Mehr hilft mehr ?

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Krankenhaus Sulzbach, Dr. Michael Gawlitza
MS-Patienten-Akademie Sulzbach
Mehr hilft mehr ?
Dr. Michael Gawlitza
15.01.2014
1
Mehr hilft mehr ? Neue Medikamente im Fokus
15.01.2014
Krankenhaus Sulzbach, Dr. Michael Gawlitza
BAF-312 / Siponimod
Ocrelizumab
Medikamentenentwicklung MS
Daclizumab
Peg-IFN-beta1a
15
Laquinimod / Nerventra® (2014 ?)
14
13
Dimethylfumarat / Tecfidera® (1/2014 ?)
12
Teriflunomid / Aubagio® (9/2013)
Anzahl Medikamente
10
Fingolimod / Gilenya® (3/2011)
9
Natalizumab / Tysabri® (6/2006)
8
Mitoxantron /Ralenova® (2/2003)
7
Glatiramer / Copaxone® (2001)
6
Fazekas 1997
Interferone 1996
4
3
AZT / Imurek®
3
Zulassung 9/2000
Erstbeschreibung der MS:
CHARCOT, ORDENSTEIN
2
2
2
2
2
1960
1970
1980
1990
ACTH
Kortison
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
1868
1880
1890
1900
1910
1920
1930
1940
1950
2
6
i.v. IgG
5
1
11
Alemtuzumab / Lemtrada® (9/2013)
11
Mehr hilft mehr ? Neue Medikamente im Fokus
2000
2010
2020
15.01.2014
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BAF-312 / Siponimod
Ocrelizumab
Medikamentenentwicklung MS
Daclizumab
Peg-IFN-beta1a
15
Laquinimod / Nerventra® (2014 ?)
14
13
Dimethylfumarat / Tecfidera® (1/2014 ?)
12
Teriflunomid / Aubagio® (9/2013)
Anzahl Medikamente
10
Fingolimod / Gilenya® (3/2011)
9
Natalizumab / Tysabri® (6/2006)
8
Mitoxantron /Ralenova® (2/2003)
7
Glatiramer / Copaxone® (2001)
6
Fazekas 1997
Interferone 1996
4
3
AZT / Imurek®
3
Zulassung 9/2000
Erstbeschreibung der MS:
CHARCOT, ORDENSTEIN
2
2
2
2
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1960
1970
1980
1990
ACTH
Kortison
0
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0
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1868
1880
1890
1900
1910
1920
1930
1940
1950
3
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i.v. IgG
5
1
11
Alemtuzumab / Lemtrada® (9/2013)
11
Mehr hilft mehr ? Neue Medikamente im Fokus
2000
2010
2020
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Teriflunomid / Aubagio®
im Vergleich zu AZT / Imurek®

Teriflunomid ist der aktive Metabolit von Leflunomid (Arava®), ein
Immunmodulator zur Arthritisbehandlung.

Teriflunomid und AZT hemmen die DNA-Synthese sich schnell
teilender Zellen und somit v.a. die Neusynthese der T- und BLymphozyten, die wesentlicher Bestandteil des Immunsystems sind.

Aubagio hemmt die Pyrimidinsynthese in den Mitochondrien.

AZT bzw. sein aktiver Metabolit 6-Mercaptopurin interferiert als
atypisches / „falsches“ Purin-Nukleotid (Purinanalogon) mit der DNASynthese und stört diese.

Trotz des ähnlichen Wirkungsmechanismus wird Teriflunomid als
„Immunmodulator“ bezeichnet, während AZT als
„Immunsuppressivum“ gilt.
AZT wird schon seit den 70-er Jahren bei der MS-Behandlung
verwendet („off label“), allerdings ohne gute Studienlage und eher
„halbherzig“. Aufgrund eines Reviews alter Studien (ohne MRT !) und
vereinzelter neuerer Daten (iranische MRT-Studie) erfolgte 9/2000 die
späte Zulassung für die schubförmige MS in Deutschland.

