Medikamenten sind dazu verpflichtet, alle aufgetretenen Nebenwirkungen zu nennen. Sowohl die Hersteller als auch die Behörden erfassen Fälle von Nebenwirkungen oder auch, wenn ein Verdacht darauf besteht. Im Beipackzettel steht, wie häufig die genannten Nebenwirkungen auftreten. Häufigkeit Wie viele sind betroffen? Das bedeutet in Prozent … sehr häufig mehr als 1 von 10 Behandelten mehr als 10 % häufig 1 bis 10 Behandelte von 100 1 bis 10 % gelegentlich 1 bis 10 Behandelte von 1.000 0,1 bis 1 % selten 1 bis 10 Behandelte von 10.000 0,01 bis 0,1 % sehr selten weniger als 1 Behandelter von 10.000 weniger als 0,01 % nicht bekannt Die Häufigkeit ist auf Grundlage der vorhandenen Daten nicht abschätzbar. 16 Ausgabe 01/2014 MEDIZIN Bei der Entwicklung von Medikamenten wird versucht, Nebenwirkungen möglichst gering zu halten. Das kann durch die genaue Zusammensetzung und Gestaltung des Wirkstoffs beeinflusst werden, durch die Anwendungsform – ob er z. B. als Tablette eingenommen oder gespritzt wird – oder auch durch die Dosierung. Ob es zu einer Nebenwirkung kommt, kann von ganz unterschiedlichen Dingen abhängen, denn jeder Mensch ist anders. Die Erbanlagen, das Alter, ob weitere Erkrankungen vorliegen und die allgemeine körperliche Verfassung – z. B. ein hoher oder niedriger Blutdruck – sind verschieden. Auch der Lebensstil unterscheidet sich, etwa das Gewicht, die Ernährung, ob jemand raucht, trainiert oder untrainiert ist. Das alles kann Einfluss darauf haben, wie ein Medikament wirkt. Richtig aufbewahren „Für Kinder unzugänglich“ – klar, dass Medikamente einen sicheren Platz bekommen sollten, damit sie nicht in falsche Hände gelangen. Doch gibt es noch andere Punkte zur Aufbewahrung, die wichtig sein können. Im Beipackzettel kann man Genaues dazu erfahren. Einige Arzneimittel müssen z. B. gekühlt werden, andere sind nach dem Öffnen nur eine begrenzte Zeit haltbar. Das ist wichtig, damit nicht ein Medikament genommen wird, das seine Wirkung durch falsche Lagerung längst verloren hat. Abschluss eines jeden Beipackzettels sind einige weitere Informationen. Dort finden sich nochmals der Wirkstoff sowie eine Aufzählung aller Bestandteile – hier lässt sich etwa nachsehen, ob ein Inhaltsstoff dabei ist, der womöglich persönlich nicht vertragen wird. Auch der Hersteller des Medikaments wird genannt. Wenn eine Gebrauchsinformation für ein Medikament zunächst auch den Eindruck von viel „Kleingedrucktem“ erweckt, enthält sie doch viele wichtige Informationen, die eine gute Hilfestellung zur Behandlung bieten. Bleiben Fragen oder Bedenken nach der Lektüre, sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt darüber. Die richtige Anwendung eines Medikaments ist eine wichtige Grundlage dafür, dass die Therapie Erfolg hat. Tipp: Auf der barrierefreien Internetseite www.patienteninfo-service.de kann gezielt nach Gebrauchsinformationen von Medikamenten gesucht werden. Leben mit Psoriasis 17 WIS SEN Was steckt hinter dem Köbner-Phänomen? Reiz und Reaktion Eine Abschürfung oder ein Reibungspunkt auf der Haut und genau an dieser Stelle entsteht ein neuer Psoriasis-Plaque. Ist Ihnen das auch schon widerfahren? Es handelt sich um das sogenannte Köbner-Phänomen. Es kann bei Schuppenflechte, aber auch bei anderen Krankheiten, bei denen die Haut betroffen ist, wie der Weißfleckenkrankheit (Vitiligo) oder der Schmetterlingsflechte (Lupus erythematodes) auftreten. Das Phänomen beschreibt die Entstehung eines neuen Krankheitsherdes an einer bislang gesunden Hautstelle, ausgelöst durch einen Reiz von außen. Eine weitere Bezeichnung ist daher auch „isomorpher Reizeffekt“. Isomorph bedeutet „gleich vom Aussehen, jedoch mit unterschiedlicher Ursache“. Blick in die Geschichte: Heinrich Köbner Das Köbner-Phänomen ist nach dem Arzt Heinrich Köbner (1838 – 1904) benannt, durch den es 1872 erstmals beschrieben wurde. Köbner hatte insbesondere bei Schustern und Schneidern beobachtet, dass an gereizten Stellen Plaques auftraten. Köbner zählt zu den Begründern der Dermatologie als medizinische Fachrichtung. Er gründete 1861 in Breslau das „Dr. Köbnersche Institut für Hautund Geschlechtskrankheiten“, wo er seine Patienten kostenfrei behandelte. Köbner habilitierte sich 1869 und bewirkte 1877 die Gründung der Poliklinik für Hautkrankheiten und Syphilis an der Universität Breslau, deren Direktor er kurzzeitig wurde. Bei etwa einem Drittel der Menschen mit Schuppenflechte lässt sich das Köbner-Phänomen beobachten. Es tritt in der Regel 10 bis 14 Tage nach Einwirkung