LK H. P. Niedermann Magnetische Felder A.2.171 (1 – 6) Helium-Ionen im elektrischen und magnetischen Feld* 1 Geben Sie die Definitionsgleichung der magnetischen Flußdichte B an und bezeichnen Sie die darin auftretenden Größen in Worten. Skizzieren und beschreiben Sie kurz einen Versuch, der diese Definition als sinnvoll begründet. 2 In der unten skizzierten Versuchsanordnung emittiert die Ionenquelle zweifach positiv geladene He++-Ionen mit der Ladung 2 · e und der Masse m1 = 4 · u; die Beschleunigungsspannung beträgt U1 = 1800 V. Hinter der Quelle verläuft der Ionenstrahl parallel zu den elektrischen Feldlinien durch einen Plattenkondensator und gelangt dann senkrecht zur Feldrichtung in ein kreisförmig begrenztes, homogenes und konstantes Magnetfeld (Durchmesser 2 R = 0,20 m). Hier durchlaufen die Ionen gemäß Skizze eine kreisbogenförmige Bahnkurve mit Radius r und kommen schließlich in einen Detektor. Die ganze Anordnung befindet sich im Hochvakuum. → Magnetfeld B Ionenquelle mit der Beschleunigungsspannung U1 = 1800 V U2 R – + vo → B 60° Abbremskondensator Detektor Abb. 1 2.1 Berechnen Sie die Energie der He++-Ionen in eV. 2.2 Berechnen Sie die Geschwindigkeit vo, mit der die He++-Ionen die Quelle verlassen. 636 Unterrichtsmaterialien Physik Stark Verlag LK 2.3 Magnetische Felder A.2.172 (1 – 6) Zunächst liegt am Kondensator keine Spannung an, d. h. es ist U2 = 0. 2.3.1 Bei der vorhandenen Flußdichte B des Magnetfeldes gelangt der Ionenstrahl in den Detektor, wenn man die Beschleunigungsspannung U1 = 1800 V einstellt. Zeigen Sie, daß zwischen U1 und B folgender Zusammenhang besteht: 1 U1 · m1 B = r e 2.3.2 Zeigen Sie anhand einer Skizze, daß für den Bahnradius r gilt: R r = tan 30°. Berechnen Sie die Flußdichte B für die gegebenen Größen. 2.3.3 Der Ionenstrahl hat einen kreisförmigen Querschnitt mit dem Durchmesser d = 2 mm. Mit dem Detektor wird die Stromstärke I = 0,15 mA gemessen. Zeigen Sie anhand einer Skizze, daß für die Stromstärke gilt: 1 I = 2 π d2 · e · vo · n. Hier ist e die Elementarladung, vo die Ionengeschwindigkeit und n die Ionenzahl je Volumeneinheit. Berechnen Sie die Zahl der Ionen im Volumen V = 1 mm3. 2.4 Die Quelle wird auf die Abgabe einfach positiv geladener Ionen unbekannter Masse m2 umgestellt. Die Beschleunigungsspannung beträgt wieder U1 = 1800 V. Am Abbremskondensator wird die Spannung U2 so eingestellt, daß der neue Ionenstrahl bei unverändertem Magnetfeld in den Detektor gelangt. Zeigen Sie, daß für die Ionenmasse m2 gilt: m1 U1 · . m2 = 2 U1 - U 2 Berechnen Sie für die Größe U2 = 1636 V die Masse m2 in u. * Prüfung der Fachgebundenen Hochschulreife an den Technischen Oberschulen in Baden-Württemberg im Schuljahr 1988/89 636 Unterrichtsmaterialien Physik Stark Verlag LK Magnetische Felder A.2.173 (1 – 6) Lösungen 1 Definitionsgleichung: B = FM I · l ges FM: Betrag der Kraft auf den stromdurchflossenen Leiter lges: gesamte Leiterlänge I: Stromstärke Der Leiter ist hierbei senkrecht zu den magnetischen Feldlinien angeordnet. Versuch: Man bringt das skizzierte Spulenrähmchen in das homogene Feld einer langgestreckten Spule. 1. Messung: Die Stromstärke im Rähmchen wird verändert und FM gemessen. Erg.: FM ∼ I bei lges = konstant 2. Messung: Die Gesamtlänge lges wird verändert (z. B. durch Änderung der Windungszahl oder Änderung der Spulenbreite) und FM gemessen. → → Erg.: FM ∼ lges bei I = konstant FM2 I FM1 Gesamtergebnis: Der Quotient FM I · l ges x ist konstant, er hängt nur noch vom gegebenen Magnetfeld ab. Dieser Quotient ist daher eine geeignete Größe zur Beschreibung der "Stärke" magnetischer Felder. → B → FM Magnetfeld Abb. 2 2.1 2.2 Nach der Definitionsgleichung der Spannung gilt für die