4
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Grundgerüst von Adenin und Guanin
ist das eines Purins.
Cytosin, Thymin und Uracil beruhen
auf dem Grundgerüst von Pyrimidin
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Teriflunomid / Aubagio®

Filmtabletten 14 mg

Hersteller Genzyme / Sanofi

Zugelassene Indikation: „Schubförmig-remittierende MS“

1x täglich eine Tablette

Erhöhte Leberenzyme, Haarausfall, Durchfall, Grippe, Übelkeit
und Empfindungsstörungen (periphere Neuropathie, z.B. KTS),
Blutbildveränderungen.

Teriflunomid hat ein Potential für seltene schwere
Nebenwirkungen wie Hepatotoxizität, Nierenerkrankungen,
Hyperkaliämie und schwere Hautreaktionen.

Krebsrisiko: Keine erhöhte Krebsrate in den Studien
aufgetreten, Beobachtungszeit jedoch zu kurz zur Beurteilung
eines Langzeitrisikos.

Teratogenität: Strikte Schwangerschaftsverhütung, wegen sehr
langer Halbwertszeit beschleunigte Elimination (Cholestyramin,
Aktivkohle) vor oder nach Eintritt einer Schwangerschaft
erforderlich.

Nach Absetzen: Dauer bis zum Erreichen eines Plasmaspiegels
von max. 0,02 mg/l durchschn. 8 Monate bis zu 2 Jahren !

Bevor eine Frau versucht schwanger zu werden, sollten die
gemessenen Plasmaspiegel 2x (1x und mindestens 14 Tage
danach zum 2. mal) unter 0,02 mg/l liegen
5
AZT zum Vergleich:
 Tbl. zu 25 mg und 50 mg.
 Dosierung zu Beginn 2,5mg / kg KG, Anpassung
nach Blutwerten (Leukozytenzahl, Lymphozytenzahl,
MCV), meist aufgeteilt auf 2 Gaben tgl.
 Interaktionen insbesondere mit Allopurinol zu
beachten !
 UAW wie bei Teriflunomid.
 Leicht erhöhte Rate von Krebserkrankungen v.a. des
blutbildenden Systems (Leukämien) nach mehr als 10
Jahren zu befürchten / zu erwarten.
 Teratogenität unterstellt, Schwangerschaft / Stillzeit
kontrainidiziert. Aber es gibt zahllose Beobachtungen
von Schwangerschaften unter AZT, ohne dass eine
erhöhte Missbildungsrate verzeichnet wurde !
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Teriflunomid / Aubagio®





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Jährliche Schubrate vergl. mit Placebo
- Teriflunomid
(TEMSO und TOWER)
- AZT
minus 31,5 – 36 %
minus 30 – 40 %
Schubfrei
- Teriflunomid
- AZT
plus 26 %
k. A.
Behinderungsprogression
- Teriflunomid
- AZT
max. minus 26%, min. 1,7%
Trend positiv, nicht signifikant
Anzahl aktiver Läsionen im MRT
- Teriflumomid
- AZT
minus 69%
minus 39% (eingeschränkte Aussage)
Kosten
- Teriflunomid
- AZT
22.500,- /Jahr
600,- /Jahr
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Alemtuzumab / Lemtrada®

Erster „humanisierter“ monoklonaler IgG-Antikörper überhaupt.

Anti-CD52-Antikörper, Oberflächenantigen auf T- und B-Lymphozyten („Lymphozytenkiller“) →
Depletion → Repopulation der Lymphozyten über mehrere Monate („Reboot des Immunsystems“)

Als MabCampath zur Behandlung einer Untergruppe von CLL-Patienten bereits seit 2001 zugelassen gewesen.

Hersteller Genzyme / Sanofi nahm die Zulassung für CLL zurück, um ihn nach einiger Zeit als Lemtrada® zur
MS-Therapie zu wesentlich höherem Preis wieder auf den Markt zu bringen.

Zulassung in der EU 9/2013: Erwachsene Pat. mit schubförmig remittierender MS (RRMS) mit aktiver
Erkrankung (2 Schübe in den vorausgegengenen 2 Jahren).