des Reizes auf, kann sich aber auch erst geraume Zeit später zeigen. Wer mit Schuppenflechte vom Köbner-Phänomen betroffen ist, sollte Reize auf die Haut, die als Auslöser wirken können, vermeiden. Der auslösende Reiz beim Köbner-Phänomen kann � mechanisch sein, z. B. durch Reibung, Kratzen, Insekten­ stiche, Abschürfungen, Rasieren, das Tragen von Schmuck, Akupunktur � chemisch sein, z. B. durch Kontakt mit bestimmten Inhaltsstoffen in Kosmetikprodukten oder Putz- und Waschmitteln � thermisch sein, z. B. durch Wärmeeinwirkung bei Verbren- nung oder Sonnenbrand oder Erfrierungen, beispielsweise beim zu starken Kühlen von Schwellungen oder Prellungen 18 Ausgabe 01/2014 Was bedeutet chronische Entzündung? Die Rolle des Immunsystems Schuppenflechte zählt zu den chronisch-entzündlichen Krankheiten. Entzündlich, weil ihr eine Entzündung zugrunde liegt. Doch was bedeutet chronisch? Als chronisch werden Erkrankungen bezeichnet, die dauerhaft bestehen. Das trifft auch auf die Psoriasis zu. Ihre Beschwerden und Begleiterkrankungen können zwar behandelt und gut kontrolliert werden. Aber auch wenn die Krankheit gerade nicht aktiv ist, werden Menschen mit Schuppenflechte in der Regel ein Leben lang von der Krankheit begleitet. So kann es auch nach vielen Monaten der Ruhe erneut zu einem Schub kommen. Ein Blick in die Tiefe Doch was passiert da genau im Körper? Wie entsteht die Entzündung – und warum geht sie nicht irgendwann von allein zurück? Das Immunsystem spielt dabei die Hauptrolle. Bei Psoriasis kommt es zu einer Fehlleitung des Immunsystems: 1. D urch einen auslösenden Reiz, beispielsweise eine Infektion, hormonelle Umstellung oder Hautverletzung, werden Immunzellen aktiviert. 2. Die Immunzellen beginnen, Botenstoffe zu produzieren. Das Immunsystem wird durch unterschiedliche Botenstoffe gesteuert. Einige von ihnen sorgen dafür, dass eine Entzündung startet und aufrechterhalten wird, andere beenden einen Entzündungsprozess. Bei der Psoriasis werden vermehrt entzündungsfördernde Botenstoffe ausgeschüttet, z. B. TNF-alpha und verschiedene Interleukine. 3. Diese entzündungsfördernden Botenstoffe koppeln an Bindungsstellen (Rezeptoren) von Gewebezellen an. Botenstoff und Rezeptor passen zusammen wie ein Schlüssel und ein Schloss. 4. Innerhalb der Gewebezellen wird dadurch ein Entzündungsprozess aktiviert, um Eindringlinge abzuwehren oder Gewebeschäden zu reparieren. In einem funktionierenden Immunsystem klingt die Entzündung wieder ab, sobald der Schaden repariert ist. 5. Bei Psoriasis gerät dieser Prozess aus dem Gleichgewicht und es werden immer mehr Immunzellen angezogen und fortlaufend weitere Botenstoffe produziert. Die Entzündung bleibt bestehen und klingt nicht wieder ab. Dadurch wird unter anderem der Erneuerungsprozess der Haut gestört – er beschleunigt sich um ein Vielfaches. Die neu und zu schnell gebildeten Hautzellen können nicht richtig reifen, sammeln sich an der Hautoberfläche und führen zur Schuppenbildung. Gleichzeitig kommt es zu einer vermehrten Neubildung von Blutgefäßen, die Haut rötet sich. So entstehen die für Psoriasis charakteristischen Plaques. Leben mit Psoriasis 19 WIS SEN Der chronische Entzündungsprozess Die Entzündungsreaktion ist aktiviert 4 1 Botenstoffe werden fortlaufend produziert und die Entzündung wird aufrechterhalten Andauernder Entzündungs­ prozess 5 Immunzelle 2 Aktivierte Immunzellen produzieren Botenstoffe, z. B. TNF-alpha, dadurch wird eine Kettenreaktion ausgelöst Gewebezelle Botenstoffe koppeln an Bindungsstellen (Rezeptoren) von Gewebezellen 3 Auslösender Reiz Botenstoff Mehr als nur die Haut Die Veränderungen der Haut sind ganz typisch für die Psoriasis. Doch die Entzündung geht häufig im Körper noch weitere Wege. Es kann beispielsweise zu einer Gelenkentzündung, einer Arthritis, kommen. Aufgrund der Entzündung im Körper besteht zudem ein erhöhtes Risiko für Depression, Diabetes, Bluthochdruck, Übergewicht oder erhöhte Blutfettwerte sowie Augen- und Darmentzündungen. Da sich die Erkrankung auf das gesamte Organsystem auswirken kann, wird die Psoriasis von Ärzten auch als systemische, den ganzen Körper betreffende Krankheit bezeichnet. Entsprechend werden heute bei mittelschwerer bis schwerer Psoriasis auch Behandlungen angewendet, die nicht nur von außen auf die Haut, sondern von innen direkt auf das Immunsystem wirken. Redaktion Leben mit Psoriasis Postfach 2341 37013 Göttingen [email protected] Herausgeber: AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG 7810155_1409 Impressum