an der Ladung q verrichtete Arbeit: Wel = q · U = 2 e · U1 = 2 e · 1800 V = 3600 eV Leitgedanke: Beschleunigte Bewegung aus der Ruhe heraus, Geschwindigkeit gesucht, also Arbeitssatz (Spannungs-ABS) 636 Unterrichtsmaterialien Physik Stark Verlag LK Magnetische Felder A.2.174 (1 – 6) Bezeichnen wir die erreichte Endgeschwindigkeit mit v0, so folgt: 1 2 2 m1 v0 = q U1 4 e U1 q ⇔ v0 = 2· U 1 und mit q = 2 e: v 0 = (1) m1 m1 also: v0 = 4 · 1,6 · 10 -19 C · 1800 V m = 4,17 ⋅ 10 5 -27 s 4 · 1,66 · 10 kg 2.3.1 Leitgedanke: Die Ionen beschreiben eine Kreisbahn, die Zentripetalkraft wird von der Lorentzkraft aufgebracht. Daher gilt: m v m1 v02 = q v0 B, mit q = 2 e folgt: B = 21r e0 r Mit (1) erhalten wir dann: m1 4 e U1 1 U1 m1 B = ⇒ B= (2) 2re m1 r e 2.3.2 Nach der Skizze stehen die Schenkel MB und BC bzw. MD und AC aufeinander senkrecht. Daher gilt: <) ACB = 60° und <) MCB = 30° Damit folgt für den Bahnradius der Ionen, die in den Detektor gelangen: R R tan 30° = r oder r = tan 30° Mit (2) erhalten wir dann die zugehörige magnetische Flußdichte: tan 30° U1 m1 B= R e tan 30° 1800 V · 4 · 1,66 · 10–27 kg = 0,1 m 1,6 · 10–19 C = 0,05 T → Magnetfeld B A R M D 60° r B 30° r C Abb. 3 636 Unterrichtsmaterialien Physik Stark Verlag LK Magnetische Felder A.2.175 (1 – 6) 2.3.3 Alle Ionen im Volumen ∆V = A∆s passieren in der Zeit ∆t die rechte Querschnittsfläche A. Ihre Anzahl ist N = n∆V, wobei n die Ionenzahl je Volumeneinheit ist. Die transportierte Ladung ist also: ∆Q = N · 2 e = 2 e n ∆V = 2 e n A ∆s = 0,5 e n π d2 v0 ∆t Damit folgt für die Stromstärke: ∆Q , also I = ∆t d 1 I = 2 π d2 e v0 n (3) Ausschnitt aus dem Ionenstrahl: πd2 → vo Fläche A___ = 4 ∆s Abb. 4 N Es ist n = V, also N = nV. Mit (3) folgt dann für die Zahl N der Ionen, die sich im Volumen V befinden: 2IV N = nV = π d 2 e v0 Zu V = 1 mm3 gehört also die Ionenzahl: 2 · 0,15 · 10–3 A · (10–3 m)3 = 3,58 · 105 N = π · (0,002 m)2 1,6 · 10–19 C · 4,17 · 105 ms–1 2.4 Leitgedanke: – Die neuen Ionen beschreiben eine Kreisbahn mit dem "alten" Radius r. Bezeichnen wir ihre Geschwindigkeit mit v2, so gilt (siehe 2.3.1): m 2 v 22 reB (4) = ev 2 B oder m2 = r v2 – Jetzt fehlt noch v2! Die neuen Ionen durchlaufen zuerst die Beschleunigungsspannung U1 und dann die Bremsspannung U2. Sie werden also effektiv durch die Spannung U1 – U2 beschleunigt. Der Arbeitssatz ergibt dann: 1 2 (5) 2 m2 v2 = e (U1 – U2) 636 Unterrichtsmaterialien Physik Stark Verlag LK Magnetische Felder A.2.176 (1 – 6) Anmerkung: Wer dieser Überlegung nicht so recht traut, kann die beiden Vorgänge auch getrennt untersuchen. 1. Beschleunigungsspannung U1: 1 (6) Der Arbeitssatz ergibt hier: 2 m2 v202 = e U1 2. Abbremsspannung U2: Achtung: Hier treten die Ionen mit der Geschwindigkeit v20 in den Abbremskondensator ein, es liegt also eine verzögerte Bewegung mit Anfangsgeschwindigkeit vor. Der Arbeitssatz ergibt hier: 1 2 1 2 (7) 2 m2 v2 – 2 m v20 = –e U2 Auf der rechten Seite muß hier ein Minuszeichen stehen, da die elektrische Feldkraft bremsend wirkt. Aus (6) und (7) erhält man dann sofort die Beziehung (5). – Mit (4) und (5) starten wir nun einen ersten Versuch zur Berechnung der gesuchten Ionenmasse m2. Hierzu stellen wir (4) nach v2 um und setzen dann in (5) ein. Wir lösen nach m2 auf und erhalten: e r2 B2 m2 = 2 (U – U ) 1 2 – Ein Blick auf die "Zielformel" zeigt, daß hier noch r und B zuviel ist. Für die neuen Ionen gelten die alten Werte für r und B, d. h. wir dürfen hier ohne zu zögern Gl(2) verwenden. Damit folgt dann: e⋅ U1m1 e U1 m U1 − U 2 2 2(U 1 − U 2 ) Hiermit erhalten wir für die gesuchte Ionenmasse: 1800 V · 4 u m2 = 2 (1800 V – 1636 V) = 22 u m2 = ⇔ m2 = · (8) 636 Unterrichtsmaterialien Physik Stark Verlag