12/2013 wurde von der FDA die Zulassung in den USA verwehrt, nicht überzeugende Daten, zu hohes
Risikopotential !

12mg pro Infusion, vorgeschriebene Infusionsdauer 4 Stunden
- an 5 aufeinanderfolgenden Tagen im ersten Jahr (60mg)
- an 3 aufeinanderfolgenden Tagen im zweiten Jahr – nach 12 Monaten (36mg)

Vortestung auf VZV, falls negativ Windpockenimpfung 6 Wochen vor Behandlungsbeginn

Vorbehandlung unmittelbar vor den jeweils ersten 3 Infusionen mit 1000mg Methylprednisolon wegen der
Möglichkeit gravierender IAR (infusionsassoziierter Reaktionen) wahrscheinlich durch Zytokinfreisetzung

Herpes-Prophylaxe für jeweils mindestens 1 Monat mit Aciclovir oral (z.b. 2 x 200 mg)

Nachbeobachtung bis 48 Monate nach der letzten Infusion.

Kosten:
- 1. Jahr: € 53.267,50
- 2. Jahr: € 31,960.50
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Alemtuzumab / Lemtrada®

Nachbeobachtungszeit mindestens 48 Monate = 4 Jahre nach der letzten Infusion
hängt mit den möglichen verzögert eintretenden Nebenwirkungen zusammen
 Monatlich großes Blutbild mit Differentialblutbild
ITP, schwerwiegend bei 1%, 1 Todesfall (Hirnblutung), typisch 14 – 36 Monate nach Erstgabe.
Selten andere Zytopenien (Blutbildveränderungen) wie Neutropenie, hämolytische Anämie (1
Todesfall), Panzytopenie
 Alle 3 Monate Schilddrüsenwerte
Autoimmune Schilddrüsenerkrankungen wie z.B. Basedow, Hyper- / Hypothyreose in 36%
 Monatlich Kreatinin-Bestimmung und Urinuntersuchung
Nierenerkrankungen in 0,3%, darunter 2 Fälle von Goodpasture-Syndrom (autoimmune
Glomerulonephritis)
 Häufigere Infektionen wie Grippe, Nasopharyngitis, HWI, Sinusitis, Bronchitis
Infektionen schwerwiegenderer Art in 2,7% inkl. Appendizitis, Pneumonie, Zoster.
Tbc beschrieben (0,3%). Oberflächliche Pilzinfektionen (orale und vaginale
Candidosen) in 12% versus 3% bei IFN-beta.
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Alemtuzumab / Lemtrada®
®
In den Zulassungsstudien wurde Lemtrada nicht gegen Placebo,
sondern gegen Rebif 44µg 3x / Woche s.c. getestet !

Jährliche Schubrate
minus ca. 50%
(geschätzt minus 65% vergl. mit Placebo)

Schubfrei über 2 Jahre
plus ca. 40 %
(77,6% vs. 58,7% bzw. 65,4% vs. 46,7%)

Behinderungsprogression (SAD)
minus ca. 40%

Anzahl aktiver Läsionen im MRT
minus ca. 40%

Anzahl neuer T2-Läsionen im MRT
minus ca. 25%
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Blockbuster ?
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Dimethylfumarat / Tecfidera®
Ergebnis zunächst: Fumaderm® - ein Fumarat-Gemisch mit überwiegendem
Anteil von Dimethylfumarat - zur Behandlung der schweren Psoriasis
wurde 1994 in Deutschland zugelassen
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Dimethylfumarat / Tecfidera®


Hersteller BIOGEN IDEC, entwickelt / erforscht unter der Bezeichnung BG-12.
Zulassung in den USA 3/2013, in Europa bisher trotz Zulassungsempfehlung der EMA
bereits 3/2013 Verzögerung wegen patentrechtlicher Vorbehalte des Herstellers.
11/2013 Anerkennung als „neuartiges Arzneimittel“, das bedeutet 10 Jahre
Patentschutz für den Hersteller. Somit wird die Zulassung in Deutschland täglich
erwartet.
Zulassung USA: „indicated for the treatment of patients with relapsing forms of MS“
Kapseln mit 120mg (für die ersten 7 Tage) und 240mg (für die Langzeitbehandlung)
BID (lat. „bis in die“, d.h. 2x täglich).
Kosten: Bisher nicht bekannt, laut BIOGEN dem „Zusatznutzen angemessen“ (also
wahrscheinlich ziemlich hoch), etwa entsprechend oder wie in den USA etwas höher
als Gilenya® (ca. € 27.700,- pro Jahr), in den USA $ 54.900,- pro Jahr. Fumaderm mit
äquivalenter Dosis von Dimethylfumarat (2 x 240mg = 2 x 2 Tbl.) würde kosten ca.
€ 4.200,- pro Jahr.
Wirkmechanismus im Immunsystem nicht genau bekannt.





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Dimethylfumarat / Tecfidera®: UAW
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Dimethylfumarat / Tecfidera®: Effekt
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Dimethylfumarat / Tecfidera®: Effekt
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Dimethylfumarat / Tecfidera®: Effekt
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Dimethylfumarat / Tecfidera®: Effekt Studie 2
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Dimethylfumarat / Tecfidera®: Effekt
Fazit:
Wir können den zu erwartenden Effekt von Tecfidera noch nicht sicher
einschätzen, er ist jedoch sicher markant.
Vorteile sind die orale Einnahme und die überschaubaren /
beherrschbaren Nebenwirkungen, die zwar unangenehm sein können,
jedoch nur äußerst selten gefährlich, und dies bei gutem bis sehr gutem
Effekt.
Der Marktanteil in den USA liegt 11/2013 bereits bei 15% und es werden
25% - 30% erwartet (Finanzanalysten). Entsprechend wurde das Kursziel
der BIOGEN-Aktie nach Bekanntwerden des erweiterten Patentschutzes
in Europa weiter heraufgesetzt.
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Laquinimod / Nerventra®

Immunmodulatorische Substanz aus Schweden, weiterentwickelt und zur Zulassung in der EU beantragt durch TEVA.

1x 0,6mg täglich oral.

Wirkmechanismus nicht genau bekannt.

2 Phase-III-Studien:
19

ALLEGRO und BRAVO

Nur mäßige Schubratenreduktion (ca. 20%), jedoch gemessen an der Schubratenreduktion und der ebenfalls eher geringen
Reduktion aktiver Herde im MRT deutlichere, signifikante Effekte auf die Behinderungsprogression.
In his summary talk at the end of the meeting (ECTRIMS 10/2013) looking at meeting highlights, Bernd Kieseier, MD, Heinrich
Heine University, Düsseldorf, Germany, pointed out these new analyses.
Laquinimod: A Disproportional Effect on Disability in MS
"We are seeing a relative reduction of 30% in 3-month disability progression. That is 6 times greater than predicted by the
inflammatory data. We were all surprised by the great effect on disability seen with this drug while the effects on inflammation
were not that pronounced," he said. "This suggests an underlying disconnect between neuroinflammation and
neurodegeneration. And we may have a drug here that targets the neurodegeneration more."

Scheint weniger entzündungshemmend zu wirken sondern mehr neuroprotektiv, also der Demyelinisierung entgegenwirkend.

Könnte eine vielversprechende Medikation für sekundär und primär chronische MS-Betroffene werden. Entsprechende Studien
sind geplant.

Könnte auch in Kombinationstherapien mit stärker entzündungshemmenden Medikamenten sehr nützlich sein.

Wenige Nebenwirkungen !
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Synopsis
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Moderat wirksame, aber
eher risikoarme Medi's
Mittelstarke bis starke
Medi's mit sehr
unterschiedlichen
Risikoprofilen
Sehr stark wirksame
Medi's, deren
Nebenwirkungsprofil uns
Kopfzerbrechen macht
Medikament
IFN-beta, Copaxone,
AZT, Teriflunomid,
Laquinimod (?)
Fingolimod,
(←) Dimethylfumarat,
Alemtuzumab (→)
Natalizumab (Tysabri®)
Schubratenreduktion
25 - 35%
ca. 50% (bis 65%)
67% bis
81% (bei hochaktiven
Pat.)
Reduktion aktiver Herde
im MRT
bis 40%
bis 80%
92%
Reduktion der
Behinderungsprogression
bis 30%
bis 40%
54%
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Synopsis
Moderat wirksame, aber
eher risikoarme Medi's
Mittelstarke bis starke
Medi's mit sehr
unterschiedlichen
Risikoprofilen
Sehr stark wirksame
Medi's, deren
Nebenwirkungsprofil uns
Kopfzerbrechen macht
IFN-beta, Copaxone,
AZT, Teriflunomid,
Laquinimod (?)
Fingolimod,
(←) Dimethylfumarat,
Alemtuzumab (→)
Natalizumab (Tysabri®)
Schubratenreduktion
25 - 35%
ca. 50% (bis 65%)
67% bis
81% (bei hochaktiven
Pat.)
Reduktion aktiver Herde
im MRT
bis 40%
bis 80%
92%
Reduktion der
Behinderungsprogression
bis 30%
bis 40%
54%
Medikament
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Bleibt das Maß der Dinge !
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Neues zu Tysabri:
Damoklesschwert PML z.T. entschärft !
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Neues zu Tysabri
L-Selectin: ein neuer Marker für PML-Risiko
Late Breaking News
Saturday, October 05, 2013, 08:30 - 08:42
Dynamic biomarkers for clinical efficacy and individual PML prevention under natalizumab therapy
T. Schneider-Hohendorf, N. Schwab, H. Wiendl (Münster, DE)
How the adaptive immune system and especially immune surveillance is influenced by long-term natalizumab therapy is still unclear. This is
of special interest as the development of natalizumab-associated PML is a major health concern and highly correlated to long-term
treatment.
We assessed 381 long-term natalizumab-treated (18-80 months) MS patients, including 16 having developed PML. There were no major
changes in the peripheral T-cell compartments, but T cells in the CSF of natalizumab-treated patients showed an almost exclusive effectormemory signature. This pattern was not found in MS patients treated with other drugs, where central-memory cells dominated the CSF, but
was seen in non-inflammatory neurological diseases. CD49d expression on peripheral T cells was immediately downregulated upon
treatment initiation, but recovered to the value of healthy controls during long-term therapy. This CD49d downregulation was absent in
patients testing positive for natalizumab-neutralizing antibodies (nabs) or during a relapse. CD49d expression on CSF T cells was
completely absent, indicating that there might be alternative mechanisms for T cells to enter the CSF and probably also the CNS
compartment without using CD49d for adhesion to luminal endothelium. In contrast to the downregulation of CD49d, PSGL-1 was strongly
upregulated in the periphery, presumably due to the strong and persistent T-cell activation by natalizumab. This upregulation has significant
functional relevance as shear-flow experiments with glass capillaries coated with P-Selectin (PSGL-1 ligand) as well as with cultured
primary human brain-derived microvascular endothelial cells revealed enhanced capturing and rolling of patient-derived CD4+ T cells.
Strikingly, L-selectin (CD62L) showed a strong correlation with PML development. Eight patients had given blood before the diagnosis of
PML and the percentage of CD62L expressing CD4+ T cells was significantly lower in all of these patients (4.6%) when compared with nonPML natalizumab-treated patients (40.2%; p<=0.0001). Natalizumab treatment induces a normalization of the central T-cell effector/memory
compartments and strong peripheral T-cell activation with consequences for adhesion molecule expression. Measurement of CD49d on
CD4+ T cells can help with detection of patients with continued clinical activity (nabs, non-responders); lack of CD62L expression on CD4+
T cells provides a biomarker for individual PML risk assessment.
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L-Selectin,
ein neuer Marker für PML-Risiko
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L-Selectin,
ein neuer Marker für PML-Risiko
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Andere Neuigkeiten


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„Krakauer MS-Pflaster“ (Universität Krakau, 7/2013)

Kleine Studie mit 30 Pat.

Pflaster mit Myelin-Basisprotein (MBP), Myelin-Oligodendrozyten-Glykoprotein (MOG) und
Proteolipid-Protein (PLP)

16 Pat. 1mg, 4 Pat. 10mg, 10 Pat. Placebo

Schubratenreduktion von 1,4 auf 0,43 entsprechend 69%

Zahl neuer T2-Läsion von 2,4 auf 0,75 reduziert entsprechend 69% (n.s.)

Kumulative Anzahl GD+ -Läsionen im MRT um 66,5% reduziert (n.s.)

Keine relevanten Nebenwirkungen
BCG-Impfung (Zentrum für experimentelle neurologische Therapien Rom, 12/2013)

Pat. mit CIS, 33 erhielten 0,1mg BCG-Lebendimpfstoff, 40 Placebo

Nach ½ Jahr 3,1 GD+ -Läsionen gegenüber 6,6

Nach 5 Jahren schubfrei und somit noch ohne MS-Diagnose 19/33 = 58% gegenüber 12/40 = 30%

Konvertierung zur gesicherten MS nach 5 Jahren halbiert

T1-hyointense Läsionen („Black holes“) -0,2 gegenüber +1,0 innerhalb 18 Monaten

Keine gravierenden Nebenwirkungen
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Schlusswort (nachträglich hinzugefügt)
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
Aubagio®:
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Solide, moderat wirksam, aber nicht wirklich neu oder bahnbrechend.

Für Frauen mit Kinderwunsch / noch nicht abgeschlossener Familienplanung indiskutabel.

M.E. ein Immunsuppressivum (kein Immunmodulator, auch wenn's besser klingt) nach Art und mit ähnlicher Potenz wie AZT / Azathioprin /
Imurek®, nur dass wir AZT viel besser kennen.

Nach wie vor jammerschade, dass keine den modernen Anforderungen entsprechenden Studien für AZT bei MS existieren.
Lemtrada®:

Eine sehr problematische Substanz.

V.a. das Nebenwirkungspotential und die mangelnde Steuerbarkeit der Behandlung sind bedenklich.

Ebenso ist die Einhaltung der zwingend erforderlich 4-wöchentlichen Nachbeobachtungen (Monitoring) über mindestens 5 Jahre kaum zu
gewährleisten.

Die Wirkung bleibt hinter Tysabri® zurück, jedenfalls gibt es keine total überlegene Wirksamkeit, die die beträchtlichen Risiken rechtfertigen
könnte.
Tecfidera®:




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Wird auch in Deutschland / Europa gut angenommen werden und hat dies auch verdient, auch wenn es nicht DIE „Wunderpille“ ist.
Tysabri®:

Bleibt auf nicht absehbare Zeit das Maß der Dinge hinsichtlich überlegener Wirkung bei RRMS.

Neue Forschungsergebnisse (L-Selectin-Test) werden die Anwendung insbesondere hinsichtl. PML sicherer machen und evtl. zu einer
Erweiterung des Einsatzes führen, evtl. auch in der Basistherapie.
Betrüblich:

Weiterhin keine neuen Optionen für primär oder sekundär chronische MS-Patienten.

Es laufen Studien mit vielen der für die schubförmige MS zugelassenen oder erwarteten Medikamente auch bei PCMS und SCMS, das wird
aber dauern und ist ergebnisoffen.
Cave:

Die „Qual der Wahl“ verführt zum Medikamenten-Hopping.

Genau das muss aber vermieden werden, denn verlaufsmodulierende Behandlungen der MS sind auf Jahre und Jahrzehnte (!) angelegt.

Ein Medikamentenwechsel zu einer der neuen Substanzen kann für einige Betroffene durchaus sinnvoll sein, muss aber gut überlegt werden.
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